Psychopharmakotherapie der Essstörungen
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- Annika Flater
- vor 8 Jahren
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Transkript
1 Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst GV ENES 7. April 2014 Dagmar Pauli Psychopharmakotherapie der Essstörungen
2 Psychopharmakotherapie der Essstörungen wahnhaft anmutende Gedanken Zusatzeffekt? Zwanghafte Verhaltensweisen Antipsychotika? Ängste Antidepressiva? Depressionen
3 Probleme der Pharmaforschung Beispiel Randomisierte Studie von Spettgue et al 2008 und Norris 2010 Olanzapine (Zyprexa ) Monotherapie bei Adoleszenten mit AN 74% verweigerten die Teilnahme, da sie kein Medikament wollten Grund bei 70%: Angst vor Gewichtszunahme durch Medikament Studie abgebrochen
4 Ältere Antidepressiva z.b. Tricylische Antidepressiva für Essstörungen nicht empfohlen ältere Studien zeigen kaum Effekt auf Gewichtszunahme ältere Studien zeigen Effekt auf Essattacken Nebenwirkungen bei Unterernährung stärker ausgeprägt niedriger Blutdruck psychotische Symptome Herzrasen
5 Selektive Serotonin Wiederaufnahmehemmer SSRI: Fluoxetin, Sertralin, Citalopram kein Effekt auf Gewichtszunahme kein Effekt auf komorbide Depressivität nachweisbar keine Wirksamkeit zur Gewichterhaltung nach Behandlung vielzitierte Studie von Kay W, Nagata T, Weltzin TE et al, JAMA 2006: positiver Effekt auf Gewichtserhaltung konnte nicht bestätigt werden in der Folgestudie
6 Psychophamakotherapie von AN State of the Art - Antidepessiva M. Greetfeld, U. Cunz, U. Vjoderholzer, Fortschr.Neurol Psychiat 2012 Kein Nachweis eines spezifischen Effektes von Antidepressiva auf Gewichtszunahme Antidepressiva sind zur Behandlung von komorbiden Depressionen bei AN wahrscheinlich unwirksam Besondere Vorsicht bei Gebrauch von Antidepressiva bei Untergewicht wegen Nebenwirkungen (z.b. Blutdruckabfall, Syndrom der inadäquaten ADH Sekretion)
7 Psychophamakotherapie von AN State of the Art - Antipsychotika M. Greetfeld, U. Cunz, U. Vjoderholzer, Fortschr.Neurol Psychiat 2012 Antipsychotika wahrscheinlich unwirksam auf Gewichtszunahme Antipsychotika wahrscheinlich unwirksam auf kognitive Essstörungssymptome Besondere Vorsicht beim Gebrauch von Antipsychotika bei Untergewicht wegen NW (z.b. Gefahr von Herzrhythmusstörungen wegen QT-Verlängerung im EKG)
8 Bulimia nervosa Fluoxetine (Fluctine ) beste Evidenz für Wirksamkeit in Reduktion der Frequenz der Essanfälle Dosis bis 60 mg / d (höher als bei Depression) begrenzte Evidenz auch für Wirksamkeit bei Adoleszenten in einigen Studien höchste Wirksamkeit in Kombination mit CBT CBT meist gleich wirksam wie CBT plus Fluoxetin Sertralin (Zoloft ), Citalopram (Seropram ) begrenzte Evidenz für Wirksamkeit andere Antidepressiva wirksam aber wegen NW nicht empfohlen Topiramat (Topamax ) Antiepileptikum einige Trials mit Topiramat zeigen mögliche Wirksamkeit gegen Essattacken wegen hoher NW-Rate nur begrenzt empfohlen
9 EDNOS Eating Disorders not Otherwise Specified (Binge Eating) SSRI zeigen Wirksamkeit gegen Essattacken Wirkungsdauer ist begrenzt beste Wirksamkeit für Fluoxetin (Fluctine ) Sibutramin (Reductil ) Medikament gegen Adipositas Wirksamkeit gegen Binge-Attacken und für Reduktion des Körpergewichtes (aber sehr moderater Effekt) wegen erhöhter Rate an Herzinfarkten und Schlaganfällen 2010 auch in der Schweiz vom Markt zurückgezogen
10 Empfehlungen der APA American Psychiatric Association 2006 SSRI: Fluoxetin (Fluctine ), Sertralin (Sertralin Sandoz, Zoloft ) nicht wirksam für Gewichtszunahme nicht wirksam gegen depressive Symptome während Untergewicht als Begleitmedikation möglich bei: ängstlichen Symptomen, zwanghaften Symptomen, depressiven Symptomen nach Gewichtszunahme andere Antidepressiva nicht empfohlen wegen erhöhten Nebenwirkungen Bupropion (Zyban, Wellbutrin ) explizit nicht empfohlen höheres Risiko für Schlaganfälle Neuroleptika: Olanzapin (Zyprexa ), Risperidon (Risperdal ) Nicht wirksam in kontrollierten Studien für Gewichtszunahme Klinisch bei einzelnen Patienten wirksam mit persistierend zwanghaften Gedanken, Ängsten und fehlender Gewichtszunahme Risiko für NW erhöht bei Untergewicht (z.b. Akathisie, EPS)
11 Neue Metaanalysen: Medikation bei AN Lebow J, Sim LA, Erwin P, Murad MH, Int Journ Eat Dis 2013 Kishi T, Kanantaris V, Sunday S, Sheridian EM, Correll, CU, J Clin Psych 2012 Antipsychotika nicht wirksam auf Gewichtszunahme Antipsychotika nicht wirksam auf kognitive Essstörungssyptome Antipsychotika verschlimmern Ängstlichkeit gegenüber Placebo Antipsychotika verbessern die Depressivität
12 Häufigkeit von Psychopharmakabehandlung bei Patienten mit AN in den USA Fazeli PK, Calder GL, Miller, KK, Misra M et al., Int Journ Eat Disord, 2012 Gruppe 1: vs. Gruppe 2: Psychopharmaka SSRI Antipsychotika Doppelmedikation Gruppe % 46.2% 8.9% 22.2% Gruppe % 52.0% 18.5% 30.0%
13 Hormonersatz-Therapie (Oestrogenpräparate) Munoz MT, Morande G, Garcia CJA et al., Eur J Endocrnol 2002 keine Evidenz für Verhinderung oder Verbesserung der Osteoporose Nachteile Pseudonormalität Geringere Bereitschaft zum Aufbau der Ernährung bis zum Einsetzten der Menstruation Fazit: nicht empfohlen
14 Neuere Trends Ergebnisse in Erwartung Oxytocin bei AN (bisher nur experimentell) Pat mit AN fixierte Bilder mit Foodstimuli weniger lang Aripiprazol (Abilify ) bei Jugendlichen mit AN Randomisierte Studie ist unterwegs
15 Fazit bei AN besondere Vorsicht mit Antipsychotika und nur bei besonderer Indikation bei AN Antidepressiva (SSRI) nur bei besonderen Indikationen z.b. begleitende Depressionen bei gleichzeitigem Ernährungsaufbau Zwanghaftigkeit bei jüngeren Patienten bei BN Fluoxetin (Fluctine ) eventuell in der Anfangsphase zur Unterstützung der Psychotherapie (CBT) bei Binge-Eating Versuch mit Fluoxetin bei Amenorrhoe (Ausbleiben der Menstruation) keine Hormonersatztherapie; ev Vitamin D und Calcium
16 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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