Angewandte Wissenschaft Evaluationsforschung, evidenzbasierte Kriminalpolitik
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- Ralf Pohl
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1 Funktionen der Kriminologie Angewandte Wissenschaft Evaluationsforschung, evidenzbasierte Kriminalpolitik Grundlagenwissenschaft Entwicklung des Wissens über Kriminalität und Soziale Kontrolle Kritische Wissenschaft Strafrechts- und Herrschaftskritik Kriminologie I WS Page 1
2 Evidenzgestützte Kriminalpolitik und Gesetze BVerfG, 2 BvR 1673/04 vom (Jugendstrafvollzug) Der Vollzug der Freiheitsstrafe muss auf das Ziel ausgerichtet sein, dem Inhaftierten ein künftiges straffreies Leben in Freiheit zu ermöglichen. So hat (der Staat) durch gesetzliche Festlegung hinreichend konkretisierter Vorgaben Sorge dafür zu tragen, dass für allgemein als erfolgsnotwendig anerkannte Vollzugsbedingungen und Maßnahmen die erforderliche Ausstattung mit den personellen und finanziellen Mitteln kontinuierlich gesichert ist. Die Verpflichtung, der gesetzlichen Ausgestaltung des Vollzuges möglichst realitätsgerechte Annahmen und Prognosen zugrundezulegen, wirkt auch in die Zukunft. Mit Rücksicht auf das besonders hohe Gewicht der grundrechtlichen Belange, die durch den Jugendstrafvollzug berührt werden, ist der Gesetzgeber zur Beobachtung und nach Maßgabe der Beobachtungsergebnisse zur Nachbesserung verpflichtet Kriminologie I WS Page 2
3 Funktionen der Kriminologie Angewandte Wissenschaft Evaluationsforschung, evidenzbasierte Kriminalpolitik Auftragsforschung Grundlagenwissenschaft Entwicklung des Wissens über Kriminalität und Soziale Kontrolle Kritische Wissenschaft Strafrechts- und Herrschaftskritik Kriminologie I WS Page 3
4 Grundlagenforschung Erweiterung des Verständnisses von Zusammenhängen zwischen Gesellschaft, Normen und Handeln Keine Orientierung der Fragestellungen und Untersuchungen an unmittelbarem Nutzen und Verwertbarkeit Kriminologie I WS Page 4
5 Funktionen der Kriminologie Angewandte Wissenschaft Evaluationsforschung, evidenzbasierte Kriminalpolitik Auftragsforschung Grundlagenwissenschaft Entwicklung des Wissens über Kriminalität und Soziale Kontrolle Kritische Wissenschaft Strafrechts- und Herrschaftskritik Kriminologie I WS Page 5
6 Kritik Kritik des Strafrechts und der Strafrechtspraxis Gleichheit, Freiheit, Verhältnismäßigkeit Ungleichbehandlung, Klassenjustiz Exklusion, Diskriminierung (unverhältnismäßige) Beschränkung von Freiheit Kriminologie I WS Page 6
7 Kriminologie Wird verstanden als eine Wissenschaft, die sich orientiert an Theorie (Erklärung) Empirie (Theorien müssen sich in der Wirklichkeit bewähren) Interdisziplinarität Kriminologie I WS Page 7
8 Theorieverständnis Nomologische Theorie (empirisch-analytische Wissenschaftstheorie) Suche nach Gesetzmäßigkeiten: Wenn - dann Aussagen Hermeneutik Verstehen und die Erschließung von Sinn/Bedeutung (von Handlungen) als Grundlage für Theoriebildung Kriminologie I WS Page 8
9 Funktionen einer Theorie Auswahl von relevanten Merkmalen (für die Erklärung) Vereinfachung (zur Reduzierung von Komplexität) Kriminologie I WS Page 9
10 Theorie und Empirie Nachvollziehbare Darstellung der Entwicklung von Hypothesen der empirischen Überprüfung von Hypothesen Hypothesen sind zu betrachten aus Entstehungszusammenhang Begründungszusammenhang Verwendungszusammenhang Forschungstabus Kriminologie I WS Page 10
