100 Jahre TER HELL & CO GMBH
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- Klara Burgstaller
- vor 8 Jahren
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1 100 Jahre TER HELL & CO GMBH Gespräch mit dem geschäftsführenden Gesellschafter Klaus-Christian Westphal Interviewer: Der Anlass unseres Gesprächs ist das hundertjährige Bestehen von TER HELL & Co... Klaus-Christian Westphal: 100 Jahre sind für ein Familienunternehmen wie das unsere, auch in einer Stadt wie Hamburg, etwas Besonderes. Eine Firma, seit 70 Jahren in Familienbesitz, erfolgreich durch alle Wirren des letzten Jahrhunderts einschließlich zweier Weltkriege zu führen ist eine Leistung, auf die wir anlässlich des Jubiläums mit Stolz und Dank an alle Beteiligten zugleich zurückblicken. Ich freue mich auf die Feier am 17. Oktober hier in Hamburg in der Handelskammer und erwarte zahlreiche Lieferanten und Kunden, die mit uns das Ereignis gebührend feiern werden. Gleichzeitig blicke ich zuversichtlich auf die kommenden Jahre. Es gibt noch viele Möglichkeiten, weiter zu wachsen. Sind vor diesem Hintergrund auch die beiden Firmenübernahmen in diesem Jahr zu sehen? Zu Beginn des Jahres haben wir die Simon & Werner GmbH in die TER GROUP integriert, im Mai die Firma Bassermann, Spezialist für technisches Casein, übernommen. Bei Zukäufen müssen die Unternehmen, besonders aber ihr Produktportfolio, zu uns passen. Sowohl bei Simon und Werner, einem Distributeur von Spezialchemikalien, der auf ähnlichen Feldern agiert wie wir, als auch bei Bassermann waren diese Voraussetzungen gegeben. Herr Westphal, welche Botschaft an Kunden und Mitarbeiter würden Sie anlässlich des hundertjährigen Bestehens Ihres Unternehmens verkünden? Sie heißt: Mit meinem Sohn Christian übernimmt in Kürze die dritte Generation der Familie Westphal das Ruder. Er ist seit gut sechs Jahren mitverantwortlich für das operative Geschäft und aufgrund seiner internationalen Ausbildung (einem MBA- Studium in den USA), seiner Verhandlungssicherheit in verschiedenen Sprachen und den Erfahrungen, die er in unserem und anderen Unternehmen sammeln konnte,
2 - 2 - optimal für diese Aufgabe gerüstet. Somit wird er die Geschicke des Unternehmens im Familiensinne weiterführen; der erfolgreiche Fortbestand unserer Geschäftsfelder, egal ob Distribution, Handel oder Produktion, ist gesichert. Wir sind bei Lieferanten und Kunden etabliert. Im Handelsgeschäft werden wir neue Aktivitäten entwickeln. Dieser Bereich ist für TER HELL ein großes Geschäftsfeld geworden, das mit Sicherheit auch zukünftig wachsen wird. Können Sie sich dabei nicht mit Distribution und Handel ins Gehege kommen? Eigentlich nicht. Unser Distributionsgeschäft findet in erster Linie innerhalb der EU und mit europäischen Produzenten statt. Dagegen steht uns beim Handel die Welt offen. Dazu gehört auch der Transithandel. Wir steuern dabei die komplette Abwicklung, wenn zum Beispiel Waren aus China in die USA geliefert werden. Gibt es in der chemischen Industrie eine vergleichbare Bewegung wie auf dem Kunststoffsektor: dass große Produzenten und Anbieter die Geschäfte mit kleineren und mittleren Abnehmern gern an Dienstleister wie TER HELL abgeben? Ein unbedingtes Ja. Diese Tendenz beschleunigt sich sogar. Große Lieferanten wollen und können den mit der Betreuung kleinerer Verbraucher verbundenen Aufwand nicht mehr erbringen. Das ist unsere Chance, die wir gern nutzen. Es gibt die Faustregel: Große Produzenten decken in der Regel mit 20 Prozent der Kunden 80 Prozent des Marktes ab, wohingegen der Dienstleister mit 80 Prozent der Kleinkunden etwa 20 Prozent des Marktes erreicht. Diese Durchdringung des Marktes ist die Domäne der Distributeure. Mit eigener Lagerhaltung, umfassender Organisation und individuellem Service sind wir als Partner für die Industrie im Inund Ausland sehr erfolgreich. Wie sehen Sie den gleichzeitig stattfindenden Konzentrationsprozess in der Chemie- und Kunststoffbranche? Dieser Trend scheint unumkehrbar. In Westeuropa sind die Karten weitgehend neu verteilt. Andere, teilweise marktfremde Player haben das Spielfeld betreten: zum Beispiel Venture-Capital-Firmen oder Unternehmen aus den erdölexportierenden Staaten. Große Produzenten decken mit 20 Prozent der Kunden 80 Prozent des Marktes ab, wohingegen der Distributeur als Dienstleister mit 80 Prozent der Kleinkunden etwa 20 Prozent des Marktes erreicht. Bergen solche Verschmelzungen nicht auch eine große Gefahr, gerade für Ihr Geschäft?
