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1 EDITORIAL INHALT Liebe Leserinnen und Leser! In diesen Tagen ist in den mosambikanischen Medien eine Diskussion zur aktuellen politischen Entwicklung zu verfolgen. Schlagwörter wie Rückkehr zum Einparteienstaat und Frelimiserung der Gesellschaft sind zu hören. Auch während des Herbstseminars im November in Bielefeld wurde das Thema demokratische Entwicklung immer wieder aufgegriffen. Die parlamentarische Opposition ist schwach, die FRELIMO forciert eine noch stärkere Verzahnung von Partei und Staatsapparat. Joe Hanlon legt dar, dass die Vorherrschaft einer dominanten Partei noch keinen undemokratischen Einparteienstaat bedeutet. Als Kriterien für die Demokratieentwicklung sieht er die Empfänglichkeit der Regierung für die Interessen der Bevölkerung, den Schutz politischer und wirtschaftlicher Rechte und die Rechenschaftslegung der Regierung gegenüber den Bürgern. Als wichtige Kontrollinstrumente dienen dabei die Medien und die Zivilgesellschaft. Die Resonanz auf den Gesundheitsschwerpunkt in Heft 70 war groß. Der Leserbrief eines GTZ-Gesundheitsexperten und der Beitrag zur erlebnispädagogischen Arbeit mit Aidswaisen in Zambézia führen das wichtige Thema HIV/AIDS in diesem Heft fort. Der Schwerpunkt dieses Rundbriefs deckt eine Vielzahl von Themen ab, die mit der nachhaltigen Nutzung von Ressourcen zu tun haben. Trotz intensiver Recherchen konnten wir leider keinen Beitrag finden, der das Thema Auswirkungen der Megaprojekte auf die Umwelt behandelt. Kritik an den Megaprojekten wird vor allem unter wirtschaftlichen Aspekten geübt. Hinter dem KKM liegt wieder ein aktivitätenreiches Jahr. In diesem Heft stellen wir Ihnen kurz unsere neuen Unterrichtsmaterialien zu Millenniumszielen und Mosambik vor und berichten vom Herbstseminar. Fernando Menete von der mosambikanischen Entschuldungsgruppe, der als Vertreter der Grupo 20 zum Seminar eingeladen war, spricht in einem Interview über die Rolle der Zivilgesellschaft im politischen Prozess. Auch das kommende Jahr wird ereignisreich: Der KKM wird dreißig Jahre alt. Drei Jahrzehnte Informations-, Bildungs- und Solidaritätsarbeit, drei Jahrzehnte gelebte Beziehungen. Dieses Jubiläum möchten wir zum Anlass nehmen, um zurückzublicken und nach vorn zu schauen. Wie gestaltet sich Solidaritätsarbeit in Zeiten der Globalisierung? Diese und andere Fragen werden uns im Jahr 2007 beschäftigen: Als Seminarthema, als Rundbriefschwerpunkte und auf dem Kirchentag im Juni in Köln. Nun wünscht die Redaktion Ihnen geruhsame Tage, ein frohes Fest und ein gutes neues Jahr. Ihre 4 Vorherrschaft der FRELIMO 6 Alt werden in Mosambik 8 Schwangerschaft und HIV/AIDS 9 In Kürze Schwerpunkt Millenniumsziel zur Sicherung ökologischer Nachhaltigkeit 12 Einleitung 13 Klimawandel im Südlichen Afrika 15 Partizipative Waldnutzung 17 Angepasster Tourismus 18 Bambus als Baumaterial 19 Erneuerbare Energien 21 Zugang zu Wasser 23 Abfallentsorgung 25 Umweltinitiativen und Umweltbewusstsein 27 Nationalparks 30 Limpopo-Park: Anwohnerinteressen 32 Goldsucher in Manica 34 Arbeit mit Aidswaisen in Zambézia 36 Interview mit Fernando Menete, G Seminarbericht Zivilgesellschaft 40 Solidarität 43 Kultur 48 Galerie IMPRESSUM Der Mosambik-Rundbrief erscheint drei Mal im Jahr in Deutschland und in der Schweiz. Verlag, Herausgeber und Anschrift der Redaktion: KoordinierungsKreis Mosambik e.v., August-Bebel-Straße 16 18, D Bielefeld; Tel.: ; Fax: ; kkm@kkmosambik.de Homepage: ISSN: Redaktion: Andrea Queiroz de Souza (ViSdP), Winfried Borowczak, Richard Brand, Judith Christner, Carolin Kalkof, Michael Kegler, Katharina Liebing, Luisa Pfau, Ulla Rinke, Rainer Tump, Layout, Satz & Bildbearbeitung: Crossmedia Design, Bielefeld Titelbild: Catherine Mackenzie / Crossmedia Design Mitarbeit: Klaus Ackermann, Petra Aschoff, Stefan Derschum, Sven Detering, Tillmann Elliesen, Christian Fedlmeier, Walburga Greiner, Guita Jr., Reinhold Haas, Joe Hanlon, Sven Harmeling, Ali Hensel, Inge Hoffmann-Vaz, Gereon Hunger, Claudia- Maria Kukla, Claudia Kressiin, Catherine Mackenzzie, Rainer Maehl, Ingo Mallée, Veit Mette, Annette Mokler, Birgit Monteiro, Monika Orlowski, Silvana Recke, Uli Spriessler, Gerfried Stanzel, Peter Steudtner Druck: Nübold Buch- u. Offsetdruck, D Lennestadt. Namentlich gekennzeichnete Artikel entsprechen nicht unbedingt der Ansicht der Redaktion oder des Herausgebers. Der Mosambik-Rundbrief wird freundlicherweise vom Ausschuss für Bildung und Publizistik (ABP) des EED gefördert. Die Nordrheinwestfälische Stiftung für Umwelt und Entwicklung fördert den MDG-Schwerpunkt. Bankverbindung: KD-Bank Münster, BLZ: , Konto: Bezugsbedingungen: Ein Abonnement kostet 13, Euro/25, SFr. für drei Ausgaben. Ein Mehrfachabonnement von fünf Heften kostet 50, Euro. Ein Mehrfach abonne ment von zehn Heften kostet 80, Euro. Das Auslandsabo kostet 21, Euro. Die Preise verstehen sich inklusive Versand. Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember

2 AKTUELL Schwache Opposition, FRELIMO konsolidiert Dominanz Einparteiendemokratie? In den letzten Monaten sind von Seiten der Geberorganisationen zunehmend kritische Stimmen zur politischen Entwicklung in Mosambik zu hören. Lässt sich aus der Vorherrschaft einer Partei schließen, dass das Land auf dem Weg zu einem undemokratischen Einparteienstaat ist? Im vorliegenden Beitrag geht Joe Hanlon dieser Frage nach und diskutiert Kriterien für Demokratieentwicklung wie die Empfänglichkeit der Regierung für die Interessen der Bevölkerung, den Schutz von Rechten und die Transparenz der Regierungsführung. Als wichtige Kontrollinstanzen sieht er die Medien und die Zivilgesellschaft. Von Joe Hanlon Als Schwedens Sozialdemokratische Partei die Wahlen im September 2006 verlor, war sie seit 1932 mit nur einer Unterbrechung von neun Jahren fast ununterbrochen an der Macht gewesen. Schweden ist einer von vielen demokratischen Staaten, in denen eine natürliche Regierungspartei über Jahrzehnte immer wieder gewählt wird. In vielen Fällen wurden Befreiungsbewegungen zur dominanten Partei, wie die Congress-Partei in Indien und die PRI in Mexiko. Auch im südlichen Afrika scheint die Mehrheit der Wähler den ANC in Südafrika, die CCM in Tansania und die FRELIMO in Mosambik als naturgegebene Regierungspartei anzusehen. Die schwedischen Sozialdemokraten, die Congress-Partei und die PRI wurden irgendwann abgewählt. In Systemen mit solch dominanten Parteien bekommen Wahlen häufig den Charakter eines Volkentscheids. Die Stimme wird abgegeben für oder gegen den Verbleib der Regierungspartei an der Macht. Staaten mit einer dominanten Partei sind nicht per se weniger demokratisch als Großbritannien oder die USA, wo Machtwechsel an der Tagesordnung sind. In jungen Staaten können dominante Parteien sogar die Stabilität erhöhen. Dominante Parteienherrschaft Aber was unterscheidet Staaten mit einer dominanten Partei wie in Mosambik oder Südafrika von Ein-Mann-Staaten wie Simbabwe oder von sich schnell verändernden Staaten wie Sambia? Vier Faktoren scheinen von Bedeutung zu sein: Es finden echte Wahlen statt und die Partei könnte verlieren. Die Gefahr der Wahlniederlage bringt mit sich, dass die Partei auf die Wähler eingehen muss. Dazu ist ein guter Kontakt zur Basis wichtig. Die interne Parteidemokratie muss funktionieren, so dass diejenigen, die die Verbindung zu den Wählern verlieren, innerhalb der Partei an Bedeutung verlieren. Die Partei ist wichtiger als das Individuum, was regelmäßige Wechsel in der Führungsspitze einschließt. Der ANC und die FRELIMO hatten friedliche Machtwechsel innerhalb der Partei. Dabei war die Entscheidung der FRE- LIMO, Joaquim Chissano nicht noch einmal bei den Wahlen antreten zu lassen, von besonderer Wichtigkeit. Die Partei reagierte auf internen Druck von der Parteibasis, die befürchtete, Korruptionsvorwürfe und deixar andar (laufen lassen) könnten die FRELIMO die nächsten Wahlen verlieren lassen, sollte sie mit Chissano antreten. Die Partei selbst wechselte ihn aus. Chissano mag verärgert gewesen sein, aber er blieb in der Partei und unterstützte seinen Nachfolger sogar im Wahlkampf. Dies steht in scharfem Kontrast zur ZANU in Simbabwe, die von Robert Mugabe gekapert wurde. Meinungsfreiheit bedeutet, dass die Medien und die Zivilgesellschaft die dominierende Partei im Auge behalten. Alle Führer reagieren empfindlich auf Kritik, aber in Südafrika und Mosambik kann die Presse sich frei äußern. Die Zivilgesellschaft in Südafrika ist stark, und in Mosambik ist sie im Wachstum begriffen. Eine erfolgreiche dominante Partei hat drei Informationskanäle: Das normale Regierungssystem, die Partei, die Blockaden innerhalb der Regierung umgehen kann, sowie die Medien und die Zivilgesellschaft, die schwerwiegende Probleme offen legen können. Eine Partei, die zuhört und reagiert, kann an der Macht bleiben. Wenn man in diesem Kontext die Wahlen im Jahr 1999 betrachtet, so war das knappe Ergebnis eine Warnung an die FRELIMO, nicht die Stimmen der Wähler als sicher zu betrachten. Die Wahlen 2004, in denen die RENAMO die Hälfte ihrer Stimmen aus dem Jahr 1999 verlor, legen nah, dass dieselben Wähler nun akzeptierten, dass die FRELIMO genügend Veränderungen vorgenommen hatte, um als natürliche Regierungspartei an der Macht zu bleiben. Kriterien für Demokratieentwicklung Aber Demokratie bedeutet mehr als nur Wahlen. Wechsel durch Wahlen von einer korrupten und inkompetenten Regierung zur nächsten, wie es in einigen 4 Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember 2006

3 Friedlicher Übergang von Chissano zu Guebuza Ländern geschieht, ist nicht ausreichend, um demokratisch genannt zu werden Demokratie bedeutet: Empfänglichkeit: Repräsentiert die Regierung die Menschen und handelt in ihrem Interesse? Rechte: Schützt die Regierung die politischen und wirtschaftlichen Rechte der Menschen, schützt sie auch die Rechte von Minderheiten und den Unterstützern der Opposition? Verantwortlichkeit: Legt eine Regierung den Bürgern des Landes gegenüber Rechenschaft ab? Ist es möglich, dass die Regierung wechselt? Ein erfolgreicher Staat mit einer dominanten Partei, wie zum Beispiel Schweden, erfüllt diese Bedingungen. Politische Entwicklung Nach den Wahlen im Jahr 2004 hat die FRELIMO sich bemüht, ihre Macht und Führungsposition zu konsolidieren und den Raum für die Opposition zu verkleinern. Es gibt nun eine noch stärkere Verzahnung zwischen Staatsapparat und Partei. Der Druck auf Beamte und Vertreter der Zivilgesellschaft, Mitglied der FRELIMO zu werden, ist gestiegen. Vorwürfe nehmen zu, dass es einfacher ist an Lizenzen und Staatskredite zu kommen, wenn man Parteimitglied ist. Die FRELIMO nutzt den Staatsapparat, um die von der RENAMO kontrollierten Städte Beira, Nacala und die Ilha de Moçambique zu schikanieren. Es besteht zunehmend Grund zur Besorgnis, da es kaum ein funktionierendes Rechtssystem gibt und Fortschritte bei der Korruptionsbekämpfung ausbleiben. Es entsteht der Eindruck von Unantastbarkeit, einige Parteimitglieder scheinen der Rechenschaftspflicht gegenüber den Bürgern vollständig entzogen zu sein. Auch die Hinweise auf Fälschungen während der Wahl im Jahr 2004 haben nicht zur Bestrafung derjenigen geführt, die sich inkorrekt verhalten haben. Dies sollte nicht als Rückkehr zum Einparteienstaat der Jahre bezeichnet werden. Aber Mosambik wird nur dann ein demokratischer Staat bleiben, wenn es dafür sorgt, dass Kontrollmechanismen gegenüber der dominierenden Partei funktionieren. Die Partei und ihre politische Führung müssen rechenschaftspflichtig bleiben. Die Rechte derjenigen, die keine Parteimitglieder sind, müssen gewahrt bleiben. Politische Debatten müssen im öffentlichen Raum stattfinden und nicht hinter den verschlossenen Türen der FRELIMO. Wahlen müssen korrekt verlaufen. In Staaten, in denen mehrere Parteien im Parlament sitzen oder Machtwechsel üblich sind, stellen die Oppositionsparteien ein wichtiges Kontrollinstrument dar. In Staaten mit einer dominanten Regierungspartei kommt diese Rolle viel stärker der Zivilgesellschaft und den Medien zu. Transparenz und Rechenschaftspflicht der Regierung und des Wahlprozesses bekommen eine viel größere Bedeutung. Institutionen wie der Verfassungsrat, die ein Prestige von Integrität haben und als unabhängig angesehen werden, kommt dabei eine große Bedeutung zu; sie müssen eine größere Verantwortung übernehmen. Joe Hanlon ist Dozent für Entwicklungspolitik an der Open University in Milton Keynes, Großbritannien. Er schreibt seit 1978 über Mosambik und ist Herausgeber des Mozambique Political Process Bulletin. Das Bulletin (in Englisch) wird kostenfrei als Mail verschickt. Anfordern über: Übersetzt und redaktionell bearbeitet von Andrea Queiroz de Souza Weblinks: Hanlon-Webseite zu Mosambik: www. open.ac.uk/technology/mozambique/ Halbjährliche Analyse politischer Ereignisse: d /p1592-mozambique_fast- Update_2005.pdf DFID-Konfliktstudie: pubs/files/strategic-conflict-assessment. pdf USAID-Korruptionsstudie: mozambique.usembassy.gov/uploads/images/ q3nabggsyz8bscxgusd5pw/final_report-mozambique Corruption_Assessment-without_internal_rec.pdf Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember

4 AKTUELL Vom alt werden in Mosambik Arm und ausgestoßen Es ist ein Mythos, der sich in der europäischen Welt hartnäckig hält, dass alte Menschen in den traditionellen afrikanischen Kulturen anerkannt werden und in Würde leben. Doch wie sieht die Wirklichkeit aus? In Mosambik zum Beispiel wird das Gegenteil mehr und mehr zur Regel: Vor allem Frauen verlieren mit zunehmendem Alter die Achtung und den Respekt der Gemeinschaft, in der sie ihr Leben verbracht haben. Von Walburga Greiner und Claudia Kressin bin sehr alt, vielleicht 50 Jahre oder 60, erzählt Dona Isaura. Ich Sie weiß nicht genau, wann und wo sie geboren wurde. Hier in Banamana oder vielleicht im Nachbarort Mangalaze. Beide Dörfer gehören zum Distrikt Mabote in Südmosambik. Dona Isaura hat Banamana noch nie verlassen, jedenfalls nicht seit sie denken kann. Sie war noch nicht einmal im dreißig Kilometer entfernten Distrikthauptort Mabote. Sie kann weder lesen noch schreiben, sie spricht nur Xitsua, eine der über fünfzig Stammessprachen in Mosambik. Die Landessprache Portugiesisch versteht sie nicht. Sie hat keine Schule besucht, war noch nie in einem Krankenhaus oder bei einem Arzt. Ihr Leben bestand nur aus Hausarbeit, Feldarbeit und Kinderkriegen. Die hohe Arbeitsbelastung, viele Schwangerschaften und eine schlechte Ernährung haben Dona Isaura früh altern lassen. Dona Seferina ist es in ihrem Leben nicht viel anders ergangen. Sie hat vier Kinder geboren. Der Vater, ihr Mann, ist tot. Von den Kindern lebt nur noch ein Sohn, aber er ist weggezogen, irgendwohin nach Südafrika. Dona Seferina hat ihn schon seit Jahren nicht mehr gesehen, er hat sie noch nie unterstützt. Nun lebt sie allein in einer Hütte, die außer einer Strohmatte zum Schlafen keine Möbel hat. Ein Plastikteller, ein Topf und ein paar Tücher sind ihr ganzes Hab und Gut. Da sie zu schwach für die Feldarbeit geworden ist, lebt sie von den Essensresten der Nachbarn. Sie kann nicht mehr zum Fluss gehen, und muss warten, bis andere ihr Wasser bringen. Sie wartet auf den Tod. Dona Gilda pflegt ihre kranke Tochter, ihre beiden anderen Töchter sind bereits gestorben. Dona Gildas Tochter wurde von ihrem Ehemann verstoßen, als sie krank wurde. Ihre Kinder musste sie beim Vater lassen, ihr blieb nichts übrig als zu ihrer Mutter zurückzukehren. Doch Dona Gilda kann selbst kaum mehr gehen, versucht, so gut es geht, die Tochter zu pflegen. Beide Frauen sind auf die Unterstützung der Nachbarn angewiesen. Fehlende Alterssicherung Der demografische Wandel hat in Mosambik ein grausames Gesicht, besonders für Frauen. Es gibt zwar ein spezielles Gesetz, das die Rechte alter Menschen schützt. Die Mehrzahl alter Menschen lebt jedoch in Armut, mit geringen Einkommensmöglichkeiten. Falls jemand eine Rente erhält, beträgt sie in der Regel weniger als zwanzig Euro monatlich. Alte Menschen werden in den Gesundheitsstationen oder Krankenhäusern vielfach gar nicht oder stets zuletzt behandelt, da es sich nicht mehr lohnt, ihnen zu helfen. Spuren, die Jahrzehnte der Entfremdung durch Kolonisation, Krieg und Bürgerkrieg hinterlassen haben, und die durch die unaufhaltsame Verbreitung des todbringenden HIV/AIDS an Schärfe zunehmen. In der Hauptstadt Maputo trifft man an den Ampeln immer mehr alte Menschen, die sich im Kampf ums tägliche Brot gegen Straßenkinder behaupten müssen. Viele von ihnen sind krank und unterernährt. Fragt man nach, so erfährt man, dass sie vor Auswüchsen häuslicher Gewalt auf die Straße geflohen sind. Auch aus den dörflichen Gemeinschaften mehren sich Verantwortung für die Enkel die Berichte über Gewalt gegen alte Menschen. Sie erzählen von Schlägen, schweren Verletzungen, sie werden ausgeraubt, misshandelt und vergewaltigt. Geringer Status Generell haben alte Frauen noch einen geringeren sozialen Status als alte Männer. Die Frauen werden meistens sehr jung an ältere Männer verheiratet. Viele werden früh Witwen und leben dann in der streng patriarchal organisierten Dorfgemeinschaft ohne männlichen Schutz und werden häufig aus der Dorfgemeinschaft ausgestoßen. Es kommt vor, dass alten Frauen das Land abgenommen wird, das sie Jahrzehnte lang bepflanzt haben, dass sie aus dem Haus vertrieben werden, welches sie gebaut haben oder sie werden sogar aus dem Dorf gejagt. Dann ist ihnen alles genommen, was sie zum Leben brauchen. Foto: Peter Steudtner 6 Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember 2006

5 Alte Frauen werden häufig aus der Gemeinschaft ausgeschlossen Sie sind isoliert vom gesellschaftlichen Leben, hausen in den Wäldern und warten dort auf ihren Tod. Maria, Projektleiterin in einem AIDS- Projekt der Deutschen Welthungerhilfe in der Distrikthauptstadt Mabote, war durch drei Selbstmorde von Frauen innerhalb einer Woche alarmiert. Bei ihren Recherchen fand sie heraus, dass die Frauen getötet und dann ein Selbstmord vorgetäuscht wurde. Ein Dorfchef kommentierte die Vorfälle: Diese Frauen haben unsere Jugendlichen verhext, sie krank gezaubert. Dafür mussten sie sterben. Die Polizei akzeptiert aber heutzutage die Ritualopfer nicht mehr. Deshalb töten wir sie und hängen sie dann auf, um das Opfer zu vertuschen. Verantwortung für die Enkel In den Dörfern Banamana und Mangalaze leben etwa 800 Menschen. Rund 80 von ihnen sind Waisenkinder. Sie leben bei einer verwandten Familie, häufig bei der Großmutter. Viele Männer sind auf der Suche nach Arbeit in die südafrikanischen Minen abgewandert. Wenn sie einmal im Jahr nach Hause kommen, bringen sie Geld mit und meistens auch AIDS, mit dem sie ihre Frauen anstecken. Durch die Zunahme von HIV/ AIDS ist im Laufe der Jahrzehnte in Südmosambik ein Teil einer gesamten Elterngeneration gestorben. Ihre Kinder hat sie den Großmüttern hinterlassen. Ein Erbe, das schwer auf den Schultern der Schwächsten lastet. Denn viele ältere Frauen, die auf diese Weise gezwungen sind, sich um die Enkelkinder zu kümmern, können häufig selbst nicht mehr für sich sorgen. Eine der Konsequenzen ist, dass diese Kinder nicht zur Schule gehen, stattdessen müssen sie früh für ihren Unterhalt mitarbeiten, auf den Feldern oder beim Viehhüten. Alte einbeziehen Mit der so genannten Millenniumserklärung haben sich die Staaten der UNO geeinigt, die Zahl der Menschen, die von weniger als einem US-Dollar pro Tag leben, bis zum Jahr 2015 um die Hälfte zu senken. Der Anteil der Menschen, die unter Hunger leiden, soll um die Hälfte gesenkt werden. Soll dieses Millenniumsziel in den Dörfern Mosambiks erreicht werden, müssen auch die alten Menschen stärker einbezogen werden. Sie müssen in ihrer Würde gestärkt, ihre Bedürfnisse beachtet und ihre Leistungen und ihr Wissen gewürdigt und nachgefragt werden. Walburga Greiner ist Koordinatorin der Deutschen Welthungerhilfe in Mosambik. Claudia Kressin ist freie Journalistin und Kommunikationsberaterin. Quelle: Querbrief des Weltfriedensdienstes, 2/2006 Weblinks: (Intern. Webseite) (deutsche Webseite) Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember

