Digitalisierung der Gesellschaft Wirtschaft neu denken
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- Günter Bauer
- vor 8 Jahren
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Transkript
1 Andreas Boes Digitalisierung der Gesellschaft Wirtschaft neu denken Vortrag im Rahmen des IT-Unternehmer-Events 2015 Digitalisierung in Gesellschaft und Arbeitswelt Kloster Banz, 21. Juli 2015
2 Digitalisierung und der Umbruch in der Weltwirtschaft Digitalisierung hätte eigentlich Wort des Jahres 2014 werden müssen! Strategieprägende Akteure sind endlich aufgewacht: Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft stellt eine historische Herausforderung dar Aber: Nachhaltige Konzepte sind weiterhin Mangelware und zwar in der Politik wie auch in der Wirtschaft! Aktuell treibt eine kleine Gruppe junger IT-Gurus aus dem Silicon Valley, die gerade erst der Ursuppe der Internet-Community entstiegen sind, die Weltwirtschaft und die Politik vor sich her Was ist hier eigentlich los? Woher kommt diese Aufgeregtheit in Fragen der Digitalisierung? Und wie können wir das Heft des Handelns wieder zurückgewinnen? Folie 2
3 Agenda Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft: Um den aktuellen Umbruch zu gestalten, müssen wir ihn verstehen Strukturwandel in der Wirtschaft: Geschäftsmodelle, Produktionsmodelle und Arbeitswelt Herausforderung Gestaltung der Zukunft: Wie wird aus einer technischen Entwicklung gesellschaftliche Wohlfahrt? Folie 3
4 Disruptive Innovation und paradigmatische Neuorientierung Worin liegen die Stärken von Google, Apple & Co.? Das ganze System des Silicon Valley ist auf disruptive Innovationen programmiert die neuen Möglichkeiten der Digitalisierung und des Informationsraums bilden den Kern einer neuen paradigmatischen Grundorientierung Demgegenüber denken wir die Digitalisierung des 21. Jahrhunderts im Maschinenparadigma des 19. Jahrhunderts und suchen nach der vollständigen Automatisierung von allem und jedem die Protagonisten des Silicon Valley denken die Digitalisierung mit dem Zugang zu Informationen und der Kommunikation von Menschen zusammen und nutzen die neuen Möglichkeiten des Informationsraums Beispiel UBER: Nicht die Automatisierung des Taxifahrens, sondern die Koordination von Mobilität über den Informationsraum ist der Kern des neuen Geschäftsmodells Folie 4
5 Digitale Revolution: Informationsraum als Produktivkraftsprung Digitalisierung = Informationen maschinenoperabel machen Was ist das Neue? Informationsraum als neuer sozialer Handlungsraum Von der Interaktion Mensch-Maschine zur Kommunikation und Interaktion zwischen Menschen Neuartiger Zugriff auf die Welt der Dinge Neue Qualität der Anschlussfähigkeit, Vernetzung der ganzen (Welt-)Gesellschaft Mit dem Informationsraum wächst die Bedeutung der Welt der Informationen Informationsraum als neuer Raum der Produktion Rückgrat der digitalen Wirtschaft Neues Potenzial der Nutzung geistiger Produktivkraft Folie 5
6 Agenda Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft: Um den aktuellen Umbruch zu gestalten, müssen wir ihn verstehen Strukturwandel in der Wirtschaft: Geschäftsmodelle, Produktionsmodelle und Arbeitswelt Herausforderung Gestaltung der Zukunft: Wie wird aus einer technischen Entwicklung gesellschaftliche Wohlfahrt? Folie 6
