Herausforderndes Verhalten
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- Swen Kerner
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1 Herausforderndes Verhalten Herausforderung für sonderpädagogisches Handeln Clemens Hillenbrand Universität Oldenburg Feuersteintagung des BDH Ebermannstadt, 4. November 1
2 Unterrichtsstörungen inklusive? Hintergrund Oder: Auftrag wirksamer Bildung Fundament Oder: Was wissen wir? Überblick Oder: sozial emotionale Förderung inklusiv Verfahren Oder: What works? Fazit Oder: Perspektiven Anwendung 3 Inklusion Auftrag wirksamer Bildung Hintergrund 4 2
3 Inklusion ein Prozess! UNESCO 2005 Inklusion wird also als ein Prozess verstanden, bei dem auf die verschiedenen Bedürfnisse von allen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen eingegangen wird. Erreicht wird dies durch verstärkte Partizipation an Lernprozessen, Kultur und Gemeinwesen, sowie durch Reduzierung und Abschaffung von Exklusion in der Bildung. Dazu gehören Veränderungen in den Inhalten, Ansätzen, Strukturen und Strategien. Diese Veränderungen müssen von einer gemeinsamen Vision getragen werden, die alle Kinder innerhalb einer angemessenen Altersspanne einbezieht, und von der Überzeugung, dass es in der Verantwortung des regulären Systems liegt, alle Kinder zu unterrichten. (Deutsche Unesco Kommission 2009, 9) Inklusion: effektive Unterstützung Inklusion ist ein politischer Auftrag Persons with disabilities receive the support required, within the general education system, to facilitäte their effective education. (BRK, Art.24, 3d; Hervorh. C.H.) Unterstützung folgt den Personen! mit wirksamen (effektive, evidenzbasierte) Maßnahmen im allgemeinen Bildungssystem gemäß individueller Bildungsbedürfnisse 3
4 Was wir wissen... das Fundament 7 Herausforderndes Verhalten eine Herausforderung! European Agency (2003) Behaviour, social and/ or emotional difficulties are identified as presenting the biggest challenge in relation to the inclusion of learners with SEN in mainstream provision. (EA, 2003, 12) 8 4
5 Prävalenz und Persistenz Psychische Belastungen im Kindes und Jugendalter sind verbreitet KiGGS Studie: Mädchen (N=7102) und Jungen (N= 7376 ), 3 17 Jahren, repräsentativ und international: 14,7% zeigen auffällige oder grenzwertige psychische Belastungen! (Hölling et al., 2007) sind sehr stabil insbes. externalisierende Formen! (Laucht, Esser, Schmidt, 1999; Ihle, 2007) zeigen sich auch in der Schule: ca. 30% der Zeit gehen durch Unterrichtsstörungen verloren (Helmke, 2005) 9 Prävalenz Schulformen Höhe der psychischen Belastungen korreliert stark mit der Schulform höchste Belastungen: Grundschule Hauptschule Förderschule (Remschmidt & Walter 1990) Differenzierte Befunde in verschiedenen Förderschultypen: Prävalenz ist generell deutlich erhöht! (Hillenbrand, 2009) Aufgrund theoretischer Grundlage gut begründet: Risiken erhöhen psychische Belastung 10 5
6 Förderschwerpunkt Hören Deutlich erhöhte Prävalenz auch international belegt (Überblick: Hintermair, Dietzel & Gutjahr, ) Studie (Hintermair, 2006: SDQ, N = 426 Mütter/ Väter hörgeschädigter Kinder): Prävalenz steigt um das 2,5 bis 3 fache! Verhaltensstörungen FöSch Hören Norm Hörgeschädigte (M) Hörgeschädigte (V) 0 11 Überblick sozial emotionale Förderung inklusiv 12 6
7 Auftrag Inklusion meint Das Angebot wirksamer, effektiver, evidenzbasierter Maßnahmen im allgemeinen Bildungssystem gemäß den individuellen Bedürfnissen Wie geht das? Responsives Handlungsmodell (Response to Intervention) Internationaler Konsens sogar gesetzlich verankert (IDEA, No Child left Behind Act) 13 Ein Rahmenkonzept für Inklusion Responsives Handlungsmodell in 3 Stufen 1. Universelle Maßnahmen Effektive Unterrichts und Schulgestaltung für alle Schüler ~15% 3. Indizierte Maßnahmen Spezielle Hilfen bei hohen Risiken 2. Selektive Maßnahmen Hilfen für Schüler unter Risikobedingungen 100% der Schüler 7
8 Wirksame Unterstützung Verhalten Metaanalyse von Durlak et al., 2011; mit N= Effektive Förderung von emotional sozialen Kompetenzen führt zu Verbesserungen um ca % im Verhalten ca. 11% in schulischen Leistungen Klassenlehrer sind besonders erfolgreich! Präventionsmaßnahmen reduzieren die Wahrscheinlichkeit massiver Aggression von 15% auf 8%! (Wilson et al. 2003) Wirksame Unterstützung Verhalten Metaanalyse von Durlak et al., 2011; mit N= Effektives Sozial emotionales Lernen in der Schule Förderung sozial emotionaler Fertigkeiten positive Lernumgebungen etablieren Sozial kognitive Förderprogramme Classroom Management Überblick zu wirksamen Maßnahmen: liste praevention.de/ Hoch wirksam für Verhalten und Lernen: Classroom Management 8
