mena-region chancen und risiken
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- Angela Bader
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1 mena-region chancen und risiken 29 das jahr 2011 wurde durch den arabischen frühling geprägt, der zu erheblichen politischen umwälzungen führte. in der folge gingen die direktinvestitionen in nordafrika spürbar zurück, wohingegen die länder des golfkooperationsrates (gcc) hiervon weniger betroffen waren. konzentrierten sich deutsche investitionen in der vergangenheit zumeist auf wenige länder nordafrikas, so dürfte sich dies in zukunft ändern. hintergrund hierfür sind der demokratische wandel in vielen ländern und zahlreiche anstehende großprojekte in unterschiedlichen sektoren in der region. investitionsgarantien stehen für die weitaus meisten dieser länder auf basis bestehender ifv grundsätzlich zur verfügung und können wirksam helfen, die politischen risiken vor ort zu reduzieren.
2 30 Germany Trade & Invest (GTAI) Germany Trade & Invest Außenwirtschaft Villemombler Straße Bonn Telefon: +49 (0)228/ Telefax: +49 (0)228/ ausländische direktinvestitionen in der mena-region 2007 bis 2011 nettozuflüsse; in mio. usd Land * Ägypten Algerien Bahrain Irak Iran Jemen Jordanien Katar Kuwait Libanon Libyen Marokko Oman Saudi-Arabien Sudan Syrien Tunesien Vereinigte Arab. Emirate k. A Gesamt * Prognose der Arab Investment & Export Credit Guarantee Corp. (Dhaman Al-Istithmar, Oktober 2011). Quellen: UNCTAD (World Investment Report 2011); Arab Investment & Export Credit Guarantee Corp.
3 investitionsbedingungen in zeiten des arabischen frühlings Die Auswirkungen des Arabischen Frühlings und die unsicheren politischen und wirtschaftlichen Verhält - nisse haben im Jahr 2011 zu einer Abschwächung der Investitionstätigkeit in Nordafrika geführt. Ausländische Investoren haben vorerst eine abwartende Haltung eingenommen. Langfristig können Unternehmen jedoch von mehr Demokratie in den Umbruchländern profitieren. Neue Rahmenbedingungen mit mehr Rechtsstaatlichkeit, sozialer Partnerschaft in den Betrieben sowie neuen Freiheitsgraden können einen wirtschaft lichen Strukturwandel mit wachsenden Beteiligungs chancen einleiten. Hier kann gerade der Entwicklung in Tunesien eine Vorreiterrolle zukommen. Innerhalb der gesamten MENA-Region (Naher und Mittlerer Osten und Nordafrika) hat der Umbruch zu Verschiebungen bei einzelnen Wirtschaftsstandorten geführt. So haben die Golfstaaten teilweise an Bedeutung gewonnen. Kon krete Felder zur Zusammenarbeit bieten sich genug: ob bei der Di - versifizierung der Industrie, der Verbesserung der Infrastruktur oder beim Einsatz erneuerbarer Energien. Deutsche Engagements konzentrieren sich bisher vor allem auf die Länder mit einem gewissen industriellen Gewicht: Marokko, Tunesien und Ägypten. Dabei handelt es sich meist um reine Exportbetriebe für Elek - tronik- und Kfz-Teile sowie Textilien, aber auch die Kfz- Produktion für regionale Märkte. In den stark von Auslandsinvestments geprägten Bereichen der Öl- und Gas industrie oder dem Bergbau fallen aufgrund des deutschen Industrieprofils Beteiligungen gering aus. Die wirtschaftlichen Beziehungen sind in hohem Maße von Lieferbeziehungen, insbesondere dem Ex port von Maschinen und Anlagen sowie Konsumgütern, geprägt. Deutschland unterstützt aktiv den Demokratisierungsprozess in der arabischen Welt. Im Fokus steht die Zu - sammenarbeit beim Aufbau von Institutionen und die Verbesserung von rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Dabei ist eine enge Kooperation im Bereich der beruflichen Ausbildung ein wichtiger Wettbewerbsfaktor für Investoren. Die Entscheider in der Re - gion werden verstärkt darauf achten, die lokale Wertschöpfung zu erhöhen und Arbeitsplätze zu schaffen. Mit allen nordafrikanischen