Handlung Absicht. Folgen. Kapitel 6: Handlungsfolgen 6.1 Einführung. Vorlesung Universität Freiburg. Heilpädagogisches Institut Frühlingssemester 2012
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- Nicole Krause
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1 Vorlesung Universität Freiburg Heilpädagogisches Institut Frühlingssemester 2012 Prof. Dr. Michael Eckhart stv. Institutsleiter Bereichsleiter Forschung und Entwicklung Institut für Heilpädagogik PHBern Vorname Name Autor/-in Einführung Handlung Absicht Folgen
2 6.2 Übersicht Handlungsfolgen ausschliessliche Bedeutung wichtige Bedeutung keine Bedeutung Falsche Folgen ausschlaggebend Voraussehbare Folgen ausschlaggebend Beabsichtigte Ziele des Handelns ausschlaggebend -- Moralprinzipien lediglich Faustregeln zur Gütermaximierung z.b. -- Eudaimonismus (Aristoteles) -- Utilitarismus Beabsichtigte Folgen/Ziele des Handelns ausschlaggebend - - moralische Zusatzkriterien (z.b. Reziprozität/Universalität/ Gerechtigkeit) z.b. -- Goldene Regel -- Verallgemeinerungsprinzip - Verpflichtungen des Handlungssubjekts zu Sollensforderungen (Ge-/Verbote/ allgemeine Prinzipien) von genuin moralischem Wert - - konsequentialistische Überlegungen fliessen in Moralprinzipien ein z.b. - - Diskursethik (Habermas/Apel) Absicht des Handlungssubjekts ausschlaggebend z.b. -- Ethik der Bergpredigt - - Vernunftethik (Kant) Fenner 2008, 139 Teleologische Ethik von gr. télos = Ziel Ziel als Ursache nach Aristoteles Mensch kann sich als vernunftsbegabtes Wesen Ziele setzen; ethisches Handeln wird möglich. Ziel als Wirkung im Utilitarismus Ethisches Handeln wird beurteilt aufgrund der Konsequenzen bzw. der Folgen.
3 6.2 Übersicht Handlungsfolgen Leitsatz für eine heilpädagogische Berufsmoral: Prüfstein sollen jene Grundsätze sein, welche für die pädagogische Betreuung Schwerst- und Mehrfachbehinderter Gültigkeit beanspruchen. Die moralische Beurteilung des Handelns erfolgt a) anhand der Folgen ( ) oder b) anhand der Gesinnung ( ). Englische Vertreter des Utilitarismus Jeremy Bentham gilt als bedeutendster Begründer der utilitaristischen Theorie John Locke Früher Aufklärer mit utilitaristischen Ideen John Stuart Mill Führte die Gedanken von Bentham weiter
4 Utilitarismus war in der Zeit der Aufklärung eine verbreitete Ethik mit den Merkmalen:! Konzentration auf folgenorientierte Argumente.! Optimierung von Lust und Verminderung von Unlust.! Untergeordnete Bedeutung der Gesinnung.! Utilitarismus war die Moralphilosophie der Aufklärung.! Hohe Bewertung der gesellschaftlichen Nützlichkeit.! Nützlich-Sein optimiert die Lustgefühle und minimiert die Unlustgefühle ( Glücksoptimierung ).! Vom Utilitarismus der Aufklärung stammt die These, dass ein Mensch nur glücklich sein kann, wenn er sich als für die Gesellschaft nützlich erleben kann. Definition klassischer Utilitarismus (J. Bentham/J.S. Mill) Gut ist diejenige Handlung, die den grösstmöglichen Nutzen für alle von der Handlung Betroffenen verspricht. - Was fällt Ihnen auf? - Welche Probleme erkennen Sie in dieser Definition?
5 Utilitarismus als reiner Konsequentialismus Reiner Konsequentialismus:! Moralische Bewertung von Handlungen ausschliesslich aufgrund folgenorientierter Argumente! Keine Berücksichtigung von Gesinnungsargumenten Moralische Bewertung der Folgen von Handlungen durch den Utilitarismus Moralisch gute Handlungen dienen der Optimierung des individuellen Glücks und der gesellschaftlichen Nützlichkeit. Glücksoptimierung entspricht der Optimierung von Lustgefühlen und der Minimierung von Unlustgefühlen.
