Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Der Staat als Schiedsrichter oder Mitspieler?
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- Kora Clara Kramer
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1 Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form Auszug aus: Der Staat als Schiedsrichter oder Mitspieler? Das komplette Material finden Sie hier: School-Scout.de
2 ab Klasse 11 IV/3 Wirtschaftspolitik Der Staat als Schiedsrichter oder Mitspieler? Aufstellung und Ziele der Wirtschaftspolitik Von Dr. Marei Waidmann, Wiesbaden Themen Angebotspolitik Außenwirtschaftliches Gleichgewicht Beschäftigung Geldpolitik Interessengruppen Konjunkturzyklus Magisches Sechseck 1 M 3 M Magisches Sechseck Bilder: Colourbox, istockphoto/emptyclouds Magisches Viereck Nachfragepolitik Ordnungspolitik Preisniveaustabilität Prozesspolitik Wettbewerbspolitik Wirtschaftswachstum 1 M M 0 1 M M 0 1 M 3 Das magische Sechseck zeigt die sechs Hauptziele der deutschen Wirtschaftspolitik: Umweltschutz, eine gerechte Einkommensverteilung, ein stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum, außenwirtschaftliches Gleichgewicht, eine hohe Beschäftigung und Preisstabilität. Aufbau der Unterrichtseinheit MODUL h KOMPETENZEN MATERIALIEN 1 Wirtschaftspolitik als Spiel Regeln machen oder Spielzüge gestalten? 3 Die Fachbegriffe Wirtschafts-, Ordnungs- und Prozesspolitik verstehen und anwenden. Wirtschaftspolitik modellhaft als Spiel mit rahmengebenden Regeln und aktiven Spielzügen systematisieren. Wettbewerbs- und Geldpolitik als exemplarische Politikfelder der Ordnungs- und Prozesspolitik analysieren. Die Bedeutung der Wirtschaftspolitik in den verschiedenen Wirtschaftsordnungen Zentralverwaltungswirtschaft, freie und soziale Marktwirtschaft analysieren. M 1 Wirtschaftspolitische Entscheidungen wer macht was warum? Vorwissen: Ordnungs- und Prozesspolitik 4 Die Ziele der Wirtschaftspolitik im Modell des Magischen Vierecks bzw. Sechsecks systematisieren, im Hinblick auf mögliche Zielkonflikte analysieren, hinsichtlich eigener Prioritäten ordnen und reflektieren. Die Akteure der Wirtschaftspolitik hinsichtlich ihrer Einflussmöglichkeiten und Ebenen systematisieren. Wirtschaftspolitische Konzepte anhand eines Konjunkturzyklus nachvollziehen, mithilfe des Modells von Angebots- und Nachfragepolitik differenzieren. M 0 Die Dauer ist in Unterrichtsstunden à 45 Minuten angegeben. Die Angaben sind als Richtwert zu betrachten. RAAbits Wirtschaft Juni 017 1
3 ab Klasse 11 IV/3 Wirtschaftspolitik Modul 1 Wirtschaftspolitik als Spiel Regeln machen oder Spielzüge gestalten? Fachliche Hinweise Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Deutschland darüber debattiert, welche Wirtschaftsordnung anstelle der staatsgelenkten Kriegswirtschaft treten sollte. In Deutschland wurde die soziale Marktwirtschaft eingeführt die untrennbar mit dem Namen Ludwig Erhards verbunden ist. Neben ihm gab es eine Reihe weiterer Ökonomen, die mit ihren Ideen Einzug in die deutsche Wirtschaftspolitik hielten. Walter Eucken etwa bewertete die Gestaltung der Wirtschaftsordnung, innerhalb derer sich privatwirtschaftliche Akteure wie Unternehmen und Verbraucher bewegen sollten, als wichtigste Aufgabe der Wirtschaftspolitik. Besondere Bedeutung hatte dabei ein funktionsfähiger Wettbewerb. Das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) bietet heute drei scharfe Instrumente hierfür: das Kartellverbot ( 1 GWB), die Missbrauchsaufsicht ( 19 GWB) und die Fusionskontrolle ( 36 GWB). Allerdings zeichnet sich die heutige Wirtschaftspolitik in Deutschland durch eine Mischung aus ordnungs- und prozesspolitischen Elementen aus. Das Ziel von Prozesspolitik ist es, ökonomische Größen wie Produktion, Einkommen, Konsum, Exporte oder Investitionen direkt zu beeinflussen und die wirtschaftliche Entwicklung zu stabilisieren. Zu ihr zählen die Konjunktur-, die Wachstumsund die Strukturpolitik. Didaktisch-methodische Überlegungen In Modul 1 beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler* mit den Grundlagen der Wirtschaftspolitik. Ausgehend von der Unterscheidung zwischen Ordnungs- und Prozesspolitik verstehen sie, dass es einen Unterschied macht, ob der Staat die