6 AKTUELL Leserbrief zum MDG-Gesundheitsschwerpunkt in RB 70 Schwangerschaft und HIV/AIDS Dem Hörensagen nach wird das Testen auf HIV jetzt routinemäßig bei Schwangeren in Mosambik durchgeführt. Das erlaubt die Frage, was geschieht, wenn eine Schwangere HIV-positiv ( seropositiv ) ist. Wie sieht die Praxis in Schwangerenambulanz und Kreißsaal aus? Frauen, die es wissen müssen, sagen: In Zeiten von Aids ist der Kreißsaal ein Ort des Schreckens... Es wird, wie gesagt, zunehmend auf Seropositivität getestet; verfügbare Schnellverfahren sind zuverlässig und erschwinglich; das hat Folgen. Im Ergebnis finden sich auf immer mehr der Untersuchungskarten von Schwangeren (in Deutschland ist das der Mütterpass) verborgen und weniger verborgen, deutlich oder kryptisch Vermerke. Das mag SP sein oder s-pos oder s+ es kann auch eine Zahlenkombination sein. Die argwöhnischen schwangeren Frauen haben gemerkt, dass ihr Mutterpass etwas zu verraten hat; so ist eine der möglichen Reaktionen darauf, dass sie ihre Schwangerenkarte vernichten ( verlieren ) oder dass sie nur noch einen einzigen Termin vor der erwarteten Niederkunft in der Schwangerensprechstunde wahrnehmen, um der unheilvollen Markierung zu entgehen. Oder sie reißen die verdächtig erscheinenden Kürzel einfach heraus. Was auch immer Diskriminierung nimmt ihren Lauf und in Folge dessen können notwendige Maßnahmen nicht ergriffen werden. Denn eine HIV- positive Schwangere ist vor allem anderen jetzt eine Gefahr für das geburtshilfliche Personal. Aus meiner eigenen geburtshelferlichen Erfahrung in Ostafrika ist mir erinnerlich, dass die Betreuung im Kreißsaal, will man denn das Wort beim Worte nehmen, selbst unter normalen Umständen zu wünschen übrig lässt. Müttern helfen, gesunde Kinder zu gebären Das geht dann in etwa so: Was, du willst eine Frau sein und machst so ein Geschrei, nur zum Kinderkriegen?! Meldet sich solch ein bedauernswertes Geschöpf mit dem geheimen Zeichen auf der Karte, weil die Wehen zunehmen, so wird manches Mal gerade noch der Kopf zur Tür hinein gesteckt und gleich zurück gezogen Gefahr! Und es kann schlimmer kommen, es kann sein, dass es durch den Kreißsaal schallt: Da, die Seropositive hat sich gemeldet... Das Schweigen brechen, Nein zur Stigmatisierung was noch? Gute, hohe, vertraute Vokabeln, täglich in der Presse. Was den Bürgern dieser Stadt massenhaft in ihrem kleinen und zunehmend kurzen Leben zustößt, davon erfährt man nicht so viel. Man braucht Geduld, bis sich jemand öffnet und die leise Klage führt: So, lieber Doktor, so geht das zu in unserem Land. Mit vereinten Kräften, auch durch Mittel aus dem BMZ, von der Weltbank, Global Fund, USAID, DFID, UNICEF und etlichen anderen Gebern, verbunden mit persönlichem Einsatz, sollen geeignete Präventionsprogramme über das Gesundheitsministerium (MISAU) implementiert werden und dazu beitragen, das Risiko der Mutter-Kind-Übertragung einzudämmen um somit auch AIDS-kranken Müttern die Geburt eines gesunden Kindes zu ermöglichen. Das Ergebnis lässt sehr zu wünschen übrig. Die Krise besteht nicht allein darin, dass MISAU weit hinter seinen Zielen der Umsetzung zurück geblieben ist die zuständigen Beamten haben gelegentlich auch nicht zugelassen, dass Dritte (UNICEF, CDC und GTZ) etwas von Belang unternehmen konnten. Was bleibt, ist Erschöpfung bei den Gutwilligen und Hoffnung auf die Tatkraft der neuen Verantwortlichen, nachdem die bisher verantwortlichen Abteilungsleiter im MISAU kürzlich sang- und klanglos abgetreten sind wir leben vom Prinzip Hoffnung. Georg Nachtigal Maputo Foto: Petra Aschoff 8 Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember 2006

7 IN KÜRZE PROVINZPARLAMENTE Das Parlament hat im November einstimmig einer Gesetzesvorlage zur Einführung von direkt gewählten Provinzparlamenten zugestimmt. Die Vorlage war Teil eines Pakets von Verfassungsänderungen. Die Verfassung legt fest, dass die Wahlen zu den Provinzparlamenten vor Februar 2008 stattfinden müssen. Bislang ist jedoch noch unklar, wie die Wahlen, die ca. 26 Millionen USD kosten würden, finanziert werden sollen. Bislang hängen alle Wahlen im Land stark von der Unterstützung internationaler Geldgeber ab. Bislang hat sich jedoch kein Geber zur Unterstützung der Provinzwahlen bereit gefunden. Da für das Jahr 2008 Gemeindewahlen und für das Jahr 2009 Präsidentschafts- und nationale Parlamentswahlen angesetzt sind, wäre es naheliegend, die Provinzwahlen zusammen mit anderen Wahlen durchzuführen, um Mittel zu sparen. Die Provinzparlamente haben keine großen Entscheidungsbefugnisse. Ihre Rolle ist die Billigung des Programms der Provinzregierung und die Überwachung der Umsetzung und der Mittelverwendung. Die Gouverneure und die Mitglieder der Provinz- und Distriktregierung werden weiterhin von der Zentralregierung eingesetzt. Trotz ihrer geringen Machtbefugnisse werden die Provinzparlamente als ein wichtiger Schritt im Rahmen der Dezentralisierung angesehen. 9. FRELIMO-KONGRESS Der 9. Parteikongress der FRELIMO im November in Quelimane brachte wenig Veränderungen. Präsident Guebuza konsolidierte seine Führerschaft. Auch Ex-Präsident Chissano bleibt eine starke Kraft innerhalb der Partei. Im Gegensatz zu früheren Parteitagen waren in Quelimane Pressevertreter während des gesamten Kongresses zugelassen. Einzelheiten zum Kongress und den Wahlergebnissen für die Parteiorgane: technology/mozambique/p3.shtml MISSBRAUCH DER DISTRIKTFONDS Mosambiks Minister für staatliche Verwaltung, Lucas Chomera, hat einige Distriktverwaltungen wegen des Missbrauchs von Mitteln aus den Distriktsentwicklungsfonds angegriffen, die in diesem Jahr erstmalig ausgezahlt wurden. Jedem Distrikt waren USD zugeteilt worden, um prioritäre Investitionen für das Wohl der Bevölkerung zu tätigen. In einigen Distrikten seien die Mittel nicht für Projekte verwendet worden, die der Bevölkerung zu gute gekommen wären. Anstatt lokale Straßen instand zu setzen, neue Brunnen zu bauen oder die landwirtschaftliche Produktion weiter zu entwickeln, hätten einige Distrikte die Gelder verwendet, um ihr eigenes Leben zu erleichtern und Verwaltungsgebäude instand gesetzt und ihre Büros besser eingerichtet. RENAMO DROHT MIT KLAGE Die RENAMO droht damit, den mosambikanischen Staat zu verklagen. 20 RENAMO-Mitglieder waren nach den Unruhen in Mocimboa da Praia im September 2005 festgenommen worden und ohne offizielle Anklage und Prozess über ein Jahr lang in Haft geblieben. Erst im Oktober dieses Jahres wurden sie entlassen, unter der Auflage, sich alle zwei Wochen bei den Behörden in Mocimboa zu melden. Die RENAMO fordert Entschädigungszahlungen für die Zeit der illegalen Haft. Nach mosambikanischem Recht dürfen Verdächtige nicht länger als ein halbes Jahr ohne Anklageerhebung festgehalten werden. Auch sei bis heute nicht klar, wessen die Festgenommenen angeklagt seien und ob es noch zu einem Prozess kommen wird. PRESSEFREIHEIT Mosambiks Presse ist heute freier als die Presse in den USA. Dies geht aus dem jährlichen Pressefreiheitsindex von Journalisten ohne Grenzen hervor. In dem Index nimmt Mosambik den 45. Platz ein, während die USA erst an 53. Stelle aufgelistet werden. In den USA hat die Pressefreiheit seit 2002 stetig abgenommen, Mosambik konnte sich seit einigen Jahren stetig verbessern und hat heute eines der liberalsten Pressegesetze in Afrika. Seit November werden Änderungen des Gesetzes diskutiert, die die Pressefreiheit in Mosambik einschränken könnten. So schlägt die Regierung vor, eine Lizenz für Journalisten einzuführen, damit diese ihrer Tätigkeit nachgehen dürfen. Internationale Presseorganisationen sind gegen die Einführung einer solchen Zwangslizenz und nur wenige Länder schreiben Lizenzen vor. Eine Mehrzahl der mosambikanischen Journalisten scheint jedoch ein Lizenzsystem zu favorisieren. Pressefreiheitsindex und Bericht: www. rsf.org/rubrique.php3?id_rubrique=639 SELBSTJUSTIZ NIMMT ZU In einigen Stadtvierteln Maputos nehmen die Bürger das Gesetz zunehmend in die eigene Hand. Lynchjustiz nimmt zu und hat seit August dieses Jahres schon über 20 Opfer gefordert. In Zimpeto gaben die Bürger an, die Polizei würde nichts gegen Kriminelle unternehmen. Von den Bürgern der Polizei übergebene Kriminelle, seien sofort wieder auf freien Fuß gesetzt worden und hätten diejenigen verprügelt oder getötet, die sie der Polizei ausgeliefert hatten. Häufig würden Kriminelle und Polizei zusammenarbeiten, Polizisten würden Waffen für Überfälle verleihen. Die Bürger Zimpetos drohten, so lange mit der Lynchjustiz fortzufahren, bis funktionierende Polizeistationen eingerichtet und eine Bürgerpolizei etabliert worden sei. KRIMINALITÄT Innenminister Pacheco präsentierte dem Parlament eine positive Statistik zur Entwicklung der Kriminalität. In den letzten Jahren sei die Anzahl der Verbrechen zurückgegangen. Einzelne Vorkommnisse würden dieses Bild verzerren, allgemein sei die Sicherheitssituation stabil. Opposition und die Liga der Menschenrechte Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember

8 IN KÜRZE äußerten Zweifel an der offiziellen Darstellung und beschuldigten die Regierung, sie habe die Kontrolle über die Sicherheitslage verloren. Im Oktober erregte ein Einbruch in das Haus von Ex-Präsident Chissano, das in einem der am stärksten bewachten Viertel Maputos liegt, Aufsehen. MÄNGEL IN DER JUSTIZ Trotz Verbesserungen im Justizwesen seit Ende der Einparteienherrschaft 1994, ist die Unabhängigkeit der Gerichte nicht gesichert, stellt eine Studie von AfriMAP fest. Der Bericht listet Beispiele auf, in denen Staatsangestellte direkt oder indirekt Einfluss auf die Rechtssprechung ausübten. Gerichte leiden an Personalmangel, sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht, die Gehälter sind niedrig und die Ausstattung ist schlecht. Viele Gesetze, häufig sogar die Verfassung, liegen den Distriktgerichten gar nicht vor. Der Bericht Mozambique: Justice Sector and the Rule of Law ist im Internet abzurufen unter: org/report.php UNMENSCHLICHE HAFTBEDINGUNGEN In mosambikanischen Gefängnissen werden die Minimalbedingungen, die die Vereinten Nationen für die Behandlung von Gefangenen festlegt, nicht eingehalten. Ein Schlüsselproblem ist die Überbelegung der Haftanstalten. So besuchte die Mosambikanische Liga für Menschenrechte ein Gefängnis, das für 800 Gefangene ausgelegt ist und fand dort über Häftlinge vor. Unter diesen Umständen sind die Haftbedingungen unmenschlich. Unzureichende Ernährung sowie fürchterliche hygienische Zustände sind an der Tagesordnung. Oft gibt es keinen Zugang zu sauberem Wasser und es fehlt eine Grundausstattung an Betten und Decken. Insgesamt liegt der Anteil von Häftlingen an der Gesamtbevölkerung für afrikanische Verhältnisse mit 50 Häftlingen auf Einwohner sehr niedrig. Afrikanischer Durchschnitt sind 112 Häftlinge auf Einwohner. Die Überbelegung der Gefängnisse ist vor allem darauf zurückzuführen, dass viele Untersuchungsgefangene in den Haftanstalten festgehalten werden und es mehrere Jahre dauern kann, bis ihnen der Prozess gemacht wird. PHANTOMBEAMTE Im Oktober setzte das Innenministerium die Überprüfung seiner Beamtenlisten in den Provinzen Gaza, Inhambane und Sofala fort. Dieser Vorgang wird als effizientes Mittel angesehen, um so genannte Phantombeamte zu bekämpfen. In vielen Ministerien sind nicht existierende Beamte auf den Gehaltslisten eine beliebte Methode, um Staatsgelder zu veruntreuen. Die Beamtenzählung in Maputo im Februar dieses Jahres hatte 70 Phantombeamte in den Gehaltslisten der Provinz identifiziert. FORDERUNG NACH TRANSPARENZ Die Antikorruptionsorganisation CIP (Centro para Integridade Pública) hat in einem offenen Brief die Veröffentlichung des Untersuchungsberichtes der externen Prüfung der Banco Austral gefordert. Nach der drohenden Pleite der Bank im Jahr 2001, musste die mosambikanische Regierung, die zu diesem Zeitpunkt 40% der Bankanteile hielt, die Bank rekapitalisieren. Dies tat sie über Schatzbriefe und erhöhte so die internen Staatsschulden. CIP argumentiert, dass der mosambikanische Steuerzahler ein Anrecht darauf habe zu erfahren, was innerhalb der Bank vorgefallen sei. Gleichzeitig forderte CIP die Staatsanwaltschaft auf, zu erklären was sie in dem Fall für Schritte plane. HOHE KORRUPTION Mosambik wird auch in diesem Jahr von Transparency International (TI) als Land eingestuft, in dem Korruption zügellos grassiert. Im Korruptionswahrnehmungsindex (CPI) nimmt Mosambik den 99. Rang von 163 ausgewerteten Ländern ein. Auf einer Skala von Null (hohe Kor- ruption) bis Zehn (wenig Korruption) wird Mosambik mit 2,8 eingeordnet. Alle Länder mit einer Bewertung unter 3 gelten als zügellos korrupt, 71 Länder zählen zu dieser Kategorie. Der Index zeigt eine hohe Korrelation zwischen Korruption und Armut. Alle Länder mit niedrigen Einkommen wurden mit weniger als 5 bewertet. Generalstaatsanwalt Joaquim Madeira bezweifelte die Richtigkeit der Indexzahlen und wies darauf hin, dass die Regierung bereits wichtige Schritte zur Korruptionsbekämpfung unternommen habe. GEBERZUSAGEN TROTZ KORRUPTION Die Geberländer haben Mosambik abermals massive Unterstützung für den Staatshaushalt zugesagt, obwohl der fehlende Fortschritt bei der Implementierung der Anti-Korruptionsstrategie Anlass zur Besorgnis gibt. Mosambik profitiert von einem der größten koordinierten Hilfsprogramme auf dem afrikanischen Kontinent. 18 Geber, darunter die Weltbank, die afrikanische Entwicklungsbank und die EU, unterstützen Mosambik über direkte Budgethilfen. Die Gesamtsumme der Hilfszahlungen, einschließlich der Beiträge von Japan und den USA, die ihre Hilfe nicht über direkte Budgethilfen dem Land zukommen lassen, beträgt ca. 1,2 Milliarden USD, fast die Hälfte des gesamten Haushaltsvolumens. CHINA VERDOPPELT AFRIKAHILFE Chinas Präsident Hu Jintao gab auf dem Afro-Chinesischen Gipfeltreffen in Peking Anfang November bekannt, dass China seine Hilfen für Afrika in den nächsten drei Jahren verdoppeln werde. Zusätzlich will China zwei Fonds mit jeweils 2-3 Milliarden USD auflegen. Ein Fonds soll den afrikanischen Ländern Kredite zu günstigen Konditionen gewähren, der zweite Fonds soll Kredite zum Kauf chinesischer Produkte zur Verfügung stellen. Weitere indirekte Hilfen für Afrika stellt ein 5-Milliarden-Dollar-Fonds 10 Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember 2006

9 für chinesische Unternehmer dar, die in Afrika investieren wollen. Weitere Zusagen machte Hu Jintao in den Bereichen Entschuldung, Steuerbefreiung für afrikanische Produkte und Unterstützung des Bildungswesens und der Landwirtschaft. Unter den 48 teilnehmenden afrikanischen Staatsoberhäuptern befand sich auch Präsident Guebuza, der China als langjährigen verlässlichen Partner bei der Entwicklung Mosambiks bezeichnete. CAHORA BASSA VERTRAG Am 31. Oktober unterzeichneten Präsident Guebuza und der portugiesische Premierminister José Socrates den Vertrag, der die Übergabe des Cahora Bassa Staudamms an Mosambik regelt. Mosambik wird zwei Drittel des Damms für 950 Millionen USD von Portugal kaufen und so seine Anteile am Damm von 18% auf 85% erhöhen. 250 Millionen USD der Kaufsumme sollen aus den Gewinnen des Damms finanziert werden, über die Finanzierungsquelle der verbleibenden 700 Millionen USD will die mosambikanische Regierung Stillschweigen bewahren. Mit Unterzeichnung des Vertrages verliert der Staudamm seine Steuerbefreiung. Die Verzögerung der Vertragsunterzeichnung ist darauf zurückzuführen, dass die Europäische Union den Verkauf als einen Schuldenerlass ansah, der das Defizit im portugiesischen Staatshaushalt vergrößert hätte. Portugal gab an, dass Cahora Bassa der portugiesischen Staatskasse 2 Milliarden USD schulde, wollte seine Anteile dann aber für 950 Millionen USD verkaufen. Für die europäischen Statistiker ein Verlust von über 1 Milliarde USD für die portugiesische Staatskasse. Erst nach langwierigen Verhandlungen konnte Portugal erreichen, dass der Verkauf als Privatisierung von Staatseigentum behandelt wird. Somit wird rechnerisch das Haushaltsdefizit verringert. MAJERMANE STREITIGKEITEN Im September übergab die mosambikanische Regierung dem Forum der ehemaligen DDR-Vertragsarbeiter die Regierungsanteile an dem Mikrokreditunternehmen SOCREMO. Die Übergabe war Teil einer Einigung zur Entschädigung der Majermanes, auf die sich Regierung und Forum im Dezember 2005 verständigt hatten. Der Koordinator des Forums, Alberto Mahuai, wurde von Mitgliedern des Forums tätlich angegriffen. Seine Gegner beschuldigten ihn, er habe nicht das Mandat gehabt, für die Majermanes diese Transaktionen durchzuführen. Das Forum unter Mahuai war sehr erfolgreich bei den Verhandlungen mit der Regierung. Es konnten Zusagen über Entschädigungen im Gesamtwert von 48 Millionen USD erreicht werden, das bedeutet USD für jeden der über beim Arbeitsministerium registrierten Vertragsarbeiter. HDI-INDEX STEIGT AN Der Index für menschliche Entwicklung (HDI: Human Development Index) ist in Mosambik seit 1985 stetig angestiegen. Trotz der Fortschritte ist Mosambik noch immer auf Rang 168 von 177 erfassten Ländern und gehört damit weiterhin zu den zehn ärmsten Ländern der Welt. Der HDI setzt sich aus den Variablen durchschnittliche Lebenserwartung, Bildungsniveau (zusammengesetzt aus der Alphabetenrate der erwachsenen Bevölkerung und des Schulbesuchs der Grund- und weiterführenden Schulen) und Bruttoinlandsprodukt (GDP) zusammen. Alle Komponenten weisen Steigerungen auf. Der signifikanteste Zuwachs war beim GDP zu verzeichnen. Das Bruttoinlandsprodukt stieg zwischen dem Jahr 2000 und dem Jahr 2004 von 996,3 auf 1.640,6 USD an. GDI-WEBSEITE Das Governance and Development Institute (GDI) ist jetzt online: Die Nichtregierungsorganisation wurde gegründet von Benjamin Pequinino, der in diesem Jahr als Referent zum Thema Zivilgesellschaft in Mosambik am Seminar des KKM teilnahm. Sein Seminarbeitrag kann auf Portugiesisch auf der GDI- Webseite abgerufen werden. MAILZEITUNG Seit Februar dieses Jahres gibt es in Mosambik die Mail- und Internetzeitung Canal de Moçambique. Eine Gruppe junger Journalisten um den Redakteur Fernando Veloso (früher bei der Wochenzeitung Zambezi) stellt fünf mal wöchentlich aktuelle Nachrichten und Meinungsartikel zusammen. GUMUNDAI-PLATZ IN DRESDEN Dresden hat einen Platz nach Jorge Gumundai benannt, einem mosambikanischen Vertragsarbeiter, der 1991 von Skinheads getötet wurde. Es ist das erste Mal, dass in Deutschland eine Straße oder ein Platz nach dem Opfer eines rassistischen Angriffs benannt wird. Der 28-jährige Gumundai war nach einem Diskothekenbesuch mit seiner deutschen Ehefrau auf dem Weg nach hause von einer Gruppe Skinheads angegriffen und aus der Bahn geworfen worden. Die Zahl der gewalttätigen Angriffe durch Neonazis ist kontinuierlich gestiegen, im Jahr 2005 wurden 959 Angriffe verzeichnet. WFP HALBIERT RATIONEN Das Welternährungsprogramm (WFP) in Mosambik sieht sich gezwungen, die Nahrungsmittelrationen für bedürftige Menschen zu halbieren. Der Grund dafür ist ein Rückgang der Finanzmittel um mehr als 70%. Da die Ernten im Jahr 2006 erheblich höher ausfielen als in den vergangenen Jahren, gehen die Geberorganisationen von einer Verbesserung der Ernährungssituation aus. Das WFP erklärt hingegen, es benötige 10 Millionen USD, um Bedürftige bis zur Ernte im März 2007 mit Nahrungsmittelhilfen zu unterstützen. Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember

10 SCHWERPUNKT Einleitung Schwerpunkt Sicherung der ökologischen Nachhaltigkeit Von Richard Brand Ziel 7: Sicherung der ökologischen Nachhaltigkeit Unterziel 9 Die Grundsätze der nachhaltigen Entwicklung in die Politik und Programme jedes einzelnen Staates einbeziehen und den Verlust von Umweltressourcen umkehren Unterziel 10 Bis 2015 den Anteil der Menschen um die Hälfte senken, die keinen nachhaltigen Zugang zu sauberem Trinkwasser und zu sanitärer Basisversorgung haben Indikatoren: Anteil der Bevölkerung mit gesichertem Zugang zu sauberem Trinkwasser (2001: 37,1%, 2003: 35,7%, Ziel: 70%) Anteil der Bevölkerung mit Zugang zu sanitärer Basisversorgung (2001: 41,1%, 2003: 44,8%, Ziel: 60%) Unterziel 11 Bis 2020 eine erhebliche Verbesserung der Lebensbedingungen von mindestens 100 Millionen Slumbewohnern herbeiführen Quelle: MDG-Fortschrittsbericht Mosambik 2005 Das Ziel 7 der Millenniumsentwicklungsziele (MDGs) umfasst unterschiedliche umweltbezogene Vorgaben Im Verhältnis zu den Armuts-, Bildungs- und Gesundheitszielen nehmen die ökologischen Ziele in der öffentlichen Wahrnehmung eine eher untergeordnete Rolle ein. Dies mag daran liegen, dass den anderen Zielen hinsichtlich der Armutsbekämpfung eine höhere Priorität beigemessen wird; auch die vage gehaltenen Zielvorgaben schwächen das Ziel ab. Im Zusammenhang mit der Debatte um die Auswirkungen des Klimawandels, wird die Verbindung zwischen Ökologie und Entwicklung mittlerweile stärker betont. Einige Entwicklungsorganisationen setzen sich sogar dafür ein, dass die Reduktion der CO2-Emission und die Verhinderung des Klimawandels als Ziel 9 in die MDGs aufgenommen werden sollte. Sven Harmeling erläutert in seinem Beitrag, welche Auswirkungen des Klimawandels für das Südliche Afrika zu befürchten sind und welche Anpassungsstrategien vorzunehmen wären. Der Anteil der Flächen mit Waldbedeckung ist ein MDG-Indikator zur Fortschrittsüberwachung. Waldvernichtung durch illegale Holzkohleproduktion und Holzeinschlag hat in Mosambik stark zugenommen. Christian Fedlmeier berichtet von Erfahrungen mit partizipativen Methoden der Waldbewirtschaftung, die die Nachhaltigkeit der Ressourcennutzung verbessern können. Die Bedeutung der Natur als ökologisches Reservoir und ihr Potenzial, durch angepassten Tourismus Beiträge zur Bekämpfung der Armut zu leisten, zeigt Reinhold Haas in seinem Beitrag über die Chimanimani-Berge. Der Artikel von Stefan Derschum zur Nutzung von Bambus als Baustoff macht deutlich, dass Alternativen zur Holznutzung entwickelt werden können. Uli Spriesslers Beitrag zur Nutzung von Erneuerbaren Energien spricht die Notwendigkeit von Alternativen zu Holz und Kohle als Energieträger an. Ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser und zu sanitärer Basisversorgung sind Erfolge im Bereich Gesundheit nur schwer zu erzielen. Die Entwicklung im Wassersektor gibt wenig Anlass zu Optimismus wie der Beitrag von Andrea Queiroz de Souza zur Stagnation im Wassersektor zeigt. Die Qualität der Lebensbedingungen in den Städten und vor allem in den armen Wohnvierteln, wird entscheidend von der Qualität der Abfallentsorgung bestimmt. Gereon Hunger analysiert den Müllnotstand in Maputo und berichtet von Initiativen zur Einführung einer nachhaltigen Abfallwirtschaft. Erfolge bei der Müllentsorgung und beim Umweltschutz erfordern, dass die lokale Bevölkerung mitmacht und eigene Initiativen ergreift. Silvana Recke berichtet über Besuche bei Umweltinitiativen in und um Maputo und betont, wie wichtig es ist, ein größeres Umweltbewusstsein durch Bildungsarbeit zu fördern. Nationalparks und andere Schutzgebiete nehmen fast 16% der Fläche Mosambiks ein. Monika Orlowski vermittelt einen Eindruck über die ökologische Vielfalt dieser Gebiete und plädiert dafür, die lokale Bevölkerung frühzeitig einzubeziehen, wenn die Regionen touristisch erschlossen werden. Dass der Schutz von Ökosystemen durch die problematisch sein kann, zeigen die Erfahrungen mit der Ausweitung des Krüger-Nationalparks nach Mosambik. Inge Hoffmann-Vaz berichtet über die Erwartungen und Ängste der dort lebenden Bevölkerung und stellt Initiativen von Nichtregierungsorganisation vor, die deren Interessen vertreten. Die Probleme, die die seit einigen Jahren zunehmende Ausbeutung der Bodenschätze mit sich bringt, beschreibt Claudia-Maria Kukla in ihrem Artikel über Goldsucher in Manica. 12 Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember 2006

