50 Jahre Wasserwerk der Marktgemeinde Lustenau

Transkript

1 50 Jahre Wasserwerk der Marktgemeinde Lustenau

2 Wasser. Das Öl des 21. Jahrhunderts

3 Liebe Lustenauerinnen und Lustenauer! Seit 50 Jahren sind alle Lustenauerinnen und Lustenauer in der glücklichen Lage, zu jeder Zeit über Wasser in ausreichender Menge und bester Qualität zu verfügen. In vielen Ländern sind sauberes Trinkwasser Mangelware und Konflikte um die Ressource Wasser alltäglich. Die Sicherung der Wasserversorgung war und wird in Zukunft eine große Herausforderung für uns sein, keinesfalls darf daraus ein großes Geschäft werden. Lustenau leistet sich eine eigene, unabhängige Wasserversorgung, das soll auch in Zukunft so bleiben. Es gilt, unser intaktes Ökosystem zu erhalten und zu schützen. Stabile Wasserpreise, höchste Wasserqualität und eine sichere Wasserversorgung haben für uns oberste Priorität. Das Ziel ist, mit einer nachhaltigen Wasserwirtschaft dafür zu sorgen, dass in ganz Lustenau weiterhin einwandfreies Trinkwasser in ausreichender Menge zur Verfügung steht. Für sauberes Wasser und einen umfassenden Gewässerschutz hat unsere Gemeinde in den letzten 50 Jahren viel Geld aufgebracht. Geld, das gut investiert ist: in das Menschenrecht Wasser, den sozialen Frieden, in die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung und in unsere Lebensqualität. Bürgermeister Hans-Dieter Grabher Tiefbaureferent Wolfgang Bösch

4 Geschichte. Seit 50 Jahren flächendeckende Wasserversorgung Die Lustenauer Wasserversorgung war in ihren Ursprüngen zwar nicht gesegnet mit Aquädukten, dafür war den Römern der Weg von der Hauptstadt nach Brigantium zu weit. Wohl aber erinnerten die Ziehbrunnen, die bis vor wenigen Jahrzehnten noch unser Ortsbild prägten, an eine Wasserversorgung, die bis ins 15. und 16. Jahrhundert zurückreicht. Anfang des 19. Jahrhunderts leisteten sich Gemeinde und einige reiche Bürger bereits sogenannte Gumperbrunnen. Brunnenmacher waren in Lustenau gesuchte Handwerker, schließlich waren es neben der funktionierenden Trinkwasserversorgung auch die vielen Brände, die die Verantwortlichen dazu bewegten, 1911 ein Trinkwasserkomitee zu gründen und Feuerlöschbrunnen zu bauen. Zur gleichen Zeit schaffte eine Privatinitiative, die Rudolf-Hagen-Wasserversorgung, die erste funktionierende Wasserversorgung für einen größeren Teil der Gemeinde wurde die Wassergenossenschaft Kirchdorf gegründet schließlich wurde die Gemeinde aktiv und errichtete in der Sonnenstraße ein eigenes Pumpwerk, für das sie etwas später auch das vorhandene Leitungsnetz der Wassergenossenschaft kaufte. Auf eine flächendeckende Versorgung mussten die LustenauerInnen allerdings fast weitere 30 Jahre warten. Als Meilenstein der Lustenauer Trinkwasserversorgung gilt die Eröffnung des Wasserwerks bei der Unterfahrbrücke am 20. August Das Ergebnis eines langen Prozesses, aber auch der Erfolg weitblickender Lustenauer Bürger und Gemeindepolitiker. Die privaten Trinkwasserinitiativen wurden durch ein gemeindeeigenes, funktionstüchtiges Wasserversorgungsnetz abgelöst, das heute über ein Leitungssystem mit 235 km Länge und eine Versorgungszentrale mit sechs MitarbeiterInnen verfügt.

5 Grundwasser. Ein unterirdischer Schatz Wasserwerk. Das Kernstück der Wasserversorgung Lustenau ist in der glücklichen Lage, 100 Prozent seines Trinkwassers aus dem Grundwasser vom Grundwasserbegleitstrom des Rheins zu beziehen. Durch Versickerung des Rheinwassers und von Oberflächenwässern wird das Grundwasserfeld angereichert. Die geologischen Schichten im Rheinvorland bestehen aus durchlässigem Sand und Kies, die wie eine Art natürlicher Filter für das Grundwasser wirken. So wird aus dem Rheinwasser und dem Oberflächenwasser Trinkwasser, das bakteriologisch einwandfrei, kühl und klar ist. Dank seiner hervorragenden Qualität, kann unser Grundwasser ohne zusätzliche Aufbereitung direkt von der Grundwasserfassung bis zum Wasserhahn gelangen. Dafür, dass unser Trinkwasser rund um die Uhr verfügbar ist, sorgt das Wasserwerk Lustenau. Hier laufen die Fäden zusammen, hier treffen sich Wassergewinnungsstelle, Pumpen, Brunnen, Verteilleitungen, Armaturen, Fernwirkanlagen und MitarbeiterInnen. Herzstück des Wasserwerks ist die Schaltzentrale, wo jeder einzelne Vorgang zur Wasserversorgung überwacht und beeinflusst werden kann. Zur Sicherheit, zum Ausgleich von Verbrauchsschwankungen und als Brand- und Störreserve wird unsere Wasserversorgung über das zentrale Pumpwerk gesteuert. Neben dem Wasserwerk hat sich Lustenau die Wassergewinnung durch ein zweites Standbein abgesichert. Mit sieben weiteren Vorarlberger Gemeinden sind wir Mitglied des Trinkwasserverbandes Rheintal. Als Teil dieses Verbundsystems will die Gemeinde sicherstellen, dass die Bevölkerung auch in eventuellen Krisen- oder Spitzenzeiten ausreichend mit Wasser versorgt ist. Eine weitere Notversorgung besteht zwischen den Gemeinden Lustenau und Höchst welche wiederum bis nach Bregenz reicht. Das Team vom Wasserwerk sorgt rund um die Uhr für eine reibungslose Wasserversorgung.

