V IETNAMS B EKLEIDUNGSINDUSTRIE STRICKT WEITER AM E RFOLG

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1 TEXTINATION NEWSLINE V IETNAMS B EKLEIDUNGSINDUSTRIE STRICKT WEITER AM E RFOLG EXPORTE UND INVESTITIONEN WACHSEN / ARBEITSBEDINGUNGEN UND NÄHE ZU CHINA ALS STAND- ORTVORTEILE Hanoi (gtai) - Vietnams Bekleidungsfabriken waren 2013 gut ausgelastet, allerdings lagen die Auftragseingänge unter dem Niveau von 2009, heißt es aus der Branche. Die Firmen stricken an weiteren Absatzerfolgen im Ausland. Etwa 90% der Exporterlöse entfallen auf den Bekleidungsbereich. Textilien werden dagegen noch nicht in ausreichender Menge produziert. Endlich soll eine eigene Zulieferindustrie entstehen. Die guten Arbeitsbedingungen locken trotz steigender Löhne neue Auftraggeber und Investoren. Vietnams Exporte an Bekleidung und Textilien haben sich von 2007 bis 2012 auf 17,0 Mrd. $ verdoppelt. Im Jahr 2013 dürfte erneut ein Plus von 17% eingefahren werden. Nach Ansicht des Verbandes Vietnam Textile and Apparel Association könnte die Branche 2020 statt geplanten 25 Mrd. sogar 50 Mrd. $ an Einnahmen im Ausland erzielen. Textil- und Bekleidungsindustrie ) ) Gesamtexport (in Mrd. $) 15,8 17,2 20,0 25,0.Export von Bekleidung 13,8 15,8 k.a. k.a..export von Textilien 2,0 1,4 k.a. k.a. Produktion von Bekleidung (in Mio. Stück) Produktion von Stoffen (in Mio. qm) Beschäftigtenzahl (in Tsd.) ) Prognose; 2) Zielvorgabe Quellen: VITAS, Statistikamt, MOIT Den beachtlichen Steigerungen der Ausfuhren liegen einerseits höhere Exportmengen zu Grunde, andererseits generieren die Unternehmen eine höhere Wertschöpfung in ihren Betrieben. Während sie früher lediglich für Lohnveredelungsarbeiten bezahlt wurden ("cut, make, pack", CMP), Textination GmbH 1

2 übernehmen sie inzwischen den Materialeinkauf, die Planung, die Produktion und den Export von Bekleidungsstücken "free on board" (fob). Damit erhalten sie höhere Erlöse je Stück, während sie vormals nur Entgelte für Lohnveredelungsarbeiten einnahmen. Die USA sind größter Abnehmer der vietnamesischen Hersteller und bezogen 2012 knapp die Hälfte der Produktion. Die Vereinigten Staaten bestellen große Mengen an Freizeitkleidung und ihre börsennotierten Auftraggeber achten dabei besonders auf zertifizierte Arbeitsbedingungen, heißt es. Europäische Einkäufer, die 2012 etwa 16% der Auslandsnachfrage ausmachten, geben aufgrund der häufigen Modewechsel kleinere Order ab. Ihre Qualitätsansprüche gelten als relativ hoch. Japanische Kunden, die ungefähr 13% der Produktion ordern, fragen unter anderem hochwertige Arbeitskleidung, Anzüge und Hemden nach. Die vietnamesische Bekleidungsbranche bevorzugte bisher die Konfektionierung von simplen Produkten, die weniger Aufwand erfordern. Insgesamt sei inzwischen jedoch ein Trend zu höherwertigen Bekleidungsstücken und der Annahme von kleineren Orders festzustellen, meinen Marktkenner. Viele Auftragsfertiger können schwierige Bekleidungsstücke wie Herrenanzüge, Hemden und Damenoberbekleidung herstellen. Die Auftraggeber sollten die vorbereitenden Arbeiten und den Produktionsprozess allerdings kontrollieren und nachverfolgen, damit eine gleichbleibend hohe Qualität geliefert wird. Bei der Suche nach geeigneten Fertigungsbetrieben und bei der Abwicklung von Aufträgen bieten Servicegesellschaften wie die Firma Polaris ihre Unterstützung an. istockphoto Zulieferindustrie im Aufbau Die Branche hat auf längere Sicht zwei Problemfelder zu lösen. Zum einen wachsen die Löhne kräftig mit Raten von 10 bis 15% jährlich, wodurch die internationale Wettbewerbsfähigkeit langfristig gefährdet ist. Als aktuelle Hauptkonkurrenten Vietnams bezeichnen Experten Bangladesch, Sri Lanka und Indonesien. Zum anderen fehlt eine lokale Zulieferindustrie, welche die Bekleidungsbranche ausreichend mit hochwertigen Materialien versorgt. In Südvietnam, dem relativ teuren wirtschaftlichen Zentrum des Landes, sind ungefähr 60% der Carsten Raum / pixelio.de Reiner Sched l/ pixelio.de Textination GmbH 2

