Seniorenpolitisches Gesamtkonzept. für den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen

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1 Seniorenpolitisches Gesamtkonzept für den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen

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3 Herausgeber Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen Bahnhofstr Weißenburg i. Bay. Telefon: / Telefax: / poststelle.lra@landkreis-wug.de Internet: Ansprechpartner Sebastian Münch Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen Sachgebiet 23 Soziales und Senioren Niederhofener Str Weißenburg i. Bay. Telefon: / sebastian.muench@landkreis-wug.de April 2012 Zusammenstellung und Bearbeitung durch: Arbeitsgemeinschaft Sozialplanung in Bayern Arbeitsgruppe für Sozialplanung und Altersforschung (AfA) Spiegelstraße München Telefon: 089 / Telefax: 089 / info@afa-sozialplanung.de Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesundheitsforschung und Statistik (SAGS) Theodor-Heuss-Platz Augsburg Telefon: 0821 / Telefax: 0821 / institut@sags-consult.de

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6 Vorwort Vorwort Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, der demografische Wandel wird unseren Landkreis in Zukunft vor große Herausforderungen stellen. So wird in den nächsten knapp 25 Jahren ein Rückgang der Bevölkerung um ca auf ca Einwohner prognostiziert. Gleichzeitig wird sich die Bevölkerungspyramide dahingehend verschieben, dass der Anteil von Personen jünger als 60 Jahre abnehmen und der Anteil älter als 60 Jahre zunehmen wird. Oder vereinfacht gesagt: Weniger und Älter. Vor diesem Hintergrund hat der Kreistag in seiner Sitzung am 06. Dezember 2010 die Erstellung eines Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts mit einer integrierten Pflegebedarfsplanung beschlossen. Ich freue mich, dass wir den Prozess zur Erstellung des Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts nun haben abschließen können. Ein Begleitgremium hat den Entstehungsprozess gelenkt, wurde über alle Zwischenergebnisse informiert und hat die Vorschläge der Arbeitsgemeinschaft Sozialplanung in Bayern bewertet. Dieses Begleitgremium war durch Mitglieder der im Kreistag vertretenen Fraktionen, der Verbände der freien Wohlfahrtspflege, Vertretern der Kirchen, Städte und Gemeinden, der Pflegedienste und Pflegeheime und der Seniorenvertretungen sowie der innerhalb des Landratsamtes eingesetzten Projektgruppe besetzt. An der Erstellung dieses Konzepts hat sich daneben im Rahmen von Fachexpertenrunden ein breites Spektrum an Fachleuten, wie z.b. in der Seniorenarbeit ehrenamtlich tätige Personen, Vertreter der Kreiskliniken und der Pflegekassen sowie Vertreter der Wohnungsbaugenossenschaften engagiert und beteiligt. Dafür spreche ich allen Beteiligten meinen herzlichen Dank aus. Bei der groß angelegten Bürgerbefragung im Frühjahr 2011, bei der in einer Stichprobenauswahl ca Personen im Alter von 63 Jahren oder älter befragt wurden, haben sich Personen und damit ca. 62 % beteiligt. Diese Rücklaufquote stellt nach unseren Kenntnissen den bisherigen Spitzenwert innerhalb Bayerns dar. Die hohe Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger im Landkreis zeigt, dass in der älteren Bevölkerung ein hohes Maß an Interesse für die Weiterentwicklung des Landkreises und insbesondere auch für die entsprechenden II

7 Themen vorhanden ist. Es gilt daher, das vorhandene Interesse und Potenzial nun auch tatsächlich zu nutzen. Dank der hohen Rücklaufquote kann der Landkreis mit dem nun vorhandenen Konzept auf eine Vielzahl von Wünschen, Anregungen und weitere wichtige Grundsatzdaten zurückgreifen, die uns helfen, die richtigen Wege in der Seniorenpolitik einzuschlagen. Es gilt nun, dieses Konzept gemeinsam anzugehen und mit Leben zu füllen. Bei der Umsetzung der in diesem Konzept vorgeschlagenen Maßnahmen und Empfehlungen ist der Landkreis auf die Mitwirkung und die Tatkraft aller Landkreisgemeinden, der Wohlfahrtsverbände, vieler weiterer Beteiligter und nicht zuletzt auf das ehrenamtliche Engagement vieler Bürgerinnen und Bürger angewiesen. Ich bitte daher alle Beteiligten: Arbeiten Sie zusammen mit uns an der Umsetzung des Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts, damit wir unseren älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern ein Umfeld bieten können, das den Wünschen und Bedürfnissen des Einzelnen gerecht wird und Möglichkeiten bietet, möglichst lange in dem vertrauten Lebensumfeld bleiben zu können. Gerhard Wägemann Landrat

8 Verzeichnisse Gliederung Vorwort... II Gliederung... IV Darstellungsverzeichnis... VIII Vorbemerkung ARGE... XII A. Allgemeiner Teil Einleitung Bevölkerung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen: Bestand, Prognose und soziodemographische Struktur Fazit zur Bevölkerungsprognose Zukünftige Entwicklung der älteren Bevölkerungsgruppen Soziodemographische Situation B. Handlungsfelder und Themenbereiche Handlungsfeld Integrierte Orts- und Entwicklungsplanung Struktur des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen Der öffentliche Raum und öffentlich zugängliche Gebäude Nahversorgung Ärztliche Versorgung Ansichten der Workshopteilnehmerinnen und -teilnehmer Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen Handlungsfeld Wohnen zu Hause Wohnort und Wohnsituation älterer Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen Barrierefreiheit der Wohnung und der näheren Wohnumgebung Wohnungsanpassung und Wohnberatung Wohnwünsche und Wohnformen IV

9 Verzeichnisse 2.5 Wohnangebote für Senioren im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen Ambulant betreute Wohngemeinschaften Hilfen für das Wohnen zu Hause Einschätzung der Situation durch die örtlichen Expertinnen und Experten Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen Handlungsfeld Mobilität Mobilität im Spiegel der Kommunal- und Bürgerbefragung Vorhandene Transportangebote Einschätzung der Situation durch die örtlichen Expertinnen und Experten Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen Handlungsfeld: Präventive Angebote Prävention im Spiegel der Bürgerbefragung Präventive Angebote Einschätzung der Situation durch die örtlichen Expertinnen und Experten Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen Handlungsfeld Gesellschaftliche Teilhabe Gesellschaftliche Teilhabe Freizeit, Begegnung und Kultur Gesellschaftliche Teilhabe im Spiegel der Bürgerbefragung Seniorenbeauftragte und Seniorenbeiräte Einschätzung der Situation durch die örtlichen Expertinnen und Experten Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen V

10 Verzeichnisse 6. Handlungsfeld Bürgerschaftliches Engagement von und für Seniorinnen und Senioren Ergebnisse der Bürgerbefragung zum Engagement der Seniorinnen und Senioren im Landkreis Organisation bürgerschaftlichen Engagements im Landkreis Einschätzung der Situation durch die örtlichen Expertinnen und Experten Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen Handlungsfeld Unterstützung pflegender Angehöriger Familiäre Ressourcen Angebote für pflegende Angehörige im Landkreis Einschätzung der Situation durch die örtlichen Expertinnen und Experten Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen Handlungsfeld Angebote für besondere Zielgruppen Gerontopsychiatrisch Erkrankte Alt gewordene Menschen mit Behinderung Ältere Menschen mit Migrationshintergrund Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen Handlungsfeld Beratung, Information und Öffentlichkeitsarbeit Überblick über die Beratungsangebote im Landkreis Informationsquellen für ältere Bürgerinnen und Bürger Informationsmedien Seelsorge Einschätzung der Situation durch die örtlichen Expertinnen und Experten Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen VI

11 Verzeichnisse 10. Handlungsfeld Steuerung, Kooperation, Koordination und Vernetzung Kooperations- und Vernetzungsstrukturen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen Einschätzung der Situation durch örtliche Expertinnen und Experten Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen Handlungsfeld Hospiz- und Palliativversorgung Grundinformationen und Versorgungsangebote Allgemeine Hospiz- und Palliativversorgung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen Einschätzung der Situation durch örtliche Expertinnen und Experten Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlung Handlungsfeld Betreuung und Pflege C. Zusammenfassende Einschätzung und Ausblick Anhänge Anhang A Maßnahmen und Empfehlungen im Überblick Anhang B Best-Practice-Beispiele für die Handlungsfelder VII

12 Verzeichnisse Darstellungsverzeichnis Darstellung A-1: Gemeindegrößenklassen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen Darstellung A-2: Versorgungsregionen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen 11 Darstellung A-3 Darstellung A-4: Entwicklung der Bevölkerung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen (heutiger Gebietsstand) Entwicklung aller Altersgruppen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, 2011 bis 2036, absolut und in Prozent Darstellung A-5a: Bevölkerung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen 2011 im Vergleich zu Bayern Darstellung A-5b: Bevölkerung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen 2031 im Vergleich zu 2011: Modell mit Wanderungen Darstellung A-6: Darstellung A-7: Darstellung A-8: Darstellung A-9: Entwicklung der älteren Bevölkerung (fünf Altersgruppen) im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen von 1991 bis Entwicklung der Altersgruppen ab 60 Jahren im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen von 2011 bis 2036, absolut und in Prozent (Prognostizierte) Entwicklung der Geburten-/ Sterbefallüberschüsse im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, 1990 bis Anteil der 65-Jährigen und älter an allen Einwohnern in Prozent, Stand: Jahresanfang Darstellung A-10: Veränderung der Anzahl der 65- Jährigen und älter von Anfang 2011 bis Ende 2020; 2011=100% Darstellung A-11: Anteil der 65- bis 79-Jährigen an allen Einwohnern in Prozent, Stand: Jahresanfang Darstellung A-12: Veränderung der Anzahl der 65- bis 79-Jährigen von Anfang 2011 bis Ende 2020; 2011=100% Darstellung A-13: Anteil der 80- Jährigen und älter an allen Einwohnern in Prozent, Stand: Jahresanfang Darstellung A-14: Veränderung der Anzahl der 80-Jährigen und älter von Anfang 2011 bis Ende 2020; 2011=100% Darstellung A-15: Zahl der Empfänger/innen von Grundsicherung im Alter ( 41 ff.) je 100 der über 64-Jährigen, Stand: Jahresanfang Darstellung A-16: Zahl der SGB XII-Empfänger/innen von Hilfen zur Pflege ( 61 ff.) je 100 der über 64-Jährigen, Stand: Jahresanfang VIII

13 Verzeichnisse Darstellung 1-1: Darstellung 1-2: Abwanderungsprobleme nach Versorgungsregion und Gemeindegröße Probleme mit der Abwanderung jüngerer Einwohner aus Sicht der Kommunen Darstellung 1-3: Benutzte Hilfsmittel für die Mobilität außer Haus Darstellung 1-4: Schwierigkeiten unterwegs Darstellung 1-5: Infrastrukturprobleme nach Versorgungsregionen und Gemeindegröße Darstellung 1-6: Probleme in der Nahversorgung aus Sicht der Kommunen Darstellung 1-7: Fehlende soziale Infrastruktur aus Sicht der Kommunen Darstellung 1-8: Keine fehlende Versorgungseinrichtung in der Gemeinde Darstellung 1-9: Fehlende Versorgungseinrichtungen nach Gemeindegröße Darstellung 1-10: Fehlende Versorgungseinrichtungen nach Versorgungsregionen 47 Darstellung 1-11: Mängel in der ärztlichen Versorgung nach Versorgungsregionen und Gemeindegröße Darstellung 1-12: Mängel in der ärztlichen Versorgung aus Sicht der Kommunen.. 48 Darstellung 1-13: Hausärztliches Angebot aus Sicht der Expertinnen und Experten Darstellung 1-14: Fachärztliches Angebot aus Sicht der Expertinnen und Experten Darstellung 2-1: Wohndauer der Befragten im Landkreis Darstellung 2-2: Wohnsituation Darstellung 2-3: Mögliche Probleme mit baulichen Gegebenheiten Darstellung 2-4: Schwierigkeiten beim Wohnen zu Hause Darstellung 2-5: Umzugsbereitschaft Darstellung 2-6: Wohnalternativen Darstellung 2-7: Unterstützung bei Pflege- und Betreuungsbedarf Darstellung 2-8: Darstellung 2-9: Finanzierbarkeit von höheren Kosten bei anderer Wohnform oder Unterstützung zu Hause Wohnangebote für Seniorinnen und Senioren im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen Darstellung 2-10: Menüservicedienste im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen Darstellung 2-11: Öffentliche Mittagstische im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen IX

14 Verzeichnisse Darstellung 2-12: Hausnotrufanbieter im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen Darstellung 2-13: Individuelle Hilfen Darstellung 2-14: Betreutes Wohnen aus Sicht der Expertinnen und Experten Darstellung 2-15: Angebot an gemeinschaftlich organisiertem Wohnen aus Sicht der Expertinnen und Experten Darstellung 2-16: Angebot an hauswirtschaftlichen Hilfen aus Sicht der Expertinnen und Experten Darstellung 3-1: Anbindungsprobleme nach Versorgungsregionen und Gemeindegröße Darstellung 3-2: Anbindungsprobleme aus Sicht der Kommunen Darstellung 3-3: Nutzung der Verkehrsmittel Darstellung 3-4: Einschränkungen der persönlichen Mobilität Darstellung 3-5: Fahrdienste von Wohlfahrtsorganisationen im Landkreis Darstellung 3-6: Darstellung 3-7: Darstellung 3-8: Darstellung 3-9: Anbieter ehrenamtlicher Fahrdienste im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen Nutzung der verschiedenen Verkehrsmittel nach Gemeindegröße Nutzung der verschiedenen Verkehrsmittel nach Versorgungsregionen Angebot an Fahrdiensten aus Sicht der Expertinnen und Experten Darstellung 4-1: Präventive Aktivitäten Darstellung 4-2: Darstellung 4-3: Sportvereine mit gesonderten Präventions- und Rehabilitationssportangeboten Präventions- und Rehabilitationsangebote der Volkshochschulen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen Darstellung 4-4: Präventive Angebote der Einrichtungen Offener Seniorenarbeit 97 Darstellung 4-5: Darstellung 5-1: Darstellung 5-2: Präventive Angebote aus Sicht der Expertinnen und Experten Unterstützung der Seniorenarbeit durch freiwillige soziale Leistungen der Kommune Stationäre Einrichtungen mit Angeboten zur gesellschaftlichen Teilhabe für Nicht-Bewohner/innen Darstellung 5-3: Bekanntheit von Angeboten für Seniorinnen und Senioren X

15 Verzeichnisse Darstellung 5-4: Darstellung 5-5: Inanspruchnahme von Angeboten für Seniorinnen und Senioren in den letzten sechs Monaten Informationsquellen für Angebote der Gesellschaftlichen Teilhabe Darstellung 6-1: Ehrenamtliches Engagement Darstellung 6-2: Darstellung 8-1: Darstellung 8-2: Aktivitäten der Anerkennung für ehrenamtliche Tätigkeiten in den Kommunen Anteil an Demenz Erkrankter an den jeweiligen Altersgruppen in Westdeutschland im Jahr Schätzung der Zahl an Demenz Erkrankter im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen auf der Basis von GKV-Prävalenzraten Darstellung 9-2: Erste Ansprechpartner bei Rat und Hilfe Darstellung 9-3: Welche Informationsquellen werden genutzt? Darstellung 9-5: Besuchsdienste der Kirchengemeinden Darstellung 10-1: Örtliche Gremien und Arbeitskreise zum Thema Ältere Menschen XI

16 Vorbemerkung Vorbemerkung ARGE Das vorliegende Seniorenpolitische Gesamtkonzept (SPGK) für den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen wurde insbesondere auf der Grundlage der Analyse der demographischen Entwicklung und einer Bevölkerungsprognose, einer umfänglichen Bestandserhebung von auch offenen Angeboten und Einrichtungen der Seniorenarbeit im Landkreis, einer Befragung in den Verwaltungen der Städte, Märkte und Gemeinden, einer groß angelegten schriftlichen Befragung der älteren Landkreisbewohnerinnen und -bewohner ab 63 Jahren, fachlicher Beiträge der Mitglieder des Begleitgremiums und seitens der Verwaltung sowie der Erkenntnisse aus einem im Juli 2010 durchgeführten Workshop im Landkreis, welcher durch die Bertelsmann Stiftung gefördert wurde. Beim Seniorenpolitischen Gesamtkonzept handelt es sich entsprechend den Vorgaben des Gesetzes zur Ausführung der Sozialgesetze (AGSG) explizit um ein Rahmenkonzept für den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, das von den kreisangehörigen Städten, Märkten und Gemeinden bei der Erstellung kommunaler Konzepte aufgegriffen werden kann. Den Expertinnen und Experten im Landratsamt, im Begleitgremium, den Bürgermeister/innen und Verwaltungen der Städte und Gemeinden und allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Workshops danken wir herzlich für ihre kenntnisreichen Ratschläge und praktischen Hilfen, mit denen sie unsere Arbeit unterstützt haben. Ebenso danken wir den vielen Akteuren unterschiedlichster Institutionen, Dienste und Einrichtungen, die im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen in der Seniorenarbeit tätig sind und sich durch bereitwillige Bereitstellung wichtiger Informationen an der Erarbeitung dieses Konzepts verdienstvoll beteiligt haben. Ohne die tatkräftige Mitwirkung all dieser Personen, ihre Kenntnisse und Erfahrungen wäre das Seniorenpolitische Gesamtkonzept für den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen sicherlich nicht so detailliert, fundiert und aussagekräftig geworden. Wir hoffen, dass ihr Engagement und Interesse auch dessen Umsetzung bereichernd begleiten werden. XII

17 Verzeichnisse XIII

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19 A. Allgemeiner Teil A. Allgemeiner Teil 1

20 2 A. Allgemeiner Teil

21 A. Allgemeiner Teil Einleitung 1. Einleitung Das am 01. Januar 2007 in Kraft getretene Gesetz zur Ausführung der Sozialgesetze (AGSG) hat ohne Zweifel weit reichende Konsequenzen für den Bereich der Altenhilfe, Altenpflege und Seniorenarbeit. In Artikel 68 Abs. 1 AGSG wird der Zweck und der Geltungsbereich dieses Gesetzes bzw. Gesetzesteils, den es stets mitzudenken gilt, dargelegt: Zweck der Vorschriften diese Teils ist es, im Freistaat Bayern eine bedarfsgerechte, leistungsfähige, regional gegliederte, ortsnahe und aufeinander abgestimmte ambulante, teilstationäre und vollstationäre Versorgung der Bevölkerung mit Pflegeeinrichtungen zu gewährleisten. Anschließend in Absatz 2 nennt das Ausführungsgesetz die dafür Verantwortlichen und nimmt diese dann auch in die Pflicht: Zu diesem Zweck haben die zuständigen Behörden des Freistaates Bayern, die Gemeinden, die Landkreise und die Bezirke, die Träger der Pflegeeinrichtungen und die Pflegekassen unter Beteiligung des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung eng und vertrauensvoll im Interesse der Pflegebedürftigen zusammenzuwirken. Des Weiteren wird im Absatz 3 auch die Geltung für die Einrichtungen betont: Die Vorschriften dieses Teils gelten für alle ambulanten, teilstationären und vollstationären Pflegeeinrichtungen im Freistaat Bayern, auf die das Elfte Buch Sozialgesetzbuch Anwendung findet. Dabei haben die Landkreise und die kreisfreien Gemeinden lt. Artikel 71 AGSG als zuständige Aufgabenträger die Pflicht, darauf hinzuwirken, dass bedarfsgerechte Pflegedienste im Sinn des 71 Abs. 1 SGB XI rechtzeitig und ausreichend zur Verfügung stehen. Sie erfüllen dadurch eine Pflichtaufgabe im eigenen Wirkungskreis. Abweichend von den Sätzen 1 und 2 ist die Hinwirkungsverpflichtung bezüglich der Pflegedienste für psychisch kranke Menschen sowie von überregionalen Pflegediensten für behinderte Menschen, deren Tätigkeit mindestens den Bereich einer Region im Sinn des Bayerischen Landesplanungsgesetzes umfasst, Pflichtaufgabe der Bezirke im eigenen Wirkungskreis. Ebenso haben die Landkreise und die kreisfreien Gemeinden als zuständige Aufgabenträger die Pflicht, darauf hinzuwirken, dass bedarfsgerechte teilstationäre Pflegeeinrichtungen und Einrichtungen der Kurzzeitpflege rechtzeitig und ausreichend zur Verfügung stehen. Sie erfüllen dadurch eine Pflichtaufgabe im eigenen Wirkungskreis. Abweichend von den Sätzen 1 und 2 ist die Hinwirkungsverpflichtung bezüglich entsprechender Einrichtungen für behinderte oder psychisch kranke Menschen Pflichtaufgabe der Bezirke im eigenen Wirkungskreis. 3

22 Einleitung A. Allgemeiner Teil Hinsichtlich der vollstationären Einrichtungen haben nach Artikel 73 AGSG die Bezirke als zuständige Aufgabenträger die Pflicht, darauf hinzuwirken, dass bedarfsgerechte vollstationäre Einrichtungen rechtzeitig und ausreichend zur Verfügung stehen. Sie erfüllen dadurch eine Pflichtaufgabe im eigenen Wirkungskreis. Abweichend von den Sätzen 1 und 2 ist die Hinwirkungsverpflichtung bezüglich entsprechender Einrichtungen der Altenpflege Pflichtaufgabe der Landkreise und der kreisfreien Gemeinden im eigenen Wirkungskreis. Der Artikel 69 Abs. 2 AGSG macht deutlich, dass das Gesetz auch zu einer deutlichen Aufgabenerweiterung der Altenhilfe geführt hat: Die Bedarfsermittlung ist Bestandteil eines integrativen, regionalen Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts, das nach dem Grundsatz Ambulant vor Stationär die Lebenswelt älterer Menschen mit den notwendigen Versorgungsstrukturen sowie neue Wohn- und Pflegeformen für ältere und pflegebedürftige Menschen im ambulanten Bereich umfasst. Die bisherige Pflegebedarfsplanung ist somit neben anderem nur mehr ein Bestandteil der Bedarfsermittlung und des weit umfassenderen Gesamtkonzepts. Es ist in Anbetracht dessen sicherlich nicht zu hoch gegriffen, von einem nachhaltigen Paradigmenwechsel zu sprechen, bei dem über den Versorgungsaspekt deutlich hinausgehend nunmehr die gesamte Lebenswelt der älteren Menschen mit ihren vielfältigen Facetten in den Blickwinkel genommen wird. In der Begründung zu Artikel 69 AGSG heißt es: Während Art. 69 Abs. 1 AGSG unverändert dem bisherigen Art. 3 des Ausführungsgesetzes zum Pflegeversicherungsgesetz (AGPflegeVG) entspricht, ist Abs. 2 neu. Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung und der Zunahme der Zahl älterer und pflegebedürftiger Menschen ist es notwendig, im Rahmen eines regionalen Gesamtkonzeptes die gesellschaftliche Teilhabe älterer Menschen zu stärken, Bildung und Bürgerschaftliches Engagement von und für Senioren zu fördern, die Bereiche Wohnen und Wohnumfeld den Bedürfnissen älterer Menschen anzupassen, die geriatrischen und gerontopsychiatrischen, pflegerischen und hospizlichen Versorgungsangebote zu verzahnen und neue Wohnund Pflegeformen für ältere und pflegebedürftige Menschen zu entwickeln. Dies entspricht dem Beschluss des Bayerischen Landtages vom 11. November 2004 (LT- Drs. 15/1997) und trägt zur Erhaltung eines möglichst langen selbstbestimmten und eigenverantwortlichen Lebens in der eigenen Häuslichkeit und zur Vermeidung von Pflegebedürftigkeit bei. 4

23 A. Allgemeiner Teil Einleitung Zielsetzung eines regionalen, integrativen Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts (SPGK) ist es somit, den Grundsatz Ambulant vor Stationär unter Einbeziehung der jeweiligen örtlichen Gegebenheiten zukünftig konsequent umzusetzen. Im Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen wurde auf Basis des Artikel 69 AGSG ein entsprechendes Eckpunktepapier mit Arbeitshilfen zur Ausarbeitung Seniorenpolitischer Gesamtkonzepte im Rahmen einer Arbeitsgruppe (Kommunale Spitzenverbände, Sozialministerium, AfA) entwickelt. Es dient als Leitfaden für die Ausarbeitung des Gesamtkonzepts und ist vereinbarungsgemäß eine der ganz zentralen Grundlagen für die Erarbeitung des Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts für den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Mit zu denken sind in diesem Kontext aber sicherlich auch die offiziellen Leitlinien der bayerischen Seniorenpolitik, die wie folgt lauten 1 : Heterogenität des Alters bedingt Differenziertheit seniorenpolitischer Lösungen; Potenziale des Alters erlauben und erfordern Stärkung der Eigeninitiative; Vorrang von Selbstbestimmung und Selbsthilfe vermeidet Unterforderung und Überversorgung; Qualitätsoffensive als Antwort auf verschärfte und neuartige Bedarfslagen. Anders als bei herkömmlichen Landesaltenplänen (bzw. Altenhilfeplänen für Landkreise) geht es (bei diesem Konzept; Anm. d. Verf.) dabei weniger um eine eher statistisch-statische Beschreibung der aktuellen oder kurzfristig-zukünftigen Versorgungssituation, sondern vielmehr um zukunftsfeste, Folgen abschätzende Leitlinien und prozessorientierte Konzepte, da nur auf diese Weise der Dynamik der Entwicklung Rechnung getragen werden kann 2. 1 Vgl. Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen, Seniorenpolitisches Konzept, München 2006, S. 25 ff. 2 Ebenda, S. 6. 5

24 Einleitung A. Allgemeiner Teil 1.1 Implikationen für die Pflege aus den gesetzlichen Weiterentwicklungen Mit dem Pflege-Weiterentwicklungsgesetz und dem Pflege- und Wohnqualitätsgesetz 3 haben sich eine Reihe von grundlegenden Verbesserungen ergeben, die sich in der Zukunft entscheidend auf den Verbleib im häuslichen Umfeld bei Pflege- und Betreuungsbedürftigkeit und auf die Belegung stationärer Pflegeplätze auswirken dürften. Es sind dies insbesondere: Zukünftiger Aufbau von Pflegestützpunkten und einer Pflegeberatung ( 7 und 7 a SGB XI) entsprechend den aktuellen Vorgaben des Bayerischen Sozialministeriums; Verbesserung des Verfahrens für die Inanspruchnahme von Rehabilitationsleistungen ( 31 SGB XI); Anhebung der Leistungen für die häusliche Pflegehilfe und Pflegegeld ( 36 und 37 SGB XI); Übernahme zusätzlicher Leistungen für teilstationäre Pflege, d.h. Tagespflege, die nur teilweise auf die Leistungen für die häusliche Pflegehilfe und das Pflegegeld angerechnet werden ( 41 SGB XI); Erhöhung der Sätze für Kurzzeitpflege ( 42 SGB XI); Zusätzliche Betreuungsleistungen für Personen mit erheblichen Einschränkungen der Alltagskompetenz in Höhe von 100 bis 200 pro Monat ( 45 a, b SGB XI); dies gilt zusätzlich für Personen, welche den Anforderungen der Pflegestufe 1 nicht ganz genügen, entsprechend der Pflegestufe 0 ; Zusätzliche Betreuungsleistungen auch im stationären Bereich ( 87 b SGB XI) für die gleiche Personengruppe wie unter den 45 a, b SGB XI, allerdings mit anderer Finanzierung. Für jeweils 25 entsprechend vom MDK eingestufte Bewohner wird von den Pflegekassen die Finanzierung einer Personalstelle übernommen, die nicht den Pflegesatz belastet); Besondere Förderung ehrenamtlicher Strukturen ( 45 d SGB XI); 3 Gesetz zur Regelung der Pflege-, Betreuungs- und Wohnqualität im Alter und bei Behinderung - Pflege- und Wohnqualitätsgesetz PfleWoqG. Es trat am in Kraft. 6

25 A. Allgemeiner Teil Einleitung Pflegezeitgesetz (Art. 3 SGB XI, PflegeZG), in dem ein Anspruch auf kurzzeitige Freistellung an bis zu zehn Arbeitstagen für Arbeitnehmer zur Betreuung und Pflege naher Angehöriger sowie für eine Pflegezeit bis zu sechs Monaten (mit Kündigungsschutz aber ohne Anspruch auf Entgeltfortzahlung) festgeschrieben wurde; Schaffung der Rechtsgrundlagen für Ambulant betreute Wohngemeinschaften (PfleWoqG). Die Diskussion um eine Erweiterung und Ausdifferenzierung des Pflegebegriffs hat in Deutschland bereits vor längerer Zeit begonnen. Der Pflegebegriff soll künftig von seiner engen und stark auf die somatische Pflege ausgerichteten Definition durch zusätzliche Elemente der Betreuung ausgeweitet werden, um die gegenwärtig unbefriedigende Berücksichtigung der Bedürfnisse vor allem demenzkranker Personen zu verbessern. Genaue zeitliche Perspektiven lassen sich derzeit noch nicht absehen, doch soll nach allen bislang vorliegenden Informationen mittelfristig von der Einführung eines erweiterten Pflegebegriffs ausgegangen werden 4. Durch diese Leistungsverbesserungen dürfte die häusliche Pflege künftig gestärkt werden, womit dem Grundsatz des Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts aber auch des Pflegeversicherungsgesetzes - Ambulant vor Stationär in deutlicherem Ausmaß als bisher Rechnung getragen würde. 4 Vgl. dazu Bundesministerium für Gesundheit (Hrsg.), Bericht des Beirats zur Überprüfung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs, Berlin, Januar 2009; Dies., Umsetzungsbericht des Beirats zur Überprüfung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs, Berlin, Mai

26 Einleitung A. Allgemeiner Teil 1.2 Vorgehensweise, Arbeitsschritte und Berichtsaufbau Bei der Entwicklung des Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts für den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen wurden die folgenden zentralen Arbeitsschritte durchgeführt: Ermittlung der Anzahl pflegebedürftiger Menschen im Landkreis Weißenburg- Gunzenhausen und deren Prognose anhand der demographischen Entwicklung auf Landkreisebene. Umfangreiche Bestandsaufnahmen bei den ambulanten Diensten und Sozialstationen und den Stationären Einrichtungen als Grundlage für die anschließende Fortschreibung der vorhandenen Pflegeinfrastruktur im Rahmen der Pflegebedarfsplanung. Erhebung, Feststellung und Bewertung des Bestandes im ambulanten, stationären und offenen Bereich durch weitere Erhebungen bei Beratungsstellen und Anbietern der Offenen Seniorenarbeit. Durchführung einer Kommunalbefragung über die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister. Alle 27 Städte und Gemeinden des Landkreises beteiligten sich an dieser Umfrage. Beteiligung der älteren Landkreisbewohnerinnen und -bewohner durch eine schriftliche Befragung zur Berücksichtigung der Bedürfnisse, Wünsche und Vorstellungen der direkt Betroffenen im Gesamtkonzept. Angeschrieben wurden im Mai 2011 jeder vierte Bürger über 63 Jahren, insgesamt rund Personen. In den Kommunen wurde hierzu eine jeweils anteilig proportionale Stichprobe dieser Bevölkerungsgruppe gezogen. Von rund 62 Prozent der angeschriebenen Personen wurde der Fragebogen ausgefüllt und zurückgesandt, was das sehr rege Interesse der Befragten an dieser Thematik dokumentiert. In die Landkreisauswertung gingen Bögen ein. Einbeziehung von örtlichen Fachexpertinnen und experten im Rahmen der Arbeit des Begleitgremiums zum Seniorenpolitischen Gesamtkonzept des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen, in welchem u.a. die empirischen Ergebnisse und der Berichtentwurf vorgestellt und diskutiert wurde. 8

27 A. Allgemeiner Teil Einleitung Die Ergebnisse eines ganztägigen Workshop aus dem Juli 2010 welcher von der Bertelsmann Stiftung gefördert und von der Arbeitsgruppe für Sozialplanung und Altersforschung moderiert wurde, gingen ebenfalls in die Konzeptgestaltung mit ein. Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren neben zahlreichen Vertretern aus der Politik und Administration auch lokale Fachexpertinnen und -experten aus der Praxis. Ziel dieser Veranstaltung war es insbesondere, für einige Handlungsfelder Bestandsbewertungen Ressourcen und Defizite / Bedarfe, regionale Besonderheiten und Maßnahmenvorschläge für die künftige Seniorenarbeit im Landkreis Weißenburg- Gunzenhausen im Rahmen von Arbeitskreisen zu erarbeiten. Wo sinnvoll und machbar, wurden Ergebnisse auch nach räumlichen Aufteilungen des Gesamtlandkreises analysiert und dargestellt. Dabei handelt es sich einerseits um die Aufteilung der 27 Städte und Gemeinden des Landkreises in drei Gemeindegrößenklassen (siehe dazu Darstellung A-1) und andererseits die bereits auch bei anderen Untersuchungen verwendeten drei Versorgungsregionen (siehe Darstellung A-2). 9

28 Einleitung A. Allgemeiner Teil Darstellung A-1: Gemeindegrößenklassen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen*) Gemeindegrößenklassen Muhr am See Haundorf Absberg Kleine Gemeinden (21) Mittlere Gemeinden (3) Große Gemeinden (3) Gunzenhausen Pfofeld Pleinfeld Gnotzheim Theilenhofen Dittenheim Ellingen Meinheim Alesheim Ettenstatt Bergen Höttingen Nennslingen Burgsalach Westheim Heidenheim Markt Berolzheim Weißenburg i.bay. Raitenbuch Treuchtlingen Polsingen Pappenheim Langenaltheim Solnhofen Quelle: SAGS 2011 *) Kleine Gemeinden: bis unter Einwohner; Mittlere Gemeinden: bis unter Einwohner; Große Gemeinden: ab Einwohner; Quelle: AfA / SAGS

