Vom Spirit der Waldwirtschaft
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- Anke Koch
- vor 6 Jahren
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1 Forstmesse 2017 Eröffnungsfeier Forstmesse , 10:30, Messe Luzern, Forum 2 (Halle 1, 2.OG) Vom Spirit der Waldwirtschaft Max Binder Präsident Patronat Forstmesse, Alt-Nationalrat, Präsident WaldSchweiz bis Juni 2017 Sehr geehrte Damen und Herren Liebe Freunde des Waldes und der Forstbranche Ich freue mich, zusammen mit Ihnen die 24. Internationale Forstmesse Luzern eröffnen zu dürfen! Ich tue dies heute zum sechsten und letzten Mal als Patronatspräsident, da ich unterdessen als Nationalrat und per 1. Juli als Präsident von WaldSchweiz zurückgetreten bin. Erlauben Sie mir nachdem ich die Schweizer Forstwirtschaft als Patronats- und Verbandspräsident, als Politiker und als privater Waldeigentümer während fast zwanzig Jahren aus nächster Nähe verfolgt habe einige Rückblicke, aber auch Ausblicke: Wie steht es um den Wald und um die Forstwirtschaft? Wie steht es um den Schweizer Wald als solchen? Insgesamt meine ich, gut! Wir haben noch stabile Verhältnisse, vor allem dort, wo es darauf ankommt, wie im Schutz- und Erholungswald. Wenn wir aber etwas genauer hinsehen, ist unser Wald vielerorts überaltert, zu dicht, zu wenig genutzt, und somit instabil und anfälliger. Auch den Bäumen geht es nicht nur gut: das Eschensterben greift landesweit um sich, und da und dort leiden die Bäume unter ausserordentlichen Klimaereignissen, insbesondere unter Trockenheit: sie sind gestresst und für allerlei Schädlinge anfällig. Trotzdem: dem Wald geht es so gut, dass er sich laufend ausgedehnt hat: um die Fläche von etwa 43'000 Hektaren seit 1995, das sind 430 Quadratkilometer und entspricht viermal der Fläche des Vierwaldstättersees. Ist das gut oder schlecht? Die Zunahme hat vor allem in steilen Hanglagen im Berggebiet und auf der Alpensüdseite stattgefunden, wo landwirtschaftliche Flächen nicht mehr bewirtschaftet werden. Als Landwirt finde ich das bedauerlich. Aus Sicht des Waldverbandes dünkt mich die Entwicklung weiter nicht schlimm. Wenn der Wald wächst, kann er mehr CO 2 binden und Starkniederschläge besser zurückhalten. Als Politiker ist mir indessen wichtig, dass die Waldfläche im Mittelland erhalten bleibt, wo der uw Seite 1 von
2 Platz immer enger wird, wo der Waldanteil nicht so gross ist und wo aber die meisten Menschen in diesem Land leben. Für sie bringt der Wald Lebensqualität je näher, je mehr. Wie steht es um den Wald als Lebensraum? Fast alles paletti, würde ich sagen. Seine Bedeutung hat während meinen Amtsjahren enorm zugenommen. Punkto Biodiversität ist der Schweizer Wald auf sehr hohem Niveau! Über 40% der heimischen Pflanzen- und Tierarten dient er als Lebensraum! Diese Zahl ist stabil geblieben, während ausserhalb des Waldes der Druck auf die Natur und Biodiversität bestimmt zugenommen hat. Nicht zuletzt eine Leistung der Forstprofis und Waldeigentümer, welche ihren Wald und dessen Bewohner bestens kennen und schätzen. Und dank deren sorgsamer Bewirtschaftung seit weit über 100 Jahren wir die heutigen Waldbilder überhaupt erst haben. Der Wald ist aber auch und immer mehr ein wichtiger Lebensraum der Menschen. Die Bevölkerung hat in unserem Lande in den letzten zwanzig Jahren um eine ganze Million zugenommen. Ein gewisser Dichtestress ist die Folge. Und das Bedürfnis, in der Freizeit den Wald aufzusuchen wird immer grösser. Gemäss einer Studie des Bundes geht die Hälfte der Schweizer Bevölkerung im Sommer mindestens einmal pro Woche in den Wald. Die Folgen spüren allen voran die Förster, welche den Wald als