Dual Studierende in Erstausbildung in IG BCE-Branchen

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1 Positionspapier der IG BCE-Jugend Dual Studierende in Erstausbildung in IG BCE-Branchen Die Zahl der dual Studierenden hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Zurzeit gibt es in der ganzen Bundesrepublik mehr als duale Studienplätze in 929 Studiengängen (2011). Im Vergleich zum Jahr 2010 bedeutet dies einen Zuwachs von 20% bei der Anzahl der angebotenen dualen Studiengänge. 1 Generell wird zwischen zwei Arten der dualen Studiengänge 2 in der beruflichen Erstausbildung unterschieden: Die Ausbildungsintegrierenden Studiengänge beinhalten neben dem Abschluss eines Bachelors auch eine Ausbildung nach BBiG. Die Praxisintegrierenden Studiengänge hingegen sehen während des Studiums berufspraktische Phasen im Betrieb vor. 3 Weiterbildungsstudiengänge, die nach einer Erstausbildung (berufsbegleitend bis berufsintegrierend) angeboten und auch teilweise als duale Studiengänge bezeichnet werden, sollen hier nicht weiter behandelt werden. Sowohl bei Ausbildungs-, als auch bei Praxisintegrierenden Studiengängen ist der betriebliche Status der Studierenden, die Vertragslage 4, die Finanzierung und Vergütung der Ausbildung und die ganze Form der Studiumsorganisation in den einzelnen Bundesländern und auch von Betrieb zu Betrieb sehr unterschiedlich. Im Rahmen der Studiumsorganisation ist des Weiteren festzuhalten, dass die Lernorte Hochschule und Betrieb bei allen Studiengängen vorhanden sind. Ihre Verzahnung ist unterschiedlich stark, teilweise von außen nicht durchschaubar, gestaltet. Ob ein Studium in Blöcken von Theorie und Praxis unterteilt ist (64 % der Angebote), als Rotationsmodell mit täglich wechselndem Einsatzort (10 %) oder als Fernstudium ohne Freistellungsphasen im Betrieb (13 %) angeboten wird, hängt vom jeweiligen Unternehmen und den Absprachen mit den Hochschulen ab. Bei den Fachrichtungen ist festzustellen, dass die Anzahl der MINT-Studiengänge (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) deutlich zugenommen hat. Die neugeschaffenen Angebote sind in den Bereichen Ingenieurwesen, Elektrotechnik, Bauingenieurwesen, Maschinenbau/ Verfahrenstechnik zu finden. 1 Siehe Anlage 1. 2 Hierunter fallen alle Studiengänge, die von Fachhochschulen, Berufsakademien, dualen Hochschulen und Universitäten dual angeboten werden. 3 Siehe hierzu die von der IG BCE Nordrhein bei der Hans-Böckler-Stiftung (HBS) initiierte Fallstudienuntersuchung: Duale Studiengänge in Unternehmen, Düsseldorf 2011, 4 Üblich sind Ausbildungs-, Praktikums- und Werkverträge. Vereinzelt aber auch keine vertragliche Bindung zu einem Unternehmen. Teilweise wird mit dem dual Studierenden auch eine vertragliche Bindung nach Abschluss des Studiums vereinbart.

2 Der Schwerpunkt der dualen Studiengänge liegt aber nach wie vor auf den Wirtschaftswissenschaften. 5 Somit kann davon ausgegangen werden, dass in den von der IG BCE betreuten Branchen dual Studierende im technischnaturwissenschaftlichen Bereich, aber auch in wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen ausgebildet werden. 20% der dualen Studiengänge haben einen internationalen Studienanteil (Auslandsaufenthalt, Spracherwerb oder Erwerb eines internationalen Abschlusses). Regional existiert ein Schwerpunkt des Angebots von dualen Studiengängen in Baden- Württemberg (236 Studiengänge, dual Studierende) und NRW (198 Studiengänge, dual Studierende). 6 Die genaue Zahl der dual Studierenden in den IG BCE-Branchen ist derzeit nicht bekannt. Es kann hochgerechnet von ca dual Studierenden ausgegangen werden. Lediglich für die chemische Industrie gibt es belastbare Zahlen. Danach absolvieren 959 junge Menschen in 2011 ein duales Studium in unserer größten Industriebranche. Das sind ca. 10 Prozent der Gesamtauszubildenden in der chemischen Industrie, Tendenz steigend. 7 Hohe Bedeutung der dual Studierenden für die IG BCE Neben der klassischen Ausbildung werden die dualen Studiengänge als zweite Säule der beruflichen Erstausbildung, die zum Teil in den Betrieben stattfindet, in unseren Branchen immer wichtiger. Somit ist diese Zielgruppe ein erhebliches Potenzial an möglichen Neumitgliedern im Betrieb, die bisher häufig nicht oder in der Regel nur schwierig geworben werden können. Zudem zeichnet sich ein Verdrängungswettbewerb zwischen Ausbildungsplätzen und der Anzahl dual Studierender in den Betrieben ab. Grund dafür sind nicht zuletzt die immer höheren Anforderungen an die Qualifikation der Arbeitnehmer/-innen. Durch die Ausbildung oder Praxisphasen in einem Betrieb fallen die dual Studierenden unter die Zuständigkeit der betrieblichen Mitbestimmung. In den meisten Fällen existieren weder betriebliche noch tarifvertragliche Vereinbarungen über die Art der Beschäftigung, die Vergütung oder die sonstigen Rahmenbedingungen beim Einsatz der dual Studierenden im Unternehmen. Dual Studierende sind aus Sicht des IG BCE-Marketings eine ideale Zielgruppe zur Verbesserung der Ansprache von Arbeitnehmern mit hohen Qualifikationen. Da sie eine Erstausbildung absolvieren und neu in den Betrieb kommen, sind sie in der Regel einfacher anzusprechen. Aufgrund ihrer möglichen späteren Tätigkeit im ATnahen Bereich können sie als HQAs angesehen werden. 5 Siehe Anlage 2. 6 Siehe Anlage 1. 7 Siehe Anlage 3.

