Illustrierende Aufgaben zum LehrplanPLUS

Transkript

1 Schriftquiz Verschiedene Arten von Schriften, Schriftklassifizierung Stand: Jahrgangsstufe 12 Fach/Fächer Medien Übergreifende Bildungs- und Erziehungsziele Zeitrahmen Benötigtes Material ca. 8 Wochenstunden ein geeignetes Layout- oder Vektorzeichenprogramm Kompetenzerwartungen Die Schülerinnen und Schüler unterscheiden und analysieren Schriftgestaltungen (Buchstaben, Worte, Zeilenverbände) im Hinblick auf deren funktionalen wie auch emotionalen Aspekte, um so ein Gefühl für den Zusammenhang von gestalterischen Intentionen und Ausdrucksqualitäten von Schrift zu entwickeln. Dabei verwenden sie typografische Fachbegriffe sinnvoll. nutzen im Entwurfsprozess und/oder in der Umsetzung Möglichkeiten geeigneter Software für eigene klassisch angewandte bis experimentell freie Gestaltungen mit (Schrift-)Zeichen. Aufgabe 1. Vorübung: Verschiedene Arten von Schriften Nachdem Sie sich mit der Einteilung der Schriften vertraut gemacht haben, untersuchen Sie die Schriften auf den Rechnern, die Ihnen in der Schule zur Verfügung stehen. Teilen Sie diese in Schriften für Mengentext und Displayschriften ein. Dann untersuchen Sie die Schriften für den Mengentext und versuchen Sie Beispiele für typische Schriften aus der vereinfachten Schriftklassifikation zu finden. Seite 1 von 9

2 2. Schriftquiz Arbeiten Sie sich in die Grundlagen eines Vektorzeichen bzw. Layoutprogramms ein, um in Pfade verwandelte Buchstaben bearbeiten zu können. Erstellen Sie für ihre Mitschülerinnen und Mitschülern ein Schriftquiz mit verschiedenen Aufgaben aus den Ihnen zur Verfügung stehenden Mengentextschriften. Geben Sie jeweils an welche Schriften Sie verwendet haben und gestalten Sie auch eine Auflösung Ihrer Aufgabe. Mögliche Aufgaben: a) Welche Buchstaben-Ausläufe und interne Verbindungen gehören zu welcher Schrift? Schreiben Sie ein ausgewähltes Wort in verschiedenen Schriften und verdecken Sie typische Buchstaben-Ausläufe oder Verbindungen innerhalb der Buchstaben. Stellen Sie die abgedeckten Stellen frei und platzieren Sie diese unterhalb. Centauer Palatino Bodoni Helvetica Trebuchet Futura Ralph Dobratz-Scharrer b) Welche Punzen gehören zu welchem Buchstaben? Verwandeln Sie einen Buchstaben mit Innenraum (a b d g o p q A B D O P oder R) aus verschiedenen Schriften in Pfade. Wählen Sie die Punzen aus und stellen sie neben die Buchstaben: Walbaumfraktur, Centauer, Palatino, Bodoni, Rockwell, Helvetica, Trebuchet, Forelle Seite 2 von 9 Ralph Dobratz-Scharrrer

3 c) Welche Oberteile gehören zu welchen Unterteilen? Zerlegen Sie einen geeigneten Buchstaben in zwei Teile und bringen Sie die Bestandteile durcheinander: Walbaumfraktur, Centauer, Palatino, Bodoni, Behrenschrift, Helvetica, Courier New, Trebuchet 1 a 4 d g b 5 6 f c e 7 h Ralph Dobratz-Scharrer d) Schriftkombinationen Zerlegen Sie geeignete Buchstaben aus zwei verschiedenen Schriften und kombinieren Sie die Teile so, dass diese gut zusammenpassen und der Buchstabe wieder zu entziffern ist. Gestalten Sie ein Wort mit weiteren kombinierten Buchstaben: Walbaumfraktur, Centauer, Palatino, Bodoni, Rockwell, Behrenschrift, Courier New, Futura, Helvetica, Forelle, Trebuchet, Comic Sans Ralph Dobratz-Scharrer Wenn die Aufgabenstellungen fertig gestellt wurden, können Sie ausgedruckt und untereinander zur Bearbeitung ausgetauscht werden. So hat jede/r ein Quiz entworfen und ein anderes bearbeitet. Seite 3 von 9