9 Unterstützung konkret Wirksame Verfahren 17 Evidenzbasierte Förderung inklusiv (nach Sayeski & Brown, 2011, S.11) Stufe 3 Selbst Monitoring, differentielle Lern und Verhaltensdiagnostik, individualisierte Förderprogramme, Krisen / Interventionsplan, gezielte Instruktion Stufe 2 Regeln, Förder und Trainingsprogramme, Verstärkersystem, Token Programme, Verhaltenskontrakte, Interventionstechniken, Monitoring und Förderplan Stufe 1 Peer Tutoring, Aktivierung der Lernenden, klare Kommunikation, Strukturierung von Lernprozess und Klassenraum, Modellierung positiven Verhaltens, L S Beziehung, Routinen, Monitoring 9
10 Stufe 2: Regellernen International bekanntes Verfahren: Good Behavior Game (seit 1969) Vielfach evaluiert Langzeitstudie von Einschulung bis 21. Lebensjahr : Reduktion von Aggression, Substanzkonsum (Kellam, 2009) Maßnahme mit Langzeiteffekten, die nur von Lehrern implementiert wird! Hohe Akzeptanz bei Lehrkräften und Schülern In den USA & D mehrfach ausgezeichnet (Z.B. von U.S. Center for Substance Abuse Prevention,U.S. Office of Juvenile Justice and Delinquency Prevention, School ViolenceResourceCente, Center for the Study and Prevention of Violence. D: Preis im USAble Wettbewerb der Körber Stiftung Hamburg) 19 Stufe 2: KlasseKinderSpiel Gruppenkontingenzverfahren Regeln gemeinsam bestimmen Gruppen bilden (3) Spielzeit festlegen Siegermannschaft: Wer die Regeln am besten beachtet... Direkte Rückmeldung an die Gruppe über Erfolg! Effekte: Insbesondere Schüler mit Risiken profitieren! 20 10
11 STUFE 2: LUBO AUS DEM ALL Förderprogramm für emotionale und soziale Kompetenzen, liegt für Vorschulalter und Schuleingang vor Adaptionen für Förderschwerpunkte (L, ES, GE): Evaluationsprojekte abgeschlossen, Publikation in Vorbereitung Jahrgang 3 4: Programm entwickelt auf gleicher Theoriebasis, Evaluation abgeschlossen, Publikation in Vorbereitung Jugendalter (Jg. 7 9), Programm entwickelt auf gleicher Theoriebasis, Evaluationsprojekt abgeschlossen STUFE 2: Lubo aus dem All Fundament: Anwendung der erweiterten Theorie Sozialkognitiver Informationsverarbeitung 11
12 STUFE 2: Evaluation Experimentelle Studie Randomisiertes Kontrollgruppendesign mit über 600 Kindern in 14 Kindergärten und 10 Schulen Kölns, 3 Messzeitpunkte über 10 Monate ( ) Ergebnis: Lubo Kinder wissen und zeigen signifikant mehr sozial angemessene Verhaltensstrategien und Verhaltensprobleme verringern sich Besonders profitieren Kinder unter Risiko, gerade auch Kinder mit IQ < 85! STUFE 2: Anzahl problematischer Verhaltenszuschreibungen durch Mitschüler (PAI) (Hennemann, Hillenbrand & Hens, 2011) EG KG ,33 10,72 11,26 11,17 12,13 10,61 13,97 13,36 12,04 11,1 10, , Pre Post Followup Pre Post Followup emotional soziales Risiko kognitives Risiko Emotional soziales Risiko: Pre Post: nicht signifikant Pre Follow up: EG signifikant besser als KG (ANCOVA, p <.05); mittlerer Effekt (Eta 2 = 0,06) kognitives Risiko: Pre Post: EG signifikant besser als KG (ANCOVA, p <.05; mittlerer Effekt (Eta 2 = 0,07) Pre Follow up: EG signifikant besser als KG (ANCOVA, p <.05); mittlerer Effekt (Eta 2 = 0,08) 24 12
13 Stufe 3: Selbst-Monitoring (nach Rafferty, 2010) Beitrag zum Ziel Eigenverantwortung (selbstreguliertes Verhalten) durch Ausbau vorhandener Kompetenzen 2 Dimensionen Selbst Beobachtung und Selbst Dokumentation 25 Stufe 3: Selbst-Monitoring (nach Rafferty, 2010) Schritte 1. Ziel bestimmen eine vorhandene kompetente Verhaltensweise identifizieren (bekannt? Passung zu sozialen Situationen?) 2. Akzeptanz Um Unterstützung des Vorgehens bei der Schülerin/ dem Schüler werben 3. Selbstbeobachtung Methode zur Selbstbeobachtung festlegen 4. Anleiten Schülerin zur Selbstbeobachtung und Selbst Dokumentation anleiten 5. Implementieren Selbstbeobachtung und eigenes Feed Back implementieren 6. Evaluation Nach Erfolg die Maßnahme allmählich ausblenden 26 13
14 Stufe 3: Selbst-Monitoring Vorteile von Selbst Monitoring Hohe Individualisierung der Maßnahmen alters und situationsspezifische Passung wenig Aufwand weniger Aufmerksamkeit weckend hoch wirksame Steigerung kompetenter Verhaltensweisen, insbes. Motivation und Schulleistung Transfer durch Schüler selbst auch bei vorliegenden Behinderungen (Lernen, Verhalten, Autismus, kognitive Beeinträchtigungen) evaluiert mit Einbindung der Schülerin/ des Schülers selbst Sehr gut wissenschaftlich überprüft (Cooper et al., 2007) 27 PERSPEKTIVEN Fazit 28 14
15 Sozial emotionale Förderung... erfordert differenziertes KnowHow! Eine additive Sammlung von einzelnen Maßnahmen reicht nicht aus! Der Einsatz nach spezifischer Wirksamkeit erhöht die Praktikabilität und verringert die Belastung für alle Beteiligten. Die Einbindung in ein Rahmenkonzept erst führt zum Ziel... Inklusion die Erfüllung der Bedürfnisse aller Beteiligten! 15
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