Tuberkulose-Überwachung in Deutschland Daten aus dem Bericht zur Epidemiologie der Tuberkulose in Deutschland 2016
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- Lothar Boer
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1 Tuberkulose-Überwachung in Deutschland Daten aus dem Bericht zur Epidemiologie der Tuberkulose in Deutschland 2016 Robert Koch Institut, Fachgebiet für respiratorisch übertragbare Erkrankungen
2 Tuberkulose-Meldeweg in Deutschland RKI
3 Rechtsgrundlage der Tuberkulose-Überwachung in Deutschland Bundesseuchengesetz - BSeuchG Seit Januar 2001 Infektionsschutzgesetz IfSG Neuerungen: Tuberkulose-Falldefinition Einzelfallbasierte Datensätze Kontinuierliche Aktualisierung Elektronische Datenübermittlung Daten zur Resistenz gegen Antituberkulotika Daten zum Behandlungsergebnis RKI
4 Tuberkulose-Falldefinition: alle zum Mycobacterium-tuberculosis-Komplex gehörigen Spezies außer BCG (1) Klinisches Bild: Der behandelnde Arzt stellt eine Indikation zur Durchführung einer vollständigen auf Heilung der Tuberkulose zielenden Antituberkulotika- Therapie, oder nach dem Tod werden Befunde bekannt, die zu Lebzeiten eine ärztliche Indikation zur Durchführung einer vollständigen Antituberkulotika-Therpaie ergeben hätten (2) Labordiagnostischer Nachweis: Positiver Befund mit mindestens einer der beiden folgenden Methoden: [direkter Erregernachweis:] Erregerisolierung (kulturell) mikroskopisch färberischer Nachweis säurefester Stäbchen, bestätigt durch Nukleinsäurenachweis (z.b. PCR) nur aus Material des gleichen Organsystems (3) Epidemiologische Bestätigung A. Klinisch diagnostizierte Erkrankung (1) B. Klinisch-epidemiologisch bestätigte Erkrankung (1)+(3) C. Klinisch-labordiagnostisch bestätigte Erkrankung (1)+(2) Referenzdefinition D. Labordiagnostisch nachgewiesene Infektion bei nicht erfülltem klinischen Bild E. Labordiagnostisch nachgewiesene Infektion bei unbekanntem klinischen Bild Link: > Epidemiologie RKI
5 Tuberkulose-Meldepflicht Arzt namentlich Labor Patientenversorgung Innerhalb von 24 Stunden (Fax) Gesundheitsamt Behördliche Ebene Arztmeldepflicht - Erkrankung bzw. Tod an TB - Behandlungsabbruch IfSG 6.1, 6.2 IfSG 7.1 Labormeldepflicht - Labordiagnosticher Nachweis - Ergebnis der Resistenzbestimmung - vorab: Nachweis säurefester Stäbchen im Sputum RKI
6 Lokales Gesundheitsamt Erhebung und Übermittlung einzelfallbasierter Datensätze Arzt namentlich Labor Patientenversorgung Innerhalb von 24 Stunden (Fax) Gesundheitsamt Behördliche Ebene Behördliche Ebene Erhobene und übermittelte Schlüsselvariablen zu Tuberkulose-Fällen: Alter Geschlecht Geburtsland Vorbehandlung Behandlungsbeginn Betroffenes Hauptorgan Mikroskopischer Nachweis säurefester Stäbchen Ergebnisse der kulturellen Untersuchung und Resistenztestung Behandlungsergebnis RKI
7 Berichterstattung Arzt Labor Patientenversorgung Innerhalb von 24 Stunden (Fax) Innerhalb von 24 Stunden (Fax) Spätestens am folgenden Arbeitstag (elektronisch) Spätestens am folgenden Arbeitstag (elektronisch) nichtnamentlich Gesundheitsamt Landesstelle Robert Koch-Institut Behördliche Ebene Behördliche Ebene wöchentlich jährlich Jährlich Internationale Ebene Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) WHO-Regionalbüro für Europa RKI