3 insgesamt circa Textil- und Bekleidungsunternehmen beheimatet. Die Branche senkt derzeit ihre Arbeitskosten durch eine Verlagerung oder Gründung von Werken in günstigeren, noch wenig erschlossenen Regionen zum Beispiel in Zentralvietnam. Innerhalb des Landes bieten sich daher für arbeitsintensive Fertigungen auf absehbare Zeit noch einige geeignete Standorte an. Weil die eigenen Zuliefererindustrien nicht genügend Stoffe (Produktion 2012: 1,2 Mrd. qm bei einem Bedarf von 6,8 Mrd. qm), Fasern (Nachfrage t, Import t) und Garne (Fertigung t minderer Qualität) bereitstellen, müssen die Bekleidungshersteller Vorprodukte und Teile importieren im Wert von 11,4 Mrd. $. Die Nähe zu den weltweit größten Produzenten in der VR China wirkt sich dabei sehr positiv aus. Die Transportwege zum nördlichen Nachbarn sind kurz und preiswert. Hochwertige Materialien beziehen die Hersteller wiederum von ihrem zweitwichtigsten Lieferanten Korea (Rep.). Besonders das staatliche Unternehmen Vinatex, größter Bekleidungshersteller des Landes, bemüht sich um den Aufbau einer Zulieferindustrie. Entsprechende Projekte laufen insbesondere in Zentralvietnam an. Der Konzern hat nach eigenen Angaben in der ersten Jahreshälfte 2013 rund 46 Investitionsvorhaben im Wert von 239 Mio. $ gestartet. Davon werden 14 neue Werke Garne und Fasern produzieren. Vier Vorhaben initiierte Vinatex im Textil- und 20 im Bekleidungssektor. Weitere sind geplant. Die Automatisierung von Produktionsprozessen in den Bekleidungsfabriken spielt dagegen bisher kaum eine Rolle. Die Fertigungen müssen weiterhin schnell umgerüstet werden und flexibel sein, daher überwiegt der manuelle Produktionsanteil. Die Industrienähmaschinen stammen überwiegend aus der VR China oder aus Japan (Firma Juki). Claudia Huldi / pixelio.de An neuen Investitionen zeigen auch ausländische Unternehmen Interesse. Das Joint Venture Pacific Crystal aus Hongkong (SVR) möchte ein 425 Mio. $ teures Werk für die Tuchherstellung errichten. Das Unternehmen Unisoll Vina, das der Hansoll Textile aus Korea (Rep.) gehört, erhielt im Juli 2013 die Genehmigung, eine 50 Mio. $ teure Bekleidungsfabrik in der Provinz Ben Tre zu bauen. Neben den Standortvorteilen spielen die erwarteten Vorteile von Freihandelsabkommen (FTA) ei- Textination GmbH 3

