Leselust statt Lesefrust Schulkinder lesen Kindergartenkindern vor!
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- Johann Lehmann
- vor 8 Jahren
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1 Leselust statt Lesefrust Schulkinder lesen Kindergartenkindern vor! In Kooperation zwischen der Florianschule GGS Neusser Str. und der KölnKita Hohenfriedbergstr. startete im März 2009 ein Leseprojekt für Schul- und Kindergartenkinder. Beteiligt sind an diesem Projekt 20 Kindergartenkinder, im Alter zwischen 4 und 5 Jahren und 24 Drittklässler. Die Kinder wurden in 2 Gruppen eingeteilt, die sich bis zu den Sommerferien 3 mal getroffen haben. Ein Zusammenkunft dauerte 90 Minuten. Ziel dieses Projektes ist es, die Lesefreude aller am Projekt beteiligten Kinder zu fördern. Bei den Schülern soll sowohl bei den guten als auch bei den schwächeren Lesern die Lesemotivation, das Selbstwertgefühl und letztendlich auch die Lesekompetenz gestärkt werden. Das erste Treffen fand im Kindergarten statt. Nachdem die Kindergartenkinder ihre Turnhalle in eine Lesehöhle mit vielen gemütlichen Ecken zum Vorlesen verwandelt hatten, konnte es losgehen. Aufgeregt wurden die Schulkinder und ihre Lehrerin, Frau Pünder, erwartet. Für die Kindergartenkinder war es ein besonderes Erlebnis, von richtigen Schulkindern vorgelesen zu bekommen. Sie waren aufmerksam und ruhig. Zunächst verhielten sich die Kindergartenkinder beim Kennenlernspiel noch sehr zurückhaltend - waren doch die Schulkinder schon so groß! Die Schulkinder brachten ein Buch von Zuhause mit, dass sie selbst ausgewählt hatten. Ihre Aufgabe war es, sich im Voraus Gedanken darüber zu machen, welche Bücher für dieses Alter geeignet sind und wie man sie am besten präsentiert. Durch die Mitnahme eines eigenen Buches sollte die Lesemotivation der Schülern mit einer Leseschwäche gesteigert werden. Das Vorlesen eines unbekannten Buches hätte für sie eine zu kaum zu bewältigende Herausforderung dargestellt. Die Gestaltung des Lesens wurde in der Schule eingeübt. Jeder Schüler beschrieb den Inhalt seines mitgebrachtes Buch mit eigenen Worten. Außerdem erfuhren die Kindergartenkinder, ob es sich um ein spannendes, witziges oder nachdenkliches Buch handelte. Das Werben für das eigene Buch gelang den Kindern unterschiedlich gut. Manche Schulkinder schafften es sofort, die Neugierde der anderen zu wecken.
2 Und manchmal war es einfach Liebe auf den ersten Blick oder eine ähnliche Ringelstrumpfhose. Schüler, die sich bei der Buchauswahl nur wenig Mühe gegeben hatte, machten die Erfahrung, dass sie nicht als Lesepaten ausgewählt wurden. Ihnen blieb nur die Möglichkeit, sich einem Klassenkameraden anzuschließen. Nachdem jedes Kindergartenkind seine Wahl getroffen und sich für einen Lesepaten entschieden hatte, zogen sich alle schnell in eine Ecke zurück. Nach der anfänglichen Nervosität folgte eine Phase der Konzentration. Es war nur ein leises Murmeln zu hören, obwohl so viele Bücher vorgelesen wurden. Bei allen Schulkindern war eine große Lesemotivation und Lesefreude vorhanden, selbst wenn das Lesen sonst nicht zu ihren Lieblingsbeschäftigungen zählte. Laut und deutlich, auf keinen Fall zu schnell und gut betont sollte vorgelesen werden, damit es nicht langweilig wird. Nicht jedem gelang es, flüssig und interessant vorzulesen. So war beim stockenden und holprigen Lesen die Geduld einiger Kindergartenkinder gefordert, die diese Situation jedoch bravourös meisterten.
