Vortrag von Ann-Kathrin Voge. Fair ins neue Jahr Wie man faire Produkte erkennen kann und wo man sie findet
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- Kirsten Wagner
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1 Vortrag von Ann-Kathrin Voge Fair ins neue Jahr Wie man faire Produkte erkennen kann und wo man sie findet
2 Wer blickt durch im Siegeldschungel?
3 Fairtrade Fair Trade Fairer Handel? Fairer Handel: Alternativer Handel, partnerschaftlicher Handel, Bewegung mit Beginn in den 50er-Jahren, erste Fair-Handels-Importorganisationen seit 1975 Z.B. GEPA, El Puente Fair Trade: englische Bezeichnung des Fairen Handels Fairtrade: internationales Siegel für fair gehandelte Produkte, zur Abgrenzung vom konventionellen Handel v.a. in Supermärkten zu finden, hat aber andere Ziele (und Zielgruppen) als GEPA usw. Sprachliche Unterscheidung ist wichtig, fehlt jedoch oft in den Medien
4 Fairtrade Fair Trade Fairer Handel? Fairer Handel Fairtrade ist ein Teilbereich des Fairen Handels, die Bezeichnung wird aber oft synonym verwendet. Fairtrade
5 Was genau ist Fairer Handel? Die Begriffe fair und Fairer Handel sind nicht geschützt und können von jedem/jeder nach eigenem Belieben verwendet werden. Es gibt keine gesetzliche Definition wie z.b. bei bio, Bioanbau, ökologische Landwirtschaft. Es gibt eine internationale Definition des Fairen Handels, die von den großen Dachorganisationen des Fairen Handels beschlossen wurde. Sie ist die Grundlage der Arbeit der Weltläden und Eine-WeltGruppen, aber sie ist nicht verbindlich. Man muss eigentlich jedes Mal kritisch nachforschen, wenn man ein unbekanntes Siegel für Fairen Handel sieht.
6 Was genau ist Fairer Handel? Fairer Handel ist eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. Durch bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte ProduzentInnen und ArbeiterInnen insbesondere in den Ländern des Südens leistet der Faire Handel einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung. Fair-Handels-Organisationen engagieren sich (gemeinsam mit VerbraucherInnen) für die Unterstützung der ProduzentInnen, die Bewusstseinsbildung sowie die Kampagnenarbeit zur Veränderung der Regeln und der Praxis des konventionellen Welthandels. Definition der internationalen Dachorganisationen des Fairen Handels von FLO e.v., WFTO und EFTA
7 Was genau ist Fairer Handel? Diese Definition liegt der Arbeit der Weltläden zu Grunde: Sie verkaufen nur Produkte anerkannter Organisationen (z.b. WFTO-Mitgliedschaft, Lieferantenkatalog der Weltläden) Sie informieren über die Hintergründe und Ziele des Fairen Handels Sie leisten Bildungs- und Informationsarbeit und engagieren sich politisch für Veränderungen im Welthandel 3 Säulen: Verkauf, Bildungsarbeit, politisches Engagement Anerkannte Lieferanten sind z.b.:
8 Was ist Fairtrade? Fairtrade entstand aus der Fair-Handels-Bewegung, um auch außerhalb von Weltläden Produkte anzubieten, bei denen man sich darauf verlassen kann, dass sie fair produziert werden. Supermärkte Bioläden Cafés, Kantinen, Restaurants Discounter Dadurch erhoffte man sich eine größere Bekanntheit und einen größeren Absatzmarkt für den Fairen Handel. Das Fairtrade-Siegel befindet sich z.t. auch auf Produkten in Weltläden, aber vor allem auf Produkten großer Hersteller, die eines oder wenige Produkte ihres Sortiments zertifizieren lassen.
9 Die zwei Wege des Fairen Handels Zwei grundlegende Konzepte: 1. Integrierte Lieferkette: Ein vertrauenswürdiger, geprüfter Hersteller, der ausschließlich faire Produkte anbietet. Z.B.: dwp, El Puente, GEPA 2. Produktzertifizierung: Für diese Zertifizierung wird jedes Produkt einzeln geprüft, daher können auch Produkte zertifiziert werden, deren Hersteller gleichzeitig konventionelle und faire Produkte im Angebot haben. Die fairen Produkte erhalten dann z.b. das FairtradeSiegel, an dem man sie von konventionellen Produkten unterscheiden kann. Beispiele für Hersteller: Pfanner (Säfte), Starbucks (Espresso), Ben & Jerry's (Eis), Produkte der Eigenmarken von Supermärkten...