4 ne Rolle. Vietnams FTA-Verhandlungen mit den USA, der EU, der EFTA und Korea (Rep.) sollen noch 2014 abgeschlossen werden. Branchenvertreter hoffen auf einen immensen Schub, falls in den weltweit größten Bekleidungsmärkten Zollvergünstigungen für Waren "Made in Vietnam" in Kraft treten. Arbeitsbedingungen sind "ordentlich" Ein zweites Argument für den Einkauf von Bekleidung aus Vietnam bilden die relativ guten Arbeitsbedingungen. Obwohl Bangladesch über günstigere Löhne verfügt und die Fertigungen dort auf eine breiter aufgestellte Zulieferkette an Textil- und Zubehörlieferanten zurückgreifen können, schrecken die Fabrikunfälle in der jüngsten Vergangenheit Auftraggeber ab. Marktbeobachter stellen seitdem ein erhöhtes Interesse an Vietnam fest. Das Arbeitsrecht schützt die Beschäftigten umfassend. Es regelt die Arbeitszeiten (48 Stunden bei einer Sechstagewoche), limitiert die Zahl an Überstunden (maximal 200 pro Jahr) und legt Zuschläge fest (bis zu 300%). Ferner schreibt es den Urlaubsanspruch (mindestens 12 Tage pro Jahr) sowie die Mutterschutzzeit (6 Monate) vor. Die Arbeitsverhältnisse sind sozialversicherungspflichtig und es gibt eine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Der Mindestlohn wird jährlich erhöht und liegt ab dem je nach Region zwischen umgerechnet rund 66 und 94 Euro monatlich. Kinderarbeit ist verboten und für Jugendliche in der Ausbildung gelten besondere Arbeitsbedingungen. Das Kündigungsrecht und die Rechtsprechung bevorzugen nach Angaben von Anwälten eher die Arbeitnehmer als die Arbeitgeber. Die Betriebe sind zudem verpflichtet interne Arbeitsordnungen zu erlassen und müssen diese beim zuständigen Arbeitsamt registrieren. Die Regeln enthalten unter anderem Vorgaben zu den Arbeits- und Ruhezeiten, zur Berufssicherheit und zur Hygiene. Die Arbeitsbestimmungen werden allerdings nicht überall vorschriftsmäßig eingehalten. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) prüfte im Rahmen ihres Programmes "Better Work Vietnam" von Februar 2012 bis Januar 2013 insgesamt 132 Bekleidungen produzierende Betriebe. Zahlreiche Versäumnisse stellte die ILO in den Bereichen Arbeitsschutz und Unfallverhütung fest. Außerdem überschritten 93% der Betriebe die strengen Überstundenregelungen. Verstöße gegen die Arbeitsvorschriften verzeichnen die Prüfer auch deshalb, weil die lokalen Standards verhältnismäßig hoch angesiedelt sind. Fachleute bezeichnen die Arbeitsbedingungen in der Regel als "ordentlich". Kunstzirkus / pixelio.de KERTHO / pixelio.de Textination GmbH 4

5 Angestellte reagieren auf ungerechte Bedingungen in Vietnam durchaus selbstständig. Allein im Jahr 2011 streikten die Beschäftigten in der lokalen Bekleidungsindustrie 267 Mal für bessere Arbeitsverhältnisse und höhere Löhne. Auch die Auftraggeber können mehr erreichen, indem sie ihre Lieferanten überprüfen lassen. Audits von Fabriken bieten Niederlassungen des TÜV, der SGS und der Intertek an. Kunden fragen auch zunehmend, ob die hergestellte Bekleidung dem "Oekotex Standard 100" entspricht. Dieser überprüft, ob die verwendeten Textilien schadstofffrei sind. Die Zertifizierung haben in Vietnam bereits einige Hersteller von Stoffen und Bekleidung erlangt. Kontaktanschriften: Vietnam Textile and Apparel Association (VITAS) Ansprechpartnerin: Ms. Hoang Ngoc Anh, International Department 32 Trang Tien, Hanoi Tel.: / , Fax: Internet: Quelle: Thomas Hundt, Germany Trade & Invest Textination GmbH 5