Kastration beim Rüden

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1 Kastration von (Zucht-) Rüden Warum? Wann? Wie? TIERARZTPRAXIS Dr. Konrad Blendinger & Dr. Christine Blendinger Robert-Bosch-Str Hofheim-Wallau Kynolog. Arbeitstagung VDH LV Baden-Württemberg 21. NOV 2010 Kastration beim Rüden Ein Eingriff, der in vielfacher Weise Schmerz lindernd, lebensrettend und/oder lebensverlängernd wirken kann Neben erwünschten gibt es auch unerwünschte Wirkungen, die bei einer Entscheidung für oder gegen eine prophylaktischen Kastration bedacht werden müssen In bestimmten Situationen: Alternativen zur Kastration - zum Teil unter Erhalt der Fortpflanzungsfähigkeit 1

2 Uneinheitlicher Sprachgebrauch: A) Kastration = Eingriff beim Rüden Sterilisation = Eingriff bei der Hündin Uneinheitlicher Sprachgebrauch: B) (?) Kastration = Unfruchtbarmachung unter Entnahme der Keimdrüsen (schließt Ausschaltung der Bildung von Geschlechtshormonen ein) Sterilisation = Unfruchtbarmachung unter Belassung der Keimdrüsen (körpereigene Geschlechtshormone werden weiterhin gebildet) 2

3 C) (Duden) Kastration = Entnahme oder Ausschaltung der Keimdrüsen chirurgisch oder medikamentel Bewirkt auch Unfruchtbakeit Sterilisation = Unfruchtbarmachung entweder durch Kastration oder durch Maßnahmen, die eine Unfruchtbarkeit nach sich ziehen, ohne die Aktivität der Keimdrüsen zu beeinträchtigen (z.b. Vasektomie / Tubenligatur) => Sexualverhalten und Häufigkeit von Geschlechtskrankheiten bleibt unbeeinflusst. Kulturelle Unterschiede Frankreich Spanien Deutschland Kastrierte Rüden 12% 6% 25% 3

4 Rechtliche Grundlage der Kastration bei Hündin und Rüde Tierschutzgesetz (Neugefasst durch Bek. V I 1206, 1313, zuletzt geändert durch G v I 1950) 6: Amputationsgesetz (1) Verboten ist das vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen oder das vollständige oder teilweise Entnehmen oder Zerstören von Organen oder Geweben eines Wirbeltieres. 6 Das Verbot gilt nicht, wenn 1. der Eingriff im Einzelfall a) nach tierärztlicher Indikation geboten ist oder b) bei jagdlich zu führenden Hunden für die vorgesehene Nutzung des Tieres unerläßlich ist und tierärztliche Bedenken nicht entgegenstehen, 2. ein Fall des 5 Abs. 3 Nr. 1, 1a oder 7 vorliegt, 3. ein Fall des 5 Abs. 3 Nr. 2 bis 6 [Ferkel, Lämmer, Masthähnchen.] vorliegt und der Eingriff im Einzelfall für die vorgesehene Nutzung des Tieres zu dessen Schutz oder zum Schutz anderer Tiere unerläßlich ist, 4. das vollständige oder teilweise Entnehmen von Organen oder Geweben zum Zwecke der Transplantation oder des Anlegens von Kulturen oder der Untersuchung isolierter Organe, Gewebe oder Zellen erforderlich ist, 5. zur Verhinderung der unkontrollierten Fortpflanzung oder - soweit tierärztliche Bedenken nicht entgegenstehen - zur weiteren Nutzung oder Haltung des Tieres eine Unfruchtbarmachung vorgenommen wird.. 4

5 Medizinische Indikatinonen Absolute Indikationen Hodentumor Zweithäufigster Ort der Tumorentstehung beim Rüden Nebenhodentumor Torsion des Samenstrages Perineales Adenom (als zusätzliche Behandlung) Perinealhernie (als zusätzliche Behandlung) Medizinische Indikatinonen Hodentumor Nicht immer sehen oder zu tasten => Ultraschalluntersuchung 5