4 Hinweise zum Unterricht 1. Schriftklassifikation: Verschiedene Arten von Schriften Die Schülerinnen und Schüler müssen sich erst mit den Schrifteinteilungen vertraut machen, bzw. vertraut gemacht werden. Arbeitsblätter hierzu finden sich in den ergänzenden Informationen. (Von der strengen Klassifizierung nach Din Norm DIN von 1964 wird abgeraten. Diese wird von bekannten Layoutern als etwas überholt beschrieben und im Berufsalltag immer weniger verwendet. Es hat sich allerdings noch keine allgemeingültige neue Klassifizierung eingebürgert.) Durch die Möglichkeit Schriften digital zu entwerfen und zu bearbeiten, gibt es heute eine unzählige Anzahl von verschiedenen Schriften, die meist auch in unterschiedlichen Schriftschnitten zur Verfügung stehen. Dabei gibt es Schriften, die für den Alltagsgebrauch entworfen wurden und bei denen die Lesbarkeit im Mengentext im Vordergrund steht und Schriften, die mehr dem Schmuckbedürfnis dienen und als Überschriften oder im Werbeumfeld als sogenannte Displayschriften für Aufmerksamkeit sorgen (aber auch Mengenschriften werden je nach Anlass als Plakatschriften verwendet). Historisch gesehen sind die Formen der Buchstaben durch die jeweiligen Schriftwerkzeuge und Bedingungen der Anwendungen geprägt. Eine Einteilung der Buchstaben kann also nach der historischen Entstehungs- und Verbreitungszeit erfolgen. Viele digitale Nachbauten dieser bewährten Schriften erfreuen sich auch heute noch großer Beliebtheit. So sind viele klassische Antiquaschriften Vorbilder für noch heute verwendete Mengenschriften. Bei der Gestaltung z.b. eines Cover für einen historischen Roman oder eines Plakats für eine musikalische Darbietung kann mit Hilfe der passenden Schrift ein zeittypisches Kolorit erzeugt werden. Mengenschriften: Klassische Antiquaschriften (Serif) Klassizistische Antiquaschriften (Modern Face) Serifenbetonte Linear-Antiqua (Slab Serif) Serifenlose Antiqua (Sans Serif) Dicktengleiche (oder unproportionale) Schriften (Monospace) evtl. Neuere Schriftfamilien die zu Schriftsippen erweitert wurden, d.h. Schriften bei denen es sowohl Schriftschnitte mit Serifen, als auch Serifenlose Schriftschnitte etc. gibt und modere Schriftentwürfe, die Merkmale verschiedener Schriften vereinigen. Displayschriften: Gebrochene Schriften (Blackletter) Schreibschriften/Calligrafie (Script/Calligrafic) Korrupte Schriften (Grunge) Comic-Schriften (Comic) Stempelschriften (Stencil), etc. Seite 4 von 9

5 Daneben haben Schriften auch jeweils einen eigenen Charakter, d.h. sie bieten Raum für Assoziationen, die Sie für bestimmte Anwendungen passend oder unpassend erscheinen lassen. (siehe Anlage: Schriftästhetik: Welches Wasser ist das?) 2. Schriftquiz Für die Gestaltung des Schriftquiz müssen sich die Schülerinnen und Schülern in ein professionelles Layoutprogramm einarbeiten, das die Möglichkeit bietet die Buchstabenformen in Pfade umzuwandeln. Außerdem müssen Sie eine gewisse Sicherheit beim Umgang mit den Textverarbeitungsmöglichkeiten des Programms haben. Ziel der Aufgabe ist es natürlich nicht die vorgegebenen Beispiele nachzubasteln, sondern eigene Aufgaben mit anderen Buchstaben, Wörtern etc. zu gestalten. Wichtig ist es die verwendeten Schriften in den Aufgaben anzugeben, da sonst die Aufgabe zu schwierig wird. Deshalb muss auch gleich die verwendete Schrift dokumentiert werden, damit während des Gestaltungsprozesses nicht vergessen wird, welche Schriften eigentlich bearbeitet wurden. Ziel der Aufgabe ist es natürlich nicht, dass die Schülerinnen und Schülern alle Schriften auswendig identifizieren können, sondern dass sie mit der vereinfachten Schriftklassifikation umgehen können und ein Gespür für die Buchstabenformen bekommen. Quellen- und Literaturangaben Quellen: Die Aufgabe und alle nicht anders gekennzeichneten Texte wurden für den Arbeitskreis Serviceteil Medien am Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) erstellt. Alle Rechte für Bilder und Texte liegen beim ISB, München und bei der Lothar-von-Faber-Schule, Fachoberschule Nürnberg, Weiterführende Literatur: Susanne Stammbach: Typotheater 50 Lernbilder, Verlag Hermann Schmidt, Mainz 2005 Hans Peter Willberg: Wegweiser Schrift, Verlag Hermann Schmidt, Mainz 5. ergänzte und überarbeite Auflage 2017 Thomas Heyl, Michael Wörgötter: Praxis Kunst: Schrift und, Schrödel Verlag 2012 Hrsg.: Bernt Engelmann, Iska Jehl, Hubert Sedlatschek, Transform2: das PrintProjekt, Akademie der Bildenden Künste München: SchriftWerk Handbuch zur Gestaltung mit und Layout, Auer Verlag,Donauwörth 2005 typopage (Sonderausgabe von PAGE): Schriften Typodesign Fonthandling, redtec publishing Gmbh, Poing bei München, 2005 Seite 5 von 9