8 Epidemiologische Situation in Deutschland im Jahr 2016 Quelle: Bericht zur Epidemiologie der Tuberkulose in Deutschland für 2016 (RKI 2017), verfügbar unter: RKI
9 Tuberkulose in Deutschland 2016 (Eckdaten I) Anzahl %-Anteil Inzidenz* Anzahl der Tuberkulose-Erkrankungen im Jahr ,2 darunter Todesfälle 100 0,12 Demografische Verteilung nach Geschlecht (N = 5.905) - männlich - weiblich Demografische Verteilung nach Alter (N = 5.914) - Erwachsene - Kinder < 15 Jahre Staatsangehörigkeit (N = 5.333) - deutsche Staatsangehörige - ausländische Staatsangehörige Geburtsland (N = 5.552) - in Deutschland geboren - im Ausland geboren *neue gemeldete Erkrankungen pro Einwohner ,7 % 32,3 % 96,1 % 3,9 % 30,9 % 69,1 % 25,7 % 74,3 % 9,9 4,6 8,0 2,1 2, RKI
10 Tuberkulose in Deutschland 2016 (Eckdaten II) Anzahl %-Anteil Inzidenz* Betroffene Organsysteme (N = 5.865) - pulmonale Tuberkulose - extrapulmonale Tuberkulose ,0 % 25,0 % 5,4 1,8 Pulmonale Tuberkulose (N = 4.397) - offene Form darunter mikroskopisch positiv - geschlossene Form ,5 % 40,3 % 23,5 % 4,1 2,2 1,3 Resistenzlage (N = 3.832) - jegliche Resistenz (INH, EMB, RMP, PZA, SM) - Multiresistenz (MDR-TB) darunter extensive Resistenz (XDR-TB) ,8 % 2,7 % 0,1 % 0,6 0,1 0,0 Behandlungsergebnis im Jahr 2015 (N = 4.828) - erfolgreiche Behandlung - keine erfolgreiche Behandlung - Behandlung noch nicht abgeschlossen - Behandlungsergebnis nicht ermittelbar ,2 % 11,4 % 6,4 % 5,1 % 4,5 0,7 0,4 0,3 *neue gemeldete Erkrankungen pro Einwohner RKI
11 Zeitlicher Verlauf der Tuberkulosen-Inzidenz von Erkrankungen/ Einwohner 10,0 %-Änderung der Inzidenz gegenüber Vorjahr 30,0 9,0 9,3 20,0 8,0 7,0 8,7 7,9-6,6-8,7-7,9-10,5-6,8-9,2-1,9-1,2-1,8-0,8 7,3 2,7 3,7 27,8 1,1 7,1 7,2 10,0 0,0-10,0 6,0 5,0 Änderung zum Vorjahr TB-Inzidenz 6,5 6,1 5,5 5,4 5,4 5,3 5,2 5,4 5,6-20,0-30,0-40,0 4, Jahr -50,0 RKI
12 Tuberkulose in Deutschland 2016 nach Bundesland (N= 5.908) im Vergleich mit Vorjahren Bundesland bundesweite Inzidenz 7,2 Hamburg Berlin Hessen Bremen Bayern Rheinland-Pfalz Nordrhein-Westfalen Sachsen-Anhalt Baden-Württemberg Brandenburg Thüringen Median bundesweit Sachsen Niedersachsen Schleswig-Holstein Mecklenburg-Vorpommern Saarland Erkrankungen/ Einwohner RKI
13 Tuberkulose in Deutschland 2016 nach Altersgruppe und Geschlecht (N=5.904) 30 Erkrankungen/ Einwohner < >79 männlich weiblich Altersgruppe (Jahre) RKI
14 Tuberkulose in Deutschland nach WHO-Region, zeitlicher Verlauf seit 2002 bis 2016 Geburtsland/WHO-Region in % 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Jahr Deutschland WHO Region Europa (ohne Deutschland) WHO Region Östliches Mittelmeer WHO Region Afrika WHO Region Südostasien WHO Region West-Pazifik WHO Region Amerika RKI
15 Prozentualer Anteil der Tuberkulose-Organmanifestation nach betroffenem Hauptorgan (N =5.865) Lunge offen 57,3% Lunge geschlossen 17,6% Andere 25,1% Pleura 4,8% Lymphknoten, extrathorakal 9,1% Lymphknoten, intrathorakal 3,7% Peritoneum, Verdauungstrakt 1,7% sonstige Knochen und Gelenke 1,4% andere/sonstige- 1,3% Wirbelsäule 1,2% Urogenitaltrakt 1,1% ZNS 0,5% Disseminierte Tuberkulose 0,3% RKI
