Predigt zu Hebräer 11

Transkript

1 Predigt zu Hebräer 11 Ich möchte heute noch einmal auf die neue Jahreslosung zurückkommen: Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir (Hebr. 13,14). Mit der zukünftigen Stadt wird hier auf das himmlische Jerusalem hingedeutet (vgl. Offb 21)! Christen in der ewigen Stadt Rom brauchten diese himmlische Perspektive. Denn ihre Situation spitzte sich zu. Wer offen bekannte, Jesus Christus derselbe gestern, heute und in Ewigkeit, der musste um sein Leben fürchten. Verständlich also, dass die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod stark ausgeprägt war. Doch man vertröstete sich nicht auf eine bessere Zukunft. Vielmehr gab einem die Hoffnung auf eine bessere Zukunft, die nötige Kraft, um sich den gegenwärtigen Herausforderungen zu stellen. Die Gläubigen seiner Zeit waren bereit, die Schmach zu tragen, die Christus getragen hatte. Sie waren entschlossen, Opfer zu bringen. Weil sie der festen Überzeugung waren, dass Jesus Christus der wahre Hohepriester ist, der durch seinen Opfertod am Kreuz ewiges Leben ermöglicht. Erstaunlich, was Glaube bewirken kann. In Hebräerbrief 11,1 wird Glaube folgendermaßen definiert übrigens die einzige derartige Definition von Glauben in der gesamten Heiligen Schrift. Demnach ist Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht!. Während andere also nur glauben, was sie sehen, hoffen wir auf etwas, was man nicht sieht. Was ich glaube, halte ich für wahr, auch wenn ich keine Beweise habe. Glaube ist aber mehr als nur ein Fürwahr-halten! Glaube ist eine feste Zuversicht... ein Nichtzweifeln! Glaube beinhaltet zweifellos Hoffnung! Was glaubst du? Was ist Glaube? Glaube ist eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht!. Hypostasis ist das griechische Wort, das Luther mit feste Zuversicht übersetzt hat. Hypostase ist ein spezieller Begriff, den man am besten mit Wirklichkeit übersetzen kann. Glaube ist eine erhoffte Wirklichkeit. Eine zukünftige Wirklichkeit, die entscheidenden Einfluss nimmt auf die gegenwärtige Situation. Darum geht s. Wenn man Hebräer 11,1 ganz wörtlich übersetzt, hört sich das etwas anders an: Glaube ist eine Wirklichkeit, auf die man hofft, und ein Überzeugtsein von dieser Wirklichkeit, auch wenn man davon (noch) nichts sieht. 1

2 Nach dieser Definition suchen wir die zukünftige Stadt, ohne wirklich zu wissen, ob sie überhaupt existiert. Vor unserem inneren Auge malen wir uns in leuchtenden Farben aus, wie schön diese himmlische Stadt sein muss, mit ihren goldenen Gassen, geöffneten Toren, den mit verschiedensten Edelsteinen besetzten Mauern und dem himmlischen Thron anstelle des Tempels! Es ist verblüffend, wie detailiert der Seher Johannes das himmlische Jerusalem im Buch der Offenbarung beschreibt. Eine großartige Vision von der zukünftigen Wirklichkeit auf die wir alle hoffen. Doch wir müssen einsehen, dass das wovon wir überzeugt sind, andere Menschen nicht unbedingt überzeugt. Was für uns eine wunderbare Vision ist, halten andere für eine Illusion. Es bleibt dabei: Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. Nun ist es ja so, dass man über Glauben nicht redet. Glaube ist Privatsache. Darum können wir eigentlich nur hoffen, dass unser Glaube sichtbar wird auch wenn man das, worauf wir hoffen, nicht sehen kann. Die unsichtbare Wirklichkeit des Reiches Gottes ist ja bereits angebrochen. Der Anfänger und Vollender unseres Glaubens sitzt auf dem himmlischen Thron und ist hier und heute gegenwärtig in uns durch seinen Geist. Das müssen wir uns jeden Tag neu vergegenwärtigen. Soviel ist sicher: Glaube kann Berge versetzen und wenn das geschieht, ist das nicht zu übersehen. Darauf ist der Focus des Hebräerbriefes gerichtet. Der Verfasser beschreibt eben nicht die zukünftigen Dinge. Sein Blick ist in die Vergangenheit gerichtet. Er geht zurück auf den absoluten Ursprung den Urknall die Schöpfung aus dem Nichts. Er schreibt: Durch den Glauben erkennen wir, dass die Welt durch Gottes Wort erschaffen wurde, so dass aus dem nicht sichtbar Seiendem das gesehen Werdende geworden ist (V.3). Das kann man natürlich auch anders sehen. Wissenschaftlich versucht man sich die Welt ohne Gott zu erklären. Das kann man machen. Doch durch den Glauben an einen Gott, der mich zu seinem Ebenbild erschaffen hat, sehe ich mich nicht dem Schicksal ausgeliefert. Das ist ein gravierender Unterschied. Durch den Glauben sehe ich die Welt und auch meine Existenz inmitten des Universums mit anderen Augen. Durch den Glauben diese drei Worte (nur ein Wort im Griechischen) wiederholen sich ständig im 11. Kapitel des Hebräerbriefes. Der Verfasser geht die ganze Urgeschichte durch und zählt 2

