Rundbrief Nr. 3_November 2014

Transkript

1 Von Tabea und Beat Kradolfer Wohnraumqualität, Förderung von erneuerbaren Energien / Ein Personaleinsatz der Bethlehem Mission Immensee. Liebe Familie, Freunde und Bekannte Wir möchten euch einen weiteren Einblick in unsere Arbeit und unser Leben in Cusco gönnen. Unser Alltag bleibt interessant und herausfordernd und wir lernen immer wieder auf verschiedensten Ebenen dazu. Low Budget Kühlschrank Bei meiner (Beat) Arbeit im Centro Guaman Poma de Ayala (GPA), war im aktuellen Programm eigentlich die Serienproduktion der neuen Sonnenkollektoren geplant. Doch da die Finanzmittel der Geldgeber mit drei Monaten Verspätung eintrafen, ist das ganze Projekt ins Stocken geraten. So hatte ich auch Zeit, das Team der Gesundheitsabteilung zu unterstützen, welches um die Mithilfe für einen neuen Entwurf eines Kühlschranks bat. Seit einiger Zeit werden in den Lehmhäusern im Andenhochland von andern NGO s sogenannte Refrigeradoras Ecológicos propagiert. Diese bestehen meist aus einem Gestell aus Lehmziegeln mit Holztablaren und einem Plastikvorhang. Da der Kühleffekt aber eher bescheiden ist, besteht Bedarf nach einer anderen Lösung. Die Herausforderung für die Entwicklung von neuen Anwendungen liegt jeweils darin, dass der Preis für Herstellung, Betrieb und Unterhalt möglichst tief sein soll, möglichst lokal erhältliche Materialien verwendet werden und die Lebensdauer angemessen ist. Ebenso soll die Funktionalität stimmen und die Akzeptanz der Zielgruppe gegenüber der Neuerung muss vorhanden sein, was das wichtigste aber oft auch das schwierigste ist. Der neu entwickelte Kühlschrank besteht aus einer Blechkiste mit herausnehmbaren Tablaren und einer Wärmegedämmten Türe. Die Kühlenergie kommt von draussen: über eine Öffnung in der Aussenmauer wird das innere des Kühlschranks während der kalten Andennächte abgekühlt. Am Tag wird die Öffnung verschlossen, um eine Erwärmung durch Sonneneinstrahlung einzuschränken. Eine Lehmmauer um den Kühlschrank sowie die isolierte Tür soll die Wärme der Küche fernhalten. Pedro bei der Installation eines Kühlschranks Der Kühlschrank kostet umgerechnet ca. 50 Franken, was für die Familien nicht unerheblich ist, dafür braucht er keinen Strom womit die Betriebskosten wegfallen. 38 Stück wurden von diesem neuen Refrigerador Ecológico Kontaktadresse Tabea und Beat David Kradolfer, Centro Guaman Poma de Ayala, Apartado 627, Cusco, Peru. Wer diesen Rundbrief neu oder nicht mehr erhalten möchte, melde sich bitte bei: beat.kradolfer@gmx.ch - Die Kosten für unseren Einsatz trägt die Bethlehem Mission Immensee. Angaben zu Spendenmöglichkeiten finden sich auf der letzten Seite.