Ländern sowie fast allen Staaten des Golfkooperationsrates (GCC) sind bilate - rale Investitionsförderungs- und -schutzverträge (IFV) in Kraft. Hier schafft die Bundesregierung stabile Rahmenbedingungen für deutsche Direktinvestitionen in der Region. In ägypten haben die unsicheren politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse zu einer deutlichen Abschwächung der Investitionstätigkeit geführt. Die weitere Entwicklung bleibt ungewiss mit den religiösen Kräften als Gewinner der Wahlen, während das Militär auch weiterhin große wirtschaftliche Macht besitzt. Die längerfristige Perspektive des größten arabischen Landes bleibt für Investoren weiterhin interessant: beim Ausbau der Infrastruktur (Energie und Wasser) sowie in den Branchen Öl und Gas, Nahrungsmittel, Textil, Pharma und Kfz-Teile. Wer auch immer regiert, kommt an der Entwicklung und Realisierung einer zukunftsfähigen Wirtschaft nicht vorbei. Im Jahr 2012 wird nach 1,8 % im Vorjahr ein reales Wachstum von nur rund 1,6 % erwartet. Erst 2013 liegen die BIP-Prognosen wieder über 5%. Die Investitionen aus dem In- und Ausland sind deutlich gefallen, und eine Trendwende ist nicht in Sicht. Die ausländischen 31
4 32 Direktinvestitionen gingen im Fiskaljahr 2010/11 auf 0,9 % des BIP nach 3,1 % zurück. Mit 2,2 Milliarden geplante projekte in der mena-region anteile am projektvolumen* in % US-Dollar blieben sie um 68 % unter dem Vorjahr mit 6,8 Milliarden US-Dollar. Der Bestand deutscher Direktinvestitionen 7 % 4 % erreichte im September 2011 rund 540 Millionen US-Dollar und verteilte sich auf gut 800 Fir - Bau 11 % 32 % men. Sein Schwerpunkt war die Industrie (47% des Be - Öl und Gas stands), der Tourismus (25 %) und die Bauwirtschaft Infrastruktur Energie, Wasser (10%). Bereits vor Ort tä tige Unternehmen zeigen sich 16 % Petrochemie Industrie 30 % investitionsbereiter, kri tisieren jedoch fehlende oder zu langsame politische Entscheidungen, Verzögerungen bei Baugenehmigungen und mangelnde Kosten - sicherheit. * Ägypten, Algerien, Bahrain, Irak, Iran, Jemen, Jordanien, Katar, Kuwait, Libanon, Libyen, Marokko, Oman, Saudi-Arabien, Sudan, Syrien, Tunesien, VAE; Status: geplante Projekte in der MENA-Region ohne Projekte in Ausführung und gestoppt Quellen: Germany Trade & Invest, MEEDProjects 11/2011. Projektvolumen gesamt: Mrd. USD deutsche investitionen in ägypten januar 1970 bis september 2011 Hauptsektor Landwirtschaft Informations- und Kommunikationstechnik Bauwirtschaft Finanzdienste Industrie Dienstleistungen Tourismus Gesamt Zahl der Unternehmen Quelle: General Authority for Investment GAFI, Gesamtzufluss in Mio. USD 34,4 20,0 53,2 13,5 253,4 33,4 134,5 542,4 algeriens Wirtschaft lebt vom Öl- und Gasexport und soll 2012 um etwa 3% wachsen. Der Staat hat ge - nügend Geld für soziale Projekte und investiert groß - zügig in die Bauwirtschaft. In seiner Industriepolitik ist das Land traditionell nationalistisch. Seit 2009 hat der Protektionismus zugenommen, das Geschäftsklima leidet unter mangelhaften Gesetzen. Minderheitsbe - teiligungen sind aber möglich und bieten hohe Ge - winne, eine gründliche Risikoanalyse vorausgesetzt. So will Daimler Lkw montieren, und der deutsche An - lagen bauer Centrotherm plant den Bau einer Solar - modul fabrik für knapp 300 Millionen Euro. libyen besitzt die größten Erdölreserven Afrikas, ausländische Investoren dürften sich künftig wie bisher auf diesen Bereich konzentrieren. Chancen gibt es bei einer Stabilisierung der politischen Lage bei erneuer - baren Energien. Eine Industrie außerhalb des Erdölund Petro chemiesektors fehlt weitgehend, auch ist der Binnenmarkt mit rund 6 Millionen Einwohnern recht