3 Dementsprechend sind Lernerfolge für die Ansprache der HQAs durch die erfolgreiche Werbung von dual Studierenden sehr wahrscheinlich. Darüber hinaus können wir durch eine frühzeitige Einbindung der zukünftigen HQAs die IG BCE in dieser Zielgruppe etablieren und somit einen Grundstein für weitere Werbungen legen. Positionen Es braucht klare Absprachen und Forderungen der IG BCE zur besseren und klareren Gestaltung der Ausbildungs- und Studiumssituation, sowie der späteren Beschäftigung von dual Studierenden. Kein dual Studierender darf ohne ein Vertragsverhältnis und den Status als Arbeitnehmer/-in in den Unternehmen der IG BCE-Branchen ausgebildet und/oder beschäftigt werden. Dual Studierende sind in Unternehmen rechtlich klar als Arbeitnehmer/-in nach dem BetrVG einzuordnen. Die Durchsetzung dieser geltenden Rechtsprechung, etwa bei den JAV-Wahlen, muss sichergestellt werden. 8 Eventuelle Gesetze oder (nicht-)vertragliche Vereinbarungen mit dem Arbeitgeber oder der Hochschule müssen dementsprechend geändert werden. Das duale Studium muss für Studierende kostenfrei sein. Sämtliche erhobenen Gebühren und zusätzlich anfallende Mehrkosten müssen zu 100 Prozent vom Arbeitgeber getragen werden. Verträge für dual Studierende müssen so geschlossen werden, dass keine Bindungspflicht nach Abschluss des Studiums besteht. Zudem müssen die Unternehmen gewährleisten, dass BA-Absolventen nach Abschluss berufsbegleitend die Möglichkeit haben einen Masterabschluss nachzuholen. Nach dem Studium gilt unsere Forderung wie nach der Ausbildung: Wir fordern die unbefristete Übernahme! Jede/r dual Studierende hat einen Anspruch auf tarifvertraglich geregelte Ausbildungsvergütung, die jedes Jahr ansteigen muss. Durch das Studium gegebenenfalls zusätzlich anfallender erhöhter Arbeits- und Zeitaufwand soll durch zusätzliche Erholungsphasen ausgeglichen werden. Nach Ende der Ausbildung, aber noch möglicherweise während der noch zu beendenden Studiumsphase, ist das nach der Tätigkeit einzuordnende Gehalt nach Tarifvertrag zu zahlen. 8 Vgl. Brecht-Heitzmann, Holger: Rechtlicher Status von Studierenden dualer Studiengänge, in: AuR 11-12/2009, S

4 Nach Abschluss des Studiums muss eine adäquate Eingruppierung nach Tätigkeit stattfinden. Ein Unterschied in der Eingruppierung bei gleichem Abschluss, gleicher Tätigkeit, aber unterschiedlicher Hochschule (Uni, DH/BA oder FH) darf es nicht geben. Tätigkeitsbeschreibung für Bachelor- Absolventen müssen erarbeitet werden. Stellen für dual Studierende nach Abschluss ihres Studiums müssen geschaffen werden. Jedes duale Studium muss einen Studium- und Ausbildungsplan haben, welcher nach Abschluss die Anerkennung und Einstellung auch von anderen Arbeitgebern gewährleistet. Hierzu braucht es vereinheitliche Standards bei dualen Studiengängen. Das Ausbildungsangebot Duales Studium darf zukünftig nicht mehr von der mehr oder weniger hohen Kreativität, dem Engagement und Finanzinteresse von Unternehmen und Hochschulen abhängig sein, sondern braucht eine klare Struktur, um Qualität und Transparenz dieses Ausbildungsweges gewährleisten zu können. Dazu sollten mittelfristig alle dualen Studiengänge in einer bundeseinheitlichen Regelung parallel zu den Regelungen im Berufsbildungsgesetz geregelt werden. Dual Studierende brauchen nach Abschluss ihres Bachelor-Studiums einen uneingeschränkten Zugang zu einem Masterstudiengang. Bei Zugang zur Hochschule darf nicht zwischen einem dualen Bachelorabschluss und einem üblichen Bachelorabschluss unterschieden werden. Die Hochschule muss die Gleichbehandlung gewährleisten. Verfasser/in: Jennifer Mansey, HV, Abteilung Junge Generation/Ausbildung Sebastian Knieriem, Landesbezirk Nordrhein Oliver Venzke, HV, Abteilung Bildung/Wissenschaf

5 Anlage 1: Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung: AusbildungPlus in Zahlen Trends und Analysen, Bonn S. 41. Anlage 2: Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung: AusbildungPlus in Zahlen Trends und Analysen, Bonn S. 40.

6 Anlage 3: Ausbildungsstruktur Deutschland Entwurfsversion vorläufiger Stand vom Start in den Beruf, EQ u.ä. 4