6 Anregung zum weiteren Lernen Aufgabe: 3. Gestalten mit Buchstabenbestandteilen: Exotische Schrift Sie erhalten den Auftrag für einen Science-Fiction-Film eine außerirdische Schrift zu entwickeln. Damit die Kinobesucherinnen und Besucher die Zeichen als Schriftzeichen erkennen, sollen die Zeichen nicht zu ungewöhnlich sein, sondern sich an bekannte Schriftformen anlehnen. Wandeln Sie ca. 100 pt große Buchstaben einer klassische Schrift (entweder Antiqua: Times New Roman oder Grotesk: Impact oder Rockwell) in Pfade um und zerlegen Sie mit Hilfe der Werkzeuge eines Layout- oder Vektorzeichenprogramms ausgewählte Buchstaben in kleinere interessante Bestandteile die typisch für die jeweilige Schrift sind, dann setzen Sie diese Bestandteile neu zusammen. Die Typischen Formen des Fonts sollen aber möglichst erhalten bleiben, d.h. ändern sie die Kurven etc. nur um bei der Kombination glatte Übergänge zu erreichen. Dokumentieren Sie verschiedene Kombinationsversuche auf einer Seite und arbeiten Sie geeignete Kombinationenmöglichkeiten auf der nächsten Seite weiter aus. Achten Sie dabei darauf, dass sich die neu entstandenen Buchstaben zwar untereinander unterscheiden, dass sich aber ein einheitliches Schriftbild ergibt. Setzen Sie mit diesen Buchstaben eine zweizeilige Botschaft. Als Anschauungsmaterial für Schriftsysteme, die uns exotisch vorkommen, können die Abbildungen von Schriftsysteme dienen, die auf dem indischen Subkontinent verwendet werden (siehe Ergänzende Informationen). Seite 6 von 9

7 Beispiele von Schülerarbeiten: Joy Titus Ramona Pieger Miriam Eckert Seite 7 von 9

8 Aufgabe: 4. Gestalten einer Tasche mit Typografischen Muster Stellen Sie sich vor Sie wären Inhaberin oder Inhaber eines Ladens für hochpreisige, konservative Luxusartikel (Uhren, Schmuck, Exklusive Designer Kleidung, o.ä.). Der Name des Ladens beinhaltet zwei Ihrer Anfangsbuchstaben, in einer klassischen Antiquaschrift. Für diesen Laden sollen Tragetaschen mit wiederkehrendem Muster entworfen werden. Das Muster soll aus den Anfangsbuchstaben entstehen. a) Gestalten Sie auf einer DinA4-Seite ein Muster das aus den ganzen Buchstaben (ca. 100 pt) besteht. Dazu testen Sie zunächst auf einer extra Seite verschiedene Kombinationsmöglichkeiten der zwei Buchstaben. Sie können die Buchstaben übereinanderlegen, drehen, spiegeln, Negativformen verwenden etc. Entscheiden Sie sich für eine Buchstabenkombination und achten Sie auf die Fortführung des Rapports (= Wiederholung des Musters) auf der DinA4-Seite. b) Auf einer nächsten Seite entwerfen Sie Bordüren oder Muster die aus den Buchstabenbestandteilen aus der Vorübung (gegebenenfalls auch aus anderen) bestehen: c) Auf einer dritten Seite entwerfen Sie das endgültige Muster der Tasche, das aus der Buchstabenkombination aus a) und aus einer Bordüre aus b) besteht. Beispiele von Schülerarbeiten: Seite 8 von 9

9 Beispiele von Schülerarbeiten: Seite 9 von 9