5 klein. Deutsche Unternehmen engagieren sich neben der Erdölförderung auch in der Bauwirtschaft. Auch bei Nahrungsmitteln dürfte eine lokale Produktion interessant sein. In marokko haben politische Zugeständnisse und Lohnsteigerungen die sozialen Spannungen gedämpft. Die Wirtschaft soll 2012 um 3% wachsen. Im Doing- Business-Ranking der Weltbank ist das Land um 21 Positionen auf Rang 94 vorgerückt. Die politisch sta - bilen Verhältnisse dürften den Zufluss von Auslands - investitionen fördern. Marokko positioniert sich bei den Industrieinvestitionen als Alternative zu Tunesien. Chancen für deutsche Investoren gibt es vor allem in der Industrie, im Bereich Logistik sowie in der Windund Solarenergiebranche (Desertec). Im relativ stark industrialisierten tunesien können sich die Unternehmen nach dem Abgang der ehemaligen Machthaber freier entfalten. Investoren halten sich al lerdings noch zurück, die ausländischen Direktinves - titionen sind von Januar bis September 2011 um ein Fünftel gesunken. In den ersten neun Monaten 2011 haben trotzdem über 100 neue Firmen mit ausländischer Beteiligung mit der Produktion begonnen. Jobs entstanden vor allem in der Elektro- und Metallindustrie sowie in der Textilbranche. Die produzierende Export - industrie ist von sozialen Protesten wie im Phosphatbergbau weniger betroffen. vor allem mit höheren Ausgabenprogrammen. Sie leis - ten Sonderzahlungen und bauen die soziale Infrastruktur aus (Wohnraum, Bildung, Gesundheitswesen). Zu - dem investieren sie kräftig in die defizitäre Strom- und Wasserversorgung. Hinzu kommen nach wie vor lange Projektlisten wie in Katar, das sich auf die Fußball-WM 2022 vorbereitet. Branchenschwerpunkte ausländischer Direktinves ti - tionen in den GCC-Staaten bleiben Öl und Gas. Zum Ausbau der Wertschöpfung und zur Schaffung neuer Arbeitsplätze wird vor allem in die Petrochemie in ves - tiert. Deutsche Firmen beteiligen sich in der Elektro - technik, dem Fahrzeug- und Maschinenbau, der Pharmabranche und bei technischen Dienstleistungen. Attraktiv sind Projekte zur Fertigung von Öl- und Gasausrüstungen. Zu den Investoren in Saudi-Arabien ge - hören u.a. Siemens, Henkel, Bischof+Klein, SIG Combibloc, Linde-SIGAS, Zeppelin, ThyssenKrupp Uhde, MAN, Daimler Trucks und seit Neuestem Evonik. Die Golfstaaten müssen nach wie vor nahezu alle Konsum- und Investitionsgüter importieren. Die deutsche Wirtschaft tritt vor allem als Lieferant auf. Dagegen sind die asiatischen Länder bedeutende Ölkunden der Re - gion und engagieren sich nicht nur als Exporteure, sondern zunehmend auch als Investoren. Bei den gefragten schlüsselfertigen Infrastrukturvorhaben sind deren Großunternehmen starke Wettbewerber. 33 In den Staaten des gcc sind bis auf Bahrain bisher größere politische Proteste ausgeblieben, obwohl es keine Anzeichen für substanzielle politische Reformen gibt. Die Verantwortlichen reagieren auf den Umbruch Robert Espey, Dubai / Michael Marks, Kairo Fausi Najjar, Tunis / Martin Kalhöfer, Bonn
6 34 anzahl der garantien im für die mena-region ende 2011 in % 5 % 20 % Grundstoffgewinnung Bauindustrie Glas und Keramik Maschinenbau Sonstiger sekundärer Sektor Sonstiger tertiärer Sektor 31 % 10 % 20 % 14 % wichtigste mena-länder im (höchstbetrag) ende 2011 in mio. eur Ägypten Libyen Algerien Vereinigte Arabische Emirate 225 Gesamt: 6.383
7 investitionsgarantien für projekte in der mena-region Obgleich der Handel zwischen Deutschland und den Staaten der MENA-Region jüngst deutlich an Volumen gewonnen hat, entfällt nur ein vergleichsweise geringer Teil der deutschen Direktinvestitionen auf diese Länder. 