29 A. Allgemeiner Teil Einleitung Darstellung A-2: Versorgungsregionen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen Muhr am See Haundorf Fränkisches Seenland Region Hahnenkamm Gunzenhausen Absberg Pfofeld Pleinfeld Rezattal/ Jura Gnotzheim Theilenhofen Dittenheim Meinheim Alesheim Ellingen Ettenstatt Bergen Höttingen Nennslingen Burgsalach Westheim Heidenheim Markt Berolzheim Weißenburg i.bay. Raitenbuch Treuchtlingen Polsingen Pappenheim Altmühltal Langenaltheim Solnhofen Quelle: SAGS 2011 Quelle: AfA / SAGS 2011 Beim Aufbau des Berichts zum Seniorenpolitischen Gesamtkonzept für den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen werden in den Kapiteln des Abschnitts B alle Handlungsfelder mit den jeweiligen Angeboten dargestellt. Die Maßnahmen und Empfehlungen haben natürlich ausdrücklich den Charakter von Vorschlägen. Auch die jeweiligen Ansprechpartner für die Maßnahmen und Empfehlungen werden in diesen Übersichten benannt. Betont sei an dieser Stelle auch noch, dass die Trennung zwischen den Handlungsfeldern vor allem einem analytischen Grundsatz geschuldet ist und in der Realität natürlich Berührungen und Überlappungen vielfältiger Art und Weise gegeben sind. Man denke beispielsweise nur an die beiden Handlungsfelder Gesellschaftliche Teilhabe und Bürgerschaftliches Engagement. Dem voran gestellt ist ein geraffter Überblick über die Bevölkerungsentwicklung, die einen ganz maßgeblichen Parameter für die zukünftigen Entwicklungen darstellt. Der Bericht zum Seniorenpolitischen Gesamtkonzept endet mit einem Fazit sowie einem Überblick über Maßnahmen und Empfehlungen. 11

30 Einleitung A. Allgemeiner Teil Die Anhänge des Berichts, die alle Maßnahmen und Empfehlungen des Gutachtens im Überblick aufzeigen und Best-Practice-Beispiele für die einzelnen Handlungsfelder präsentieren, runden den Bericht zum SPGK für den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen ab. Die ausführlichen Ergebnisse für das Handlungsfeld Betreuung und Pflege und die Pflegebedarfsprognose bis um Jahr 2029 wurden in einem zweiten, gesonderten und eigenständigen Band des SPGK für den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen vorgelegt. Dies nicht zuletzt auch deshalb, da dieser Teil des Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts sicherlich in einem kürzeren Takt aktualisiert und fortgeschrieben wird. 12

31 A. Allgemeiner Teil Bevölkerung 2. Bevölkerung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen: Bestand, Prognose und soziodemographische Struktur 2.1 Fazit zur Bevölkerungsprognose Für den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen wurde vom Institut SAGS im Zusammenhang mit der Erarbeitung des Seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes eine detaillierte Bevölkerungsprognose erstellt. Deren wichtigsten Ergebnisse sind: Langfristig betrachtet stagniert bzw. sinkt die Bevölkerung im heutigen Landkreisgebiet seit den Fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts, jedoch mit unterschiedlicher Intensität. In den Fünfziger Jahren sank die Bevölkerung durch Landflucht um knapp neun Prozent und stagnierte dann aber in den Sechziger/ Siebziger Jahren weitestgehend. Mit der Öffnung der Grenzen der DDR erfolgte schließlich Ende der Achtziger Jahre, als Folge von Zuwanderungen, ein spürbarer Anstieg. Seit Anfang/ Mitte des letzten Jahrzehnts nimmt die Zahl der Einwohner im Landkreis durch Sterbefallüberschüsse und Abwanderungen wieder ab. Darstellung A-3 Entwicklung der Bevölkerung im Landkreis Weißenburg- Gunzenhausen (heutiger Gebietsstand) 5 Jahr LK Weißenburg- Gunzenhausen In %, 1950=100 % 100% 91,3% 93,6% 90,1% 95,9% 101,0% 98,0% Quelle: AfA / SAGS 2011, nach Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung Die aktuellen Geburtenraten im Landkreis liegen mit 1,44 Kindern je Frau etwas über dem gesamtbayerischen Durchschnitt (Mittelwert der Jahre 2006 bis 2010: 1,35 Kinder je Frau). Allerdings wären selbst diese für eine Bestandserhaltung bei weitem nicht ausreichend (hierfür wären ca. 2,1 Kinder je Frau notwendig). Ende 2010 war die Bevölkerung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen im Mittel mit 43,3 Jahren etwas älter als die bayerische Gesamtbevölkerung (43,0 Jahre). Konse- 5 Vgl. dazu: Statistische Jahrbücher sowie die Veröffentlichungsreihen Kreisdaten bzw. Gemeindedaten des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung. 13

32 Bevölkerung A. Allgemeiner Teil quenterweise wird der schon seit Anfang des letzten Jahrzehnts bestehende Sterbefallüberschuss im Laufe der nächsten beiden Jahrzehnte weiter zunehmen (siehe Darstellung A-8). Damit könnte ein langfristiges Anwachsen der Bevölkerung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen sich ausschließlich durch starke Zuwanderungen ergeben. Unter Berücksichtigung der von den Gemeinden getroffenen Wanderungsannahmen werden bis 2020 ca Einwohner im Landkreis leben etwa weniger als Ende In zwanzig Jahren (Ende 2030) ergäbe sich dann eine geschätzte Einwohnerzahl von rund Einwohnern. Da die absoluten Geburtenzahlen stark rückläufig waren, der Anteil der älteren Bevölkerung und insbesondere der Hochbetagten (80 Jahre und älter) hingegen stetig wächst, dürften im Landkreis auch künftig Sterbefallüberschüsse und selbst unter der Annahme leichter Zuwanderungen weiter zurückgehende Bevölkerungszahlen zu verzeichnen sein. Die Entwicklung der einzelnen Altersgruppen wird unterschiedlich verlaufen. Da auch in den nächsten fünfzehn Jahren und noch gesteigert in der ersten Hälfte der Dreißiger Jahre mit rückläufigen absoluten Geburtenzahlen zu rechnen ist, wird der Bevölkerungsanteil der jungen Generation immer kleiner werden. Reziprok dazu ist für die Generation der über 65-Jährigen im Prognosezeitraum ein kontinuierliches Anwachsen ihrer Zahl zu erwarten. Allerdings wird sich, bedingt durch unterschiedlich starke Geburtsjahrgänge in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts, die Zahl einzelner Altersgruppen der älteren Einwohnerschaft unterschiedlich entwickeln. Insbesondere die geburtenschwachen Jahrgänge der Vierziger Jahre (2. Weltkrieg) machen sich durch einen phasenverschobenen, kurzzeitigen Rückgang der heute 60- bis unter 70-Jährigen bemerkbar. Der ab Anfang der Dreißiger Jahre zu erwartende Rückgang der Bevölkerungsgruppe der 60- bis unter 65-Jährigen ist auf eine heute deutlich schwächer besetzte Bevölkerungsgruppe derunter 40-Jährigen (im Vergleich zu der Altersgruppe darüber) zurückzuführen sein. Auch dieser Effekt setzt sich mit dem Alter und dem Prognosezeitraum phasenweise fort. Die Einzelheiten der Bevölkerungsprognosen für den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen sind der Darstellung A-4 zu entnehmen. Ihr vertrautes Resümee: Der Anteil der Menschen unter 60 Jahren an der Einwohnerschaft dürfte deutlich ab-, derjenige der Älteren deutlich zunehmen schon zu Beginn des nächsten Jahrzehnts wird fast jede/r Dritte dieser Bevölkerungsgruppe angehören. 14

33 A. Allgemeiner Teil Bevölkerung Darstellung A-4: Entwicklung aller Altersgruppen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, 2011 bis 2036*), absolut und in Prozent u. ä Alle =100% ,0% 87,5% 80,9% 78,7% 76,9% 71,9% ,0% 92,8% 79,6% 69,5% 64,2% 62,5% ,0% 102,9% 103,5% 93,8% 79,0% 68,0% ,0% 92,4% 90,8% 92,2% 91,5% 82,4% ,0% 84,4% 66,9% 61,5% 60,1% 61,1% ,0% 124,0% 133,3% 112,3% 89,0% 81,7% ,0% 98,4% 112,6% 139,8% 150,7% 126,8% ,0% 110,3% 104,3% 104,6% 121,8% 152,5% ,0% 107,4% 142,9% 158,8% 155,5% 160,8% 90 u. ä. 100,0% 141,5% 163,0% 196,3% 291,2% 310,2% Alle 100,0% 98,5% 96,4% 94,1% 91,7% 88,7% *) jeweils Jahresanfang Quelle: AfA / SAGS 2011 auf Basis von Wanderungseinschätzungen der Gemeinden Darstellung A-5a gibt den so genannten Bevölkerungsbaum des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen, also den Altersaufbau nach Geschlecht getrennt, zum Jahresanfang 2011 wieder. Auf der Waagrechten sind als Balken die Besetzungszahlen des jeweiligen Geburtsjahrgangs/des jeweiligen Alters im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen abgetragen. Die Linien rechts und links geben zum Vergleich die relative Zusammensetzung der bayerischen Bevölkerung zum Jahresanfang 2011 wieder. Dabei wurden die bayerischen Bevölkerungszahlen auf die des Landkreises heruntergerechnet. 15

34 Bevölkerung A. Allgemeiner Teil Bevölk erung im LK Weißenburg-Gunzenhausen 2010 im Vergleich im zu Vergleich Bayern zu Bayern Darstellung A-5a: Bevölkerung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen 2011*) Alter / Geburtsjahr 100/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / /2005 0/ Quelle: SAGS 2011 *) jeweils Jahresanfang Männer Bay ern Frauen Bay ern Männer WUG Frauen WUG Quelle: AfA / SAGS 2011 auf Basis von Wanderungseinschätzungen der Gemeinden 16

35 A. Allgemeiner Teil Bevölkerung Der Altersaufbau im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen und in Bayern ist im Ganzen gesehen recht ähnlich. Lediglich die Altersgruppen der Zehn- bis ca. 20- Jährigen und der 45- bis Anfang 60-Jährigen sind im Landkreis etwas stärker, die der unter Zehnjährigen und der 20- bis unter 45-Jährigen hingegen deutlich schwächer besetzt als in Gesamt-Bayern. Darstellung A-5b zeigt einen Vergleich des Bevölkerungsaufbaus im Landkreis in den Jahren 2011 und 2031 (jeweils zum Jahresanfang) für das (Prognose-)Modell mit Wanderungen. Während die Zahl der Kinder und Jugendlichen in diesen 20 Jahren stark zurückgehen wird, steigen alle Altersjahrgänge schon ab dem 57. Lebensjahr drastisch an. Auch die geburtenstarke Generation aus den Sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts erreicht dann den Ruhestand und wird in den Dreißiger Jahren zu einem weiteren Anstieg der Zahl der älteren Menschen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen führen. 17

36 Bevölkerung A. Allgemeiner Teil Bevölk erung im Landk reis Weißenburg-Gunzenhausen Darstellung A-5b: Bevölkerung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen im Vergleich im zu zu 2011*): 2010 Modell - Modell mit Wanderungen mit Wanderungen Alter / Geburtsjahr 100/ / / / / / / / / / / / / / / / / / /2000 5/2005 0/ Männer 2031 F rauen 2031 Männer 2011 F rauen 2011 Quelle: Seniorenpolitisches Gesamtkonzept für den Landk reis W eißenburg-gunzenhausen, SA GS 2011 *) jeweils Jahresanfang Quelle: AfA / SAGS 2011 auf Basis von Wanderungseinschätzungen der Gemeinden 18

37 A. Allgemeiner Teil Bevölkerung 2.2 Zukünftige Entwicklung der älteren Bevölkerungsgruppen Die Darstellung A-6 gibt die Entwicklung der älteren Bevölkerung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen in den beiden vergangenen und den beiden kommenden Jahrzehnten wieder. Bereits in den letzten zwanzig Jahren stieg die absolute Zahl der Menschen im Alter von 65 Jahren und älter um ca , d.h. um rund 28% an. Dieser Trend wird sich fortsetzen: In den nächsten zwanzig Jahren dürfte deren Zahl nochmals um etwa zunehmen. Darstellung A-6: 200 Entwicklung der älteren Bevölkerung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen Jahresanfang =100% mit Wanderungen Entwicklung der älteren Bevölkerung (fünf Altersgruppen) im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen von 1991 bis 2031*); in % (Diagramm), 2011=100% bzw. in Personen (Tabelle) u. ä Altersgruppen in Personen u. ä. Q*) uelle: jeweils SA GS Jahresanfang 2011, Bev ölk erungsprognose für den Landk reis W eißenburg-gunzenhausen Quelle: AfA / SAGS 2011 auf Basis von Wanderungseinschätzungen der Gemeinden Bedingt durch die beiden Weltkriege und unter dem Einfluss gravierender wirtschaftliche Veränderungen entwickelten und entwickeln sich die einzelnen Altersgruppen wellenförmig. Unabhängig davon sorgt insbesondere die steigende Lebenserwartung langfristig für einen überproportionalen Anstieg der Zahl der Hochbetagten (85 Jahre und älter); deren absolute Zahl dürfte sich in den kommenden zwei Jahrzehnten bis 2031 gegenüber heute auf über nahezu verdoppeln. 19

38 Bevölkerung A. Allgemeiner Teil In den folgenden Darstellungen werden diese Entwicklungen im Landkreis unter wechselnden Aspekten statistisch noch detaillierter beschrieben: Darstellung A-7 liefert die Zahlen, absolut wie relativ, über die Entwicklung der Altersgruppen der über 60-Jährigen bis zum Darstellung A-8 zeigt, dass bereits seit der Jahrtausendwende die Zahl der Sterbefälle deutlich die der Geburten übersteigt und dieser Trend sich noch verstärkt fortsetzen dürfte (wenn es nicht wider Erwarten zu einem Babyboom kommt); schon Anfang der Zwanziger Jahre wird der Sterbefallüberschuss mehr als 400 Einwohner pro Jahr betragen. (Um die Bevölkerungszahl im Landkreis stabil zu halten, müsste also eine hohe Zuwanderung dorthin stattfinden.) Darstellung A-9 gibt die Anzahl der 65-Jährigen und Älteren sowie ihren Anteil an der Bevölkerung in den einzelnen Gemeinden des Landkreises zum Jahresende 2011 wieder. Darstellung A-10 beschreibt für die gleiche Bevölkerungsgruppe die bis zum Jahr 2021 zu erwartenden Veränderungen. Darstellung A-11 beschreibt wiederum gemeindebezogen den aktuellen Anteil der 65- bis 79-Jährigen an der Einwohnerschaft, Darstellung A-12 bringt dazu die Prognose fürs Jahr Die Darstellungen A-13 und A-14 schließlich machen ebenfalls in Form von Landkarten dasselbe für die Altersgruppe der über 79-Jährigen. Eine ausführliche Bevölkerungsprognose für den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen bis in die 2030er Jahre steht darüber hinaus in einem gesonderten Bericht zur Verfügung. 20

39 A. Allgemeiner Teil Bevölkerung Darstellung A-7: Entwicklung der Altersgruppen ab 60 Jahren im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen von 2011 bis 2036*), absolut und in Prozent u.ä u. ä u. ä u. ä u. ä =100% % 112% 134% 149% 131% 95% % 121% 136% 164% 184% 161% % 71% 86% 97% 119% 135% % 132% 94% 116% 133% 166% % 114% 153% 110% 140% 162% % 107% 124% 171% 124% 163% % 173% 185% 224% 329% 237% 95 u. ä. 100% 111% 172% 196% 302% 482% 60 u. ä. 100% 108% 119% 133% 143% 144% 65 u. ä. 100% 107% 115% 129% 147% 159% 80 u. ä. 100% 117% 146% 144% 157% 178% 90 u. ä. 100% 159% 182% 218% 323% 293% *) jeweils Jahresanfang Quelle: AfA / SAGS 2011 auf Basis von Wanderungseinschätzungen der Gemeinden 21

40 Bevölkerung A. Allgemeiner Teil (Prognostizierte) Entwicklung der Geburten-/Sterbefallüberschüsse im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, Darstellung A-8: (Prognostizierte) Entwicklung der Geburten-/ Sterbefallüberschüsse im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, 1990 bis Anzahl Geburten-Sterbefälle Bis ab 2012 ohne Wanderungen ab 2012 mit Wanderungen Entwicklung der Geburten-/Sterbefallüberschüsse Bis 2010 ab 2012 ohne Wanderungen ab 2012 mit Wanderungen Quelle: Q uelle: AfA Sozialplanung / SAGS 2011 im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, SA GS

41 A. Allgemeiner Teil Bevölkerung Darstellung A-9: Anteil der 65-Jährigen und älter an allen Einwohnern in Prozent, Stand: Jahresanfang Gemeindenamen - 65-Jährige u.ä., absolut - Anteil der 65-Jährigen u.ä. in % Westheim ,8 Muhr am See ,1 Gunzenhausen ,1 Gnotzheim ,5 Heidenheim ,6 Polsingen ,6 Haundorf ,6 Dittenheim ,1 Pfofeld ,7 Theilenhofen ,3 Meinheim ,8 Absberg ,8 Alesheim ,1 Markt Berolzheim ,1 Ellingen ,2 Treuchtlingen ,0 Langenaltheim ,8 Pleinfeld ,8 Höttingen ,2 Weißenburg i.bay ,5 Pappenheim ,8 Solnhofen ,1 Anteil der 65-Jährigen und älteren an allen Einwohnern, Anfang 2011 Ettenstatt ,8 Burgsalach ,3 Bergen ,5 Raitenbuch ,2 < 17% (4) < 18% (12) < 19% (1) < 20% (2) >= 20% (8) Nennslingen ,4 Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen: Jährige u.ä - Anteil der 65-Jährigen u.ä.: 20,2% Quelle: AfA Quelle: / SAGS SAGS

42 Bevölkerung A. Allgemeiner Teil Darstellung A-10: Veränderung der Anzahl der 65- Jährigen und älter von Anfang 2011 bis Ende 2020; 2011=100% - Gemeindenamen - Zahl der über 64-Jährigen Anfang Zahl der über 64-Jährigen Ende Veränderung der über 64-Jährigen 2020 gegenüber Anfang 2011 in % Westheim ,1 Muhr am See ,0 Gunzenhausen ,3 Gnotzheim ,6 Heidenheim ,4 Polsingen ,5 Haundorf ,1 Dittenheim ,1 Pfofeld ,9 Theilenhofen ,0 Meinheim ,2 Absberg ,1 Alesheim ,0 Markt Berolzheim ,1 Ellingen ,4 Treuchtlingen ,0 Langenaltheim ,2 Veränderung der über 64-Jährigen (mit Wanderungen) von Anfang 2011 bis Ende 2020 in %, 2011 = 100% Pleinfeld ,1 Höttingen ,9 Weißenburg i.bay ,1 Pappenheim ,6 Solnhofen ,0 Ettenstatt ,5 Burgsalach ,7 < 105% (4) < 112% (4) < 119% (5) < 126% (10) >= 126% (4) Bergen ,7 Raitenbuch ,3 Nennslingen ,2 Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen: - Zahl der über 64-Jährigen 2011: Zahl der über 64-Jährigen 2020: Veränderung der über 64-Jährigen 2020 gegenüber 2010: 114,6% Quelle: AfA Quelle: / SAGS 2011, auf Basis von Wanderungseinschätzungen der Gemeinden 24

43 A. Allgemeiner Teil Bevölkerung Darstellung A-11: Anteil der 65- bis 79-Jährigen an allen Einwohnern in Prozent, Stand: Jahresanfang Gemeindenamen - Zahl der 65- bis 79-Jährigen Anfang Zahl der 65- bis 79-Jährigen Ende Veränderung der 65- bis 79-Jährigen 2020 gegenüber 2011 in % Westheim ,3 Muhr am See ,4 Gunzenhausen ,0 Gnotzheim ,9 Heidenheim ,4 Polsingen ,5 Haundorf ,4 Dittenheim ,5 Pfofeld ,7 Theilenhofen ,5 Meinheim ,4 Absberg ,2 Alesheim ,2 Markt Berolzheim ,0 Ellingen ,3 Treuchtlingen ,2 Langenaltheim ,1 Veränderung 65-bis 79-Jährigen u.ä. (mit Wanderungen) von Anfang 2011 bis Ende 2020 in %, 2011 = 100% Pleinfeld ,0 Höttingen ,6 Weißenburg i.bay ,9 Pappenheim ,4 Solnhofen ,6 Ettenstatt ,9 Burgsalach ,2 < 100% (8) < 105% (4) < 110% (7) < 120% (4) < 220% (4) Bergen ,6 Raitenbuch ,8 Nennslingen ,6 Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen: - Zahl der 65- bis 79-Jährigen 2011: Zahl der 65- bis 79-Jährigen 2020: Veränderung der 65- bis 79-Jährigen 2020 gegenüber 2011: 103,9% Quelle: AfA / SAGS

44 Bevölkerung A. Allgemeiner Teil Darstellung A-12: Veränderung der Anzahl der 65- bis 79-Jährigen von Anfang 2011 bis Ende 2020; 2011=100% - Gemeindenamen - Zahl der 65- bis 79-Jährigen Anfang Zahl der 65- bis 79-Jährigen Ende Veränderung der 65- bis 79-Jährigen 2020 gegenüber 2011 in % Westheim ,3 Muhr am See ,4 Gunzenhausen ,0 Gnotzheim ,9 Heidenheim ,4 Polsingen ,5 Haundorf ,4 Dittenheim ,5 Pfofeld ,7 Theilenhofen ,5 Meinheim ,4 Absberg ,2 Alesheim ,2 Markt Berolzheim ,0 Ellingen ,3 Treuchtlingen ,2 Langenaltheim ,1 Veränderung 65-bis 79-Jährigen u.ä. (mit Wanderungen) von Anfang 2011 bis Ende 2020 in %, 2011 = 100% Pleinfeld ,0 Höttingen ,6 Weißenburg i.bay ,9 Pappenheim ,4 Solnhofen ,6 Ettenstatt ,9 Burgsalach ,2 < 100% (8) < 105% (4) < 110% (7) < 120% (4) < 220% (4) Bergen ,6 Raitenbuch ,8 Nennslingen ,6 Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen: - Zahl der 65- bis 79-Jährigen 2011: Zahl der 65- bis 79-Jährigen 2020: Veränderung der 65- bis 79-Jährigen 2020 gegenüber 2011: 103,9% Quelle: AfA / SAGS 2011, auf Basis von Wanderungseinschätzungen der Gemeinden 26

45 A. Allgemeiner Teil Bevölkerung Darstellung A-13: Anteil der 80- Jährigen und älter an allen Einwohnern in Prozent, Stand: Jahresanfang Gemeindenamen - 80-Jährige u.ä., absolut - Anteil der 80-Jährigen u.ä. in % Westheim 73 6,2 Muhr am See 81 3,7 Gunzenhausen ,6 Gnotzheim 40 4,7 Heidenheim 114 4,7 Polsingen 90 4,9 Haundorf 107 4,0 Dittenheim 73 4,1 Pfofeld 61 4,1 Theilenhofen 53 4,5 Meinheim 50 5,6 Absberg 56 4,2 Alesheim 42 4,2 Markt Berolzheim 55 4,1 Ellingen 180 5,0 Treuchtlingen 668 5,3 Langenaltheim 144 6,4 Pleinfeld 332 4,5 Höttingen 53 4,6 Weißenburg i.bay ,9 Pappenheim 247 6,1 Solnhofen 165 4,6 Anteil der 80- Jährigen und älteren an allen Einwohnern, Anfang 2011 Ettenstatt 38 4,5 Burgsalach 48 4,2 Bergen 43 3,9 Raitenbuch 40 3,4 < 4% (3) < 4,5% (8) < 5% (8) >= 5% (8) Nennslingen 62 4,4 Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen: Jährige u.ä - Anteil der 80-Jährigen u.ä.: 5,3% Quelle: AfA / SAGS 2011 Quelle: SAGS

46 Bevölkerung A. Allgemeiner Teil Darstellung A-14: Veränderung der Anzahl der 80-Jährigen und älter von Anfang 2011 bis Ende 2020; 2011=100% - Gemeindenamen - Zahl der 80-Jährigen u.ä. Anfang Zahl der 80-Jährigen u.ä. Ende Veränderung der 80-Jährigen u.ä gegenüber 2011 in % Westheim ,6 Muhr am See ,9 Gunzenhausen ,7 Gnotzheim ,7 Heidenheim ,3 Polsingen ,6 Haundorf ,5 Dittenheim ,9 Pfofeld ,9 Theilenhofen ,7 Meinheim ,4 Absberg ,0 Alesheim ,9 Markt Berolzheim ,6 Ellingen ,4 Treuchtlingen ,1 Langenaltheim ,0 Veränderung 80-Jährigen u.ä. (mit Wanderungen) von Anfang 2011 bis Ende 2020 in %, 2010 = 100% Pleinfeld ,8 Höttingen ,8 Weißenburg i.bay ,6 Pappenheim ,7 Solnhofen ,4 Ettenstatt ,9 Burgsalach ,5 < 130% (3) < 150% (10) < 160% (7) < 170% (4) >= 170% (3) Bergen ,8 Raitenbuch ,5 Nennslingen ,6 Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen: - Zahl der 80-Jährigen u.ä. 2011: Zahl der 80-Jährigen u.ä. 2020: Veränderung der 80-Jährigen u.ä gegenüber 2011: 146,4% Quelle: AfA / SAGS 2011, auf Basis von Wanderungseinschätzungen der Gemeinden 28

47 A. Allgemeiner Teil Bevölkerung 2.3 Soziodemographische Situation Die Darstellungen A-15 und A-16 beschreiben auf der Basis von Auswertungen des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung die Inanspruchnahme von Sozialleistungen im Alter. Darstellung A-15 zeigt die regionale Verteilung der Empfänger/innen von Grundsicherung im Alter (SGB XII nach 41 ff.) je 100 der über 64-Jährigen zum Jahresende Demnach ist interpretiert man die Inanspruchnahme von Grundsicherung im Alter als Armutsindikator die Betroffenheit von Altersarmut vor allem auf die Gemeinde Polsingen sowie die Gemeinden Absberg, Langenaltheim und Heidenheim konzentriert; das erklärt sich allerdings auch dadurch, dass sich in einigen dieser Orte stationäre Pflegeeinrichtungen befinden, deren Bewohner zum Teil ursprünglich aus anderen Gemeinden stammen. Im gesamtbayerischen Vergleich übrigens liegt der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen mit einer Inanspruchnahmequote von 1,8 leicht unter dem bayerischen Vergleichswert von 2,1. Das Phänomen erhöhter Inanspruchnahme in Gemeinden mit vollstationären Pflegeeinrichtungen wird besonders deutlich bei der in Darstellung A-16 gezeigten Inanspruchnahme von Hilfen zur Pflege (SGB XII nach 61 ff.). Da bei vielen Heimbewohner/innen die eigenen Einkünfte (Renten etc.) und Pflegeversicherungsleistungen nicht zur Deckung der Heimkosten ausreichen, ist in solchen Gemeinden der Bedarf an Hilfen zur Pflege zwangsläufig erhöht. Im Gegensatz zur Grundsicherung (vgl. oben) wird diese Sozialleistung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen mit 1,5 Empfänger/innen je 100 Einwohner über 64 Jahren genauso häufig in Anspruch genommen als im gesamtbayerischen Durchschnitt (1,5). 29

48 A. Allgemeiner Teil Bevölkerung Darstellung A-15: Zahl der Empfänger/innen von Grundsicherung im Alter ( 41 ff.) je 100 der über 64-Jährigen, Stand: Jahresanfang 2010 Muhr am See 4 0,9 Haundorf * * Absberg 21 8,7 Zahl der Empfänger/innen von Grundsicherung im Alter ( 41 ff.), je 100 der über 64-Jährigen = * (13) < 1 (3) < 2 (6) >= 2 (5) Bayern: - 2,1 Empfänger/innen von Grundsicherung im Alter je 100 Einwohner/innen über 64 Jahre Westheim * * Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen: Empfänger/innen von Grundsicherung im Alter - 1,8 Empfänger/innen von Grundsicherung im Alter je 100 Einwohner/innen über 64 Jahre Gunzenhausen 67 1,8 Gnotzheim 3 1,9 Heidenheim 17 3,4 Polsingen 45 11,5 Dittenheim * * Meinheim * Pfofeld * * Theilenhofen * * Alesheim * * * Markt Berolzheim * * Treuchtlingen 51 1,9 Ellingen 6 0,9 Langenaltheim 19 3,9 Pleinfeld 14 1,1 Höttingen * * Weißenburg i.bay. 73 1,9 Pappenheim 10 1,2 Solnhofen 3 0,8 Ettenstatt * * Burgsalach * * Bergen * * Raitenbuch * * Nennslingen 7 2,9 - Gemeindenamen - Zahl der Empfänger/innen von Grundsicherung im Alter - Anteil der Empfänger/innen von Grundsicherung je 100 Einwohner/innen über 64 Jahre Quelle: AfA / SAGS 2011 Quelle: SAGS 2011 * = keine Daten ausgewiesen 30

49 A. Allgemeiner Teil Bevölkerung Darstellung A-16: Zahl der SGB XII-Empfänger/innen von Hilfen zur Pflege ( 61 ff.) je 100 der über 64-Jährigen, Stand: Jahresanfang 2010 Muhr am See * * Haundorf * * Absberg 3 1,2 Zahl der SGB XII-Empfänger/innen von Hilfe zur Pflege ( 61 ff.), je 100 der über 64-Jährigen = * (16) < 1,5 (6) < 5 (2) >= 5 (3) Gunzenhausen 47 1,2 Bayern: - 1,5 Empfänger/innen von Gnotzheim Hilfe zur Pflege je 100 * Einwohner/innen über 64 Jahre * Westheim * * Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen: Empfänger/innen von Hilfe zur Pflege im Alter - 1,5 Empfänger/innen von Hilfe zur Pflege im Alter je 100 Einwohner/innen über 64 Jahre Heidenheim 56 11,2 Polsingen 8 2,0 Dittenheim * * Meinheim * * Pfofeld * * Theilenhofen * * Alesheim * * Markt Berolzheim * * Treuchtlingen 46 1,7 Ellingen 9 1,4 Langenaltheim 31 6,4 Pleinfeld 7 0,5 Höttingen * * Weißenburg i.bay. 53 1,4 Pappenheim 8 0,9 Solnhofen * * Ettenstatt * * Burgsalach * * Bergen * * Raitenbuch * * Nennslingen 16 6,7 - Gemeindenamen - Zahl der Empfänger/innen von Hilfe zur Pflege über 64 Jahre - Anteil der Empfänger/innen von Hilfe zur Pflege je 100 Einwohner/innen über 64 Jahre Quelle: SAGS 2011 AfA / SAGS 2011 * = keine Daten ausgewiesen 31

50 32 A. Allgemeiner Teil

51 B. Handlungsfelder und Themenbereiche B. Handlungsfelder und Themenbereiche 33

52 34 B. Handlungsfelder und Themenbereiche

53 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Integrierte Orts- und Entwicklungsplanung 1. Handlungsfeld Integrierte Orts- und Entwicklungsplanung 1.1 Struktur des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen Der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen ist der südlichste Landkreis im Regierungsbezirk Mittelfranken und hat 27 Gemeinden. In ihm leben rund Einwohner auf einer Gesamtfläche von 970,83 km². Der Landkreis ist Teil der Metropolregion Nürnberg, seine Wirtschaftsstruktur ist durch kleine und mittlere Unternehmen geprägt. Eine besonders wichtige Branche ist die kunststoffverarbeitende Industrie und die Automobilzulieferbranche; der größte Arbeitgeber des Landkreises ist ein weltweit tätiger Automobilzulieferer mit Sitz in Weißenburg. Durch den Bau des Fränkischen Seenlandes in den 1970er Jahren entstand ein neues Urlaubs- und Erholungsgebiet. Der Ort mit den meisten Übernachtungszahlen ist Gunzenhausen. Der Landkreis liegt zudem im nördlichen Teil des Naturparks Altmühl, dem drittgrößten Naturparks Deutschlands. Der Landkreis ist in drei Versorgungsregionen unterteilt: das Fränkische Seenland / Region Hahnenkamm, das Rezattal/Jura und das Altmühltal. Das Fränkische Seenland / Region Hahnenkamm ist forst- und landwirtschaftlich strukturiert. Gewerbliche Arbeitsplätze sind vorrangig in seinem Mittelzentrum Gunzenhausen vorhanden. Die Versorgungsregionen Rezattal / Jura und Almühltal liegen großteils im Naturpark Altmühltal; ihre Versorgungszentren bilden jeweils die Größeren Gemeinden Weißenburg und Treuchtlingen. Dank Altmühl-, Brombachund Hahnenkammsee sowie dem Naturpark Altmühltal und seiner weithin ohnehin schönen Landschaft bietet der Landkreis gute Voraussetzungen für Erholungs- und Fremdenverkehr. Vergleicht man aber seine regionalen Strukturdaten (wirtschaftliche Leistung, Beschäftigung und Arbeitsmarkt, demographische Entwicklung) mit denen von Mittelfranken und ganz Bayern, so muss der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen zu den eher strukturschwachen Gebieten gezählt werden. Das negative Pendlersaldo und der vergleichsweise niedrige Anteil der Bevölkerung zwischen 18 und 65 Jahren weist auf recht geringe Beschäftigungsmöglichkeiten im Landkreis hin. Besonders auffällig ist die Abwanderung der 18- bis unter 30-Jährigen, welche wegen der Distanzen zu Hochschulen oder höherwertigen Ausbildungsplätzen den 35