11 Klimawandel und die Millenniumsziele Anpassungsstrategien im Südlichen Afrika Die direkten und indirekten Auswirkungen des Temperaturanstiegs machen vielen afrikanischen Regionen, die heute schon zu den heißesten und trockensten weltweit gehören, zusätzlich zu schaffen. Die wird sich auch negativ auf die Erreichung der Millenniumsentwicklungsziele (MDGs) auswirken. Die notwendigen Anpassungen an klimabedingte Veränderungen überfordern in vielen Fällen die afrikanischen Gesellschaften. Armut, Unterernährung oder Wassermangel machen die Menschen verletzlicher gegenüber den Folgen des Klimawandels. Dies trifft vor allem die ärmsten Bevölkerungsgruppen. Der Autor gibt einen Überblick über klimabedingte Veränderungen im Südlichen Afrika und stellt Ansätze und Strategien der Anpassung vor. Von Sven Harmeling Der Klimawandel ist in Afrika bereits spürbar. Die Durchschnittstemperatur ist heute um 0,5 C höher als vor 100 Jahren. Die sechs wärmsten Jahre in Afrika waren nach Vor allem im Inneren des Kontinents sind die Temperaturen teilweise deutlich stärker gestiegen, so in einigen Regionen Kenias um 3,5 C in den letzten 20 Jahren. Die große Sahel-Dürre in den 70er Jahren wird von Seiten der Wissenschaft zunehmend dem Klimawandel zugeschrieben. Es wird vermutet, dass die deutliche Erwärmung des Indischen Ozeans die Niederschlagsverhältnisse in der Sahelzone drastisch beeinflusst hat. Der Klimawandel droht die Bemühungen zur Armutsbekämpfung zu vereiteln und macht die Aussicht, die Millenniumsentwicklungsziele tatsächlich zu erreichen, ungewisser. Mit diesen Worten wies der kenianische Präsident Kibaki bei seiner Rede auf der 12. UN- Klimakonferenz in Nairobi im November 2006 auf die globalen Auswirkungen des Klimawandels hin. Die Anstrengungen der afrikanischen Länder, die MDGs zu erreichen, werden zusätzlich durch die zunehmend drastischeren Konsequenzen des Klimawandels erschwert. Zunahme extremer Wetterereignisse Auswirkungen des Klimawandels im Südlichen Afrika Insbesondere für das Südliche Afrika wird eine Verschärfung der Wasserknappheit durch klimatische Veränderungen erwartet. In den letzten 30 Jahren ist nach Angaben des European Climate Forum (ECF) bereits die Zahl der Menschen, die unter Dürren zu leiden haben, von nahe Null auf 35 Millionen gestiegen. Die Landfläche mit Wasserknappheit könnte durch Niederschlagsrückgänge bis zum Jahr 2050 um ca. 30% anwachsen. Davon könnten vor allem Mosambik, Tansania und Südafrika betroffen sein. Extreme Wetterereignisse wie Dürren, Überschwemmungen und Stürme werden höchstwahrscheinlich intensiver werden. Dies ist umso tragischer für ein Land wie Mosambik, das in der Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember

12 SCHWERPUNKT Vergangenheit schon von extremen Wetterereignissen heimgesucht wurde. Schwere Dürren gab es in den Jahren 1974, 1983, 1984 und Die Überschwemmungen in den Jahren 2000 und 2001 haben offenbart, welche entwicklungspolitischen Konsequenzen extreme Wetterereignisse haben können. Im Jahr 2001 kamen ca. 700 Menschen ums Leben. Schätzungen der Münchner Rück gehen von Schäden von etwa 500 Millionen Dollar aus, die nur zu einem geringen Teil versichert waren. Es kam zu einer zeiweisen Zerstörung landwirtschaftlicher Nutzfläche. Zudem ist nachgewiesen, dass Überschwemmungen zu einem deutlichen Anstieg von Cholera- Fällen führen können. Klimawandel erfordert angepasste Entwicklung Anpassung an den Klimawandel ist eine Voraussetzung für entwicklungspolitische Fortschritte. Es geht um weit mehr als die Finanzierung zusätzlicher Anpassungsprojekte. Experten sehen vielmehr die Notwendigkeit, eine an den Klimawandel angepasste Entwicklung zu fördern, im Englischen auch als adaptive development bezeichnet. Beispiele finden sich auf der Website des UN-Klimasekretariats. Erfahrungen aus Mosambik zeigen, dass sich Menschen durch kreative und innovative Ideen an klimatische Veränderungen zumindest bis zu einem gewissen Grad anpassen können. Ein Beispiel aus der Provinz Gaza ist, dass sich die Männer und Frauen im Dorf vermehrt durch nicht-monetäre Dienstleistungen aushelfen, z.b. ihre Arbeitskraft. Dies ersetzt zum Teil die vorher üblicheren Bezahlungen durch Bargeld. Die Konsequenzen von Wetterextremen (z.b. Ernteverluste) haben gleichzeitig die Verfügbarkeit von Bargeld verringert und den Bedarf an Arbeitskraft erhöht. Doch es ist absehbar, dass der Klimawandel Konsequenzen in einem Ausmaß haben wird, die die eigene Anpassungsfähigkeit der Menschen übersteigt. Eine wichtige Rolle im Kontext extremer Wetterereignisse spielt die Katastrophenvorsorge. Das Internationale Rote Kreuz verfügt seit wenigen Jahren über ein Zentrum zum Klimawandel in den Niederlanden, dass die Rot-Kreuz-Organisationen in den einzelnen Ländern zielgerichtet bei dem Umgang mit dem Klimawandel und extremen Wetterereignissen unterstützt. In Mosambik ist das Rote Kreuz seit 2001 mit diesem Programm aktiv. In den Provinzen Inhambane und Zambézia wurden Pilotprojekte für Katastrophenvorsorgeprogramme gestartet, die auf Ebene der Kommunen ansetzen ( Community based disaster preparedness ). Interessanterweise bauen diese Projekte vor allem auf einen Süd-Süd-Wissenstransfers, denn es werden Konzepte angewendet, die auf den Philippinen und in Lateinamerika entwickelt und erprobt worden sind (Details unter www. climatecentre.org). Mittlerweile ist ein drittes Pilotprojekt in der Provinz Gaza gestartet worden. Britische Entwicklungsorganisationen weisen in ihrem Bericht Africa up in smoke? darauf hin, dass ein Dollar, der in Katastrophenvorsorge investiert wird, sieben Dollar der Bewältigungskosten einer Katastrophe sparen kann. Die Regierung Mosambiks widmet dem Thema Vorsorge gegenüber Wetterkatastrophen mittlerweile eine größere Aufmerksamkeit, z.b. in nationalen Planungsstrategien. Neben Einzelprojekten ist für die Entwicklung eines Landes auch eine Gesamtstrategie notwendig. Im klimapolitischen Prozess auf UN-Ebene werden Least Developed Countries (LDCs) finanziell dabei unterstützt, so genannte Nationale Aktionsprogramme der Anpassung (NAPAs) zu erarbeiten. Die NAPAs sollen sich auf die dringlichsten und unmittelbarsten Anpassungsbedürfnisse fokussieren, bei denen eine weitere Verzögerung die Verletzlichkeit eines Landes erhöhen oder zu später höheren Anpassungskosten führen würde. Aus dem Südlichen Afrika liegt aus Malawi mittlerweile ein solches Programm vor. Ein NAPA für Mosambik wird derzeit erarbeitet. Der endgültige Entwurf, der für Dezember erwartet wird, soll dann in einem nationalen Workshop abschließend diskutiert und voraussichtlich im Februar 2007 veröffentlicht werden. Ausgehend von vielfältigen klimabedingten Gefahren wurden in Malawi fünf prioritäre Aktivitäten herausgearbeitet, u.a. die Verbesserung der Widerstandsfähigkeit der Dorfgemeinschaften gegenüber dem Klimawandel und die Wiederherstellung von Waldgebieten in bestimmten Regionen, um die Überschwemmungsgefahr zu verringern. Für die ersten drei Jahre der Umsetzung der wichtigsten Maßnahmen in diesen fünf Bereichen veranschlagt Malawis NAPA einen Finanzbedarf von ca. 22 Millionen US-Dollar. Finanziert werden könnten die Maßnahmen z.b. durch den Least Developed Countries Fund (LDCF), der im Rahmen der UN-Klimaverhandlungen für diese Zwecke eingerichtet wurde. Er speist sich bisher aus freiwilligen Beiträgen der Industrieländer und umfasst derzeit etwa 30 Millionen US-Dollar. Die Tatsache, dass Malawi die Mittel schon fast alleine aufbrauchen würde, zeigt, dass der Fonds bei weitem nicht ausreicht, um die dringlichsten Anpassungsmaßnahmen aller LDCs zu finanzieren. Die Industrieländer als die Hauptverursacher des Klimawandels sind deutlich mehr gefordert, wenn sie ihrer Verantwortung gerecht werden wollen. Ohne finanzielle Unterstützung werden sich Länder wie Malawi oder Mosambik wohl kaum rechtzeitig und angemessen an die Folgen des Klimawandels anpassen können. Sven Harmeling arbeitet als Referent für Klima und Entwicklung zur entwicklungspolitischen Dimension des Klimawandels bei GERMANWATCH. Stellungnahmen, Studien und Unterrichtsmaterialien zum Klimawandel finden sich auf der Website Weiterführende Hinweise ECF/PIK 2004: What is dangerous climate change? net/pdf/ecf_beijing_results.pdf Anpassung an den Klimawandel: Datenbank des UN-Klimasekretariats unter maindb.unfccc.int/public/adaptation/ Africa up in smoke? 2. Bericht der Arbeitsgruppe Entwicklung und Klimawandel (2005) Pilotprojekte für Katastrophenvorsorgeprogramme in Mosambik: 20climate%20change%20in%20mozambique% 20july% pdf Nationale Aktionsprogramme der Anpassung (NAPAs): napas/items/2679.php 14 Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember 2006

13 Erfahrungsbericht eines Forstprojektes der GTZ Wälder nutzen und erhalten? Die Waldvernichtung durch illegale Holzkohleproduktion und illegalen Holzeinschlag scheint in Mosambik ein nicht aufzuhaltender Prozess. Partizipative Methoden, die die Verantwortung und Nutzungsrechte auf die Waldanrainer übertragen, zeigen erste Erfolge bei der Walderhaltung. Von Dr. Christian Fedlmeier Combomune, eine Gemeinde in der Provinz Gaza, sechs Autostunden nordwestlich von der Hauptstadt Maputo, liegt inmitten der trockensten Region von Mosambik. In manchen Jahren, wie zwischen 2001 und 2005 regnete es fast gar nicht. Nur im regenreichen Jahr 2006 reichte es auf den sandigen Böden wieder zu einer mageren Maisoder Gemüseernte. Sicher ist, dass diese Ernte selbst in guten Jahren nicht zum Überleben reicht. Wie aber überleben die Menschen in dieser Gegend? Sind die Wasserlöcher ausgetrocknet was der Normalfall ist so muss das Wasser vom 20 Kilometer entfernten Rio Limpopo zu Fuß oder auf dem Ochsenkarren herangeschafft werden. Gibt es keine Ernte was ebenfalls der Normalfall ist so muss man sich zwangsweise an den umliegenden natürlichen Ressourcen bedienen. Leider hat auch hier die Natur keinen üppigen regenerativen Wald anzubieten, sondern einen ökologisch fragilen Trockenwald (Mopane). Das Stammholz aus diesen Wäldern ist sehr hart und überwiegend krumm und eignet sich daher besonders für die Holzkohleproduktion. Combomune liegt direkt neben der Straße und Eisenbahnlinie, die von Zimbabwe nach Maputo führt und kann daher die Holzkohle gut vermarkten. Nur mit Hilfe dieser zusätzlichen Einnahmequelle sind die Dörfer aus der Gemeinde Combomune in der Lage zu überleben. Die Waldressourcen zur Holzkohleproduktion werden in Mosambik überwiegend als frei verfügbar betrachtet. Der Staat als Eigentümer hat nur sehr beschränkte Möglichkeiten diesen Raubbau an der Natur zu verhindern. Die Gemeinden betrachten den Nutzung gemeinsam planen Staatswald nicht als ihren Wald, obwohl sie selbst in und von ihm leben. Dementsprechend übernehmen sie auch keine Verantwortung für diesen Wald im Gegenteil es gilt das Motto: Wenn ich diesen Baum nicht heute fälle, dann fällt ihn morgen vielleicht mein Nachbar. Verantwortung übernehmen Nutzungsrechte erhalten Seit einigen Jahren geht die mosambikanische Forstverwaltung in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und dem Deutschen Entwicklungsdienst (DED) einen neuen Weg, um die Gemeinden verantwortungsvoll in die Waldbewirtschaftung einzubeziehen. Auf der einen Seite erhalten die Gemeinden Nutzungsrechte für ihre Wälder, auf der anderen Seite müssen sie detaillierte Bewirtschaftungspläne vorlegen, deren Einhaltung jedes Jahr von der Forstverwaltung überprüft wird. Bei Nichteinhaltung kann es wieder zum Entzug der Nutzungsrechte kommen. Bei dieser auch als Co-Management bezeichneten Bewirtschaftungsform zeigt sich immer deutlicher, dass sich die Gemeinden mit ihren umliegenden Wäldern identifizieren und tatsächlich Verantwortung für deren Erhalt übernehmen. Dies drückt sich beispielsweise darin aus, dass die Gemeinden ohne Bezahlung ein Patrouillensystem organisiert haben, um ihre Wälder, insgesamt Hektar, vor illegaler Nutzung von außerhalb zu schützen. Werden illegale Holzfäller ertappt, so übergibt man sie an die Forstverwaltung. Die bereits illegal gefällten Bäume dürfen von der Gemeinde beispielsweise für einen Schulbau genutzt werden. Die von Foto: Klaus Ackermann Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember

14 SCHWERPUNKT Foto: Klaus Ackermann Holzkohleproduktion als wichtigste Einnahmequelle den Holzfällern zu bezahlenden Strafen fließen seit 2006 auch zu einem Teil wieder in die Gemeindekasse. Durch diesen Anreiz wurde verhindert, dass sich die Straftäter mit billigen Schmiergeldern bei den Gemeinden freikaufen. Hinzu kommen 20 Prozent aus den staatlichen Einnahmen für private Nutzungslizenzen. Im August 2006 wurden von der Forstverwaltung insgesamt 20,9 Mill. Meticais (ca. 800 US$) in die Gemeindekasse von Combomune einbezahlt. Das ist für diese kleine Gemeinde sehr viel Geld und wirkte daher als zusätzliche Motivation, um den gemeinsamen Weg in Form eines Co-Managements mit der Forstverwaltung fortzusetzen. Was hat es der Gemeinde gebracht? Die Gemeinde ist zusammen gewachsen, sie bewirtschaftet jetzt gemeinsam die Naturressourcen im Gegensatz zu der Situation vor acht Jahren, als sich die Familien gegenseitig die Waldflächen streitig machten und sie dadurch völlig degenerierten. Diese gefestigte Gemeinde hat es darüber hinaus geschafft, die Holzkohle gemeinsam zu vermarkten, wodurch sich die Einnahmen deutlich verbessert haben. Bei den nun anfallenden Mengen kann ein Zugwaggon oder ein Lastwagen gefüllt werden, wodurch die Transportkosten sinken. Außerdem hat die Gemeinde ein Abgabesystem eingeführt, das 20 Prozent der Einnahmen aus der Holzkohleproduktion in eine Gemeindekasse fließen lässt. Ein von der Gemeinde gewähltes Komitee entscheidet dann über die Verwendung dieser Mittel. Seit dem fünfjährigen Bestehen dieser Gemeindekasse wurden hieraus drei einfache Schulgebäude, zwei Krankenstationen und zwei Ochsenkarren mit jeweils zwei Ochsen finanziert. Für das langfristige Überleben der Gemeinde ist es von immenser Bedeutung, dass die Waldzerstörung zum Stillstand kam und die nächsten Generationen die gleichen Ausgangsbedingungen für die Ressourcennutzung vorfinden wie die jetzige. Energiesparende Techniken Um die Holzkohleproduktion effizienter zu gestalten, wurde der Dorfbevölkerung ein neues Verfahren vorgestellt, bei dem man aus der gleichen Holzmenge ca. 25 Prozent mehr Holzkohle als bei dem herkömmlichen Verfahren produzieren kann. Momentan wird dieses neue Verfahren noch von der Dorfbevölkerung mit den traditionellen Meilern verglichen. Nach der Bewährungsprobe wird das Gemeindekomitee über die Einführung des neuen Verfahrens entscheiden. Da die Produktionsmenge der Holzkohle durch den Bewirtschaftungsplan limitiert ist, hätte man durch dieses verbesserte Verfahren 25 Prozent weniger Holzverbrauch. Dies würde die Holzfäller entlasten, die 25 Prozent weniger Bäume fällen müssten. Bei den Haushalten konnte man bereits den Brennholzbedarf zum Kochen durch verbesserte Öfen deutlich reduzieren. Dies hatte wiederum zur Folge, dass die Frauen, die für das Brennholz Sammeln zuständig sind, entlastet wurden. Combomune ein Einzelfall? Ganz und gar nicht! Das Projekt in Combomune existiert seit Zur gleichen Zeit wurde im Forstdepartment eine eigene Koordinierungsstelle für derartige Vorhaben eingerichtet (Unidade de Apoio ao Maneio Comunitário). Zwischenzeitlich gibt es in ganz Mosambik 68 solcher Initiativen, die sich mit der Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen beschäftigen. Jedes Jahr kommen jetzt ca. 10 neue Initiativen hinzu. Bei diesem anhaltenden Trend, der von staatlicher Seite unterstützt wird, besteht doch noch Hoffnung für den Erhalt der Flora und Fauna in weiten Teilen Mosambiks. Dr. Christian Fedlmeier ist Förster mit Spezialisierung in tropischer Forstwissenschaft. Seit 2000 arbeitet er in einem regionalen GTZ SADC (Southern African Development Community) Vorhaben mit Schwerpunkt Gemeindewaldbewirtschaftung. 16 Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember 2006

15 Wandern im Schutzgebiet von Chimanimani Angepasster Tourismus Während entlang der Küste die Tourismusindustrie schnell wächst, zieht das Berggebiet von Chimanimani kaum Besucher an, eine touristische Infrastruktur fehlt fast vollständig. Das Ausbleiben von Besuchern gefährdet ein Projekt, in dem sich für die ortsansässige Bevölkerung Einkommensmöglichkeiten aus dem Tourismus entwickeln sollen. Aber eine Tätigkeit als Führer oder Einnahmen aus dem Verkauf lokaler Produkte setzen zahlende Besucher voraus. Ein Plädoyer für den Besuch einer der schönsten Landschaften Mosambiks. Von Reinhold Haas so schönes habe ich noch nie gesehen, landschaftlich Etwas einzigartig, absolut fantastisch. Die wenigen Touristen, die die Chimanimani Berge in der Provinz Manica im Westen Mosambiks besucht haben, sprechen von diesem Erlebnis in Superlativen. Besucher erwarten dichte Regenbergwälder, grasbedeckte Hochebenen, schroffe Bergformationen, rauschende Flüsse und Wasserfälle. Eine landschaftlich abwechslungsreiche Szenerie, fast unberührt von menschlichen Eingriffen. Artenreiches Schutzgebiet Der Gebirgszug ist die südlichste Erscheinung des afrikanischen Grabenbruches. Der höchste Berg Mosambiks, der m hohe Monte Binga, befindet sich in dieser Region. Mit 45 endemischen Pflanzen ist die Vegetation ungewöhnlich artenreich. Es wachsen Baum- und Palmfarne, Berghibiskus, Orchideen und Aloen. Auch die Vogelwelt ist vielfältig: Schreiseeadler, Uhus, Eulen, Bienenfresser und Eisvögel und viele weitere Vogelarten leben in den Chimanimani- Bergen. Auf der simbabwischen Seite werden die Chimanimani-Berge schon seit Jahrzehnten als Nationalpark geschützt; in Mosambik sind die Berge erst seit einigen Jahren als Schutzgebiet ausgewiesen. Gemeindebeteiligung Neben der Schönheit der Natur gehören vor allem die Kontakte zur lokalen Bevölkerung zu den besonders eindrucksvollen Erlebnissen eines Chimanimani- Aufenthaltes. Wandern mit kundigen Führern Die mosambikanische Regierung möchte die Region touristisch entwickeln und hat mit Unterstützung ausländischer Geber die Erschließung initiiert. Dabei steht die Idee im Vordergrund, die ansässigen Gemeinden in die touristischen Angebote einzubeziehen und ihnen dadurch neue Einkommensmöglichkeiten zu eröffnen, z.b. als Führer oder durch den Verkauf ihrer Produkte. Ein Teil der Einnahmen aus den Camps wird an die Gemeinden abgeführt. Herausforderung Infrastruktur Ein unterstützenswerter Projekt, doch kaum jemand kennt und besucht die abgelegene Bergregion. Dies liegt vor allem am Fehlen der touristischen Infrastruktur. Es gibt nur wenige ungefestigte Pisten, die in das Gebiet führen, Allradfahrzeuge sind selbst in der Trockenzeit unabdingbar und in der Regenzeit machen zahlreiche Flüsse die Straßen unpassierbar. Einige provisorische Camps mit einfachen Strohhütten und Campingmöglichkeiten sind eingerichtet worden, aber es gibt keinerlei Versorgungsmöglichkeiten und die notwendige Ausrüstung und Verpflegung müssen mitgebracht werden. Diese Rahmenbedingungen erscheinen vielen als zu schwierig, um einen Besuch zu wagen. So bleibt die Gegend weiter ein unentdecktes Kleinod, zur Freude einiger Besucher, die die Unberührtheit schätzen. Die Anwohner, die Einnahmen aus dem Tourismus brauchen, würden jedoch gern mehr Gäste in der Gegend begrüßen können. Reinhold Haas ist Zahnarzt und begeisterter Wanderer im Südlichen Afrika. Er hat Chimanimani mehrmals besucht und eine Internetseite mit vielen Fotos und Tipps für Interessierte eingerichtet: Der Autor bietet in den Sommerferien 2007 eine nichtkommerzielle Wandertour in der Chimanimani- Region für eine kleine Reisegruppe an. Nähere Informationen bei info@africatour.de oder über den KKM. Foto: Reinhold Haas Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember

16 SCHWERPUNKT Das Potenzial von Bambus als Baumaterial Regeneraid Bambus ist ein schnell wachsendes Baumaterial und kann eine gute und preiswerte Alternative zum Holz darstellen. Eine deutsche Studentengruppe baute in Gorongosa eine Markthalle aus Bambus, um die Möglichkeiten dieses Baustoffs im afrikanischen Kontext aufzuzeigen. Von Stefan Derschum Vor drei Jahren spürte Sven Detering was Stillstand bedeutet. Der Architekturstudent aus Detmold erinnert sich an seine Zeit als Hospitant in einem Bauvorhaben in der mosambikanischen Stadt Beira. Es war seltsam. Ich stand vor fertigen Bauten, denen aber das Dach fehlte, obwohl die Regenzeit kurz bevor stand. Nichts ging dort mehr, weil einfach das Bauholz fehlte. Holz, erklärt Detering, sei ein zunehmend teurer Baustoff, der in Mosambik oft aus 300 bis 400 Kilometern Entfernung herbeigeschafft werden müsse. Die einzige Alternative ist Bambus, ein natürliches und schnell wachsendes Baumaterial insbesondere für ländliche Regionen, in denen Bambus auch wachsen kann. Bambus sei in Asien und Südamerika als kommerzieller Baustoff längst etabliert, nur in Afrika nicht. Lokal etabliert Lediglich die ländliche Bevölkerung in Afrika setzt Bambus bislang ohne weitere Behandlung beim Bau von einfachen Dächern und Flechtwänden oft mit beidseitigem Lehmverputz ein. Darüber hinaus werden mit den Halmen Zäune errichtet und aus dem gespalteten Material werden Körbe, Reusen und Möbel gefertigt. Eine Nutzung in größerem kommerziellen Maßstab erfolgt nicht. Studenteninitiative für Bambus Sven Detering gründet eine Projektgruppe an der Universität, die Idee zum Verein Regeneraid entsteht. Bambus soll als Baumaterial in Afrika propagiert werden, der Bau einer Markthalle aus Bambus in Gorongosa in der Provinz Sofala soll das Potenzial des Baustoffs verdeutlichen. Markthalle aus Bambus in Gorongosa Haltbarkeit verbessern Das Grundproblem der kräftigen Halme, die nach zwei, drei Jahren erntereif sind, ist die Haltbarkeit. Ohne eine Immunisierung gegen Pilze und insbesondere gegen Termiten hat Bambus als Baumaterial eine Lebenszeit von nur zwei Jahren, weiß Mitstreiter Christian Gallei. Das technische Verfahren der Immunisierung war schon bekannt, so dass Detering das Gesamtprojekt als eine Art Süd-Süd-Wissenstransfer bezeichnet. Die Studenten wollen beweisen, dass eine Vision Realität werden kann. Im Sommer 2004 ernten sie Bambushalme in Sofala und immunisieren diese Hoffnungsträger, indem sie eine Salzlösung hindurch pressen. Beispiel Markthalle Im Sommer 2006 ist es dann soweit: Die Studentengruppe fährt ein zweites Mal nach Mosambik und errichtet in Zusammenarbeit mit lokalen Handwerkern eine 400 qm große Markthalle. Der Bau der Markthalle ist das erste konkrete Bambusprojekt in Mosambik und die mosambikanische Regierung interessiert sich für die Ergebnisse. Auch sie betrachtet Bambus als ein Potenzial im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung und auf Einkommensmöglichkeiten für die ländliche Bevölkerung. Aus diesem Grund ist Mosambik auch im Jahr 2004 dem Internationalen Netzwerk für Bambus und Rattan (INBAR) beigetreten. Stefan Derschum ist Redakteur bei der Lippischen Landes-Zeitung und freier Autor. Der Artikel ist die aktualisierte Version eines Artikels, der im August 2006 in der Lippischen Landes-Zeitung und der taz erschien. Weblink: Foto: Sven Detering 18 Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember 2006