7 Geschäftsmodelle in der digitalen Wirtschaft Neue Geschäftsmodelle haben das Potenzial zur Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft ITK-Branche: Wegbereiter und Vorreiter einer digitalen Wirtschaft neue Konzepte: Cloud, Social, Mobile, Analytics Automobilindustrie: Vernetzung des Autos mit dem Internet eröffnet neue Geschäftsund Innovationspotenziale von der einfachen App bis zu neuen gesellschaftlichen Mobilitätskonzepten ( Sharing-Economy ) Finanzindustrie: Neue Anbieter von Finanzdienstleistungen vom Zahlungsverkehr über Plattformen zur Vergabe von Krediten und zur Abwicklung von Beratungsdienstleistungen bis zu Crowdfunding Zukunft des physischen Geldes? Verknüpfung von Produkten und Services ( Hybride Wertschöpfung ): Von der Maschinenwartung über neue Dienstleistungen bis zu Cloud-Lösungen Beispiel Gasturbinen und Eisenbahnwaggons Daten als neuer Rohstoff der digitalen Ökonomie Wettbewerbsvorteil von Google & Co. Sie haben das Netz in ihrer DNA und denken ausgehend vom Informationsraum ihre Geschäftsmodelle Eco-System Silicon Valley Tausende von Start-ups als Plankton für Innovationen Folie 7
8 Neue Geschäftsmodelle Status und Herausforderung Deutsche Unternehmen haben die strategische Bedeutung der Digitalisierung erkannt Aber: Andere Ausgangssituation Welt der Dinge und Prozesse, gewachsene Informationssysteme und Dominanz der Ingenieurwissenschaften im Gepäck Befund: Die Herausforderung wird nicht zu Ende gedacht Altes Maschinenparadigma behindert die Neueinstellung Potenzial des Informationsraums wird nicht ausgeschöpft Zentrale Herausforderung: Alte Welt der Prozesse und programmierten Informationssysteme in die Neue Welt des offenen Informationsraums übersetzen Deutsche Industrie: Weltmarktführer in Zukunft nur noch Zulieferer für Google & Co.? Folie 8
9 Neue Produktionsmodelle und Wertschöpfungssysteme in der digitalen Wirtschaft Auf Basis des Informationsraums als Raum der Produktion entstehen neuartige Produktionsmodelle und Wertschöpfungssysteme Industrie 4.0: Neuindustrialisierung der traditionell industrialisierten Fertigungsprozesse Factory-Ansätze, Ticket-Systeme und Shared-Services: Prozessorientierung und Standardisierung der Angestelltentätigkeiten Lean/Agile, Design Thinking und User Experience: (Empowerte) Teams in getakteten Wertschöpfungsketten, Produktionsprozesse werden vom Kunden her gedacht Open Innovation, Plattformisierung, Crowdsourcing und Cloudworking: über Informationsraum koordinierte unternehmensübergreifende Wertschöpfungssysteme Informationsraum als Rückgrat einer neuen Industrialisierungswelle neuer Typ der Industrialisierung setzt an der Welt der Informationen an Informatorische Durchdringung des Arbeitsprozesses: IT-gestützte Prozesse, Zerlegung, Standardisierung, Transparenz, Kontrolle Neue Formen der Kollaboration und Kommunikation, Kollektivierung von Wissen Working in the open als neue Leitorientierung Folie 9
10 Neue Produktionsmodelle und Wertschöpfungssysteme Status und Herausforderungen In den Unternehmen wird viel gemacht Aber: Neue Produktionssysteme werden häufig ausgehend vom Maschinenparadigma gelesen dies ist ein Irrweg! Informationsraum als Grundlage eines neuen Typs der Industrialisierung Digitalisierung ohne Kommunikation Wo bleibt der Mensch? Neue Qualität der Digitalisierung der Fabrik und der Vernetzung in der industriellen Wertschöpfungskette Menschenleere Fabrik? Industrialisierung der Wissensarbeit Standardisierung und objektiver Prozess Wissensarbeit vom Fließband? Herausforderung Cloud und Crowd Was wird aus dem Kunden und dem Regulationssystem der Arbeit? Neue Qualität der Einbindung des Kunden in Wertschöpfung Kunde nur Objekt der Verhaltenssteuerung? Integration von unterschiedlichsten Formen gesellschaftlicher Arbeit Konkurrenz zwischen Innen und Außen? Aushebelung des Arbeitnehmerstatus? Folie 10
11 Umbruch in der Arbeit Öffentliche Diskussion richtet ihren Fokus auf Automatisierung und Beschäftigungsabbau Experten befürchten Tsunami auf dem Arbeitsmarkt Kritik: Argumentation im Maschinenparadigma Digitalisierung ohne Kommunikation Wo bleibt der Mensch? Neuorientierung im Paradigma sozialer Handlungsraum notwendig: Dominanz von Kommunikation und Interaktion zwischen Menschen, Empowerment der Beschäftigten Herausforderung: Nachhaltige Perspektiven und Strategien entwickeln, denn nur so können die Beschäftigten mitgenommen werden! Folie 11