10 Die zwei Wege des Fairen Handels Der Siegel-Dschungel wird geordnet: Integrierte Lieferkette Produktzertifizierung?
11 Die zwei Wege des Fairen Handels Der Siegel-Dschungel wird geordnet: Fair Integrierte Lieferkette Produktzertifizierung NachhaltigkeitsSiegel
12 Die zwei Wege des Fairen Handels Garantierter Fairtrade-Mindestpreis mindert das Risiko von Preisschwankungen und Preisverfall Fairtrade-Prämie für selbstbestimmte Entwicklungsprojekte Vorfinanzierung von bis zu 60% des Gesamtpreises Langfristige Handelsbeziehungen Zusammenarbeit mit benachteiligten Produzenten, d.h. fast ausschließlich Kleinbauern und -bäuerinnen* * Ausnahmen (Plantagen) gibt es für Tee, Blumen und Früchte (z.b. Bananen)
13 Die zwei Wege des Fairen Handels Garantierter Fairtrade-Mindestpreis mindert das Risiko von Preisschwankungen und Preisverfall + Qualitätszuschläge Fairtrade-Prämie für selbstbestimmte Entwicklungsprojekte Vorfinanzierung von bis zu 60% des Gesamtpreises Langfristige Handelsbeziehungen Zusammenarbeit mit benachteiligten Produzenten, d.h. fast ausschließlich Kleinbauern und -bäuerinnen + Fairness in der ganzen Kette: Logistik, Verarbeitung... + Zusammenarbeit auf Augenhöhe: Partnerschaftlicher Handel > Austausch und Beratung, Entwicklung neuer Produkte > Unterstützung beim Aufbau der Weiterverarbeitung
14 Die zwei Wege des Fairen Handels
15 Die zwei Wege des Fairen Handels Dies ist beispielhaft eine Aufschlüsselung der GEPA, doch auch die anderen Fair-Handels-Organisationen machen ihre Kalkulationen transparent. Stand April 2017
16 Fazit: Es gibt zwei verschiedene, berechtigte Ansätze: Den ProduzentInnen möglichst viele Absatzmärkte bieten, in dem auch der Massenmarkt ein Siegel erhalten kann! Lieber auf kleiner Ebene alles richtig machen als in großem Maßstab hinter den eigenen Ansprüchen zurückbleiben zu müssen!
17 Neue Entwicklungen Obwohl es den Fairen Handel seit über 40 Jahren gibt, herrscht keineswegs Stillstand. Vielmehr fanden in den letzten Jahren große Umbrüche und Veränderungen statt beispielsweise die Einführung von Produkten mit dem Fairtrade-Label bei Discountern. Beispiele: - Nachhaltigkeitszertifizierungen - Fairtrade-Programme - Fairtrade-Textilsiegel - Veränderung der Kriterien (z.t. Aufweichung, z.t. Stärkung)
18 Neue Entwicklungen: Nachhaltigkeitszertifizierungen Kritik der Verbraucher an konventionellem Handel nimmt zu konventionelle Hersteller setzen vermehrt auf Zertifizierung Nachhaltigkeitszertifizierungen (nicht synonym mit Fairem Handel!) Meist gelten als Nachhaltigkeitszertifizierungen : Der Markt für Rainforest Alliance (RA) und UTZ wächst am stärksten Ihre Kriterien kommen aber nicht vollständig an Fairtrade heran
19 Neue Entwicklungen: Nachhaltigkeitszertifizierungen Wesentliche Unterschiede: UTZ und RA nur für wenige Rohstoffe (z.b. Kakao und Kaffee) Wenden sich vor allem an Großplantagen und Großhersteller z.t. geringere Umweltauflagen (Pestizide...) Keine festgelegte Prämie, kein festgelegter Mindestpreis z.t. kein Verbot von genmanipulierten Pflanzen Wesentliche Gemeinsamkeiten: Studien zeigen: alle drei bringen Verbesserungen Besonders Schulungen von ProduzentInnen sind positiv Die drei Zertifizierer arbeiten z.t. zusammen (Annäherung) RA und UTZ sind nicht fair, aber besser als nichts Neues Problem: Kosten und Aufwand für Mehrfachzertifizierung
20 Neue Entwicklungen: Fairtrade-Programme Argumentation von Fairtrade: Noch immer zu geringer Absatz, viele Bauern können nur einen Teil ihrer Produktion über Fairtrade verkaufen. Hindernis: All that can be, must be wenn Fairtrade, dann überall Fairtrade-Programme erlauben Kennzeichnung auf einem Produkt, wenn darin nur ein Rohstoff nach Fairtrade-Kriterien erzeugt wurde. Dies gilt aktuell nur für Kakao, Zucker und Baumwolle Mehr Absatz für Kakaobauern, Zuckerbauern, Baumwollbauern
21 Kritik am Fairen Handel Die Medien formulieren vermehrt kritische Artikel zu Fairtrade und zum Fairen Handel. Häufig werden dabei spezifische Eigenschaften von Fairtrade kritisiert, die Kritik wird aber für den Fairen Handel insgesamt formuliert. So kann ein negatives Bild vom Fairen Handel allgemein entstehen, dessen Grundlage sich aber eigentlich nur auf Fairtrade bezieht. Zwei häufig angeführte Kritikpunkte: - niedriger Fairhandelsanteil - Mengenausgleich
22 Kritik am Fairen Handel: Fairhandelsanteil Geprüft werden die Handelsbedingungen der Rohstoffe: für jeden Rohstoff eigene Kriterienliste nur Rohstoffe mit Fairtrade-Kriterienliste können als FairtradeZutat zertifziert werden, daher kleinere Auswahl Mischprodukte (aus mehreren Zutaten): Mindestanteil fair gehandelter Zutaten: 20 % Es gilt dabei: All that can be must be : Ist ein Rohstoff Fairtrade-zertifiziert verfügbar, muss davon zu 100% zertifizierte Ware verwendet werden Z.B. Schokolade: Kakao (-masse, -pulver, -butter), Zucker, evtl. Vanille etc. nicht aber: Haselnüsse, Milch, Marzipan... d.h. der Anteil von Rohstoffen, für die es keine Zertifizierung gibt, darf bis zu 80 % betragen z.b. Kekse mit Getreide...