54 Integrierte Orts- und Entwicklungsplanung B. Handlungsfelder und Themenbereiche Landkreis, zumindest zeitweise, verlassen. Die daraus resultierenden niedrigen Wohn- und Lebenskosten sind auch von Vorteil: vor allem für Familien mit geringen Einkommen und ältere Personen nach Beendigung ihrer Erwerbsphase. Integrierte Orts- und Entwicklungsplanung Bei einer integrierten Orts- und Entwicklungsplanung gilt es heute mehr denn je, den Bedürfnissen einer älter werdenden Bevölkerung Rechnung zu tragen. Dabei stehen folgende grundsätzliche Anforderungen im Vordergrund: Für eine hindernisarme Umgebung (sie kommt letztlich allen Bürgerinnen und Bürgern zugute) sind Straßen, Wege und Plätze barrierefrei, zumindest barrierearm zu gestalten. Dies umfasst auch alle Zugänge zu öffentlichen Einrichtungen, Dienstleistern und Geschäften. In diesem Zusammenhang sind beispielsweise auch Verkehrsampeln (Schaltzeiten) und andere Überquerungshilfen zu berücksichtigen. Eine ortsnahe und gut erreichbare Nahversorgungsinfrastruktur, insbesondere für Güter des täglichen Bedarfs, ist zu erhalten bzw. aufzubauen. Dazu zählen auch medizinisch-therapeutische Versorgungsangebote. Ältere Menschen müssen die Möglichkeit haben, sich möglichst selbstständig innerhalb eines bestimmten Aktionsradius zu bewegen, auch wenn sie in ihrer Mobilität eingeschränkt sind und nicht über ein eigenes Fahrzeug verfügen. Ein möglichst gut ausgebauter Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) ist wünschenswert, daneben wären Fahrdienste und ehrenamtlich organisierte Mitfahrmöglichkeiten sehr hilfreich. Auch ein gut ausgebautes Netz von Radwegen ist für Ältere eine wichtige Voraussetzung für ihre Selbstständigkeit und Teilnahme am gesellschaftlichen Leben 6. Nachhaltige Entwicklung durch Flächenmanagement und Innenentwicklung. Um ein lebenswertes und attraktives Arbeiten und Wohnen zu sichern, gilt es die Ortszentren zu stärken, Leerstände zu vermeiden und familien- bzw. altersgerechtes Wohnen mit kurzen Wegen zu entwickeln. 6 Das Handlungsfeld Mobilität wird in einem gesonderten Kapitel vorgestellt. 36

55 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Integrierte Orts- und Entwicklungsplanung Ansprechpartner für eine seniorenfreundliche Orts- und Entwicklungsplanung, zumal wenn es um barrierearme Gestaltung des öffentlichen Raumes geht, sind die kreisangehörigen Kommunen wie auch in geringerem Umfang die Landkreisverwaltung. Den Ausführungen zum Seniorenpolitischen Gesamtkonzept wurden Erkenntnisse aus der Bürgerbefragung sowie der Befragung der kreisangehörigen Kommunen zu Grunde gelegt. Für das Gesamtkonzept im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen haben wir drei Aspekte der Orts- und Entwicklungsplanung näher betrachtet. Es sind dies: Öffentlicher Raum und öffentlich zugängliche Gebäude; Nahversorgungsinfrastruktur; Medizinische Versorgung. Über diese Themenfelder hinaus nannten uns die befragten Kommunen ein besonderes demographisches Problem, nämlich die Abwanderung der jüngeren Bevölkerung. Nachstehende Tabelle und Grafik zeigen das Ausmaß bzw. die Lokalisierung dieser Problemwahrnehmung. Darstellung 1-1: Abwanderungsprobleme nach Versorgungsregion und Gemeindegröße Abwanderung jüngerer Einwohner und junger Familien Abwanderung Älterer Nach Versorgungsregionen Versorgungsregion Fränkisches Seenland (n=10) 4 0 Versorgungsregion Altmühltal (n=8) 3 0 Versorgungsregion Rezattal / Jura (n=9) 4 0 Insgesamt (n=27) 11 0 Nach Gemeindegrößen Kleine Gemeinden (n=21) 8 0 Mittlere Gemeinden (n=3) 1 0 Große Gemeinden (n=3) 2 0 Insgesamt (n=27) 11 0 Quelle: Kommunalbefragung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS

56 Integrierte Orts- und Entwicklungsplanung B. Handlungsfelder und Themenbereiche Darstellung 1-2: Probleme mit der Abwanderung jüngerer Einwohner aus Sicht der Kommunen Quelle: Kommunalbefragung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS 2011 Von der Abwanderung jüngerer Menschen sowie junger Familien sind Gemeinden aller Größen und sämtliche Versorgungsregionen tangiert, diese jedoch in unterschiedlichem Ausmaß: Die Kommunen im westlichen Teil des Landkreises benannten dieses Problem häufiger, die im Nordosten hingegen profitieren offenbar schon von ihrer Nähe zum Ballungsraum Nürnberg. 38

57 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Integrierte Orts- und Entwicklungsplanung 1.2 Der öffentliche Raum und öffentlich zugängliche Gebäude Grundsätzlich liegt es im Wirkungskreis der kreisangehörigen Kommunen, dafür Sorge zu tragen, dass der öffentliche Raum ohne Barrieren zugänglich ist. Wesentliche Informationen zur Gestaltung liefert die DIN Straßen, Plätze, Wege, öffentliche Verkehrs- und Grünanlagen sowie Spielplätze. Fachliche Unterstützung bei der konsequenten Schaffung eines barrierefreien oder barrierearmen Wohnumfeldes erfolgt durch die Bayerische Architektenkammer ( Die Beratung ist in der Regel kostenlos, bei Bedarf wird auch eine Ortsbesichtigung durchgeführt. Für die Erarbeitung des Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts wurden, um eventuelle Barrieren zu erfassen, zwar keine Ortsbegehungen in den Gemeinden durchgeführt, aber Bürgerinnen und Bürger befragt. Zunächst ergab die Bürgerbefragung, dass rund jeder Fünfte der Befragten (687 Personen) ein Hilfsmittel, meist den Gehstock, benutzt und somit als mobilitätseingeschränkt zu betrachten ist. Im Schaubild (vgl. Darstellung 1-3). sind Mehrfachnennungen enthalten, da manche Befragte, je nach zurückzulegender Distanz, unterschiedliche Hilfsmittel benutzen. Benutzte Hilfsmittel außer Haus - Landkreis W UG Darstellung 1-3: Benutzte Hilfsmittel für die Mobilität außer Haus (Mehrfachnennungen) Anderes Rollstuhl Rollator Nein 75,6% Ja 24,4% 500 Gehstock n = Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS

58 Integrierte Orts- und Entwicklungsplanung B. Handlungsfelder und Themenbereiche Zu Schwierigkeiten, wenn sie unterwegs sind, äußerten sich der befragten Landkreisbürger/innen. In Darstellung 1-4 sind die von ihnen genannten Probleme aufgeführt: Am häufigsten wurde das Fehlen öffentlicher Toiletten genannt. Mehr als jede/r Dritte wünscht sich mehr Möglichkeiten zum Ausruhen und Verschnaufen. Auch die Überquerung von Straßen und Kreuzungen stellt für viele ältere Menschen ein Hindernis dar, weil es hier und dort an abgesenkten Bordsteinen und Fußgängerüberwegen mangelt. Das Fehlen von (Treppen-)Geländern beanstandet immerhin fast jede/r Fünfte. Zahlreiche Befragte nannten weitere Hindernisse, nämlich Behinderungen auf den Gehwegen durch Kopfsteinpflaster, parkende Autos oder unebene Gehwege (26 Personen) oder fehlende bzw. schlechte Radwege (7); fehlende Treppen oder Aufzüge stellen für acht Personen ein Hindernis dar. Darstellung 1-4: Schwierigkeiten unterwegs Schwierigkeiten unterwegs - W UG Ich habe gewisse Schwierigkeiten... Fehlende öffentliche Toiletten 62,4% Keine Ruhemöglichkeiten 38% Nicht abgesenkte Bordsteine 22,7% Keine (Treppen-)Geländer 17,4% Fehlende Fußgängerüberwege 14,6% Andere Schwierigkeiten 6,5% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% in Prozent der Antwortenden Mehrfachnennungen, N=1.557 Quelle: Bürgerbefragung in Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS

59 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Integrierte Orts- und Entwicklungsplanung Mit welchen Problemen zusätzlich die Seniorinnen und Senioren im Alltag zu tun haben, zeigen exemplarisch einige Anmerkungen aus der Bürgerbefragung: Meine Mutter sitzt im Rollstuhl, die Bürgersteige fallen zur Straße ab, da ist es schwer, entgegenzusteuern. Am Südfriedhof kann ich gar nicht mit dem Rollstuhl hin. Sehr schlechter Gehwegbelag, Im Winter nicht geräumter Schnee an Bushaltestellen, Ein- und Ausstieg, Die Bänke sind im desolaten Zustand Die Absenkung der Bordsteine ist zu gering, Stufe bleibt Bei Glatteis, Straßenübergänge sollten gestreut sein Ampeln sind zu kurz geschaltet. 1.3 Nahversorgung In der Kommunalbefragung wurden die Verantwortlichen der Kommunen selbst zu eventuell vorhandenen Infrastrukturdefiziten an ihrem Ort befragt 7. Von Defiziten in der Nahversorgung sind offenbar alle Versorgungsregionen betroffen; nicht nur die kleinen Gemeinden erwähnten entsprechende Probleme, sondern auch mittlere und große, also sogar die Städte. Vermutlich hängt dies mit dem Verschwinden von Nahversorgungseinrichtungen in den Innenstadtkernen zusammen, bedingt durch die Ansiedlung von großen Discountern an den Ortsrändern, so dass Ältere, die in der Innenstadt leben, u.u. weite Einkaufswege auf sich nehmen müssen. Soziale Infrastrukturangebote hingegen werden von lediglich vier ausschließlich kleinen Gemeinden vermisst (vgl. Darstellungen 1-5). 7 Unter Infrastrukturangeboten versteht man beispielsweise Nahversorgungs- und Nahverkehrseinrichtungen; soziale Infrastruktur umfasst beispielsweise Gaststätten, Bibliotheken, Einrichtungen des Gesundheitswesens. 41

60 Integrierte Orts- und Entwicklungsplanung B. Handlungsfelder und Themenbereiche Darstellung 1-5: Infrastrukturprobleme nach Versorgungsregionen und Gemeindegröße Probleme in der Nahversorgung Fehlende soziale Infrastruktur Nach Versorgungsregion Versorgungsregion Fränkisches Seenland (n=10) 3 0 Versorgungsregion Altmühltal (n=8) 4 2 Versorgungsregion Rezattal / Jura (n=9) 3 2 Insgesamt (n=27) 10 4 Nach Gemeindegröße Kleine Gemeinden (n=21) 7 4 Mittlere Gemeinden (n=3) 1 0 Große Gemeinden (n=3) 2 0 Insgesamt (n=27) 10 4 Quelle: Kommunalbefragung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS

61 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Integrierte Orts- und Entwicklungsplanung Darstellung 1-6: Probleme in der Nahversorgung aus Sicht der Kommunen Quelle: Kommunalbefragung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS

62 Integrierte Orts- und Entwicklungsplanung B. Handlungsfelder und Themenbereiche Darstellung 1-7: Fehlende soziale Infrastruktur aus Sicht der Kommunen Quelle: Kommunalbefragung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS 2011 Auch in der Bürgerbefragung wurde die kommunale Versorgungsinfrastruktur thematisiert. Dabei wurde gefragt: Fehlen Ihnen (gut erreichbare) Versorgungseinrichtungen? Rund ein Viertel der Befragten (24,5%) bejahte diese Frage; hierbei besteht ein plausibler Zusammenhang mit der Ortsgröße: Je kleiner die Gemeinde, desto häufiger werden Versorgungsangebote vermisst (vgl. Darstellung 1-8). 44

63 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Integrierte Orts- und Entwicklungsplanung Darstellung 1-8: Keine fehlende Versorgungseinrichtung in der Gemeinde Nein, mir fehlen keine Einrichtungen Anzahl der Antworten In Prozent Nach Versorgungsregion Versorgungsregion Fränkisches Seenland (N=874) ,6 Versorgungsregion Altmühltal (N=705) ,6 Versorgungsregion Rezattal / Jura (N=966) ,0 Nach Gemeindegröße Kleine Gemeinden (N=827) ,4 Mittlere Gemeinden (N=392) ,6 Große Gemeinden (N=1.326) ,6 Quelle: Bürgerbefragung Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS 2011 Das Fehlen von gut erreichbaren Geschäften des täglichen Bedarfs (vor allem Lebensmittelgeschäfte / Discounter, Bäckereien, Metzgereien oder Bekleidungsgeschäfte) wird von zehn Prozent der Befragten genannt. Hiervon sind erwartungsgemäß insbesondere kleine Gemeinden (rund 16%) betroffen. Des Weiteren werden Versorgungsangebote wie Apotheken (8,8% der Befragten) und Postfilialen oder -stellen (6,9%) vermisst. Bankfilialen hingegen fehlen nur einem kleineren Teil der Befragten (4,5%), ebenso Treffpunkte wie Wirtshäuser oder Cafés (2,7%). 45

64 Integrierte Orts- und Entwicklungsplanung B. Handlungsfelder und Themenbereiche Darstellung 1-9: Fehlende Versorgungseinrichtungen nach Gemeindegröße Fehlende Versorgungseinrichtungen nach Versorgungsregion W UG 20% 15% 10% 5% 0% Hausärzte Fachärzte Apotheke Treffpunkte Geschäfte des tägliche n Be da rfs Bank Post Ande re s Gesamter Landkreis 8,9% 12,1% 8,8% 2,7% 10% 4,5% 6,9% 1,5% Kleine Gemeinden 16,7% 18,5% 19% 3,1% 15,5% 7,7% 14,1% 1,6% Mittlere Gemeinden 5,6% 13,8% 4,8% 3,6% 8,4% 2% 3,8% 0,8% Große Gemeinden 5,1% 7,6% 3,8% 2,3% 7,2% 3,2% 3,4% 1,7% Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS 2011 Differenziert nach Versorgungsregionen werden in diesen Ergebnissen einige Unterschiede erkennbar. Die Versorgungsregion Rezattal / Jura ist in nahezu allen Kategorien am besten ausgestattet, 85 Prozent der dortigen Befragten vermissen nichts. In der Versorgungsregion Fränkisches Seenland hingegen scheint es vor allem im medizinischen Versorgungsangebot, doch auch bei Geschäften gravierende Defizite zu geben. Auch die Befragten der VR Altmühltal beklagen diverse Angebotsmängel, freilich nicht in gleichem Ausmaß. Soziale Treffpunkte werden in allen Regionen nur von wenigen vermisst (vgl. Darstellung 1-10). 46

65 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Integrierte Orts- und Entwicklungsplanung Darstellung 1-10: Fehlende Versorgungseinrichtungen nach Versorgungsregionen Fehlende Versorgungseinrichtungen nach Versorgungsregion W UG 20% 15% 10% 5% 0% Hausärzte Fachärzte Apotheke Treffpunkte Geschäfte des tägliche n Be da rfs Bank Post Ande re s Gesamter Landkreis 8,9% 12,1% 8,8% 2,7% 10% 4,5% 6,9% 1,5% Fränk. Se e nland 14,2% 14,4% 12,7% 2,5% 14,2% 6,3% 9,5% 2,3% Altmühltal 8,7% 14,3% 11,5% 3,3% 10,5% 5,2% 10,2% 0,7% Re zatta l/jura 4,5% 8,4% 3,6% 2,6% 6% 2,4% 2,3% 1,3% Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS Ärztliche Versorgung Auch aus der Kommunalbefragung werden Defizite des ärztlichen Versorgungsangebots deutlich. Darstellung 1-11: Mängel in der ärztlichen Versorgung nach Versorgungsregionen und Gemeindegröße Ärztliche Versorgung Nach Versorgungsregionen Versorgungsregion Fränkisches Seenland (n=10) 4 Versorgungsregion Altmühltal (n=8) 1 Versorgungsregion Rezattal / Jura (n=9) 3 Insgesamt (n=27) 8 Nach Gemeindegröße Kleine Gemeinden (n=21) 7 Mittlere Gemeinden (n=3) 0 Große Gemeinden (n=3) 1 Insgesamt (n=27) 8 Quelle: Kommunalbefragung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS

66 Integrierte Orts- und Entwicklungsplanung B. Handlungsfelder und Themenbereiche Darstellung 1-12: Mängel in der ärztlichen Versorgung aus Sicht der Kommunen Quelle: Kommunalbefragung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS 2011 Von den acht Gemeinden, die Probleme mit der ärztlichen Versorgung angeben, kommt die Hälfte aus der Versorgungsregion Fränkisches Seenland, was die Ergebnisse der Bürgerbefragung bestätigt. Erwartungsgemäß sind es vor allem kleine Gemeinden, die auf solche Mängel hinweisen. Nach Auskunft der Bürgerinnen und Bürger fehlen am häufigsten Fachärzte (12,1% der Befragten), und dies sowohl in den kleinen wie auch mittleren Gemeinden und (erheblich seltener) selbst in den größeren Städten. Auch die Versorgung mit Hausärzten wird vor allem in den kleinen Gemeinden bemängelt (vgl. oben, Darstellung 1-9 und 1-10). 48

67 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Integrierte Orts- und Entwicklungsplanung Die Versorgung mit Hausärzten wird von den in der sog. Expertenbefragung befragten Kommunen, ambulanten Diensten, stationären Einrichtungen und Akteuren der Seniorenarbeit des Landkreises überwiegend als gut eingeschätzt. Nur ein knappes Drittel der Antwortenden sieht Probleme in der Versorgung der Bevölkerung mit Hausärzten. Darstellung 1-13: Hausärztliches Angebot aus Sicht der Expertinnen und Experten Reichen die Angebote aus? Eher ja Eher nicht Keine Einschätzung Keine Angabe Kommunen (n=27) Akteure der Seniorenarbeit (n=22) Ambulante Dienste (n=13) Stationäre Einrichtungen (n=13) Gesamt (n=75) Quelle: AfA / SAGS 2011 Weitaus kritischer wird die Versorgung mit Fachärzten betrachtet: Fast die Hälfte der Befragten, darunter vor allem die die Vertreter der Kommunen und stationären Einrichtungen, sind der Meinung, dass der Landkreis eher nicht ausreichend mit Fachärzten versorgt ist. Darstellung 1-14: Fachärztliches Angebot aus Sicht der Expertinnen und Experten Reichen die Angebote aus? Eher ja Eher nicht Keine Einschätzung Keine Angabe Kommunen (n=27) Akteure der Seniorenarbeit (n=22) Ambulante Dienste (n=13) Stationäre Einrichtungen (n=13) Gesamt (n=75) Quelle: AfA / SAGS

68 Integrierte Orts- und Entwicklungsplanung B. Handlungsfelder und Themenbereiche 1.5 Ansichten der Workshopteilnehmerinnen und -teilnehmer Die am Workshop zukunftsorientierte Seniorenpolitik teilnehmenden Personen beurteilten vor allem die soziale Infrastruktur des Landkreises positiv; als Beispiele dafür wurde das Betreute Wohnen in Weißenburg, die Gemeindeschwesternstation in Treuchtlingen oder das Mehrgenerationenhaus in Pleinfeld hervorgehoben. Bedarf gebe es jedoch bei der Versorgungsinfrastruktur: So sei die Versorgung des Landkreises mit Ärzten, vor allem mit Hausärzten, mangelhaft. Um ihre Orte für Ärzte attraktiv zu machen und deren Niederlassung zu fördern, müssten die betroffenen Gemeinden ihnen günstige Rahmenbedingungen schaffen und besondere Anreize (evtl. sogar finanzielle Unterstützung) geben. Darüber hinaus könnte ein medizinischer Besuchsdienst der Unterversorgung entgegenwirken. Auch der Zugang zu Nahversorgungseinrichtungen wie z.b. zu Supermärkten sei für ältere Menschen oft sehr schwierig. Bedingt durch die Ansiedlung von großen Discountern an den Ortsrändern können sich die Geschäfte in der Ortsmitte nicht mehr halten. Die Folge: weite Einkaufswege, ja Unerreichbarkeit der Läden für Nicht-motorisierte. Deshalb seien ehrenamtliche Fahrdienste oder Bürgerbusse einzurichten, um den Seniorinnen und Senioren Einkäufe zu erleichtern, ja zu ermöglichen. Gleichwohl sollte nach wie vor die Ansiedelung von Geschäften im Ortskern forciert werden. Auch das Thema Gestaltung des öffentlichen Raumes wurde im Workshop intensiv diskutiert. So müsse vor allem in Bahnhöfen, Geschäften und öffentlichen Gebäuden verstärkt auf die Barrierefreiheit geachtet werden. Auch Bordsteinkanten seien so zu gestalten, dass sowohl Senioren als auch Familien mit Kinderwägen sie gut passieren können. Zudem wurde der Wunsch geäußert, vermehrt Seniorenaktivplätze einzurichten, vorzugsweise in Kombination mit Kinderspielplätzen. Auch die Gebäudeleerstände in den Ortskernen vieler Dörfer seien zu beheben. Durch verstärkte Nutzung von Städtebauförderungsprogrammen könne hier der benötigte seniorengerechte Wohnraum geschaffen werden. 50

69 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Integrierte Orts- und Entwicklungsplanung 1.6 Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen Der Anteil derjenigen, die ein Hilfsmittel wie z.b. einen Rollator zur Fortbewegung benutzen, beträgt schon jetzt über ein Fünftel der älteren Generation und wird aufgrund der Zunahme dieses Personenkreises weiter ansteigen. Deshalb ist es notwendig, dass die kreisangehörigen Städte, Märkte und Gemeinden sich intensiv um barrierefreie öffentliche Räume und Zugänge zu öffentlichen Gebäuden kümmern. Bestehende Bauten sollten einer kritischen Betrachtung, etwa durch Ortsbegehungen, unterzogen werden. Ebenso muss auf eine barrierefreie Gestaltung von Neubauten geachtet werden; deshalb empfiehlt es sich sehr, schon an den Planungen Senioren- und auch Behindertenbeiräte zu beteiligen. Auch das Zuparken von Gehwegen ist zu verhindern. Notwendig ist außerdem die Schaffung von Behindertenparkplätzen, vor allen Dingen vor Arztpraxen und anderen zentralen Anlaufstellen. Ein besonderes Augenmerk ist zudem auf die Bereitstellung von (sauberen) öffentlichen Toiletten zu legen, so verlassen viele ältere Menschen ihre Wohnung schon deshalb nicht mehr, weil sie Kontinenzprobleme haben öffentlich zugängliche Toiletten können daher zu einer Voraussetzung für ihre Teilnahme am gesellschaftlichen Leben werden. Auch Geschäfte könnten ihre Toiletten für Ältere öffnen; entsprechende Projekte (Die nette Toilette) wurden bereits in vielen Städten realisiert. Die Befragungen in den Kommunen zeigten, dass vielerorts soziale Infrastrukturangebote wie Wirtshäuser oder Begegnungsstätten noch durchaus vorhanden sind; sie als Treffpunkte für die örtliche Bevölkerung zu erhalten, ist für deren soziales Wohlbefinden und die kommunale Integration unerlässlich. In den Kommunen ist je nach Größe die Ausstattung mit Nahversorgungseinrichtungen unterschiedlich, was sich (auch) in den Befragungs- und Workshopergebnissen widerspiegelt. Auch hier ist eine individuelle Betrachtung der jeweiligen örtlichen Situation notwendig. Die Strategien, eine zunehmende Verarmung in der Nahversorgung zu verhindern, müssen sich dem anpassen und können deshalb von Ort zu Ort unterschiedlich aussehen. Zur Wiedergewinnung von Infrastruktur in ländlichen Kommunen ist u.a. die Schaffung von Dorfladenprojekten oder mobilen Verkaufsmöglichkeiten ein guter Ansatz. 51

70 Integrierte Orts- und Entwicklungsplanung B. Handlungsfelder und Themenbereiche Bestehende Supermärkte sind auf ihre Seniorenfreundlichkeit zu überprüfen. Dies bezieht sich z.b. auf Toiletten, Ruhebänke, Angebotsgestaltung und - darbietung und Service. Da viele ältere Menschen aus gesundheitlichen Gründen keine weiten Wege mehr auf sich nehmen oder nur sehr beschwerlich ihre Einkäufe nach Hause transportieren können, wäre die Einrichtung und Förderung von Lieferdiensten sinnvoll. Dies könnte nicht nur den Einzelhandel, sondern auch Dienstleistungen betreffen. Der Landkreis ist regional unterschiedlich dicht mit Hausärzten und Fachärzten versorgt. Ländliche Teile des Landkreises und Kleine Gemeinden sind oftmals schlechter versorgt und stehen dem Problem gegenüber, dass sich (nach Praxisschließungen) weniger oder gar keine Ärzte mehr niederlassen. Es sollten daher Rahmenbedingungen und Anreize geschaffen werden, welche auch die ländlichen Regionen des Landkreises für Ärzte attraktiver machen und deren Niederlassung fördern. Dies kann beispielsweise durch die Bereitstellung von Praxisräumen, einer guten Infrastruktur vor Ort (z.b. Breitband-Internetverbindung), Prämien und günstigen Darlehenskonditionen für die Praxisausstattung geschehen. In diesem Zusammenhang sei auch noch einmal auf die barrierefreie Zugänglichkeit der Arztpraxen verwiesen. Außerdem sollte, wegen der geringen Arztdichte in ländlichen Gebieten, der Aufbau von Fahr- und Begleitdiensten für ältere Menschen zu Arztpraxen besonders gefördert werden. Sie sollten allerdings nur eine Ergänzung zu und kein Ersatz für ärztliche Hausbesuche sein, die für eine angemessene Versorgung älterer Menschen in ferner gelegenen Gebieten des Landkreises weiterhin unerlässlich sind. Das Gleiche gilt für die geforderte (und gewiss begrüßenswerte) Schaffung von mobilen Arztpraxen. 52

71 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Integrierte Orts- und Entwicklungsplanung Als Maßnahmen empfehlen wir: Empfehlungen / Maßnahmen Ortsbegehungen zur Erfassung von Handlungsbedarfen im öffentlichen Raum unter besonderer Berücksichtigung und Einbeziehung mobilitätseingeschränkter Personen. Zu denken ist an: Zugänge zu öffentlichen Gebäuden Ruhebänke Ansprechpartner Städte, Märkte und Gemeinden, Seniorenbeauftragte, Behindertenbeauftragte, Bayerische Architektenkammer Toiletten Überquerungen von Straßen Straßenbeläge Zugeparkte Gehwege Parkplätze Treppengeländer Schaffung von barrierefreien / -armen öffentlichen Gebäuden, Wegen, Plätzen und öffentlichen Einrichtungen sowie von Behindertenparkplätzen Hinwirken auf die nachhaltige Umsetzung von Barrierefreien Bauen bei Gemeinde- bzw. Stadtverwaltungen. Beachtung insbesondere bei anstehenden Baumaßnahmen. Schriftliche Information über barrierefreies Bauen: bei Beratungsgesprächen auszuhändigen. Schulung und Fortbildung von Handwerkern im barrierefreien Umbauen (siehe auch HF Wohnen zu Hause) Überprüfen und ggf. Schaffung von öffentlichen Toiletten und Öffnung von Toiletten in Geschäften ( Unterstützung beim Erhalt bzw. Aufbau von Nahversorgungsangeboten in den Kommunen und Gemeindeteilen. Landkreis, Städte, Märkte und Gemeinden Landkreis, Städte, Märkte und Gemeinden, Bayerische Architektenkammer, Behindertenbeauftragte Handwerkskammern Städte, Märkte und Gemeinden, Geschäftsinhaber Städte, Märkte und Gemeinden ( 53

72 Integrierte Orts- und Entwicklungsplanung B. Handlungsfelder und Themenbereiche Empfehlungen / Maßnahmen Ansprechpartner Hinwirken auf seniorenfreundlichere Einkaufsmöglichkeiten im örtlichen Einzelhandel. ( Information über Öffnungszeiten von Apotheken. Ausbau von Bringdiensten, auch für Lebensmittel (Listen mit Diensten über Seniorenbeauftragte verteilen). Anreize für die Niederlassung von (Haus-)Ärzten schaffen, z.b. durch Bereitstellung von Praxisräumen, örtlicher Infrastruktur (z.b. schneller Internetzugang), günstige Darlehenskonditionen. Förderung von mobilen Arztpraxen, Schaffung der dafür benötigten Infrastruktur Städte, Märkte und Gemeinden, Einzelhandel Apotheken, Lebensmittelgeschäfte, Seniorenbeauftragte Städte, Märkte und Gemeinden, Landkreis, Kassenärztliche Vereinigung Kassenärztliche Vereinigung 54

73 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Wohnen zu Hause 2. Handlungsfeld Wohnen zu Hause 2.1 Wohnort und Wohnsituation älterer Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen Dieses Handlungsfeld befasst sich mit der Wohnsituation und den Wohnwünschen älterer Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Dabei wird der Frage nachgegangen, welche Hilfen außerhalb von pflegerischen Leistungen zur Verfügung stehen, um Älteren das Wohnen zu Hause zu ermöglichen, oder welche alternativen Wohnmöglichkeiten ihnen im Landkreis angeboten werden können. Als Hintergrundinformation sei hier noch einmal erwähnt, dass in diesem ländlich geprägten Landkreis rund die Hälfte der (befragten) Bevölkerung in Gemeinden unter Einwohner lebt, die andere Hälfte in Orten mit über Einwohnern. Bemerkenswert ist, dass nur knapp sechs Prozent der befragten Seniorinnen und Senioren im Landkreis als Neubürger gelten (Zuzug während der letzten zehn Jahre), während über 44 Prozent der Älteren seit mehr als sechzig Jahren an ihren derzeitigen Wohnort leben, die meisten von ihnen sogar seit ihrer Geburt. Weitere knapp 38 Prozent haben sich schon vor über 30 Jahren am aktuellen Wohnort niedergelassen (vgl. Darstellung 2-1). Dies deutet auf eine sehr stabile Einwohnerschaft hin, von der anzunehmen ist, dass sie stark in ihrer Umgebung verwurzelt ist und ein hohes Maß an sozialer Bindung aufweist. 55

74 Wohnen zu Hause B. Handlungsfelder und Themenbereiche Darstellung 2-1: 50% Wohndauer der Befragten im Landkreis 4 4,2 % 40% 30% 20% 1 5,5 % 1 3,3 % 10% 5,6 % 6,9 % 5,5 % 9% 0% 0 -<1 0 Jahre 1 0 -<2 0 Jahre Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS 2011 Was die familiäre Wohnsituation betrifft, ist Folgendes festzuhalten: Ein gutes Fünftel aller Befragten lebt allein; in der Gruppe der 85- bis 90-Jährigen sind das etwas mehr als ein Drittel, bei den über 90-Jährigen gar mehr als die Hälfte. Sie alle können also im Bedarfsfall auf familiäre Hilfe nicht unmittelbar zurückgreifen. Über drei Viertel der Befragten jedoch leben mit anderen Personen zusammen (vgl. Darstellung 2-2), in der Regel mit einem (Ehe-)Partner (68 %), nicht selten zugleich auch mit einem ihrer Kinder (23 %) und manchmal mit noch anderen Personen (z.b. mit Enkeln) <3 0 Jahre 3 0 -<4 0 Jahre 4 0 -<5 0 Jahre 5 0 -<6 0 Jahre 6 0 Jahre und länger 56

75 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Wohnen zu Hause Darstellung 2-2: Wohnsituation (Mehrfachnennungen möglich) Mit Anderen Mit Kindern Allein 22,3% Nicht allein 77,7% Mit (Ehe-)Partner Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS 2011 Lediglich 17,4 Prozent (545 Personen) der befragten Bürgerinnen und Bürger wohnen in einem Mietverhältnis. Die Mehrheit (54,9 Prozent, 1719 Personen) hingegen wohnt im Wohneigentum, immerhin über ein Viertel in einer Wohnung mit lebenslangem Wohnrecht (Nießbrauch). Dies ist ein Hinweis auf zwei Themen: Die Umzugsbereitschaft dürfte bei der Mehrheit (wegen des Wohneigentums und des Nießbrauchs) eher gering sein, Wohnungsanpassungsmaßnahmen aber wären für sie vermutlich leichter zu realisieren, weil bei ihnen nicht das Einverständnis eines Vermieters benötigt würde. 2.2 Barrierefreiheit der Wohnung und der näheren Wohnumgebung Zu Hause wohnen bleiben, in der angestammten Umgebung, im gewohnten Wohnumfeld, das ist die von den älteren Menschen auch in diesem Landkreis bevorzugte Wohnform knapp 40 Prozent der Befragten möchten dies ausdrücklich (vgl. unten, Abschnitt 3.3). Eine Voraussetzung für den Verbleib am gewohnten Platz ist aber die Anpassungsmöglichkeit der Wohnung und des unmittelbaren Wohnumfeldes an die veränderten Bedürfnisse und körperlichen Fähigkeiten älterer und alter Menschen. Auf welche Probleme sie in ihrer Wohnung oder ihrem Haus stoßen, beschreibt die nachfolgende Darstellung 2-3: 57

76 Wohnen zu Hause B. Handlungsfelder und Themenbereiche Darstellung 2-3: Mögliche Probleme mit baulichen Gegebenheiten Mögliche Probleme mit Stufen Mögliche Probleme mit Bad und Türbreiten Anzahl der Nennungen Anzahl der Nennungen Stufen im Eingangsbereich Haus umfasst mehrere Etagen Stufen in der Wohnnug Stufen zum Balkon Anzahl der Antwortenden: n= Keine Dusche im Bad Mehrfachnennungen möglich Schmale Türbreiten Bad ist eng Anzahl der Antwortenden: n=1.552 Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS 2011 Die Grafiken lassen erkennen, dass die bauliche Situation der Wohnung für viele Ältere ein Problem werden könnte: Stufen müssen bewältigt werden, schon um in die Wohnung zu gelangen (1.967 Nennungen), dann oft noch innerhalb der Wohnung oder zu Balkon oder Terrasse, oder weil die Wohnung mehrere Etagen umfasst. Anderen Befragten können das Fehlen einer Dusche (als Alternative zur schwer besteigbaren Badewanne), schmale Türen (z.b. Rollstuhlfahrern) oder zu enge Bäder Schwierigkeiten bereiten. Allerdings beschreiben aktuell nur 17,9 Prozent (563 Befragte) bereits derartige Probleme in ihrer Wohnung. Worin diese Schwierigkeiten bestehen, geht aus Darstellung 2-4 hervor. Dabei waren Mehrfachnennungen möglich: 58