2 in einer ersten Serie produziert und der Grossteil davon auch schon installiert. Die Messungen am Prototyp haben gezeigt, dass die Temperatur im Innern des Kühlschranks zwischen 2 und 11 C pendelt. Bei der Befragung von zwei Familien hat sich gezeigt, dass durchaus ein positiver Effekt wahrgenommen wird: Die Karotten und Tomaten werden weniger schnell schrumplig, war die Aussage von Soledad, einer Bäuerin aus Ccorcayllu. Für ein definitives Fazit ist es aber noch zu früh. Weitere Klarheit soll eine spätere Evaluation der nun installierten Kühlschränke geben. 1-Liter-licht Ein weiteres Highlight im wahrsten Sinn des Wortes war die Entdeckung des Liter of light / un litro de luz ( Das ist eine einfache und günstige Möglichkeit um tagsüber Licht in dunkle Räume zu bringen: Eine mit Wasser gefüllte Petflasche wird im Dach installiert, das Sonnenlicht gelangt durch die Flasche in den Raum und verteilt sich dank des Wassers gleichmässig in alle Richtungen. Dem Wasser wird noch etwas Chlor beigemischt, um der Algenbildung und Zersetzung entgegen zu wirken. Diese Art der Beleuchtung ist ideal für die oftmals sehr dunkeln Küchen in den Dörfern und ebenfalls total low-budget. Soledad hat Freude an ihrem neuen Küchenmöbel In diesem Projekt habe ich realisiert, wie wichtig eine gute Instruktion der Familien für so ein neues Gerät ist. Von einer Familie wurde ich gefragt, ob sie nun ihr Geschirr darin aufbewahren können, was aber nicht abwegig war, weil kaum andere Küchenschränke vorhanden sind. Ebenfalls hatte ich bei einigen Familien beobachtet, dass der Kühlschrank auch zwei Wochen nach der Installation noch leer stand oder man findet Teigwaren im neuen Küchenmöbel. Da haben wir als Team noch etwas nachzuholen! Kühlschrank in Gebrauch, schön verputzt und mit Lehmfarben verziert Un Litro de Luz, bringt Licht in dunkle Küchen Versuchslabor Granja Zurzeit sind wir im Team daran, die Ausführung der Arbeiten welche im aktuellen Programm vorgesehen sind zu planen. Bis im April sollen in 50 Häusern WC s und Duschen gebaut, Sonnenkollektoren installiert und Massnahmen für die Verbesserung des thermischen Komforts und der Organisation des Haushalts umgesetzt werden. Dazu sind wir daran die Details für die Interventionen bei den Gebäudehüllen neu zu erarbeiten, Kosten zu eruieren und wiederum Versuche und Tests durch zu führen. Eine dieser Neuheiten welche wir im Team entwickelt haben, ist zum Beispiel die Verbesserung der Fussböden, welche vielerorts nur aus gestampftem Lehm bestehen. Der neue Vorschlag für den Bodenaufbau besteht aus einer Lage mit Plastik als Feuchtigkeitssperre, einer Isolationsschicht aus Stroh und Lehm sowie einer Abdeckung aus einem Gemisch aus Erde und Zement. In der Granja von GPA haben wir die Möglichkeit unsere Entwürfe auf dem Papier in die Realität umzusetzen, auszuprobieren, zu testen und zu verbessern. Es ist ein wertvoller Ort und ich habe dort schon manche Stunden verbracht. Die Granja hat einen Garten, Schulungsräume und eine Werkstatt und befindet sich etwas ausserhalb von Cusco. 2

3 Hier wurde auch der Prototyp des Sonnenkollektors aufgebaut, der erwähnte Bodenaufbau getestet und das erste PET-Licht installiert. Casa Estrella Ich, Tabea, gehe jeweils dienstags und mittwochs am Vormittag in die Casa Estrella. Wie im letzten Rundbrief beschrieben ist es eine Art "Hort", wo ein Mädchen und 13 Buben vor dem Colegio betreut werden, da ihre Eltern berufstätig sind. Es ist hier üblich, dass größere Schulen einen Turnus am Morgen und einen am Nachmittag haben. Ich denke, dass die Jungs mich schätzen, auch wenn ich manchmal beharrlich sein kann, besonders wenn es um die vollständige Erledigung der Hausaufgaben geht. Als Ergänzung und Abwechslung nehme ich immer wieder mal etwas mit, sei es ein Spiel oder eine einfache Bastelarbeit. Seit Oktober begleitet mich Levi in die Casa Estrella, da er nicht mehr in den Jardin (Krippe) geht. Mit seinen blonden Haaren und blauen Augen steht er oft im Mittelpunkt. Das Küchenteam verwöhnt ihn mit Naschereien und auch die Jugendlichen haben Freude an ihm. Seine Spielsachen oder Bilderbüchern, die er zur Unterhaltung mitnimmt, werden immer genauestens von allen inspiziert oder laden zum Mitmachen ein. Sonstiges Michal gefällt es in der Krippe, bzw. im Jardín gut. Vereinzelt hat sie Motivationsschwierigkeiten, aber das gehört wahrscheinlich dazu. Sie kennt die Namen ihrer 16 Klassenkameraden, was uns zeigt, dass sie gut integriert ist. Ihr Spiel zu Hause ist oft "Jardín". Das bedeutet, sie ist die Profesora (Lehrerin) und Levi muss ein Kind spielen. Ihr Verhalten gibt uns Einblick in ihre Situation und manchmal staunen wir über Worte und Umgangston, die sie wählt: Sientate (Setz dich), muy mal (sehr schlecht) aber auch mi amor (Liebling) gehört zu ihrem oft benutzten Vokabular. Wir haben Levi aus der Krippe genommen, weil seine Betreuerin seit Beginn des Schuljahres im März zum zweiten Mal gewechselt hat. Hinzu kam, dass er nicht mehr gerne hin gegangen ist. Und weil es in Perú nicht unüblich ist, dass Kinder ihre Mütter zur Arbeit begleiten, ist uns der Entscheid zu dieser Variante nicht sehr schwer gefallen. Ausflug zum Drachen fliegen mit dem Jardin: Michal mit Juliana und Maria José Vor kurzem haben wir das Team von Beat mit ihren Familien zum Abendessen eingeladen. Wir servierten einen Mix aus peruanischen und schweizerischen Köstlichkeiten: Zopf, Hefeschnecken, Mangocreme und Causa. Causa ist ein Masse aus Kartoffeln, ähnlich unserem Kartoffelstock. Diese wird mit Thunfisch und Avocado gefüllt und kalt gegessen - lecker! Es freute uns, dass alle der Einladung gefolgt sind. Die acht Kinder spielten friedlich miteinander und liessen die Erwachsenen gemütlich plaudern. Wir sind dankbar, dass Beat in einem so offenen und interessierten Team mitarbeiten darf. Diese Einladung werden wir bestimmt wiederholen. Levi mit Leydi, Edson und Balbino beim puzzeln 3