6 Medizinische Indikatinonen Relative Indikationen (es gibt eventuell auch andere Behandlungswege) Zwitter (Intersexualität) Entzündungen von Hoden, Nebenhoden, Prostata Verlauf / Erreger Gutartige Prostatahyperplasie Prostatazysten Foto: Löffelmann 6

7 Intersexualität (hier: Hoden und Ovar) Foto: Löffelmann Prostata mit herdförmigen Veränderungen 7

8 Prostatazyste Prostata normale Größe 8

9 Prostatahyperplasie Kastrationseffekte Auf Überpopulation Auf Tumoren des Geschlechtsapparates In Abhängigkeit vom Kastrationsalter Auf Übergangszellkarzinomhäufigkeit Auf den Stoffwechsel Auf Muskulatur und Skelett Herztumoren Übertragbare Krankheiten Lebenserwartung 9

10 Kastration zur Kontrolle der Überpopulation Weltweit steigt die Zahl an Hunden und Katzen trotz aller Bemühungen, die Überpopulation in den Griff zu bekommen (Kastrationsprogramme...) USA: 76% der privat gehaltenen Hunde sind kastriert 5 Mio Hunde und Katzen werden jährlich getötet Hundepopulation steigt jährlich um 3,5% Deutschland: Hundepopulation in letzten Jahren weitgehend konstant (Haltungsbedingungen und/oder Kastration) Kann Kastration helfen, die Überpopulation zu begrenzen? Berliner Studie über Katzenpopulation (Kalz, 2001) Kastration von Katern: kein Effekt auf die Entwicklung der Population Kastration von Kätzinnen: wenn 2/3 kastriert sind, steigt die Population dennoch; wenn alle kastriert sind, kommen andere nach 10

11 Kann Kastration helfen, die Überpopulation zu begrenzen? Kastration ist geeignet zur Verhinderung unkontrollierter Fortpflanzung einzelner Tiere (individuell) Kastration ist nur bedingt geeignet bzw. ungeeignet, eine Population zu reduzieren, in einer Region, in der diese Population günstige Lebensbedingungen findet. Umgekehrt: es gibt fast keine Chance, eine Art zu erhalten in einer Region/Umgebung, in der sie nicht die für sie wichtigen Lebensbedingungen findet. (Klima / Nahrung / Territorum) Suche nach billigen Alternativen zur chirurgischen Kastration: Rüde: Injektion von Zinkglukonat in die Hoden Vorteil: kein Einfluss auf Territorialverhalten Eventuell werden dadurch andere Rüden fern gehalten?! 11

12 Kastrationseffekte auf die Entstehung von Tumoren des Geschlechtsapparates Prostatatumor Hund sehr selten (< 0,6% der untersuchten Tumoren) Beginn der Erkrankung androgen-abhängig Kastration hat allerdings keinen Einfluss auf das Risiko für einen Hund Prostatatumore zu bekommen (Michigan State University, 1987) Kastrationseffekte auf die Entstehung von Tumoren des Geschlechtsapparates Prostatatumor Hund Neuere Untersuchungen zeigen eher, dass das Risiko für kastrierte Rüden höher ist, Prostatatumore zu bekommen Allerdings: betroffene Hunde waren älter => eventuell waren nur mehr kastrierte Rüden betroffen, weil sie älter wurden Rassedisposition: Kastrierte Mischlinge, Shetland Sheepdogs, Scottisch Terrier, Beagle, English Springer Spaniel, Deutsch Kurzhaar, West Highland White Terrier 12

13 Auswirkung der Kastration auf den Geschlechtsapparat Prophylaktischer und therapeutischer Effekt auf androgenabhängige Erkrankungen: Gutartige Prostatahyperplasie (50% der unkastrierten Rüden im Alter von 5 Jahren haben histologische erkennbare Anzeichen) Chronische Prostataentzündung Perineales Adenom Perinealhernie Auswirkung der Kastration auf den Geschlechtsapparat Prophylaktischer und therapeutischer Effekt auf Hoden- und Nebenhodenerkrankungen: Hodentumore Zweithäufigster Ort der Tumorentstehung beim Rüden Torsion des Samenstranges Hodenentzündung Nebenhodenentzündung 13