6 Organisation. Durch die Rohrleitungen frei Haus Die Lustenauer Wasserversorgung besteht nebst dem Wasserwerk aus einem 235 km langen Netz aus Transport- Versorgungs- und Anschlussleitungen. Die vom Wasserwerk kommende Hauptleitung misst 400 mm Durchmesser und führt in einer 15 km langen Ringleitung durch den Ort. Ein verzweigtes Leitungsnetz mit den Dimensionen von 200 mm bis 80 mm führt von dort zu den Hausanschlussleitungen, die das öffentliche Rohrnetz mit den privaten Hausinstallationen verbindet. An der Wasseruhr endet die öffentliche Hausanschlussleitung. Versorgungsnetz 2 Brunnen: 1 Horizontalfilterbrunnen 2 Pumpen und 1 Vertikalfilterbrunnen 1 Pumpe 1 Pumpwerk mit 4 Hochdruckpumpen, die den Netzdruck von 4.7 bar erzeugen 235 km Leitungsnetz: Dimensionen von 32 mm bis 400 mm 2 Behälter mit je 150 m³ Nutzinhalt Hausanschlüsse 100 Prozent Eigenversorgung

7 Löschwasser. Für den Notfall gerüstet Neben Trinkwasser für die Bevölkerung, sorgt das Wasserwerk auch für Löschwasser im Brandfall. Hydranten sind die Zapfsäulen der Feuerwehr, die an das öffentliche Trinkwassernetz angeschlossen sind. Ein dichtes Netz von 355 Hydranten versorgt die Lustenauer Feuerwehr im Notfall schnell mit dem nötigen Löschwasser.

8 Kontrolle. Von der Quelle bis zum Wasserhahn Eigenschaften. Qualität und Inhalt Unser Trinkwasser wird vom Institut für Umwelt und Lebensmittelsicherheit des Landes Vorarlberg ständig überprüft. Die Anforderungen an die Wassergüte werden in der Trinkwasserverordnung geregelt. Zudem finden Überprüfungen nach den Anforderungen des Lebensmittelgesetzes statt. Dazu gehören ein Lokalaugenschein im Wasserwerk, Wasserproben direkt in den Brunnen sowie Netzproben verteilt an wechselnden Orten der Gemeinde. Der ph-wert unseres Trinkwassers, also sein Säuregrad, macht 7,6 aus. Das liegt auf der 14-teiligen Skala optimal im neutralen Bereich. Der Härtegrad des Lustenauer Trinkwassers liegt über das Jahr verteilt zwischen 8 und 12 dh, was mittelhartem Wasser entspricht. Der Nitratgehalt von 3,6 mg/l (Grenzwert 40 mg/l) wird als sehr gering ausgewiesen. Die Härte des Wassers wird vom Gehalt an Kalzium (Ca) und Magnesium (Mg) bestimmt und in deutschen Härtegraden ( dh) angegeben. Generell bedarf unser Wasser - als Lebensmittel betrachtet - keiner Enthärtung. Hartes Wasser ist gesundheitlich wertvoller, erfordert dafür höhere Waschmitteldosierung und führt zu stärkeren Kalkablagerungen. Da unser Trinkwasser im mittleren Härtegrad liegt, ist es geradezu als ideal anzusehen hart genug damit es beim Trinken gut schmeckt und nicht zu hart für die Geräte wie Kaffeemaschinen, Waschmaschinen, Spülmaschinen usw.