23 Kritik am Fairen Handel: Fairhandelsanteil Produkte aus einem Rohstoff: 100% Mindestanteil Produkte aus mehreren Rohstoffen: Fairtrade: 20 % Mindestanteil GEPA: 40 % Mindestanteil Nur 1 % der Produkte hat einen Fairhandelsanteil von unter 50 % Der Fairhandelsanteil wird meist auf der Packung angegeben Welche Zutaten fair sind, wird in der Zutatenliste markiert (z.b. durch ). 70% unserer Mischprodukte enthalten über 75% fair gehandelte Zutaten Die GEPA gibt zusätzlich immer alle (oder die wichtigsten) Produzentenorganisationen für das Produkt an.
24 Kritik am Fairen Handel: Fairhandelsanteil
25 Kritik am Fairen Handel: Mengenausgleich Mengenausgleich: Konventionell und fair gehandelte Rohstoffe werden gemischt verarbeitet und nach der Verarbeitung wird ein Teil der Ware als fair gehandelt deklariert, der andere als konventionelle Ware. Gilt nur für Kakao, Zucker, Tee, Saft Muss gekennzeichnet werden: mit Mengenausgleich Wurde eingeführt, um auch großen Herstellern die Zertifizierung durch Fairtrade zu ermöglichen. Bestimmte Produkte werden nur in riesigen Industrieanlagen hergestellt das physische Trennen wäre zu teuer
26 Kritik am Fairen Handel Reportagen über Missbrauch von Zertifizierungen im Fairen Handel und Bioanbau z.b. auf Arte (Bananen) es ist wichtig, dass kontrolliert wird, Missbrauch aufgedeckt, unterbunden und bestraft wird (dies geschieht bereits) es ist wichtig, im Blick zu behalten, dass überall Schwarze Schafe vorkommen, wo man durch Zertifizierungen Vorteile erhalten kann es gibt tausende Produkte und Anbieter, die Schwarzen Schafe sind in der absoluten Minderheit es ist wichtig, auf Vertrauen und langfristige Partnerschaft zu setzen, wie das z.b. die Importorganisationen der Weltläden tun statt anonym vom Markt zu kaufen (möglich mit Fairtrade) Auch mit einzelnen Schwarzen Schafen überwiegen die Vorteile für mehrere Millionen KleinbäuerInnen und HandwerkerInnen
27 Linktipps im Siegeldschungel Extra: App! Sehr g ut Kleidu für ng!
28 Linktipps im Siegeldschungel Viele Label, Logos, Siegel, Marken Sehr gut Leben für s mittel!
29 Linktipps im Siegeldschungel Ein Wegweiser durch das Label-Labyrinth Umfangreiche und aktuelle Übersicht auf 172 Seiten Viele Label, kostet 2 Logos, Siegel, Marken Sehr g Leben ut für s + Klei mittel dung!
30 Linktipps im Siegeldschungel Stiftung Warentest vergleicht Nachhaltigkeitssiegel: Heft 05/2016 und online als PDF:
31 Wo finde ich faire Produkte in Bonn? Faires Vollsortiment: Weltladen, Contigo, DW-Shop (evtl. nicht zu 100%) Kleidung: Kiss the Inuit, Alma & Lovis, Maas Natur, DW-Shop... Einkaufsführer von FEMNET Lebensmittel: Bioläden (Momo!, Bio-Ketten...) Supermärkte (Minimalsortiment GEPA oder Eigenmarke) Discounter (i.d.r. nur Kaffee, Tee, Schokolade) Einkaufsführer der Stadt (Lebensmittel, Restaurants) Fair Trade Town Bonn
32 Kontakt: Ann-Kathrin Voge 1. Vorsitzende Weltladen Bonn e.v. Maxstr. 36, Bonn Telefon: 0228/
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