1 Dennoch ist die MENA-Region mit einem Fünftel des Gesamtobligos (6,7 Milliarden Euro) bei den In ves - titionsgarantien stark vertreten. Abgesehen von Bahrain, Dschibuti, Israel 2 sowie vom Irak 3 und dem Pa läs - tinensischen Autonomiegebiet unterhält die Bun des - republik Deutsch land mit allen MENA-Staaten einen IFV und steht deutschen Unternehmen damit beim Schritt in diese aussichtsreichen Märkte auch mit den Inves titionsgarantien begleitend zur Seite. Für die meis - ten der Staaten wurden schon Garantien übernommen. Die drei vom Volumen her wichtigsten Länder im Ga - rantiebestand dieser Region sind Ägypten (3,5 Milliarden Euro), Libyen (1,4 Milliarden Euro) sowie Algerien (1,0 Milliarden Euro), in denen Öl- und Gasvorhaben ein erhebliches Garantievolumen ausmachen. Die Golf- Staaten sind bislang noch nicht so stark vertreten. Viele MENA-Länder haben gerade im letzten Jahr einen erheblichen politischen Veränderungsprozess durchlebt. Trotz der damit zum Teil einhergegangenen Verschlechterung der politischen Lage konnten auch in 2011 auf Basis intensiver Risikoanalysen und beste - hender IFV weiterhin Garantien für Länder aus der Re - gion vergeben werden. Dies zeigt deutlich, dass Investitionsgarantien auch in politisch schwierigen Zeiten in den Zielländern ein verlässliches Instrument zum Risikomanagement für deutsche Unternehmen dar stellen Die MENA-Region und ihre Bedeutung für die deutsche Wirtschaft, Steffen Behm, Leiter des Referats Nordafrika, Nah- und Mittelost, Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK), 12. Juli Der am 24. Juni 1976 unterzeichnete IFV ist noch nicht in Kraft getreten, aber dennoch vorläufig auf deutsche Investitionen in Israel anwendbar. 3 Der IFV wurde am 4. Dezember 2010 unterzeichnet. Perspektivisch ergeben sich für deutsche Unternehmen in der MENA-Region durch den anhaltenden Demo kra - tisierungsprozess wieder gute Geschäftsmöglich keiten. Derzeit bestehen noch offene Anträge mit einem Volumen von 2,5 Milliarden Euro, wobei aufgrund der langfristig positiven wirtschaftlichen Aussichten der meisten Staaten wieder von einer höheren Investitionstätigkeit und damit einhergehend auch von einer noch stärkeren Nachfrage nach Investitionsgarantien auszugehen ist. Die deutschen Unternehmen könnten dann insbesondere zur Diversifizierung der Industrie und ei ner Ve r - besserung der Infrastruktur beitragen. Die Investitionsgarantien werden hierbei auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.
8 chancen und risiken der wirtschaftsbeziehungen deutscher unternehmen im nahen und mittleren osten 36 NUMOV Nah- und Mittelost-Verein e.v. Die Region des Nahen und Mittleren Ostens ist mit ca. 60% der weltweiten Ölreserven und ca. 45 % der Gasvorkommen von höchster Bedeutung für die Energieund Rohstoffversorgung weltweit und zudem durch ihre zen trale Lage zwischen Europa und Asien geostrategisch begünstigt. Nah- und Mittelost-Verein e.v. Jägerstraße 63 d, Berlin Telefon: +49 (0)30 / Telefax: +49 (0)30 / numov@numov.de Zur aktuellen Einschätzung von Chancen und Risiken der Wirtschaftsbeziehungen deutscher Unternehmen im Nahen und Mittleren Osten führte der 78-jährige Nah- und Mittelost-Verein (NUMOV) unter seinen Mitgliedsunternehmen eine Umfrage durch. Bereits der Vergleich der Handelsvolumina deutscher Exporte in die MENA-Region von Januar bis September 2011 mit denen im gleichen Zeitraum 2010 zeigt zum einen ein überdurchschnittliches Wachstum mit 5,19 % im globalen Vergleich und zum anderen mit dem Ex - port volumen von 40,5 Milliarden Euro die gewichtige Rolle deutscher Unternehmen im Exportgeschäft mit der MENA-Region. 40 % des Vermögens aller weltweiten Staatsfonds sind im Besitz von Staaten des Nahen und Mittleren Ostens, wobei die Abu Dhabi Investment Authority der Vereinigten Arabischen Emirate mit 627 Milliarden US-Dollar weltweit führend ist. Aufgrund des Aufkommens des Arabischen Frühlings legen die finanzstarken Länder des GCC, zu denen Bahrain, Katar, Kuwait, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate gehören, großen Wert darauf, die Einnahmen aus dem Erdölexport verstärkt in den Ausbau ihrer Infrastruktur und in die Diversifizierung ihrer Wirtschaft zu investieren. Der beispiellose Bauboom der arabischen Halbinsel hält nach wie vor an. Saudi- Arabien liegt mit einem gegenwärtigen Projektvolumen
