Wald und Klimawandel
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- Lucas Lorenz
- vor 8 Jahren
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1 BAFU/WSL Forschungsprogramm Wald und Klimawandel Phase I: Phase II: Hintergrund Wie dem vierten IPCC-Report (IPCC, 2007) zu entnehmen ist, wird für das 21. Jahrhundert von einer Zunahme der globalen Mitteltemperatur von C ausgegangen. Für die Schweiz geht das OcCC, das beratende Organ für Fragen der Klimaänderung bis ins Jahr 2050 von einer Erwärmung von 2 Celsius aus. Sollten diese Prognosen eintreffen, würden die Schweizer Wälder stark betroffen sein. Auf Standorten mit guter Wasserverfügbarkeit könnten wärmere Temperaturen das Baumwachstum fördern, während auf trockenen Standorten heute standortsgerechte Baumarten in wenigen Jahrzehnten standortsfremd werden könnten. Die Veränderungen drohen mit einer Geschwindigkeit abzulaufen, die eine natürliche Anpassung über genetische Prozesse oder natürliche Migration von Baumarten weitgehend unmöglich macht. Hinzu kommen Stürme, Trockenheit, Waldbrand und biotische Kalamitäten, welche zu negativen Rückkoppelungen führen. Eine Anpassung der Bestände mit dem Ziel der Erhaltung der Waldleistungen muss daher durch waldbauliche Strategien gefördert werden. Auch Überlegungen zu Anpassungsstrategien für den Holzsektor erscheinen notwendig. Um die kommenden Herausforderungen meistern zu können, benötigt die Praxis Grundlagenwissen und Entscheidungshilfen. Dazu lancieren das Bundesamt für Umwelt und die Forschungsanstalt WSL das Forschungsprogramm Wald und Klimawandel. Es zielt auf optimale Nutzung und Zusammenarbeit der Forschungskapazitäten in der Schweiz ab, unter Einbezug der relevanten Forschung in anderen mitteleuropäischen Ländern und der relevanten internationalen Forschungsprogramme wie COST, Interreg, EU-Rahmenprogramme etc. Vorprojektphase 2008/2009 In dieser Phase werden die wesentlichen Fragen präzisiert und priorisiert. Ziele dieser Phase sind ein konsolidierter Fragenkatalog, Machbarkeitsstudien für Forschungsprojekte (Experimente), ein Synthese- und Umsetzungsplan für die Forschungsarbeiten sowie eine realistische Mittelplanung. Konzeptpapier März,
2 Phase 1: In Phase 1 werden die Fragen mit der höchsten Priorität bearbeitet und soweit möglich beantwortet sowie Feldarbeit und Experimente gestartet. Dies geschieht in Form von Pilotstudien, die modular aufgebaut sind und als Grundlage für die 2. Phase dienen. Ziel sind erste verlässliche Antworten auf Einzelfragen und ein entsprechender Wissenstransfer in die Praxis. Geplante Phase 2: Die Arbeiten aus Phase 1 werden wo nötig mit vertiefter Fragestellung fokussiert und auf wahrscheinliche Entwicklungen ausgerichtet. Erkenntnisse aus Phase 1 und aus weiteren Quellen werden zu aktualisierten Empfehlungen verdichtet. Ziel sind Entscheidungshilfen und ein konsolidierter Wissenstransfer in die Praxis. Erwartete Resultate Für den Umgang mit der natürlichen Ressource Wald haben sich in der Schweiz Strategien und Praktiken etabliert, welche die möglichen Folgen des Klimawandels in ökologischer, ökonomischer und gesellschaftlicher Dimension berücksichtigen und in konkrete Waldbewirtschaftungskonzepte umsetzen. Auf der Basis unterschiedlicher Szenarien lassen sich Auswirkungen auf Waldleistungen und Ressourcen abschätzen. Für die Anpassung von Waldökosystemen an den Klimawandel wurden adaptive Managementkonzepte entwickelt. Diese sind regional differenziert und berücksichtigen standortskundliche Grundlagen zur Erleichterung der Umsetzung. Der gewählte iterative und partizipative Ansatz (Einbezug des Forstdienstes und der Forstpraxis; Kantone; Waldbesitzer, Holzwirtschaft und Umweltorganisationen) ermöglicht eine breite Abstützung und Umsetzung der Forschungsergebnisse sowie eine umfassende Abschätzung von Chancen und Risiken des Klimawandels und der adaptiven Strategien. Ein Frühwarnsystem für Störungen (biotisch, Feuer) unterstützt das adaptive Management von Waldökosystemen. Die vorhandenen Waldschutzstrategien wurden vor dem Hintergrund des bevorstehenden Klimawandels angepasst. Abgestimmte Kommunikationsstrategien ermöglichen eine sachgerechte Information der Öffentlichkeit und eine entsprechende Sensibilisierung hinsichtlich der Risiken einer Klimaänderung. Konzeptpapier März,
