Moorschutz integrativ eine Chance für das Erzgebirge Tagung vom 29. April bis 01. Mai 2010 in Eibenstock
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- Florian Koenig
- vor 6 Jahren
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1 Moorschutz integrativ eine Chance für das Erzgebirge Anliegen der Tagung war es, die Interessen seitens der Wasser-, Forst- und Landwirtschaft sowie des Tourismus- und Bildungssektors am Moorschutz zu beleuchten. Damit soll ein Grundstein für ein weiter zu entwickelndes integratives Moorschutzkonzept gelegt werden. Anhand von Vorträgen und drei themenspezifischen Workshops wurden fachliche Standpunkte, gemeinsam zu verwirklichende Ideen und mögliche Konfliktlösungen erörtert. Die Vorträge der Referenten stehen als Download zur Verfügung, ebenfalls die Zusammenfassungen der Diskussionen in den Workshops. Ziele der Workshops waren: 1. Gemeinsame Standpunkte herausarbeiten 2. Konsens- und Dissens-Positionen finden und akzeptieren
2 Der Landrat des Erzgebirgskreises Frank Vogel hielt die Eröffnungsansprache bei der Moortagung
3 Ergebnisse des Workshops Moore und Forstwirtschaft Diskussionsbedarf: Bestehen Konflikte zwischen der Forstwirtschaft und dem Moorschutz und wenn ja wie wird damit umgegangen? Es wurden folgende Themen diskutiert: Einsatz von Technik; Bewirtschaftung in sensiblen Gebieten Waldfunktionenkartierung und -planung Umgang mit dem Thema Moorschutz beim Staatsbetrieb Sachsenforst Finanzierungs- und Unterstützungsmöglichkeiten für Moorschutzprojekte
4 Wesentliche Feststellungen des Workshops Moore und Forstwirtschaft Einsatz von Technik; Bewirtschaftung in sensiblen Gebieten Grundsätzlich kein Konflikt beim Einsatz von Technik In FFH-Gebieten und besonders geschützten Biotopen (Bsp. Moore, Nasswiesen im Wald) vorwiegend manuelle Holzaufbereitung notwendig, Einsatz von Pferden, Seilkränen und Hubschraubern Einhalten des Verschlechterungsverbotes In gewöhnlichen Bewirtschaftungsgebieten Einsatz von Harvestor, Prozessor und Forwarder Grundsätzlich Ausnutzung des bestehenden Rückegassennetzes Waldfunktionenkartierung und -planung Waldfunktionenkartierung mit modernen Verfahren in dafür geeigneten Gebieten Die Waldfunktionenplanung sollte eine Vorrangfunktion ausweisen (Bsp. Vorrang Nutz-oder Schutzfunktion) Konsens auf politischer Ebene Verständliche Planungssprache Integrativer Ansatz zur Bewirtschaftung Erfüllung der Wald(vorrang)funktionen Operationale Maßnahmenplanung
5 Umgang mit dem Moorschutz beim Staatsbetrieb Sachsenforst Akzeptanz des Moorschutzes durch den eigenen Betrieb Kompetenz für den Moorschutz vorhanden Sozioökonomische Folgen des Moorschutzes Bsp. Käferbefall in geschwächten Beständen Klärung notwendig: -Hat der Staatsbetrieb Sachsenforst Kapazitäten (Arbeitskräfte) für die Moorrevitalisierung? -Finanzierung von Projekten zur Moorrevitalisierung (Unterstützung durch Arbeitskräfte, Material möglich)? Intensive Kommunikation innerhalb des Forstbetriebes (zwischen den politischen Ebenen) und verstärkte Einbindung der Verantwortlichen vor Ort (Auswahl der Maschinen, Holzsortimente, Baumarten) Finanzierungs- und Unterstützungsmöglichkeiten für Moorschutzprojekte Förderung für Privatwaldbesitzer (EU-Kofinanzierung, LIFE) Kompensationsmaßnahmen für anderweitige Eingriffe in die Natur Einschränkung der Produktionsfunktion (Produktion nur in schwachen Dimensionen)