77 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Wohnen zu Hause 424 Personen haben Probleme mit Stufen in der Wohnung (hochgerechnet für den Landkreis ca Personen); 223 Personen haben Probleme im Bad, 86 mit der Toilette (hochgerechnet für den Landkreis sind dies über bzw. rund 550 Personen); 72 Personen nennen noch weitere Hindernisse wie fehlende Handläufe oder Schwierigkeiten mit der Wohnungs- oder Hausbeschaffenheit bzw. mit der Pflege des Grundstücks aufgrund gesundheitlicher Probleme. Darstellung 2-4: Schwierigkeiten beim Wohnen zu Hause I c h habe gewis s e Sc hwierigkeiten......mit Stufen/Schwellen im Bad mit der Toilette 86...mit Anderem Quelle: Bürgerberfragung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS 2011 Die übrigen Befragten hingegen sind nach eigenen Angaben mit ihrer Wohnung in dieser Hinsicht zufrieden; lediglich jeder Achte befürchtet, künftig darin nicht mehr allein zurecht zu kommen. Nicht überraschend steigt die Zahl derer, die Schwierigkeiten mit Barrieren in ihrem Wohnumfeld haben, mit dem Lebensalter deutlich an: Unter den Hochaltrigen (ab 85 Jahren) war es mehr als jeder Dritte, der dies erwähnte. Angesichts der zu erwartenden Zunahme von Personen dieser Altersgruppe wird der Bedarf an eingehenden Wohnberatungen und Maßnahmen der Wohnungsanpassung bald deutlich ansteigen. Doch noch denken erst 7,5 Prozent der Befragten über einen altersgerechten Umbau ihrer Wohnung / ihres Hauses überhaupt nach. 59

78 Wohnen zu Hause B. Handlungsfelder und Themenbereiche 2.3 Wohnungsanpassung und Wohnberatung Wie zuvor dargestellt, ist eine wichtige Voraussetzung für einen Verbleib in der angestammten Wohnung bei abnehmender körperlicher Konstitution die Anpassung der Wohnung und des unmittelbaren Wohnumfeldes an die veränderten Fähigkeiten und Bedürfnisse. So kann es von der Gestaltung der Wohnung (speziell z.b. des Badezimmers) und der Wohnumgebung abhängen, ob ein Verbleib zu Hause möglich ist oder ob Umzug in ein Pflegeheim oder in eine andere Wohnform nötig wird. Auf jeden Fall ist rechtzeitige Wohnungsanpassung auch eine Vorsorgemaßnahme, um Unfälle und gesundheitliche Verschlechterungen (z.b. durch Stürze) zu verhindern. Nach dem Bayerischen Wohnraumförderungsgesetz kann eine Wohnraumanpassung an Menschen mit Behinderung öffentlich gefördert werden. Für einen behindertengerechten Wohnungsumbau können demnach leistungsfreie Baudarlehen bis zu Euro gewährt werden. Für die Förderung des Wohnungsumbaus für Eigenwohnraum und Mietwohnraum im Ein- und Zweifamilienhaus sind die entsprechenden Anträge beim Landratsamt einzureichen, für Mietwohnraum im Mehrfamilienhaus ist die Bezirksregierung zuständig. Eine eigene Fachstelle zur Wohnungsanpassung bzw. Wohnberatung gibt es im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen nicht. Beraten können jedoch ambulante Pflegedienste und auch die Kranken- und Pflegekassen. Deren Zielgruppe sind freilich in der Regel nur pflegebedürftige Personen und nicht auch Menschen, die z.b. präventiv ihre Wohnung anpassen lassen möchten. Neben finanzieller und gestalterischer Beratung braucht es natürlich auch Handwerksbetriebe, die sich mit dieser Thematik so befasst haben, dass sie Anpassungsmaßnahmen oder Neubauten sachgerecht planen und ausführen können. 60

79 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Wohnen zu Hause 2.4 Wohnwünsche und Wohnformen Bereits heute gibt es vielfältige Wohnangebote für Ältere, die unterschiedlichen Bedürfnissen und Vorlieben entsprechen. Auf die Frage Haben Sie einmal darüber nachgedacht, ob für Sie ein Umzug in Frage kommt? haben Personen geantwortet (vgl. Darstellung 2-5): Knapp 40 Prozent der Befragten wollen ihre derzeitige Wohnform auch in Zukunft nicht ändern; Gut ebenso viele geben an, über einen Umzug bereits nachgedacht zu haben; Für ein Fünftel der Befragten kommt ein Umzug nur im Notfall in Frage. Es ist zu beobachten, dass Befragte unter 80 Jahren häufiger einen Umzug erwägen als noch Ältere, die vermutlich finden, dass sich eine so große Umstellung für sie nun nicht mehr lohne. Alleinlebende Ältere stehen einem Umzug deutlich aufgeschlossener gegenüber als solche, die mit Anderen zusammen wohnen. Darstellung 2-5: Umzugsbereitschaft Anzahl der Nennungen Ja, über Umzug nachgedacht 41,4% Nein, kommt nicht in Frage 39,2% Umzug kommt nur im Notfall in Frage 19,4% 0% 10% 20% 30% 40% 50% Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS

80 Wohnen zu Hause B. Handlungsfelder und Themenbereiche Diejenigen, die schon einmal einen Umzug erwogen haben, nannten folgende Wohnwünsche (vgl. Darstellung 2-6): Die größte Gruppe unter ihnen spricht sich eindeutig für eine Wohnung aus, in der persönliche Betreuung bei Krankheit oder Pflegebedürftigkeit gewährleistet wird. 590 Personen würden (sehr) gern in einer solchen Wohnung leben (auf den Landkreis hochgerechnet: über Menschen); Eine barrierefreie Wohnung / eine Wohnung, in der sie besser zurecht kommen, sehen 468 Personen (hochgerechnet: über 3.000) als Alternative zur jetzigen Wohnform; 271 Personen gaben an, sie würden in die Nähe ihrer Kinder ziehen, um von ihnen unterstützt werden zu können (hochgerechnet: über 1.700); Gefallen an einer Haus- oder Wohngemeinschaft mit Gleichaltrigen finden 160 Befragte (hochgerechnet: rund Personen). An einer Haus- oder Wohngemeinschaft mit unterschiedlichen Altersgruppen, z.b. mit jungen Familien (nicht eigene Kinder), bekunden 136 Befragte Interesse (hochgerechnet: über 880 Personen). Darstellung 2-6: Wohnalternativen Anzahl der Nennungen (Mehrfachnennungen möglich) Wohnung mit gesicherter Betreuung 590 Wohnung in der ich besser zurecht komme 468 Nähe der Kinder 271 Wohngemeinschaft mit Gleichaltrigen 160 Wohngemeinschaft mit Jüngeren Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS

81 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Wohnen zu Hause Neben den Umzugsmotiven, dem Wohnwunsch wurde auch danach gefragt, wie die Lebensplanung aussieht, wenn einmal Pflege und Unterstützung benötigt wird. Die befragten Älteren haben eine klare Vorstellung darüber, wie sie sich im Falle einer Pflegebedürftigkeit Hilfen organisieren wollen oder dies vielleicht auch schon aktuell tun. Ca Befragte (das entspricht 58 Prozent) möchten weiterhin zu Hause wohnen bleiben und würden (professionelle) ambulante Hilfen in Anspruch nehmen. Rund 45 Prozent wollen zu Hause wohnen bleiben und rechnen damit, dass sie Hilfe von Angehörigen und Nachbarn erhalten. Einen Umzug in eine Wohnung mit Betreuung würde nur etwa 14 Prozent in Kauf nehmen, und in ein Pflegeheim würden lediglich etwas mehr als sechs Prozent ziehen (vgl. Darstellung 2-7). Darstellung 2-7: Unterstützung bei Pflege- und Betreuungsbedarf A nzahl der N ennungen (M ehrfac hnennungen möglic h) A mbulante H ilfe zu H aus e H ilfe von A ngehörigen und N ac hbarn zu H aus e Wohnung mit B etreuung 433 P flegeheim Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS 2011 Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die älteren Bürgerinnen und Bürger des Landkreises zum überwiegenden Teil ihre Wohnsituation bei Pflegebedürftigkeit nicht ändern wollen, sondern auf familiäre und professionelle Hilfen setzen. Gründe für die generell geringe Umzugsbereitschaft sind neben dem Erhalt des gewohnten Wohnumfelds die meist höheren Kosten für eine Wohnung mit Betreuung und die Befürchtung, dass eine barrierefreie Ausstattung nicht finanzierbar ist (vgl. Darstellung 2-8). Hinzu kommt die hohe Anzahl an Wohneigentümern, welche ohnehin nur eine geringe Bereitschaft zum Umzug haben. 63

82 Wohnen zu Hause B. Handlungsfelder und Themenbereiche Wie aus Darstellung 2-8 hervorgeht, sind mehr als die Hälfte der Befragten (1.619 Personen) davon überzeugt, dass sie sich die höheren Kosten für eine andere Wohnung keinesfalls leisten könnten, 991 Personen ein gutes Drittel nur mit Einschränkungen; lediglich 283 Personen (9,8%) hätten keine Probleme, solche Mehrkosten zu tragen. Eine Unterstützung in der eigenen Wohnung könnte sich hingegen über die Hälfte der Befragten (1.439 Personen), wenn auch mit Einschränkungen, leisten; 335 Personen (11,9%) könnten dies sogar problemlos tun, mehr als jeder Dritte (1.039 Personen) könnte dies nicht und wäre somit stark auf Unterstützung durch Familie oder Nachbarn angewiesen. Darstellung 2-8: Finanzierbarkeit von höheren Kosten bei anderer Wohnform oder Unterstützung zu Hause 70% in Prozent 60% 50% 56% 51,2% 40% 30% 34,3% 36,9% 20% 10% 9,8% 11,9% 0% Andere Wohnform Unterstützung zu Hause Nein Ja, problemlos Ja, mit Einschränkungen Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS

83 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Wohnen zu Hause 2.5 Wohnangebote für Senioren im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen Seniorenwohnanlagen / Betreute Wohnanlagen Betreute Wohnanlagen bestehen aus barrierefrei erschlossenen Miet- oder Eigentumswohnungen, deren Bewohner in der Regel bei ihrem Einzug einen Vertrag über ihre soziale Betreuung abschließen. Da es sich beim Betreuten Wohnen oder auch Servicewohnen um keinen rechtlich geschützten Begriff handelt, können die Angebote und Leistungen für die Bewohner stark variieren: sowohl in der Ausstattung (z.b. barrierefreie Gestaltung, Hausnotrufanlage, Gemeinschaftsräume) als auch im Betreuungsangebot (Sprechzeiten einer qualifizierten Kraft, Veranstaltungen, Organisation von Hilfen). Als Qualitätsmaßstab für die Ausgestaltung der Wohnanlagen und Betreuungsangebote sollten aber die DIN (Barrierefreiheit) bzw. die DIN (Dienstleistungsnorm) gelten. Darstellung 2-9: Wohnangebote für Seniorinnen und Senioren im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen Name der Einrichtung Ort Zahl der Wohnungen Bemerkungen Versorgungsregion Fränkisches Seenland / Hahnenkamm Evang. Kranken- und Altenpflege ggmbh Evang. Kranken- und Altenpflege ggmbh Gunzenhausen 31 Gunzenhausen Mietwohnungen 4 Eigentumswohnungen 26 Mietwohnungen 20 Mietwohnungen öffentlich gefördert Versorgungsregion Rezattal / Jura Seniorenhof Wohnanlage Weißenburg 56 Nicht bekannt Seniorenhof Pleinfeld Pleinfeld 43 Nicht bekannt Quelle AfA / SAGS 2011 Im Landkreis stehen somit 176 barrierefreie Wohnungen in Betreuten Wohnanlagen zur Verfügung. Die zu zahlenden Betreuungspauschalen liegen zwischen 25 und 36 Euro pro Monat und Person. Der Nachfrage nach Betreuten Wohnungen können die vorhandenen Wohnanlagen bisher recht gut nachkommen. 65

84 Wohnen zu Hause B. Handlungsfelder und Themenbereiche Im Alten- und Pflegeheim Burkhard-von-Seckendorff-Heim in Gunzenhausen gibt es neben der stationären Pflege auch seniorengerechte Wohnungen, die mit einem Hausnotruf ausgestattet sind. Die Mieter/innen dieser Wohnungen können den Mittagstisch im Heim mitnutzen. 2.6 Ambulant betreute Wohngemeinschaften Ambulant betreute Wohngemeinschaften stellen ein Wohnangebot für Seniorinnen und Senioren dar, die nicht mehr allein leben wollen oder können, aber auch nicht in ein Pflegeheim ziehen möchten. Es leben bis zu zwölf Personen in den Wohngemeinschaften, von denen sich viele inzwischen auf demenzkranke Bewohner spezialisiert haben. Pflege und Betreuung erfolgen durch ambulante Pflegedienste. Diese Wohnform zur Versorgung von älteren oder pflegebedürftigen Menschen etabliert sich zunehmend im Freistaat Bayern und lässt sich auch (insbesondere) in kleineren Gemeinden als eine wohnortnahe Form der Pflege, Betreuung und Versorgung realisieren. Im Seniorenhof Weißenburg wird vom Diakonischen Werk Weißenburg-Gunzenhausen eine Wohngemeinschaft für Demenzkranke und Pflegebedürftige angeboten. In der Wohngemeinschaft finden insgesamt sechs Personen, jeweils in zwei Einzelund Doppelzimmern Platz. 2.7 Hilfen für das Wohnen zu Hause Um es älteren Menschen zu ermöglichen, trotz Unterstützungsbedarf weiter zu Hause wohnen bleiben zu können, gibt es im Landkreis eine Reihe von Hilfen. Neben Angeboten ambulanter Pflege und Betreuung (vgl. Handlungsfeld Pflege und Betreuung ) sind das vor allem alltagspraktische Hilfen wie Essen auf Rädern oder Mittagstischangebote, Hausnotrufdienste, Fahrdienste und Hilfen im Alltag und Haushalt. An dieser Stelle sei auch auf das Kapitel Unterstützung Pflegender Angehöriger verwiesen, denn es sind Angehörige, die den größten Teil jener Hilfen erbringen, die den alten Menschen einen Verbleib in ihrer Wohnung ermöglichen Essen auf Rädern, Mittagstisch 13 Anbieter von Essen auf Rädern im Landkreis versorgen zurzeit eine Reihe von Haushalten mit Tiefkühlkost oder warmen Mahlzeiten (vgl. Darstellung 2-10). 66

85 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Wohnen zu Hause Darstellung 2-10: Menüservicedienste im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen Einrichtung Ort Anzahl versorgter Haushalte Liefergebiet BRK KV Südfranken Weißenburg Keine Angabe Caritas-Kreisstelle Weißenburg Caritas-Sozialstation Gunzenhausen Diakoniestation Gunzenhausen Weißenburg 19 Gunzenhausen 6 Gunzenhausen Keine Angabe Diakoniestation Heidenheim Heidenheim Keine Angabe Gesamter Landkreis Stadt Weißenburg und Ellingen Fränkisches Seenland Altmühltal, Fränkisches Seenland Fränkisches Seenland Diakoniestation Jura Thalmässing Keine Angabe Rezattal / Jura Diakoniestation Langenaltheim Langenaltheim Keine Angabe Altmühltal Diakoniestation Weißenburg Weißenburg 25 Rezattal / Jura Die ambulante Krankenpflege - Pflege daheim (Über BRK) Gemeindeschwesternstation Treuchtlingen Lazarus ambulante Krankenpflege Pflege mit Herz Weißenburg Schmidt GmbH häusliche Kranken- und Altenpflege Meinheim 6 15 km Umkreis Meinheim Treuchtlingen 38 Altmühltal Gunzenhausen 8 Fränkisches Seenland Weißenburg Keine Angabe Rezattal / Jura Weißenburg 14 Gesamter Landkreis Quelle: AfA / SAGS 2011 Die Nachfrage nach Essen auf Rädern im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen ist in den letzten Jahren in etwa gleich geblieben. Nach Auskunft der Anbieter kann sie zurzeit gut befriedigt werden Ergänzend bieten fünf Stationäre Einrichtungen auch Seniorinnen und Senioren aus ihrer Umgebung täglich ein warmes Mittagessen an (vgl. Darstellung 2-11): 67

86 Wohnen zu Hause B. Handlungsfelder und Themenbereiche Darstellung 2-11: Öffentliche Mittagstische im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen Einrichtung Ort Anzahl der täglichen Besucher Burckhard-von-Seckendorff-Heim Gunzenhausen 0 AWO Alten- und Pflegeheim Heidenheim Heidenheim 5 AWO Pflegeheim Langenaltheim 3 AWO Else- und Heiner-Stöhr-Alten- und Pflegeheim Weißenburg 4 Caritas Altenheim St. Walburg Weißenburg 2 Quelle: AfA / SAGS Hausnotruf Im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen haben 278 Personen einen Hausnotrufanschluss (vgl. Darstellung 2-12). Laut Auskunft der Anbieter dieses Dienstes hat sich die Nachfrage in den letzten zwei Jahren erhöht. In Notfällen werden Mitarbeiter der Notrufzentralen, Personen des Vertrauens oder der Rettungsdienst benachrichtigt. Viele Pflegedienste bieten einen Hausnotruf in Kooperation mit dem Bayerischen Roten Kreuz an. Darstellung 2-12: Hausnotrufanbieter im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen Anbieter Hausnotrufanschlüsse BRK Kreisverband Südfranken 230 Diakoniestation Langenaltheim 21 Diakoniestation Weißenburg 27 Quelle: AfA / SAGS Fahrdienste Professionell organisierte Fahrdienste werden im Landkreis vom Bayerischen Roten Kreuz, der Diakonie Langenaltheim und der Diakonie Weißenburg angeboten. Zum Angebotsspektrum gehören Fahrten mit Rollstuhl, Tragestuhl oder liegend, aber ohne medizinische Betreuung. Im Handlungsfeld Mobilität wird auf weitere Angebote im Landkreis eingegangen. 68

87 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Wohnen zu Hause Hilfen im Haushalt und andere Hilfen Hilfen im Haushalt werden von Ambulanten Diensten angeboten, allerdings in der Regel nur im Zusammenhang mit pflegerischen Leistungen. Zwölf im Landkreis tätige Ambulante Dienste gaben an, auch hauswirtschaftliche Hilfen über das SGB XI hinaus zu leisten. Des Weiteren gibt es neben gewerblichen Anbietern auch Einrichtungen, die ehrenamtliche Hilfen erbringen oder koordinieren. Von folgenden Einrichtungen liegen Informationen vor (Darstellung 2-13): Darstellung 2-13: Individuelle Hilfen Name des Anbieters Mehrgenerationenhaus Pleinfeld Diakoniestation Weißenburg Evang-Luth. Dekanat und Pfarramt Pappenheim Kath. Pfarrei Pleinfeld St. Veit, Stirn Katholisches Pfarramt Weißenburg St. Willibald Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Weißenburg St. Andreas Angebot Kleinere Hilfen im Haushalt Hauswirtschaftliche Unterstützung Kleinere Hilfen im Haushalt Kleinere Hilfen im Haushalt Kleinere Hilfen im Haushalt Kleinere Hilfen im Haushalt Quelle: AfA / SAGS Einschätzung der Situation durch die örtlichen Expertinnen und Experten Die verschiedenen Angebote und Hilfen, die das Wohnenbleiben unterstützen sollen, wurden im Rahmen der Bestandserhebungen von Vertretern der Kommunen, stationären Einrichtungen und ambulanten Diensten sowie von Akteuren der Seniorenarbeit beurteilt und zudem im Workshop eingehend besprochen. Diese Fachleute sind hinsichtlich des Angebots an Betreutem Wohnen im Landkreis geteilter Meinung; vor allem die Kommunen erkennen einen ungedeckten Bedarf, nur insgesamt ein Drittel sieht jedoch den Landkreis als ausreichend versorgt (vgl. Darstellung 2-14). 69

88 Wohnen zu Hause B. Handlungsfelder und Themenbereiche Darstellung 2-14: Betreutes Wohnen aus Sicht der Expertinnen und Experten Reichen die Angebote aus? Eher ja Eher nicht Keine Einschätzung Keine Angabe Kommunen (n=27) Akteure der Seniorenarbeit (n=22) Ambulante Dienste (n=13) Stationäre Einrichtungen (n=13) Gesamt (n=75) Quelle: AfA / SAGS 2011 Das Expertenurteil über das Angebot an gemeinschaftlich organisierten Wohnen hingegen ist klar: Es wird fast komplett als unzureichend eingestuft (vgl. Darstellung 2-15). Die große Zahl der Personen, die hierzu keine Einschätzung abgeben konnten oder wollten, weist zudem darauf hin, dass diese Form des Wohnens vielen noch nicht vertraut oder gar nicht bekannt ist. Darstellung 2-15: Angebot an gemeinschaftlich organisiertem Wohnen aus Sicht der Expertinnen und Experten Reichen die Angebote aus? Eher ja Eher nicht Keine Einschätzung Keine Angabe Kommunen (n=27) Akteure der Seniorenarbeit (n=22) Ambulante Dienste (n=13) Stationäre Einrichtungen (n=13) Gesamt (n=75) Quelle: AfA / SAGS 2011 Das Angebot an hauswirtschaftlichen Hilfen wiederum wird von der Mehrzahl der Expertinnen und Experten als ausreichend eingeschätzt (vgl. Darstellung 2-16). 70

89 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Wohnen zu Hause Darstellung 2-16: Angebot an hauswirtschaftlichen Hilfen aus Sicht der Expertinnen und Experten Reichen die Angebote aus? Eher ja Eher nicht Keine Einschätzung Keine Angabe Kommunen (n=27) Akteure der Seniorenarbeit (n=22) Ambulante Dienste (n=13) Stationäre Einrichtungen (n=14) Gesamt (n=75) Quelle: AfA / SAGS 2011 Auch im Rahmen des Bertelsmann Workshops Zukunftsorientierte Seniorenpolitik wurde über das Thema Wohnen zu Hause diskutiert. Ein zentrales Anliegen in der Diskussion war die Informationsweitergabe über Angebote, die das Wohnen zu Hause erleichtern. Dabei wurde hervorgehoben, dass die informellen Hilfen, sei es durch Nachbarn, Freunde oder Bekannte, zwar gut funktionierten, aber räumlich noch zu sehr begrenzt seien. Deshalb müsse man verstärkt über Hilfen auch außerhalb der eigenen Gemeinde informieren und die verschiedenen Dienste und Einrichtungen besser miteinander vernetzen. Gefordert wurde auch, Alten- und Pflegeheime in die Quartiere zu öffnen. Dies würde helfen, alten Menschen, die zu Hause nicht mehr gepflegt werden können, die Angst vor einem Heim nehmen. Nicht nur die Hilfe im Alltag, auch die barrierefreie Gestaltung von Wohnungen ist ein ausschlaggebender Faktor für das Wohnenbleibenkönnen. Sie müsse für Neubauten selbstverständlich sein, aber auch in alten Gebäuden erreicht werden. Nach Auffassung des Workshops fehle es jedoch weithin an kompetenter Wohnraumberatung, ja sogar an grundlegender Bewusstseinsbildung rund um das Thema barrierefreies Bauen, und zwar sowohl bei Bauträgern und Architekten als auch bei den Banken (als Finanzierer der erforderlichen Maßnahmen) und den kommunalen Behörden. All diese Akteure seien dringend aufgefordert, sich dieser wichtigen Aufgabe energisch anzunehmen und der Bürgerschaft, zumal der älteren Generation, bei der barrierefreien (Um-)Gestaltung ihrer Wohnungen beizustehen. 71

90 Wohnen zu Hause B. Handlungsfelder und Themenbereiche Auch in der Expertenrunde zum Thema Wohnen zu Hause, zusammengesetzt aus Bürgermeistern sowie Vertretern der Wohnungsbaugenossenschaften und sozialer Einrichtungen, wurde der Informationsstand in Sachen barrierefreies (Um-) Bauen bemängelt. Es fehle einfach an einer zentralen und neutralen Wohnberatungsstelle. Und es müssten (finanzielle, politische) Anreize für Bauträger geschaffen werden, damit sie bei Neubauten oder Sanierungen die Wohnungen zumindest barrierearm gestalten. Im Übrigen sollte auch schon die jüngere Generation für dieses Thema sensibilisiert werden, auf dass sie beim Neubau von Immobilien darauf achten. Neben der barrierefreien Gestaltung des Wohnraumes sei es jedoch so diese Expertenrunde wichtig, dass ältere Menschen in ihrer Gemeinde auf funktionierende Nachbarschaften und soziale Netzwerke zurückgreifen können. Alltägliche Hilfe sei dann leichter zu erreichen, Vereinsamung zu vermeiden; allerdings müssten solche nachbarschaftlichen Hilfen auch von der Gemeinde unterstützt und gefördert werden. Es sei übrigens zu befürchten, dass das derzeit noch funktionierende soziale Netz durch den Wegzug der Jüngeren sich verschlechtere und ein zunehmender Leerstand von Gebäuden ortsbildprägend sein werde. Ebenso wurde diskutiert, dass aufgrund des geringen Einkommens viele Ältere nicht in der Lage sind, Wohnungsanpassungen durchzuführen oder dies nicht mehr als rentabel ansehen. Dies, zusammen mit der sich verschlechternden Infrastruktur, könne dazu führen, dass ein Teil der Älteren in die größeren Städte mit besserer Infrastruktur zieht. Auch die Wohnungsunternehmen sehen wenig Spielraum für eine barrierefreie Sanierung im Bestand, weil die daraus vermutlich resultierenden höheren Mietkosten dann nicht mehr bezahlt werden könnten. 2.9 Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen Zu Hause wohnen bleiben zu können ist der überwiegende Wunsch der befragten älteren Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Dies hängt auch damit zusammen, dass viele Ältere bereits sehr lange in ihrer Heimatgemeinde leben und sich dort Wohneigentum anschaffen konnten. Derzeit gibt es noch für die meisten von ihnen ein sehr großes familiäres Unterstützungspotenzial durch Familie, Bekannte und Nachbarn. Vielen Befragten ist aber bewusst, dass sie bei zunehmendem Hilfebedarf nicht mehr uneingeschränkt auf die Familie zurückgreifen können (auch weil sie zum Teil keine Kinder haben); manche von ihnen möchten dies auch gar nicht. 72

91 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Wohnen zu Hause Die baulichen Gegebenheiten ihrer Wohnung (Treppen, das Badezimmer!) werden von Vielen kritisch eingeschätzt, d.h. als ungeeignet für sie, sobald sie einmal nicht mehr bei besten Kräften sind. Gleichwohl ist Wohnungsanpassung ein schwierig zu kommunizierendes Thema und als Präventivmaßnahme kaum durchzusetzen. Wohnberatungen und gar -umgestaltungen werden meist erst dann durchgeführt (oder angeboten), wenn akuter Bedarf vorliegt (so berät z.b. die Diakonie lediglich ihre bereits pflegebedürftigen Kunden). Sowohl im Workshop als auch in der Expertenrunde wurde es als wünschenswert, ja als nötig angesehen, im Landkreis Wohnberatungspersonal auszubilden, die sich in der Gestaltung, Technik und Finanzierung von Wohnungsanpassungsmaßnahmen gut auskennen, auch mit den örtlichen Handwerksbetrieben vertraut sind und auf ältere Menschen einfühlsam zugehen können. Wir halten es für notwendig, die im Landkreis ansässigen Wohnungsunternehmen bei der Sanierung intensiv zu beraten und die Schaffung von barrierearmen Wohnraum zu unterstützen. Ebenso sollten Privatpersonen unterstützt werden, die im Bestand barrierefreien Wohnraum anbieten. Darüber hinaus ist dafür zu sorgen, dass auch schon jüngere Bauwillige über den Nutzen einer barrierefreien Gestaltung ihrer künftigen Wohnung gründlich aufgeklärt werden (siehe auch Handlungsfeld Orts- und Entwicklungsplanung). Neben den Leistungen der Angehörigen und der ambulanten Pflegedienste gibt es eine Reihe von Angeboten, die das Wohnen zu Hause erleichtern oder absichern. Insgesamt ist das Angebot an diesen Unterstützungsleistungen im Landkreis weitgehend gut (Essen auf Rädern, Hausnotruf), in manchem aber noch ausbaufähig (Fahrdienste, siehe Handlungsfeld Mobilität), Hilfen im Haushalt oder soziale und kommunikative Kontakte (Besuchsdienste). Wir halten es deshalb für sinnvoll, in den jeweiligen Gemeinden die Meinung der lokalen Experten im Rahmen eines Fachgespräches einzuholen, um den Bedarf an unterstützenden Leistungen abzuklären. Auf die Notwendigkeit der Entlastung von pflegenden Angehörigen wird im Handlungsfeld Pflegende Angehörige eingegangen. Gerade bei beginnendem (teilweise zeitlich begrenztem oder wechselndem) Hilfebedarf befinden sich Ältere häufig noch außerhalb der Versorgungssystematik der Pflegeversicherung. Dann spielen nachbarschaftliche und informelle Hilfen auf Gemeindeebene eine wichtige Rolle. Deshalb sollten bestehende Nachbarschaftshilfen und der Aufbau von neuen kommunal unterstützt werden. Das können unaufwändige, aber sehr effektive Maßnahmen sein, z.b. die Überlassung von Räumlichkeiten zur Mitbenutzung, eine finanzielle Zuwendung oder auch nur die 73

92 Wohnen zu Hause B. Handlungsfelder und Themenbereiche Angliederung an die Gemeinde oder Kirche, damit der Versicherungsschutz für die Ehrenamtlichen einfach geregelt werden kann. Von den Betroffenen selbst gab in der Bürgerbefragung jeder Dritte an, sich die Inanspruchnahme zusätzlicher Hilfen finanziell nicht leisten zu können; umso wichtiger ist der Einsatz Ehrenamtlicher. Besondere Wohnangebote für Senioren wie das Betreute Wohnen oder gemeinschaftsorientierte Wohnformen sind zwar noch gering an Zahl, doch eine gewisse Nachfrage danach besteht (s. Bürgerbefragung). Das Betreute Wohnen ist als Angebot im Landkreis schon länger etabliert, jedoch fehlt es hierfür an einheitlichen Qualitätsstandards. Um dieses Angebot zumindest etwas transparenter zu machen, sollten Informationen über Preise, Leistungen, Anwesenheitszeiten qualifizierter Ansprechpersonen vergleichbar dargestellt werden. In den Gemeinden des Landkreises soll der Aufbau von gemeinschaftsorientierten Wohnprojekten gefördert werden. Hierzu sind entsprechende Informationsveranstaltungen durchzuführen. Zielgruppen sind hier zunächst die Älteren selbst, aber auch Banken, Bauträger, Immobilienbesitzer und Architekten. Als Maßnahmen empfehlen wir: Empfehlungen / Maßnahmen Ausbildung von ehrenamtlichen Wohnberatern im Landkreis. In jedem Versorgungsbereich sollten Wohnberater tätig sein. [Die Fachstelle Wohnberatung in Bayern bietet dafür Fortbildungen an ( Ausbau des Beratungsangebots zur Wohnungsanpassung und zum barrierefreien Bauen Ansprechpartner Landkreis, Träger sozialer Einrichtungen Landkreis, Bayerische Architektenkammer, Handwerkskammer Sensibilisierung von Handwerksbetrieben für barrierefreies (Um-)Bauen Hinwirken auf die Schaffung von barrierefreien Einfamilien- und Wohnhäusern durch Beratung von Bauherren und Architekten schon bei Bauanfragen für Neubauten Handwerkskammern Landkreis, Städte, Märkte und Gemeinden, Architekten 74

93 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Wohnen zu Hause Empfehlungen / Maßnahmen Finanzielle Förderung bei der Schaffung von barrierefreien Wohnraum im Bestand. Ansprechpartner Freistaat Bayern, Bund, Landkreis, Städte, Märkte und Gemeinden Information an die Bürger über Angebote an unterstützenden Leistungen, wie Essen auf Räder, hauswirtschaftliche Dienste etc. Ausbau der Dienstleistungen für Bürgerinnen und Bürger außerhalb der stationären Einrichtungen Durchführung eines Fachgesprächs mit lokalen Akteuren in den kreisangehörigen Orten über den Bedarf an hauswirtschaftlichen Leistungen Würdigung nachbarschaftlicher Hilfen durch eine differenzierte Anerkennungskultur (Beispiel: nettester Nachbar ) Übersicht über Betreute Wohnanlagen mit vergleichbaren Leistungen erarbeiten Informationsveranstaltungen zu gemeinschaftsorientierten Wohnprojekten durchführen. ( Träger sozialer Einrichtungen, Gemeinden Träger stationärer Einrichtungen Städte, Märkte und Gemeinden, Lokale Akteure der Seniorenarbeit Städte, Märkte und Gemeinden, Lokale Akteure der Seniorenarbeit Anbieter von Betreuten Wohnanlagen Städte, Märkte und Gemeinden 75