Spielregeln festlegt oder ob er mit eigenen Spielzügen direkt ins Wirtschaftsgeschehen eingreift. Strukturierende Grafiken, exemplarisches Lernen an aktuellen Fallbeispielen und die Förderung der Urteilskompetenz stehen im Mittelpunkt. Modul 1: Wirtschaftspolitik als Spiel Regeln machen oder Spielzüge gestalten? Lernziel: Die Schüler systematisieren Wirtschaftspolitik als Ordnungs- oder Prozesspolitik und verstehen deren Ziele und Instrumente. Methoden: Zitatecollage (M 1), Prioritätenliste (M 1), Fallbeispiel (M 3), Analyse eines Zeitungsartikels () Modulphase Ablauf Medien Einstieg Mithilfe verschiedener Zitate von Parteienvertretern erkennen die Schüler, dass politisch umstritten ist, was eine gute Wirtschaftspolitik ausmacht. Mithilfe einer Prioritätenliste werden sie sich über ihre eigene Position bewusst. M 1 OHP/Beamer Erarbeitung I Anhand einer Infografik systematisieren die Lernenden die Merkmale der Ordnungs- und Prozesspolitik sowie ihre Bedeutung für verschiedene Wirtschaftsordnungen. Sie charakterisieren Maßnahmen als ordnungs- oder prozesspolitisch. M Klassensatz Erarbeitung II Erarbeitung III Die Jugendlichen veranschaulichen ihr Wissen zu Ordnungspolitik durch die Beschäftigung mit dem Politikfeld der Wettbewerbspolitik. Eine Infografik illustriert die Gesetze gegen Wettbewerbsbeschränkungen. Die Analyse des umstrittenen Fusionsfalls von Kaiser s Tengelmann und EDEKA rundet das Material ab. Ihr Wissen zu Prozesspolitik vertiefen die Schüler durch die Analyse eines Zeitungsartikels zur aktuellen Geldpolitik der EZB. Sie stellen Argumente für und gegen diese Politik einander gegenüber und verorten sich in einer Positionslinie. M 3 Beamer/OHP Positionskarten * Zur besseren Lesbarkeit wird nachfolgend Schüler verwendet, wenn Schülerinnen und Schüler gemeint sind. RAAbits Wirtschaft Juni 017
4 ab Klasse 11 IV/3 Wirtschaftspolitik Modul Wirtschaftspolitische Entscheidungen wer macht was warum? Fachliche Hinweise Genau ein halbes Jahrhundert ist es her, dass in Paragraf 1 des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft kurz Stabilitäts- und Wachstumsgesetz die vier grundlegenden Ziele der deutschen Wirtschaftspolitik festgeschrieben wurden: (1) Stabilität des Preis niveaus, () hoher Beschäftigungsstand, (3) außenwirtschaftliches Gleichgewicht und (4) stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum. Wirtschaftsminister kommen und gingen, die vier Hauptziele des magischen Vierecks blieben und mit ihnen die Eigenschaft, dass sie nicht alle gleichzeitig zu erreichen sind. Inzwischen wurden sie allerdings um die Ziele Umweltschutz und gerechte Einkommensverteilung zu einem magischen Sechseck erweitert, sodass neue Zielkonflikte hinzukamen. Streit entzündet sich immer wieder an der Frage, wie diese Ziele am besten zu definieren und zu messen sind. Kritik wurde insbesondere am BIP laut, welches soziale Kosten oder Umweltschäden nicht von den Wachstumsgewinnen des BIP abzieht wie es z. B. der Echte Fortschrittsindikator GPI tut. Auch die Arbeitslosenquote steht im Kreuzfeuer der Kritik, da beispielsweise Arbeitssuchende in Umschulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen oder Ein-Euro-Jobber nicht in die Statistik einbezogen werden und somit die Quote verzerren. Didaktisch-methodische Überlegungen In M 1 gehen die Schüler der Frage auf den Grund, welche Akteure welche wirtschaftspolitischen Ziele mithilfe welcher Konzepte verfolgen. Didaktisch steht das Konzept Lernen durch Lehren im Mittelpunkt. Durch Methoden wie die Expertenarbeit oder das fiktive Interview übernehmen die Schülerinnen und Schüler* die Rolle der Erklärenden, die dafür verantwortlich sind, dass ihre Mitschüler den neuen Stoff verstehen. Lebensweltbezug wird durch Aufgaben hergestellt, in denen die Lernenden Fallbeispiele recherchieren oder Konzepte auf den Bundestagswahlkampf anwenden. Modul : Wirtschaftspolitische Entscheidungen wer macht was warum? Lernziel: Die Schüler verstehen, wer welche wirtschaftspolitische Entscheidungen warum und mit welchem Ziel trifft. Methoden: Expertenarbeit (M 1), fiktives Interview () Modulphase Ablauf Medien Einstieg Als Hintergrund für die in Modul dargestellten Ziele der Wirtschaftspolitik bietet M 