6 Ergebnisse des Workshops Moore und Wasserwirtschaft Diskussionsbedarf: Welchen Einfluss haben Moore bzw. die Revitalisierung der Moore auf den erhöhten Stoffeintrag (Huminstoffe) in die Talsperren des Erzgebirges? Es wurden folgende Themen diskutiert: Naturwissenschaftliche Grundlagen zum Stoffaustrag aus Mooren Wasserwirtschaftlich-technische Grundlagen zur Behandlung des huminstoffhaltigen Wassers in den Talsperren Umweltpolitik(Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften sowohl des Naturschutzes als auch des Trinkwasser- und Gewässerschutzes) Sozioökonomische Betrachtungen (Preisbildung des Wassers, betriebliche Strukturen)
7 Wesentliche Feststellungen des Workshops Moore und Wasserwirtschaft Naturwissenschaftliche Grundlagen Immissionen sind maßgebliche Regulatoren des Huminstoffaustrages Ursachen des Huminstoffaustrages sind vielfältig (Änderung des ph-wertes, Klimaänderung, Depositionen, UV- Einstrahlung, Verlust des borealen Charakters) Natürliche, intakte Moore sind C-Senken (Netto); aus degradierten Mooren treten erhöhte Huminstoffraten aus Weitere Erforschung der hydrologischen Pfade notwendig Festlegung von Referenzgebieten, Versuchsfelder anlegen, langfristiges Monitoring durchführen Veröffentlichungen und intensive Kommunikation zum Thema machen Wissenschaft transparent Wasserwirtschaftlich-technische Grundlagen Trinkwassergewinnung aus Talsperren ist unstrittig für Südsachsen Globales Problem lokale Ursachen (Grundursache: Depositionen, die im Erzgebirge besonders stark auftraten) Talsperrenwasserwerk technisch nach-/aufrüsten Prüfung der Finanzierbarkeit Alternative zu Talsperren: örtliche Wasserdargebote wurden aufgehoben, aufgrund von Qualitätsproblemen Talsperre Carlsfeldgroße Probleme mit huminstoffhaltigemwasser Alternative: Stilllegung als Trinkwassertalsperre Problem: verursacht weiterhin Kosten für Unterhaltung
8 Umweltpolitik Wasserwirtschaft (z.b. Trinkwasserverordnung, WRRL) und Naturschutz (z.b. FFH-Richtlinie) sind gleichwertig; es werden vom Gesetzgeber keine Prioritäten hinsichtlich einer Fachrichtung gesetzt Bei Konflikten sollte die übergeordnete Behörde (hier Sächsisches Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL)) als Moderator und Vermittler auftreten Auch in den FFH-Managementplanungen wird kein Vorrang festgelegt Fachbereiche müssen zu einem Konsens finden Zukünftig sollten FFH-Managementpläne intensiver mit den wasserwirtschaftlichen Fachbereichen bezüglich durchzuführender Maßnahmen abgestimmt werden Moore als gefährdeter Lebensraum offene Hochmoore sind äußerst bedrohte Lebensräume Verschlechterungsverbot der FFH-Richtlinie, aber auch Verschlechterungsverbot der Wasserrahmenrichtlinie Große Bedeutung von Vegetationsmonitoringund Dauerbeobachtungsflächen sowie Wassermonitoringals Grundlage zur Abschätzung des weiteren Vorgehens Sozio-ökonomische Gesichtspunkte Solidarausgleich für Trinkwasser Rohwasserpreis relativ hoch entsprechend hoher Aufbereitungskosten Wünschenswert: eine Struktur von der Quelle bis zum Endverbraucher; betriebsübergreifende Kostenrechnungen
9 Ergebnisse des Workshops Moore, Tourismus und Artenschutz sowie Moore und ländliche Entwicklung (wurden zusammengefasst) Diskussionsbedarf: Gibt es Möglichkeiten den Tourismus für eine höhere Akzeptanz des Moorschutzes in der Bevölkerung zu nutzen und welche Berührungspunkte bestehen zwischen ländlicher Entwicklung und Moorschutz? Es wurden folgende Themen diskutiert: Warum soll es Tourismus in Moorgebieten geben? Erwartungen des Tourismus an den Moorschutz Möglichkeiten und Grenzen des Moor-Tourismus Berührungspunkte von ländlicher Entwicklung und Moorschutz