3 Wissenschaftliche Struktur Das Programm ist in 4 thematische Workpackages (WP s) und ein transversales Workpackage gegliedert: WP 1: WP 2: WP 3: WP 4: WP 5 : Grundlagen und Entwicklungsszenarien (Entwicklungen abschätzen) Voraussichtliche Entwicklung von Klima- und Umweltfaktoren aufgrund verschiedener Szenarien (regionale Klimaentwicklung, Wasserversorgung verschiedener Standorte, Deposition/ Nährstoffhaushalt) Ausscheidung klimasensitiver Standorte/Bestände (Grenzstandorte, immissionsgeschädigte Bestände, Bestände mit hohen Fichtenanteilen etc.) Auswirkungen auf Waldleistungen und Ressourcen Wie wirken sich verschiedene Klimaentwicklungen auf Schutz vor Naturgefahren, Waldbiodiversität, Grundwasserschutz, Erholung Welche Ressourcen sind im Schweizer Wald aufgrund wahrscheinlicher Klimaszenarien wann, wo, wie und zu welchem Preis verfügbar (Holz, Senkenleistung)? Störungen & Frühwarnsystem Auswirkungen von biotischen (Insekten, Pilze) und abiotischen (Sturm, Bewirtschaftung/Nutzung, Waldbrand) Störungen auf das Ökosystem Wald bzw. auf die Waldentwicklung Frühwarnung vor biotischen Gefährdungen Zeitlich und räumlich differenzierte Adaptationsstrategien Verminderung waldbaulicher Risiken im Hinblick auf die Klimaänderung Baumartenportfolios für verschiedene Entwicklungsszenarien Reaktive Strategien unter neuen Bedingungen Transversales WP Experimente Gezielte wissenschaftliche Experimente unter Einbezug und aktiver Mitwirkung der Forstpraxis. Experimente können bei allen WP s sinnvoll sein und auch in internationaler Kooperation durchgeführt werden. Konzeptpapier März,
4 Organisation und Programmsteuerung Die Organisation des Forschungsprogramms ist in Abbildung 1 dargestellt Abbildung 1: Organisationsstruktur Steuerungsausschuss Die Steuerung des eigentlichen Forschungsprogramms erfolgt durch einen Ausschuss unter Leitung des BAFU und Einbezug der WSL und der Kantone. Der Steuerungsausschuss setzt die Programmleitung ein. Der Ausschuss ist zuständig für: Priorisierung / Adaptation zentraler Forschungsfragen Entscheid über Projektauftrag und Projektfreigabe auf Antrag der Programmleitung Politische Interpretation der Ergebnisse Einordnung der Forschungsergebnisse in den Gesamtkontext und Kommunikation mit Praxis, Politik und Öffentlichkeit Kommunikation Wald-Forum als Begleitforum Der Steuerungsausschuss berichtet dem Forum Wald über Ziele, Entwicklung und Folgerungen aus dem Forschungsprojekt. Das Forum Wald kann aus übergeordneter waldpolitischer Sicht Input zuhanden des Forschungsprogramms liefern. Konzeptpapier März,
5 Programmleitung Die Programmleitung wird von der WSL geleitet, sie besteht aus WSL, BAFU, Kantonen und WP-Leitern. Die Programmleitung wird durch ein Programm-Office unterstützt. Sie überwacht die wissenschaftlichen und administrativen Belange des Programms und ist insbesondere zuständig für: Operationelle Umsetzung der zentralen Forschungsfragen und Aktualisierung der Fichen zu den Forschungsprojekten Koordination zwischen den WSL-Forschungseinheiten und den übrigen beteiligten nationalen Forschungsinstituten sowie Koordination des Gesamtprogramms mit der internationalen Forschung Ausschreibung, Evaluation der Anträge und Antrag über die Projektvergabe zuhanden des Steuerungsausschusses Operationelle Umsetzung der Entscheide des Steuerungsausschusses Einhaltung der Finanz- und Zeitpläne Berichterstattung über den Programmfortschritt und Formulierung der Forschungsergebnisse zuhanden Programmsteuerung Aufbereitung der Forschungsergebnisse Advisory Board Das Advisory Board ist das wissenschaftliche Beratungsgremium des Forschungsprogramms und stellt das Bindeglied zur internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft dar. Es besteht aus 4-5 externen Experten. Der wissenschaftliche Hintergrund der Mitglieder deckt die Hauptfachgebiete im Programm ab. Je nach