Kunststoffe in der Abfallwirtschaft und Ressourceneffizienz in Deutschland und Europa
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- Joseph Pfaff
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1 Kunststoffe in der Abfallwirtschaft und Ressourceneffizienz in Deutschland und Europa Ulrich Schlotter, BKV GmbH Tel:
2 Ressourceneffizienz: Politische Rahmen EU : 6. Umweltaktionsprogramm Fokus: - Klimaschutz, Biodiversität, natürliche Ressourcen, Abfallentsorgung Strategie: - Verbesserung der Ressourceneffizienz - Verringerung der negativen Auswirkungen der Ressourcennutzung 7. Umweltaktionsprogramm (Entwurf) - ressourceneffizientes und CO2 armes Wirtschaftssystem Deutschland: Fokus: - Doppelstrategie Steigerung der Ressourcen- und Energieeffizienz sowie Ausbau erneuerbarer Energien und nachwachsender Rohstoffe. Strategie: - z.b. Netzwerk Ressourceneffizienz, Progress, Resspol, Ressourcenpolitik hat eine Lebenszyklusperspektive. Dies unterscheidet sie beispielsweise von der medienorientierten Umweltpolitik (Boden, Wasser, Luft) und von der Verursachergruppen orientierten Umweltpolitik (Verkehr, Energie, Landwirtschaft). - Wuppertal-Institut und Andere (2009) 2
3 Ressourceneffizienz: Kunststoffe Kunststoffindustrie: Fokus: - Ressourcen- und Energieeffizienz + Verbraucherschutz Ausrichtung: - Lebenszyklusperspektive + Ökoeffizienz - Kunststoffherstellung Verarbeitung Nutzung Abfallmanagement Werkstoff: Die bedeutendsten Beiträge zu Ressourceneffizienz liefern Kunststoffe in der Nutzungsphase von Produkten: Verpackung: Gebäude: Fahrzeuge: E/E-Produkte: Verminderung von Verlusten, Gewichtsreduktion Isolierung, Statik, Bauteile, Reduktion von Gewicht und Strömungswiderstand Windkraftanlagen, Medizinprodukte, Energieeffizienz Kunststoffabfälle werden heute bei gegebenen Abfallmanagementstrukturen zu nahezu 100% verwertet Im Vergleich zu den Effekten in der Nutzungsphase ist der Beitrag zur Ressourceneffizienz durch die Kunststoffverwertung gering 3
4 Ressourceneffizienz & Abfallmanagement EU Abfallrahmenrichtlinie: Gegenstand: Mit dieser Richtlinie werden Maßnahmen zum Schutz der Umwelt und der menschlichen Gesundheit festgelegt, indem die schädlichen Auswirkungen der Erzeugung und Bewirtschaftung vermieden oder verringert, die Gesamtauswirkungen der Ressourcennutzung reduziert und die Effizienz der Ressourcennutzung verbessert werden. Die Optimierung der Ressourceneffizienz wird als ein zentraler Ansatz zur Zielerreichung benannt. 4
5 Ressourceneffizienz & Abfallmanagement EU Abfallrahmenrichtlinie: Detailregelungen: Begründet über eine grundsätzlich festgelegte Abfallhierarchie und dem Ziel einer hohen Effizienz der Ressourcennutzung werden u.a (unter gewissen Vorbehalten) gefordert bis 2015: Getrenntsammlung Papier, Metall, Kunststoffe, Glas bis 2020: Vorbereitung zur Wiederverwendung und zum Recycling für Abfallmaterialien wie Papier, Metall, Kunststoffe, Glas aus Haushalten und ggf. haushaltsähnlichen Quellen auf mindestens 50 % insgesamt erhöhen bis 2020: analog für Bau- und Abbruchabfälle 70% Welche Ressourcenpotentiale bietet ein optimiertes Abfallmanagement? Sind die o.g. Detailregelungen für Kunststoffabfälle der optimale Weg bei gegebenen/absehbaren Strukturen, Technologien und Märkten? Zur Verbesserung der Ressourcennutzung? 5
6 Abfallmanagement Kunststoffe EU Post-consumer Kunststoffabfälle 25.2 Mio. t verwertet 14.9 Mio. t stofflich 6.3 Mio. t energetisch 8.6 Mio. t beseitigt 10.3 Mio. t Quelle: Plastics Europe Verwertung in EU Staaten 4-99% 6
7 Kunststoffverwertung: Ressourcenpotential Welt IEA information paper (2009): Chemical and Petrochemical Sector Annahmen Heutige best practice : 25% Recycling + 75% energetische Verwertung Energiepotential bei Recycling abhängig von substituiertem Material - 1/3 Kunststoffrecyclate ersetzen Kunststoffe - 2/3 Kunststoffrecyclate ersetzen andere Werkstoffe 0 GJ/t Energiepotentiale durch energetisches Verwerten - 35 GJ/t Kunststoffabfälle, 60 % Primäreffizienz 21 GJ/t 50 GJ/t Bei ~ 120 Mio. t/a Kunststoffabfälle weltweit schätzt die IEA Kunststoffverwertung heute Energieeinsparung Kunststoffverwertung Potential Energieeinsparung PJ/a PJ/a 7