17 Einführung regenerativer Energien in der Provinz Manica Entwicklung braucht Energie Energie ist teuer in Mosambik und für viele Menschen gar nicht verfügbar. Dass umweltfreundliche erneuerbare Energien den Menschen auch ökonomische Vorteile und die Verbesserung ihrer Lebensbedingungen bringen können, zeigt sich in einem Projekt des DED in der Provinz Manica. Von Uli Spriessler Um das Ziel der Armutsbekämpfung bis 2015 zu erreichen, ist mindestens eine Verdoppelung des Energieeinsatzes in den Entwicklungsländern erforderlich. Mosambik ist eines von vier Pilotländern des Aktionsprogramms 2015 des BMZ. Unter Punkt VI wurde festgelegt: Zugang zu lebensnotwendigen Ressourcen sichern intakte Umwelt fördern. Der größte Teil der mosambikanischen Bevölkerung hat keinen Zugang zu kommerzieller Energie. Der tägliche Energiebedarf wird durch Feuerholz, Holzkohle oder Dung gedeckt. Nur knapp 6% der Bevölkerung haben einen Stromanschluss. Holz in Form von Kohle und Brennholz ist die hauptsächliche Energiequelle. 98 % der ländlichen Bevölkerung nutzen diese Form der Energie zum täglichen Kochen. Das bedeutet für Frauen und Mädchen oftmals stundenlange Suche nach Holz, in vielen Regionen ist der Brennstoff gar nicht mehr verfügbar. Mit Hilfe von Erneuerbaren Energien ist es möglich, eine dezentrale Energieversorgung aufzubauen. Der DED unterstützt das Energieministerium in Chimoio bei der Einführung erneuerbarer Energien in der Provinz Manica. Photovoltaik Einen Schwerpunkt der Projektarbeit bildet die Ausrüstung von Schulen und Hospitälern mit Photovoltaikanlagen. Ein auf dem Dach montiertes Modul wandelt Sonnenlicht direkt in elektrische Energie um, die in einer Batterie gespeichert wird. Somit ist es möglich, in den Nachtstunden die Klassenzimmer zu beleuchten, und Erwachsene erhalten die Möglichkeit, eine Schulbildung nachzuholen. Vier Schulen und zwei Krankenhäuser wurden im Jahr 2005 mit dieser Technologie ausgestattet. Das Licht ist ein Impuls für die Alphabetisierung. Der Schulbesuch am Abend konkurriert nicht mit der Arbeit auf dem Feld und anderen häuslichen Pflichten. Besonders Frauen und Mädchen nehmen nun die Chance wahr, Lesen und Schreiben zu lernen. Direktor Antonio berichtet auch von einem regen Zulauf der Dorfgemeinschaft für Versammlungen. Aus dem Krankenhaus in Chipandaume berichtet Krankenschwester Mery begeistert; Wir haben seit Mai einen Zuwachs von 20 % bei den Geburten. Dank der Beleuchtungstechnik arbeiten wir unter Mühsame Suche nach Feuerholz einwandfreien hygienischen Voraussetzungen. Die alten Petroleumlampen haben abgedankt. Seit das Krankenhaus beleuchtet ist, trauen sich die Leute auch nachts hierher. Mit Hilfe des Kühlschrankes können wir lebensnotwendige Medikamente und Infusionen auf Vorrat halten. Testverfahren haben endlich einen aussagekräftigen Wert. Vorher waren durch die hohen Außentemperaturen die Ergebnisse oftmals verfälscht und brachten mehr Verunsicherung als Klarheit. Biomasse In Zusammenarbeit mit GTZ PROBEC (Programme for Biomass Energy Conservation in Southern Africa) wird den Haushalten zur Einsparung von Brennholz ein energiesparender Lehmofen angeboten, der bis zu 80% Energieersparnis bringt. Es werden Workshops angeboten, bei denen Foto: Christian Fedlmeier Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember

18 SCHWERPUNKT bis zu zehn Teilnehmerinnen pro Kurs in sechs Stunden die Konstruktion und die benötigten Materialien des Ofens kennen lernen. Es handelt sich um eine einfache Lehmbauart aus Ziegelsteinen und Asche, alles ist meist in nächster Nähe auffindbar. Die Materialien sind aus dem Bau oder Verputz von Häusern bekannt. Meist sind es Frauen, die dieses Handwerk beherrschen, oftmals werden auch Kochtöpfe und Vasen aus Lehm gefertigt. Es wurden insgesamt 447 Frauen in den vergangen 18 Monaten zu qualifizierten Ofenbauerinnen ausgebildet, es entstanden 737 Poupa Lenha Öfen. Rita hatte vor einem Jahr an einem Kurs im Bairro 25 de Septembro teilgenommen und in der Zwischenzeit 65 Öfen gebaut: Dank des Energiesparofens gibt es bei uns jetzt geregelte Mahlzeiten. Da wir hier in Chimoio keine Möglichkeit haben Holz zu sammeln, müssen wir es für viel Geld kaufen Meticais (1 Euro) für ein Bündel Holz reichten mit dem traditionellen Dreisteine-Feuer gerade einen Tag, jetzt koche ich mit der gleichen Menge Holz nahezu vier Tage. Ich verdiene gutes Geld mit dem Ofenbau, bis zu Mts (40 Euro) im Monat. Sehen sie! Meine Kinder haben jetzt Schuhe und für Albertina konnte ich eine Schuluniform kaufen. Es gibt nur ein kleines Problem: Oftmals haben die Leute nicht das Geld, um den Ofen zu kaufen Mts (2 Euro) sind für manche schon zu viel. Dann bekomme ich auch Waren angeboten, wie ein Hühnchen oder Mais. Manchmal erhalte ich auch gar nichts, das ärgert mich ein bisschen, aber ich denke dann, dass sich die Lebensverhältnisse der Familie mit Hilfe des Ofens in kurzer Zeit verbessern werden. Um auch Schulen, Hospitälern und Industriebetrieben die Möglichkeit zu geben energiesparende Öfen einzusetzen, wurde ein Metallofen konstruiert, der ein Topffassungsvermögen von 55 l, 80 l oder 100 l zulässt. Das Besondere an diesem Ofen ist die Gestaltung der Brennkammer, die nach seinem Erfinder Rocket benannt wurde. Mangi Mangi wird er in Manica genannt. Das bedeutet schnell, schnell im örtlichen Shona Dialekt. In 20 Minuten werden 20 Liter Wasser zum Kochen gebracht. Das Brennmaterial wird auf Einkommen durch Lehmofenbau einem Rost in den Brennofen eingeführt, die Luft zum Verbrennen wird unterhalb des Rostes eingezogen. Dadurch wird die Luft vorgewärmt und lediglich die Spitzen der Holzscheite kommen zum Brennen. Ein genügend hoher Verbrennungsraum lässt die entstehenden Gase noch im Ofen verbrennen. Dies bedeutet fast keine Rauchentwicklung und damit deutlich reduzierte Gesundheitsprobleme. Eine ortsansässige metallverarbeitende Firma im Bairro Nhamadzesse hat im Jahre Öfen dieses Typs gebaut, zusätzlich ein Sondermodell Saúde, von dem 28 Stück an Krankenhäuser mit einem Dampfdrucktopf zur Desinfizierung von medizinischen Geräten, geliefert wurden. Die Kundschaft erweist sich als überaus zufrieden. Schon nach drei Monaten hat sich die Anschaffung von 120 Euro gerechnet. Wasserkraftwerke Die Kleinwasserkraft Technologie (KWK ) ist unter der Vorraussetzung eines ausreichenden Wasserangebotes eine gute Alternative zum Dieselgenerator. Die Stromentstehungskosten liegen bei KWK niedriger. Dieselanlagen werden meist nur zu Zeiten eines hohen Energiebedarfs betrieben: Früh morgens und abends. Die Betriebskosten sind durch den teuren Kraftstoff sehr hoch, mit steigender Tendenz. Auch verursacht die Verbren- nung von Dieseltreibstoff einen hohen CO2-Ausstoss, enorme Lärmbelästigung und oftmals Boden- und Grundwasserverschmutzung. In Honde, ca. 140 km von Chimoio entfernt, sind die Voraussetzungen gut, das Einwohner-Städtchen mit alternativem Strom zu versorgen. Nach 15 Monaten Bauzeit ist in der Zusammenarbeit mit GTZ-PRODER und örtlichen Firmen der Kanal entstanden, der den geregelten Wasserfluss zum Turbinenhaus bringt. Die ersten Strommasten sind gesetzt, Kabel verlegt und Stromanschlüsse installiert. Nach der Regenzeit folgt der letzte große Akt, der Bau der Staumauer. Das hört sich gigantisch an. Vier Meter hoch und fünf Meter breit, das reicht um 70 kva zu erzeugen, die ökologische Verträglichkeit wurde ebenfalls sachverständig überprüft. Schon in kurzer Zeit wird der üppige Buschbewuchs die Narben, die während der Bauphase entstanden sind, wieder verschlossen haben. Uli Spriessler hat Maschinenbau studiert. Er arbeitet seit 15 Jahren im Dienste der Regenativen Techniken und ist seit 2005 für das Energieministerium in Chimoio als Projektleiter tätig. Foto: Uli Spriessler 20 Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember 2006

19 Wasserpolitik: Finanzierungslücken und Umsetzungsprobleme Nur tröpfelnde Fortschritte Das Millenniumsentwicklungsziel 7 widmet sich der Sicherstellung der ökologischen Nachhaltigkeit. Eines der konkreten Unterziele besagt, dass bis zum Jahr % der Bevölkerung in Mosambik Zugang zu sauberem Trinkwasser haben und für 60% die sanitäre Basisversorgung gewährleistet ist. Für Mosambik bedeutet dies noch einen weiten Weg. Die Erfolgsaussichten werden eher pessimistisch beurteilt, da sich der Zugang in den letzten Jahren sogar eher verschlechtert hat. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Neben dem starken Wachstum der Städte sind es vor allem finanzielle Engpässe, geringe Leistungsfähigkeit des Wassersektors und die mangelnde Umsetzung der nationalen Wasserpolitik. Von Andrea Queiroz de Souza Der Fortschrittsbericht der mosambikanischen Regierung aus dem Jahr 2005 gibt im Wassersektor wenig Anlass zu Optimismus. Hatten im Jahr ,1% der Bevölkerung Zugang zu sauberem Trinkwasser, so waren es zwei Jahre später nur noch 35,7%. Optimistischere Zahlen liefert der Entwicklungsbericht der Vereinten Nationen: Der Zugang zu Wasser stieg demnach von 36% im Jahr 1990 auf 43% im Jahr Abweichende Aussagen zur Versorgungslage sind keine Seltenheit für den Wassersektor und erschweren eine realistische Planung. Eine Wasserstudie der Nichtregierungsorganisation Water Aid aus dem Jahr 2005 belegt zum Teil enorme Diskrepanzen. Während die Regierung für den Distrikt Sanga in Niassa eine Wasserversorgung von über 70% feststellte, ergaben detaillierte Kartierungen von Water Aid im selben Distrikt nur eine Versorgungsrate von 21%. Stagnation statt Fortschritt Selbst wenn immer die optimistischeren Zahlen zugrunde gelegt würden, bleibt es unwahrscheinlich, dass Mosambik sein 2015-Ziel im Wassersektor erreicht. Die Entwicklung verläuft zu langsam bzw. stagniert. In den ländlichen Gebieten bleibt der Zugang der Bevölkerung zu Wasser auf einem niedrigen Niveau konstant: Weiterhin hat nur einer von vier Menschen dort Zugang zu sauberem Wasser. In den städtischen Gebieten sind es inzwischen nur noch 57,7 % im Vergleich zu 66,8% für das Jahr Der Rückgang wird mit der zunehmenden Landflucht und dem schnellen Wachstum der Städte erklärt. Der Ausbau der städtischen Wasserversorgung kann mit dieser Entwicklung nicht Schritt halten. Als weiterer Einflussfaktor gilt, dass die Privatisierung der städtischen Wasserversorgung in Maputo und einigen Provinzhauptstädten, verbunden mit Preissteigerungen, Wasser für viele Menschen unerschwinglich gemacht hat. Bekämpfung der Symptome Die Wasserstudie von Water Aid konstatiert, dass im Bereich der ländlichen Wasserversorgung eher an den Symptomen gearbeitet wird anstatt die Ursachen der Probleme anzugehen. Auf die hohe Kindersterblichkeit durch Durchfallerkrankungen und die steigenden Cholerazahlen aufgrund von verunreinigtem Wasser, reagiert man mit dem Chloren von Brunnen. Ursache der Probleme ist jedoch das Fehlen einer adäquaten sanitären Basisversorgung. Außerdem funktionieren weiterhin viele Pumpen und Brunnen nicht, so dass die Bevölkerung gezwungen ist, auf ungeschützte Wasserquellen wie Flusswasser zurückzugreifen. Für das Jahr 2005 ergaben Untersuchungen, dass von Wasserstellen (ca. 30%) nicht nutzbar waren. Die Politik zur Sanitärversorgung ist vage, es gibt keinen Konsens zu wichtigen strategischen Punkten, zum Beispiel was die Subventionierung von Sanitäranlagen betrifft. Finanzierungslücken Die mosambikanische Regierung hat ermittelt, was getan werden müsste und welche Kosten bis zum Jahr 2015 entstehen, um die MDGs für den Wasserund Sanitärbereich zu verwirklichen. Für den ländlichen Bereich werden zusätzliche Wasserstellen benötigt und 70 Wasserversorgungssysteme für kleinere Städte. Die Kosten belaufen sich auf 215 Millionen USD, von denen lediglich 71 Millionen USD sichergestellt sind. Einfache Wasserversorgungssysteme für Kleinstädte werden kaum berücksichtigt. Noch größer ist die Finanzierungslücke bei der städtischen Wasserversorgung. Die Kalkulationen besagen, dass 980 Millionen USD benötigt werden und nur 114,6 Millionen USD zugesagt sind. Auch der Sanitärbereich erweist sich als unterfinanziert: Von 520 Millionen USD, sind bislang nur 30 Millionen USD gedeckt. Insgesamt kommt die Regierung auf eine Finanzierungslücke von ca. 1,5 Milliarden USD bis zum Jahr 2015 für den Wasser- und Sanitärbereich. Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember

20 SCHWERPUNKT Geringe Leistungsfähigkeit Die Erhöhung der Finanzen ist eine notwendige Bedingung. Dies setzt allerdings voraus, dass die Mittel zeitnah und sinnvoll ausgegeben werden können. Die derzeitige geringe Leistungsfähigkeit des Wassersektors wirkt als ein limitierender Faktor. Im Jahr 2004 hat die Regierung nur 30% der zur Wasserinfrastruktur eingeplanten Mittel überhaupt ausgegeben. Ähnliche Zahlen gelten für die vorangegangen Jahre. Mehrjährige Programme mit millionenschwerer Finanzausstattung tragen häufig kaum zu einer Verbesserung der Infrastruktur bei und verfehlen die ursprünglich geplanten Ergebnisse deutlich. Besonders auf Distriktebene fehlen gut ausgebildete Leute, die eine Implementierung der Programme gewährleisten können. Auch die Mittel sind längst noch nicht dezentralisiert. Ein großer Teil verbleibt auf nationaler Ebene und kommt nicht in den Distrikten an. Es gibt nur wenige Firmen, die sich auf ländliche Wasserversorgung spezialisiert haben. Sie beklagen, keinen Zugang zu Krediten zu haben, ohne die die notwendigen Investitionen nicht möglich sind. Weitere Klagen beziehen sich auf die fehlende Transparenz der Auftragsvergabe, da häufig Aufträge ohne Ausschreibung an ehemals staatliche Unternehmen vergeben werden. Bei größeren Programmen kommen die Bohrfirmen meist aus Südafrika oder Malawi. Gute Pläne, schwache Umsetzung Bereits im Jahr 1995 wurde die Nationale Wasserpolitik definiert (siehe Rundbrief 62), die eine Abkehr von der zentralen Planung hin zu einem nachfrageorientierten Ansatz (demand driven approach) festschreibt. Allgemein wird der Politikwechsel im Wassersektor sehr positiv bewertet. Im Jahr 2001 folgte ein Handbuch zur Implementierung der ländlichen Wasserstrategie. Diese Dokumente sollen alle Handelnden (Staat, lokale Gemeinden, Nichtregierungsorganisationen und den Privatsektor) auf ein gemeinsames, einheitliches Vorgehen festlegen. Die Beteiligung der lokalen Bevölkerung ist dabei ein zentraler Baustein der Strategie: Die Initiative für ein Wasserprojekt soll von den Gemeinden selbst ausgehen. Dazu gehört, dass sie die Technologien und Managementinstrumente auswählen. Vorgesehen ist, eine Eigenbeteiligung der Gemeinden an den Projektkosten zu verlangen. Nichtregierungsorganisationen wie Water Aid haben mit der Anwendung der Politik und des Handbuches positive Erfahrungen gemacht; die Nachhaltigkeit der Wasserprojekte konnte verbessert werden. Wie so häufig in Mosambik, klaffen allerdings Anspruch und Realität weit auseinander. Kaum jemand wendet die nationale Wasserpolitik an. Regierung und einige internationale Organisationen wenden bei den ländlichen Gemeinden weiterhin den alten Versorgungsansatz (supply driven approach) an, da sie erst auf die Auswertung der Erfahrungen aus Pilotprojekten warten wollen. Die Folge ist, dass über zehn Jahre nach Veröffentlichung der neuen nationalen Wasserpolitik die Praxis in den ländlichen Distrikten kaum den dort vorgegeben Überlegungen entspricht. Weiterführende Hinweise: Mosambik-Rundbrief 62: Schwerpunkt Wasser: Menschenrecht oder Geschäft? 22 Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember 2006

21 Aufbau einer nachhaltigen Abfallentsorgung in Maputo Wege aus dem Müllchaos? Im Ballungsraum Maputo produzieren 1,2 Millionen Menschen täglich etwa Tonnen feste Abfälle. Während im urbanisierten Zentrum eine regelmäßige, wenn auch noch unzureichende, Müllabfuhr stattfindet, kann die Mehrzahl der Einwohner in den suburbanen Stadtvierteln noch nicht auf den Service der städtischen Müllabfuhr hoffen. Die Folge sind wachsende Müllberge an Straßenrändern und auf den wenigen Freiflächen. Aber auch im modernen Stadtzentrum sieht man häufig überquellende Mülltonnen und Berge von Abfall im Umfeld von nicht abgeholten Großcontainern. Hinzu kommt, dass die überlastete und ungesicherte Müllkippe Maputos, die von Wohngebieten umschlossen ist, ein gravierendes Umwelt- und Gesundheitsproblem darstellt. Der Autor gibt einen Einblick in die kommunale Abfallwirtschaft und stellt Konzepte und Initiativen für eine umweltgerechtere Lösung vor. Von Gereon Hunger Dezentralisierung ist ein Schlagwort der Entwicklungszusammenarbeit in Mosambik. Wegen der schlechten und zum Teil leidvollen Erfahrungen mit dem zentralistischen Einparteienstaat drängten vor allem die Geberländer auf schnelle Demokratisierung und Dezentralisierung des Landes. Ein wichtiger Zwischenschritt waren 1999 die ersten Kommunalwahlen, bei denen in 33 Städten und Gemeinden Parlament und Bürgermeister direkt gewählt wurden. Ein verheißungsvoller Anfang und viele in Mosambik hofften, dass dies die Problemlösung und Partizipation nachhaltig voranbringen würde. Leider erwies sich dies zunächst als Trugschluss, wie das Beispiel Maputos zeigt. Ohne zu übertreiben lässt sich sagen, dass in der ersten Legislaturperiode vieles drunter und drüber ging in der Stadtverwaltung. Wer zum Beispiel im Jahr 2002 den internationalen Flughafen von Maputo anflog, sah direkt neben der Landebahn dicke Rauchwolken. Ursachen waren zahlreiche Brandherde auf der Müllkippe von Maputo in Hulene. Bei der Fahrt ins Zentrum waren am Straßenrand überquellende Müllcontainer nicht zu übersehen. Die erste frei gewählte Stadtregierung Maputos war etwa zwei Jahre im Amt und die Stadt befand sich Schädlich für die Gesundheit: Arbeitsplatz Müllkippe in einer Art Müllausnahmezustand. Einer der Gründe war, dass formell zwar eine gewählte Stadtregierung im Amt war, die jedoch personell, organisatorisch und institutionell auf ihre Aufgaben und Verantwortungen kaum vorbereitet worden war. Der permanente Müllentsorgungsnotstand war ein Symbol dafür. Nachhaltige Abfallwirtschaft Abfallwirtschaft ist ein geeigneter Indikator für die Leistungsfähigkeit und den Entwicklungsstand einer Stadtverwaltung und lässt zudem Rückschlüsse auf den Stand der Dezentralisierung zu. Im Jahre 2002 hatten zwei Drittel der Einwohner Maputos keinen Anschluss an die städtische Abfallwirtschaft, obwohl die Stadt rund 40 Prozent ihres gesamten Budgets für das Sammeln von Abfällen verwendete. Deshalb litt besonders die in den dicht besiedelten suburbanen Quartieren lebende arme Bevölkerung unter erheblichen Umwelt- und Hygienerisiken. Die Foto: Veit Mette Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember

