Der Traumschneider. Was ein Schneider ist, weißt du vielleicht das ist jemand, der Hemden, Hosen oder Kleider näht, die genau passen.

Transkript

1 Der Traumschneider Was quält dich in der Nacht? Warum bist du aufgewacht? Schreckensbilder oder gar nichts, leider Abhilfe schafft hier der Träume Schneider: Er holt deine tiefste Sehnsucht ans Licht und erfüllt sie im Traum, der gute Wicht. Ganz wunderbar für dich passend und keine Wünsche offenlassend träumst dann du nur das, was dich nährt! Traumschneider-Träume sind sehr begehrt! Was ein Schneider ist, weißt du vielleicht das ist jemand, der Hemden, Hosen oder Kleider näht, die genau passen. Aber was ist ein Traumschneider? Das ist jemand, der Träume herstellt, die genau zu der Person passen, die sie dann träumt. Und solch einen Traumschneider wirst du in der heutigen Geschichte kennenlernen. Schon als kleiner Wichtel wollte Hubertus stets Traumschneider werden. Die anderen Wichtel verspotteten ihn deshalb. Sie fanden handfeste Berufe, wie zum Beispiel Pilzhutaufspanner oder Zapfen-Entsamer viel spannender. Es gehört schon einige Kraft dazu, so einen Pilzhut aufzuspannen! Die Lehrlinge üben zuerst mit ganz kleinen Pilzen, die irgendwo versteckt im Moos wachsen, und arbeiten sich dann langsam zu den großen Hutpilzen vor. Zur Abschlussprüfung müssen sie dann einen Parasol, einen Fliegenpilz und einen Herrenpilz aufspannen, ohne dabei die zarte Hutkrempe zu beschädigen.

2 Oder die Zapfen-Entsamer: Im ersten Lehrjahr klappen sie vorsichtig die relativ weichen Schuppen von Tannen- und Fichtenzapfen um, um die Samen freizulegen und in den Wind zu streuen. Im zweiten Lehrjahr bekommen sie die knifflige Aufgabe, die Samen aus den Thujenzapfen herauszulösen und zum Abschluss des dritten Lehrjahrs müssen sie dann Zirbensamen aus den Zapfen lösen, ohne die holzigen Schuppen dabei abzubrechen. Traumschneider dagegen arbeiten im unsichtbaren Bereich da wird nichts ausgeschnitten und umgenäht, nichts enger oder weiter gemacht, nichts gerafft, gerüscht oder plissiert. Nein! Sie fertigen aus den Wünschen und Sehnsüchten der Menschen einen maßgeschneiderten Traum. Wenn du dich zum Beispiel vor Rechenaufgaben fürchtest, dann näht der Traumschneider für dich Bilder zusammen, in denen du plötzlich ganz toll Kopfrechnen kannst und das große Einmaleins so selbstverständlich weißt wie die Vornamen deiner Eltern. Wenn du Angst vor großen, schwarzen Hunden hast, dann bekommst du von ihm Träume, in denen du stark und mutig bist und wo große, schwarze Hunde entweder sofort Reißaus nehmen oder ganz lieb und folgsam sind. Wenn du dich lieber verstecken würdest, als jemanden Fremden anzusprechen, dann träumst du plötzlich davon, der Mittelpunkt auf dem Geburtstagsfest von jemand anderem zu sein und dass alle dich kennenlernen und mit dir spielen wollen. Und genau das wollte Hubertus lernen. Er war ein sehr feinfühliger Wichtel manchmal sah er jemanden nur an und hatte schon Bilder im Kopf, was für einen Traum er für diese Person schneidern könnte. Eines Tages kam Willi, ein Wichteljunge, der Hubertus immer ein wenig ärgerte, ganz zerknittert in die Schule. Er hatte tiefe Ringe unter den Augen, seine Mütze saß schief und statt wie sonst im Mittelpunkt zu stehen und nichts als Unsinn zu machen, setzte er sich einfach in seine Bank und starrte vor sich hin. Seine Freunde stupsten ihn an: Na, Willi, was ist los? Komm, legen wir ein Furzkissen auf den Stuhl vom Lehrer!

3 Ja, macht nur, aber lasst mich in Ruhe ich hab Kopfschmerzen! Sicher nicht vom Nachdenken!, flachsten die anderen und tollten durch die Klasse. Als der Lehrer später eine Frage an Willi richtete, redete sich dieser nicht wie sonst gekonnt heraus, sondern stotterte nur irgendetwas. Willi, was ist los mit dir? Bist du krank?, fragte der Lehrer besorgt. Die Aufnahmeprüfungen für die Lehrberufe standen bevor und er wollte natürlich, dass seine Schülerinnen und Schüler ihre Wunschberufe erlernen konnten. Nö, alles OK, hab nur Kopfschmerzen Im Laufe der nächsten Tage sah Willi immer schlechter aus. Seine Augen lagen tief in den dunklen Höhlen, die Mundwinkel hingen nach unten und er wollte nicht mit den anderen Wichteln spielen. Als Hubertus ihn verstohlen betrachtete, sah er plötzlich ein Bild, in dem Willi von Lehrern umringt war und immer kleiner und kleiner wurde. Interessant, dachte er, Vielleicht hat Willi Alpträume? Ich könnte ja mal versuchen, etwas für ihn zu tun Am Abend vor dem Schlafengehen dachte Hubertus an Willi und das seltsame Bild, das er gesehen hatte. Dann stellte er sich vor, wie die Lehrer immer kleiner und kleiner wurden und Willi größer und größer. Spontan drückte er Willi noch einen Riesenparasol in die Hand und ließ ihn diesen ganz lässig aufspannen.

4 Am nächsten Tag war Willi wie ausgewechselt. Er klopfte die üblichen Sprüche, ärgerte die anderen Wichtel und konnte auch die Fragen der Lehrer parieren. Wenn er die richtige Antwort nicht wusste, sagte er einfach etwas Lustiges oder blickte den Fragesteller treuherzig an, worauf dieser meist nur schmunzeln konnte. Als Hubertus nach der Schule heimgehen wollte, passte ihn Willi am Schultor ab und zog ihn hinter einen Baum, um ungestört mit ihm reden zu können. Hast du irgendwas gemacht?, fragte er und sah Hubertus mit zusammengekniffenen Augen an. Ich? Nein, wieso? Hubertus fürchtete, Opfer eines von Willis berüchtigten Späßen zu werden. Ich hatte einen seltsamen Traum letzte Nacht. Eigentlich einen ziemlich guten Traum. Seltsam war dabei nur, dass du auch darin vorgekommen bist Willi boxte Hubertus freundlich gegen die Schulter und schnaubte dann: Traumschneider cool echt! Dann zwinkerte er ihm zu, flüsterte Danke! und war verschwunden.

5 Dein Ausmalbild. Wenn du möchtest, kannst du das Bild anmalen oder mit deinen Ideen noch weiter ausschmücken. Die Figuren freuen sich über deine Beachtung und werden mit deinen Farben noch fröhlicher und lebendiger.