3 namentlich all diejenigen auf, die durch den Glauben das getan haben, was Gott gefiel (vgl. V.6). Das gefällt mir und ich frage mich, ob ich wie Abel Opfer bringe, die meinem HERRN und Gott wohlgefallen?! Welche Opfer bringst du für Gott? Opferst du Kraft, Zeit und Geld? Und wenn ja, tust du das aus Liebe oder aus Pflichtgefühl? Denkt mal drüber nach! Was bewirkt dein Glaube? Was ist davon zu sehen? Wärst du bereit, wie Noah, eine Arche zu bauen, obwohl es weit und breit kein Wasser gibt und die anderen dein Lebenswerk nur mitleidig belächeln? Was tun wir, um Beziehungen zu Menschen aufzubauen, die die rettende Botschaft von Jesus Christus nicht wahrhaben wollen? Vielleicht müssen wir wie Abraham Vertrautes zurücklassen. Durch den Glauben wurde Abraham gehorsam, heißt es (V.8). Im Gehorsam verließ Abraham seine Heimatstadt Ur. In der Stadt Ur hat die Heilsgeschichte Gottes mit seinem Volk seinen Ursprung. Und alles begann damit, dass ein Mensch seinem Gott gehorsam war. Abraham wusste nicht, wohin sein Weg führen würde. In jeder neuen Stadt war er fremd. Er hatte keine Heimat. Nirgendwo war er so richtig zuhause. Wahrscheinlich wäre selbst ein Mann des Glaubens, wie Abraham, manchmal gerne an seinen Ursprungsort zurückgekehrt. Doch Glaube hilft uns, zuversichtlich zu bleiben auch wenn die Zukunft nicht so rosig aussieht. Außerdem bewahrt uns unser Glaube davor, sesshaft zu werden. Manchmal frage ich mich: Wie beweglich sind wir noch? Will ich so bleiben, wie ich bin oder bin ich offen für das, was Gott mit mir vorhat? Wahrscheinlich hältst du das für wahr, dass du offen bist für Neues. Doch wie weit reicht dein Vertrauen oder auch dein Gehorsam? Denkt nur an die Glaubensprüfung, die Abraham bestehen musste, als Gott von ihm verlangte, seinen Sohn Isaak zu opfern. Was diese Geschichte betrifft, bleiben für mich Fragen offen. Doch der Hebräerbrief erklärt, dass Abraham fest damit rechnete, Gott würde seinen Sohn Isaak nach seinem Tod wieder zum Leben erwecken (V.19). Unglaublich! Dasselbe glauben wir! Der allmächtige Gott hat seinen Sohn Jesus Christus am dritten Tage von den Toten auferweckt. Gott hat seinen einzigen Sohn geopfert. Unglaublich! Wenn wir das nicht nur für wahr halten, sondern wirklich glauben, kann nicht alles so bleiben, wie es ist. Wir werden uns verändern! Wo befindest du dich im Moment auf deinem Lebensweg? Vielleicht bist du an einem Punkt angelangt, an dem du dich fragst, wo gewisse Verhaltensweisen 3

4 ihren Ursprung haben! Dahinter kommen wir nicht zurück. Doch durch den Glauben können wir auf(er)stehen! Gott möchte uns erlösen von bösen Erfahrungen aus der Vergangenheit. Gott möchte uns befreien von Ängsten und Zwängen wo auch immer sie herkommen! Es wird nicht ausbleiben, dass wir uns verändern durch den Glauben. So wird die Wirklichkeit des Glaubens anderen nicht verborgen bleiben. Manchmal kann man das selbst gar nicht so gut einschätzen. Darum ist es gut und hilfreich, mit jemand den Glauben zu teilen, füreinander zu beten und sich gegenseitig auch mitzuteilen, welche Veränderungen man bei dem anderen wahrnehmen kann. Im Hebräerbrief werden noch viele (mehr oder weniger bekannte) Persönlichkeiten des Alten Testaments als Vorbilder des Glaubens benannt. Da heißt es: Die Zeit würde nicht ausreichen, wollte man alle aufzählen (V.32). Zusammenfassend wird resümiert: Weil sie glaubten, konnte Gott Großes durch sie tun. Sie besiegten feindliche Königreiche, sorgten für Recht und Gerechtigkeit und erlebten, wie sich Gottes Verheißungen erfüllten. Vor dem Rachen der Löwen wurden sie bewahrt, und die Glut des Feuers konnte ihnen nichts anhaben. Sie sind scharfen Schwertern entgangen. Sie sind stark geworden, als sie schwach waren ( ) (V.33f). Ich hoffe, dass Gott auch durch uns Großes tun kann. Wie groß ist dein Glaube? Abschließend heißt es in Kapitel 11 des Hebräerbriefes: Sie alle (gemeint sind alle Vorbilder des Glaubens im Alten Testament) haben durch den Glauben die Anerkennung Gottes gefunden. Und doch warteten sie vergeblich darauf, dass sich die Verheißung Gottes noch zu ihren Lebzeiten erfüllte. Denn Gott hatte einen besseren Plan: Sie sollten ans Ziel kommen sie sollten mit uns gemeinsam vollendet werden (V.39f). Das Ziel ist die zukünftige Wirklichkeit. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir gegenwärtig die zukünftige Stadt suchen und fest darauf vertrauen, dass der Anfänger des Glaubens unseren Glauben vollenden wird gemeinsam mit allen, die vor uns schon und auch nach uns geglaubt haben. Wir werden sehen, was passiert, wenn die zukünftige Stadt aus dem Himmel herabkommt. Ich glaube, dass wir dann unsere Knie beugen werden vor dem, der auf dem Thron sitzt. Wer das hier und heute glaubt, wird selig wir werden s sehen. AMEN 4

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