Landtag Brandenburg Drucksache 1/2284
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- Sabine Gehrig
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1 Landtag Brandenburg Drucksache 1/ Wahlperiode Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 478 des Abgeordneten Alfred Pracht Fraktion der F.D.P. - Drucksache 1/2139 Akademie für Landwirtschaft des Landes Brandenburg Sowohl im Landtag Brandenburg als auch in der Öffentlichkeit wurde wiederholt die Situation der Aus- und Weiterbildung von Nachwuchskräften für die Führung der landwirtschaftlichen Unternehmen diskutiert. Mit ist bekannt, daß dem Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten eine Konzeption zur Gründung einer Akademie für Landwirtschaft des Landes Brandenburg vorliegt, die zum Ziel hat, eine Agraringenieurausbildung im Land Brandenburg auf hohem Niveau durchzuführen sowie die Aus- und Weiterbildung spezieller Führungskräfte der Agrarwirtschaft vorsieht. Darüber hinaus wird eine enge Verflechtung mit dem landwirtschaftlichen Ostforschungs- und Osthilfeinstitut angestrebt und die Umschulung von Militärangehörigen der GUS- Staaten einbezogen. Ich frage die Landesregierung: - Welche Stellungnahme bezieht das MELF zu der ihm vorliegenden Konzeption zur Gründung einer Akademie für Landwirtschaft für das Land Brandenburg? - Welche Maßnahmen wurden seitens des MELF bisher eingeleitet, um die Schaffung eines leistungsstarken Nachwuchses für landwirtschaftliche Berufe sowie die Aus- und Weiterbildung landwirtschaftlicher Führungskräfte sicherzustellen? Datum des Originals: / Ausgegeben:
2 Namens der Landesregierung beantwortet der Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Abstimmung mit dem Ministerium für Bildung, Jugend und Sport und dem Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen die Kleine Anfrage wie folgt: zu Frage 1: Dem Ministerium liegt seit Mai 1993 ein Antrag der Gesellschaft für berufliche Bildung mbh und des Bildungswerks für Land- und Nahrungsgüterwirtschaft vor, in dem das Konzept für den Aufbau einer Akademie für Land- und Nahrungsgüterwirtschaft in Brandenburg vorgestellt wurde. Bei der Gründergesellschaft besteht der Wunsch, daß sich das Land Brandenburg an der Betreibergesellschaft der Akademie finanziell beteiligt. Eine große Zahl der Tätigkeitsgebiete dieser geplanten Akademie wird bereits von vorhandenen Einrichtungen durchgeführt. Diese Einrichtungen werden auf unterschiedlichen Wegen finanziell staatlich bezuschußt, u. a. aus Mitteln der Bundesanstalt für Arbeit und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds. Es handelt sich dabei vor allem um: - 8 ehemalige Landwirtschaftsschulen, - 4 Lehr- und Versuchsanstalten, - 3 Studieninstitute für kommunale Verwaltung Brandenburg, - die 4 Mehrländerinstitute und 3 Blaue-Liste-Institute, - freie Träger mit landesweitem Aktionsradius, - die Ländliche Heimvolkshochschule Seddin mit ihrer "Brandenburgischen Landwerkstatt - Schule für Dorf und Flur". Die Landesregierung sieht es als nicht sinnvoll an, neben vorhandenen Einrichtungen, die sich mit zum Teil neuem Aufgabenprofil in den Regionen stabilisiert haben, eine neue Einrichtung mit vergleichbaren Tätigkeitsfeldern institutionell zu fördern. Die Gründungsmitglieder können selbstverständlich als freie Bildungsträger ihr Konzept von der Akademie eigenständig verwirklichen. Das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten e r a r b e i t e t z. Z. M ö g l i c h k e i t e n, v o r a l l e m a u f betriebswirtschaftlichem Gebiet die praxisorientierte Qualifizierung von landwirtschaftlichen Führungskräften zu verbessern. Dabei wird u. a. an den Aufbau einer zentralen Einrichtung des Landes in der Zuständigkeit des Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gedacht, bei der die Aus-