6 Hedonistischer klassischer Utilitarismus: LUST pleasure UNLUST pain GLÜCK happiness UNGLÜCK unhappiness Hedonistischer klassischer Utilitarismus: Quantity of pleasure being equal, pushpin is as good as poetry. J. Bentham Quantitativer Hedonismus: - Intensität - Dauer - Anzahl der subjektiven Lustempfindungen. Fenner, 2008, 141
7 Hedonistischer klassischer Utilitarismus: Es ist besser, ein unzufriedener Mensch zu sein als ein zufriedenes Schwein; besser ein unzufriedener Sokrates als ein zufriedener Narr. J. S. Mill Qualitativer Hedonismus: Qualität der Lust ist abhängig von den Quellen, aus denen sie entspringt: - Höhere Lust: geistige und soziale Tätigkeiten, bei denen typisch menschliche Fähigkeiten zum Einsatz kommen. - Niedrige Lust: Angeborene sinnliche Triebbedürfnisse. Fenner, 2008, 142 J. Bentham Maximiere die Glücksumme der grösstmöglichen Zahl. J.S. Mill Maximiere die Glücksumme nach Qualitätskriterien. Knoepffler 2010, 49
8 Problematik der utilitaristischen Ethik Problematik der klassischen utilitaristischen Ethik Schwierigkeit bei der Quantifizierung von Nutzen. Problematik des Nutzenkalküls. - vgl. Beiblatt
9 Der heutige Präferenz-Utilitarismus Bekannte Vertreter des Präferenz-Utilitarismus: Richard Hare James Griffin Peter Singer (Praktische Ethik) Klassischer Utilitarismus (J. Bentham/J.S. Mill) Nutzen= Lust/subjektives Wohlbefinden ( pleasure ) Präferenz-Utilitarismus Nutzen= Erfüllung von Präferenzen (Wünschen/Zielen)
10 Peter Singer Maximiere die Realisierung von Präferenzen aller Lebewesen, die gewichtet werden müssen. Knoepffler 2010, 49 Präferenzutilitarismus Präferenzutilitaristen definieren den Nutzen nämlich nicht als positive innerliche Zufriedenheit ( pleasure ) wie Lust, Freude oder Glück, sondern als objektive Erfüllung von Präferenzen. Präferenzen abgeleitet aus dem französisch préférence ( Vorzug, Vorliebe ), sind das, was jeder für sich selbst wünscht oder erstrebt, also seine Wünsche und Ziele. Dabei zählen nicht nur gegenwartsbezogene Wünsche, sondern auch solche, die sich auf die nahe oder ferne Zukunft richten. Fenner 2008, 143
11 Der heutige Präferenz-Utilitarismus [Bekanntester Vertreter: der Bioethiker Peter Singer *1946] Grundsatz:. Neu ist die Frage nach Kriterien für den Ausschluss von Menschen vom Glücksanspruch ( negative Präferenz ). Menschen mit negativer Präferenz gelten als Nicht-Personen und als Gefährdung für das Glück der Mehrheit; sie haben keinen Anspruch auf Glück und Leben. Merkmale einer Person : Intelligenz, Explorationsdrang, Selbstbewusstsein, Zeitgefühl, Kommunikationsfähigkeit. Menschen mit schwerer Geistiger Behinderung oder mit schweren Missbildungen gelten nicht als Personen. Nur 'Personen' haben ein Lebensrecht. Gefahren des Präferenz-Utilitarismus Der Zusatz Präferenz zielt auf die Frage: Die Bevorzugung gilt für Menschen mit einem Minimalmass an Intelligenz, Explorationsdrang, Selbstbewusstsein, Zeitgefühl und Kommunikationsfähigkeit. Ausgeschlossen sind Menschen, welche das Minimalmass und nicht. Diesen Menschen wird der abgesprochen.
12 Gefahren des Präferenz-Utilitarismus Da der Präferenzutilitarismus eine implizite Ablehnung des Speziesarguments beinhaltet und andere Kriterien ansetzt, folgt aus dieser Sicht, dass nicht nur Menschen Anspruch auf Glücksoptimierung und moralischen Schutz vor Leidminimierung haben, sondern auch, dass nicht alle Menschen diesen Anspruch und diesen Schutz haben.
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