22 SCHWERPUNKT Ende 2003 gewählte Stadtregierung von Maputo hat den Ernst der Lage erkannt und versucht, die Probleme besser in den Griff zu bekommen. Seit 2002 berät und unterstützt die GTZ (Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit) die Stadt Maputo beim Aufbau einer nachhaltigen Abfallwirtschaft. Im Rahmen des Projektes AGRESU (Apoio a Gestão de Resíduos Sólidos Urbanos) wird neben der Entwicklung tragfähiger Organisationsstrukturen sowie institutioneller und personeller Kapazitäten auch der Aufbau einer lokalen Recyclingwirtschaft gefördert. Dabei spielt der informelle Sektor eine herausragende Rolle. Müll als Einkommensquelle Die Müllkippe Maputos stellt zwar ein großes Umweltproblem dar, ist aber gleichzeitig Einnahmequelle für Hunderte von informellen Abfallsammlern. Der Ballungsraum Maputo mit mehr als 1,2 Millionen Einwohnern produziert immerhin ca Tonnen feste Abfälle am Tag. Die Tendenz ist steigend. Als die Müllkippe in den 60-iger Jahren in Betrieb genommen wurde, lag sie in unbesiedeltem Gebiet. Landflucht und spontane Ansiedlungen in Folge des Bürgerkrieges führten allmählich dazu, dass die Müllkippe von Hulene heute in einem dichtbesiedelten Stadtviertel liegt. Die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit der Frauen, Männer und Kinder sind belegt. Von städtischer Seite erfolgt keine Getrenntsammlung der Abfälle, um die Wertstoffe aufzubereiten oder wieder zu verwenden. Der Großteil der Wertstoffe landet auf der Müllkippe, wo diese von informellen Abfallsammlern aussortiert werden. Das Pilotprojekt RECICLA, ein gemeinsames Projekt der GTZ und der Stadt Maputo sowie der CARITAS Mosambik, versucht, ehemaligen informellen Abfallsammlern (7 Frauen und 7 Männern) ein regelmäßiges Einkommen und bessere Arbeitsbedingungen zu verschaffen. In einer Aufbereitungsstation in unmittelbarer Nähe zur Müllkippe reinigen, sortieren und zerkleinern diese Plastikabfälle, die zuvor von Abfallsammlern zu Festpreisen angekauft wurden. Anschließend werden die veredelten Plastikabfälle an die lokalen mittelständischen Plastikproduzenten verkauft. Konstante Einnahmen und faire Preise für die Abfallsammler, zusätzliche Wertschöpfung sowie Kosteneinsparungen für die Plastikfirmen ließen eine für alle Beteiligten vorteilhafte Partnerschaft entstehen. Bleibt die naheliegende Frage, ob durch dieses Projekt eine umweltbedrohende Müllkippe quasi legitimiert wird. Immerhin sind die Arbeitsbedingungen der Abfallsammler auf der Müllkippe gefährlich. Sollte man also versuchen, diese Form der Einkommenssicherung zu unterbinden? Wäre den Menschen damit geholfen? Die gesammelten Wertstoffe bilden die Lebensgrundlage für diese Menschen, die meist keine anderen Alternativen haben. Die Frage muss deshalb heißen: Wie können die informellen Abfallsammler langfristig in eine organisierte Entsorgung und Verwertung von Abfällen integriert und ihre Lebensbedingungen dadurch verbessert werden? Das geschilderte Projekt ist ein erster Schritt in diese Richtung, dem weitere folgen müssen. Die Schließung der Müllkippe von Hulene ist heute keine Utopie mehr. Nachdem bereits im Jahr 2005 ein geeigneter Standort für eine neue, umweltgerechte Hausmülldeponie identifiziert wurde, wird seit Anfang dieses Jahres im Rahmen einer Machbarkeitsstudie deren Eignung und die Durchführbarkeit dieses Projektes untersucht. Bei positiven Ergebnissen kann bis Ende 2009 mit einer Inbetriebnahme gerechnet werden. Ausweitung der Abfallsammlung Eine weitere wichtige Komponente in der Arbeit von AGRESU stellt die Ausweitung der Abfallsammlung auf die suburbanen Stadtviertel dar. Aufgrund der hohen Bebauungsdichte gab es bisher keine Entsorgung durch städtische Fahrzeuge. In Kooperation mit Care International und Medecins sans Frontieres (MSF) wurde in zwei suburbanen Stadtvierteln eine reguläre und angepasste Abfallsammlung etabliert. Es werden zwei lokale Initiativen in den Stadtvierteln Maxaquene und Urbanização unterstützt, die mit Handkarren die Sammlung gewährleisten und die Abfälle in von der Stadtverwaltung gestellten Containern am Rand der jeweiligen Gebiete verbringen. Zum Abschluss der Pilotphase wurden die Gruppen da- rin beraten, als geschäftsfähige Kleinunternehmen zu agieren. Durch geeignete Schulungsmaßnahmen wurden sie auf ihre neue Rolle als Dienstleister für die Stadt vorbereitet. Die Stadtverwaltung betritt damit Neuland, denn bislang hatte es keine Verträge mit privaten Dienstleistern gegeben. Dieser Ansatz stellt über die vertragliche Regelung der Arbeitsbeziehung sicher, dass Geringqualifizierte ein regelmäßiges Einkommen erhalten. Damit ist die Abfallentsorgung für ca Einwohner, die vorher keinen Service erhielten, nachhaltig sichergestellt. Nachhaltigkeit Alle Ansätze zur Verbesserung der Abfallwirtschaft in Maputo müssen jedoch scheitern, wenn nicht zwei entscheidende Herausforderungen gemeistert werden. Erstens muss die Finanzierung gesichert sein. Die diesjährige Entscheidung der Stadtregierung, die Kosten der Abfallwirtschaft bis 2016 zu 100% durch Stadtreinigungsgebühren decken zu wollen, stellt einen entscheidenden Durchbruch dar. Das zu Grunde liegende Gebührensystem (proportionale Gebühr gekoppelt an den Energieverbrauch), das gemeinsam mit der GTZ entwickelt wurde, ist sozialverträglich gestaltet, ermöglicht Kreuzsubventionen und entspricht dem Verursacherprinzip. Die zweite große Herausforderung betrifft die Organisationsstruktur und die Personalressourcen der Stadtverwaltung. Sowohl Qualifikation als auch Anzahl der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen müssen an die Erfordernisse des Sektors angepasst werden. Auch hier sind bereits die ersten Erfolge im Zuge der Reorganisation der Stadtreinigungsdirektion zu verzeichnen. Gereon Hunger studierte Geologie und absolvierte ein Postgraduiertenstudium in Hydrogeologie. Er arbeitet seit 1997 in Mosambik und ist seit 2001 GTZ-Berater im Projekt AGRESU. 24 Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember 2006

23 Reflektionen zu Umweltinitiativen und -bewusstsein in Mosambik Direkter Nutzen zählt Wie steht es um das Umweltbewusstsein der Stadtbewohner von Maputo? fragte sich die Autorin dieses Beitrags und besuchte einige Umweltinitiativen in und am Rande der Hauptstadt. Sie musste feststellen, dass der unmittelbare Nutzen der Ressourcen für die Menschen im Vordergrund steht und Umweltschutz nicht als Mittel zur Armutsbekämpfung wahrgenommen wird. Lokale Initiativen bemühen sich darum, Umweltschutz und praktischen Nutzen zunehmend miteinander zu verbinden und das Umweltbewusstsein in der Bevölkerung durch Bildungsarbeit zu fördern. Von Silvana Recke Erste Eindrücke von Maputo: Straßengedränge, überfüllte Verkehrsmittel, Straßenverkäufer, die im Schatten eines Baumes, der in den Nachtstunden vielleicht als öffentliche Toilette dient, ihre Waren auslegen. Alles untermalt von Lärm und dem Gestank der Abgase. Auch im historischen Stadtteil, der Baixa, wo sich die Architektur wohltuend unterscheidet von der Bauweise der Wohnkomplexe in den eng bebauten Stadtrandgebieten mit ihren ewig grauen, unverputzten Zementblockwänden, bietet sich ein trauriges Bild: Abwasser, das durch die Straßen rinnt, Ruinen, in deren Innenhöfen Ratten im Müll wühlen, Bäume, deren Äste wahrscheinlich mit einfachen Macheten gestutzt wurden, so dass an den Schnittstellen Wasser eindringt und diese seitlich verfaulen. Sucht man nach Vögeln, fallen einem zuerst die Krähen auf, die um die Müllhaufen kreisen, die sich überall auftürmen. Gibt es in dieser Stadt überhaupt ein Umweltbewusstsein? Um dieser Frage nachzugehen, habe ich einige der wenigen existierenden Umweltinitiativen aufgesucht. Ökologische Dienstleistungen ADASBU (Associação de Desenvolvimento da Água e Saneamento do Bairro de Urbanização) ist ein Verein, der sich nicht in erster Linie als Umweltgruppe versteht, sondern Dienstleistungen, die einen starken Bezug zur ökologischen Nachhaltigkeit haben, im Stadtviertel Urbanização anbietet. Gegründet wurde der Verein im Jahr 2000, als nach der Hochwasserkatastrophe das Thema verantwortungsbewusster Umgang mit der Umwelt stärker in das öffentliche Bewusstsein rückte. In enger Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung versucht ADASBU, durch Mobilisierung und Sensibilisierung Anwohner des Viertels und nationale und internationale Nichtregierungsorganisationen (NRO) zusammenzubringen, um infrastrukturelle Probleme des Stadtteils zu lösen. Es ist manchmal schwer, Charakteristika die sich aus Armut herleiten, abzugrenzen von dem Eindruck einer mangelnden Verantwortungsbereitschaft seitens der Bewohner des Viertels, erklärte mir ein Vereinsmitglied während eines Rundgangs durch den Bairro. Der Verein kann auf erfolgreiche Kampagnen und Aktivitäten zurückschauen und seine Mitglieder engagieren sich aktiv in laufenden Projekten zu verbesserten Latrinen, Müllbeseitigung, Wasserversorgung und Aufklärungskampagnen. Lokale Initiativen: Müllbeseitigung in den Bairros Foto: Gereon Hunger Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember

24 SCHWERPUNKT Oberflächliche Lösungen Eins wird in den Problemlösungsvorschlägen und Umsetzungsszenarien der Gruppen immer wieder deutlich: Das Bewusstsein über den Zusammenhang zwischen der Nutzung von natürlichen Ressourcen wie z.b. Wasser oder Holz und Umwelt- und Gesundheitsproblemen führt nicht zu einer Änderung der Einstellung oder des Verhaltens. Fehlende Kapazitäten der Müllentsorgung durch die eingerichteten Instanzen der Stadtverwaltung werden, wo möglich, ergänzt durch Initiativen seitens der Bevölkerung. Die Verringerung der Müllproduktion ist allerdings kein Thema. Mängel in der Trinkwasserversorgung, auch in den äußeren Randgebieten wie Khongolote und Matola Rio, werden nicht dadurch ausgeglichen, dass man das Auffangen des Regenwassers und Filtermethoden, besonders in der Regenzeit, propagiert und unterstützt. Vorschläge in dieser Richtung wurden von Salomon Lda, einer Beratungsfirma für Wassernutzung und Umwelt, für die Rekonstruktion einer Schule vorgelegt. Schüler sollten zu Hygienemaßnahmen nicht nur unterrichtet werden, sondern diese praktisch erleben und umsetzen. Obwohl die bedarfsgerechte Nutzung von Regenwasser von MICOA, dem Umweltministerium, auf dem Papier angepriesen wird, erfährt es in der Realität wenig Beachtung. Auch im Bereich Brennstoffe werden nachhaltige Lösungen kaum genutzt. Wenn die Preise für die Holzkohle in der Stadt steigen, z.b. am Ende des Jahres während der Weihnachtsfeiertage, fährt man halt nach Boane oder Namaacha, um sie dort kostengünstiger einzukaufen. Man achtet wenig auf die karge, baumlose Landschaft, wie z.b. entlang der Strasse Boane-Matutuine. Kaum jemand investiert in den Holzkohleverbrauch reduzierende Öfen, die etwa ,00 Mts (ca. 4,65 Euro) mehr kosten. erzählt die Mitarbeiterin von IUCN-Moçambique (Internationale Vereinigung für den Schutz der Natur). Schöne Papiere, schwierige Umsetzung Es wurden seitens der Regierung entscheidende Rahmenbedingungen und gesetzliche Richtlinien für eine ökologische Nachhaltigkeit in der Ressourcennutzung geschaffen, die auf integrative Methoden und transversale Inhalte bauen. Die Umsetzung durch die Kommunen und den einzelnen Bürger (ob Marktfrau oder Kleinunternehmer) ist aber nicht unproblematisch. Ob die Stärkung von Kapazitäten und Kompetenzen letztendlich eine Frage des politischen Willens ist, blieb mir auch nach den verschiedenen Besuchen von Aktivistengruppen in Catembe zweifelhaft. Der politische Wille, Kapazitäten und Kompetenzen im Bereich Ökologie zu stärken und die Einhaltung von Richtlinien durchzusetzen, scheint schwach zu sein. Initiativen von zivilen Gruppen werden mitunter dadurch erschwert, dass gegenseitiges Vertrauen und Verständnis fehlen. Für die Durchführung ihrer Aktivitäten sind die Initiativen häufig auf Außenfinanzierung durch internationale Geberorganisationen angewiesen. Allerdings engagieren sich in den letzten Jahren nur wenige Geber im Bereich Umwelt, das Thema ist gerade nicht in in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit. Häufig bestehen auf Geberseite auch Zweifel an der Nachhaltigkeit der Projektaktivitäten und der Weiterführung nach Finanzierungsabschluss. Die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung gestaltet sich dort als schwierig, wo die Menschen keinen unmittelbaren Nutzen für sich sehen. Aktivisten von Hitalhula, Catembe, bemerkten, dass seitens der Bevölkerung Umweltschutz nicht als ein Mittel der Armutsbekämpfung wahrgenommen wird, sondern als Einschränkung in der gewohnheitsmäßigen Ressourcennutzung. So gibt es Verstöße gegen Schonfristen des Meeres, obwohl die Schonfristen der Regeneration der Meeresressourcen dienen und dadurch eine langfristige Nutzungsmöglichkeit überhaupt erst sicherstellen sollen. Ökologische Verfahren in der Landwirtschaft treffen kaum auf Interesse, da sie keine sofortigen positiven Resultate bringen. Um die Bevölkerung selbst in die Projekte aktiv einzubeziehen, benötigt es im Vorfeld viel Sensibilisierungsarbeit, wenn der konkrete Leidensdruck nicht groß ist. Zunehmend verloren gehen im städtischen Raum Kenntnisse über die Natur Trotz der vielen ausdrucksstarken Tänze, die zu bestimmten Mondphasen aufgeführt werden und der vielen Mythen, werden Naturräume nur beschränkt wahrgenommen oder undifferenziert als Mato (Busch) bezeichnet. Fauna und Flora werden nach Kriterien kategorisiert, bei denen ihr unmittelbarer Nutzen im Vordergrund steht. Außer Gebrauch geratene Heilpflanzen, z.b. verschiedene Kakteenarten und der Rizinusstrauch, werden als Unkraut bekämpft. Notwendige Umwelterziehung Insgesamt scheint ein Umweltbewusstsein in der städtischen Bevölkerung kaum vorhanden, solange nicht sehr gravierende Schäden sich auf das Alltagsleben der Menschen auswirken. Nachhaltige Ressourcennutzung stellt sich als ein Luxus dar, den man sich nicht leisten kann. Die Notwendigkeiten des Hier und Jetzt und die konkrete Grundbedürfnisbefriedigung stehen klar im Vordergrund. Trotzdem ist ein wachsendes Umweltbewusstsein wichtig, wenn man der fortschreitenden Zerstörung der Lebensgrundlagen entgegenwirken will. Ohne Umweltbewusstsein wird es keine nachhaltige Entwicklung geben können. Ansätze im Bildungsbereich versuchen, das Thema Umwelt in die Schulbildung zu integrieren, es soll hin auf ein stärkeres Umweltbewusstsein erzogen werden. Ökologische Nachhaltigkeit muss in ihrer Bedeutung für die ganzheitliche Entwicklung der mosambikanischen Gesellschaft Priorität erhalten und in allen Schichten des gesellschaftlichen Spektrums verwurzelt werden. Ein stärkeres Bewusstsein um Zusammenhänge zwischen sozialen sowie ökonomischen Aktivitäten und dem natürlichen Rahmen, in dem sie stattfinden, ist dabei ein wichtiges Instrument. Silvana Recke lebt und arbeitet seit vier Jahren in Maputo. 26 Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember 2006

25 Nationalparks, Naturschutzreservate und Jagdschutzgebiete Zwischen Schutz und Nutzen In Mosambik ist das Interesse an der Entwicklung der Naturschutzgebiete gestiegen, da Tourismus als ein zukünftig wichtiger Wirtschaftszweig angesehen wird. Bei der Ausweisung großer Schutzflächen entstehen Konflikte zwischen Schutz und Nutzung durch die ansässige Bevölkerung. Gleichzeitig liegen in der touristischen Erschließung auch Chancen, lokale Gemeinden an den neuen Einkommenschancen zu beteiligen. Von Monika Orlowski Mosambik hat derzeit sechs Nationalparks (Parques Nacionais), sechs Naturschutzreservate (Reservas) und 12 Jagdschutzgebiete (Coutadas Oficiais) ausgewiesen, die seit 2001 unter der Verwaltung des Tourismusministeriums (davor Landwirtschaftsministerium) stehen. Diese Schutzgebiete nehmen fast 16% ( km²) der gesamten Landesfläche ein. Darüber hinaus gibt es noch weitere Wald- und Naturschutzgebiete, die weiterhin dem Landwirtschaftministerium unterstehen. Nach dem 1999 neu verfassten Naturschutzgesetz (Lei de Floresta e Fauna Bravia, No l0/99) dienen Nationalparks dem Schutz ganzer Ökosysteme mit besonderem landschaftlichen Charakter. Sie sind gleichzeitig als Nationalerbe (património nacional) eingestuft und haben die höchste Schutzkategorie. Reservate dienen dem Schutz seltener, endemischer oder bedrohter Tier- oder Pflanzenarten bzw. fragiler Ökosysteme. Bei den Jagdschutzgebieten handelt es sich teilweise um Pufferzonen, die an Nationalparks oder Reservate angrenzen. Über die Vergabe privater Konzessionen werden diese Gebiete oft für den lukrativen Jagdtourismus genutzt. Chimanimani: Schutz von Ökosystemen und Nutzen aus dem Tourismus Geschichte des Niedergangs In Mosambik wurden die ersten Schutzgebiete von der portugiesischen Kolonialmacht im Vergleich zu den benachbarten britischen Kolonien erst spät ausgewiesen. Erst in den 60er Jahren, als die ehemals reichen Wildbestände durch die immer populärer werdende Großwildund Trophäenjagd, durch den Handel mit Elfenbein und Fellen und die unkontrollierte Nutzung des Wildfleischs für die Versorgung der Arbeiter auf den großen Zuckerplantagen bereits stark dezimiert waren, wurden die ersten Schutzgebiete deklariert. Im Jahr 1966 entstand mit dem Gorongosa der erste Nationalpark des Landes (zum Vergleich: der Krüger Nationalpark in Südafrika wurde bereits 1926 gegründet). Er war in den 70er Jahren wegen seiner reichhaltigen Tierwelt weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Die ca Elefanten, große Büffel-, Zebra- und Antilopenherden und die damals größte Löwenpopulation des gesamten Kontinents, machten den Park für Touristen attraktiv. Wilderei und unkontrollierte Jagden waren aber in den touristisch weniger erschlossenen Schutzgebieten an der Tagesordnung. Nach der Unabhängigkeit sprach sich die FRELIMO-Regierung zwar für den Schutz der natürlichen Ressourcen aus, aber effektive Kontrollen wurden kaum durchgeführt. Die Wilderei nahm immer weiter zu. Der lang anhaltende Bürgerkrieg hat schließlich die Wildbestände völlig dezimiert und Großwild in den meisten Parks innerhalb weniger Jahre fast ausgerottet. Beide Kriegsparteien haben durch den Handel mit Elfenbein und dem Horn der Nashörner ihre Kriegskassen aufgefüllt. Für die hungernde Landbevölkerung und die Soldaten beider Lager war Wildfleisch eine begehrte Nahrungsquelle. Im Gorongosa Park, der ab 1983 wegen des Krieges geschlossen war, hatte die RENAMO ihr Hauptquartier aufgeschlagen, und die Gegend um Gorongosa wurde zu einem der am heftigsten umkämpften Kriegsschauplätze. Die ersten Bestandsaufnahmen nach dem Krieg waren deprimierend: Es wird davon ausgegangen, dass die Wildpopulation im Gorongosa um 95% dezimiert Foto: Reinhold Haas Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember

26 SCHWERPUNKT Tierbestände wieder aufstocken worden war. Eine Erholung des Tierbestandes ohne Bestockung von außen war nicht mehr möglich. Im Marromeu Reservat hatten nur noch ca Büffel von über überlebt. Im Elefantenreservat südlich von Maputo wurde der Bestand an Elefanten auf nur noch 150 Tiere geschätzt. Neuanfang und Zukunftsaussichten Nach 1992 setzte ein deutlicher Wandel in der Naturschutzpolitik des Landes ein. Der Tourismus wurde als einer der wichtigsten zukünftigen Wirtschaftszweige identifiziert und neben der Erschließung der weitläufigen Strände sollen die Nationalparks und Naturreservate der Hauptanziehungspunkt für Touristen werden. Dies ist nur möglich, wenn die Schutzgebiete über einen entsprechenden Wildbestand verfügen, der sich mit den Parks der Nachbarländer messen kann. Ab 2000 wurden zwei neue Nationalparks (Limpopo und Quirimbas) und die Reserva de Chimanimani ausgewiesen. Der Gorongosa Nationalpark konnte nach erfolgter Entminung 1998 wieder eröffnet werden. Finanziert durch die nordamerikanische Carr Foundation, die insgesamt 30 Millionen Euro in den Wiederaufbau des Parks investieren will, hat 2006 die erste Phase der Wiederbestockung mit Zebras, Gnus und Büffeln begonnen. Bis 2015 sollen mehrere tausend Büffel, Zebras und Gnus und mehrere Hundert Elefanten, Flusspferde und Großantilopen eingeführt werden. Verläuft diese Phase erfolgreich, werden weitere aus dem Park verschwundene Tierarten wie z.b. Nashörner und Geparden folgen. In diesem Jahr wurde das historische Chitengo Safari Camp wiedereröffnet und soll bis 2007 weiter ausgebaut werden. Mosambik ist mit drei Gebieten an dem Konzept der so genannten Peace Parks (eine Initiative der südafrikanischen Peace Parks Foundation) oder Transfrontier Conservation Areas betei ligt, die im Südlichen Afrika immer mehr an Bedeutung gewinnen. Durch die grenzübergreifende Vernetzung bereits bestehender Schutzräume und die Einrichtung von geschützten Korridoren zwischen den Parks soll es den Tieren wieder ermöglicht werden, ihre saisonalen Migrationsrouten aufzunehmen, und die Populationen der bisher isolierten Parks sollen sich austauschen können. Wegen der großen Popularität des Krüger Nationalparks in Südafrika ist das international am meisten beachtete Projekt der Great Limpopo Transfrontier Park, der den Krüger mit dem Limpopo Park in Mosambik und dem Gonarezhou Nationalpark in Simbabwe verbindet (s. Rundbrief 68). Das zweite Transfrontier Conservation Projekt ist der Lubombo Park, der die Reserva Especial de Maputo (Elefantenreservat) mit dem Tembe Elefant Park und dem Ndumu Game Reserve in Südafrika und dem Hlane Nationalpark in Swaziland zu einem gemeinsamen Schutzgebiet vernetzen soll. Das Elefantenreservat ist in den letzten 10 Jahren immer wieder Spielball unterschiedlichster Interessensgruppen gewesen, was den gezielten Aufbau des Schutzgebietes bisher verhindert hat. Eukalyptusplantagen für die südafrikanische Foto: Monika Orlowski Papierindustrie, ein Megatourismusprojekt eines amerikanischen Multimillionärs und der Bau eines Tiefseehafens wurden für das Gebiet südlich von Maputo diskutiert. Zurzeit scheint das Pendel wieder Richtung Conservation Area auszuschlagen. Dieses Gebiet hat durch seine Nähe zu Maputo und Südafrika ein hohes touristisches Potenzial. Trotz nur unzureichender Schutzmaßnahmen hat sich die Elefantenpopulation in den letzten zehn Jahren deutlich erholt; die Parkverwaltung schätzt den Bestand inzwischen auf über 400 Tiere. Die dritte grenzübergreifende Schutzzone soll den Chimanimani Nationalpark in Simbabwe mit der neuen Reserva de Chimanimani auf mosambikanischer Seite vernetzen (s. Seite 17) Neben dem Gorongosa Nationalpark und den drei Peace-Park-Projekten hat der Marinepark des Bazaruto Archipels einen hohen touristischen Stellenwert. Schon in der Kolonialzeit war ein Teil des Archipels unter Schutz gestellt und 2001 wurde die Fläche auf km² ausgedehnt. Wegen der großen Vielfalt an Fischen und Korallen sind die Riffe um die Inseln bei Tauchern sehr beliebt und auch Sportfischer kommen auf ihre Kosten. Eine Besonderheit des Archipels ist das Vorkommen einer kleinen Population von Seekühen (Dugongs); Schätzungen gehen von max. 100 Exemplaren dieser vom Aussterben bedrohten Tierart aus. Es handelt sich dabei wahrscheinlich um die einzige noch überlebensfähige Population an der gesamten ostafrikanischen Küste. Touristische Infrastruktur Da die Tourismusindustrie insgesamt in Mosambik noch im Aufbau begriffen ist und sich die meisten Schutzgebiete erst wieder mühsam von den Plünderungen der Kriegszeit erholen müssen, ist es nicht verwunderlich, dass es in den meisten Parks noch an touristischer Infrastruktur fehlt. Kennzeichnend für die gegenwärtige Entwicklung ist, dass sich in den Parks, denen die Regierung das höchste touristische Vermarktungspotential zuschreibt und private Konzessionen zum Bau von Lodges vergibt, vor allem Unternehmen ansiedeln, die ihre Leistungen deutlich im oberen Preissegment anbieten. Daneben gibt es oft einfache Campingmöglichkeiten für Selbstversorger, Angebote in 28 Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember 2006

