Armutsberichterstattung & EU 2020
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- Inken Becker
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1 Armutsberichterstattung & EU 2020 EU 2020 Die EU auf dem Weg zur sozialen Gerechtigkeit? Helmut P. Gaisbauer
2 Entwicklung der Armutsberichterstattung Entwicklung EG-Armutsberichterstattung methodisches Problem: Vergleichbarkeit hermeneutisches Problem: Generierung falscher Bilder sozialethisches Problem: Armut & Reichtum
3 EG-Armutsberichterstattung 1. EG-Programm zur Armutsbekämpfung inkl. Länderberichte über Ausmaß der Armut in allen MS Mehrländerstudien über einzelne Aspekte von Armut Versuchsprojekte Armutsbekämpfung unter Einbeziehung Betroffener Länderberichte 1980 (D: 1981/1986; Referenzwerk für sozialpolitische Diskussion, Standard der Armutsforschung)
4 EG-Armutsberichterstattung EK-Schlussbericht (Dez. 1981) mangels gemeinsamer Definition keine realistische Schätzung über das gesamte Ausmaß der in Armut lebenden Bevölkerung trotz wirtschaftlichen Wachstums und erreichten sozialen Fortschritts (Bildung, Gesundheit, Wohnung, Sozialleistungen) gibt es immer noch Armut in Europa Ausbau der Sozialleistungen und dienste hat sich nicht auf die UV und Verbesserung der Chancen der Ärmsten ausgewirkt
5 EG-Armutsberichterstattung soziale Gefälle (Lebensstandard und Lebenschancen) nicht geringer geworden Armut mehrdimensional - soziale, wirtschaftliche und kulturelle Benachteiligungen treffen zusammen gemeinsame Probleme: begrenzte oder weit verbreitete äußerste Armut besonders schwache Gruppen (Alleinerz., Ältere, Frauen, Zuwanderer) starke Abhängigkeit: Beschäftigung, Arbeit und Armut Isolierung der Ärmsten zu erwartender, weiterer Anstieg
6 EG-Armutsberichterstattung Reaktion: Ratsbeschluss 1984 gezielte EG-Maßnahmen zur Bekämpfung der Armut: Aktionsforschungsmaßnahmen, Verbreitung und Austausch von Informationen, Koordinierung und Evaluierung von Maßnahmen der Armutsbekämpfung, Transfer innovativer Methoden, Verarbeitung und regelmäßiger Austausch von vergleichbaren Daten über die Armut in der Gemeinschaft
7 Aufbruch Hintergrund: starke steigende Arbeitslosigkeit - Parteien, Sozialwissenschaften Internationale Organisationen mit Interesse Ländervergleich: UNICEF, OECD Entwicklung Statistik, Elektronik Wohlfahrtsverbände, Stiftungen, Kommunen, Bundesländer usw. beauftragen Studien und Armutsberichte Entwicklung der Armutsforschung und Armutsberichterstattung
8 Aufbruch ECHP ( ); EU-SILC (2003-laufend) D: Armuts- und Reichtumsbericht der deutschen Bundesregierung 2001; 2003; 2007; 2013 Ö: Bericht über die soziale Lage in Ö 2004, in der Folge zweijährig (2005/2006, 2007/2008, 2009/2010), 2011/2012 erstmals auch mit realen Daten zur Vermögensverteilung
9 Status quo: EU-2020 Indikatoren von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohte Personen Mit der Strategie 'Europa 2020' sollen die soziale Eingliederung gefördert und, insbesondere durch Armutsbekämpfung, mindestens 20 Mio. Menschen vom Armuts- und Ausgrenzungsrisiko befreit werden. Dieser Indikator entspricht der Summe der Personen, die armutsgefährdet sind oder unter materieller Deprivation leiden oder in Haushalten mit sehr niedriger Erwerbstätigkeit leben. Alle Personen werden nur einmal gezählt, auch wenn sie in mehreren Sub-Indikatoren vertreten sind.
10 Status quo: EU-2020 Indikatoren von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohte Personen Als von Armut bedroht gelten Personen mit einem verfügbaren Äquivalenzeinkommen unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle, die bei 60 % des nationalen verfügbaren medianen Äquivalenzeinkommens (nach Sozialtransfers) liegt.