94 Wohnen zu Hause B. Handlungsfelder und Themenbereiche 76

95 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Mobilität 3. Handlungsfeld Mobilität Das Handlungsfeld Mobilität gewinnt vor dem Hintergrund der Bevölkerungsveränderungen an Bedeutung. Infolge zurückgehender Einwohnerzahlen ist besonders im ländlichen Raum oftmals von einer abnehmenden Dichte an Versorgungseinrichtungen auszugehen. Dies betrifft nicht nur die Nahversorgung, sondern gleichermaßen auch medizinisch-gesundheitliche, soziale und kulturelle Einrichtungen. Vor allem die Bürgerinnen und Bürger kleiner Gemeinden gaben im Rahmen der Bürgerbefragung an, beispielsweise Lebensmitteleinkäufe nicht in der eigenen Gemeinde durchführen zu können, sondern dafür andere (Nachbar-)Gemeinden aufsuchen zu müssen. Die damit einhergehenden größeren Distanzen zwischen Wohnstandort und Versorgungseinrichtung erfordern in zunehmendem Maße auch motorisierte Verkehrsmittel, weil Fahrräder, bzw. das zu Fuß gehen nur einen begrenzten Radius ermöglichen. Besondere Herausforderungen stellen sich zudem für ältere Menschen, weil Mobilitätseinschränkungen mit dem Alter ansteigen; sich die Mobilitätsbedürfnisse Älterer (Fahrzeiten, Haltepunkte) von denjenigen der Jüngeren bzw. der Berufstätigen unterscheiden, der ÖPNV allerdings auf letztere ausgerichtet ist; ältere Menschen als Verkehrsteilnehmer besondere Rücksichtnahme benötigen, weil sich etwa Reaktionsgeschwindigkeiten mit zunehmendem Alter verändern können. Mobil zu sein, sich auch über größere Distanzen nach eigener Wahl fortbewegen zu können, ist heutzutage für sehr viele Menschen eine wichtige Grundbedingung ihres Alltagslebens und selbst noch für alte, die es nicht mehr aus beruflichen Gründen sein müssen, zumindest ein wesentliches Element ihrer Lebensqualität. Da aber mit zunehmenden Alter die Fähigkeit zur eigenständigen Mobilität (per Rad, PKW, zu Fuß) abnimmt, ist der ältere Bevölkerungsteil auf Mobilitätshilfen und den Transport durch andere angewiesen, dies umso mehr dort, wo sich die infrastrukturellen Voraussetzungen für die Versorgung mit Gütern des alltäglichen Bedarfs zunehmend verschlechtern, also in den meisten ländlichen Gegenden. (Aus unseren Befragungen wissen wir, dass viele Einwohner/innen kleiner Gemeinde ihre Lebensmitteleinkäufe, Post-, Bank-, Arzt- oder Apothekenbesuche nicht mehr am eigenen Ort erledigen können, sondern dafür nun andere Gemeinden aufsuchen müssen.) Da ist dann Mobilität nicht nur wichtig für die Lebensqualität, sondern wird zur (Über-)Lebensbedingung. 77

96 Mobilität B. Handlungsfelder und Themenbereiche Aufgrund solcher Veränderungen in der Siedlungs- wie auch Bevölkerungsstruktur (die Abnahme kleiner, dezentral gelegener Versorgungseinrichtungen, die zunehmende Zahl alter, ja hochbetagter Menschen) gewinnt das Handlungsfeld Mobilität mächtig an kommunal- und regionalpolitischer Bedeutung. Besondere Herausforderungen stellen sich für die politisch Verantwortlichen und die betroffenen älteren Menschen deshalb, weil deren Mobilitätsbedürfnisse auch nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben zwar fortbestehen, ihre selbständige Mobilitätsfähigkeit aber abnimmt; die Transportangebote des ÖPNV dominant auf die Mobilitätsbedürfnisse jüngerer und berufstätiger Menschen ausgerichtet sind, die der älteren systematisch vernachlässigen (müssen); die lokalen verkehrlichen Gegebenheiten (Gehwege, Straßen, Verkehrsregelungen etc.) vielerorts nicht gut auf ältere Menschen als eigenständige Verkehrsteilnehmer (Fußgänger, Rad- und Autofahrer) eingestellt sind. 3.1 Mobilität im Spiegel der Kommunal- und Bürgerbefragung In der Kommunalbefragung wurde nach der Einschätzung der ÖPNV-Verbindungen in den einzelnen Gemeinden, Märkten und Städten gefragt. Im Folgenden ist eine Auflistung der Antworten, gegliedert nach Versorgungsregionen und Gemeindegröße, angeführt. Darstellung 3-1: Anbindungsprobleme nach Versorgungsregionen und Gemeindegröße Nach Versorgungsregionen Probleme mit Anbindung an den ÖPNV Versorgungsregion Fränkisches Seenland (n=10) 4 Versorgungsregion Altmühltal (n=8) 5 Versorgungsregion Rezattal / Jura (n=9) 5 Insgesamt (n=27) 14 Nach Gemeindegröße Kleine Gemeinden (n=21) 11 Mittlere Gemeinden (n=3) 2 Große Gemeinden (n=3) 1 Insgesamt (n=27) 14 Quelle: Kommunalbefragung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS

97 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Mobilität Darstellung 3-2: Anbindungsprobleme aus Sicht der Kommunen Haundorf Muhr am See Absberg Fränkisches Seenland Rezattal / Jura Pfofeld Pleinfeld Gunzenhausen Theilenhofen Ettenstatt Ellingen Bergen Dittenheim Höttingen Gnotzheim Nennslingen Alesheim Meinheim Burgsalach Weißenburg i.bay. Westheim Markt Berolzheim Heidenheim Raitenbuch Treuchtlingen Pappenheim Polsingen Altmühltal Langenaltheim Solnhofen Probleme mit dem ÖPNV Ja Nein Quelle: Kommunalbefragung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS 2011 Gut die Hälfte der kreisangehörigen Kommunen weitestgehend gleichverteilt auf alle Versorgungsregionen beurteilt die Anbindung ihrer Gemeinde an das ÖPNV- Netz als nicht ausreichend. Vor allem die südlichen Städte und Gemeinden der Versorgungsregion Altmühltal scheinen schlecht angebunden. Der westliche Teil des Landkreises ist durch die Nähe zum Landkreis Ansbach und die Einbindung in den dortigen ÖPNV nach eigenen Angaben gut ausgestattet. Zudem ist eine Abhängigkeit zur Ortsgröße festzustellen. Zwar beklagen erwartungsgemäß zahlreiche kleine Gemeinden ein Angebotsdefizit (über die Hälfte), häufig scheinen jedoch auch die mittleren Gemeinden davon betroffen (zwei von drei). Um mehr über das Mobilitätsverhalten der Seniorinnen und Senioren zu erfahren, wurde in der Bürgerbefragung nach der Nutzung von Verkehrsmitteln gefragt. Das eigene Auto ist das am häufigsten benutzte Verkehrsmittel (genutzt von fast 68 Prozent der Befragten). Das zweitwichtigste Verkehrsmittel der älteren Generation im Landkreis ist das Fahrrad, was die Bedeutung einer fahrradfreundlichen Ver- 79

98 Mobilität B. Handlungsfelder und Themenbereiche kehrsinfrastruktur unterstreicht. Rund jede/r Vierte wird bei Bedarf im Privatauto von Anderen gefahren. Öffentliche Verkehrsmittel und das Taxi spielen eine geringe Rolle, Fahrdienste werden von lediglich 26 Befragten (0,8 %) genutzt. Der Anteil derjenigen, die keine Transportmöglichkeit haben und dies auch angaben, ist mit einem Prozent eher gering. (Vgl. Darstellung 3-3) Darstellung 3-3: Nutzung der Verkehrsmittel Frage 16: Welche Verkehrsmittel nutzen Sie? 80,0% In Prozent der Antwortenden 67,6% 60,0% 40,0% 36,0% 23,3% 20,0% 0,0% Auto Fahrrad Werde gefahren/ mitgenommen 7,2% 7,1% 3,4% 1,1% 0,8% Bus Bahn Taxi Keine Fahrdienste Möglichkeiten Mehrfachantworten möglich, ohne Berücksichtigung von Antwortausfällen Mehrfachnennungen möglich, N=3.178 Quelle: Bürgerbefragung der mindestens 63-Jährigen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, SAGS 2011 Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS 2011 Der Anteil der Autofahrer sinkt mit steigendem Alter, dennoch fährt gut jede/r Dritte der 80-Jährigen und älteren noch selber. Der Anteil der Fahrradfahrer nimmt erwartungsgemäß ebenfalls mit dem Alter ab, aber immerhin fahren noch rund 28 Prozent der 80- bis 85-Jährigen Rad. Beachtenswert ist, dass viele Ältere vor allem im zunehmenden Alter von Angehörigen oder Freunden gefahren werden, in ihrer Mobilität also auf die Unterstützung anderer angewiesen sind, sie aber auch erhalten. Der Anteil dieser Personen ist auch abhängig von der Gemeindegröße: In kleinen Gemeinden werden solche Fahrdienste häufiger in Anspruch genommen als in den mittleren und großen Gemeinden. Bei Betrachtung der Verkehrsmittelwahl und der Wohnortgröße zeigen sich deutliche Zusammenhänge: Je kleiner die Gemeinden sind 8, desto häufiger wird das Auto als Verkehrsmittel benutzt. Je größer der Wohnort ist, umso mehr wird 8 Gemessen an den bereits oben verwendeten Gemeindegrößenklassen. 80

99 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Mobilität auch mit dem Fahrrad gefahren, da die Wege zu den Versorgungseinrichtungen kürzer sind. Auf Grund des besseren ÖPNV-Angebots in den großen Gemeinden / Städten greifen hier die Seniorinnen und Senioren deutlich häufiger auf den Bus zurück. Bei der Nutzung der Verkehrsmittel sind leichte Unterschiede zwischen den Versorgungsbereichen festzustellen: Gut jede/r zehnte Befragte aus der Versorgungsregion Fränkisches Seenland nutzt den Bus, in der Region Rezattal / Jura sind es lediglich rund vier Prozent. Dort spielt jedoch wie auch im Altmühltal die Bahn eine wichtigere Rolle. Eine Auflistung der genutzten Verkehrsmittel nach Gemeindegrößen und Versorgungsregionen befindet sich am Ende des Kapitels (vgl. Darstellung 2-7 und 2-8). Auf die Frage, ob sich die Landkreisbürger/innen in ihrer Mobilität und somit auch in ihren Aktivitäten eingeschränkt fühlen, antwortete rund jede/r Achte (371 Personen), dass dies deutlich der Fall sei; gut ein Viertel (788 Personen) haben manchmal dieses Gefühl. Insgesamt empfinden also über 40 Prozent der Befragten Probleme bei der Mobilität. Als Hauptgrund für die eingeschränkte Mobilität nannte davon der Großteil (82,1%, 826 Befragte) ihre gesundheitliche Situation; erwartungsgemäß gilt dies vor allem für die Menschen über 80 Jahre. Es gibt aber auch eine Reihe von Befragten, die kein Auto / keinen Führerschein (mehr) haben oder wegen mangelhafter Transportangebote diese Einschränkungen hinnehmen müssen (vgl. Darstellung 3-4). Einschränkung der persönlichen Mobilität Darstellung 3-4: Einschränkungen der persönlichen Mobilität Nein 58,2% Ja 41,8% 82,1 G e sundhe itliche G ründe G ründe n = ,6 11,2 5,9 In Prozent der Antwortenden (n=1.006) Kein H a be Auto k e in Auto/ fahre nicht selbst Ma nge l an Mangel Angebote Ve rkehrsange boten Fe hle nde GFehlende e ge nhegelegenheiten Mehrfachnennungen möglich Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS

100 Mobilität B. Handlungsfelder und Themenbereiche Zuletzt sollen einige exemplarische Wortmeldungen aus der Bürgerbefragung die Wünsche und Anliegen der Seniorinnen und Senioren des Landkreises im Bereich der Mobilität deutlich machen: Es fehlt an Mobilität und Verkehrsangeboten, zum Beispiel zum Brombachsee, Altmühlsee. Samstag, Sonntag, abends keine Busmöglichkeit, nur Taxi. Sehr schlechtes Bild für die Kreisstadt Weißenburg! Von Möhren nach Treuchtlingen fährt der öffentliche Bus nur 2x täglich. Öfter wäre besser, dann wäre ich mobiler! In Möhren gibt es nichts! Die Behörden sollten endlich für eine gute Bahnverbindung direkt von Gunzenhausen nach Nürnberg sorgen! ÖPNV muss verbessert werden, es fehlt Taxibetrieb. 3.2 Vorhandene Transportangebote Fahrdienste Darstellung 3-5: Fahrdienste von Wohlfahrtsorganisationen im Landkreis Anbieter BRK KV Südfranken Diakonie Langenaltheim Zentrale Diakoniestation Weißenburg 50 Personen, Beförderte Personen (pro Monat) Sonstige Informationen Einsatzgebiet gesamter Landkreis, Nachfrage übersteigt Angebot 1 Person Einsatzgebiet: Altmühltal Nachfrage kann befriedigt werden 50 Personen Einsatzgebiet: Altmühltal, Rezattal/Jura Nachfrage kann befriedigt werden Quelle: AfA / SAGS 2011 Dieses Fahrdienstangebot wird durch weitere private Taxi- und Mietwagenunternehmen ergänzt, die jedoch eher nur in den großen Gemeinden und Städten tätig sind. 82

101 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Mobilität 17 Kirchengemeinden bieten in Einzelfällen, meist zu Veranstaltungen wie Seniorennachmittagen oder Gottesdiensten, Fahrdienste an. Zwei Kirchengemeinden tun dies regelmäßig (vgl. Darstellung 3-6). Darstellung 3-6: Anbieter ehrenamtlicher Fahrdienste im Landkreis Weißenburg- Gunzenhausen Anbieter Evang.-luth. Kirchengemeinde Treuchtlingen (zu Gottesdiensten) Evang.-luth. Kirchengemeinde Weißenburg St. Andreas Gemeinde Treuchtlingen Weißenburg Quelle: AfA / SAGS 2011 Eine erhebliche Rolle spielen informelle Fahrdienste durch Angehörige, Nachbarn oder Bekannte. In der Bürgerbefragung gaben 740 Ältere an, im Alltag regelmäßig gefahren zu werden. Andererseits taten 290 Personen kund, ihrerseits Fahrdienste für andere zu leisten. Öffentlicher Personennahverkehr Wie zuvor dargestellt, spielt das Auto bei der Mobilität der Landkreisbürger/innen nach wie vor die zentrale Rolle: Fast 68 Prozent fahren noch selber Auto, fast jede/r Vierte wird von Anderen gefahren. Per Fahrrad bewegt sich immerhin noch ein gutes Drittel der älteren Generation fort. Angeboten werden im Landkreis auch noch folgende Transportmöglichkeiten: Alle Versorgungsregionen des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen sind gut an das Netz des Verkehrsverbunds Großraum Nürnberg und somit an das Schienennetz der Deutschen Bahn angeschlossen. Neben den Städten und großen Gemeinden sind vereinzelt auch kleine und mittlere Gemeinden (z.b. Solnhofen und Muhr am See) damit verbunden. 83

102 Mobilität B. Handlungsfelder und Themenbereiche Durch Buslinien erschlossen sind die Städte Weißenburg und Gunzenhausen. Die örtlichen Stadtbusse decken deren gesamtes Stadtgebiet ab. Ergänzt wird das örtliche Verkehrsnetz durch Busse des Regionalverkehrs, die nicht nur die Städte mit den umliegenden Ortsteilen und angrenzenden Gemeinden, sondern auch die zum Teil ländlichen Gemeinden untereinander sowie angrenzende Landkreise (z.b. Landkreis Ansbach, Donau-Ries) verbinden. Bezüglich der Taktung und der Anbindung einzelner Ortsteile sind jedoch gravierende Unterschiede festzustellen. Vor allem in ländlichen Gebieten entsprechen die Fahrtzeiten oft nicht den Bedürfnissen älterer Menschen, sondern richten sich vielmehr an den Erfordernissen von Berufstätigen und Schülern aus. Als zusätzlicher Service zum Bus-Linienverkehr, wird vom regionalen Verkehrsverbund Großraum Nürnberg ein Anruf-Sammel-Taxi (AST) angeboten, der die Stadt Gunzenhausen mit zahlreichen Städten und Gemeinden des Landkreises verbindet. Es fährt abends und am Wochenende, wenn keine regulären Verbindungen mit Bus oder Bahn bestehen. Das Anruf-Sammel-Taxi kann bis zu einer Stunde vor der Abfahrtszeit telefonisch bestellt werden und fährt die Kunden von der vereinbarten AST-Haltestelle bis zum Bahnhof oder vom Bahnhof bis nach Hause. Eine weitere Möglichkeit bietet die Mitfahrzentrale für die Metropolregion Nürnberg (MiFaZ). Dies ist eine Online-Vermittlung von Fahrdiensten und stellt ein ergänzendes Angebot zum ÖPNV dar. Im Internet können Start- und Zielort eingegeben werden, passende Angebote werden daraufhin aufgelistet. 84

103 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Mobilität Darstellung 3-7: Verkehrsmittel Nutzung der verschiedenen Verkehrsmittel nach Gemeindegröße (Mehrfachnennungen möglich) Kleine Gemeinden (N=1.030) Mittlere Gemeinden (N=501) Große Gemeinden (N=1.607) Gesamt (N=3.178) Absolut Prozent Absolut Prozent Absolut Prozent Absolut Prozent Fahrrad , , , ,0 Bus 40 3,9 18 3, , ,2 Bahn 43 4, , , ,1 Ich fahre selbst Auto , , , ,6 Taxi 14 1,4 6 1,2 84 5, ,4 Fahrdienst 3 0,3 2 0,4 20 1,2 26 0,8 Werde gefahren Keine dieser Möglichkeiten , , , ,3 11 1,1 6 1,2 17 1,1 34 1,1 In Prozent der Nennungen Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS

104 Mobilität B. Handlungsfelder und Themenbereiche Darstellung 3-8: Nutzung der verschiedenen Verkehrsmittel nach Versorgungsregionen Verkehrsmittel Versorgungsregion Fränkisches Seenland (N=1.081) Versorgungsregion Altmühltal (N=875) Versorgungsregion Rezattal / Jura (N=1.182) Gesamt (N=3.178) Absolut In Prozent Absolut In Prozent Absolut In Prozent Absolut In Prozent Fahrrad , , , ,0 Bus ,2 56 6,4 57 4, ,2 Bahn 58 5,4 74 8,5 95 8, ,1 Ich fahre selbst Auto , , , ,6 Taxi 29 2,7 28 3,2 47 4, ,4 Fahrdienst 11 1,0 3 0,3 11 0,9 26 0,8 Werde gefahren , , , ,3 Keine dieser Möglichkeiten 10 0,9 15 1,7 9 0,8 34 1,1 In Prozent der Nennungen, Mehrfachantworten möglich Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS

105 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Mobilität 3.3 Einschätzung der Situation durch die örtlichen Expertinnen und Experten Darstellung 3-9: Angebot an Fahrdiensten aus Sicht der Expertinnen und Experten Reichen die Angebote aus? Eher ja Eher nicht Keine Einschätzung Keine Angabe Kommunen (n=27) Akteure der Seniorenarbeit (n=22) Ambulante Dienste (n=13) Stationäre Einrichtungen (n=13) Gesamt (n=75) Quelle: AfA / SAGS 2011 Die Hälfte der befragten Fachleute ist der Meinung, dass es nicht genug Fahrdienste im Landkreis gebe, rund ein Viertel ist gegenteiliger Meinung. Um die Mobilität im Landkreis zu verbessern, wurde von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Workshops angeregt, spezielle Fahrdienste für Einkaufsfahrten einzuführen; dabei wäre auch der Einsatz von ehrenamtlichen Fahrbegleitern für mobilitätseingeschränkte Seniorinnen und Senioren denkbar und wünschenswert. Des Weiteren wurde angeregt, eine Mitfahrzentrale anzubieten, wie sie für die Metropolregion Nürnberg bereits vorhanden ist. Bürgerbusse sind bisher in keiner Gemeinde des Landkreises vorhanden, ihre Einrichtung wäre jedoch sehr wünschenswert und sollte bald und flächendeckend erfolgen. Anrufsammeltaxis gibt es momentan nur in Gunzenhausen; sie verbinden diese Stadt mit anderen Orten des Landkreises. Es wäre sinnvoll, dergleichen auch in anderen Städten und Gemeinden einzurichten. 87

106 Mobilität B. Handlungsfelder und Themenbereiche 3.4 Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen Ältere Bürgerinnen und Bürger sind, wenn sie nicht (mehr) selbst autofahren können, besonders abhängig von Dritten, sei es dem ÖPNV, Fahrdiensten oder Mitfahrgelegenheiten bei Familienmitgliedern oder Nachbarn. Je nach Taktzeit ermöglicht der ÖPNV eine zunächst frei wählbare Fahrmöglichkeit, während Fahrdienste und Mitfahrgelegenheiten nur nach Absprache und vorausgehender Planung genutzt werden können. (Allerdings scheint die Hilfsbereitschaft in Bezug auf das Mitnehmen im Auto sehr groß zu sein.) Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit dieser Abhängigkeiten. Speziell ältere Einwohner/innen kleiner Orte befinden sich, was ihre Mobilität anbelangt, in einer besonders benachteiligten Lage; sie können ihre Bedürfnisse nach eigenständiger Selbstversorgung und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben kaum befriedigen. Um für sie wie auch für viele Menschen dieser Generation in anderen Gemeinden und Gegenden des Landkreises mehr Mobilität zu schaffen, käme es darauf an, die im Landkreis bereits vielfältig zur Verfügung stehenden Transportmöglichkeiten besser mit den Mobilitätsbedürfnissen in Einklang zu bringen. Dies würde zunächst bedeuten, dass über das vorhandene Beförderungsangebot besser aufgeklärt, d.h. für jede Gemeinde eine Informationsbroschüre erarbeitet wird, in der für die gängigen Zielorte (Geschäfte, Praxen, Veranstaltungsstätten etc.) die jeweils zur Verfügung stehenden Transportmittel dargestellt sind. Vor allem in den ländlichen Gebieten, zumal wenn dort die Versorgungsinfrastruktur noch weiter ausgedünnt werden sollte, wird der Bedarf an ergänzenden Transportmöglichkeiten weiter zunehmen. Ehrenamtlich betriebene Bürgerbusse wären ein bewährtes Mittel, ihn wenigstens teilweise zu decken. In transportschwachen Gemeinden sollte nach Personen gesucht werden, die bereit und geeignet sind, gegen eine Aufwandsentschädigung Fahrdienste für Ältere zu übernehmen und sie, falls erforderlich, bei ihren Erledigungen (Einkäufe, Arztbesuche u. dgl.) auch zu begleiten. So besteht ein offensichtlicher Zusammenhang zwischen Mobilitätsproblemen und gesundheitlichen Einschränkungen, sodass mit dem Transportbedürfnis oft auch ein Begleitungsbedarf einhergeht. 88

107 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Mobilität Von Mitfahrzentralen organisierte Personenbeförderung ist eine kostengünstige und umweltfreundliche Methode, Mobilität aufrechtzuerhalten und zu verbessern; dieses Angebot speziell auch der Zielgruppe Ältere Menschen nahezubringen, sollte als eine kommunale Aufgabe betrachtet werden. Die schon jetzt große und vermutlich noch wachsende Gruppe älterer Autofahrer sollte in der Aufrechterhaltung ihrer Fahrerfähigkeit gezielt durch Fahrtrainings, Sehtests, eine Auffrischung ihrer Kenntnisse der Verkehrsregeln. Unterstützt werden: Die von der Kreisverkehrswacht Weißenburg angebotenen Film- und Diavorträge über richtiges Verkehrsverhalten und der von ihr herausgegebene Senioren-Leitfaden sollten im Landkreis verstärkt bekannt gemacht werden. Auch die Einrichtung ausdrücklich seniorenfreundlicher Parkplätze vor Geschäften, Post, Praxen etc. würde dieser Gruppe der Verkehrsteilnehmer sehr nützen. Als Maßnahmen empfehlen wir: Empfehlungen / Maßnahmen Auf Gemeindeebene die unterschiedlichen Beförderungsmöglichkeiten für Ältere bedarfsgerecht ausbauen Sicherung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), vor allem in unterversorgten, meist ländlichen Gebieten; Schaffung von Anreizen (z.b. Jahrestickets), um den ÖPNV im hohen Alter vermehrt nutzbar zu machen Ansprechpartner Städte, Märkte und Gemeinden Landkreis, Städte, Märkte und Gemeinden; ÖPNV Ausbau und gezielte Bekanntmachung des Angebots an Fahrschulungen, Auffrischungskursen und Sehtests für Seniorinnen und Senioren. TÜV / Fahrschulen / Kreisverkehrswachten, Wohlfahrtsverbände, Vereine, Volkshochschulen Information über die MiFAZ speziell für die Zielgruppe der Seniorinnen und Senioren Auf-/Ausbau von ehrenamtlichen Fahrdiensten (in Privat-PKW und Bürgerbussen) Landkreis Städte, Märkte und Gemeinden Städte, Märkte und Gemeinden, Wohlfahrtsverbände 89

108 Mobilität B. Handlungsfelder und Themenbereiche 90

109 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Präventive Angebote 4. Handlungsfeld: Präventive Angebote Alter wird vorherrschend mit Krankheit assoziiert, so gelten die (Über-)Lebenschancen alter Menschen als primär abhängig von den Leistungen kurativer Medizin. Immer stärker aber ist es inzwischen ins öffentliche Bewusstsein vorgedrungen, dass selbst für ältere und hochaltrige Menschen Prävention nötig und möglich ist: Verhütung von Krankheiten, Vermeidung von lebensbelastenden Beschwerden, Verhinderung von existenzeinschränkenden Situationen. Altenspezifische Prävention will gesundes Altern ermöglichen, dazu gehört auch die Erhaltung möglichst großer Selbständigkeit alter Menschen, d.h. ihrer Fähigkeit, sich ihren Lebensalltag weitgehend selbst gestalten und zugleich am Leben ihrer Umgebung teilnehmen zu können. Nötig sind dafür nicht nur Maßnahmen der Krankheits- und Unfallvermeidung sowie der Krankheitsfrüherkennung und -vorsorge (also der medizinischen Primär- und Sekundärprävention 9 ), sondern auch die intensive individuelle Förderung eines gesunden Lebensstils und der gesellschaftlichen Teilhabe (vgl. auch Handlungsfeld Gesellschaftliche Teilhabe ). Vielfältige Angebote haben sich mittlerweile auch im Landkreis Weißenburg- Gunzenhausen dafür etabliert: Sturzprophylaxe, Gedächtnistrainings, Bewegungsübungen, sportliche Aktivitäten, Veranstaltungen über Ernährungsfragen usw. Doch nicht alle solche Angebote sind flächendeckend vorhanden und selbst wenn denen, für die sie gedacht sind, mitunter nicht bekannt. Es wird also auch im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen darauf ankommen zu prüfen, welche Angebotsstrukturen noch auszubauen sind. Ferner ist der Frage nachzugehen, wie die Bekanntheit und die Akzeptanz der bereits vorhandenen präventiven Angebote gesteigert werden kann. 4.1 Prävention im Spiegel der Bürgerbefragung In der Bürgerbefragung wurden die älteren Menschen gefragt, was sie tun, um ihren Geist und Körper fit zu halten. Die Ergebnisse zeigen, dass sich ein Großteil der befragten 63-Jährigen und Älteren nach eigener Einschätzung gesundheitsbewusst verhält (vgl. Darstellung 4-1). Fast 70 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich geistig z.b. durch Gedächtnistraining oder das Lösen von Kreuzworträtseln fit halten. Um Krankheiten vorzubeugen, nehmen über die Hälfte der Befragten regelmäßig die Angebote der medizinischen Vorsorge in Anspruch. Über 9 Auf deren Angebote wird in diesem Seniorenpolitischen Konzept nicht eingegangen. 91

110 Präventive Angebote B. Handlungsfelder und Themenbereiche 40 Prozent von ihnen betätigen sich sportlich, um körperlich agil zu bleiben, fast ebenso viele pflegen ihre sozialen Kontakte. Die Möglichkeit, auf Vortragsveranstaltungen Informationen über den richtigen Lebensstil im Alter, über Vorsorgemaßnahmen oder auch Krankheiten einzuholen, nutzt mehr als jede/r Achte der Befragten. Es zeigt sich, dass ein recht hoher Anteil älterer Menschen im Landkreis auch im Dritten Lebensabschnitt aktiv ist. Bei alledem gibt es wenn auch geringfügige Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Männer sind häufiger sportlich aktiv, Frauen hingegen informieren sich häufiger auf Veranstaltungen und pflegen Kontakte intensiver als Männer. Einen stärkeren Einfluss als das Geschlecht hat das Alter auf Art und Umfang der präventiven Aktivitäten. Körperliche Betätigung nimmt erwartungsgemäß mit zunehmendem Alter ab: Fast 65 Prozent der 60- bis 65-Jährigen treiben regelmäßig Sport, bei den 80- bis 85-Jährigen ist es nicht einmal mehr jede/r Fünfte. Ähnlich bei der Pflege sozialer Kontakte: Wiederum sind es vor allem die Jüngeren, die sich regelmäßig mit Bekannten und Angehörigen treffen; bei älteren Alten ist womöglich ihre eingeschränkte Mobilität, oder auch weil ihre Freunde oder Bekannte bereits verstorben sind, der Grund, dass sie nicht mehr kontaktaktiv sind. Aber sich geistig fit zu halten, ist ihnen noch möglich 65 Prozent der über 80-Jährigen sind darin aktiv. 92

111 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Präventive Angebote Darstellung 4-1: Präventive Aktivitäten Frage 21: Was tun Sie persönlich, um Körper und Geist aktiv zu halten? 8 0,0 % In % der Antwortenden (n=2.782) 6 7,6 % 6 0,0 % 5 0,8 % 4 0,0 % 4 1,4 % 3 8,1 % 2 0,0 % 1 2,5 % 1 0,7 % 0,0 % Halte mich geistig fit Medizinische Vorsorge Sportliche Betätigung Soziale Kontakte Anderes Gesundheitsorientierte Vorträge Mehrfachnennungen möglich Mehrfachantworten möglich, ohne Berücksichtigung von Antwortausfällen Quelle: Bürgerbefragung der mindestens 63-Jährigen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, SAGS 2011 Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS 2011 Unter Anderes wurden z.b. Garten-/Waldarbeit, Landwirtschaft (78 Nennungen), eine bestehende Erwerbstätigkeit (44), Spaziergänge / Gassi gehen (31), TV, Radio und Computer (26), Lesen (24) sowie Hausarbeit (19) erwähnt. 4.2 Präventive Angebote Präventive Angebote für Senioren sind im Landkreis zahlreich und vielfältig vorhanden. Einrichtungen der Offenen Seniorenarbeit, der Wohlfahrtsverbände, Volkshochschulen, Sportvereine, Fitnessstudios oder Krankengymnastikpraxen bieten dergleichen in Fülle an, und selbst Vereine ohne gesondertes Seniorenangebot werden von Älteren frequentiert. Exemplarisch wird Einiges davon im Folgenden näher dargestellt. Vor allem die großen Turn- und Sportvereine mit ihren zahlreichen Abteilungen bieten ein großes Repertoire an Breitensport, oft aber auch zielgerichtete Präventions- oder Rehabilitationssportarten an (vgl. Darstellung 4-2). 93

112 Präventive Angebote B. Handlungsfelder und Themenbereiche Darstellung 4-2: Sportvereine mit gesonderten Präventions- und Rehabilitationssportangeboten 10 Verein Ort Angebot für Senioren Behinderten- und Rehabilitationssportverein Gunzenhausen (BRSV) SV Unterwurmbach e.v. TSV 1860 Gunzenhausen e.v. Freizeitbad Juramare Gunzenhausen Gunzenhausen Gunzenhausen Gunzenhausen Wirbelsäulengymnastik, Hockergymnastik, Tanzgymnastik, Wassergymnastik Seniorensport (z.b. Nordic Walking, Rückengymnastik), auch gemeinsame Ausflüge Gesundheitssport RehActiv : Wirbelsäulengymnastik, Rehasport Osteoporose, Wirbelsäule; Aqua-Fitness Seniorengymnastik Bleib fit mach mit! Funktionelle Wassergymnastik 50 Plus TSG 1893 Ellingen e.v. Ellingen Seniorengymnastik TV 1861 Pappenheim Pappenheim Seniorengymnastik TSV Dietfurt 1946 e.v. Treuchtlingen Rücken aktiv VfL Treuchtlingen e.v. DSC Weißenburg 1977 e.v. FC / DJK Weißenburg SpVgg Eintracht Emetzheim Kattenhochstatt Holzingen - Weimersheim SV Nennslingen e.v. Treuchtlingen Weißenburg Weißenburg Weißenburg Nennslingen Koronarsport Seniorengruppe mit gemeinsamen Ausflügen, Treffen etc. Seniorensport (Geh- und Lauftraining, Osteoporosegymnastik, Venentraining, Reaktionsschulung, Konzentrationsübungen, Entspannung) Koronarsport Seniorengymnastik Ab 60 bis??? Beweglich bleiben Seniorengymnastik Seniorengruppe mit gemeinsamen Ausflügen, Treffen etc. Wirbelsäulengymnastik Seniorengymnastik DJK Pleinfeld Pleinfeld Seniorengymnastik DJK Fiegenstall 1974 Höttingen Wirbelsäulengymnastik, Rückenschule 10 Recherche AfA, berücksichtigt wurden Sportvereine mit eigenem Internetauftritt (März 2011) 94