12 Beschäftigungseffekte im digitalen Umbruch Neue Tätigkeits- und Kompetenzfelder, wenn Geschäfts- und Produktionsmodelle vom Informationsraum her konzipiert werden Automatisierung = Kopfarbeit wird direkt in Maschinensteuerung umgesetzt Aufwertung von Programmierung und Einrichtung (Facharbeiteraufstieg) Rationalisierungseffekte bei maschinennahen Fertigungsarbeiten Polarisierung oder Wegfall von Einfachtätigkeiten? Systemische Rationalisierungseffekte = Rationalisierung in den Zwischenräumen der Wertschöpfungsstrukturen Aufwertung von kommunikativer und interpretativer Schnittstellenarbeit (Community-Manager, Projektkoordination, Kundeneinbindung) Rationalisierungseffekte bei indirekten Tätigkeiten im Zusammenwirken der Zulieferkette (z.b. Bestellwesen, Abrechnung, Dokumentation, etc.) Industrialisierung der Kopfarbeit Rationalisierungseffekte bei Angestelltentätigkeiten im mittleren Qualifikationssegment (Shared Service, Factory-Ansätze, Lean Office) Polarisierung bei Hochqualifizierten: Getaktete Entwicklung am digitalen Fließband vs. neue Freiheitsgrade in strategischen Innovationsbereichen Folie 12
13 Herausforderungen bei der Gestaltung der Arbeit Informationskompetenz entwickeln: Einbindung neuer Beschäftigtengruppen und Kompetenzfelder als zentraler Wettbewerbsfaktor Grünhaarige aus dem Keller holen Kulturfragen Kompetenzprofile aus der analogen Welt in die digitale Welt weiterentwickeln z.b. Abstraktifizierung und Facharbeiterausbildung Prekarisierung: Wie kann ein radikales System permanenter Bewährung verhindert werden? Von Leiharbeit über Dienstleistungs- und Werkverträge bis Cloudworking und Crowdsourcing bis Zuliefer-Plattformen Vom Wettbewerb in der Wertschöpfungskette zum Wettbewerb zwischen Innen und Außen über den Informationsraum Zeitenwende für Hochqualifizierte: Vom anerkannten Experten zum austauschbaren Kopfarbeiter? Standardisierung und Industrialisierung verändern Arbeitsinhalt Globalisierung, Verlagerungsdrohung und Angst vor Ersetzbarkeit Rolle der Experten in der digitalen Arbeitswelt neu denken Folie 13
14 Agenda Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft: Um den aktuellen Umbruch zu gestalten, müssen wir ihn verstehen Strukturwandel in der Wirtschaft: Geschäftsmodelle, Produktionsmodelle und Arbeitswelt Herausforderung Gestaltung der Zukunft: Wie wird aus einer technischen Entwicklung gesellschaftliche Wohlfahrt? Folie 14
15 Wie wird aus einer technischen Entwicklung eine gesellschaftliche Wohlfahrtsentwicklung? Digitalisierung ist angekommen, aber: Wo geht die Reise hin? Drei Arten, die neue Phase der Digitalisierung zu gestalten Maschinenparadigma Information als Beiwerk, Automatisierung als Ziel Datenparadigma Dominanz der Informationen und Google sieht uns alle Paradigma sozialer Handlungsraum Dominanz von Kommunikation und Interaktion zwischen Menschen, Unterstützung empowerter Menschen Weder die Idee autonomer Maschinensysteme noch das Google sche Daten- Panoptikum sind positive Alternativen Neuorientierung notwendig: Neue Möglichkeiten der Kommunikation und Interaktion zwischen Menschen nutzen Alternativen der Gestaltung entfalten, um historischen Produktivkraftsprung zu erreichen Gesellschaftliche Wohlfahrt als Ziel, um Menschen mit zu nehmen Folie 15
16 Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Weitere Informationen: PD Dr. Andreas Boes ISF München Jakob-Klar-Str. 9, München +49 (0) Folie 16
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