16 Prozentualer Anteil an aktiver und passiver Fallfindung (N=5.196) Postmortale Untersuchung 0,2% 18,7% Umgebungsuntersuchung 4,5% Abklärung tuberkulosebedingter Symptome 74,6% Andere 25,2% 4,5% 4,5% Screening nach 36 18,7% Gemeinschaftsunterkunft 1,1% Überwachung gesunder Befundträger 0,6% Aufenthaltsberechtigung 0,2% RKI
17 Prozentualer Anteil der resistenten Tuberkulose im zeitlichen Verlauf, 2002 bis % Anteil resistenter Erreger 10% 5% 0% jegliche Resistenz (HRESZ) Multiresistenz RKI
18 Tuberkulose-Fälle nach Behandlungsergebnis* (2015, N =4.828) Diagrammtitel Fortführung der Behandlung 6,4% Erfolgreiche Behandlung 77,2% Patient unbekannt verzogen 5,1% Andere 11,4% Tod an Tuberkulose 2,8% Tod an andere Ursache 5,1% Abbruch der Behandlung 3,3% Versagen der Behandlung 0,1% *Behandlungsergebnis für 82,5% der übermittelten Fälle verfügbar RKI
19 Zusammenfassung und Fazit RKI
20 Zusammenfassung Nach dem deutlichen Anstieg der Tuberkulosezahlen im Jahr 2015 blieb die Zahl 2016 weitgehend unverändert und damit auf ähnlich hohem Niveau wie zuletzt Der Anteil nicht in Deutschland geborener Erkrankter ist in den letzten Jahren stetig gestiegen, während die Fallzahlen in der deutschen Bevölkerung weiterhin kontinuierlich sinken. Das Auftreten resistenter insbesondere auch multi- und extensiv resistenter Tuberkulose stellt nach wie vor eine Herausforderung in der Tuberkulose- Kontrolle dar. RKI
21 Fazit Steigende Erkrankungszahlen, resistente Tuberkulose sowie auch der hohe Anteil offener und damit infektiöser Lungentuberkulosen zeigen eindrücklich, dass diese Krankheit nach wie vor ein nicht zu unterschätzendes Gesundheitsproblem darstellt. Eine wirksame Tuberkulosekontrolle erfordert eine frühzeitige Diagnose und resistenzgerechte und vollständige Therapie, einschließlich der Mitteilung des Behandlungsergebnisses. Dies erfordert eine koordinierte Zusammenarbeit aller Beteiligten. Wissen und praktische Erfahrung im Umgang mit Tuberkulose müssen erhalten bleiben und entsprechend in Aus- und Fortbildung berücksichtigt werden. Zur Unterstützung der End TB Strategie der WHO müssen die Anstrengungen in der Tuberkulose-Kontrolle intensiviert und neue Ansätze gefunden werden. RKI
22 Weitere Informationen Robert Koch-Institut: Tuberkulose: Deutsches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose: > Empfehlungen / > Patientenservice und Therapie-Management Nationales Referenzzentrum für Mykobakterien: Bürgerinformationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Erregersteckbriefe: RKI
23 Dank an RKI: Doris Altmann, Bonita Brodhun und KollegInnen des FG36 Nationales Referenzzentrum für Mykobakterien Alle Institutionen und Personen, die die Tuberkulose-Surveillance unterstützen und an einer erfolgreichen Kontrolle mitwirken RKI
24 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit RKI
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