27 Übersicht Nationalparks und Naturreservate in Mosambik Name des Provinz Fläche (in km 2 ) ausgewiesen seit Schutzgebietes Nationalparks Parque Nac. Sofala /1967 *) Da Gorongosa Parque Nac. C. Delgado Das Quirimbas Parque Nac. Gaza Do Banhine Parque Nac. Inhambane /2001 *) Do Bazaruto Parque Nac. Gaza Do Limpopo Parque Nac. Inhambane Do Zinave Reservate Reserva Do Gilé Zambézia Reserva do Sofala Marromeu Reserva do Niassa Niassa /1969 *) Reserva do Inhambane Pomene Reserva Especial do Maputo /1969 *) Maputo Reserva de Chimanimani Manica Jagdgebiete / Coutadas Oficiais Coutada Oficial No mittlerer Preisklasse fehlen jedoch. Dies ist teilweise politischer Wille, da bestimmte Zonen für exklusiven Tourismus reserviert wurden (z.b. die Bazaruto Inseln), liegt aber teilweise auch an der schweren Zugänglichkeit und Abgeschiedenheit der Reservate (z.b. Reserva do Niassa), wo Veranstalter darauf angewiesen sind, ihre Gäste einzufliegen und rundum zu versorgen, was entsprechend exklusive Preise zur Folge hat. Vergleicht man diese eher zögerliche touristische Entwicklung jedoch mit dem Wildwuchs und Ausverkauf, der sich teilweise an den Küsten Mosambiks abspielt, kann man nur hoffen, dass die Vergabe von privaten Konzessionen in den Nationalparks und Reservaten vom Tourismusministerium mit großer Umsicht und entsprechenden Manica und Sofala Gesamt: Zwischen 1960 und 1972 *) erste Zahl Jahr der Unterschutzstellung, zweite Zahl Jahr der Gebietserweiterung Auflagen für eine nachhaltige Nutzung und die Einbeziehung der lokalen Gemeinden einhergeht. Konflikte zwischen Schutz und Nutzen Trotz aller Bemühungen liegen die Theorie der Naturschutzgesetze und die Realität in Mosambik noch weit auseinander. Es ist vergleichsweise einfach, große Schutzgebiete auszuweisen, denn Land ist nach dem Gesetz Staatseigentum. Geht es aber darum, die Gesetze zum Schutz von Fauna und Flora umzusetzen, treten vielfältige Interessenskonflikte auf. Obwohl es sich bei den unter Schutz stehenden Gebieten um Grenzflächen handelt, die für die Landwirtschaft unattraktiv sind, sind alle ausgewiesenen Nationalparks und Reservate (außer Gilé) besiedelt. Die Jagd ist ein wichtiger Bestandteil der Überlebenssicherung der lokalen Bevölkerung. Aber auch private Investoren, die z.b. an der Großwildjagd gut verdienen, haben kein Interesse daran, dass sie ihre Konzessionen verlieren, weil etwa ein Jagdschutzgebiet zum Nationalpark aufgewertet wird. Konflikte zeichnen sich besonders in den Parks ab, die in Zukunft verstärkt touristisch genutzt werden sollen und deshalb mit Großwild, besonders Elefanten, neu bestockt werden. So wird es zunehmend notwendig, die Dorfbewohner und ihre Felder vor den Übergriffen der Dickhäuter zu schützen (s. S. 30). Andererseits bietet eine touristische Erschließung bei frühzeitiger Einbeziehung der lokalen Bevölkerung auch neue Einkommens- und Entwicklungschancen. Alle internationalen Geber, die die Entwicklung der verschiedenen Parks finanziell und technisch unterstützen, haben die gleichzeitige Förderung der lokalen Bevölkerung auf ihre Fahnen geschrieben. Teilweise werden der Bau von Community Lodges und andere Gemeindeprojekte gefördert, aber es fehlt an einem einheitlichen Konzept und der Vernetzung der unterschiedlichen Initiativen. Die Einzelmaßnahmen hängen stark von der Vorgehensweise der verschiedenen Durchführungsorganisationen zur Implementierung der Parks oder einzelner Geber ab. Hier ist die Regierung, besonders das Ministerium für Tourismus, gefordert, ein klares Konzept zu entwickeln, dass den Gemeinden in und am Rande der Schutzgebiete einen fairen Anteil an der touristischen Nutzung ihrer Ressourcen sichert. Monika Orlowski ist Diplomagraringenieurin mit Schwerpunkt Nachhaltige Regionalentwicklung und lebt in Maputo. Die ungekürzte Artikelfassung kann auf der Webseite des KKM abgerufen werden. Nationalparks: Nationalparks Bazaruto, Quirimbas und Reserva de Niassa: Nationalparks Limpopo: und Gorongosa: Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember

28 SCHWERPUNKT Anwohnerinteressen im Limpopo Nationalpark Menschen oder Tiere schützen? Der Limpopo-Nationalpark soll Mosambik in Zukunft höhere Einnahmen aus dem Tourismus bringen. Die im und um den Park ansässige Bevölkerung nimmt den Park jedoch zunehmend als Bedrohung ihrer Lebensgrundlage wahr und beklagt, dass sie von positiven Entwicklungen bislang nicht profitiert. Entschädigungsangebote, die ohne die Einbeziehung der betroffenen Gemeinden ausgearbeitet wurden, sind inzwischen von einer Mehrzahl der Gemeinden abgelehnt worden. Mosambikanische Nichtregierungsorganisationen setzen sich für die Interessen der Bewohner ein. Von Inge Hoffmann-Vaz Der Great Limpopo Transfrontier Park umfasst den Krüger Nationalpark in Südafrika, den Limpopo-Nationalpark in Mosambik und den Gonarezhou Nationalpark in Simbabwe. Mosambik verbindet mit diesem Park hohe Erwartungen an Einnahmen aus dem Tourismus in einer bislang wirtschaftlich wenig attraktiven Region. In Verbindung mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika wird ein Touristenstrom erwartet, der neben den Fußballspielen auch die Schönheiten des Südlichen Afrika genießen will. Weltbank und die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) unterstützen das Nationalparkprojekt als eine Maßnahme zur Armutsbekämpfung für die in der Region ansässige Bevölkerung. Angst vor Vertreibung Bei unserer Reise im August 2006 besuchten wir mehrere Gemeinden innerhalb des Limpopo-Nationalparks. Insgesamt leben ca Menschen innerhalb des Parks. Ein Drittel soll baldmöglichst umgesiedelt werden. Das sind acht Gemeinden, die im sogenannten Herzstück des Parks angesiedelt sind. Die siebenköpfige Familie Maluleke wohnt im Park. Die Familie lebt von der Subsistenzlandwirtschaft. In diesem Jahr gleicht der sonst wasserreiche Shingwedzi-Fluß, von wo die Familie das Wasser für den Haushalt und die Felder bezieht, einem kleinen Bach. Da ist es schwierig ausreichend zu ernten, um die Familie zu ernähren und Überschüsse zum Verkauf zu erzielen. Bei unserem letzten Besuch im November 2004 waren viele Menschen zuversichtlich angesichts möglicher Arbeitsplätze im Rahmen der geplanten Infrastruktur im Park bzw. Entschädigungen, die mit einer Umsiedlung in Aussicht gestellt worden waren. Heute ist von Hoffnung wenig zu spüren, Skepsis und Angst herrschen vor. Familie Maluleke lässt keinen Zweifel daran: Wenn wir hier weg müssen, dann haben wir verloren. Wir leben in einem Gebiet mit immer wiederkehrenden Dürreperioden, aber wir kennen uns hier aus. Wir wissen, wo die Wasserstellen sind, um auch bei Dürre zu überleben. Wenn sie uns von hier fortbringen in ein uns unbekanntes Gebiet, dann wird es sehr schwierig für uns und unsere Zukunft. Gemeinden im Park: Angst vor Vertreibung Das Land ist viel mehr als nur eine Heimat für uns, hier sind unsere Ahnen begraben. Seit Generationen haben unsere Familien auf diesem Land gelebt. Die Familie Maluleke ist kein Einzelfall. Die Mehrzahl der Bevölkerung ist erst nach Ende des Krieges mit Hilfe internationaler Organisationen in die Region zurückgekehrt. Viele haben im Krieg gekämpft bzw. waren in Flüchtlingslagern in Südafrika untergebracht. Nach der Rückkehr waren die Waffen sorgsam weggepackt oder abgegeben worden. Seit die ersten Tiere 2003 den Park besiedelten und die Ernten der Bauern zerstörten, kamen die Waffen wieder zum Einsatz. Der Dorfälteste im grünen Armeemantel erzählt: In der Vergan- Foto: Inge Hoffmann-Vaz 30 Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember 2006

29 genheit haben wir mit den Tieren gelebt. Wenn ein Elefant unsere Ernten zerstörte, haben wir ihn getötet. So waren die anderen Tiere abgeschreckt und kamen nicht wieder. Jetzt ist dieses Gebiet ein Nationalpark. Wir dürfen keine Tiere töten und sie nicht verjagen, sonst müssen wir eine Strafe zahlen. Dennoch, so berichtet der Dorfälteste, hat ein Nachbar ein Tier getötet. Die Parkwächter kamen, sie haben ihn unter Hausarrest gestellt und mehrere Häuser nach Waffen durchsucht. Der Dorfälteste und einige Dorfbewohner baten die Parkverwaltung um eine Erklärung. Es gab jedoch keine Erklärungen und auch keine neuen Informationen hinsichtlich fairer Entschädigungsangebote. Alle bisherigen Vorschläge waren ohne Einbeziehung der Bevölkerung ausgearbeitet worden. Die Gemeinde Bingo hat, wie fünf andere Gemeinden, die Vorschläge abgelehnt. Bevor wir weiterfahren, versichert uns der Dorfälteste nochmals: Wir lassen uns hier nicht vertreiben. Es kommen immer mehr Tiere an unsere Dörfer heran, aber wir gehen nicht weg zu ihren Bedingungen. Wir brauchen fruchtbares Land, Anerkennung unserer Ältesten, Zugang zu Wasser und ausreichend Platz für unsere Häuser und unser Vieh. Notfalls werden wir kämpfen. Fehlende Alternativen Unser nächster Besuch führt uns in eine Gemeinde, die am Rande des Parks lebt und deshalb von der Umsiedlung vorerst nicht betroffen ist. Die Menschen hatten sich eine Beteiligung am Parkgeschäft erhofft oder zumindest Arbeitsplätze für die jungen Menschen im Dorf. Der Aufbau von Infrastruktur im Park geht voran, aber die Jobs bleiben bislang aus. Es gibt keine Pläne der Parkverwaltung oder Regierung, den Jugendlichen aus der Region eine Ausbildung bzw. eine Jobqualifizierung zu ermöglichen. Für eventuell in der Zukunft entstehende Jobs wären sie nicht ausreichend qualifiziert. Fremde kommen und nehmen uns unsere Chancen, so heißt es in Chibotane. Die Bevölkerung kennt die Pläne der Parkverwaltung für ihre Region nicht. Diese Unsicherheit beunruhigt die Menschen. Sie vermuten, dass sie künftig innerhalb des Nationalparks, wo ihre Felder und Jagdgebiete Hier kennen wir uns aus liegen, nur noch sehr eingeschränkt Landwirtschaft betreiben und jagen können. Damit ist unsere Existenz gefährdet, sollte es keine Alternativen geben, bestätigt uns ein Mitglied des lokalen Komitees. In einem Gespräch mit der Parkverwaltung wurde ihnen außerdem eröffnet, dass sie im Zuge der Umsiedlung eine Gemeinde aufnehmen sollen. Wie soll das gehen? Wir haben nicht einmal ausreichend Land und Wasser für uns selbst, erklärt ein Dorfbewohner. Bewohnerinteressen vertreten UNAC, ORAM-Zona Sul, Caritas und Cedes, vier mosambikanische Nichtregierungsorganisationen, haben sich zu einem Konsortium zusammengeschlossen und vertreten gemeinsam gegenüber der Parkverwaltung und der mosambikanischen Regierung die Interessen der Bevölkerung im Limpopo-Nationalpark. Alle vier Organisationen waren bereits vor der Entstehung des Nationalparks in dieser Region tätig und genießen das Vertrauen der Bevölkerung. Sie begleiten geplante Baumaßnahmen für die umzusiedelnde Bevölkerung und schlichten Konflikte der verschiedenen Interessensgruppen. Sie nehmen an Dorfversammlungen teil und unterstützen die Gemeinden bei der Organisation von Komitees. Sie beraten die Komitees und klären sie über ihre Rechte und die Pläne der Parkverwaltung auf. Faire Entschädigungen für die betroffenen Gemeinden unter Einbeziehung ihrer Interessen auszuhandeln ist ein erster Schritt, der sich nun als langwieriger Prozess erweist, obwohl die Bedrohung durch die Tiere für die Bevölkerung täglich an Bedeutung gewinnt. In einer zweiten Phase soll es um eine nachhaltige Entwicklung der Dorfgemeinschaften gehen, die fremde Gemeinden aufgenommen haben oder am Rande des Parks angesiedelt sind. Möglichkeiten einer Beteiligung am Parkgeschäft sollen identifiziert und konkretisiert werden. Chancen die Grenzen des Nationalparks nochmals zu verschieben, wie ursprünglich von den verschiedenen Gruppen der Zivilgesellschaft gefordert, bestehen nicht mehr. Es geht jetzt darum, der Bevölkerung innerhalb des Parks eine angemessene Existenzgrundlage zu sichern und die Menschen am Parkgeschäft zu beteiligen. Der Limpopo-Nationalpark wurde ohne die lokale Bevölkerung geplant, aber entscheidend für den Erfolg des Parks wird sein, inwieweit sich für die Bevölkerung eine Perspektive für eine bessere Zukunft bietet. Inge Hoffmann-Vaz ist Länderreferentin für Mosambik in der Abteilung Projekte und Programme Afrika bei Brot für die Welt. Foto: Inge Hoffmann-Vaz Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember

30 SCHWERPUNKT Zunehmende Probleme durch Goldabbau Klondike in Manica Immer mehr Menschen in Mosambik versuchen, ihren Lebensunterhalt durch Goldsuche zu sichern. Doch nicht märchenhafter Reichtum verbindet sich mit dem Bild der Goldwäsche, sondern harte Arbeit unter gefährlichen Bedingungen. Die Ausbeute reicht gerade zur Überlebenssicherung, der Goldabbau bringt eine Vielzahl von Problemen mit sich. Die Autorin besuchte ein Goldgräbercamp in der Provinz Manica und recherchierte zu den Hintergründen der Goldsuche. Von Claudia-Maria Kukla Golde drängt, am Golde hängt doch alles sprach Nach schon der weise Herr von Goethe. Warum sollte das in Mosambik anders sein? Insbesondere, da sich über Mosambik Teile eines so genannten Grünsteingürtels erstrecken, eines gold- und kupferhaltigen Quarzgesteins. Eine Zone des Grünsteins erstreckt sich entlang der tansanischen Grenze in Niassa. Eine weitere dieser Zonen befindet sich im Grenzgebiet zu Simbabwe, in den Provinzen Tete und Manica. Wahrscheinlich ist dies die Fortsetzung des simbabwischen Goldgürtels, der das sagenumwobene Reich des Kaisers Monomatapa ermöglichte. Schon immer begehrt Das Wissen um mögliche Goldfunde in Afrika beflügelte die portugiesischen Entdeckerfahrten. Die Suche nach dem sagenhaften Goldland südlich der Sahara, genannt Ofir, Punt oder Eldorado, war eines der großen Motive für Entdecker im 13. und 14. Jahrhundert. Auch später wird in Reiseberichten immer wieder Gold erwähnt. Sogar in dem Bericht des Missionars Livingston über seine Reise findet man immer wieder Hinweise auf das Gold von Manica und er beschreibt die handwerkliche Goldgewinnung wie sie auch heute, mehr als 150 Jahre später, noch stattfindet. Kleingewerbe Goldsuche Man schätzt, dass in der Provinz Manica ungefähr Personen von der handwerklichen Goldsuche leben. Konkrete Zahlen existieren nicht, da es sich um ein illegales Gewerbe handelt. Die Anzahl der Goldwäsche mit einfachster Ausrüstung Goldwäscher wächst ständig an, da Menschen auf der Suche nach Einkommensmöglichkeiten alles versuchen, was eine Existenzsicherung darstellen könnte. Die Goldwäscher, Garimpeiros genannt, sind Menschen die allein oder in kleinen Gruppen mit primitivsten Mitteln eine Art Subsistenzbergbau betreiben. Das heißt, dass sie das goldhaltige Gestein im Tagebau aus ungesicherten Minen herausbrechen, in handbetriebenen Steinmühlen zermahlen und in Waschschüsseln auswaschen. Da Gold schwerer ist als Quarz bleibt ein Bodensatz Goldflitter in den Schüsseln zurück. Danach binden sie die winzigen Goldelemente mit Quecksilber zu einem Amalgam. Das Quecksilber wird durch Erhitzen verdampft und nach dem Auswaschen mit starker Salpetersäure bleiben größere Goldkügelchen zurück. Diese werden vom Goldsucher an die Aufkäufer verkauft. Gefährliche Goldgewinnung Diese Art der Goldgewinnung wirft eine Menge Probleme auf. Immer wieder kommen durch Schlammlawinen in den ungesicherten Quarzminen Menschen zu Tode. Die letzte dieser Meldungen stammt vom Oktober und ist dadurch pikant, dass offensichtlich Häftlinge in Untersuchungshaft für diese Arbeit verliehen wurden. Es scheint durchaus üblich zu sein, verurteilte Strafgefangene für Minenarbeit zu vermieten, weil sie billiger sind als Tagelöhner. Dies gilt aber nicht für Untersuchungshaftgefangene. Angesichts der Arbeitsbedingungen ist diese Art der Leiharbeit ohnehin ein Skandal. Ein weiteres Problem der Goldsucherei ist der Landschaftsverbrauch. Zur Goldwäsche benötigt man Wasser. Und entlang des Wassers findet man in der Regel auch fruchtbare Felder. Also besetzen Foto: Claudia-Maria Kukla 32 Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember 2006

31 die Garimpeiros Felder, die der Landwirtschaft dienen könnten. Sie werfen Dämme auf, um das Wasser in flachen Becken zu stauen und trampeln Wege. Außerdem siedeln sie in der Nähe ihrer Arbeit, meist am Hang über den Becken. Durch die Verseuchung, die durch das Verdampfen des Quecksilbers entsteht, sind die Felder auf lange Zeit hin unbrauchbar für landwirtschaftliche Aktivitäten. Die Garimpeiros, die meist mit bloßen Füßen im Wasser stehen und ohne jegliche Schutzmaßnahmen arbeiten, sind hochgradig gefährdet, sich schleichend durch Quecksilber zu vergiften. Dies ist besonders schlimm, weil es sich um eine erbgutverändernde Krankheit handelt, die langfristig auch das zentrale Nervensystem schädigt. Da sie das Immunsystem beeinträchtigt, steigt die Gefahr von HIV-Infektionen an. Auch die erhöhte Neigung zu Reizbarkeit und Depressionen, die als Anfangssymptome der Vergiftungen genannt werden, machen aus Goldgräbercamps, die ohnehin unter vielen Konflikten leiden, brisante Orte. Schulungen für Goldsucher Um die Schädigung von Mensch und Umwelt zu reduzieren, führte das amerikanische Blacksmith-Institut diverse Schulungen durch, in denen Goldgräbern der Region beigebracht wurde, Quecksilber mittels primitiver Retorten aus lierten Metallschüsseln, zurück zu gewinnen. Damit wird die Abhängigkeit von den privaten Goldaufkäufern verringert, die das von ihnen gelieferte Quecksilber vom Goldpreis abziehen. In der Regel haben die Goldsucher keine Möglichkeiten, das notwendige Quecksilber selbst zu kaufen, da es schwer zu beschaffen ist und sie von der Hand in den Mund leben. Wirtschaftlichkeit Die industrielle Goldgewinnung wird ab einer Ratio von 5 g Gold auf eine Tonne Gestein interessant. Daher gibt es um industrielle Minen riesige Abraumhalden, die oft zum zweiten Mal von Garimpeiros durchsucht und ausgeschlämmt werden, da für die handwerkliche Goldsuche, aus der übrigens ein Viertel der weltweit gewonnenen Goldmenge stammt, schon Erträge ab 0,5 g pro Tonne Anreiz genug sind. In der Region Manica erhielten mehrere Firmen aus Kanada und Reich werden die Goldwäscher nicht Südafrika die Lizenz zum industriellen Abbau. Dem Vernehmen nach sind die Probebohrungen erfolgreich und es wird demnächst mit dem Bau der Anlagen begonnen. Im Wachstum begriffen Die mosambikanische Statistik gibt an, dass die Gesamtmenge des abgebauten Goldes im Jahr kg betrug. Im Jahr 2002 waren es noch 17 kg. Das sind nur sehr geringe Mengen im Vergleich zu den 464,2 t Gold, die das Hauptförderland Südafrika 2004 erzeugte. Aber der Goldbergbau lag durch den Bürgerkrieg lange brach und mit den modernen Fördermethoden können Quarze ausgebeutet werden, die noch vor 30 Jahren nicht wirtschaftlich waren. Der Goldbergbau in Südafrika ist der teuerste weltweit, da die Stollen mittlerweile bis zu 5 km unter der Erde liegen. Die Förderindustrien schauen sich nach Gebieten um, in denen die goldführenden Gesteinsschichten an oder dicht unter der Erdoberfläche liegen. Prospektierungen für industrielle Goldgewinnung sind dem Vernehmen nach in den Provinzen Sofala, Manica, Tete und Niassa im Gange. Die Schwierigkeiten für den Staat Mosambik liegen darin, dass es zwar eine Goldaufkaufbehörde gibt, die sogar höhere Preise als die privaten Aufkäufer bezahlt. Aber diese Behörde schickt keine Aufkäufer vor Ort und stellt kein Quecksilber zur Verfügung. Daher verkaufen die meisten Garimpeiros ihr Gold an private Aufkäufer, die das Gold aus dem Land schmuggeln. So entgehen dem Staat die lukrativen Einnahmen aus diesem Geschäft. Illegale aus Simbabwe Ein weiteres Problem mit der Goldsuche in Manica besteht darin, dass sie inzwischen auch Simbabwianer anzieht. Es gab in diesem Jahr im Bereich des Chimanimani-Naturparks eine Abschiebeaktion, da im Naturpark eigentlich gar nicht nach Gold gegraben werden dürfte. Erschwert wird die Kontrolle der illegalen Goldsuche dadurch, dass die Polizei nur eine Station in dieser Region hat, und dass dies- und jenseits der Grenze dieselben Volksgruppen leben und die Leute meist über keine Ausweispapiere verfügen. Gerüchten zufolge werden auch unbegleitete Flüchtlingskinder als billige Arbeiter in den Goldgräbercamps ausgebeutet. Dass zumindest Minderjährige in dem hochgiftigen und konfliktreichen Umfeld leben und arbeiten, konnte ich bei einem Besuch selbst feststellen. Sommerchield 5 Trotz der widrigen Umstände in den Camps haben zumindest die von mir besuchten Garimpeiros eine Art Galgenhumor bewahrt. Sie nannten ihr Camp Sommerchield 5 nach dem bekannten Botschafts- und Reiche-Leute-Viertel Maputos. Claudia-Maria Kukla ist Beraterin des Weltfriedensdienstes bei der lokalen Nichtregierungsorganisation ProPAZ. Foto: Claudia-Maria Kukla Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember

32 SOLIDARITÄT Erlebnispädagogische Arbeit mit Aidswaisen in Zambézia Mit Mut auf das Seil Ein ungewöhnliches Projekt zur Arbeit mit Aidswaisen in der Provinz Zambézia unterstützt terre des hommes schweiz. Jugendlichen um die Grenzstadt Milange wird psychosoziale Unterstützung angeboten. Neben konkreten Hilfsangeboten, lernen die Jugendlichen durch erlebnispädagogische Methoden, über ihre Gefühle zu sprechen und neuen Mut zu fassen, ihre Situation zu bewältigen und sich gegenseitig zu unterstützen. Von Annette Mokler Die junge Esperança blickt angespannt nach oben, ihr Gesichtsausdruck spiegelt Entsetzen wieder. Am liebsten würde sie weinen. Sie hat Angst. Hoch zwischen zwei Bäumen sind drei miteinander verbundene Seile gespannt und bilden eine Hängebrücke. Alle aus der Gruppe müssen auf der genagelten Holzleiter hinauf und über die schaukelnde Brücke. Schließlich ist auch Esperança an der Reihe. Zögernd schiebt sie Fuß vor Fuß. Ihre Hände klammern sich an die beiden Führungsseile in Hüfthöhe. Besonders die ersten Schritte vom sicheren Baum weg sind qualvoll. Aber sie schafft es, erreicht die andere Seite, klettert die Leiter hinunter und gesellt sich zu ihrer Gruppe. Der Pfad des Lebens Später sitzt die Gruppe zusammen im Laub und Projektleiter Antonio fragt in die Runde wie es war. Er fragt nach der Angst, fragt, wie sie sich anfühlte, wer schon einmal solche Angst verspürt habe. Und erzählt, welche Angst er selbst ausstand, als er in einem Camp über das Seil musste. Die Furcht über den bodenlosen Abgrund zu balancieren das war fast so, wie damals als sein Onkel starb, der ihn und seine Geschwister nach dem Tod seiner Eltern aufgenommen hatte. Panik erfasste ihn, schlimmer als damals als seine Eltern starben, denn nun hatte er niemanden mehr. Er musste für seine Geschwister sorgen, und wie sollte es weitergehen? Ein unüberwindbar scheinender Abgrund tat sich auf, er fühlte sich total verlassen. Und darum geht es Angst besiegen... auf dem Pfad des Lebens, einer Methode der Erlebnispädagogik: Zu erkennen, dass man die Angst besiegen und wieder Mut zu fassen kann. Dass unüberwindlich scheinende Hindernisse überwunden werden können, dass man gemeinsam Dinge vollbringen kann, die man alleine nicht schafft, dass jeder einzelne etwas besonders gut kann. An diesem Tag gab es für die zehn Jugendgruppen viele Hindernisse auf dem Weg zu der Bergkuppe zu überwinden. Einmal versperrt eine Bretterwand den Weg, die unüberwindlich scheint. Schließlich wird einer der Großen auf den Schultern der anderen nach oben gestemmt. Er zieht sich hoch, kommt oben auf der Wand zu sitzen und kann nun die Kleineren nach sich hochziehen. Oben ist der Blick frei, hinter der Bretterwand ist ein kleines Treppchen aufgebaut und alles ist viel leichter als es schien.... führt zum Ziel Alle zehn Gruppen erreichen schließlich das Ziel der Schnitzeljagd, die Bergspitze mit wunderbar weiter Aussicht auf das Umland. Dort führen sich die Gruppen gegenseitig ihre Theaterstücke vor. Sie zeigen was sie können: Tanzen, Singen, Dichten. Es gibt keinen Sieger, der Weg ist das Ziel und alle zehn Gruppen sind ihren Schnitzeln folgend auf dem Gipfel angekommen. Foto: Annette Mokler 34 Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember 2006