4 genial Sonne im Überfluss! Beat hat in stundenlanger Arbeit einen Solartrockener gebaut, der nun auf unsere Terrasse thront. Wir haben schon einige Kilos Apfelschnitze getrocknet, aber auch Ananas, Tomaten und Kräuter. Nun warten wir, bis die Mangosaison so richtig los geht. Es macht Freude und schmeckt köstlich. Arbeitskollegen von Beat mit ihren Familien bei uns zu Besuch Ausblick Anfangs Dezember werden wir einen Kurs über die peruanische Kultur in Lima besuchen. Wir sind gespannt und hoffen natürlich, dass uns der Kurs zu neuen Erkenntnissen und einem besseren Verständnis für die kulturellen Unterschiede verhilft. Am Kurs nehmen vier weitere BMI Familien teil und wir freuen uns auch auf das gesellige Zusammensein. Die Cusco Sonne macht s möglich: getrocknete Tomaten aus dem Solartrockner y penoso An die vielen Hunde, ob Strassenköter oder Haushunde haben wir uns noch nicht gewöhnt. Nachts hält ihr Gebell vom Schlafen ab und tagsüber erschrecken sie einen auf der Strasse. Und dazu machen sie viel Schmutz. Ferienauszeit in der Selva Central Wir sind weit weg von bunten Herbstblättern, Maroni und erstem Schnee, denn bei uns ist vor kurzem die Erdbeersaison zu Ende gegangen. Trotzdem fühlen wir uns auf vielerlei Weise mit euch verbunden, danken für eure Anteilnahme und euer Interesse und wünschen eine gesegnete Adventszeit. Herzlichst, Tabea & Beat mit Michal und Levi 4

5 COMUNDO gemeinsam unterwegs in der Personellen Entwicklungszusammenarbeit. Bethlehem Mission Immensee Luzern E-CHANGER Fribourg Inter-Agire Bellinzona. Im Januar 2013 haben sich die Bethlehem Mission Immensee (BMI), E-CHANGER Fribourg und Inter- Agire Bellinzona zur Organisation «COMUNDO» zusammengeschlossen. COMUNDO verfolgt auch weiterhin die folgenden unveränderten Grundsätze und Ziele: Bethlehem Mission Immensee im RomeroHaus Kreuzbuchstrasse 44 CH-6006 Luzern Spendentelefon: +41 (0) Fax: +41 (0) den direkten Erfahrungs- und Wissensaustausch zwischen den Fachpersonen und den Partnerorganisationen vor Ort. Diese Zusammenarbeit stärkt nicht nur die Partnerorganisationen vor Ort, sondern verbessert direkt die Lebensbedingungen der am Prozess beteiligten Bevölkerungsgruppen. In der Schweiz fördert COMUNDO mit Sensibilisierungsaktivitäten das Bewusstsein fürglobale Zusammenhänge und die Mitverantwortung zum Handeln. Rund 120 Fachpersonen sind derzeit im Rahmen des gemeinsamen Programms in 12 Ländern Lateinamerikas, Afrikas und Asiens in der Personellen Entwicklungszusammenarbeit tätig: in Bolivien, Brasilien, Burkina Faso, Ecuador, El Salvador, Kenia, Kolumbien, Nicaragua, Peru, in den Philippinen, in Sambia und Simbabwe. Die BMI ist Trägerin des Bildungszentrums Romero- Haus in Luzern und Herausgeberin der Zeitschrift «WENDEKREIS». Inter-Agire gibt die Zeitschrift «CARTABIANCA» heraus und E-CHANGER die Publikation «COMUNDO». Ihre Spende zählt! Die Bethlehem Mission Immensee deckt alle Kosten unseres Einsatzes (Ausbildung, Lebensunterhalt, Sozialversicherung, Projektkosten). Deshalb sind wir auf Ihre geschätzte Spende angewiesen herzlichen Dank! Ihre Spende kommt dem von Ihnen bestimmten Projekt zugute. Sollte ein Projekt mehr Spenden erhalten als benötigt, wird der Überschuss einem anderen Projekt im gleichen Land/Kontinent zugewiesen. PC-Konto Vermerk: individuell anpassen Spenden aus der Schweiz: Postfinance, PC , IBAN CH