8 Kunststoffverwertung: Ressourcenpotential EU27 +2 Berechnungen EU27+2 IEA Modellierung und Annahmen 25,1 Mio. t/a Kunststoffabfälle Heute: 22,2% stoffliche Verwertung 34.3% energetische Verwertung Einsparung durch stoffliche Verwertung Einsparung durch energetische Verwertung 105 PJ/a 180 PJ/a Potential: 25 % stoffliche Verwertung 75 % energetische Verwertung Einsparung durch stoffliche Verwertung 105 PJ/a Einsparung durch energetische Verwertung 396 PJ/a (+ 216 PJ/a) Potential gesamt: ~ 1 % Endenergieverbrauch EU27+2 (~ PJ/a) Schlussfolgerungen Kunststoffabfälle möglichst vollständig verwerten Potential der stofflichen Verwertung möglichst ausschöpfen, wo Primärware ersetzt werden kann Energetische Verwertung in der EU ausbauen 8
9 Kunststoffverwertung: Ressourcenpotential Deutschland Berechnungen Deutschland IEA Modellierung und Annahmen 4,4 Mio. t/a Kunststoffabfälle Heute: 31,8% stoffliche Verwertung 66,0% energetische Verwertung Einsparung durch stoffliche Verwertung Einsparung durch energetische Verwertung 23 PJ/a 61,4 PJ/a In Deutschland werden Kunststoffabfälle nahezu quantitativ genutzt Mengenziele verlieren ihre Steuerungswirkung Weitere Beiträge zur Ressourceneinsparung lassen sich nur über Qualitätssteigerungen im Bereich des Recyclings erzielen Das Zusammenwirken von hochwertiger stofflicher Verwertung und einer energetischen Verwertung bilden im Hinblick auf eine möglichst effiziente Nutzung von Kunststoffabfällen/kunststoffreichen Abfällen das Optimum. 9
10 Abfallerfassung und Aufbereitung: Deutschland Hausmüll Energetische Verwertung ~ 6% Kunststoffe Sperrmüll MBA ~ 6% Kunststoffe HM-ähnl. Gewerbeabfälle ~ 7% Kunststoffe AbfallSortierAnlagen Spez. EBSHerstellung MVA EBS Zement Sortierreste Mischfraktionen Bau-/Abbruch rohstoffliche Verwertung ~ 8% Kunststoffe LVP ~ 46% Kunststoffe LVPSortierAnlagen PET, Folien, werkstoffliche Verwertung Integriertes Abfallmanagement: Kunststoffe sind nur ein Teilstrom Quelle: Witzenhausen Institut (2009)- geändert 10
11 Abfallerfassung und Aufbereitung: Trends Erweiterte Wertstofftonne Selektive Erfassung von Kunststoffprodukten mit hohem Recyclingwert Identsysteme t/a Anlagen zur Erstsortierung marktabhängige Steuerung werkstofflich/rohstofflich/energetisch High-end Sortierung Verbesserung von Markt-/Erlöschancen Kunststoffprodukte mit hohem Recyclingwert werden in D (+ EU) gesammelt Eine generelle materialspezifische Kunststoffsammlung ist kaum machbar und einem etablierten Stoffstrommanagement nicht überlegen Verwertung in der EU unter Divert-from-Landfill durch Markt entwickeln 11
12 Ökonomie: Kunststoffabfälle als Sekundärressourcen Kosten [ /t] Switzerland Sweden Denmark Deponierestriktionen etabliert Germany Belgium Austria 100 Luxemburg Netherlands Norway France Italy Portugal 50 Spain Slovakia Finland Czechia 0 United Kingdom Slovenia Ireland Hungary Latvia Deponie als Option Poland Estonia Lithuania Malta Erträge nicht gegeben/ teuer billig Cyprus Greece Nutzung [%] Nutzung Werkstoff sortenrein/sauber - Ökonomie getrieben Kosten-/Markt-limitiert Spezifische Nutzung Energie/Rohstoff Mischfraktionen (gem. mit anderen Heizwertträgern) Kosten-/Markt-limitiert Energetische Nutzung in MVAs verbleibende (kleine) Kunststoffanteile im Restabfall bildet oberen Kosten-Benchmark Kunststoffverwertung konkurriert mit Deponierung Beachte: Regionale Vorbedingungen und Technologieentwicklung 12
13 Entwicklung Kunststoffverwertung Deutschland AbfAbl-V/TASi: Divert-from-Landfill [kt/a] Kunststoffabfälle gesamt energetisch verwertet stofflich verwertet beseitigt Stofflich verwertete Kunststoffmenge wächst stetig - Begrenzt durch Qualität & Menge passender Abfälle, Technologien und Märkte Divert-from-Landfill : Push für energetische Verwertung - Kein Kannibalismus von stofflicher Verwertung Source: Consultic 13
14 Zusammenfassung Eine Weiterentwicklung des (Kunststoff-) Abfallmanagements in Europa bietet klare Ressourcenpotentiale Eine Politik zur Überwindung der Deponierung heizwertreicher Abfallströme ist der entscheidende Schlüssel zum Erfolg klare Rahmensetzung im Sinne eines Divert from Landfill für heizwertreiche Abfallströme ist erforderlich. Quoten als ein Instrument zur Förderung einer bestimmten Verwertungsrichtung sind zum Anstoß einer Entwicklung sicherlich förderlich. In entwickelten Abfallwirtschaftssystemen sind qualitative Ziele wichtiger als Mengenziele. Die energetische Verwertung ist für kunststoffreiche Abfallströme unverzichtbarer Bestandteil eines ressourceneffizienten Abfallwirtschaftssystems 14
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