3 und Weiterbildung der landwirtschaftlichen Führungskräfte inhaltlich und organisatorisch angebunden ist. Es soll erreicht werden, - daß eine auf den Bedarf abgestimmte Angebotspalette verfügbar ist, - daß eine regionale Ausgewogenheit der Angebotsentwicklung gesichert wird, - daß eine inhaltliche Abstimmung der Angebote erreicht wird und - daß eine optimale Ausnutzung der vorhandenen, staatlich finanzierten bzw. geförderten Ressourcen und gegebenenfalls, insbesondere im betriebswirtschaftlichen Bereich, Ergänzung durch notwendige neue realisiert wird. Aus- und Weiterbildungsaufgaben, die nicht mit den vorhandenen Kapazitäten abgedeckt werden können, würden dann durch Ausschreibungen an freie Bildungsträger vergeben. So könnten u. a. folgende Aufgaben in Frage kommen: - Berufliche Bildung von polnischen Bürgern, - bestimmte spezielle Ausbildungslehrgänge, wie Managementausbildung für Führungskräfte, an denen sich auch die künftige Akademie beteiligen könnte. Das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten benötigt kein außenstehendes Organisationszentrum. Es gilt vielmehr, die Agrarverwaltungsstrukturen und Einrichtungen so zu optimieren, daß oben angegebene Aufgaben durch sie realisiert werden können. zu Frage 2: Mit Gründung des Landes Brandenburg wurde zielstrebig die Umstellung der bisherigen Berufsausbildung nach DDR-Systematik auf anerkannte Ausbildungsberufe der Landwirtschaft im Rahmen der Zuständigkeit des MELF realisiert. Dazu gehören: - Schaffung der betriebspraktischen Voraussetzung für die Umstellung (Verlängerung der Ausbildungszeit) durch Einrichtung außerbetrieblicher Ausbildungsstätten, - Sicherung der Weiterführung der Berufsausbildung von Lehrlingen aus Konkursbetrieben, - Anerkennung der Ausbildungsbetriebe entsprechend den Anforderungen für die Durchführung der Berufsausbildung in den anerkannten landwirtschaftlichen Berufen, - seit 1991 Durchführung der überbetrieblichen Ausbildung der
4 Land- und Tierwirte nach Standard der Altbundesländer unter Nutzung moderner Lehr- und Versuchsanstalten in NRW, Beginn der überbetrieblichen Ausbildung im Gartenbau (Fachsparte Galabau) unter Nutzung der Kapazitäten in den Altbundesländern bis zur Fertigstellung eigener Kapazitäten, - Aufbau und Durchführung des Prüfungssystems für Abschlußprüfungen gemäß bundeseinheitlicher Maßstäbe, - Einsetzung von Ausbildungsberatern zur Beratung und Kontrolle der Qualität der berufspraktischen Ausbildung in den Betrieben, - Vorbereitung und Beginn eines Qualifizierungsprogrammes für die Ausbilder, - Aufbau und Durchführung der überbetrieblichen Ausbildung für die milchwirtschaftlichen Berufe für alle neuen Bundesländer (außer Thüringen) in Oranienburg, - kontinuierliche Einflußnahme auf die Gestaltung eines sinnvollen Systems der beruflichen Ausbildung an den OSZ. Über den eigentlichen Rahmen der beruflichen Erstausbildung hinaus wurde der - Aufbau eines Systems der Vorbereitung von Teilnehmern auf die Meisterprüfung und die Realisierung der Meisterprüfungen nach bundeseinheitlichem Maßstab sowie - der Aufbau und die Umsetzung eines Qualifizierungssystems für Wiedereinrichter ohne landwirtschaftlichen Berufsabschluß realisiert. Die Fachschulausbildung, auch für die landwirtschaftlichen Bildungsgänge, liegt in der Zuständigkeit des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport. Nach