Erholungsraum immer mehr «managen» müssen es bieten sich aber auch Chancen, den Wald als Erholungsraum in Wert zu setzen und Naturschutzleistungen zu vermarkten. Wie steht es um die Waldwirtschaft und wie hat sich diese entwickelt? Hier fällt die Antwort weniger eindeutig und nicht so positiv aus. Es gibt Fakten und Einschätzungen Fakten liefert das TBN (ein Testbetriebsnetz von Schweizer Forstbetrieben, das namentlich von WaldSchweiz ausgewertet wird): Die Analyse zeigt, dass über die Hälfte der Schweizer Forstbetriebe seit Längerem rote Zahlen schreibt Dem Wald mag es zwar gut gehen, aber um die, die für sein Wohl sorgen um die Waldwirtschaft steht es nicht besonders gut. Neuste Zahlen liefert die Forststatistik, gemäss der die Holzernte im letzten Jahr unter dem Strich einen erneuten Tiefpunkt erreicht hat, und dies, obwohl die Nutzung von Energieholz deutlich zugenommen hat wurden insgesamt weniger als 4.5 Millionen Kubikmeter geschlagen, das Nutzungspotenzial wäre aber 8 Millionen Kubikmeter. Das heisst, die Holzvorräte im Schweizer Wald wachsen jedes Jahr an und gleichzeitig wird immer mehr ausländisches Holz importiert, uw Seite 2 von
3 weil ja der Holzbau boomt. Die Preise für Schweizer Holz verharren auf tiefem Niveau, während sonst fast alle Waren und Dienstleistungen teurer werden. Die Waldeigentümer stehen heute nicht besser da als vor zwanzig Jahren. Die Waldwirtschaft wird immer wieder als Musterschüler der «Nachhaltigkeit» gelobt, weil bei uns nie mehr Holz geerntet wird als nachwächst also eine nachhaltige Nutzung eines nachwachsenden Rohstoffs. Nachhaltigkeit ist aber wie sie alle wissen ökologisch, sozial und ökonomisch zu betrachten. Ökologisch steht unsere Bewirtschaftung sicher gut da. Aber ökonomisch? Die Forstbetriebe schreiben Defizite, die Waldeigentümer legen drauf, wertvolles Holz verrottet, Investitionen bleiben aus Auf die Dauer ist unsere viel gelobte Waldwirtschaft alles andere als nachhaltig! Und vor allem ist die Stabilität, Robustheit und Fitness unseres Waldes derzeit grad gar nicht auf Nachhaltigkeitskurs da müssen wir, da müssen Politik, Regierungen und Verwaltungen engagiert Gegensteuer geben und griffige Massnahmen lancieren oder unterstützen. Die beste und effizienteste Unterstützung für den Schweizer Wald sehe ich im Einsatz von Schweizer Holz in jeder Form, also als Baustoff, als Energiestoff, aber auch als Grundprodukt für die weitere und vielleicht auch neue stoffliche Verarbeitung. Die positiven Zeichen nehmen zu! Ich möchte Ihnen darlegen, weshalb ich trotz allem sehr zuversichtlich bin für die Waldwirtschaft. Die Waldeigentümer haben gelernt, dass sie nicht auf fremde Hilfe hoffen dürfen. Ich stelle fest, dass sie ihr Schicksal immer mehr in die eigenen Hände nehmen: Die Vorteile der Mechanisierung werden genutzt. Verschiedenste Modelle der engeren Kooperation im Wald werden nicht zuletzt von meinem Verband gefördert und umgesetzt. Das wirtschaftliche Denken nimmt zu. Forstbetriebe produzieren «just in time», versuchen immer konsequenter Nicht-Holz- Waldleistungen zu vermarkten und suchen wie die Landwirte nach innovativen Nischen. Die Technologie spielt der Forstwirtschaft in die Hand, neue Maschinen aber auch ausgeklügelte Software ermöglichen immer mehr Effizienz. Hier an der Forstmesse können Sie sich diesbezüglich über das Neuste ins Bild setzen! Der gesellschaftliche Nutzen des Waldes nimmt zu und dank unserer Kommunikation hoffentlich auch die Sensibilisierung dafür. Vielleicht können wir diesen einst auch monetär in Wert setzen. Ganz bestimmt nimmt die Sensibilisierung für das Schweizer Holz zu. Unser Herkunftszeichen wird immer bekannter und mit der laufenden Kampagne «Woodvetia» werden breite Bevölkerungskreise über die Zusammenhänge informiert und aufgefordert, Schweizer Holz nachzufra- uw Seite 3 von