Thematik werden Gutachter beigezogen, die nicht Mitglied des Advisory Boards sind. WP-Leiter Die WP-Leiter koordinieren die Forschungsaktivitäten innerhalb ihres WP s in Absprache mit dem Programmleiter. Sie sind verantwortlich für die wissenschaftliche Qualitätssicherung im WP. Finanzierung Das Forschungsprogramm wird durch Mittel des BAFU und der WSL finanziert, ergänzt durch Mittel von Förderagenturen. Zur Durchführung der Experimente wird zusätzlich zu den nationalen und internationalen Forschungsmitteln (NF, COST, INTERREG) eine finanzielle Unterstützung oder Sachleistungen durch die Kantone gesucht. Kommunikation Der Kommunikation zwischen den einzelnen Workpackages/Projekten, zwischen den beteiligten Forschungsinstitutionen und den Forumsmitgliedern sowie mit der Öffentlichkeit kommt eine grosse Bedeutung zu. Wesentlich sind dabei die Konzeptpapier März,
6 Abstimmung (definierte Prozesse) zwischen den beteiligten Partnern (insbesondere BAFU/WSL als Leiter von Steuerungsausschuss und Programm) und die Regelmässigkeit der Information. Steuerungsausschuss und Programmleitung sorgen für eine abgestimmte externe Kommunikation. Grundsätzlich ist es Aufgabe des Steuerungsausschusses, die Forschungsergebnisse und deren Aussagen in den Gesamtkontext zu stellen. Die Programmleitung sorgt dafür, dass interne und externe Kommunikation auf der Ebene des Forschungsprogramms und auf der Ebene der Forschungsprojekte stimmig zueinander sind. Den Leiterinnen und Leitern der Einzelprojekte obliegt die Verantwortung für die Gestaltung der internen und der externen Kommunikation auf der Ebene ihres jeweiligen Einzelprojektes. Diese hat sich an den Vorgaben für interne und externe Kommunikation des Forschungsprogramms zu orientieren. Mögliche Kommunikationsmittel: Newsletters, Webportale, Pressemitteilungen, Informationsveranstaltungen, Fallbeispiele (Einbezug der Praxis), web-basiertes Entscheidungsfindungs-Tool (Decision Support System), das den Forstpraktiker bei der waldbaulichen Planung unterstützt (Chancen und Risiken). Kontaktpersonen: Dr. Norbert Kräuchi, Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL Zürcherstrasse 111, 8903 Birmensdorf Tel Dr. Sabine Augustin, Bundesamt für Umwelt, Abteilung Wald Worblentalstrasse 68, 3063 Ittigen; Postadresse: CH Bern Tel.: sabine.augustin@bafu.admin.ch Christian Küchli, Bundesamt für Umwelt, Abteilung Wald Worblentalstrasse 68, 3063 Ittigen; Postadresse: CH Bern Tel.: christian.kuechli@bafu.admin.ch Auf der Webseite des Forschungsprogrammes Wald und Klimawandel finden sich alle programmrelevanten Informationen. Konzeptpapier März,
7 Anhang: Offene Liste von Forschungsfragen Bestandestriage: Welches sind stressintolerante, welches stresstolerante Bestände? Baumarten-Portfolio: In welchem Ausmass lassen sich die Stressfolgen mit der Wahl stresstoleranter Baumarten vermindern? Wie sind die standortsspezifischen Baumartenempfehlungen zu revidieren? Wie sind das Potenzial und die Risiken von Exoten einzuschätzen? Risikoverteilung: Wieweit lassen sich mit Baumartenmischungen Risiken verteilen? Vorzeitige Nutzung: Wie sind vorzeitige Nutzungen (Umwandlung) stressintoleranter Bestände zu bewerten? Umgang mit Unsicherheit: Wie lässt sich die Unsicherheit über die Umfeldentwicklung bei der Entscheidfindung berücksichtigen und wie sind Handlungsalternativen ökonomisch zu bewerten? Ökonomische Bewertung: Was kosten Massnahmen zur Verminderung von Stressfolgen, und wie stark vermögen sie die Risiken zu senken? Bei welchen Beständen lohnt sich eine Überführung, bei welchen eher eine Umwandlung? Waldbausystem: Versprechen Femelschlag, Dauerwald, Plenterwald oder andere Waldbausysteme (z. B. Plantagenwirtschaft) besondere Vorteile beim Umgang mit Klimastress, bzw. bringen sie besondere Risiken mit sich? Wie sind die Systeme allenfalls zu modifizieren? Potential neuer Waldbauansätze und genetisch veränderter Baumarten: Zeichnen sich neue Ansätze ab? Wo liegen Chancen und Risiken genetisch veränderter Baumarten? Konzeptpapier März,
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