11 Status quo: EU-2020 Indikatoren von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohte Personen Unter materieller Deprivation werden Indikatoren zu wirtschaftlicher Belastung und Gebrauchsgütern zusammengefasst. Bei Personen, die unter erheblicher materieller Deprivation leiden, sind die Lebensbedingungen aufgrund fehlender Mittel stark eingeschränkt, und sie sind nicht in der Lage, für mindestens sechs der folgenden neun Ausgaben aufzukommen:
12 Status quo: EU-2020 Indikatoren von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohte Personen i) Miete und Versorgungsleistungen, ii) angemessene Beheizung der Wohnung, iii) unerwartete Ausgaben, iv) jeden zweiten Tag eine Mahlzeit mit Fleisch, Fisch oder gleichwertiger Proteinzufuhr, v) einen einwöchigen Urlaub an einem anderen Ort, vi) ein Auto, vii) eine Waschmaschine, viii) einen Farbfernseher oder ix) ein Telefon.
13 Status quo: EU-2020 Indikatoren von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohte Personen Als in Haushalten mit niedriger Erwerbstätigkeit lebend gelten Personen im Alter von 0-59 Jahren, die in Haushalten leben, in denen die Erwachsenen (18-59 Jahre) im vorhergehenden Jahr insgesamt weniger als 20 % gearbeitet haben.
14 Status quo: EU-2020 Indikatoren Armutsberichterstattung & EU 2020 HP Gaisbauer
15 methodisches Problem: Vergleichbarkeit repräsentiertes Armutsverständnis gleichsam kgn Armut = Armut in Gesellschaft, Wertebezug, gutes Leben Verständnis konsensual zu suchen, immer anfechtbar kgn & Ausdehnung auf EU-Ebene verkompliziert diese Schwierigkeit; verminderte Chancen auf Akzeptanz, Rückhalt Nationale Perspektiven, national geprägte Konfliktlinien Schuld nicht allein EU-ABerichterstattung
16 methodisches Problem: Vergleichbarkeit Vergleichbarkeit suggeriert, aber A = AiG andererseits Grenzen zunehmend relativiert, Anspruchsniveaus gerechtfertigt auch mit Blick auf EU-Partner/Nachbarn disparate sozioökonomische Situation und Entwicklung mitzudenken umgekehrte Frage: Suche nach sozialer Gerechtigkeit für EU- Gesellschaft oder in den jeweiligen nationalen Kontextente solange nat. Sozialpolitik dominant, solange EU-A- Berichterstattung begrenzt reliabel
17 hermeneutisches Problem: Generierung falscher Bilder Akzeptanz, Rückhalt für Armutskonzept? Eine Million Österreicher arm oder armutsgefährdet Armutsgefährdungsschwelle: 1.066/Monat Bild i.d. öffentlichen Debatte: 1 Million Österreicher leben von 1.066/Monat und sind deshalb arm(utsgefährdet) Gefahr eines eindimensionalen, ökonomischen Armutsbegriffs dagegen: Deprivationsliste erzeugt u.u. ebenfalls falsche Bilder
18 hermeneutisches Problem: Generierung falscher Bilder Schuld : Medienumgang zusätzlich unter Druck durch EU-Vergleich Nivellierung nach unten? Normative Kraft des Faktischen : A-Verständnis in Gefahr: A = M in Geldnot EU-Sündenfall: fahrlässiger Umgang zeigt Mangel an Armutswissen: overty/
19 hermeneutisches Problem: Generierung falscher Bilder Armut: (fehlende/gefährdete) Zugehörigkeit, Verwundbarkeit, (fehlender/gefährdeter) Spielraum Grundlage: Menschenwürde EU-Kurzschlüsse, Ignoranz vermindert Hoffnung und Zutrauen auf produktive EU-Lösungen für soziale gerechtere EU-2020
20 Sozialethisches Problem: Armut & Reichtum Reichtumsberichterstattung zögerlich, Panel-bias EZB: Household Finance and Consumption Network (HFCN) inkl. Daten zur Vermögensverteilung Warum relevant im Kontext der Armutsforschung? Soziale Gerechtigkeit, Gemeinwesen, auf Dauer gesichert, stabile Grundlage Armut und Reichtum exklusiv/exkludierend, beides steht außerhalb des Gemeinwesens, verletzt Idee der Zugehörigkeit
21 Sozialethisches Problem: Armut & Reichtum Gemeinwesen kann nicht auf moralischem Minimalismus fundiert werden Ideal der steuerminimierenden Gesellschaft schädlich, weil Zugehörigkeit abgewertet wird Argumente für (mehr) Umverteilung, die im Horizont einer soziale gerechten EU 2020 fehlen Bankenrettung, Finanzkrise usw. droht die Idee eines sozial gerechteren Europas zu verschlucken
22 - Ende - Armutsberichterstattung & EU 2020 HP Gaisbauer
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