11 Formulierung von Hypothesen Hypothesen beanspruchen Geltung Räumlich Zeitlich Hypothesen müssen widerlegbar sein (keine widersprüchlichen, keine tautologischen Aussagen) Alle Aussagen einer empirischen Wissenschaft müssen an der Erfahrung überprüfbar sein und sie müssen prinzipiell an der Erfahrung scheitern können Korrespondenzregeln: Hypothesen und Beobachtungen Konsequenz Hypothesen können (empirisch) nur falsifiziert, nicht verifiziert werden Falsifikationskriterium (Popper) Popper, K.R.: Auf der Suche nach einer besseren Welt: Vorträge und Aufsätze aus dreißig Jahren. 16. Aufl., München Kriminologie I WS Page 11
12 Stichproben und Repräsentativität Stichproben beziehen sich auf eine Grundgesamtheit (Teilmenge) Stichproben sind aus Kosten- und Zeitgründen notwendig Fragen Welche Bedingungen führen zur Aufklärung eines Strassenraubs? PKS 2011: ca Fälle Wieviele Personen wurden im letzten Jahr Opfer von Straftaten? Wohnbevölkerung: ca. 82 Millionen Zufallstichproben und Hochrechnung Kriminologie I WS Page 12
13 Bevölkerungsstichproben - Probleme Zugang über Melderegister und Erreichbarkeit Hidden populations Seltene Ereignisse und Stichprobengröße Kosten Ausschöpfung und Verweigerer Mehrfachkontakt Anreize Kriminologie I WS Page 13
14 Empirische Methoden Befragung Interview Schriftliche Befragung Telephonische Befragung Internetgestützte Befragung (Teilnehmende) Beobachtung Test Experiment Dokumentenanalyse (Strafakten, Polizeistatistiken etc.) Kriminologie I WS Page 14
15 Interview Face to Face Befragung Vorteile Ermöglicht eine längere Befragung Kontrolle der Datenerhebungssituation Nachteile Interviewereffekte Kosten Hidden populations Kriminologie I WS Page 15
16 Empirische Methoden Befragung Interview Schriftliche Befragung Telephonische Befragung Internetgestützte Befragung (Teilnehmende) Beobachtung Test Experiment Dokumentenanalyse (Strafakten, Polizeistatistiken etc.) Kriminologie I WS Page 16
17 Schriftliche Befragung Vorteile Reduzierte Kosten Anonymität Nachteile Geringe Ausschöpfung von Stichproben Reduzierter Fragebogen Keine Kontrolle der Datenerhebungssituation (wer hat den Fragebogen ausgefüllt?) Hidden populations Kriminologie I WS Page 17
18 Empirische Methoden Befragung Interview Schriftliche Befragung Telephonische Befragung Internetgestützte Befragung (Teilnehmende) Beobachtung Test Experiment Dokumentenanalyse (Strafakten, Polizeistatistiken etc.) Kriminologie I WS Page 18
19 Telephonische Befragung CATI (Computer Assisted Telephone Interview) Voraussetzung: weitgehende Verbreitung des Telefons Vorteile Kosten Leichtere Erreichbarkeit Distanz Nachteile Kurze Befragungszeit Ausschöpfung von Stichproben Mobiltelefone Hidden populations Kriminologie I WS Page 19
20 Empirische Methoden Befragung Interview Schriftliche Befragung Telephonische Befragung Internetgestützte Befragung (Teilnehmende) Beobachtung Test Experiment Dokumentenanalyse (Strafakten, Polizeistatistiken etc.) Kriminologie I WS Page 20
21 Internetgestützte Befragung CAWI (Computer Assisted Web Interviewing) Vorteile Kosten Anonymität (keine Interviewereffekte) Nachteile Stichproben und Repräsentativität (Selbstselektion) Kriminologie I WS Page 21
22 Empirische Methoden Befragung Interview Schriftliche Befragung Telephonische Befragung Internetgestützte Befragung (Teilnehmende) Beobachtung Test Experiment Dokumentenanalyse (Strafakten, Polizeistatistiken etc.) Kriminologie I WS Page 22
23 Beobachtung Teilnehmend/nicht teilnehmend Offen/verdeckt Anwendungsgebiete Ethnologie, Gangforschung Vorteile Erfassung von Interaktionen Unmittelbare Erfahrung einer Situation/Handlung Nachteile Kosten (Zeit) Effekte durch Beobachtung Kriminologie I WS Page 23
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