0 einen kurzen Einstig ins Thema Ordnungspolitik in Abgrenzung zur Prozesspolitik, der Modul 1 knapp zusammenfasst. M 0 Beamer/OHP Erarbeitung I/ Sicherung I In einer Expertenarbeit erarbeiten die Lernenden arbeitsteilig die vier Hauptziele der Wirtschaftspolitik. Die Ergebnissicherung erfolgt über eine gemeinsame Sammlung aller Informationen in einer Tabelle an der Tafel. M 1 Tafel Erarbeitung II/ Sicherung II Mithilfe eines Interviews erweitern die Schüler das magische Viereck um zwei weitere Ziele auf ein Sechseck. Sie reflektieren Zielkonflikte und welche der Ziele ihnen besonders wichtig erscheinen. Dadurch verfestigt sich das Erlernte. M Klassensatz Erarbeitung III Erarbeitung IV/ Transfer Anhand eines Organigramms lernen die Schüler die verschiedenen Träger der Wirtschaftspolitik kennen. Vorgegebene und selbst recherchierte Fallbeispiele veranschaulichen ihre Bedeutung. Die Lernenden reflektieren, welchen Einfluss jeder Einzelne auf wirtschaftspolitische Entscheidungen nehmen kann. Die Jugendlichen systematisieren die Phasen des Konjunkturzyklus. Eine Tabelle hilft ihnen dabei, zwei wirtschaftspolitische Konzepte zu differenzieren: Angebots- und Nachfragepolitik. Diese erarbeiten sie mittels eines fiktiven Interviews und wenden sie auf die Positionen im Bundestagswahlkampf an. M 3 PC/Internet M 3 Beamer/ OHP, Klassensatz * Zur besseren Lesbarkeit wird nachfolgend Schüler verwendet, wenn Schülerinnen und Schüler gemeint sind. RAAbits Wirtschaft Juni
5 ab Klasse 11 IV/3 Wirtschaftspolitik Fachbegriffe Angebotspolitik Anleihe Fusion Kartell Konjunkturzyklus Nachfragepolitik Ordnungspolitik Prozesspolitik Ein wirtschaftspolitisches Konzept, welches Wirtschafts- und Beschäftigungswachstum durch Verbesserungen der Produktionsbedingungen auf Seiten der Unternehmer erzielen möchte. Durch höhere Gewinne sollen Unternehmer zu Investitionen angeregt werden, die sich in Innovationen und einer verbesserten Wettbewerbsfähigkeit niederschlagen. Die theoretischen Ursprünge sind die Neoklassik und der Monetarismus. Zur Kapitalbeschaffung geben Staaten oder Unternehmen Papiere aus, die als Anleihen, Schuldverschreibungen, festverzinsliche Wertpapiere oder Obligationen bezeichnet werden. Der Käufer einer Anleihe wird durch den Erwerb zum Gläubiger, der auf das eingesetzte Kapital Zinsen erhält. Der Emittent, also der Staat oder das Unternehmen, der oder das die Anleihe ausgibt, wird zum Schuldner. Er gewährleistet die Verzinsung und die Rückzahlung. Der dauerhafte Zusammenschluss zweier davor rechtlich voneinander unabhängiger Unternehmen zu einem neuen Unternehmen. Eine Vereinbarung zwischen zwei oder mehr Konkurrenten, die zum Ziel hat, den Wettbewerb auszuschalten und so den Gewinn aller beteiligten Unternehmen zu erhöhen. Dies geht in der Regel zu Lasten der Verbraucher. Der Konjunkturzyklus zeigt das Wirtschaftswachstum im Zeitverlauf. Er besteht aus den vier aufeinander folgenden Phasen Expansion, Boom, Rezession und Depression. Während sich das BIP- Wachstum in der Expansion bis zum Höhepunkt in der Boom-Phase steigert, schwächt es sich in der Rezension bis zum Tiefststand in der Depression stark ab. Ein wirtschaftspolitisches Konzept, welches Wirtschafts- und Beschäftigungswachstum durch Beeinflussung der Konsumnachfrage erzielen möchte. Durch positive Erwartungen an zukünftige Gewinne und die Konsumnachfrage sollen Unternehmer zu Investitionen angeregt werden. Diese sollen durch eine Belebung der Nachfrage im Abschwung durch kreditfinanzierte Staatsausgaben, höhere Löhne, niedrige Zinsen und Steuern entstehen. Im Aufschwung sollen gegenteilige Maßnahmen ergriffen werden. Eine Politik, die wirtschaftspolitische Ziele durch das Setzen eines langfristigen Regelrahmens erreichen möchte. Maßnahmen sind z. B. Wettbewerbsschutz, garantierte Eigentumsrechte und eine unabhängige Zentralbank. Eine Politik, die wirtschaftspolitische Ziele durch lenkende Eingriffe ins Wirtschaftsgeschehen und die direkte Beeinflussung ökonomischer Kennzahlen (z. B. Produktion, Konsum, Exporte) erreichen möchte. Maßnahmen sind z. B. Subventionen, ein Mindestlohn oder Niedrigzinspolitik. RAAbits Wirtschaft Juni 017 9
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