3 Mancher Vorleser musste erst darauf aufmerksam gemacht werden, dass sein Patenkind ihm nicht zuhörte oder nicht in das Buch sehen konnte, da er ihm gegenüber saß. Im Anschluss an die erste Vorleserunde legten die Schulkinder eine Lesepatenschaftsmappe an. Es wurde zunächst ein gemeinsames Bild für das Titelblatt gemalt, dann folgten Fragen zum Inhalt des Buches. Die Kindergartenkinder äußerten ihre Meinung zum vorgelesenen Buch.Sie durften für das nächsten Termin einen Themenwunsch äußern. Das 2. Treffen fand in der Grundschule statt. Für die Kindergartenkinder stellte das Leseprojekt eine Gelegenheit dar, sich mit dem Schulleben vertraut zu machen und vorhandene Unsicherheiten abzubauen. Aufgeregt und mit einem Kribbeln im Bauch marschierten sie in die Schule. Die Lesepaten erwarteten ihre Patenkinder schon ungeduldig. Fehlte ein Kindergartenkind, so waren die Schulkinder enttäuscht darüber. Hatten sie sich doch mit der Buchauswahl so viel Mühe gegeben, die meisten jedenfalls.
4 Ein paar hatten allerdings ihre Bücher vergessen und durften an diesem Treffen nicht teilnehmen. Die Kindergartenkinder durften dann bei einem anderen Lesepaten mitlesen. Und manchmal überraschte ein Schulkind sein Patenkind damit, dass es sich Zuhause so gut vorbereitet hatte, dass ein Vorlesen mit Betonung gelang. Welch ein Erfolg und welch eine Lesemotivation! Die Begeisterung für das Leseprojekt war bis in die Elternhäuser zu spüren. Romy, ein Kindergartenkind, war von dem Buch Die doofe Mütze so begeistert, dass sie es sich gleich in der Stadtbibliothek ausgeliehen hat. Die Eltern der teilnehmenden Kindergartenkinder berichteten davon, wie stolz ihre Kinder darauf waren, an diesem Projekt mitzuwirken. Besonders beeindruckt waren die Kinder vom Schulbesuch. Zum Rahmenangebot beim 2. Beisammensein zählte ein Bastelangebot im Bezug zum Lesestoff: Anfertigung einer Stabpuppe zu einer Figur aus dem Bilderbuch. Eine Alternative stellte das Kneten einer Figur dar. Nach dieser Begegnung in der Schule wünschten sich die Kindergartenkinder ein weiteres Vorlesen in einem richtigen Klassenzimmer. Diesen Wunsch erfüllte uns Frau Pünder beim 3. Wiedersehen. Voller Stolz zeigte jeder Lesepate seinem Patenkind, was es in einem Klassenraum alles zu entdecken gibt. Danach wurde vorgelesen.
5 Erstaunlicherweise tauchten bei diesem Termin, die begehrtesten Bücher der ersten Vorleserunden auf. Hatten die Schulkinder sich doch zusammengesetzt und über ihre Bücher und deren Vorleseerfolg gesprochen. So mancher, der am Anfang kein attraktives Buch mitbrachte, lieh es sich jetzt bei einem Klassenkameraden aus. Man musste sich nur zu helfen wissen! An diesem Tag verging die Zeit viel zu schnell. Einige Kinder schminkten sich gegenseitig als eine Figur aus ihrem Buch. So entstand eine wunderschöne Katze, ein Dino, eine Maus, ein Schmetterling ein Pirat und ein Dackel. Conor stellte sich auf einen Stuhl um sich selbst im Spiegel sehen zu können und gab Lina Anweisungen, wie er geschminkt werden wollte. Die Schulkinder ließen sich auch bereitwillig von den Kindergartenkindern schminken. Andere stellten ein Schnipselbild her. Zum Schluss waren sich alle einig: dieses schöne Projekt muss weitergehen. Und somit sind weitere Aktionen nach den Sommerferien geplant.
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