3 - 3 - Ganz sicher! Wenn sich zwei Prinzipale zusammenschließen und wir mit einem zusammengearbeitet haben, besteht immer die Gefahr, dass einer der beiden Distributionspartner ausscheidet. Allerdings sind wir bislang weitgehend von solchen Verlusten verschont geblieben, weil wir sehr gute Beziehungen zu unseren Lieferanten pflegen, besten Service bieten, zu vernünftigen Konditionen arbeiten und in unserem Geschäft eine überzeugende Marktdurchdringung gewährleisten. Sie haben sich für die Zukunft ehrgeizige Ziele gesteckt. TER HELL soll weiter jährlich um 5 bis 10 Prozent wachsen und mittelfristig zu einem der Top Player in Europa aufsteigen. Unser Anspruch ist ambitioniert. Aber wer sich keine Ziele setzt, kann auch nichts erreichen. Dabei sind wir realistisch genug, uns nicht etwa am Marktführer in der Chemiedistribution mit seinem Milliardenumsatz zu messen. Wir müssen uns aber bei einem Jahresumsatz von mehr als 350 Mio. nicht verstecken. Heute wird viel über Globalisierung diskutiert. Was halten Sie von den Debatten um das Für und Wider, angesichts Ihrer weltumspannenden Aktivitäten? TER HELL hat immer international gedacht. Daher sehen wir die Diskussionen recht entspannt. Wir haben bereits vor dem Zweiten Weltkrieg und noch intensiver danach etwa in Brasilien oder auch in China eingekauft und mit diesen Ländern Handelsbeziehungen unterhalten. Bereits 1984 haben wir eine Firma in Hongkong gegründet und von dort unsere Geschäftsbeziehungen nach China ausgebaut. Heute erweist sich diese Entscheidung als strategischer Wettbewerbsvorteil. Inzwischen sind wir in China mit mehreren eigenen Unternehmen vertreten. Ähnlich ist es in den USA, wo wir ebenfalls mit einer Tochtergesellschaft im Distributionsgeschäft erfolgreich sind. Mit Fug und Recht lässt sich sagen, dass wir schon lange global unterwegs sind. Aber unsere Ressourcen sind natürlich begrenzt. Wir können nicht überall in gleichem Maße aktiv sein. Und augenzwinkernd sage ich: Die kommende Generation soll auch ihre Chancen haben! Wie sieht Ihr Geschäft in China konkret aus? Wir sind in China insgesamt mit sechs Unternehmungen tätig. Vor gut einem Jahr haben wir dort ein weiteres Unternehmen gegründet, die TER ENGINEERING PLASTIC Trading (Suzhou) Ltd. Unser jüngster, ganz aktueller Coup ist die unterschriebene Vereinbarung mit dem großen chinesischen Distributionsunternehmen NCM, eine gemeinsame Compoundieranlage für Kunststoffe in China zu bauen. NCM hat 400 Außendienstmitarbeiter mit 25 Büros im Land und vertreibt als Distributeur nicht nur Kunststoffe, sondern auch
4 - 4 - Spezialchemikalien namhafter Hersteller. Die Übereinkunft ist somit für den Ausbau des Vertriebsnetzes der gesamten TER GROUP von strategischer Bedeutung. Das Joint Venture ermöglicht uns einkaufs- und verkaufsseitig ein noch stärkeres Engagement in China. Organischem Wachstum wird auch in Zukunft unser Hauptaugenmerk gelten. Heißt das, Ihre Kundschaft wird künftig auch in China in den Genuss des ihr vertrauten Materials mit den bekannten Qualitätsstandards kommen? So ist es! Aus interessanten Kundenkontakten haben sich diesbezüglich konkrete Ansätze und Projekte entwickelt. Wir sind froh, ihnen künftig unseren Lieferservice gemeinsam mit dem Partner direkt von China aus bieten zu können. In erster Linie wollen wir neue