Wann ist Gewalt Gewalt?
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- Theodor Hochberg
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1 Wann ist Gewalt Gewalt? D I E G E W A L T L E B T D A V O N, D A S S S I E V O N A N S T Ä N D I G E N M E N S C H E N N I C H T F Ü R M Ö G L I C H G E H A L T E N W I R D. J.P. Sartre Dr. Birgit Jellenz-Siegel Psychologin, Mitarbeiterin von Pro Senectute Österreich
2 Wann ist Gewalt Gewalt? WANN SPRECHEN WIR VON GEWALT? * WIE ENTSTEHT SIE? * WAS IST HILFREICH? - WIE KANN ICH VORBEUGEN? Dr. Birgit Jellenz-Siegel Psychologin, Mitarbeiterin von Pro Senectute Österreich
3 Definition von Gewalt 1. Gewalt ist der Einsatz wie immer gearteter Zwangsmittel, mit dem Ziel, einen Menschen gegen seinen Willen zu einer Verhaltensänderung zu bewegen (zu zwingen).
4 Definition von Gewalt 2. Gewalt ist eine vermeidbare Beeinträchtigung menschlicher Grundbedürfnisse, deren Entstehung von vielen Faktoren beeinflusst wird, die jedoch veränderbar sind und zum Handeln auffordern. Prof. Hirsch, BRD
5 Kennzeichen von Gewalt mangelndes Bewusstsein/Wissen - vor allem bei den Betroffenen geschieht meist im Verborgenen Gewaltopfer schämen sich (oft auch TäterInnen)
6 Kennzeichen von Gewalt oft bestehen große gegenseitige Abhängigkeiten Täter-Opfer-Gegensatz trifft nicht immer zu Gewalthandlung wird oft gebilligt, bagatellisiert, entschuldigt Gewaltschutzmaßnahmen sind nur bedingt anwendbar
7 Gewalt im sozialen Nahraum keine repräsentativen Zahlen! Auswertung von 49 internationalen Studien: fast 25% der betreuungsbedürftigen alten Menschen erleben Gewalt 20% erleben Vernachlässigung 1/3 der betreuenden Angehörigen von Demenzkranken berichtet über von ihnen ausgeübte Gewalt, davon 5 % als körperliche Misshandlungen.
8 Gewalt in Institutionen keine repräsentativen nationalen Stichprobenergebnisse: schwere Zugänglichkeit von Organisationen Befragungen von Pflegepersonal (USA/BRD) ergab: Psychische Gewalt beobachtet: 63% bis 81% selbst schon begangen: 40% bis 45% Physische Gewalt bzw. aktive Vernachlässigung beobachtet: 30% bis 36% selbst schon begangen: 10%
9 Gewaltformen: indirekt direkt STRUKTUR indirekt KULTUR direkt PERSON
10 STRUKTURELLE GEWALT Indirekte Gewalt: Normen & Strukturen schaffen ein Ordnungssystem, welches Schutz bietet, aber auch einengt oder benachteiligt. Verkehrsregeln Altersgrenzen Kennzeichen: verdeckt und schwer fassbar
11 STRUKTURELLE GEWALT Beispiele im Betreuungskontext: Mangelhafte Lebensräume Unzureichender Personalschlüssel Hausordnungen (Essenszeiten) sind nicht bedürfnisorientiert Öffnungszeiten von Einrichtungen
12 KULTURELLE GEWALT Indirekte Gewalt: Kollektive Vorurteile Sündenbock-Philosophie Altersdiskriminierung (Ageismus) Tradiertes Frauenbild Infantilisierung legitimiert direkte oder indirekte (strukturelle) Gewalt
13 PERSONELLE GEWALT Direkte Gewalt: seelische oder emotionale Gewalt: isolieren demütigen quälen körperliche Misshandlung oder Gewalt finanzielle Ausbeutung
14 PERSONELLE GEWALT Einschränkung des freien Willens sexuelle Belästigung oder Gewalt physische Gewalt durch aktives Handeln oder Nicht-Handeln (Vernachlässigung) Kennzeichen: Gewalt durch AkteurInnen
15 Gewaltformen: indirekt direkt STRUKTUR indirekt KULTUR direkt PERSON
16 Auslöser für Aggression & Gewalt Aggression Reaktion auf etwas Tieferliegendes Grundbedürfnis ist nicht gegeben: Zuwendung Geborgenheit Anerkennung- Autonomie Sicherheit Angstfreiheit Ruhe -
17 Auslöser für Aggression & Gewalt Bedrohung niedriger Selbstwert, Hilflosigkeit Zielblockaden Frustration Überforderung ( runterschlucken )
18 Auslöser bei Bezugs-/Betreuungspersonen persönlich: geringe Lebenszufriedenheit, vom Leben enttäuscht geringe Frustrationsgrenze momentane Konflikte, Belastungen in der eigenen Lebenssituation wenig(er) Sozialkontakte eigene körperliche oder psychische Beeinträchtigung (Sucht, Depression, )
19 Auslöser bei Bezugs-/Betreuungspersonen Arbeitsplatz: Überforderung durch Überschreiten der persönlichen Belastungsgrenze Zu wenig Wissen über Krankheitsfolgen Starke Sympathie/Antipathie dem Betreuenden gegenüber Häufung verschiedener Belastungsfaktoren Soziale Isolation
20 Auslöser bei (dementen) älteren Menschen Missachtung von Gefühlen und Bedürfnissen Überschreiten der Privatsphäre Erleben von Zwang, Misshandlung, Gewalt
21 Auslöser bei (dementen) älteren Menschen Krankheitsfolgen : Wegfall der Hemmschwelle Schmerzzustände kognitive Veränderungen : Informationsverarbeitung Sprache
22 Auslöser bei (dementen) älteren Menschen Das, was bleibt, sind Emotionen!! Grundemotionen: Ekel Freude Überraschung Traurigkeit Furcht Wut Scham
23 Was ist hilfreich bei Gewalt? Informiert sein! Hinschauen! Grenzen setzen! Unterstützung holen! Handeln!
24 Was ist hilfreich bei Gewalt? Beratungsstellen kontaktieren: Gewaltschutzzentren Frauenberatungsstellen, Frauenhäuser Männerberatung Telefonseelsorge 142
25 Was ist hilfreich bei Gewalt? Gesetzliche Maßnahmen beanspruchen: Polizei (Anzeige) Wegweisung - Betretungsverbot
26 Was ist hilfreich bei Gewalt? Beratungstelefon Bei Gewalt gegen ältere Menschen
27 Gewaltvorbeugung im beruflichen Kontext Perspektivenwechsel Reflexion des eigenen Handelns Reflexion der eigenen Haltung _
28 Gewaltvorbeugung Es ist besser, das kleinste Licht anzuzünden, als über die Finsternis zu schimpfen (Sokrates, 399 v.chr.)
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