9 Ressource. Sorgsamer Umgang mit kostbarem Gut Verbrauch. Rund 1,4 Millionen Kubikmeter jährlich Weltweit haben immer noch 1,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. 25 Millionen sterben jährlich an den Folgen der Verschmutzung von Wasser und Umwelt. Eine einzige Toilettenspülung in Lustenau verbraucht mehr Wasser, als ein Mensch in Äthiopien pro Tag für Waschen, Trinken und Kochen zur Verfügung hat. Zahlen, die uns unseren oft sorglosen Umgang mit der Ressource Wasser überdenken lassen sollten. Durchschnittlich nutzt jeder von uns pro Tag 140 Liter Wasser. Der persönliche Wasserverbrauch hat sich damit seit 1975, vor der Einführung der Wasseruhren, als dieser noch bei 230 Litern lag, um fast 40 Prozent verringert. Im internationalen Vergleich sind die Lustenauer nahezu Sparweltmeister. Der Grund: moderne Haushaltsgeräte und sanitäre Anlagen verbrauchen weniger Wasser. Industrie und Gewerbe gehen aus Kostengründen sparsamer mit Wasser um und nutzen Kreislaufsysteme und Aufbereitungsanlagen. Wasserverbrauch pro Person und Tag Duschen, baden, Körperpflege 68 Liter (48%) Toilettenspülung 38 Liter (27%) Wäsche waschen 17 Liter (12%) Trinken, kochen 17 Liter (12%)

10 Preis. Das preiswerteste Lebensmittel Erhaltung. Wasserparadies Lustenau für die nächste Generation Wasser ist bei uns das mit Abstand billigste Lebensmittel. Der Wasserpreis liegt in Lustenau derzeit bei 88 Cent pro m³. Demnach bekommen wir 1000 Liter Trinkwasser um 88 Cent bis in jede Wohnung geliefert. Der Wasserpreis resultiert zum Großteil aus den Investitionen in die Wasserversorgung und die Rundum-die-Uhr-Serviceleistungen der WasserwerksmitarbeiterInnen. Damit liegen wir unter dem österreichischen Durchschnittspreis von 1,04 Euro. Und das, obwohl die beträchtliche Summen von jährlich 1 Million Euro in die Wasserversorgung investiert wird. Der Kreislauf einer Wasserver- und entsorgung endet mit der Zuführung des in der Kläranlage gereinigten Abwassers in den natürlichen Wasserkreislauf. Durch den konsequenten Ausbau der Ortskanalisation werden unsere Abwässer heute wesentlich gründlicher gereinigt, als noch vor 20 Jahren. Und die Ergebnisse können sich sehen lassen. Der Bodensee hat wieder Trinkwasserqualität erlangt und gilt als größter Trinkwasserspeicher Mitteleuropas. Den Ausbau und die Erhaltung des Trinkwassernetzes ließ sich Lustenau in den letzten 10 Jahren rund 6 Millionen Euro kosten. In Zukunft wird verstärkt in die Instandhaltung und Erneuerung der bestehenden Infrastruktur investiert werden, und in die Revitalisierung unserer Flüsse und Bäche.

11 Schutz. Schutz. Schongebiete sichern unser Trinkwasser Sparen. Tipps zum verantwortungsvollen Umgang Fast einzigartig in Österreich, gelangt unser Trinkwasser ohne Aufbereitung und Reinigung direkt zur Bevölkerung, und zwar in einwandfreier Güte. Damit dieses Privileg auch unseren Kindern und Enkelkindern erhalten bleibt, wurde für unser Trinkwasserpumpwerk bzw. Grundwasserfeld in Lustenau ein sogenanntes Schutz- und Schongebiet geplant. Das Ziel dieser Schutz- und Schongebietserhebung ist die Erhaltung der Trinkwasserqualität unseres Grundwassers und die Absicherung der benötigten Menge für uns und unsere nachfolgenden Generationen. Zu einem nachhaltigen Umgang mit Wasser gehört, dass wir es bewusst verwenden und nicht verschwenden. Wasser sparen ist gut, Wasser schützen noch besser. Tropfende Wasserhähne abdichten das kann bis zu 17 Liter Wasser pro Tag sparen. Tägliches Duschen verbraucht weniger Wasser und Energie als ein Vollbad. Während des Einseifens oder Zähneputzens den Wasserhahn abstellen. Perlatoren an Wasserhähnen machen den Wasserstrahl voller und sparen bis zu fünf Liter Wasser pro Tag. Spülstopptasten bei der WC-Spülung erreichen, dass nur ein Bruchteil des Spülkasteninhalts verbraucht wird. Verwenden Sie die Toilette nicht als Abfalleimer. Stoffe, die nicht ins Abwasser gehören, gefährden unsere Umwelt und schädigen das Kanalsystem und Kläranlagen. WC-Steine vermeiden, denn sie führen zu unnötiger Belastung des Abwassers. Bewässerung des Gartens mit Grund- oder Regenwasser.

12 Service und Beratung. Wir sind gerne für Sie da Wasserwerk Lustenau Ing. Michael Bösch, Leiter Augartenstraße Telefon: +43 (0) Wasserwerk Lustenau

13 Impressum: Herausgeberin: Marktgemeinde Lustenau Gestaltung: Atelier Schuster, Fotos: Studio 22 Marcel Hagen, Umweltinstitut Land Vorarlberg, Jürgen-Acker_pixelio.de Druck: Buchdruckerei Lustenau, Lustenau, August 2009

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