Kunden in China gewinnen und mit so genannten Taylormade- Rohstoffen bedienen. Gleichzeitig geht es darum, bei den günstigeren Produktionskosten dort, preiswerte Kunststoffe aus Fernost in Europa anzubieten. Für unseren chinesischen Partner und uns ist klar: Wir brauchen sie und sie brauchen uns. Sie kennen Land und Leute, haben die erforderlichen Kontakte. Wir steuern maßgeschneiderte Werkstoffe und Verfahrens-Know-how bei. Gleiches gilt für den Chemiesektor. Wodurch heben Sie sich vom Wettbewerb ab? Dem organischen Wachstum wird auch in Zukunft unser Hauptaugenmerk gelten. Gleichzeitig sind wir bestrebt, unser Portfolio noch stärker an den Kundenbedürfnissen auszurichten. Im besten Falle soll ein Bestellanruf des Kunden bei einem Unternehmen der TER GROUP genügen, um dort einen Großteil seines Bedarfs zu decken. Das werden wir mit einer paneuropäischen Organisation umsetzen, die gestützt auf eine von unserer eigenen IT-Tochter entwickelten CRM- Software schneller und effektiver als viele Wettbewerber agiert. Außerdem werden wir noch bestehende Lücken in unserem europäischen Vertriebsnetz schließen. An welche Kunden denken Sie, beim Vervollständigen Ihres Angebotsspektrums? Es wäre vermessen, einen riesigen Bauchladen vor uns her zu tragen und zu meinen, damit könnten wir jede Marktanforderung bedienen! Unsere europäischen Aktivitäten bei Distribution und Handel sind innerhalb der Gruppe in sieben industriebezogene Geschäftsbereiche unterteilt: Lacke und Farben, Klebstoffe, Kunststoffe, Lebensmittel, Kosmetik und Haushalt, GFK, und Spezialchemie. In diesen Segmenten versuchen wir, den Bedarf der Kunden möglichst komplett mit Rohstoffen zu bedienen. Das erspart ihnen Zeit und Geld! Die Konzentration und
5 - 5 - unsere organisatorische Ausrichtung auf diese sieben Geschäftsfelder machen also auch für unsere Kunden Sinn. Daneben bleiben wir weltweit als führender Händler in den beiden Produktbereichen Naturwachs und Balsamharz aktiv. Auch im Distributions- und Handelssektor ist in den letzten Jahren eine deutliche Konzentrationsbewegung zu beobachten. Gleichzeitig haben sich einige Firmen mit ihren Dienstleistungen räumlich (zum Beispiel in Nordeuropa) ausgedehnt. Wo steht TER HELL in diesem Prozess? Wir sehen uns, basierend auf unserer Beweglichkeit, als Spezialisten. Das Distributionsgeschäft besteht in erster Linie daraus, von einem Lieferanten größere Mengen eines bestimmten Stoffs fürs eigene Lager zu kaufen, um die aufgebrochene Partie portioniert an kleinere und mittelgroße Abnehmer weiterzugeben. Wir arbeiten bei den Erzeugern in der Regel mit festen Verträgen. Sie halten unter anderem fest, für welche Regionen wir verantwortlich zeichnen, welche Dienstleistung wir zu erbringen haben. Ein Geschäft auf Gegenseitigkeit also. Wir haben im Wettbewerb mit anderen Unternehmen den europäischen Markt fest im Blick. Hier gilt es, die eigene Position zu festigen und Vertriebswege auszubauen. Da wir mit namhaften Produzenten nicht nur hervorragende Beziehungen, sondern auch feste Verträge haben, sind wir sehr gut aufgestellt. Hinzu kommen gerade in unserem Jubiläumsjahr etliche Zusagen und Absichtserklärungen, mit TER HELL weitere Gebiete zu erschließen. Da gehen wir gemeinsam Schritt für Schritt voran.
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