33 ... und Hindernisse überwinden Die Jugendlichen gehören zehn Kinderclubs aus verschiedenen Dörfern der Grenzregion Mosambiks mit Malawi an. Sie sind zum größten Teil Waisen, deren Eltern der grassierenden Aids-Pandemie im Südlichen Afrika zum Opfer gefallen sind. In manchen Gegenden liegt die Infektionsrate mit der tödlichen Krankheit nach inoffiziellen Schätzungen bei 30 Prozent. Milange als Grenzstadt zu Malawi ist besonders betroffen. Herausforderung Waisenbetreuung Die Betreuung der Waisen stellt die Gesellschaft vor immense Aufgaben. Die Kinder müssen nicht nur den Verlust ihrer Eltern verkraften, sie sind auch plötzlich auf sich allein gestellt, müssen täglich ums Überleben kämpfen. Oft übernehmen die älteren Geschwister, selbst noch minderjährig, die Verantwortung für die jüngeren Geschwister und den Haushalt. Meist können die Kinder und Jugendlichen in dieser Situation nicht mehr zur Schule gehen. Es fehlt ihnen neben all der Arbeit die Zeit und auch das Geld für Schulmaterial oder eine Schuluniform. Ohne diese Ausrüstung ist ein Schulbesuch nicht möglich. Nur wenige Kinder haben das Glück, bei Verwandten unterzukommen und dort gut betreut zu werden. Oft werden die aufgenommenen Kinder schlechter behandelt als die leiblichen, sie dürfen nicht zur Schule gehen oder bekommen nicht genug zu essen. Psychosoziale Unterstützung Im Rahmen des Projekts von terre des hommes schweiz erhalten die Aidswaisen im mosambikanischen HUMULIZA- Projekt im Distrikt Milange in der Provinz Zambézia materielle und psychosoziale Unterstützung. Sie haben die Möglichkeit, sich zu treffen und über ihre Erfahrungen und Nöte zu sprechen. In zehn Gemeinden um Milange arbeitet je eine lokale Betreuungsperson mit Kindergruppen, so genannten Kinderclubs. Diese stehen allen Kindern offen, was der Stigmatisierung der Aidswaisen entgegenwirkt. Die Kinderclubs treffen sich einmal wöchentlich und besprechen ihre Probleme. Sie studieren Theaterstücke ein, tanzen und singen. Häufig führen sie die einstudierten Stücke in ihren Gemeinden auf. Dies steigert das Selbstwertgefühl der Jugendlichen. Ihre Theaterstücke handeln häufig von der Situation von Aidswaisen und appellieren an die Erwachsenen, ihnen eine Chance zu geben. Unterstützt werden sie dabei von Lehrpersonen und BetreuerInnen der Gemeinde. Gemeinsam suchen sie nach Stärke im Zusammenhalt erleben Foto: Annette Mokler Möglichkeiten, damit die Kinder trotz ihrer Verantwortung und ihrer Arbeitsbelastung im Haushalt den Unterricht besuchen können. Dazu gehört auch materielle Unterstützung wie Schulmaterial und Schuluniformen. Risiko Hunger Während ich diesen Artikel schreibe, kommt ein Anruf von Antonio aus Mosambik. Er klingt sehr bedrückt. Schon im Sommer hatte er angekündigt, dass im Herbst und Winter die Menschen hungern würden, wenn die Dürre anhalte. Zu allem Überfluss haben nach dieser Dürreperiode nun schwere Regenfälle die Ernten in der Region stark zerstört. Bis zur nächsten Maisernte im März ist es noch lang. Die Menschen hungern und Familien verbieten ihren Kindern, sich zu viel zu bewegen. Angesichts dieser Lage mussten die Projektaktivitäten in den Kinderclubs stark reduziert werden. Diese Situation macht deutlich, dass psychosoziale Unterstützung in Notsituationen durch konkrete ökonomische Unterstützungsmaßnahmen ergänzt werden muss. Zu diesem Zweck hat HUMULIZA einen Nothilfefonds eingerichtet. Dank der guten Organisation kann das Projekt, zusammen mit Repräsentanten der Dörfer, die Bedürftigen schnell identifizieren. Annette Mokler ist bei terre des hommes schweiz in Basel verantwortlich für das Länderprogramm Mosambik. Foto: Annette Mokler Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember

34 SOLIDARITÄT Interview mit Fernando Menete von der Gruppe 20 / GMD Erkämpfte Räume nutzen Gut 50 Entwicklungsländer haben seit Ende der neunziger Jahre Strategiepapiere zur Armutsbekämpfung (PRSPs) vorgelegt. Manche, wie Mosambik, sogar bereits ihr zweites. Die Papiere dienen zunehmend als Rahmenkonzepte für die Entwicklungszusammenarbeit und zur Erreichung der Millenniumsziele. Nichtstaatliche Akteure sollen an den Papieren mitarbeiten, doch in vielen Ländern geschieht das nur sehr oberflächlich. Fernando Menete vom Netzwerk Grupo 20 (G-20) erläutert, wie die mosambikanische Zivilgesellschaft ihren Einfluss stärken konnte und mit welchen Problemen sie weiterhin kämpft. Von Tillmann Elliesen Herr Menete, die Geberländer bescheinigen der mosambikanischen Regierung eine gute Politik und erfolgreiche Armutsbekämpfung. Zu Recht? Die makroökonomischen Daten sind in der Tat viel versprechend. Die Wirtschaft wächst mit sieben Prozent, die Exporte sind in den letzten Jahren stark gestiegen. Das Problem ist nur, dass die Armen davon nicht viel merken. Aber nach offiziellen Angaben ist der Anteil der Armen an der Bevölkerung seit den neunziger Jahren von 70 auf etwas über 50 Prozent gesunken... Die G-20 gibt seit 2004 jährlich einen alternativen Armutsbericht heraus. Dazu haben wir in den Provinzen rund Menschen nach ihrer Lebenssituation befragt. Die meisten haben angegeben, dass es ihnen in den letzten Jahren eher schlechter gegangen ist. Die offiziellen Berichte zu den Millenniumszielen zeigen, dass es in einigen Bereichen Fortschritte gibt, in anderen, zum Beispiel in der Ernährungssicherung, jedoch nicht. Wenn die Leuten heute weniger arm sind, warum hat sich dann nicht auch ihre Ernährungslage verbessert? Die offiziellen Armutsstatistiken sind also nicht verlässlich? Sie müssen jedenfalls mit Vorsicht genossen werden. Die Regierung selbst räumt ein, dass die Datenlage unsicher ist. Zum Beispiel soll in der nördlichen Provinz Sofala die Armutsquote in den letzten Jahren von 80 auf nur noch 30 Prozent gesunken sein. Dabei zählt Sofala zu den Provinzen mit den größten Problemen. Viele dort klagen, es gebe zu wenig Investitionen und Hilfe. Vor einigen Jahren haben in Sofala zwei Zuckerfabriken die Produktion aufgenommen und Arbeitsplätze geschaffen. Es ist denkbar, dass die Regierung vor allem dort ihre Daten erhoben und die Ergebnisse dann auf die gesamte Provinz hochgerechnet hat. Zudem sind einmal erhobene Werte wenig aussagekräftig. In der Provinz Gaza im Süden zum Beispiel ist die Armutsquote stark abhängig von den Niederschlägen: Regnet es genug, sind die Werte gut. Herrscht Dürre, steigt die Armut. Die Regierung hat dieses Jahr ihr zweites Strategiepapier zur Armutsbekämpfung vorgelegt. Wie hat die Beteiligung der Zivilgesellschaft sich seit Vorlage des ersten Papiers 2001 entwickelt? Sie hat sich sehr verbessert. Seit 2003 ist die Zusammenarbeit zwischen Regierung, Zivilgesellschaft und Gebern im so genannten Armutsobservatorium fest institutionalisiert. Zudem wurden im vergangenen Jahr technische Arbeitsgruppen zur Revision des ersten und Vorbereitung des zweiten Strategiepapiers eingerichtet, in denen auch die Zivilgesellschaft vertreten ist. Vor allem aber sind wir seit zwei Jahren am Joint Review Process zwischen Regierung und Gebern zur Überwachung der Budgethilfe beteiligt. Das ist wahrscheinlich noch wichtiger als die Einrichtung des Armutsobservatoriums, weil hier die politisch relevanteren Gespräche stattfinden. War es schwer, die Regierung zu mehr Zusammenarbeit zu bewegen? Ja, teilweise schon. Die Regierung hat sich unter Beteiligung immer etwas ganz anderes vorgestellt als wir. Ginge es nach ihr, dann würde sie uns lediglich ad hoc Beschlüsse vorlegen, kurz mit uns darüber diskutieren und dann absegnen lassen. Wir haben deutlich gemacht, dass wir auf einer Institutionalisierung der Zusammenarbeit und auf längerfristige Beratungen bestehen, damit wir uns besser auf Entscheidungen vorbereiten können. Derzeit bemühen wir uns vor allem um einen besseren Zugang zu Informationen. Zusammen mit Journalisten haben wir erreicht, dass das Parlament demnächst über ein Gesetz zur Informationsfreiheit berät. Wo bestehen außerdem noch Defizite? Vor allem bei der Implementierung der Strategiepapiere. An Entscheidungen, wie die Armutsbekämpfung sich im Staatshaushalt niederschlägt beispielsweise, sind wir überhaupt nicht beteiligt. Allerdings ist das nicht allein Schuld der Regierung. Wenn es um sehr technische Fragen geht, können wir als Zivilgesell- 36 Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember 2006

35 Fernando Menete: Zivilgesellschaftliche Basis wird stärker schaft irgendwann nicht mehr mitreden, weil uns die nötigen Fachkenntnisse fehlen. Ein Regierungsvertreter hat uns gegenüber mal gesagt: Ihr glaubt doch wohl nicht, dass ich mit Bauern über die Inflation diskutiere. Nachdem wir uns in den letzten Jahren viele Räume für eine bessere Beteiligung erkämpft haben, müssen wir jetzt erkennen, dass wir diese Räume oft gar nicht ausfüllen können. Seit dem letzten Jahr verstärken wir deshalb das Training unserer Mitarbeiter und versuchen Allianzen einzugehen mit Leuten, die die nötigen Kenntnisse haben, Wissenschaftlern zum Beispiel. Partizipation beschränkt sich in vielen Ländern auf städtische Organisationen; die Landbevölkerung hat häufig keine Möglichkeit, sich zu artikulieren. Gilt das auch für Mosambik? Wir kennen das Problem. Es kommen immer wieder Beschwerden von Vertretern der Provinzen, niemand diskutiere mit ihnen über ihre Vorstellungen. Ständig schicke die Regierung oder die Zivilgesellschaft Leute zu ihnen, die Informationen verlangten und allerlei Fragen stellten. Dann verschwänden sie wieder und niemand höre mehr etwas von ihnen. Die Bedürfnisse sind sehr unterschiedlich: Städtische Organisationen diskutieren oft allgemeine politische Themen, während für die Landbevölkerung die alltäglichen Probleme wichtig sind. Hat die G-20 denn keine Beziehungen zu ländlichen Organisationen? Doch, es gibt mittlerweile Ableger in den Provinzen sowohl der G-20 als auch des Armutsobservatoriums. Möglichkeiten zur Partizipation gibt es also auch außerhalb der Städte. Wir versuchen deshalb, auch unsere Vertreter auf Provinz- und Distriktebene zu schulen, so dass sie von diesen Möglichkeiten Gebrauch machen können. In Deutschland wird viel über die Legitimität zivilgesellschaftlicher Organisationen diskutiert. Ist das auch bei Ihnen ein Thema? Ja, und begonnen hat diese Diskussion mit der Arbeit an den PRSPs. Der Regierung wird immer wieder mal vorgeworfen, sie fühle sich stärker der Zivilgesellschaft und den Gebern gegenüber rechenschaftspflichtig als dem Parlament. Wir haben immer dafür plädiert, dass das Parlament genauso wie die Zivilgesellschaft und die Geber am PRSP-Prozess beteiligt wird. Geschieht das nicht? Nur sehr oberflächlich, wenn zum Beispiel der Haushalt verabschiedet wird. Das Parlament hat dasselbe Problem wie die Zivilgesellschaft: Oft mangelt es ihm an den nötigen Kenntnissen, um beispielsweise Budgetfragen angemessen zu behandeln. Dazu kommt, dass Foto: Peter Steudtner politische Diskussionen in Mosambik stark von der Bipolarität zwischen FRE- LIMO und RENAMO geprägt sind. Die Parlamentarier entscheiden in der Regel nach Parteizugehörigkeit und nicht nach sachlichen Kriterien. Wir laden hin und wieder Parlamentarier zu unseren Debatten ein, aber meistens besteht kein großes Interesse. Leider entsteht dadurch der Eindruck, dass parlamentarische Debatten eigentlich überflüssig sind. Wir versuchen deshalb seit einiger Zeit, wichtige politische Debatten, zum Beispiel über den Haushalt, stärker in die Gesellschaft hineinzutragen. In vielen Entwicklungsländern gibt es mittlerweile unüberschaubar viele Nichtregierungsorganisationen, die mal mehr, mal weniger gute Arbeit leisten. Viele Organisationen beschäftigen sich vor allem damit, an Entwicklungshilfegelder zu kommen. Gibt es diesen Trend auch in Mosambik? Ja, es gibt eine professionelle Elite in den Städten, die sich nur mit Entwicklungspolitik beschäftigt. Wir nennen das das Workshop-Business. Ich sehe das aber eher gelassen. Denn ich habe die Hoffnung, dass längerfristig durch die Arbeit der Profis das gesellschaftliche Bewusstsein für Themen der Armutsbekämpfung wächst und dadurch auch die zivilgesellschaftliche Basis stärker wird. Fernando Menete arbeitet in Maputo für das zivilgesellschaftliche Entschuldungsbündnis Grupo da Dívida und für die Grupo 20, ein Netzwerk nichtstaatlicher Organisationen, das den PRSP- Prozess begleitet. Menete war einer der Referenten auf dem diesjährigen Herbstseminar des KKM. Tillmann Elliesen ist Redakteur der Zeitschrift E & Z. Entwicklung und Zusammenarbeit htm Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember

36 SOLIDARITÄT Reflektionen vom KKM-Herbstseminar Affe rettet Fisch Der Norden definiert die Probleme des Südens und liefert die Lösungen. Würde Afrika die geplanten Strategien, Programme und Projekte umsetzen, würde es dem Kontinent besser gehen. Oder nicht? Wenn Programm scheitern, wird häufig der Süden dafür verantwortlich gemacht: Afrika sei zu korrupt, die Strukturen zu schwach Kaum einmal wird hinterfragt, ob unsere Denk- und Lösungsansätze richtig sind. Die Konsequenzen aus den Entwicklungsexperimenten muss der Süden selbst tragen. Die Autorin fasst Eindrücke und Diskussionen des diesjährigen Herbstseminars zusammen. Von Judith Christner Ein Affe schlendert an einem Fluß entlang und entdeckt plötzlich einen Fisch. Er hatte zuvor noch nie einen Fisch gesehen. Die arme Kreatur wird ertrinken, denkt er. Todesmutig stürzt er sich in die Fluten, ergreift den Fisch und zieht ihn aus dem Wasser. Der Fisch zappelt heftig in seinen Händen. Wie er sich freut, dass ich ihn gerettet habe, stellt der Affe glücklich fest. Ein paar Minuten später ist der Fisch tot. Wenn ich fünf Minuten früher gekommen wäre, dann hätte ich ihn retten können, bedauert der Affe. Falsche Wahrnehmung Keine Frage, wir sind mitten drin im Thema des diesjährigen Herbstseminars: Stimmen gegen Armut Beiträge der Zivilgesellschaft in Mosambik und Deutschland für eine armutsorientierte Entwicklungspolitik. Mit der Geschichte vom Affen und dem Fisch weist Elísio Macamo uns auf ein Kernproblem in der Entwicklungszusammenarbeit hin: Falsches Begreifen führt zu falschem Eingreifen. Die Folgen von Fehlentscheidungen tragen jedoch die Länder des Südens allein; sie können niemanden verantwortlich machen und verklagen, wenn andere für sie die falschen Entscheidungen getroffen, sie falsch beraten haben. Die Geldgeber geben nach dem Trial and Error -Prinzip Lösungsstrategien vor, bei Misserfolg ändern sie ihre Philosophie und suchen nach neuen Strategien. Häufig wird für ein Scheitern der Afrikaner verantwortlich gemacht; er ist schuld, dass es nicht funktioniert. In Wahrheit, so gibt Macamo zu bedenken, lassen sich falsche Ansätze und Projekt gewordene Philosophien nicht einfach wieder auslöschen, denn sie haben Spuren im Land hinterlassen, haben bestehende Strukturen verändert und dazu beigetragen, dass Mosambik, dass Afrika, so ist, wie wir es heute erleben. Armutsbekämpfung in Mosambik was können wir tun? mit dem Titel seines Vortrags kann Macamo sich nicht ganz anfreunden. Kann man Armut wirklich beseitigen und steht hinter der Frage nicht schon die überhebliche Grundüberzeugung, dass Mosambik nicht in der Lage ist, seine Armutsprobleme selbst zu lösen? Mosambik scheint als Objekt für das schlechte Gewissen des Westens herhalten zu müssen. Um dieses Gewissen zu beruhigen, wurden Mosambik unter anderem die Schulden erlassen. Wozu? Um es wieder in die Lage zu versetzten, neue Schulden zu machen. Die Probleme im Süden werden allzuoft vom Norden, von der Entwicklungszusammenarbeit definiert; dort werden auch die Lösungsansätze erdacht und erarbeitet und mit Enthusiasmus und Überzeugungskraft nach Mosambik bzw. Afrika transportiert. Die Mosambikaner sehen sich dem Aktionismus der Europäer ausgesetzt, müssen auf neue Strukturen, Konzepte, Programme reagieren und sind nicht selten damit überfordert. Sollte sich der Norden nicht hin und wieder die Frage stellen, ob das Misslingen von entwicklungspolitischen Ansätzen nicht in erster Linie darin begründet ist, dass der Norden von falschen Annahmen ausgeht vom falschen Begreifen und Eingreifen in eine Welt, die komplex, vielschichtig und einfach anders ist als die europäische? Elísio Macamo versteht es, wie kaum ein anderer, mit seiner leisen, unaufdringlichen Art und seinen eindringlichen Geschichten ein Bild von Afrika, von Mosambik zu zeichnen, das sowohl bei den SeminarteilnehmerInnen, als auch bei den aus Mosambik geladenen Referenten gelegentlich Widerspruch, ja teilweise Unbehagen oder Unmut hervorruft. Nach und nach nimmt er uns vertraute und inzwischen auch liebgewordene Begriffe auseinander und entlarvt sie als rhetorische Hülsen, die mehr unserer Rechtfertigung dienen als dem Wohl der Menschen in Afrika. Demokratische Strukturen stärken Die Zivilgesellschaft, Lieblingskind der Öffentlichkeit und der Geldgeber, die es zu hätscheln und zu stärken gilt? Elísio Macamo stellt in diesem Zusammenhang die Frage, inwieweit die mosambikanische Zivilgesellschaft tatsächlich soziale und gesellschaftliche Interessen des Landes und seiner Bevölkerung vertritt oder ob sie nicht vielmehr die vom Norden vorgegebenen entwicklungspolitischen Themen aufgreift, und umsetzt. Partizipation, beliebtes Schlagwort im Entwicklungshilfejargon, hält Macamo im Prinzip für gut und wünschenswert 38 Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember 2006

37 Macamo: Demokratische Strukturen stärken in der Praxis jedoch für problematisch. Vielfach, so führt er aus, ersetzt die sogenannte Partizipation die Auseinandersetzung mit dem politischen System, mit dem Parlament. In Überlegungen und Konzepten der Geldgeber spielt das Parlament keine Rolle. PARPA II beispielsweise, das mosambikanische Strategiepapier zur Armutsbekämpfung, wurde nicht im Parlament diskutiert und verabschiedet. Kritische politische Streitfragen und Entscheidungen sollten in der von der Verfassung dafür bestimmten Arena ausgetragen werden und nicht an ihr vorbeigehen. Nur das Parlament spiegele die demokratischen Strukturen wieder und eine Umgehung dieser Strukturen schwäche die Idee der Demokratie. Trotz vieler Schwächen sei das Parlament vom Volk gewählt. wenig Transparenz bei der Verwendung der Mittel? Wird die Zivilgesellschaft nicht doch unterdrückt oder klein gehalten? Spielt sie nicht eine wichtige Rolle als unabhängige Kritikerin? Wie immer war die Zeit viel zu kurz, um ausgiebig zu diskutieren und vermeintliche Widersprüche aufzuklären. Doch am Ende gab es bei den meisten Beteiligten einen Konsens hinsichtlich dessen, dass sich die Solidaritätsbewegung in Deutschland langfristig nicht nur mit Entwicklung beschäftigen, sondern Foto: Peter Steudtner sich um eine Re-Politisierung des Blicks auf Mosambik bemühen sollte. Einen wachen und kritischen Blick auf die von der Zivilgesellschaft befürchtete Frelimisierung von Politik und Verwaltung werfen, Aktivitäten unterstützen, die das gewählte Parlament und damit die Demokratie stärken und entwickeln könnten und uns für mehr Rechtssicherheit und Tranparenz auf allen Ebenen engagieren. Und auf jeden Fall weiter machen. Zwar gibt es keine Patentrezepte, aber wir können uns bemühen um Geduld und einen langen Atem, um Menschen in Mosambik dabei zu unterstützen, sich Handlungsspielräume zu verschaffen, damit sie sich nicht wie Gäste im eigenen Land fühlen; ihnen Zeit lassen, die Veränderungen um sie herum zu verstehen und mit ihnen umzugehen. Und begreifen, dass schnelles Eingreifen vom Norden auf Dauer wenig hilft: Macamo schließt mit einer eigenen Definition von Entwicklung: Die Fähigkeit, eigene Probleme zu schaffen und sie auch zu lösen wenn eine Gesellschaft dazu in der Lage ist, dann hat sie es geschafft. Eine Veröffentlichkeit der Seminarbeiträge ist für das Jahr 2007 geplant. Solidarische Handlungsoptionen Machen wir denn alles falsch? Sollen wir lieber gar nichts tun? Fast schleicht sich ein wenig Verzweiflung ein angesichts der aufgezeigten Fehlentwicklungen. Und Zweifel: Ist nicht doch auch die Sichtweise der beiden Referenten aus Mosambik, Benjamin Pequinino und- Fernando Menete richtig? Sie fordern die Unterstützung der Zivilgesellschaft, und zwar insbesondere solcher Gruppen, die nicht der Regierungspartei nahe stehen. Sollte der Staat nicht lieber umgangen werden, um nicht die Regierungspartei noch weiter zu stärken? Gibt es nicht doch zuviel Korruption im Staat und zu Pequinino: Viele der so genannten NROs vertreten nur eigene Interessen Foto: Peter Steudtner Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember

38 SOLIDARITÄT Schulden streichen lautet die neue erlassjahr.de- Illegitime Kampagne. Der G8-Gipfel 2007 in Heiligendamm und die deutsche EU- Präsidentschaft im ersten Halbjahr 2007 sollen genutzt werden, um die Frage der Legitimität bestimmter Schulden zum Thema zu machen. Sind die Menschen in Argentinien wirklich für die Schulden aus der nuklearen Zusammenarbeit zwischen der Militärjunta und deutschen Unternehmen verantwortlich? Lange haben öffentliche wie private Gläubiger versucht, solche Frage einfach totzuschweigen. Die norwegische Regierung hat als erste Gläubigerregierung ausdrücklich wegen ihrer Mitverantwortung für eine verfehlte Kreditvergabe auf Rückzahlungen aus fünf Ländern verzichtet. Sie will sich auch international für eine Streichung illegitimer Schulden einzusetzen und die Weltbank entsprechend unter Druck setzen. Als erste Aktion der deutschen Kampagne ist geplant, einen offenen Brief an die Bundeskanzlerin zu schreiben. Das neue Fachinfo Free Rider Die Angst der Weltbank vor den Gläubigern befasst sich mit der aktuellen Diskussion über die Gefahr, dass unter bisherigen Initiativen entschuldete Länder durch eine unkontrollierte Kreditaufnahme wieder in eine Überschuldungssituation zurückfallen. Das Fachinfo liefert Hintergründe zur Situation und diskutiert alternative Lösungen, mit denen für eine deutsche Initiative zum G8-Gipfel geworben werden soll. Detaillierte und aktuelle Informationen finden sich auf der Website unter www. erlassjahr.de. Diverse Newsletter (Presseliste, Info-Liste, erlassjahr-aktionen, Fach-Info) können kostenlos abonniert werden. Die Print-Ausgabe des Entschuldungs-Kuriers erscheint zweimal im Jahr (Bestellinformationen auf der Website). G 6 in Mosambik Gemeinsamer Bau eines Fußball-Tischkickers Eine Gruppe von SchülerInnen und Lehrkräften der Gewerbeschule 6 in Hamburg reiste im Sommer für einen Monat nach Mosambik. Da es sich bei der G 6 bislang um die einzige Berufsschule handelt, die Partnerschaftskontakte mit Mosambik pflegt, stießen die Hamburger auf großes Interesse im Erziehungsministerium. Dort besteht der Wunsch einer stärkeren Kooperation im Bereich berufliche Qualifizierung. Neben Besuchen in der zukünftigen Partnerschule Escola Secundária de Moamba, wo die SchülerInnen gleich Hand anlegten und mosambikanische SchülerInnen bei der Reparatur kaputter Schulmöbel anleiteten, zeigten sich die SchülerInnen vor allem von den Projekttagen in der Bauschule von Massinga beeindruckt. Hier bauten mosambikanische und deutsche Tischlerauszubildende gemeinsam einen Fußball-Tischkicker. Die mosambikanischen Auszubildenden, die bislang nur Türen, Tische und Stühle gefertigt hatten, machten hier zum ersten Mal Erfahrungen mit handlungsorientiertem Lernen. Die deutschen Auszubildenden mussten sich auf vollkommen ungewohnte Fertigungsbedingungen einstellen. Weiterer Erfahrungsaustausch im Bereich der Berufsvorbereitung ist geplant Foto: G 6 40 Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember 2006

39 Städtepartnerschaft von Birgit Monteiro Der Berliner Stadtbezirk Lichtenberg und der 5. Distrikt von Maputo unterhalten die wohl einzige deutsch-mosambikanische Städtepartnerschaft. Sie besteht seit nunmehr elf Jahren und wird immer wieder durch Austausch lebendig gehalten. Kann so eine Partnerschaft über diese Entfernung funktionieren? Abgestimmt und ausgestattet mit offiziellen Papieren der Bezirksbürgermeisterin Christina Emmrich und vom Verein Solidaritätsdienst international, SODI, begab ich mich auf eine private Reise. Ich besuchte Schulen und Gesundheitsstationen, Alphabetisierungskurse, die Lebensmittelausgaben an Aidswaisen, die Verwaltung des 5. Stadtbezirkes und verschiedene Frauenorganisationen. Dort erlebte ich eine funktionierende Infrastruktur, wenn auch auf niedrigem Niveau und eine große Offenheit, Improvisationstalent, Gelassenheit und Humor. Ein Besuchsziel war der Verein der verwitweten und alleinstehenden Frauen, AVIMAS. Hier haben mich die Erfolge des Vereins beim Sammeln von Spenden überrascht. Mit diesen Mitteln war es möglich, ein kleines Haus zu kaufen. Außerdem wurde ein Friseursalon eingerichtet, in dem auch ausgebildet wird. Über die gewerbliche Entwicklung wollen die Frauen Geld einnehmen, so auch durch Nähkurse im Haus. Gespendete Nähmaschinen ermöglichen diese Weiterbildung. Zwei Schulen besuchte ich. Eine, die Primarschule in Bagamoyo, pflegt bereits eine Partnerschaft mit der Lichtenberger Puschkinschule, die andere die Primarschule Malhazine sucht noch Partner in Berlin-Lichtenberg. So eine Städtepartnerschaft kann nur mit Nehmen und Geben funktionieren, das weiß auch der Bürgermeister des 5. Distriktes, Rui Matusse. Ein fachlicher Austausch ist zu vielen Dingen gewünscht und möglich. Beispielsweise zum Thema Gewalt an Schulen. Von Berlin aus sind die Probleme in Maputo nicht lösbar, aber wir können helfen. So wie es beispielsweise die Lichtenberger Puschkin-Oberschule tut, die jährlich einen Run for help organisiert, deren Erlös der Partnerschule im 5. Distrikt zugute kommt. Neue Unterrichtsmaterialien zu den Millenniumszielen und Mosambik Wir alle können gewinnen! Schon das Bild auf dem Umschlag macht neugierig. Maria Mutola, die überragende mosambikanische Läuferin, wie sie als Erste über die Ziellinie läuft. Der Eindruck von Stärke und Optimismus setzt sich auch im Innenteil der neuen Unterrichtsmaterialien Wir alle können gewinnen im Kampf gegen die Armut fort. Wie können die Millenniumsziele in Mosambik erreicht werden? fragt Monika Scheffler, die auch schon für die Koordination Südliches Afrika lebendige Unterrichtsmaterialien zu den Millenniumszielen für die Sekundarstufe II entwickelte. In den nun vorliegenden Materialien wird gezeigt, dass das Thema Millenniumsziele am konkreten Beispiel Mosambik für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I (ab der 7. Klasse) spannend sein kann. Anhand von 20 Arbeitsblättern können die Jugendlichen sich damit beschäftigen, was Millenniumsziele sind, was sie beinhalten und wie sie erreicht werden können. Was ist notwendig, um Ziele zu erreichen? Welche Ziele der UNO konnten in der Vergangenheit erreicht werden? Was ist Armut? Was kann gegen die Armut unternommen werden? Wo liegen die Unterschiede zwischen Deutschland und Mosambik? Was bedeutet der Klimawandel für Mosambik? Wie kann Entwicklungspartnerschaft aussehen? Diese und andere Fragen greift das Heft auf, didaktische Hinweise und Vorschläge für Lehrerinnen und Lehrer erleichtern die Unterrichtsvorbereitung. Auch Menschen, die nicht dem Lehrerberuf nachgehen, werden interessante Fakten zu den Millenniumszielen und Mosambik finden. Wir alle können gewinnen im Kampf gegen die Armut! Wie die Millenniumsziele in Mosambik erreicht werden können, Unterrichtseinheit für Sek. I ab 7. Klasse, Hrsg.: KKM, Bielefeld, 2006, 40 Seiten, 2,50 Euro plus Versand, ISBN: Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember

40 SOLIDARITÄT Zeferinos Spuren Sie blicken freundlich oder grimmig, recken ihre Hände oder haben sie eng am Körper. Aus allen Richtungen blicken den Betrachter markante Gesichter an. Die neun großen, bis zu drei Meter hohen Holzskulpturen, die 34 Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit dem Künstler Zeferino geschaffen haben, sind ein echter Hingucker. Vor fast zwei Jahren arbeitete Zeferino Chicoamba auf Einladung des KKM für anderthalb Monate in deutschen Schulen. Eine seiner Stationen war die Felix-Fechenbach-Gesamtschule in Leopoldshöhe, die schon seit vielen Jahren für Mosambik engagiert ist. In Leopoldshöhe stellte Schulleiter Gerfried Stanzel zwei Kunstleistungskurse für eine Woche vom normalen Unterricht frei. So hatten sie Zeit für das große Skulpturenprojekt. Aus riesigen Pappelstämmen entstanden mit Unterstützung von Zeferino und einiger Motorsägen die riesigen Skulpturen. Noch Monate brauchten die Schülerinnen und Schüler, um die Skulpturen fertig zu stellen. Der Aufwand hat sich gelohnt. Bürgermeister Gerhard Schemmel war so beeindruckt, dass er die Skulpturen in der Gemeinde aufstellen ließ. So hat Zeferinos Besuch in Leopoldshöhe bleibende Spuren hinterlassen. Masken von Zeferino werden inzwischen in Deutschland angeboten über die Recycelbar, ein Importunternehmen für Fairhandelsprodukte. Interessenten können sich wenden an: Ursula Jenkner, Sprottauer Str. 52, Bonn, Telefon: Botschafter in Dortmund Die Hauptschule Scharnhorst, die im Rahmen des WM-Schulprojekts Fair Play for Fair Life die Botschafterrolle für Mosambik übernommen hatte (siehe Rundbrief 67), bekam im September selbst Botschafterbesuch. Carlos dos Santos, Mosambiks Botschafter in Deutschland, stattete Scharnhorst einen Besuch ab. Jubelnd und Mosambikfähnchen schwingend, empfingen die Jugendlichen und Lehrkräfte den hohen Gast. In einer Ausstellung wurde ihm vorgeführt, was die Schule in den letzten anderthalb Jahren alles unternommen hat, um Mosambik zu repräsentieren. Im Rahmen des Fair Play Projektes hatten die Dortmunder Hauptschule ihre Repräsentationsrolle so hervorragend erfüllt, dass sie mit einer Wild Card ausgezeichnet worden war, die sie zur Teilnahme an den WM-Schulen-Finalspielen in Potsdam berechtigte. Auch Botschafter dos Santos zeigte sich beeindruckt vom Engagement und der Begeisterung der Scharnhorster. Zum Besuchsprogramm gehörte eine Tanzdarbietung der Schülergruppe Mozam- Botschafter Mosambiks unter sich... bique Dancers und die Überreichung von Bildern zum Thema Freundschaft mit Mosambik, die die Jugendlichen im Kunstunterricht gemalt hatten. Botschafter dos Santos lobte den großen Einsatz der Scharnhorster und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass die neue Schulpartnerschaft zur Escola Secundária in Namaacha sich gut entwickeln möge. Auch die Scharnhorster wünschen sich langfristige Beziehungen zu der Schule in Mosambik. Foto: Ingo Mallée 42 Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember 2006

41 KULTUR Vom Willen (Da Vontade), Teil 1 Von Guita Jr. (Übersetzung von Michael Kegler) ERDE Zart ist der tau der die haut schauern lässt mit verschränkten armen wird die lust immer weniger nebel erfinde ich an stelle von glut beim durchqueren der wüste des blickes der müde sogar resigniert ist eingeengt ist die lust auf alles fast nichts auch die felsen verbrauchen sich auch die seele aus stahl gibt schließlich den vergänglichsten ewigen unwettern nach wir legen blumen nieder auf ideale die uns geformt haben fundamente geländer und lücken doch jeden moment zu jeder gegenwart gibt es kinder die besten karnickel für das festmahl der makroökonomie das bankett der statistiken aus papier die uns verwalten bedrohen bedrängen und erwachsene in ihrer ewigen kindheit streifen umher auf der suche nach versprochener erde und tempel im lichte des mondes selbst wenn es tag ist und warten auf den nächsten kometen die pest oder unwetter opfer oder sieg der letzte schmerz die letzte liebe es schmerzt die seele am dünnen faden zu tragen den degen und säbel zwischen brustkorb und wand lasst mich trinken von der lava der noch flirrenden zeit und soviel ich kann kotzen von dieser angst erstarrt zu sein zwischen brennenden trümmern und arglos pisse ich auf die sünde existieren zu müssen spucke ganz offen auf den konsens zwischen euch meine herren ich mache mir in die hosen ganz ohne befehl und für heute gibts keinen kuss meine liebe viel dreck und sarkasmus steckt in dieser fröhlichkeit über die ich mich immer mehr ärgere und deshalb bleibe ich hier und verpasse auch das floß ich weiß es wird eines tages zurückkehren müssen langsam schleiche ich mich an die ecke wo ich ganz nah an der einsamkeit bin voll von mir und jetzt vollkommen leer WASSER Ich sehe das meer deutlich in der verlorenen iris deiner weil dir schlecht ist halbgeschlossenen augen schritt für schritt will ich mich diesem meer nähern dem ozean der unsere geheimnisse wahrt von der flut weiß ich die sich ergießt an die ufer der lust auch deiner meiner sünden unser beider geheimnisse ich und du vielleicht treibende muscheln am rande der angst an der grenze des begehrens unsere körper bleiben uns noch tätowiert mit nichtigkeiten die hände gewaltig zu fäusten geballt die unendliche landschaft verliert sich am ende der iris wir bewegen uns nicht mehr verharren gemeinsam in einsamkeit denn illusion ist unsterblich ich erwarte den neuen tag kristallfarbenes blau weiße krone der welle aus schaum dein reiner blick dein schwaches lächeln das die linie des horizonts überschreitet der in meiner brust ist eine möwe kratzt am himmel und entzündet die nacht ich sehe dich nackten mond muse der sonne die in mir brennt Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember

42 KULTUR LUFT In die lunge passt er nicht mehr der beißende qualm jener tage der rauchenden joints des hasses der nicht zu verdrängen ist erstickt die lust zu schreien in die nacht hinaus frei unterm himmel bis zum nächsten luftholen lebendig zu sein leben und versuchen zu siegen schaum und sabber rinnen aus dem mund der seufzer zwischen den lippen gefangen die sich verleugnen beim küssen und lieben und dir flüstern dass ich immer noch lebe und bin und alles der vergessenheit übergeben ich spüre den abgrund des ekels das zucken vor dem gewaltigen stöhnen den pfeil in die schläfe vergraben FEUER Ich habe das letzte streichholz aus einer streichholzschachtel ich streiche es an und das pulver explodiert und es atmet nun brennt es die flamme erhellt mein gesicht und bevor die zigarette die ich noch habe anbrennt spüre ich dass die gedanken sich verwirren und stolpern und schatten in brand stecken die sich regen und immer mehr werden eilige schritte steigen treppen hinauf und hinab schritte in den fluren in meiner brust die zu keuchen beginnt die augen halte ich offen ich gehe taumele zu einer riesigen roten leinwand die brennt die flächen der hände pulsieren und schwitzen werden feucht irgendwas ist da was brennt spüre ich regale und bücher in flammen sirenen autos absperrungen prügel halunken diktaturen von früher zerberstendes holz vor dem krachen der angst die sich bahn bricht eine menschenmasse und dschungel indianer hand in hand und in flammen und brennen blind spüre ich asche in den händen der brust im gesicht überall aus der ferne ein zaghaftes weinen eines kindes das auf die andere seite spaziert Guita Jr. (Francisco Xavier Guita Júnior) wurde 1964 im mosambikanischen Inhambane geboren, wo er heute noch lebt und als Lehrer arbeitet. Er ist Gründungsmitglied der literarischen Zeitschrift Xiphefo sowie des gleichnamigen Kulturvereins. Sein erstes Buch Agora e Depois das Coisas mit zuvor in Xiphefo veröffentlichten Gedichten erschien 1997 im Verlag der mosambikanischen Schriftstellervereinigung AEMO erhielt er für seinen Gedichtband Da Vontade de Partir den Prémio Fundação Rui de Noronha, welcher die Veröffentlichung des Bandes im darauffolgenden Jahr ermöglichte, 2001 erschien der mit dem Prémio de Poesia TDM ausgezeichneten Band Rescaldo bei Editorial Ndjira in Maputo brachte der portugiesische Verlag Editorial Caminho Os Aromas Essenciais heraus, in dem Guita Da Vontade de Partir und Rescaldo zwei Bände, die sich in den Augen des Autors auf die eine oder andere Weise ergänzen für die portugiesische Ausgabe zusammengefasst hat. Die hier übersetzten Gedichte bilden den ersten Teil des Zyklus Da vontade de Partir aus Os Aromas Essenciais, Editorial Caminho, Lissabon Die Veröffentlichung der Übersetzung erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Verlages. ICMA Literaturwettbewerb Unter dem Titel Moçambique-Alemanha, Cruzamentos Culturais veranstaltet das ICMA (Mosambikanisch-Deutsches Kulturinstitut) einen neuen Literaturwettbewerb Mosambikaner und Deutsche können literarische Texte zu Erfahrungen einreichen, die sich aus den Überkreuzungen und Begegnungen der beiden Völker ergeben. Die drei Gewinner erhalten Prämien von 500, 300 und 200 Euro. Die Texte müssen bis zum 28. Februar 2007 beim ICMA eingehen. Für weitere Informationen: icma.dedmoz@tvcabo.co.mz 44 Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember 2006

43 Rezension zu João Paulo Borges Coelhos Roman Crónica da Rua Bewegte, verrückte Zeiten Von Michael Kegler Die Straße Nummer ist unspektakulär. Rua da Boa Vista hätte man sie nennen können hat man aber nicht. Mit ihren von Gärten und Bougainvillien umgebenen Einfamilienhäusern hat sie sich irgendwie zwischen das Meer und ein ärmeres Stadtviertel gedrängt, als wollten ihre portugiesischen Bewohner den Blickkontakt nicht verlieren zu dem Ozean über den sie einstmals gekommen waren. Das war vor der Revolution. Nun aber drängt das Volk in die Straße, rebellisch und aufgebracht. Schlagworte machen die Runde und Umwälzungen. Auch Vertreibungen und Flucht, Versuche des reaktionären Widerstandes ewiggestriger. Die Revolution ist im Gange im ganzen Land, und auch in der Straße mit dem unspektakulären Namen, der bleibt, weil es keinen alten Helden zugunsten neuer Namen von Sockel und Straßenschild zu stoßen gilt. In der Straße Nr gibt es Wichtigeres: Neue Bewohner ziehen in die verlassenen Häuser der Kolonialisten ein. Andere Weiße sitzen auf gepackten Koffern, manchmal wird ein bisschen nachgeholfen, wenn etwa das Haus des Dr. Pestana dem neuen Parteisekretär gut gefällt. Doch bevor Pestana die Flucht nach Portugal antritt, durchbohrt er Wasser- und Stromleitungen und macht das Haus, das er eigentlich hatte behalten wollen, für die neuen Bewohner schlicht zur Ruine. Der Parteisekretär muss im Haus des faschistischen Inspektors Monteiro wohnen bleiben, und in die Ruine des Arzthauses ziehen später Binnenflüchtlinge ein ohne Papiere. Bewegte Zeiten, verrückte Zeiten, in denen Zeca Ferraz, der Automechaniker, plötzlich die Wagen seiner Kunden herrenlos in der Garage stehen hat und Valgy, der tatsächlich verrückte indische Melancholiker, sein Geschäft in der Innenstadt fast täglich auf neue ökonomische und soziale Gegebenheiten einstellen muss. Faszinierend ist, neben der ironischen, plaudernden, bisweilen fast Saramagoesk abschweifenden Erzählweise, wie João Paulo Borges Coelho so ganz nebenbei Abstand nimmt von dem seit Ascêncio de Freitas und spätestens Mia Couto irgendwie etablierten afrikanisierenden Duktus mosambikanischer Prosa. Urban ist sein Ausdruck, wie das Ambiente und die Zeit, in der der Roman spielt, in der mit Traditionen (jedweder Couleur) zunächst einmal gebrochen wird. Doch plötzlich sitzt im Wohnzimmersessel des Parteisekretärs der faschistische Inspektor Monteiro. Im Haus der vielköpfigen Familie eines Angestellten der Bierfabrik mit Beziehungen ins Wohnungsbauministerium lebt weiterhin die frühere Besitzerin, eine gealterte Dirne einstmals besserer Kreise, und als der neue halbseidene Geschäftsführer der nunmehr staatlichen Zitrusfrüchteexportgesellschaft in seine Dienstvilla einzieht, scheint es dort auch nicht ganz mit rechten Dingen zuzugehen: Die Geister der Vergangenheit kehren zurück. Erst in Gestalt alter Porträts an den Wänden und in der Phantasie zweier Trunkenbolde, dann in der jener früheren, geflohenen, vertriebenen oder anscheinend doch nicht ganz verschwundenen Bewohner der Straße, die ihren Nachfolgern zunehmend auf die Haut rücken. Und schließlich kommt es doch noch zum großen afrikanischen Zauber, dessen Hintergrund der schmutzige Krieg ist, der eigentlich ja ganz abseits der schönen ruhigen Straße mit dem merkwürdigen Namen tobt. Kurzum: Dem erst in diesem Jahr für einen anderen Roman mit dem Prémio José Craveirinha ausgezeichneten Historiker João Paulo Borges Coelho ist mit dieser Chronik des fiktiven Mikrokosmos der Straße Nr ein großartiges Porträt der ersten Jahre nach der mosambikanischen Unabhängigkeit gelungen: Fragmentarisch und doch konsistent, quer zu ideologischen Interpretationslinien, ironisch, dramatisch, anspielungsreich und nicht frei von Metaphern, vor allem aber erzählerisch einfach brilliant. João Paulo Borges Coelho: Crónica da Rua Editorial Caminho, Lissabon 2006 Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember

44 KULTUR Rezension zu Mia Coutos neuem Roman Der andere Fuß der Sirene Von Claudia-Maria Kukla Em todo o mundo é assim: morrem as pessoas, fica a História. Aqui, é o inverso: morre apenas a História, os mortos não se vão. (Auf der ganzen Welt ist es so: Die Personen sterben, die Geschichte bleibt. Hier ist es umgekehrt: Nur die Geschichte stirbt, die Toten gehen nicht.) Da ist Mwadia, die Frau, die mit ihrem Mann in einem Ort namens Antigamente (Einstmals) lebt. Aber dann fällt eine Sternschnuppe vom Himmel, und auf der Suche nach ihr findet Mwadia eine Madonnenstatue. Seltsamerweise hat die ausgeblichene, beschädigte Statue nur einen Fuß. Auf Anraten des Curandeiro macht sich Mwadia auf den Weg in ihren Heimatort Vila Longe (das weit entfernte Dorf), um dort für die Statue eine neue Heimat zu suchen. Im Jahr 1560 begegnet uns die Statue wieder: Der Jesuit Gonzalo da Silveira sticht von Goa aus in See, um den legendären König von Monomotapa zu suchen. Mit an Bord sind ein junger Priester und der als Dolmetscher fungierende Sklave Nimi Nsundi aus dem Kongo. Der hält die geweihte Marienstatue, die Gonzalo mit sich führt, für die im Kongo beheimatete Göttin Kianda, eine Sirene. Als er versucht, Kianda wieder in ihre Sirenengestalt zu verwandeln und ihr einen Fuß abhackt, wird er ertappt und zum Tode verurteilt. Die Statue aber bleibt, wie sie ist, wird nicht ausgebessert und wird später für eine Nacht dem Kaiser von Monomotapa überlassen in der Hoffnung, ihn so zum christlichen Glauben zu bekehren. Im Vila Longe, in einer vergessenen Ecke Mosambiks, wo Mwadia sich mit ihrer Vergangenheit konfrontiert sieht, trifft gleichzeitig ein amerikanisches Missionars ehepaar ein: Er Afroamerikaner, sie Brasilianerin. Sie arbeiten für eine Organisation zur Armutsbekämpfung und interessieren sich für die Geschichte der Sklaverei was große Verwunderung auslöst, denn was soll diese Beschäftigung mit der Vergangenheit? Der zunehmend von der afrikanischen Realität desillusionierte Missionar steigert sich als Kompensation in alles hinein, was ihm als traditionelle Spiritualität angeboten wird. Höhepunkt ist eine von der Dorfgemeinschaft inszenierte Initiation, während derer er einen afrikanischen Namen erhält. Danach verschwindet er spurlos. Derweil erliegt seine brasilienstämmige Frau dem Werben des Ex-Boxers und Ex-Posthalters Matambira. Und ihr gelingt es, in die Geheimnisse der Menschen von Vila Longe einzudringen, die oft im Widerspruch zu den gesellschaftlichen Rollen stehen, die diese einnehmen. Zugleich wird sie sich zunehmend ihrer Brasilianität bewusst, die sie so anders macht als ihre Umwelt. Mia Couto spart nicht mit bissiger Ironie, wenn er die kulturellen Missverständnisse in der Begegnung der von außen Kommenden mit den Bewohnern von Vila Longe schildert. Und doch bleibt die Mestiçagem, also das Neue, das aus der Mischung diverser Kulturen entsteht, eines der große Themen, das sich, wie in allen seinen Romanen, auch hier, auf allen Ebenen wieder findet. Die vielfältige Spiritualität, die den Roman durchzieht, stellt sich indes so dar, dass in Vila Longe die Grenze zwischen Leben und Tod aufgehoben sind, weil die Toten nicht gingen und die Lebenden lebendig begraben sind. Die Grenze zwischen Traum und Wachsein ist fließend, die Geister der Vergangenheit sprechen zu uns, und Menschen verwandeln sich in längst Verstorbene. Und jeder lauscht seinen unterschiedlichen inneren Sirenen und Dämonen und versucht, mit ihnen zu leben. Mia Couto O outro pé da sereia Editorial Ndjira (Maputo) / Editorial Caminho (Lissabon) / Companhia das Letras (São Paulo) Claudia-Maria Kukla studierte Lateinamerikanistik, Luso- und Frankophonie. Heute ist sie als Beraterin im Auftrag des Weltfriedensdienstes bei der lokalen Organisation ProPAZ in Maputo tätig. 46 Mosambik-Rundbrief Nr. 71 Dezember 2006

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