113 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Präventive Angebote Verein Ort Angebot für Senioren TSV Pfofeld 1930 e.v. Pfofeld Seniorengymnastik DJK Raitenbuch Raitenbuch Seniorengymnastik SV Theilenhofen 1983 e.v. Theilenhofen Wirbelsäulengymnastik Quelle: Internetrecherche, Bestandserhebung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS 2011 Weitere präventiv orientierte Angebote finden sich an den zwei Volkshochschulen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, die nicht nur zahlreiche Kurse für sportliche Betätigung und (Weiter-)Bildung offerieren, sondern auch ein breites Spektrum an (seniorenspezifischen) Präventions- und Rehabilitationsangeboten (vgl. Darstellung 4-3). Zusätzlich gibt es in Pappenheim die Evang.-Luth. Landvolkshochschule mit Angeboten für die Generation 50Plus, aber auch mit Veranstaltungen für die ganze Familie. Volkshochschulen sind somit in jeder Versorgungsregion vertreten, die Kurse finden jedoch meist nur in Weißenburg, Gunzenhausen oder Pappenheim statt. Somit können mobilitätseingeschränkte ältere Menschen von außerhalb dieser Orte nur daran teilnehmen, wenn ihnen Fahrdienste dabei behilflich sind. Darstellung 4-3: Präventions- und Rehabilitationsangebote der Volkshochschulen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen (2010/2011) Bildungsangebot Angebot Versorgungsregion Fränkisches Seenland / Region Hahnenkamm VHS Gunzenhausen und Umgebung Lesungen, praktische Kurse ( Wie bediene ich einen Bahnautomaten? ), Englischkurse für Senioren, Fit und beweglich, Yoga und das Älterwerden Versorgungsregion Rezattal / Jura VHS Weißenburg Digitalfotografie für ältere Einsteiger, EDV-Grund- und Aufbaukurs für ältere Einsteiger, Tanz mit, bleib fit Versorgungsregion Altmühltal Landvolkshochschule Pappenheim Erwachsenenbildungsseminare für die Generation 50+, Fortbildungsseminare für ehrenamtliche Multiplikatoren in der Altersarbeit Quelle: AfA / SAGS

114 Präventive Angebote B. Handlungsfelder und Themenbereiche Das Evangelische Bildungswerk Jura-Altmühltal-Hahnenkamm hat spezielle Angebote für ältere Menschen wie beispielsweise Reisen oder Seniorengymnastik und führt überdies für Ehrenamtliche, die in der Seniorenarbeit tätig sind, Fortbildungskurse durch. Die Katholische Erwachsenenbildung im Landkreis Ansbach übernimmt auch im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen die Organisation von Einzelveranstaltungen sowie von Kursen und Fortbildungen. Die Angebote sprechen zumeist alle Altersgruppen an. Die Kurse werden dann dezentral, in den einzelnen katholischen Pfarreien durchgeführt. In den Pflegeheimen des Landkreises werden Präventionsmaßnahmen wie Gedächtnistraining, Sturzprophylaxe und Seniorengymnastik angeboten. Allerdings stehen diese in der Regel nur Heimbewohnerinnen und -bewohnern zur Verfügung. Auch einige Kirchengemeinden und Seniorenclubs organisieren im Rahmen ihrer Seniorenangebote Vorträge und Kurse mit gesundheitlicher Thematik, vereinzelt auch präventionsorientierte Sportgruppen (z.b. Gymnastik). Da sie auch in kleineren Gemeinden zu finden sind, werden durch sie auch ländliche Gebiete des Landkreises damit einigermaßen versorgt. Einen Überblick über das breite Präventionsangebot dieser Einrichtungen gibt die Darstellung

115 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Präventive Angebote Darstellung 4-4: Präventive Angebote der Einrichtungen Offener Seniorenarbeit Anbieter Ort Angebot für Senioren Versorgungsregion Fränkisches Seenland / Region Hahnenkamm Evang.-Luth. Gemeinde Absberg Kirchengemeinde Gunzenhausen Kirchengemeinde Alten- und Neuenmuhr Kirchengemeinde Haundorf, Laubenzedel St. Walburga Muhr am See Kirchengemeinde Heidenheim Kirchengemeinde Hohentrüdingen Kirchengemeinde Westheim Bürgernetzverein Gunzenhausen Absberg Gunzenhausen Muhr am See Haundorf Gunzenhausen Heidenheim Heidenheim Westheim Gunzenhausen Vorträge über Reisen und Kultur, Sportgruppen, Fortbildung für Ehrenamtliche in Seniorentanz Vorträge über Reisen und Kultur Vorträge über Gesundheit, Reisen und Kultur Vorträge über Gesundheit, Reisen und Kultur Vorträge über Gesundheit, Reisen und Kultur, Fortbildung für Ehrenamtlich Vorträge über Gesundheit, Reisen und Kultur, Fortbildung für Ehrenamtliche Vorträge über Reisen und Kultur, Sportgruppen Vorträge über Reisen und Kultur, Sportgruppen Weiterbildung St. Veit St. Augustinus Stopfenheim St. Georg Versorgungsregion Rezattal / Jura Pleinfeld Ellingen Ellingen St. Blasius, Raitenbuch Sportgruppen St. Nikolaus Pfraunfeld Burgsalach Sportgruppen Kath. Pfarrgemeinde St. Willibald Evang.-Luth. Kirchengemeinde St. Andreas Kirchengemeinde Weimersheim Weißenburg Weißenburg Weißenburg Vorträge über Gesundheit, Reisen und Kultur, Sportgruppen Vorträge über Gesundheit, Reisen und Kultur Vorträge über Gesundheit, Reisen und Kultur Vorträge über Reisen und Kultur Vorträge über Gesundheit, Reisen und Kultur, Sportgruppen Seniorengymnastik Bayerisches Rotes Kreuz Weißenburg Seniorengymnastik Mehrgenerationenhaus Pleinfeld Pleinfeld Kursangebote im Bereich Gesundheit, Prävention, Weiterbildung, Kulturangebote wie Vorträge, Sportangebote Ellinger Frauenkreis Ellingen Kulturelles Programm 97

116 Präventive Angebote B. Handlungsfelder und Themenbereiche Anbieter Ort Angebot für Senioren Evang.-Luth. Kirchengemeinde Treuchtlingen Kirchengemeinde Sammenheim und Sausenhofen Kirchengemeinde Pappenheim Maria Himmelfahrt Treuchtlingen Maria Himmelfahrt Kirchengemeinde Langenaltheim Evang.-Luth. Kirchengemeinde Treuchtlingen Versorgungsregion Altmühltal Treuchtlingen Dittenheim Pappenheim Treuchtlingen Pappenheim Langenaltheim Treuchtlingen Kirchengemeinde Rehlingen Langenaltheim Sportgruppen Kirchengemeinde Dietfurt Treuchtlingen Vorträge über Reisen, Kultur, Theologie; Sportgruppen Vorträge über Reisen und Kultur Vorträge über Gesundheit, Reisen und Kultur Vorträge über Gesundheit, Reisen und Kultur Vorträge über Gesundheit, Reisen und Kultur Vorträge über Reisen und Kultur Vorträge über Reisen und Kultur, Tanzgruppen Vorträge über Gesundheit, Reisen und Kultur, Fortbildungen für Erwachsene (durch das evangelische Bildungswerk) Quelle: AfA / SAGS 2011 Weitere Angebote im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen: Im Mehrgenerationenhaus Pleinfeld wird regelmäßig ein Seniorentanzkurs Tanzen ab der Lebensmitte durchgeführt, welcher von ca. acht Personen pro Woche besucht wird. Auch gibt es Bildungsangebote wie Mobiltelefonieren leicht gemacht, wo Schüler/innen der Brombachseehauptschule älteren Menschen bei der Benutzung ihrer Handys helfen. Das Bayerische Rote Kreuz Kreisverband Weißenburg-Gunzenhausen bietet in Weißenburg eine Gymnastikgruppe für Seniorinnen und Senioren an. Wöchentlich nehmen hier ca. 30 Personen teil. Die Informationskampagne 2011 Seelische Gesundheit im Alter, ausgerichtet vom Bezirk Mittelfranken, der Angehörigenberatung e.v. in Nürnberg und der Alzheimer Gesellschaft Mittelfranken, klärt auf mehreren Veranstaltungen über Demenz, Sucht und Depression auf. Die Kampagnen sollen sowohl Betroffene wie auch Angehörige informieren. Nach Angaben der Akteure sind die Informationsveranstaltungen sehr gut besucht. 98

117 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Präventive Angebote Im Rahmen der Pflegeberatung der Kreisklinik Weißenburg, welche Pflegebedürftige und deren Angehörige über den Krankenhausaufenthalt hinaus in die ambulante Pflege beratend begleitet, wird auch Sturzprophylaxe angeboten, durch die das häusliche Sturzrisiko professionell bewertet und Tipps zur Vermeidung von Stürzen gegeben werden. Das Netz an gesundheitsorientierten Angeboten wird durch zahlreiche im Landkreis ansässige Physiotherapiezentren, -praxen sowie private Sport- und Fitnessstudios ergänzt. Sie sind fast nur in den Städten und größeren Gemeinden angesiedelt. Geriatrische Versorgung Geriatrie beschäftigt mit den körperlichen, geistigen und sozialen Aspekten der präventiven, kurativen und rehabilitativen Versorgung alter Menschen. Da diese Personengruppe meist multimorbid ist, ist interdisziplinäre Kooperation bei ihrer Behandlung ganz besonders erforderlich. Im Gesundheitszentrum Treuchtlingen gibt es schon seit März 2006 einen Fachbereich Geriatrische Rehabilitation mit 35 Betten und einem Team aus Ärzten, Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden, Ernährungsberatern und Neuropsychologen. Der Fachbereich ist darauf spezialisiert, älteren Patientinnen und Patienten mit chronischen Krankheiten (z.b. Parkinson, Arthrose) oder nach schwerer Erkrankung (z.b. Schlaganfall, Oberschenkelhalsbruch) durch Wiederherstellung ihrer Selbstständigkeit und Vermeidung ihrer Pflegebedürftigkeit die Rückkehr nach Zuhause zu ermöglichen. Im Januar 2011 haben die Kommunalunternehmen Kliniken des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen das Management des Gesundheitszentrums Treuchtlingen übernommen und beabsichtigen nun, es zu einem Zentrum für Altersmedizin auszubauen. Schon im April 2011 wurde die Geriatrische Rehabilitation um eine Akut-Geriatrie mit 20 Betten erweitert, in der akute altersbedingte Erkrankungen (z.b. Schlaganfälle und deren Folgen) interdisziplinär medizinisch-therapeutisch behandelt werden. 99

118 Präventive Angebote B. Handlungsfelder und Themenbereiche 4.3 Einschätzung der Situation durch die örtlichen Expertinnen und Experten Auf die Frage, ob die Angebote im präventiven Bereich ausreichend seien, antworteten die Expertengruppen folgendermaßen: Darstellung 4-5: Präventive Angebote aus Sicht der Expertinnen und Experten Reichen die Angebote aus? Eher ja Eher nicht Keine Einschätzung Keine Angabe Kommunen (n=27) Ambulante Dienste (n=13) Stationäre Einrichtungen (n=13) Akteure der Seniorenarbeit (n=22) Gesamt (n=75) Quelle: AfA / SAGS 2011 Das vorhandene Angebot an seniorenbezogenen Präventionsleistungen wird von den Fachleuten kontrovers beurteilt. Eine knappe Mehrheit derer, die sich darüber ein Urteil zutrauen, hält dieses Angebot nicht für ausreichend, eine knappe Minderheit schon. Die Tatsache, dass mehr als zwei Fünftel diese Frage nicht definitiv beantworteten, mag mit dem Mangel an Transparenz der vielfältig verstreuten Angebote von Sportvereine, Volkshochschulen etc. zusammenhängen. 4.4 Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen Die Bestandserhebung zeigte, dass im Landkreis ein gutes, räumlich differenziertes Angebot an gesundheitsorientierten Angeboten besteht. Besonders positiv sind neben einigem Anderen die Vorträge an den eher traditionell orientierten Seniorennachmittagen, weil sie dort insbesondere auch die Gruppe der Hochbetagten ansprechen. Zu intensivieren wären jedoch zwei Aktionsfelder: Neue Medien, d.h. der Umgang mit PC und Mobiltelefon. Dem Beispiel des Mehrgenerationenhauses in Pleinfeld folgend, sollten älteren Menschen auch in anderen Gemeinden in Zusammenarbeit mit jungen Leuten / Schulen entsprechende Kurse angeboten werden. 100

119 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Präventive Angebote Sturzprävention für zu Hause lebende Ältere. Mittlerweile gibt es in Bayern gut ausgearbeitete Konzepte dafür (siehe z.b. der Universität Erlangen). Leider muss über die Finanzierung dieser Maßnahmen, da sie nicht einheitlich geregelt ist, mit jeder Krankenkasse getrennt verhandelt werden. Um die präventionsorientierten Angebote einer Gemeinde besser bekannt zu machen, sollten sie alle im Überblick dargestellt und veröffentlicht werden. Bei Angeboten für sportliche Übungen sollte geprüft und entschieden werden, ob gesonderte Trainings für Ältere veranstaltet werden oder sich nicht eine Einteilung nach Ausdauer/Kraft der Interessenten besser eignet, einigermaßen homogene Gruppen und entsprechende Übungsniveaus herzustellen. Ähnliches gilt für die Bildungsangebote der großen Bildungsträger (VHS etc.): Eine Orientierung an der Lerngeschwindigkeit dürfte einer altergruppenspezifischen Einteilung vorzuziehen sein. Besonders zu berücksichtigen sind mobilitätseingeschränkte Personen, die Transporthilfen oder sogar Begleitung und Unterstützung benötigen, um externe Veranstaltungen besuchen zu können. Für sie müssten Fahr- und Begleitdienste aufgebaut werden. Auch Präventionsangebote können sich an bestimmten Lebenslagen orientieren, wie die Kampagne Seelische Gesundheit im Alter zeigte. Wir halten es für sinnvoll, zunächst zwei weitere Aktionstage zu veranstalten, die auf folgende Lebenslagen oder Zielgruppen besonders eingehen: mobilitätseingeschränkte Ältere; Bewusstseinsbildung für gesunde Lebensweise (Sport und Ernährung) bei jüngeren Senioren. 101

120 Präventive Angebote B. Handlungsfelder und Themenbereiche Als Maßnahmen empfehlen wir: Empfehlungen / Maßnahmen Aufbau von Angeboten zur verstärkten Nutzung von neuen Medien Ansprechpartner Wohlfahrtsverbände, Vereine, Kirchengemeinden, Soziale Einrichtungen, Bildungsträger Aufbau von Angeboten zur Sturzprävention im häuslichen Umfeld ( Landkreis, Krankenkassen, Wohlfahrtsverbände Darstellung der präventionsorientierten Angebote auf Gemeindeebene im Überblick Städte, Märkte und Gemeinden, Landkreis, Printmedien Aufbau von ehrenamtlichen Fahr- und Begleitdiensten Anbieter von Veranstaltungen, Städte, Märkte und Gemeinden, Freiwilligenagentur, Altmühlfranken Koordinierungszentrum Bürgerschaftliches Engagement Ausrichtung von Informationskampagnen mit Themen wie Mobilitätseingeschränkte Ältere oder Bewusstseinsbildung für gesunde Lebensweise (Sport und Ernährung) bei jüngeren Senioren Landkreis 102

121 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Gesellschaftliche Teilhabe 5. Handlungsfeld Gesellschaftliche Teilhabe Gesellschaftliche Teilhabe ist zunächst ein generationenübergreifendes Phänomen, das traditionell in klassischen Strukturen des sozialen Lebens wie Vereinen, Kirchen und nachbarschaftlichen Gemeinschaften schon immer seinen Platz hatte. Im Zusammenhang mit dem Seniorenpolitischen Gesamtkonzept befasst sich das Handlungsfeld Gesellschaftliche Teilhabe mit Angeboten und Einrichtungen, die dazu beitragen, vorhandene Kontakte von Senioren zu stabilisieren, neue zu begründen und damit einer Vereinsamung im Alter entgegenzuwirken. Es umfasst somit seniorenspezifische Begegnungs- und Bildungsangebote (Angebote der Offenen Seniorenarbeit) inkl. den Zugang zu diesen Angeboten sowie Beteiligungsmöglichkeiten für Senioren am öffentlichen Leben und im politischen Prozess. Dieses Handlungsfeld ist thematisch eng mit anderen Handlungsfeldern verknüpft. Denn zur Offenen Seniorenarbeit gehören neben den Begegnungs- und Bildungsangeboten auch präventive Hilfen, Einzelfallhilfen und Beratungsangebote. Um in diesem Bericht Überschneidungen klein zu halten, sind die Einzelfallhilfen dem Handlungsfeld Wohnen zu Hause, Beratungsangebote dem HF Beratung, Information und Öffentlichkeitsarbeit und die präventiven Angebote dem HF Prävention zugeordnet. Stark sind schließlich auch die Querverbindungen dieses Kapitels HF Bürgerschaftliches Engagement von und für Senioren. Die Angebote der Offenen Seniorenarbeit werden teilweise durch freiwillige soziale Leistungen der Kommunen unterstützt. 71 SGB XII (Sozialhilfe), die den Begriff Altenhilfe definiert, enthält nämlich keine finanzielle Verpflichtung für die Kommunen, wohl aber eine programmatische Vorgabe: Alten Menschen soll außer der Hilfe nach den übrigen Bestimmungen dieses Gesetzes Altenhilfe gewährt werden. Sie soll dazu beitragen, Schwierigkeiten, die durch das Alter entstehen, zu verhüten, zu überwinden oder zu mildern und alten Menschen die Möglichkeit erhalten, am Leben in der Gemeinschaft teilzunehmen

122 Gesellschaftliche Teilhabe B. Handlungsfelder und Themenbereiche Unterstützung von Angeboten durch freiwillige soziale Leistungen der Kommunen Die hier beschriebenen Angebote der Offenen Seniorenarbeit werden im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen oftmals durch freiwillige Leistungen der Kommunen unterstützt. Eine schriftliche Befragung bei den Kommunen ergab, dass sechs der insgesamt 27 Städte, Märkte und Gemeinden die örtlichen Einrichtungen der Seniorenarbeit mit Sach- und / oder Geldleistungen unterstützen. Sachleistungen sind z.b. die Bereitstellung von Räumen, die Übernahme von Kopierkosten oder kostenlose Veröffentlichungen im Amtsblatt der jeweiligen Kommune. Nutznießer sind örtliche Verbände, Vereine oder Volkshochschulen. Unterstützt wird Hilfe im Einzelfall z.b. durch Seniorenbetreuung und Nachbarschaftshilfe, aber auch durch die Organisation gemeinschaftlicher Aktivitäten wie Seniorennachmittage. Die finanzielle Unterstützung reicht pro Berichtsjahr von einigen hundert Euro für die Subvention von Aktivitäten örtlicher Kirchengemeinden und Vereine bis hin zu einigen tausend Euro, beispielsweise für Stiftungen. In der Darstellung 5-1 werden diejenigen Gemeinden aufgelistet, die zu ihrer Förderung der Seniorenarbeit nähere Angaben gemacht haben. Darstellung 5-1: Kommune Absberg Pfofeld Pleinfeld Raitenbuch Solnhofen Weißenburg Unterstützung der Seniorenarbeit durch freiwillige soziale Leistungen der Kommune Art der Unterstützung Geldleistungen für VHS, Krankenverein Geld- und Sachleistungen für Seniorenkreis und Seniorennachmittag Sachleistungen für die Dienstleistungsbörse Sachleistungen Sachleistungen für die Seniorenvereine, Seniorenrat, Lebensmittelbringdienst, Hilfeverein Solnhofen hilft Finanzielle Unterstützung über die Hospitalstiftung Zum heiligen Geist, Seniorenbeirat; Sachleistungen Quelle: Kommunalbefragung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS

123 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Gesellschaftliche Teilhabe 5.1 Gesellschaftliche Teilhabe Freizeit, Begegnung und Kultur Angebote zur Freizeitgestaltung, Begegnung und Kommunikation gibt es im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen in großer Zahl. Fast 70 Einrichtungen wurden im Landkreis zu ihren Angeboten der Offenen Seniorenarbeit schriftlich befragt. Obwohl deren Angebote sie werden von Vereinen, Kirchengemeinden, Wohlfahrts- und Sozialverbänden und von den Gemeinden selbst organisiert überwiegend nicht speziell auf die Zielgruppe der Seniorinnen und Senioren ausgerichtet sind, werden sie erfahrungsgemäß auch von dieser Altersgruppe rege genutzt. Darüber hinaus gibt es aber auch viele Aktivitäten, die sich ausdrücklich an die ältere Generation richten; sie werden im Folgenden dargestellt. Angebote zur Freizeit, Begegnung und Kommunikation und deren Träger Die Mehrzahl der seniorenspezifischen Angebote kommt aus den evangelischen und katholischen Kirchengemeinden. Diese bieten gesellige und kommunikative Veranstaltungen wie z.b. Kaffee- oder Seniorennachmittage, Ausflüge oder jahreszeitliche Feste an. In fast jeder Kirchengemeinde werden außerdem an den wichtigsten Feiertagen wie Weihnachten oder Ostern Veranstaltungen organisiert; auch Ausflüge oder Vorträge gehören zum festen Bestandteil ihrer Angebote. Verbreitet sind zudem Besuchsdienste zu Jubiläen oder für Personen, die ihr Haus nicht mehr verlassen können, im Krankenhaus bzw. Pflegeheim sind oder neu in die Gemeinde zugezogen sind. Das breit gefächerte Angebot zur gesellschaftlichen Teilhabe älterer Menschen beinhaltet neben Senioren- und Tanzkreisen auch Generationentreffs, Seniorenfreizeiten (Reisen, Ausflüge), Bildungsveranstaltungen (z.b. zum Thema Computer oder Handy) und religiöse Veranstaltungen (z.b. Wallfahrten). Dank der Angebote und auch der organisatorischen Unterstützung durch die evangelischen 11 und den 11 Ev. Bildungswerke im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen sind eingetragene, gemeinnützige Vereine zur Förderung der Erwachsenenbildung. Mitglieder sind die evangelischen Kirchengemeinden in den Dekanaten Gunzenhausen, Heidenheim, Pappenheim und Weißenburg, die vier Evang.-Luth. Dekanatsbezirke Gunzenhausen, Heidenheim, Pappenheim und Weißenburg, die Landvolkshochschule Pappenheim, das Gemeinschafts-Diakonissen-Mutterhaus Hensoltshöhe Gunzenhausen, die Polsinger 105

124 Gesellschaftliche Teilhabe B. Handlungsfelder und Themenbereiche katholischen 12 Bildungswerke wird ein hohes Maß an Organisation und Professionalität erreicht. Die zahlreichen Seniorenclubs des Landkreises befinden sich in freier Trägerschaft oder werden von Wohlfahrtsverbänden und Vereinen getragen. Beispiele hierfür sind: Das Bayerische Rote Kreuz, Kreisverband Weißenburg-Gunzenhausen, bietet regelmäßig Seniorennachmittage in Weißenburg und Gunzenhausen an. Pro Veranstaltung nehmen 50 bis 60 Seniorinnen und Senioren teil. In Weißenburg offeriert es auch regelmäßig Gymnastik mit zehn bis 30 Teilnehmern pro Kurs. Zusätzlich zu den Seniorennachmittagen und Gymnastikstunden werden Besuchsdienste angeboten, d.h. ehrenamtliche Helfer gehen zu alten Menschen nach Hause, lesen ihnen vor, machen Spaziergänge oder sprechen nur einfach mit ihnen. Über das BRK können speziell für Senioren auch Reisen gebucht werden, die an die Bedürfnisse von mobilitätseingeschränkten und körperlich behinderten Personen angepasst sind und von geschulten Helfern begleitet werden. Die Ortsvereine der Arbeiterwohlfahrt im Landkreis bieten ebenfalls Programme für ältere Menschen an: mit regelmäßigen Seniorennachmittagen sowie Halb- und Ganztagesfahrten, Ausflügen oder Veranstaltungen zu jahreszeitlichen Festen sowie Besuchsdiensten. Heime der Diakonie Neuendettelsau, der Diakonieverein Heidenheim und der Zweckverband Kloster Heidenheim. 12 KEB ist der Zusammenschluss katholischer Bildungseinrichtungen auf Orts-, Stadt-, Kreis- und Diözesanebene. Diese Einrichtungen bieten eigene Bildungsveranstaltungen an und unterstützen die Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen in den Pfarreien und Verbänden in der Planung und Durchführung von Erwachsenenbildungsveranstaltungen. Schwerpunktbereiche der Angebote: allgemeine Bildung; religiöse Bildung; politische Bildung. Es wird ein regional verankertes Bildungsprogramm geboten, das Kirchengemeinden, Verbände, Bildungshäuser einschließt. Verbände mit Tätigkeit im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen sind: Neustadt/Aisch, Bad Windsheim e.v.; Weißenburg-Gunzenhausen e.v. und der KEB im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen e.v. 106

125 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Gesellschaftliche Teilhabe Hervorzuheben sind auch noch diese Angebote: Das Mehrgenerationenhaus (MGH) Pleinfeld besteht seit 2008 und hat zahlreiche Angebote für Familien, Kinder und Jugendliche sowie für ältere Menschen aus dem gesamten Landkreis. Ziel des MGH ist es, ein Stützpunkt für Gruppenaktivitäten aller Generationen zu sein; zudem soll es als Plattform, Kontakt- und Informationsstelle dienen. Für die Zielgruppe der Seniorinnen und Senioren werden kleinere Hilfen im Haushalt und Besuchsdienste angeboten. Auch Angebote der gesellschaftlichen Teilhabe wie Begegnungs-, Bildungs- und Sportaktivitäten gehören zum Repertoire des Mehrgenerationenhauses; sie sollen dazu beitragen, dass ältere Menschen möglichst lange in Selbstständigkeit und Vitalität leben zu Hause können. Im Bürgertreff Treuchtlingen findet jede Woche ein geselliges Beisammensein mit Erzählungen und Lesungen statt, und jeden Samstag können sich Seniorinnen und Senioren die Funktionsweise von Computern und Handys von Jugendlichen erklären lassen. Auch der Bürgernetzverein Gunzenhausen und Umgebung e.v. bietet PC- Kurse für die Generation 55+ an. An den Gruppen nehmen sowohl Einsteiger als auch PC-erfahrene Seniorinnen und Senioren teil. Je nach Kenntnisstand werden sie in Gruppen eingeteilt und betreut. Der Seniorenclub Gunzenhausen trifft sich jeden ersten Dienstag im Monat im Heim des Fußballclubs Gunzenhausen. Zusätzlich werden jahreszeitliche Feste, Vorträge und Kurse über gesundheitliche Themen und Ausflüge organisiert. An den Treffen nehmen zwischen 30 und 40 Senioren teil. In Zusammenarbeit mit dem Seniorenbeirat der Stadt Weißenburg bietet das Kino Center Weißenburg jeden ersten Mittwoch im Monat einen ausgewählten Film im Film-Café mit Kaffee und Kuchen an. Des Weiteren organisiert der Seniorenbeirat jeden Monat Tanznachmittage im Kulturzentrum und auch Einzelveranstaltungen: Beim Vortrag Sicherheit für Senioren können sich ältere Menschen über Sicherheitsrisiken und Betrügereien bei Reisen, am Computer oder bei Gewinnspielen informieren; auch Fahrtrainings (mit eigenem Auto) und Handykurse werden angeboten. 107

126 Gesellschaftliche Teilhabe B. Handlungsfelder und Themenbereiche Der VdK ist im Landkreis mit 26 Ortsvereinen vertreten. Sie bieten neben Seniorennachmittagen / -treffs auch Tagungen, Informationsveranstaltungen, Wanderungen und Ausflugsfahrten. Beratungsgespräche erfolgen ausschließlich durch die Kreisgeschäftsstelle. Die Volkshochschulen (VHS) in den Städten Weißenburg und Gunzenhausen (mit Außenstelle Heidenheim) ermöglichen nicht nur die Teilnahme an präventiven sportlichen Angeboten (z.b. Wassergymnastik), sondern auch Fortbildungsmöglichkeiten und gesellschaftliche Veranstaltungen. So werden neben Computer- und Handykursen speziell für ältere Menschen auch internationale Seniorentreffs und - nachmittage mit verschiedenen, auf die Jahreszeit abgestimmten Themen angeboten 13. Stationäre Pflegeeinrichtungen des Landkreises bieten ihren Bewohnern ein oft breitgefächertes Programm zur gesellschaftlichen Teilhabe, das teilweise auch für extern wohnende Menschen offen steht (z.b. Seniorennachmittage, Gottesdienste, Veranstaltungen). Darstellung 5-2 gibt darüber einen Überblick. 13 Hierbei ist zu berücksichtigen, dass sich das Programm der Volkshochschulen jedes Semester ändern kann. 108

127 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Gesellschaftliche Teilhabe Darstellung 5-2: Stationäre Einrichtungen mit Angeboten zur gesellschaftlichen Teilhabe für Nicht-Bewohner/innen Einrichtung Ort Angebot Altenheim St. Elisabeth Burckhard-von- Seckendorff-Heim AWO Pflegeheim Langenaltheim Städtisches Altenheim im Gesundheitszentrum Treuchtlingen Städtisches Pflegezentrum im Gesundheitszentrum Treuchtlingen AWO Else- und Heiner- Stöhr Alten- und Pflegeheim Ellingen Gunzenhausen Langenaltheim Treuchtlingen Treuchtlingen Weißenburg Veranstaltungen, z.b. kultureller Art (täglich, 30 Nutzer/innen) Feste / Feiern, Vorabendmesse (seltener, 1 Nutzer/in) Sommerfest (seltener, 100 Nutzer/innen) Veranstaltungen, z.b. kultureller Art (wöchentlich, 3 Nutzer/innen) Veranstaltungen, z.b. kultureller Art (seltener, 2 Nutzer/innen) Veranstaltungen, z.b. kultureller Art (seltener, 1 Nutzer/in) Veranstaltungen, z.b. kultureller Art (seltener) Quelle: Bestandserhebung, AfA / SAGS 2011 Räumliche Verteilung In jeder Kommune des Landkreises gibt es zumindest ein geselliges Freizeitangebot für Seniorinnen und Senioren 14. Erwartungsgemäß haben in den größeren Orten ältere Menschen eine breitere Auswahl an Angeboten und Aktivitäten als in kleinen Ortschaften. Wie in großen Gemeinden die Angebote über einzelne Ortsteile verteilt sind, wurde hier nicht untersucht. 14 Informationsquellen waren das Internet und insbesondere auch Hinweise der Städte, Märkte und Gemeinden selbst bei der Kommunalbefragung. 109

128 Gesellschaftliche Teilhabe B. Handlungsfelder und Themenbereiche 5.2 Gesellschaftliche Teilhabe im Spiegel der Bürgerbefragung In der Bürgerbefragung wurde nach der Bekanntheit und Nutzung von Freizeit- und Kulturangeboten speziell für Ältere gefragt. Darstellung Frage 5-3: 20: Bekanntheit Sind Ihnen spezielle von Angeboten Angebote für Seniorinnen für Senioren und bekannt? Senioren 100% % 60% % 20% % Insg. männl. weibl Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre 90 Jahre u.ä. Ja, vom Hörensagen Ja, bereits in Anspruch genommen Nein An den Zeilensummen fehlende Werte: Fälle ohne Angaben bei Geschlecht bzw. Alter Quelle : Bürgerbefragung der über 63-Jährigen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen AfA & SAGS 2011 Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS 2011 Erfreulicherweise hat ein Großteil der Befragten (83 %) ein entsprechendes Angebot bereits genutzt oder kennt es zumindest. Deutlich zeigt sich dabei ein Zusammenhang zwischen der Nutzung, dem Alter und Geschlecht der Befragten sowie ihrem Wohnort. Je älter die Befragten sind, desto eher werden Angebote wahrgenommen (dieser Zusammenhang ist am stärksten bei den über 60- bis 85-Jährigen ausgeprägt); Deutlich mehr Frauen (38 % aller befragten Frauen) als Männer (nur 25 %) nehmen die Angebote in Anspruch. Rund 15 Prozent der Frauen und über 19 Prozent der Männer sind diese Angebote nicht bekannt; Je niedriger die Gemeindegrößenklasse, desto häufiger werden die Angebote genutzt. Während in kleinen Gemeinden bereits 37 Prozent der Befragten schon einmal Angebote in Anspruch genommen haben, sind dies in den Städten lediglich knapp 28 Prozent. 110

129 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Gesellschaftliche Teilhabe Um die Nutzungsintensität besser einschätzen zu können, wurden die 889 Seniorinnen und Senioren, die bereits an Angeboten teilgenommen haben, zudem gefragt, ob sie das auch in den letzten sechs Monaten getan haben. Immerhin ist dies bei rund 68 Prozent der Fall (vgl. Darstellung 5-4). Darstellung 5-4: Inanspruchnahme von Angeboten für Seniorinnen und Senioren in den letzten sechs Monaten Frage 2 0 : H aben Sie auc h in den letzen 6 M onaten an einem A ngebot teilgenommen? 100% 80% 60% % 20% % Insg. männl. weibl Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre 90 Jahre u.ä. N ein Ja *) An den Zeilensummen fehlende Werte: Fälle ohne Angaben bei Geschlecht bzw. Alter Quelle : Bürgerbefragung der über 63-Jährigen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen AfA & SAGS 2011 Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS 2011 Konkret danach gefragt, um welche Aktivitäten es sich dabei handelte, nannten die meisten Befragten den Besuch von Seniorenkreisen / Seniorentreffs (256 Nennungen) und / oder Ausflügen (55). Etwas weniger häufig wurde die Teilnahme an präventiven Angeboten wie Gedächtnistraining, Sport oder Gymnastik (48) oder auch von Aktivitäten in Kirchengemeinden allgemein (39) genannt. Die meisten Bürger/innen (fast 90 %) informieren sich über die Angebote in den Tageszeitungen. Auch das persönliche Gespräch (direkt oder telefonisch) dient häufig als Quelle. Lediglich von jede/m Zehnten wird das Internet als Informationsmedium genutzt. Des Weiteren wurden örtliche Gemeindeblätter (31 Nennungen), das Fernsehen (35), der Radio (16) oder Pfarrbriefe (12) genannt. 111