9 von insgesamt 647 Milliarden US-Dollar vor den Vereinigten Arabischen Emiraten. Ziel ist dabei der genannte Ausbau der Infrastruktur sowie die Diversifizierung der Wirtschaft in den Bereichen Petrochemie, Energie, Wasser, Transport, Logistik und Dienstleistungen. Das Medizinwesen, das Bildungssystem und die Landwirtschaft werden bestmöglich modernisiert, wobei den Faktoren Nachhaltigkeit und Energieeffizienz beson - dere Bedeutung beigemessen wird. Beispiel hierfür ist die King Abdullah Economic City, eine Stadt nördlich von Jeddah im Königreich Saudi-Arabien, die mit einem Budget von 93 Milliarden US-Dollar erbaut wird und neben Wohnraum auch weitere Industrie und Wirtschaft aggregieren soll. Das Projektvolumen zur Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2022 in Katar, das beispielsweise den Bau der zwölf klimatisierten Stadien beinhaltet, wird auf bis zu 170 Milliarden US-Dollar geschätzt. Das Wachstum des realen BIP von durch schnittlich 6,8 % in den GCC-Ländern sowie der stabile Devisenzufluss in - folge des hohen Ölpreises von gegenwärtig über 100 US- Dollar pro Barrel unterstützten die In vestitionsfreudigkeit. So stiegen beispielsweise die deutschen Exportzahlen nach Saudi-Arabien um 12,5 % auf 4,77 Milliarden Euro. In den Transformationsländern wie Ägypten, Libyen und Tunesien gab es durch die zu rückliegende Politik soziale Brennpunkte in den Ge sellschaften, die zentrale Ursache des Ausbruchs des Arabischen Frühlings war. Libyens Infrastruktur und Wirtschaft erfuhr durch den Aufstand erheblichen Verlust. Der wirtschaftliche Aufbau im Zuge des begin nenden Transforma - tionsprozesses in den Ländern des Nahen und Mitt - leren Ostens birgt enormes Potenzial. Nicht nur die Restauration der zerstörten Infrastruktur bietet ein wirtschaftlich interessantes Geschäftsfeld, die Region insgesamt wird, wie es bereits in der Golfregion ge - schieht, in die Wirtschaft investieren. Bis zum reibungslosen Ablauf der Geschäfte könnte in der Übergangsphase in 2012 weiterhin das potenzielle Risiko bestehen, dass Aufträge ausgesetzt werden, die materielle Versorgung durch die unsicheren Lieferketten nicht gewährleistet wird und die Finanzspielräume der Ge - schäftspartner eingeschränkt sind. Zusammenfassung: Die Mehrheit der befragten Unternehmen geht davon aus, langfristig die Chancen nutzen zu können und ihr Engagement in der Region auszubauen. Kurzfristig lassen sich Erfolg versprechende Ge - schäfte und Investitionen in den Ländern des GCC realisieren. Der Bauboom bietet gute Chancen für deutsche Unternehmen. Trotz einer großen Dichte von internationalen Mitbewerbern ist die deutsche Wirtschaft im Nahen und Mittleren Osten sehr gut positioniert. Deutsches Know-how und Made in Germany stehen international und insbesondere im Nahen Osten für Qualität und höchsten technologischen Standard. Diese Zuversicht teilen auch die befragten Mitglieder des Nah- und Mittelost-Vereins. Sie gehen mit großer Mehrheit davon aus, dass sich die Märkte in der Übergangsphase im Jahr 2012 erholen werden, um dann hoffnungsvoll ihr Entwicklungspotenzial zu entfalten. Helene Rang, Geschäftsführender Vorstand 37
Staaten mit der höchsten Anzahl an Migranten USA 13,5. Russland 8,7. Deutschland 13,1. Saudi-Arabien. Kanada. Frankreich 10,7 10,4.
Migration Nach Aufnahmestaaten, Migranten in absoluten in absoluten Zahlen Zahlen und Anteil und an Anteil der Bevölkerung an der Bevölkerung in Prozent, in 2010 Prozent, * 2010* Migranten, in abs. Zahlen
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