14 Effekte des Alters, in dem kastriert wird Auffälligste Effekte: Unreife des Präputiums, Penis und Penisknochens bei Kastration als Welpe (7 Wochen Alter) Ursache: Androgenabhängiges Wachstum der genannten Strukturen Einfluss der Kastration auf Entstehung eines Übergangszellkarzinoms Selten - aber Dispositionen Rasse (Scottish Terrier) Weibliches Geschlecht (2x häufiger als männliche Hunde) Kastration (vor allem bei Hündinnen) Adipositas Umweltfaktoren (Insektizidexposition) Ursächlicher Zusammenhang mit Kastration bisher unklar 14

15 Einfluss der Kastration auf Entstehung eines Hämangiosarkoms Hinweise für ein erhöhtes Risiko nach Kastration bestehen Altersbereinigt haltbar? Einfluss der Kastration auf Entstehung gutartiger Perianaltumoren multiple oder einzelne z.t. ulzerierende Knoten im Bereich des Anus (Schwanzansatz, Präputiums, Hintergliedmassen) Intakte Rüden: 5 6 faches Risiko 15

16 Einfluss der Kastration auf den Stoffwechsel Körpergewicht Kastration führt zu Gewichtszunahme (obwohl es sehr viele Einflüsse das Gewicht gibt) Einfluss des Kastrationsalters kontrovers diskutiert < 6 Monate Alter: geringeres Risiko für Gewichtszunahme? Körpergewicht kann meist gut diätetisch kontrolliert werden (reduzierte / limitierte Fütterung) Einfluss der Kastration auf den Stoffwechsel Diabetes mellitus Rüde: Hinweise für gehäuftes Auftreten nach Kastration jedoch ohne direkten Zusammenhang mit Körpergewicht (Hündin: Kastration meist Voraussetzung für erfolgreiche Langzeitbehandlung) 16

17 Einfluss der Kastration auf den Stoffwechsel Schilddrüsenunterfunktion Widersprüchliche Ergebnisse in Bezug auf den Einfluss der Kastration Altersbereinigte Untersuchungen nötig Einfluss der Kastration auf den Stoffwechsel Wachstum Eunuchoides Wachstum aus Antike bekannt Wachstumsgeschwindigkeit wird nicht beeinflusst Epiphysenschluss ist verzögert => Knochen werden länger 17

18 Einfluss der Kastration auf Muskeln und Skelett Knochenbrüche (Hinweise für vermehrtes Auftreten von Knochenbrüchen in den Epiphysenspalten vor allem bei Katzen nach Kastration) Kein Einfluss des Alters bei Kastration auf Frakturhäufigkeit (Hunde und Katzen) Einfluss der Kastration auf Muskeln und Skelett Hüftgelenksdysplasie Studie bei Boxern Kastration im Durchschnittsalter von 3 Jahren => 1 ½ faches Risiko an HD zu erkranken Ursache Körpergewicht? Studie: HD in Abhängigkeit vom Alter bei Kastration < 5,5 Mo => 6,7% HD 5,5 Mo 1 Jahr => 4,7 % HD Ursache: längeres Knochenwachstum? Eventuell aber weniger schwere Formen der HD bei Hunden, die sehr früh kastriert wurden (weniger wurden euthanasiert) 18

19 Einfluss der Kastration auf Muskeln und Skelett Ruptur des vorderen Kreuzbandes Am häufigsten bei kastrierten Rüden Dann: kastrierte Hündinnen Nicht kastrierte Hunde: nur halbes Risiko Einfluss der Kastration auf Muskeln und Skelett Osteosarkom (Knochenkrebs) Seltener, aber hochgradig bösartiger Tumor Vor allem bei großen Rassen vorkommend Risikofaktoren Alter Körpergewicht Körpergröße Kastration (doppelt so hohes Risiko im Vergleich zu nicht kastrierten Hunden) 19