130 Gesellschaftliche Teilhabe B. Handlungsfelder und Themenbereiche Darstellung 5-5: Informationsquellen für Angebote der Gesellschaftlichen Teilhabe Medium Anzahl der Nennungen In Prozent der Antwortenden Tageszeitung ,0 (Telefon-)Gespräche ,1 Ratgeber ,5 Aushänge ,3 Internet 284 9,7 Anderes 149 5,1 Mehrfachnennungen möglich Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS Seniorenbeauftragte und Seniorenbeiräte Gesellschaftliche Teilhabe meint nicht nur die Teilnahme an kulturellen o.ä. Angeboten, sondern auch die (Möglichkeit der) Beteiligung an deren Gestaltung. Auf diese sehr aktive Art der Teilhabe wird auch im Kapitel Bürgerschaftliches Engagement von und für Seniorinnen und Senioren eingegangen. Hier aber, im Zusammenhang dieses Kapitels, geht es um Seniorenbeauftragte bzw. Seniorenbeiräte, die als Sprachrohr ihrer Generation und als deren Bindeglied zu Politik und Verwaltung, zu örtlichen Vereinen und Seniorenorganisationen sowie den regionalen Seniorenverbänden fungieren. Ihre Aufgabe ist es, die speziellen Belange der Älteren in das Blickfeld der Öffentlichkeit zu rücken und sie bei kommunalen Planungen und in Gremienarbeit zu vertreten. Seniorenbeauftragte bzw. Seniorenbeiräte können die Rolle als erster Ansprechpartner für ältere Menschen am Ort sowie als Vermittlungs- und Vernetzungsstelle von Angeboten der Seniorenorganisationen einnehmen. Sie informieren dann über Initiativen, Fachberatungen, ehrenamtliche Dienste, Nachbarschaftshilfen und Freizeitangebote im Landkreis, die den älteren Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung stehen, und organisieren einen regelmäßigen Austausch der Akteure vor Ort sofern dies gewollt und gefördert wird und geeignete Personen für diese Aufgabe gewonnen werden können. Lediglich vier der 27 Kommunen des Landkreises haben bereits Seniorenvertretungen als Seniorenbeauftragte und / oder Seniorenbeiräte. Lediglich in der Gemeinde Solnhofen ist ein Seniorenbeauftragter tätig, Seniorenbeiräte wurden bislang nur in drei Städten (Weißenburg, Gunzenhausen, Treuchtlingen) und wiederum in der Gemeinde Solnhofen eingerichtet. Seniorenbeiräte sind 112

131 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Gesellschaftliche Teilhabe erfahrungsgemäß eher in größeren Gemeinden und Städten üblich, so auch im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen; die Gemeinde Solnhofen stellt also eine Ausnahme dar. Die Gemeinde Haundorf möchte sowohl einen Seniorenbeirat als auch die Stelle einer/eines Seniorenbeauftragte/n schaffen. Die Aufgaben der Seniorenvertretungen in diesen vier Orten sind vielfältig: Sie sind Mittler und Interessenvertreter der Bedürfnisse und Wünsche der Seniorinnen und Senioren ihrer Gemeinde gegenüber der Verwaltung und den politischen Gremien, aber auch gegenüber Dienstleistern (z.b. Zertifikat Seniorenfreundliches Unternehmen in Gunzenhausen). Darüber hinaus entwickeln sie selbst viele Initiativen, die sich direkt an die ältere Generation wenden; dies reicht von Freizeitaktivitäten über Besuchsdienste bis hin zu Sprechstunden, in denen sie als Berater fungieren. Die Unterstützung ihrer Tätigkeit durch die Kommunen, z.b. Bereitstellung von Räumen oder finanzielle Zuschüsse, wird von den Seniorenvertretungen sehr begrüßt. 5.4 Einschätzung der Situation durch die örtlichen Expertinnen und Experten Fachleute des Landkreises wurden nach ihrem Urteil über die Angemessenheit der Kontakt- und Freizeitangebote sowie der Erwachsenen- und Seniorenbildung befragt. Das Ergebnis zeigen die beiden folgenden Darstellungen: Darstellung 5-6: Kontakt- und Freizeitangebote aus Sicht der Expertinnen und Experten Reichen die Angebote aus? Eher ja Eher nicht Keine Einschätzung Keine Angabe Kommunen (n=27) Akteure der Seniorenarbeit (n=22) Ambulante Dienste (n=13) Stationäre Einrichtungen (n=14) Gesamt (n=76) Quelle: AfA / SAGS 2011 Das Angebot an Kontakt- und Freizeitmöglichkeiten wurde von fast zwei Dritteln der Antwortenden als hinreichend eingeschätzt; skeptisch, ja kritisch hingegen äußer- 113

132 Gesellschaftliche Teilhabe B. Handlungsfelder und Themenbereiche ten sich einige Gemeinden und vor allem ambulante Dienste. (Fast ein Drittel der Befragten hat dazu keine Stellungnahme abgegeben.) Darstellung 5-7: Angebot im Bereich Erwachsenen- und Seniorenbildung aus Sicht der Expertinnen und Experten Reichen die Angebote aus? Eher ja Eher nicht Keine Einschätzung Keine Angabe Kommunen (n=27) Akteure der Seniorenarbeit (n=22) Ambulante Dienste (n=13) Stationäre Einrichtungen (n=14) Gesamt (n=76) Quelle: AfA / SAGS 2011 Das Angebot an Erwachsenen- und Seniorenbildung im Landkreis Weißenburg- Gunzenhausen wurde völlig kontrovers beurteilt: Fast gleich viele Fachleute fanden es hinreichend oder eben nicht. (Wiederum enthielt sich ein knappes Drittel der Meinungsäußerung.) Im Workshop zukunftsorientierte Seniorenpolitik wurde zunächst das große Angebot an Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe gelobt. Der Landkreis sei vor allem dank Kirchengemeinden und Vereine damit gut ausgestattet; deren Veranstaltungen leisteten speziell in Punkto Prävention und soziale Begegnung viel. Angebote wie das Seniorenkino in Weißenburg kämen noch hinzu; und außerdem gebe es auch ein breites, privates Engagement der Seniorinnen und Senioren selbst, das zu vielen eigenständig organisierten Freizeitaktivitäten führe. Wegen dieser zahlreichen und unterschiedlichen Angebote sei freilich eine noch bessere Koordination der Aktivitäten nötig. Deshalb wurde im Workshop vorgeschlagen, eine Seniorenzeitung auf Landkreisebene herauszubringen, unterstützt durch ein passendes Internetportal. Zusätzlich wurde deutlich gemacht, dass für jüngere Seniorinnen und Senioren neben den klassischen auch alternative Angebote entwickelt werden müssten, insbesondere solche, die eine Plattform für generationsübergreifende Begegnungsmöglichkeiten bieten, sog. Aktivplätze. Generell wurde angeregt, mehr Räume als Treffpunkte für alle Generationen bereit zu stellen. 114

133 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Gesellschaftliche Teilhabe Betont wurde im Workshop überdies, dass allen Zielgruppen auch den mobilitätseingeschränkten Seniorinnen und Senioren die Teilnahme an Veranstaltungen ermöglicht werden solle. Dafür seien sowohl barrierefreie Räumlichkeiten als auch gute Transportmöglichkeiten notwendig. Für all diejenigen, die beispielsweise aus gesundheitlichen Gründen Angebote der gesellschaftlichen Teilhabe nicht mehr wahrnehmen können, solle auf ehrenamtlicher Basis ein Besuchsdienst organisiert werden. Schließlich beklagten die Teilnehmer/innen des Workshops noch den Mangel an Seniorenvertretungen in den Gemeinden und Städten des Landkreises. Sie seien ein so wichtiges Bindeglied zwischen den alten Menschen und den Stadt- bzw. Gemeinderäten und für die Zusammenarbeit zwischen Kirchen, Kommunen und Vereinen, dass sie unbedingt auch in den vielen Gemeinden, wo es sie noch nicht gibt, eingerichtet werden müssten. 5.5 Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen Es gibt im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen ein flächendeckendes, gut differenziertes Angebot zur gesellschaftlichen Teilhabe, das in den Größeren Gemeinden differenzierter ist als in den Kleineren Gemeinden. Die Bürgerbefragung zeigte, dass die Angebote vor allem von Menschen höheren Alters sehr geschätzt werden. Deshalb sind sie auch in kleinen Orten unbedingt aufrechtzuerhalten. Des Weiteren ist in den Städten zu prüfen, ob durch den Aufbau weiterer Angebote in den Stadtteilen ein noch kleinräumigeres Angebot geschaffen werden kann. Allen betroffenen Kommunen wird empfohlen, den Aufbau eines flächendeckenden Angebots zur gesellschaftlichen Teilhabe in Form von Sach- oder Geldleistungen zu unterstützen. Die Hauptarbeit in der Organisation und Durchführung des Programmangebots wird von ehrenamtlichen Kräften getragen. Eine Förderung und Unterstützung ihres Engagements im Landkreis ist also gleichbedeutend mit einer Stützung und Förderung der Angebote zur gesellschaftlichen Teilhabe (vgl. HF Bürgerschaftliches Engagement). Der Workshop zeigte, dass auch im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen die Ansprüche der Seniorinnen und Senioren an Angebote der gesellschaftlichen Teilhabe je nach Lebenslage unterschiedlich sind. Jüngere Senioren nehmen die klassischen Angebote der Kirchengemeinden eher weniger in Anspruch; sie haben das Bedürfnis, auch selbst Angebote zu machen, eigene Aktivitäten zu entwickeln 115

134 Gesellschaftliche Teilhabe B. Handlungsfelder und Themenbereiche und selbstbestimmt zu handeln. Hierfür benötigen sie aber Orte der Begegnung, wie sie beispielhaft im MGH in Pleinfeld vorhanden sind. Insbesondere mobilitätseingeschränkte Personen benötigen Fahrgelegenheiten oder sogar Begleitung, um an Veranstaltungen teilnehmen zu können. Das sollte von den Veranstaltern schon bei der Programmplanung (Ort und Zeitpunkt) mitbedacht werden, dürfte aber auch relativ leicht organisierbar sein, indem andere Teilnehmerinnen oder Teilnehmer gebeten werden, Dritte mitzunehmen. Auch der Ausbau nachbarschaftlicher Fahrdienste könnte insbesondere hochaltrigen und mobilitätseingeschränkten Menschen die Teilnahme ermöglichen. Für jene alten Menschen, die bestehende Angebote zur gesellschaftlichen Teilhabe nicht (mehr) wahrnehmen können, insbesondere für die Alleinlebenden und etwas Isolierten unter ihnen, sollten regelmäßige Besuchsdienste organisiert werden. Um die Mitwirkung und Mitgestaltung Älterer zu stärken, sind in allen Gemeinden soweit noch nicht vorhanden ehrenamtliche Seniorenvertretungen zu installieren. Ob dies in Form einer/s Seniorenbeauftragten oder eines Seniorenbeirates erfolgt, muss jede Gemeinde für sich entscheiden. Wichtige Aufgaben einer solchen Vertretung sind in beiden Fällen: Vermittlung zwischen Bürgerschaft und Gemeindeverwaltung; Ansprechpartner für Ratsuchende zu sein; Vernetzung lokaler Akteure der Seniorenarbeit; Ggf. Initiierung weiterer Angebote und Projekte. Bei Gründung und Aufbau kommunaler Seniorenvertretungen könnte als Berater die LandesSeniorenVertretung Bayern (LSVB; sehr hilfreich sein. Auch der Landkreis sollte dabei eine unterstützende und moderierende Funktion übernehmen, z.b. durch Aufgabenbeschreibungen, Organisation von Fortund Weiterbildungsangeboten, fachliche Beratung. Zu prüfen ist, ob eine Seniorenzeitung im Landkreis aufgelegt werden soll. Ihr Inhalt könnte (neben der Auflistung von Anlaufstellen und wichtigen Adressen) die Beschreibung vorbildlicher Initiativen und praktischer Modelle der Seniorenarbeit im Landkreis und sonstige Abhandlungen über altersspezifische Anliegen und Probleme sein. Die im Landkreis vorhandenen Bildungsangebote (Volkshochschule, evangelische und katholische Bildungsträger) sollten ihr Angebot noch besser auf die Bedürfnisse 116

135 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Gesellschaftliche Teilhabe von Seniorinnen und Senioren ausrichten und sich untereinander vernetzen. Dies könnte auch über das Internet erfolgen. Als Maßnahmen empfehlen wir: Empfehlungen / Maßnahmen Schaffung von Hol- und Bringdiensten und Begleitungsangeboten zu Veranstaltungen Ansprechpartner Anbieter der Offenen Seniorenarbeit, Kirchengemeinden, Städte, Märkte und Gemeinden, Freiwilligenagentur des Landkreises Aufbau von generationsübergreifenden Begegnungsorten Städte, Märkte und Gemeinden, Wohlfahrtsverbände Schaffung flächendeckender regelmäßiger Besuchsdienste für diejenigen, die außerhäusliche Angebote nicht (mehr) wahrnehmen können Anbieter der Offenen Seniorenarbeit, Kirchengemeinden, Nachbarschaftshilfen, Wohlfahrtsverbände, Freiwilligenagentur des Landkreises Lokale Vernetzung der Ehrenamtlichen in der Offenen Seniorenarbeit, Schaffung von Fortbildungsangeboten auf Landkreisebene Ernennung von Seniorenbeauftragten oder Seniorenbeiräten in allen Kommunen und deren öffentliche Einführung und Bekanntmachung Aufbau einer Seniorenzeitung und Erstellung eines Konzepts Engere Vernetzung der Bildungsträger im Landkreis untereinander Landkreis bzw. Freiwilligenagentur, Städte, Märkte und Gemeinden, Städte, Märkte und Gemeinden Landkreis Bildungsträger 117

136 Gesellschaftliche Teilhabe B. Handlungsfelder und Themenbereiche 118

137 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Bürgerschaftliches Engagement 6. Handlungsfeld Bürgerschaftliches Engagement von und für Seniorinnen und Senioren Bürgerschaftliches Engagement von und für Seniorinnen und Senioren ist in mehrfacher Hinsicht bedeutsam. Ältere Menschen, die sich ehrenamtlich für Andere engagieren, leisten einen wichtigen Beitrag zur Schaffung und Aufrechterhaltung von sozialen Angeboten in den Kommunen. Ebenso bietet ihnen ein solches Engagement eine Möglichkeit zur gesellschaftlichen Teilhabe, die Chance, selber aktiv zu sein, andere Menschen zu treffen, neue Kontakte zu knüpfen und Wertschätzung von Anderen zu erfahren (vgl. Handlungsfeld Gesellschaftliche Teilhabe ) 15. Darüber hinaus zeigen Untersuchungen, dass Menschen, die ehrenamtlich tätig sind, weniger unter depressiven Symptomen und körperlichen Beeinträchtigungen leiden, dafür aber eine (nach eigener Einschätzung) bessere Gesundheit und höhere Lebenszufriedenheit haben als Menschen, die dies nicht tun 16. Somit ist für viele Ältere das Engagement auch ein deutlicher Gewinn für die eigene Lebensqualität. Das Bundesfamilienministerium und das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) veröffentlichten vor kurzem einen Bericht über das Bürgerschaftliche Engagement in Deutschland 17. Darin wird bestätigt, dass rund ein Drittel der bundesdeutschen Bevölkerung sich freiwillig engagiert und zwar vor allem in den Bereichen Soziales, Gesundheit und Pflege. Senioren gehören zu den wichtigsten Empfängern ihrer freiwilligen Leistungen, die sowohl im Freundeskreis oder als nachbarschaftliche Hilfen als auch in fest organisierten Strukturen wie etwa Vereinen erbracht werden. In den vergangenen Jahren sind laut dieser Studie auch 15 In 71 SGB XII wird zu Recht darauf hingewiesen, dass Leistungen zu einer Betätigung und zum gesellschaftlichen Engagement, wenn sie vom alten Menschen gewünscht wird diesen gewährt werden sollen. 16 Warner, Lisa Marie, Wer anderen hilft, der hilft auch sich selbst Wie Helfen Zufriedenheit und Gesundheit fördern kann. In: Informationsdienst Altersfragen, Heft 6, November / Dezember 2009, Hrsg.: Deutsches Zentrum für Altersfragen. 17 Vgl. WZB, Projektgruppe Zivilengagement, Bericht zur Lage und zu den Perspektiven des bürgerschaftlichen Engagements in Deutschland, Berlin, Juni 2009; vgl. dazu auch: Dies., Monitor Engagement. Ausgabe Nr. 1, Berlin, September 2009; Dies., Monitor Engagement. Ausgabe Nr. 2, Berlin, April 2010, insbesondere S. 32 ff. 119

138 Bürgerschaftliches Engagement B. Handlungsfelder und Themenbereiche die Engagementquoten älterer Menschen überdurchschnittlich gestiegen; ihr ehrenamtlicher Einsatz gilt vorzugsweise der eigenen Altersgruppe. Im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen ist Bürgerschaftliches Engagement ein wesentlicher Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens, aufzufinden beispielsweise in den zahlreichen Vereinen, Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände, den Kirchengemeinden und Nachbarschaftshilfen oder in der Hospizarbeit. Bei der Bearbeitung dieses Themas für das Seniorenpolitische Gesamtkonzept haben wir insbesondere Hinweise aus der Bürgerbefragung, dem Workshop und von Projekten des Bürgerschaftlichen Engagements berücksichtigt. 6.1 Ergebnisse der Bürgerbefragung zum Engagement der Seniorinnen und Senioren im Landkreis Von Befragten machten Angaben zum Bürgerschaftlichen Engagement. Rund 20 Prozent dieser Befragten betätigen sich ehrenamtlich; das wären hochgerechnet auf die gesamte Altersbevölkerung des Landkreises rund Personen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Die übrigen 80 Prozent geben an, sich nicht ehrenamtlich einzusetzen; dies hat mehrere Gründe: Gut einem Drittel dieser Personengruppe ist es beispielsweise aus gesundheitlichen Gründen (zurzeit) einfach nicht möglich, sich zu engagieren; etwa jede/r achte hat noch nicht das Passende gefunden; der Rest hat erklärtermaßen kein Interesse daran. Im Landkreis gibt es also eine beachtlich große Gruppe älterer Menschen (immerhin 12 %), die sich gerne engagieren würde, aber es im Moment nicht tut. Ihnen müsste der Zugang zu einer ehrenamtlichen Tätigkeit geöffnet werden. Auf welchen Gebieten und in welchem institutionellen Rahmen die bereits bürgerschaftlich Engagierten vornehmlich aktiv sind, geht aus der Darstellung 6-1 hervor. 120

139 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Bürgerschaftliches Engagement Darstellung 6-1: Ehrenamtliches Engagement (Mehrfachnennungen möglich) Engagieren Sie sich derzeit ehrenamtlich? Falls ja, in welchem Bereich? 4,4% 5,5% 13,9% Juge ndarbe it Politik Kultur 15,6% Sport 20,1% Se niorenarbeit 79,7% 20,3% 30,5% Ande res 44,3% Religiöse Einrichtung n = Ja Nein In Prozent der Ja-Nennungen Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS Organisation bürgerschaftlichen Engagements im Landkreis Ehrenamtlich engagierte Bürger/innen sind, teilweise unter Anleitung von Hauptamtlichen, überwiegend als ergänzende Hilfskräfte tätig. Es gibt aber auch eine Vielzahl von Aufgaben, die ausschließlich von Ehrenamtlichen erfüllt werden: vor allem in der Freizeitgestaltung und bei Aktionen sozialer Begegnung. Wichtige Einsatzgebiete Ehrenamtlicher im Landkreis, an denen ältere Menschen aktiv oder passiv, d.h. als Erbringer oder Nutzer von ehrenamtlichen Leistungen teilhaben, sind: Hospizvereine: Die 21 geschulten Hospizhelfer/innen des im Landkreis tätigen Hospiz-Vereins Gunzenhausen e.v. arbeiten rein ehrenamtlich, teilweise mit erheblichem zeitlichem Aufwand. Auf ihre Aufgabe werden sie mit einer aufwändigen Hospizhelferschulung vorbereitet; 121

140 Bürgerschaftliches Engagement B. Handlungsfelder und Themenbereiche Seniorenclubs, Seniorentreffen (v.a. in Kirchengemeinden): Auch kirchliche Angebote für Ältere werden überwiegend vom ehrenamtlichen Engagement getragen. Nach Angaben von 49 Kirchengemeinden, die sich an der Bestandserhebung beteiligt haben, sind über 300 Personen im Ehrenamt tätig. Ihre Aufgaben reichen von der Organisation von Begegnungsangeboten, Ausflügen und Festen bis hin zu individuellen nachbarschaftlichen Hilfen für Ältere (z.b. Durchführung von Besuchsdiensten); Sportvereine und Sportgruppen (vgl. Kapitel Präventive Angebote): Die hier für die ältere Generation angebotenen Aktivitäten werden (mit einer Ausnahme) von Ehrenamtlichen getragen. Hauptsächliche Felder ihrer Tätigkeit sind die Leitung von Sportgruppen und Trainingseinheiten (als Übungsleiter), die Selbstverwaltung der Vereine, Öffentlichkeitsarbeit, Spendensammlung oder Nachwuchssuche; In Pflegeheimen ist die Mitarbeit von Ehrenamtlichen bei der Betreuung fester Bestandteil. In den 13 stationären Einrichtungen, die sich an der Bestandserhebung beteiligten, sind insgesamt 81 Personen ehrenamtlich tätig. Schwerpunkt ihrer Arbeit ist meist die Einzelbetreuung der Bewohner/innen und die (Mit-)Hilfe bei Gruppenangeboten. Weitere Aufgaben können die Begleitung bei Ausflügen oder Beschäftigungsangebote wie z.b. Vorlesen sein. Hier leisten Ehrenamtliche, teilweise gegen eine Aufwandsentschädigung, einen hilfreichen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität der Heimbewohner/innen, die sich übrigens teilweise auch selbst durch die Mitarbeit im Heimbeirat ehrenamtlich einbringen; Weniger üblich ist der Einsatz von Ehrenamtlichen in Ambulanten Pflegediensten. Sechs der 14 Dienste, die sich an der Bestandserhebung beteiligten, beschäftigen auch Ehrenamtliche. Die von ihnen genannten 76 ehrenamtlich Tätigen übernehmen mehrheitlich gegen Aufwandsentschädigung Aufgaben wie niedrigschwellige Betreuungsleistungen (Betreuung von Demenzkranken, individuell oder in Gruppen) oder Gestaltung von Treffs. Der Anteil geschulter Ehrenamtlicher bei niedrigschwelligen Angeboten ist dabei hoch. 122

141 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Bürgerschaftliches Engagement Vermittlung von Ehrenamt Es sind unterschiedliche Zugangswege zu einem Ehrenamt möglich. Viele Ehrenamtliche werden beispielsweise bei einer Institution aktiv, der sie sich bereits verbunden fühlten (z.b. einer Kirchengemeinde), nachdem sie persönlich angesprochen wurden. Wohlfahrtsverbände z.b. BRK, Diakonie, Caritas benennen Ansprechpartner, die sich um die Rekrutierung von Freiwilligen bemühen oder bei Anfragen deren Vermittlung leisten. Teilweise wird dem Ehrenamt eine Seite beim Internetauftritt gewidmet; dort kann der Interessierte erfahren, wo er sich engagieren kann. Wie die Bürgerbefragung zeigte, gibt es einige Menschen, die gern eine ehrenamtliche Aufgabe übernehmen würden, jedoch noch kein Betätigungsfeld gefunden haben. Um die Chancen, die dieses Potenzial an engagementbereiten Personen bietet, zu nutzen, wäre ein Ansprechpartner wichtig, der die Interessierten sachkundig bei ihrer Suche berät, Ehrenämter koordiniert und Helfende und Hilfesuchende zusammenführt. Seit Oktober 2010 gibt es für den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen die Freiwilligenagentur Altmühlfranken in Pleinfeld, welche für die Koordination des Bürgerschaftlichen Engagements im Landkreis zuständig ist. Die Agentur informiert und berät über die Möglichkeiten ehrenamtlicher Betätigung, organisiert und vermittelt Kontakte zwischen Menschen, die sich engagieren möchten, und Vereinen oder Verbänden. Zum Zeitpunkt der Erhebung befand sich die Agentur auf Grund eines Personalwechsels im Umbruch, nun werden neue Projekte geplant. Eines dieser Projekte ist die dezentrale Umgestaltung der Freiwilligenagentur: Während die hauptamtliche Leitung in Pleinfeld bleibt, sollen in den einzelnen Gemeinden Ehrenamtliche als Ansprechpartner Interessierte informieren und beraten. Auch eine engere Zusammenarbeit mit den Volkshochschulen und der Landvolkshochschule Pappenheim wird angestrebt. Aus- und Fortbildungsangebote für ehrenamtlich Tätige und Interessenten sollen entwickelt, der Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen den Aktiven gefördert werden. Der von der Freiwilligenagentur 2011 herausgegebene Ehrenamtskalender, der Ehrenamtliche bei ihrer Arbeit zeigt, soll den beteiligten Institutionen Gelegenheit geben, sich bei den aktiven Ehrenamtlichen zu bedanken. Der Reinerlös seines Verkaufs (der Kalender ist in mehreren Buchhandlungen des Landkreises käuflich zu erwerben) wird ehrenamtlichen Projekten zugute kommen. 123

142 Bürgerschaftliches Engagement B. Handlungsfelder und Themenbereiche Ebenfalls in Pleinfeld gibt es die Freiwilligen-Initiative-Pleinfeld, ein Zusammenschluss von Bürgerinnen und Bürgern aller Altersgruppen, welcher den Aufbau eines generationsübergreifenden Netzwerkes zum Ziel hat. In dieses Netzwerk kann sich jede/r je nach persönlichen Fähigkeiten einbringen. Pensionierte Lehrer/innen beispielsweise fördern Grundschüler, die Probleme beim Lesen, Schreiben oder Rechnen haben. Treffpunkt der Gruppe ist das Bürgerhaus / Mehrgenerationenhaus. An das Bürgerhaus / Mehrgenerationenhaus Pleinfeld können sich auch Menschen wenden, die sich ehrenamtlich engagieren möchten. Dort werden vor allem kleine Dienstleistungen vermittelt wie etwa Hilfe beim Einkaufen oder der Gartenarbeit. Empfänger von Hilfen sind meist ältere Menschen, und auch der Großteil der Hilfeleister (z.b. Leihomas bzw. -opas) ist über 50 Jahre alt. Eine weitere Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren, bieten besonders für Ältere, die gerade aus dem Berufsleben ausgeschieden sind, die Aktivsenioren Dies sind Menschen, welche ihre beruflichen Erfahrungen an Betriebe und Dienstleistungsunternehmen weitergeben. Sie helfen beratend und kostenlos z.b. bei Existenzgründungen, Finanzierungs-, Planungs- oder Umweltfragen. Ein monatlicher Sprechtag findet im Landratsamt statt. Anerkennung und Wertschätzung Zehn der 27 Kommunen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen setzen besondere Mittel ein, die Tätigkeit der Ehrenamtlichen zu würdigen und unterstützen. Darstellung 6-2: Gemeinde Bergen Dittenheim Gunzenhausen Haundorf Markt Berolzheim Muhr am See Pleinfeld Solnhofen Treuchtlingen Weißenburg Aktivitäten der Anerkennung für ehrenamtliche Tätigkeiten in den Kommunen Art der Anerkennung Förderrichtlinien und Ehrung bei Bürgerversammlungen Einladung zum Kirchweihfest Fort- und Weiterbildungen des Seniorenbeirat, Ehrenamtsnachweis, Einladungen Neujahrsempfang Ehrenzeichen des bayerischen Ministerpräsidenten Einladungen zu Festen wie Weihnachten und Kirchweih Fest im Bürgerhaus, Abend des Ehrenamts Ehrung bei Bürgerversammlungen, Auslagenerstattung Ehrungen Neujahrsempfang, Sportlerehrung, Übungsleiterzuschüsse Quelle: Kommunalbefragung Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS

143 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Bürgerschaftliches Engagement 6.3 Einschätzung der Situation durch die örtlichen Expertinnen und Experten Die Diskussion im Workshop über das Thema Bürgerschaftliches Engagement von und für Seniorinnen und Senioren zeigte Ressourcen und auch klare Bedarfe für den Landkreis auf. Auf die Frage Was läuft gut? wurde die generelle Bereitschaft der Bürger/innen des Landkreises zu ehrenamtlichem Engagement gelobt. Auch das Mehrgenerationenhaus in Pleinfeld wurde positiv als Einrichtung hervorgehoben, welche das ehrenamtliche Engagement fördere. Nach Meinung der Fachleute wissen bei weitem nicht alle Seniorinnen und Senioren über die Möglichkeiten eines Engagements im Landkreis gut Bescheid. Deshalb müssten für die Engagementwilligen unter ihnen die potenziellen Betätigungsfelder besser bekannt gemacht werden; ohnehin sei es dringlich, verstärkt Werbung für das Ehrenamt zu machen, um neue Kräfte zu gewinnen. Auch die notwendige Würdigung des Ehrenamtes wurde im Workshop hervorgehoben. Für die Kontinuität und erst recht für die Ausweitung des Bürgerschaftlichen Engagements sei die Weiterentwicklung einer Anerkennungskultur unerlässlich. Gefordert wurden zudem mehr Schulungsangebote und Fortbildungsmaßnahmen für Ehrenamtliche. Dadurch würden den Ehrenamtlichen neue Impulse und Fertigkeiten vermittelt. Die Schulungen könnten überdies von ihnen zum Erfahrungsaustausch und Voneinanderlernen genutzt werden. 6.4 Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen Im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen ist jede/r Fünfte ältere Bürger/in ehrenamtlich engagiert. Wie die Darstellung der Einsatzfelder gezeigt hat, ist die Bedeutung des Bürgerschaftlichen Engagements bereits heute im sozialen Bereich nicht zu unterschätzen und wird in Zukunft wohl einen noch größeren Faktor bei der Bereitstellung eines funktionierenden sozialen Netzes darstellen. Besonders angesichts der Auflösung des Zivildienstes werden sich Einbrüche bei Leistungen auftun, deren Erbringung allein durch Fachkräfte nicht finanziert werden kann (z.b. Begleitdienste). Kaum eine soziale Einrichtung wird auf die Beteiligung von Ehrenamtlichen verzichten können, ganz abgesehen von der Vielzahl von Angeboten, die nur von Bürgerschaftlichem Engagement getragen werden. Darüber hinaus bietet ehrenamtliche Tätigkeit dem Einzelnen die Chance, neue Kontakte zu knüpfen und sich sozial besser zu integrieren ein Aspekt, der für diejenigen, die 125

144 Bürgerschaftliches Engagement B. Handlungsfelder und Themenbereiche im Seniorenalter in den Landkreis zuziehen, besonders wichtig ist. Deshalb ist es notwendig, optimale Bedingungen für Engagement zu bieten und das vorhandene Potenzial noch besser zu nutzen. Für die Koordination des Ehrenamtes im Landkreis ist die Freiwilligenagentur Altmühlfranken zuständig. Auf Grund des Wegfalls des Zivildienstes müssen nun noch mehr Angebote sozialer Einrichtungen und Vereine durch Ehrenamtliche getragen werden. Somit ist die Förderung der Freiwilligenagentur Altmühlfranken und aller Vernetzungsstellen für Bürgerschaftliches Engagement unbedingt zu intensivieren. Denn ihr Ziel ist es nicht nur, Interessierte in Engagementfelder zu vermitteln und Hilfebedürftige und Hilfewillige zusammenzuführen, sondern auch Bürger/innen neu für ehrenamtliche Tätigkeiten zu gewinnen, ihnen Betätigungsfelder zu vermitteln und neue zu erschließen, mit ihnen Schulungen durchzuführen und die Hilfegesuche zu bündeln und zu verbreiten. Der geplante dezentrale Ausbau der Informations- und Beratungsstrukturen der Freiwilligenagentur deckt sich mit dem Wunsch der Workshop-Teilnehmerschaft nach einer Anlaufstelle für Ehrenamtliche in den Gemeinden. Um auch weiterhin ehrenamtlich engagierte Bürger/innen zu gewinnen und die zahlreichen, oftmals langjährig Engagierten zu binden und ihnen gegenüber die gebührende Wertschätzung auszudrücken, ist eine Würdigung des Ehrenamts wichtig. Im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen ist dies im Jahr 2011 durch den Ehrenamtskalender 2012 gut gelungen. Gleichwohl sollte es eine weitere Aufgabe der Freiwilligenagentur sein, diese Anerkennungskultur weiterzuführen und an die unterschiedlichen Bedürfnisse Ehrenamtlicher anzupassen. Seit Herbst 2009 können soziale Einrichtungen den Ehrenamtsnachweis Bayern Engagiert im sozialen Bereich ausstellen, der bürgerschaftlich Engagierten individuell die Art ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit und die dafür eingebrachten Fähigkeiten dokumentiert 18. Auch dies wäre eine Möglichkeit, eine Würdigung deutlich zu machen. Auch die Einführung einer Ehrenamtskarte, mit der Engagierte gewisse Vergünstigungen in öffentlichen Einrichtungen und an anderen Stellen bekommen können, ist zu begrüßen. Darüber hinaus sind im Einklang mit der Workshop-Teilnehmerschaft - noch mehr Schulungsangebote und Austauschmöglichkeiten für ehrenamtlich Tätige zu fordern. 18 Weitere Informationen unter: 126