4 gen. Die Kampagne ist mit Madame Tussaud ebenfalls an der Messe präsent. Die «Tage des Schweizer Holzes» stehen bevor: am 15./16. September öffnen gegen 200 Betriebe der heimischen Wald- und Holzwirtschaft ihre Türen und werben für die Nutzung von Schweizer Holz. Ein derartiger nationaler Grossanlass fand in der Wald- und Holzwirtschaft meines Wissens noch nie statt das ist der Hammer! Denn die beste Unterstützung der Schweizer Waldwirtschaft ist der Einsatz von Schweizer Holz im Bau, im Innenausbau und im energetischen Bereich. Den hehren Worten und Kampagnen müssen aber Taten folgen, vorab bei Bauten der öffentlichen Hand. Wer Wald will, muss Holz wollen! Es gibt kein glaubhaftes Argument, beim Einsatz von Holz auf Schweizer Holz zu verzichten. Es gibt nur bequeme und fadenscheinige Ausreden, z. B. das dümmliche Argument: «nicht WTO-konform». Die laufenden Aktivitäten wecken in der Branche Begeisterung und Zuversicht. Und damit bin ich beim letzten Punkt, der mich für die Zukunft zuversichtlich stimmt: der «Spirit» in meiner Branche der Waldwirtschaft. Er war immer spürbar, er verbindet und er stimmt mich optimistisch. Zu Beginn meiner Verbandskarriere haben wir die Folgen des Orkans «Lothar» bewältigt; es folgten politische Stürme und der Frankenschock. Die Waldwirtschaft hat immer irgendwie überlebt, trotz widriger Umstände: «Totgesagte leben eben länger!» Die Forstwirtschaft ist wie der Wald: etwas träge, aber zäh, und langfristig durchaus anpassungsfähig. Ich glaube, es ist dieser bäumige Spirit, der uns so stark macht. Und genau dieser Spirit ist nirgends so gut spürbar wie an der Forstmesse, wo sich Forstprofis, Waldeigentümer, Ausrüster und viele Fachleute zum Wissens- und Erfahrungsaustausch treffen. Meine Damen und Herren Ich danke der innovativen Forstmaschinenbranche für die ungeheure technische Entwicklung in den letzten 20 Jahren, zu Gunsten der Effizienz in der Waldarbeit, aber auch der Arbeitssicherheit und der Gesundheit der Forstleute. Der Dank geht auch an die Forstbetriebe und Forstunternehmungen, die die Maschinen bei der Holzernte im Wald mit Respekt und Sorgfalt gegenüber dem Waldbestand, dem Waldboden und den Waldstrassen einsetzen. Leider gibt es hier auch schlechte Beispiele, die die maschinelle Holzernte in den Medien zu Unrecht immer wieder in ein schlechtes Licht bringen. Mein Dank gilt aber auch der Firma ZT Fachmessen AG, Birmenstorf. Und da sage ich sehr gerne und auch mit etwas Wehmut: Ich danke dem Patron und Gründer der Forstmesse, lieber Hans Biland von ganzem Herzen. In den Dank einschliessen möchte ich die ganze Familie Biland, denn was der uw Seite 4 von
5 Vater begonnen, führen die Jungen ebenfalls mit hoher Kompetenz, Freude und Begeisterung weiter. Das gleiche gilt für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Nicht vergessen will ich die Mitglieder des Patronatskomitees, die immer wieder mit neuen Ideen und Aktualitäten die Forstmesse unterstützten und das auch weiterhin tun werden. Mein Dank gilt aber auch den Medien, die aktuell und konstruktiv über die Forstmesse berichten. Und zuletzt freue ich mich, dass der neue Präsident von WaldSchweiz, Herr Nationalrat Daniel Fässler aus Appenzell auch hier mein Nachfolger wird. Ich wünsche der 24. Forstmesse und allen, die dazu beitragen viel Erfolg und, dass sie lange nachwirkt. Ich freue mich von mir aus kann es losgehen! uw Seite 5 von
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