20 Einfluss der Kastration auf Muskeln und Skelett Osteosarkom (Knochenkrebs) Rottweiler-Studie (Cooley, 2002) Durchschnittsrisiko: 12,6% Doppelt so hoch bei kastrierten Hunden Allerdings: kastrierte lebten länger => mag zur höheren Zahl beigetragen haben Vor einem Alter von 1 Jahr kastrierte Rüden => Osteosarkomrisiko war 4 x höher als bei unkastrierten Rüden Einfluss der Kastration auf Herztumoren Auftreten: 0,19% bei Hunden (männl/wbl ca: 1/1) Kastrierte Rüden: 1,6 faches Risiko (kastr. Hündinnen: 4-faches Risiko) Unterschied auch noch nach Altersbereinigung? 20

21 Einfluss der Kastration auf übertragbare Geschlechtskrankheiten Z.B. Sticker Sarkom, Brucellose Selten bei kastrierten Hunden Einfluss der Kastration auf Lebenserwartung Kastrierte Tiere leben länger als nicht kastrierte (aussagekräftige Untersuchungen) Durch Schutz vor Krankheiten der Geschlechtsorgane oder Reduziertes Risiko durch geändertes Verhalten oder Zeichen einer größeren Sorge der Tierbesitzer für ihre Tiere 21

22 Verhaltensänderungen erwachsener Rüden nach Kastration keine Verminderung teilweise bis starke Verminderung (Quelle Hopkins et al. 1976, Heidenberger u. Unselm 1990) Infertilität eines Zuchtrüden muss der Rüde kastriert werden? 22

23 Allgemeines % der Unfruchtbarkeit beim Menschen wird als idiopathisch angesehen 2. Prognose für Rüden mit bestätigter Unfruchtbarkeit ist vorsichtig 3. Ein Bericht: weniger als 10% der Rüden mit Infertilität wurden wieder fruchtbar nach diagnostischer Aufarbeitung und entsprechender Behandlung Unfruchtbarkeit beim Rüden muss gründlich aufgearbeitet werden: Signalment Allgemeine Krankheitsgeschichte Vorbericht zur bisherigen Zuchtleistung Komplette Allgemeinuntersuchung Blutbild uns klinische Chemie, Brucella canis Serologie, Schilddrüsentests (ft4), ctsh Samenuntersuchung Bakteriologie der Samenflüssigkeit: aerob, anaerob, mycoplasma cultures Zytologie der Samenflüssigkeit nach Zentrifugieren Alkalische Phosphatase (in azoospermic serum samples) Urinprobe (durch Cystozcentese) nach Samengewinnung => komplette Urinuntersuchung (einschließlich Sediment) 23

24 Klinischer Zugang zur Unfruchtbarkeit beim Rüden Erektionsstörungen Ejakulationsstörungen Retrograde Ejakulation Deckstörungen Infertilität bei normalem Deckakt und normaler Samenqualität Infertilitaät mit normalem Deckverhalten und unnormaler Samenqualität Azoospermie Oligozoospermie Hematospermie Teratozoospermie Agglutination des Samens Asthenozoospermie Necrospermie Immotile cilia syndrome Entzündliches Sediment / Infektion Erektionsstörung Psychologische Ursachen Z.B. jedes Aufspringen wurde verboten Untergeordnete Rüden Aggressive Hündin (z.b. zu früh in der Läufigkeit) Schmerz Gelenke oder Wirbelsäule Prostatitis / Orchitis (Hodenentzündung) Androgen Insuffizienz Selten Hodenatrophie, Intersex, Hypophyseninsuffizienz 24

25 Pheromon zur Steigerung der Libido Methyl p- hydroxybenoate (Aldrich Chemical, Milwaukee,WI) Auf die Vulva einer anöstrischen oder kastrierten Hündin aufgebracht => Führte zu Erregung bei einigen Rüden Erektionsstörung Testosterontest: 3 mal im Abstand von 20 Minuten mittlere Konzentration von Testosteron im Serum dieser 3 Proben: ng/ml = normal Blutprobe Eine Stunde nach GnRH, 2 µg/kg intramuskulär (IM) => > 3 ng/ml Testosteron or 4 Stunden nach hcg; 40IU/kg IM => > 4.5 ng/ml Testosteron 25