der Neuordnung der Fachschulbildungsgänge in der Bundesrepublik Deutschland durch die KMK-Rahmenvereinbarung über Fachschulen mit zweijähriger Ausbildungsdauer (Beschluß der KMK vom ) bestehen für Führungskräfte in der Agrarwirtschaft im Land Brandenburg Fachschulbildungsgänge der Fachrichtung Agrartechnik im Schwerpunkt Landbau mit dem Abschluß "Staatlich geprüfter Techniker" sowie der Fachrichtung Agrarwirtschaft mit dem Schwerpunkt Landwirtschaftliche Unternehmensführung mit dem Abschluß "Staatlich geprüfter Betriebswirt". Beide Bildungsgänge werden am Oberstufenzentrum Oranienburg angebunden, das aufgrund seiner Bildungstradition (ehemalige Agraringenieurschule Luisenhof) gute sächliche und personelle Voraussetzungen besitzt. Zukünftige Führungskräfte werden auf das Fachhochschulstudium in
5 einem einjährigen Bildungsgang der Fachoberschule, der ausgebildeten Landwirten - altersunabhängig - offensteht, vorbereitet. Damit sind die Bedingungen geschaffen, die dem Nachwuchs in der Agrarwirtschaft im Land Brandenburg alle Möglichkeiten eröffnen, sich qualifiziert weiterzubilden. Die Fachrichtung Agrartechnik mit den Schwerpunkten Gartenbau und Garten- und Landschaftsbau ist im Oberstufenzentrum in Werder als landwirtschaftlicher Fachschulgang eingerichtet. Durch eine Sonderregelung des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport bis 1995 wird es möglich sein, auch solchen Jugendlichen den Besuch der Fachschulen zu ermöglichen, die lediglich über 1 Jahr berufspraktische Erfahrung nach Abschluß der Erstausbildung verfügen. Auch die vom Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit, Soziales und Familie und dem Ministerium für Bildung, Jugend und Sport durchgeführte Sonderaktion "Jugend auf dem Lande" leistet einen Beitrag zur Sicherung eines leistungsstarken Nachwuchses. In Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen hat das MELF Ende des Jahres 1993 eine Ausschreibung für die Fort- und Weiterbildung von landwirtschaftlichen Fach- und Führungskräften an die ehemaligen Landwirtschaftsschulen und sonstige einschlägige freie Bildungsträger gerichtet. Die Ausschreibung betraf Angebote für die - Ausbildung zum staatlich anerkannten Landwirt, - Ausbildung zum Meister der Landwirtschaft, - Fortbildungs- und Anpassungsqualifizierung für landwirtschaftliche Führungskräfte. Im Rahmen dieser Ausschreibungsaktion wurden bisher insgesamt 59 Anträge mit insgesamt Teilnehmern und einem Mittelvolumen in Höhe von rund 1,2 Millionen DM aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds bewilligt. Die Ausschreibung soll Ende des Jahres wiederholt werden. Darüber hinaus fördert das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen im Rahmen des Landesprogramms "Qualifizierung und Arbeit für Brandenburg" als ESF- Einzelprojekte eine Reihe von Qualifizierungsmaßnahmen im ländlichen Raum, die u. a. im Rahmen der regionalen Strukturförderprogramme mit den kommunalen Verantwortungsträgern entwickelt werden. Soweit das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
6 in seiner Zuständigkeit Weiterbildungsmaßnahmen fördert, geschieht das maßnahmenorientiert für modellhafte, p r o j e k t b e z o g e n e A n g e b o t e, d i e i n s b e s o n d e r e a n landwirtschaftlichen Problemgruppen und an Schaffung oder Sicherung von Erwerbsmöglichkeiten orientiert sind. Die Lehr- und Versuchsanstalten beteiligen sich im Rahmen ihrer satzungsmäßigen Aufgabe an der Weiterbildung der in der Landwirtschaft Tätigen.
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