10 Wesentliche Feststellungen der Workshops Moore, Tourismus und Artenschutz sowie Moore und ländliche Entwicklung Warum Tourismus in Moorgebieten? Einbeziehen der Menschen in die Naturschutzarbeit informierender Tourismus kann zu mehr Akzeptanz für den Moorschutz in der Bevölkerung führen Beziehung Moor Natur Mensch herstellen Moor-Kulissen und Zusammenhänge in den Mooren erfassen Umweltbildung Akzeptanz der Revitalisierungsmaßnahmen durch Vor-Ort-Erfahrung Begeisterung erzeugt Sensibilisierung Erwartungen des Tourismus Moor als Erlebnisbereich Mystik Moorschützer (Bsp. Naturpark Erzgebirge/Vogtland ) müssen Themen und Exkursionen aufarbeiten also Angebote schaffen, die von Tourismuseinrichtungen mit vermarktet werden Bsp. Kremserfahrt-Moorführung mit Moorweibl; Kräuterfrühstück, Botanische Woche durch Hotels; Knüppeldamm im Moor mit Erlebnis Bsp. Barfußpfad Erspüren des Wassers im Moor (Sphagnum) oder der Trockenheit (Heidekraut)
11 Moor Thema mit Neuigkeitswert Moore sind touristisches Nischenprodukt; Assoziation der Touristen: geheimnisvoll und spannend Moor als Reste des ursprünglichen Erzgebirges Moorschutz geht jeden an; Bsp.: Verzicht auf Torf im täglichen Leben (Blumenerde) Möglichkeiten und Grenzen des Moor-Tourismus Tourismus hat Verantwortung für Nutzung und Erhaltung der Landschaft Kein Massentourismus und bei Wanderungen nicht in naturschutzfachlich sensible Bereiche vordringen Geringe Anzahl von Angeboten, die aber häufig genutzt werden (Beschränkung auf wenige Moorgebiete in denen jedoch regelmäßig Führungen angeboten werden) Tourismus als Plattform für Marketing und Vertrieb des Naturschutzes Angebote werden durch Tourismuseinrichtungen vermarktet Einnahmen fließen tlw. wieder dem Naturschutz zu Touristen erhalten Erlebnis und Qualität zu einem bestimmten Preis Ausbildung von Naturparkführern qualitativ hochwertige und themenspezifische Führungen anbieten (Schulungen notwendig) Berührungspunkte von ländlicher Entwicklung und Moorschutz Für die moortypische Fauna ist eine räumliche Verbindung von Offenlandbereichen und Moorbereichen dringend erforderlich (Bsp. Bergwiesen und Moore) Initiierung faunistischer Pilotprojekte Inventarisierung und Maßnahmenentwicklung für Renaturierung Wiesenmoore (langfristige Pflege) direkte Einkommensmöglichkeiten für örtliche Firmen durch Vernässungsprojekte
12 Fotoverzeichnis: Seite 1: Talsperre Eibenstock: Landestalsperrenverwaltung Sachsen; Foto+Co. Peter Schubert Moorgebiet Stengelhaide: Archiv Naturpark Erzgebirge/Vogtland Bergwiese bei Mildenau: Archiv Naturpark Erzgebirge/Vogtland Moorlehrpfad Stengelhaide: Archiv Naturpark Erzgebirge/Vogtland Buchenwald bei Frohnau: Archiv Naturpark Erzgebirge/Vogtland Seite 2: Der Landrat des Erzgebirgskreises Frank Vogel bei der Eröffnungsansprache: Naturpark Erzgebirge/Vogtland Seite 3: Verschlossener Graben Moorgebiet Salzflüsschen: Archiv Naturpark Erzgebirge/Vogtland Seite 6: Talsperre Carlsfeld: Landestalsperrenverwaltung Sachsen; Kirsten Lassig Seite 9: Beide Bilder Lehrpfad Stengelhaide: Archiv Naturpark Erzgebirge/Vogtland Seite 10: Hochmoorgelbling: Archiv Naturpark Erzgebirge/Vogtland Sonnentau: Archiv Naturpark Erzgebirge/Vogtland Seite 11: Breitblättriges Knabenkraut: Archiv Naturpark Erzgebirge/Vogtland
13 Diese Publikation wurde im Rahmen des Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum im Freistaat Sachsen unter Beteiligung der Europäischen Union und dem Freistaat Sachsen, vertreten durch das Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft, erstellt. Europäische Union Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums: Hier investiert Europa in die ländlichen Gebiete
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