26 Ejakulationsstörung Wichtige Nerven: N hypogastricus N pudendus Cave: Abwesenheit von Spermien in der Vaginalzytologie nach dem Decken beweist nicht, dass keine Ejakulation stattgefunden hat. Manche Rüden müssen eine Hündin in der optimalen Standhitze haben, um Samen zu gewinnen oder um zu decken Ejakulationsstörung oder Deckstörung Verhaltensprobleme können eventuell behandelt werden: GnRH (1-2 µg/kg subcutan) 2 3 Stunden vor der Samenentnahme oder dem Versuch zu Decken Cave: Kein Testosteron verwenden, da über einen negativen feedback die Libido noch sinkt 26

27 Retrograde Ejakulation Behandlung mit sympathomimetischen Medikamenten kann zur antegraden Ejaculation führen: Phenylpropanolamine (3mg/kg per 2 x tgl.) Pseudoephedrine (4 to 5 mg/kg per os 3 x tgl. oder 1 und 3 Stunden vor Samenentnahme oder Deckversuch) Deckstörungen (bei unkastrierten Rüden) Sexuell unreif oder zu alt Überbeanspruchung Schmerz Psychologische Probleme Idiophathische geringe Libido 27

28 Häufigkeit der Ejakulation Normale Rüden Können täglich zum Decken eingesetzt werden Extragonadale (epididymale) Reserven sind dabei geleert Zwei- oder dreimal tägliches Decken: Abnahme der Libido und Spermaqualität Samenqualität wird nach zwei Tagen Ruhe wieder normal Infertilität mit normalem Deckakt und normaler Samenqualität Beim Hund gibt es keine Funktionstest für normal aussehende Spermien Eine Gesamtmenge von 150 bis 250 Millionen normaler Spermatozoen auf die Hündin übertragen in ihrer fertilen Periode ist passend für eine Trächtigkeit Männer mit idiopathischer Infertilität sollen signifikant verbesserte Fruchtbarkeit haben durch Behandlung mit einem Prostaglandin Inhibitor: indomethacin (75 mg pro Person täglich) 28

29 Infertilität mit normalem Deckakt und abnormaler Samenqualität Azoospermie (keine Samenzellen im Ejakulat) Ursachen für Azoospermie 1) Retrograde Ejakulation 2) Unvollständige Ejakulation 3) Ursachen vor den Hoden Hypophyseninsuffizienz Hypothyreose Inguinal Skrotalhernie Übermaß an endogenem oder exogenem Kortison 4) Ursachen im Hoden Intersexualität Keimzellaplasie Beidseitiger Kryptorchismus Hodenverletzung Autoimmune Orchitis Spermatogenic arrest Hodentumor 5) Ursachen nach den Hoden Partielle Nebenhodenaplasie Spermatozele oder Granulom 29

30 Oligozoospermie Niedrige Gesamtzahl an Spermatozoen im Ejakulat Häufigkeit bei Hunden nicht gut untersucht (~ 25% der Ejakulate waren oligospermisch in einer Untersuchung) Normal: > 300 Mio Spermatozoen Kleine Rassen: 20 Mio pro kg Körpergewicht ist normal Z.B.: 5 kg => 100 Mio Spermatozoen sind normal Bessere Ergebnisse, wenn eine Hündin in der Hitze anwesend ist. Hämatospermie Blut im Ejakulat Am häufigsten durch gutartige Prostatahyperplasie Durch Verletzungen am Penis Auch bei Hodentumoren möglich (einer von 15) Das bedeutet nicht Infertilität 30

31 Teratospermie Reduzierte Prozentzahl an morphologisch normalen Spermatozoen Normal: > 80% Schlechte Fruchtbarkeit: < 60% normal Morphologische Samendefekte, die beim Hund mit schlechter Fruchtbarkeit assoziiert sind: 1. Anomalien der Mittelstückanheftung oder der Ultrastruktur 2. Microcephale Spermatozoen 3. Proximale Zytoplasmatropfen 31