145 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Bürgerschaftliches Engagement Als Maßnahmen empfehlen wir: Maßnahmen / Empfehlungen Unterstützung und Stärkung der Vernetzungsstellen für Bürgerschaftliches Engagement Unterstützung bei der Einrichtung von Ansprechpartnern für Ehrenamtliche in den Gemeinden Würdigung ehrenamtlichen Engagements durch eine differenzierte Anerkennungskultur Ansprechpartner Landkreis Freiwilligenagentur Altmühlfranken, Landkreis Landkreis, Städte, Märkte und Gemeinden, Träger, Wohlfahrtsverbände Kirchengemeinden Förderung der Schulungs- und Austauschangebote für ehrenamtlich Tätige Städte, Märkte und Gemeinden, Träger 127

146 Bürgerschaftliches Engagement B. Handlungsfelder und Themenbereiche 128

147 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Unterstützung pflegender Angehöriger 7. Handlungsfeld Unterstützung pflegender Angehöriger Die Pflegeversicherung soll mit ihren Leistungen vorrangig die häusliche Pflege und die Pflegebereitschaft der Angehörigen unterstützen, damit Pflegebedürftige möglichst lange in ihrer häuslichen Umgebung bleiben können (Grundsatz Ambulant vor Stationär ). Durch die Möglichkeit, auch Pflegegeld in Anspruch zu nehmen (bzw. dies mit ambulanten Pflegeleistungen zu kombinieren), wurde eine finanzielle Unterstützung für pflegende Angehörige geschaffen. Zur Entlastung der Pflegepersonen in der häuslichen Pflege wurden zudem die Angebote Verhinderungspflege, Kurzzeitpflege, Tages- und Nachtpflege als Versicherungsleistungen eingeführt. Darüber hinaus gibt es Leistungen für Personen, die einen Hilfebedarf bei der Grundpflege und bei der hauswirtschaftlichen Versorgung haben, aber noch nicht die Kriterien der Pflegestufe 1 erfüllen (SGB XI 45a - d). Die Unterstützung pflegender Angehöriger im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen ist vor dem Hintergrund des demographischen Wandels von Bedeutung. Die Zahl der potenziell zur Verfügung stehenden Angehörigen in der Altersgruppe der 40- bis 60-Jährigen sinkt ab dem Jahr 2010 kontinuierlich (von in 2010 auf im Jahr 2029), gleichzeitig wird aber die Zahl der Älteren steigen, so dass weniger Jüngere einer wachsenden Zahl Älterer gegenüberstehen wird 19 Allerdings zählen zu den pflegenden Angehörigen auch die (Ehe-)Partner, also ein Teil der Älteren selbst. Durch die Erhöhung des Pflegegelds, die verbesserten Möglichkeiten der Anrechnung der Pflegezeiten in der Rentenversicherung und den 2008 eingeführten Anspruch auf Pflegezeit für die Dauer von bis zu sechs Monaten, in denen sich die/der Pflegende von der Arbeit freistellen lassen kann, wurden die Voraussetzungen für eine häusliche Pflege in jüngerer Zeit noch erheblich verbessert. Doch wenn man im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen der Zielvorstellung Ambulant vor Stationär noch besser als bisher gerecht werden möchte, dann müssen pflegende Angehörige noch kräftiger unterstützt und entlastet werden. Dies kann, wie im Folgenden gezeigt wird, auf ganz unterschiedliche Art und Weise erfolgen: 19 Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung für Bayern bis 2029, Demografisches Profil für den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, München, Oktober

148 Unterstützung pflegender Angehöriger B. Handlungsfelder und Themenbereiche Fachlich: Pflegende Angehörige benötigen fachliche Unterstützung, d.h. einen fachkundigen Ansprechpartner z.b. für Fragen der Pflegeversicherung und zur Beratung in pflegerischen Angelegenheiten. Im Handlungsfeld Beratung, Information und Öffentlichkeitsarbeit wird dargestellt, dass die Familie (und/oder der Freundeskreis) für 62,6 Prozent der Älteren neben dem Hausarzt (63 %) der wichtigste Ansprechpartner bei Fragen rund um das Thema Älter werden ist. Psychisch: Die Teilnahme an Angehörigengruppen kann durch persönlichen Kontakt und gegenseitigen Erfahrungsaustausch dabei helfen, die mit der Pflege oft einhergehenden seelischen Belastungen besser zu bewältigen. Zeitlich: Pflegende Angehörige benötigen immer wieder Auszeiten von der oft strapaziösen Betreuung des Angehörigen. Entlastung, zumindest temporär, erhalten sie durch Angebote wie Kurzzeit- und Tagespflege, Verhinderungspflege, Besuchsdienste sowie Betreuungsgruppen und Helferkreise. Auf solche Entlastungsangebote wird noch in den Handlungsfeldern Betreuung und Pflege, Angebote für besondere Zielgruppen sowie Beratung, Information und Öffentlichkeitsarbeit näher eingegangen. 7.1 Familiäre Ressourcen Trotz Pflege- oder Betreuungsbedürftigkeit gelingt zu Hause wohnen häufig nur, wenn die eigenen Kinder und/oder die (Ehe-)Partner einen Großteil der benötigten Hilfen leisten. Im Landkreis ist das der Fall: Laut der Bürgerbefragung erhalten fast 30 Prozent der Seniorinnen und Senioren bereits jetzt Hilfe im Alltag, davon über 63 Prozent von ihren Kindern und/oder gut 38 Prozent von Partnerin oder Partner. Persönliche Hilfe aus der eigenen Familie ist für viele ältere Menschen die entscheidende Voraussetzung dafür, auch bei Pflege- und Betreuungsbedarf zu Hause wohnen bleiben zu können. Familienmitglieder haben dann möglicherweise sowohl pflegerische Tätigkeiten als auch die Organisation des Haushalts und eventueller Arrangements mit externem Pflege- und Betreuungspersonal zu übernehmen. Dazu ist es notwendig, dass sie ob als (Ehe-)Partner/in oder Kind im selben Haushalt oder wenigstens in der Nähe wohnen, damit sie bei Bedarf präsent sind, um Unterstützung leisten zu können. In der Bürgerbefragung wurde deshalb auch nach der familiären Situation der alten Menschen und dem Wohnort ihrer nächsten Verwandten, speziell ihrer Kinder, gefragt (vgl. Darstellung 7-1). Aus der Befragung ist zudem bekannt, dass über zwei Drittel der Befragten mit dem oder der Ehepartner/in zusammenleben. Da in den höheren Altersgruppen dieser Anteil 130

149 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Unterstützung pflegender Angehöriger sinkt und somit der Anteil Alleinlebender steigt, wird es für die Situation der alten Menschen künftig noch wichtiger sein, ob sie Kinder haben und ob diese (oder wenigstens eines von ihnen) in der Nähe wohnen. Darstellung 7-1: Anteil der Senioren mit Kindern und Wohnort des am nächsten Haben wohnenden Sie Kinder? Kindes Wenn ja, wo wohnen diese?* Haben Sie Kinder? Wenn ja, wo wohnen diese? 35,2% Weiter weg 9,5% ,5% 11,7% 15,2% 4,9% Im Landkreis Am Ort In Nachbarschaft 33% Im gleichen Haus n = Ja N ein n = Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS 2011 Quelle: Bürgerbefragung der mindestens 63-Jährigen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, SAGS 2011 Über 90 Prozent der zur Zeit der Erhebung im Landkreis lebenden Seniorinnen und Senioren haben Kinder, etwa jede/r Dritte von ihnen wohnt mit ihren / seinen Kindern im selben Haus, 20 Prozent in unmittelbarer Nachbarschaft oder wenigstens am Ort. Somit gilt für einen Großteil von ihnen, dass sich ihre Kinder zumindest theoretisch um sie kümmern könnten; dies ist auch, wie eingangs dargestellt, häufig der Fall. Das familiäre Hilfepotenzial ist im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen also recht hoch. Für diejenigen älteren Landkreisbürger/innen, die entweder keine Kinder (mehr) haben oder deren Kinder weiter weg wohnen, gilt allerdings, dass ihre Betreuung und Pflege von Dritten vorgenommen werden muss, vor allem dann, wenn kein Partner (mehr) vorhanden ist. In der Bürgerbefragung gab jede/r Vierte an, bereits aktuell von ihren / seinen Kindern regelmäßig unterstützt zu werden, über die Hälfte der Befragten geht davon aus, dass ihre Kinder sie bei Bedarf unterstützen würden (vgl. Darstellung 7-2). Rund 15 Prozent wollen allerdings von den Kindern nicht abhängig sein und würden deshalb eher auf eine Unterstützung verzichten. Weitere fast zehn Prozent meinten, dass die Kinder sie nicht unterstützen würden oder könnten. Als Gründe 131

150 Unterstützung pflegender Angehöriger B. Handlungsfelder und Themenbereiche hierfür wird vor allem eine große räumliche Entfernung ihrer Kinder (129 Nennungen), deren hohe zeitliche Auslastung durch Beruf oder eigene Kinder (71) genannt, aber auch deren eigene Erkrankung oder Behinderung (17). Darstellung 7-2: Unterstützung durch Kinder (Mehrfachnennungen möglich) Falls Ihre Kinder in der Nähe wohnen, glauben Sie, dass diese Sie unterstützen würden, wenn Sie Hilfe brauchen? 80 In Prozent der Nennungen , , ,1 9,8 0 Unterstützung bei Bedarf Möchte nicht abhängig sein Bereits regelmäßige Unterstützung Können / würden nicht unterstützen Anzahl der Nennungen Mehrfachantworten möglich, ohne Berücksichtigung von Antwortausfällen Quelle: Bürgerbefragung der mindestens 63-Jährigen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, SAGS 2011 Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, AfA / SAGS Angebote für pflegende Angehörige im Landkreis Beratung für pflegende Angehörige Die Fachstelle für pflegende Angehörige in Weißenburg unter der Trägerschaft der Diakoniestation Weißenburg ist schwerpunktmäßig in den Versorgungsbereichen Altmühltal und Rezattal / Jura tätig. In Gunzenhausen arbeitet die Fachstelle unter der Trägerschaft des Evangelischen Krankenpflegevereins und ist für das Fränkische Seenland / Region Hahnenkamm zuständig. Es werden sowohl feste Sprechzeiten angeboten als auch individuelle Termine vereinbart sowie Hausbesuche durchgeführt. Die Einrichtung ist vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen als Fachberatungsstelle für pflegende Angehörige anerkannt. Das Angebot der Fachstelle umfasst die Unterstützung und psychosoziale Betreuung Älterer sowie deren Familien in der Pflege. Relevante Themen sind vor allem Entlastungsangebote für Pflege und Betreuung sowie Hilfe bei der Beantragung einer Pflegestufe. Angeboten werden des Weiteren Informationen und Beratung über sozialrechtliche Ansprüche, über den Umgang mit dem Pflegealltag wie auch die Vermittlung weiterführender 132

151 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Unterstützung pflegender Angehöriger Angebote und Unterstützung bei der Finanzierung. Zudem werden ehrenamtliche Besuchsdienste vermittelt, Betreuungsgruppen, Schulungen und Informationsveranstaltungen durchgeführt. Sozialstationen und Ambulante Pflegedienste beraten Angehörige, schwerpunktmäßig über ihre eigenen Dienstleistungen. Letztendlich halten auch Pflege- und Krankenkassen ein breites Beratungs- und Informationsangebot für ihre Versicherten vor. Hauskrankenpflegekurse Um zu lernen, wie man sich als Pflegende/r selbst körperlich schont, ist der Besuch eines Hauskrankenpflegekurses sinnvoll. Solche Kurse für pflegende Angehörige werden häufig von Ambulanten Diensten angeboten, um Pflege und Betreuung zu erleichtern sowie pflegebedingte körperliche und seelische Belastungen zu mindern Auch die Pflegekassen organisieren in der Regel Pflegekurse für Angehörige und ehrenamtliche Pflegepersonen. Vier ambulante Dienste, die im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen tätig sind, bieten Hauskrankenpflegekurse an. Entlastungsangebote Um Angehörige von Pflegebedürftigen bei ihrer Aufgabe praktisch zu unterstützen und sie temporär zu entlasten, gibt es niedrigschwellige Angebote (vgl. Darstellung 7-3): Helferkreise, die mit geschulten Ehrenamtlichen unter anderem Hausbesuche machen oder Betreuungsgruppen (stundenweise Betreuung, hauptsächlich für demenziell Erkrankte) anbieten. Angehörigengruppen (mit fachlicher Leitung) ermöglichen den Erfahrungsaustausch unter Betroffenen, geben praktische Tipps, psychologische Unterstützung und ermöglichen so Abstand zum Pflegealltag. 133

152 Unterstützung pflegender Angehöriger B. Handlungsfelder und Themenbereiche Darstellung 7-3: Entlastungsangebote für pflegende Angehörige Einrichtung / Anbieter Ort Angebot Versorgungsregion Fränkisches Seenland / Region Hahnenkamm Diakoniestation Heidenheim Caritas Sozialstation Gunzenhausen e.v. Lazarus ambulante Krankenpflege Diakoniestation Gunzenhausen Heidenheim Gunzenhausen Gunzenhausen Gunzenhausen Stundenweise Betreuung 1x monatlich zwei Stunden Betreuungsgruppe Gesprächskreis für pflegende Angehörige Stundenweise Betreuung Betreuungsgruppe Stundenweise Betreuung Stundenweise Betreuung Betreuungsgruppe Versorgungsregion Altmühltal Die ambulante Krankenpflege - Pflege daheim Diakoniestation Langenaltheim / Pappenheim Gemeindeschwesternstation Treuchtlingen Zentrale Diakoniestation - Station Weißenburg Meinheim Langenaltheim Treuchtlingen Treuchtlingen Stundenweise Betreuung Betreuungsgruppe geplant für Anfang 2012 Stundenweise Betreuung Betreuungsgruppe Versorgungsregion Rezattal / Jura Zentrale Diakoniestation - Station Weißenburg AWO Else und Heiner Stöhr Senioren- und Pflegeheim Weißenburg Weißenburg Stundenweise Betreuung Betreuungsgruppe Gesprächskreis für pflegende Angehörige Betreuungsgruppe Pflege mit Herz Weißenburg Betreuungsgruppe Alzheimergesellschaft Weißenburg und Umgebung e.v. Caritas Sozialstation Pleinfeld Quelle: AfA / SAGS 2011 Weißenburg Pleinfeld Stammtisch für pflegende Angehörige (1x pro Monat) Stundenweise Betreuung Betreuungsgruppe 134

153 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Unterstützung pflegender Angehöriger Niedrigschwellige Angebote zur Entlastung pflegender Angehöriger 20 werden bei eingeschränkter Alltagskompetenz (nach 45b SGB XI) durch einen monatlichen Pauschalbetrag von 100 bzw. bis zu 200 Euro finanziell unterstützt. Häufig werden die entsprechenden Angebote mit Unterstützung ehrenamtlicher Helfer durchgeführt. Voraussetzung dafür ist, dass die Ehrenamtlichen eine (bestimmten Vorgaben entsprechende) Schulung durchlaufen und unter fachlicher Anleitung arbeiten. Näher sollen folgende Projekte dargestellt werden: Von der Fachstelle für Pflegende Angehörige der Diakonie Weißenburg wird dreimal wöchentlich in Weißenburg und einmal pro Woche in Treuchtlingen ein Betreuungsnachmittag organisiert. Das Angebot umfasst stundenweise Betreuung pflegebedürftiger, häufig demenziell erkrankter Menschen. Mit den verschiedenen Beschäftigungsangeboten wie z.b. Singen, Bewegung, Backen, Kochen oder Gedächtnisübungen werden die vorhandenen Fähigkeiten der demenzkranken Menschen gefördert und ihr Selbstwertgefühl gesteigert. Das Angebot wird von ca. 17 Personen pro Betreuungsnachmittag genutzt. Auch ein ehrenamtlicher Helferkreis wird von der Diakonie Weißenburg organisiert. Die insgesamt 20 Helfer/innen entlasten stundenweise pflegende Angehörige im häuslichen Umfeld. Es werden keine pflegerischen Maßnahmen durchgeführt, sondern hauptsächlich Betreuungsleistungen wie Vorlesen, Spazierengehen oder Spielen erbracht. Zusätzlich werden Vorträge und Informationsabende für die Angehörigen organisiert; Themen sind dabei u.a. Kommunikation und Umgang mit Demenzpatienten oder Entlastungsangebote für pflegende Angehörige. Seit 1999 gibt es in Treuchtlingen die Selbsthilfegruppe für Pflegende Angehörige vom Bayerischen Roten Kreuz. Die Gruppe trifft sich einmal pro Monat, an den Treffen nehmen rund zehn Personen teil. Im Wesentlichen dient die Gruppe dem Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen den pflegenden Angehörigen. 20 Hierzu gehören Betreuungsgruppen, Helferkreise und andere nach 45c SGB XI anerkannte niedrigschwellige Betreuungsangebote 135

154 Unterstützung pflegender Angehöriger B. Handlungsfelder und Themenbereiche Die Informationskampagne 2011 Seelische Gesundheit im Alter, ausgerichtet durch den Bezirk Mittelfranken, die Angehörigenberatung e.v. in Nürnberg und die Alzheimer Gesellschaft Mittelfranken, klärt bei verschiedenen Veranstaltungen über das Thema Demenz, Sucht und Depression auf. Im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen engagieren sich die Arbeiterwohlfahrt, die Alzheimergesellschaften Weißenburg und Gunzenhausen, die Kreisklinik Weißenburg und die Diakonie Weißenburg-Gunzenhausen. Die Kampagnen sollen sowohl Betroffene als auch Angehörige informieren. Nach Angaben der Akteure sind die Informationsveranstaltungen sehr gut besucht. Kurzzeitpflege Kurzzeitpflege stellt eine weitere Entlastungsmöglichkeit für pflegende Angehörige dar. Sie wird von der Pflegeversicherung bezuschusst und häufig im Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt gewährt oder wenn die pflegende Person (wegen Krankheit oder Urlaubs) verhindert ist. Im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen bietet eine Einrichtung einen Kurzzeitpflegeplatz ganzjährig an. Zudem stehen in 14 vollstationären Einrichtungen In 14 Einrichtungen stehen mindestens 26 eingestreute Kurzzeitpflegeplätze kontinuierlich zur Verfügung, davon bieten drei Heime Kurzzeitpflegeplätze bei Verfügbarkeit an, wenn vollstationäre Plätze nicht belegt sind (vgl. Handlungsfeld Pflege und Betreuung ). Tagespflege Tagespflege kann täglich (allerdings i. d. R. nur wochentags) oder an ausgewählten Wochentagen genutzt werden. Im Regelfall wird ein Fahrdienst angeboten, der die Pflegebedürftigen zu Hause abholt. Die Tagespflege Dittenheim verfügt über acht Plätze (Montag bis Freitag). Nach Auskunft der Einrichtung kann sie der Nachfrage nach Tagespflege gerecht werden. Zudem gibt es die Möglichkeit, dass ein Fahrdienst die Besucher/innen der Tagespflege abholt und wieder nach Hause bringt. Die ökumenische Tagespflege in Gunzenhausen bietet zehn Plätze, auch hier sind Angebot und Nachfrage ausgeglichen. Das Altenheim St. Elisabeth bietet in ihrem Erweiterungsbau, der Ende November 2011 eröffnet wurde, 10 feste Plätze, die ganzjährig und ausschließlich für die Tagespflege zur Verfügung stehen. Im Landkreis werden momentan von drei Alten- und Pflegeeinrichtungen insgesamt bis zu 12 eingestreute Tagespflegeplätze angeboten. 136

155 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Unterstützung pflegender Angehöriger Einschätzung der Situation durch die örtlichen Expertinnen und Experten Die Versorgungssituation mit Entlastungsangeboten für pflegende Angehörige im Landkreis wird von den Fachleuten recht kritisch beurteilt. Die Zahl derjenigen, die diese Angebote für nicht hinreichend halten, ist fast doppelt so groß wie die Zahl derer, die sie als angemessen betrachten (vgl. Darstellung 7-4). Zahlreich ist allerdings auch die Gruppe derer (n = 20), die meinen, kein Urteil darüber abgeben zu können. Darstellung 7-4: Entlastungsangebote aus Sicht der Expertinnen und Experten Reichen die Angebote aus? Eher ja Eher nicht Keine Einschätzung Keine Angabe Kommunen (n=27) Ambulante Dienste (n=13) Stationäre Einrichtungen (n=13) Akteure der Seniorenarbeit (n=22) Gesamt (n=75) Quelle: AfA/SAGS 2011 In der Expertenrunde zum Thema Pflege und Betreuung wurden zunächst die gute Qualität der ambulanten Dienste und stationären Einrichtungen sowie die geringen Wartezeiten auf einen Pflegeplatz positiv hervorgehoben. Auch gebe es im Landkreis zwei gut arbeitende Tagespflegeeinrichtungen, welche sowohl pflegende Angehörige entlasteten als auch der Vereinsamung Pflegebedürftiger vorbeugten. Am Angebot der Kurzzeitpflege wurde bemängelt, dass oft ortsnahe Plätze fehlen; daher müssten die Interessenten auf andere Gemeinden ausweichen und folglich lange Wege in Kauf nehmen. In der Expertenrunde wurde auch das Thema Nachtpflege angesprochen. Eine Reihe von Angehörigen sei zwar sehr wohl in der Lage, tagsüber die Betreuung zu übernehmen, bedürfe aber für die Nächte dringend einer Entlastung. Des Weiteren wurde angemerkt, dass es vielen Betroffenen, aber auch pflegenden Angehörigen an den nötigen Informationen, sei es über Pflegedienste, über Kurzund Tagespflege oder über Entlastungsangebote für pflegende Angehörige wie 137

156 Unterstützung pflegender Angehöriger B. Handlungsfelder und Themenbereiche Betreuungsgruppen oder Helferkreise, fehle. Zwar gebe es viele Beratungsstellen im Landkreis, aber für Rat- und Hilfesuchende sei es oft schwierig, den richtigen Ansprechpartner zu finden. Insbesondere in den kleinen ländlichen Gemeinden kann es vorkommen, dass Leistungen nicht in Anspruch genommen werden, weil man das nicht macht. Um pflegende Angehörige zu motivieren, soll in jeder Gemeinde des Landkreises eine neutrale Beratungs- und Informationsstelle eingerichtet werden, die auch Hausbesuche macht. Dies kann auch von (entsprechend ausgebildeten) Ehrenamtlichen durchgeführt werden. Auch Schlüsselpersonen, wie Bürgermeister oder Pfarrer sollten bei ihren Bürger-Besuchen auf die Beratungs- und Entlastungsmöglichkeiten hinweisen. Laut Bürgerbefragung wenden sich immerhin über 60 Prozent der älteren Menschen an ihre Hausärzte, falls sie Rat und Hilfe benötigen; deshalb sollten diese und ihre Praxen noch besser zu einer Informationsdrehscheibe entwickelt werden, so die Expertenmeinung. Am Seniorenwegweiser wurde bemängelt, dass die darin gegebenen Informationen über Angebote und Einrichtungen weder komplett noch aktuell seien; deshalb sei eine Neuauflage vonnöten, und dafür sollten alle relevanten Institutionen ihre Angebote direkt dem Landratsamt melden. Außerdem solle der Seniorenwegweiser künftig im Internet als Informationsplattform präsent sein. Im Übrigen könnten auch die Pflegekassen dazu beitragen, den Informationsstand im Landkreis zu verbessern. Allerdings, so die Expertenrunde, vertrauten pflegende Angehörige den Kassen nicht allzu sehr, weil diese oft nur sehr zögerlich und manchmal nur nach Intervention der Ambulanten Dienste mit Informationen über die ihnen zustehenden Leistungen rausrückten. Deshalb seien die Pflegekassen generell als Informant für Angehörige wohl weniger geeignet. 138

157 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Unterstützung pflegender Angehöriger 7.3 Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen Wie die Bürgerbefragung zeigte, gibt es im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen ein verhältnismäßig hohes Potenzial an Unterstützung durch Familienmitglieder. Auch können pflegende Angehörige auf eine Reihe von Entlastungsmöglichkeiten zurückgreifen. Trotz der vorhandenen Beratungsangebote haben nach Einschätzung einiger Expertinnen und Experten viele pflegende Angehörige ein Informationsdefizit. Durch ein dezentrales Informationsangebot und die Sensibilisierung von Schlüsselpersonen kann darauf hingewirkt werden, dass Angehörige über die Unterstützungsangebote im Landkreis besser informiert und vor allem einfühlsam motiviert werden, solche Hilfen auch anzunehmen. Dies kann besonders gut auch an den Nahtstellen im Versorgungssystem geschehen: durch umsichtige Beratung beim Entlassmanagement der Krankenhäuser und in den Praxen der Hausärzte, die ja häufig als erste Ratgeber eine Schlüsselstellung einnehmen. Auch die Ambulanten Dienste, welche die Pflegebesuche nach 37 SGB XI durchführen, sollten sich dabei beratend einschalten. Der bereits vorhandene Seniorenwegweiser sollte in diesem Bereich ergänzt und regelmäßig aktualisiert werden. Auch ist die Bereitstellung von Informationen im Internet auf Landkreisebene zu empfehlen, da gerade die (jüngere) Zielgruppe pflegender Angehöriger das Internet in hohem Maße als Informationsmedium nutzt. In den Gemeindeverwaltungen sollten Anlaufstellen bekannt sein und auf Nachfrage an sie weitervermittelt werden können. Auch die Seniorenbeauftragten in den Gemeinden können hier vermittelnd tätig werden. Vermehrt wurde in den Diskussionen mit den Fachleuten der Wunsch nach einer zentralen Anlauf- und Beratungsstelle geäußert. Wir halten ein derartiges Angebot für sinnvoll, wenn dadurch lokale Strukturen gestärkt werden. Das heißt, eine solche Anlauf- und Beratungsstelle müsste ihrerseits in den einzelnen Gemeinden eine Art lokale Filialen aufbauen und sie untereinander und mit den bereits bestehenden Beratungsstellen vernetzen. Neben dieser koordinierenden Funktion könnte diese Stelle auch ein Monitoring aufbauen, d.h. die Beratungslandschaft im Landkreis hinsichtlich Zahl der Ratsuchenden, Art der Hilfen etc. darstellen; damit könnten auch teilräumliche Unterschiede deutlich werden. Als direkter Adressat für Ratsuchende sollte die zentrale Institution nicht fungieren; das widerspräche ja der gewünschten Dezentralisierung des Beratungsangebots. 139

158 Unterstützung pflegender Angehöriger B. Handlungsfelder und Themenbereiche Bei der Verbesserung der Informationsmöglichkeiten ist zu beachten, dass die Angehörigen sehr unterschiedliche Personengruppen umfassen, teilweise sind es die (Ehe-)Partner, die also selbst alt sind, teilweise sind es Kinder, die am Ort leben (und sich bereits um ihre alten Eltern kümmern) oder auch Kinder, die weiter weg wohnen. Deshalb müssen die Informationen an möglichst vielen unterschiedlichen Stellen und möglichst vor Ort bereit gehalten werden. Sinnvoll ist eine kurze Informationsbroschüre für pflegende Angehörige, in der trägerübergreifend die Anlaufstellen dargestellt werden, auch mit Informationen über die gesetzliche Betreuung und Patientenverfügungen. Derzeit gibt es noch eine große Bereitschaft, häusliche Pflege familiär zu organisieren und dafür die Geldleistungen der Pflegeversicherung in Anspruch zu nehmen. Dies gilt es zu erhalten und fördern. Dazu ist ein flächendeckender Ausbau von niedrigschwelligen Entlastungsangeboten in Städten, Märkten und Gemeinden erforderlich. Auch in Bezug auf teilstationäre Einrichtungen muss das Entlastungsangebot dem steigenden Bedarf angepasst werden; dabei sollte vor allem noch einmal das Thema Nachtpflege überprüft werden. Um den Aufbau von Entlastungsangeboten in den Gemeinden möglichst an die jeweiligen örtlichen Bedingungen anpassen zu können, sollten sich Arbeitsgruppen, bestehend aus den Gemeindeverwaltungen und den örtlichen Akteuren, gründen. Die fachliche Beratung könnte über die Fachstelle für pflegende Angehörige erfolgen. 140

159 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Unterstützung pflegender Angehöriger Als Maßnahmen schlagen wir vor: Empfehlungen / Maßnahmen Intensive Informationsarbeit für pflegende Angehörige über bestehende Entlastungsmöglichkeiten, evtl. auch auf örtlichen Informationsveranstaltungen Entwicklung eines kurzen Flyers mit den wichtigsten Anlaufstellen Ansprechpartner Beratungsstellen, Kranken- und Pflegekassen, Stationäre Einrichtungen, Ambulante Dienste, Seniorenberatung, Wohlfahrtsverbände Gemeindeverwaltungen Information der Hausärzte über die Entlastungsmöglichkeiten für pflegende Angehörige; Auslegen von Informationsmaterial in den Arztpraxen Ergänzung und regelmäßige Aktualisierung des Seniorenwegweisers, gebündelte Bereitstellung von Informationen im Internet (auch mehrsprachig) Aufbau einer zentralen Anlauf- und Beratungsstelle, mit der Hauptaufgabe des Aufbaus von dezentralen Strukturen Angebot an Nachtpflege aufbauen Beratung über Entlastungsmöglichkeiten im Rahmen der Pflegebesuche Aufbau von Gesprächskreisen, Betreuungsgruppen oder Helferkreisen in allen Gemeinden. Hierzu Gründung örtlicher Arbeitskreise. Hausärzte Landkreis Landkreis Träger sozialer Einrichtungen Städte, Märkte und Gemeinden Träger sozialer Einrichtungen Ambulante Dienste Ambulante Dienste, Stationäre Einrichtungen, Wohlfahrtsverbände, Beratungsstellen, Städte, Märkte und Gemeinden 141

160 Unterstützung pflegender Angehöriger B. Handlungsfelder und Themenbereiche 142

161 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Besondere Zielgruppen 8. Handlungsfeld Angebote für besondere Zielgruppen Die demographische Entwicklung wird dazu führen, dass es unter älteren Menschen immer mehr und immer größere Gruppen gibt, die wegen ihrer speziellen Situation einer gesonderten Betrachtung und Behandlung bedürfen. Dies sind nicht nur, wie inzwischen weithin bekannt, demenziell erkrankte Alte, sondern zunehmend auch solche mit Depressionen oder Suchterkrankungen sowie mit Behinderungen, schließlich auch ältere Menschen, die ursprünglich aus dem Ausland stammen. Ziel dieses Handlungsfeldes ist es, Angebote zur besseren Lebensbewältigung für diese Personengruppen und ihre Angehörigen zu erschließen oder gar zu entwickeln. Bei unserer Bestandserhebung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen haben wir für dieses Handlungsfeld differenziertere Informationen zu folgenden Zielgruppen eingeholt: Menschen mit gerontopsychiatrischen Erkrankungen, insbesondere Ältere mit Demenz, Depressionen und Suchtproblemen; alt gewordene Menschen mit Behinderung; ältere Menschen mit Migrationshintergrund. 8.1 Gerontopsychiatrisch Erkrankte Da Menschen mit Demenzerkrankungen die größte Gruppe sind und gleichzeitig am intensivsten der Pflege und Betreuung benötigen, wird im Folgenden auf sie der Schwerpunkt gelegt. Demenzkranke Personen Die Zahl der demenzkranken Personen wird, bedingt durch den Anstieg der Lebenserwartung, in den nächsten Jahren erheblich zunehmen. Darstellung 8-1 gibt die epidemiologische Situation der Demenzerkrankung im Westdeutschland des Jahres 2002, differenziert nach Altersgruppen und Geschlecht, wieder. 143

162 Besondere Zielgruppen B. Handlungsfelder und Themenbereiche Darstellung 8-1: Anteil an Demenz Erkrankter an den jeweiligen Altersgruppen Anteil Demenzerkrankter an den jeweiligen in Westdeutschland Altersgruppen im in Jahr Westdeutschland 2002 im Jahr 2002 In Prozent ,3 30,7 28,3 22,9 24,0 18,0 10,3 12,6 6,9 0,8 0,6 1,5 1,3 3,2 3,0 5, und älter Alter in Jahren Männer Frauen Quelle: SAGS 2009, nach einer Studie des Rostocker Zentrums zur Erforschung des Quelle: SAGS Demografischen 2011, nach Wandels einer auf Studie Basis von des Daten Rostocker der GKV Zentrums von 2002 zur Erforschung des Demografischen Wandels auf Basis von Daten der GKV von 2002 Wie die Abbildung zeigt, liegt die Erkrankungswahrscheinlichkeit (Prävalenzrate) für eine Demenzerkrankung für 75- bis 79-jährige Frauen in Westdeutschland bei 6,9 Prozent, für Männer bei 5,6 Prozent. Bei den 80- bis 84-Jährigen beider Geschlechter verdoppeln sich diese Werte nahezu, und auch bei den folgenden Altersgruppen steigen sich sprunghaft an bis zu dem Spitzenwert von 37,3 Prozent bei Frauen ab 95 Jahren Da nach epidemiologischer Erkenntnis das altersspezifische Erkrankungsrisiko bei Demenz über Jahrzehnte hin konstant geblieben ist (und somit die absolute Zunahme der Zahl der daran erkrankten Menschen lediglich der allgemein gestiegenen Lebenserwartung zu verdanken ist), können die altersspezifischen Anteilswerte von 2002 auf die folgenden Jahrzehnte fortgeschrieben werden. 144

163 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Besondere Zielgruppen Darstellung 8-2: Schätzung der Zahl an Demenz Erkrankter im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen auf der Basis von GKV-Prävalenzraten Quelle: AfA / SAGS 2011, Schätzung auf Basis von GKV-Prävalenzraten zu Demenzerkrankungen Die Zahl der demenzkranken Personen, die im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen leben, dürfte nach diesen Ergebnissen bis zum Jahr 2020 um 340 Personen auf über 1.700, bis 2030 sogar um mehr als knapp 700 Personen auf über Personen steigen (vgl. Darstellung 8-2). Es wird deutlich, dass die Schaffung zusätzlicher Angebote für demenzkranke Personen und deren Angehörige künftig eine vordringliche Aufgabe sein muss. 145

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