32 Asthenozoospermie Vorwärtsbeweglichkeit geringer als 70% Häufig zusammen mit Teratozoospermie Verminderte Vorwätsbeweglichkeit kann das erste Anzeichen von Infektionen des Geschlechtstraktes oder anderer Krankheiten sein Geringe Motilität ist nicht unbedingt ein Beweis für geringe Fruchtbarkeit oder Zeichen für das Absterben von Samenzellen Infektionen: Canine Semen Profile (CP10) Brucella canis Canine Herpesvirus Chlamydophila psittaci Leptospira spp. Mycoplasma spp. Ureaplasma spp. (PCR tests) HealthGene, Toronto - Canada: 32

33 Unfruchtbarkeit des Rüden Fieber (unabhängig von der Ursache) Kann die Samenproduktion > 60 Tage lang negativ beeinflussen Indikationen zur Kastration bei Infertilität Vorliegen von Hoden- und oder Nebenhodentumoren Chronische, therapieresistente Entzündungen im Bereich Hoden, Nebenhoden; Prostata 33

34 Infertilität beim Rüden Nur 10% der Unfruchtbarkeitsfälle beim Rüden kann behandelt werden Die Fruchtbarkeit kann bei jedem Rüden plötzlich enden ( spermatogenic arrest ) Unfälle oder Krankheiten können die Fortpflanzungsfähigkeit jedes Rüden plötzlich beenden Schutz / Versicherung vor Verlust der Fortpflanzungsfähigkeit des Rüden Tiefgefriersamenkonservierung (für die Belegung von 5-10 Hündinnen) Am besten im Alter zwischen 2 und 5 Jahren 34

35 Kastrationsmethoden Chirurgisch Medikamentell Alternative medikamentelle Beeinflussung der Prostata Chirurgische Kastration 35

36 Chirurgische Kastration Chirurgische Kastration 36

37 Medikamentelle Kastration des Rüden Suprelorin - Implantat Deslorelin: Langzeit GnRH (Gonadotropin Releasing Hormon) Down-regulation der GnRH-Rezeptoren => keine Wirkung von GnRH => kein FSH / LH => kein Testosteron Große Rüden: ggf. 2 Implantate nötig Deslorelin 37

38 Reversible, befristete Kastration mit Suprelorin Kastrationseffekt kann getestet werden Tritt die erhoffte Wirkung ein? (z.b. geriatrische Patienten) Treten unerwünschte Nebenwirkungen ein? Keine Narkose nötig Ohne Wiederholung: vorübergehender Verlust der Fortpflanzungsfähigkeit (ca. 9 Monate) 38

39 Behandlung der gutartigen Prostatahyperplasie Chirurgische Kastration Suprelorin -Implantat (cave: initiale Verschlechterung möglich) Ypozane Tabletten Fruchtbarkeit bleibt erhalten Hodengröße bleibt erhalten Eventuell gestagene/steroidale Nebenwirkungen (?) Proscar (Finasteride) Ursache für Prostatahyperplasie: androgenabhängige Wachstumsfaktoren 39

40 Osasteron 40

41 Prostatagröße Osasterone 41

42 Hodengröße nimmt deutlich ab Hodengröße bleibt erhalten 42

43 Zusammenfassung Die Kastration des Rüden - Ein Eingriff, der in vielfacher Weise Schmerz lindernd, lebensrettend und/oder lebensverlängernd wirken kann Neben erwünschten gibt es auch unerwünschte Wirkungen, die bei einer Entscheidung für oder gegen eine prophylaktischen Kastration bedacht werden müssen Zusammenfassung In bestimmten Situationen gibt es Alternativen zur Kastration - zum Teil unter Erhalt, zum Teil unter nur vorübergehendem Verlust der Fortpflanzungsfähigkeit Die Anlage eines Samendepots (Tiefgefriersamen) für die Belegung von einigen Hündinnen ist eine realistische Möglichkeit, die Fortpflanzungsfähigkeit eines Rüden abzusichern 43

44 Würfe aus Tiefgefriersamenübertragung 44