Bedeutung von Pflegekonzepten für die Prävention von Gewalt & Aggression
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- Annika Heinrich
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1 BGW- Partnervortrag -Gewalt gegen Pflegende Bedeutung von Pflegekonzepten für die Prävention von Gewalt & Aggression Dr. Sascha Schmidt Präventionsdienste, Bezirksstelle Bochum
2 istock/angiephotos Definition von Gewalt in der Arbeitswelt Jede Handlung, Begebenheit oder von angemessenem Benehmen abweichendes Verhalten, wodurch eine Person im Verlauf oder in direkter Folge ihrer Arbeit schwer beleidigt, bedroht, verletzt oder verwundet wird. (vgl. Nienhaus et al., 2016) Dr. Sascha Schmidt Bez.Stelle Bochum / Deutscher Pflegetag Seite 2
3 BGW/Werner Bartsch Was ist unter Aggression und Gewalt durch den zu Pflegenden zu verstehen Schlagen, kratzen, beißen, treten, stoßen, an den Haaren ziehen Beleidigende Sprache, obszöne Kommentare Mit Fenstern und Türen knallen Mit Kleidern und Gegenständen werfen Gegenstände zerstören Durcheinander anrichten Mehrarbeit provozieren (z.b. absichtliches Verschütten, absichtliches Einnässen) Ständig klingeln Wände beschmieren Unnötige Unselbständigkeit Boykottieren des Pflegeprogramms Permanentes Nörgeln und Klagen Übertriebene Erwartungshaltungen bzw. Forderungen Sexuelle Belästigung Autoaggression Dr. Sascha Schmidt Bez.Stelle Bochum / Deutscher Pflegetag Seite 3
4 Mögliche Ursachen für Gewalt und Aggressionen bei zu Pflegenden Krankheitsbedingte Veränderungen im Gehirn Krankheitsbedingter Kontrollverlust über die Gefühle Hadern mit dem eigenen Schicksal Fehlende Selbstbestimmung Gefühl der Abhängigkeit und Hilflosigkeit Medikamentenbedingte Persönlichkeitsveränderungen Angst und Verzweiflung Ungewohnte Umgebung Freiheitsentzug Dr. Sascha Schmidt Bez.Stelle Bochum / Deutscher Pflegetag Seite 4
5 Mögliche Auslöser für Gewalt und Aggressionen bei zu Pflegenden Die Häufung verschiedener Ursachen / Belastungsfaktoren Gefühlte Missachtung der eigenen Gefühle und Bedürfnisse Zwang, Misshandlung, Gewalt und Aggression Grenzüberschreitendes Eindringen in die Intimsphäre Akute Angst Dr. Sascha Schmidt Bez.Stelle Bochum / Deutscher Pflegetag Seite 5
6 BGW/Bertram Solcher Folgen von Gewalt und Aggressionen bei Pflegenden könne sein: Gefühl der Ohnmacht Angst/Verunsicherung Erschöpfungsgefühle / Burnout Posttraumtische Belastungsstörungen Fehlzeiten und damit mögliche finanzielle Verluste für Gesundheitseinrichtungen Institutionswechsel / Berufsausstieg Veränderung der Arbeitsbeziehung unter Kolleginnen und Kollegen Gewalt und Aggressionen gegenüber zu Pflegenden Physische / psychische Gewalt / Vernachlässigung Dr. Sascha Schmidt Bez.Stelle Bochum / Deutscher Pflegetag Seite 6
7 Gewalt und Aggressionen in der Pflege Wissenschaftlicher Beleg von Gewalt und Aggression in der Pflege liegen vor. Ursachen, Auslöser gegenüber Pflegenden sind mannigfaltig Unterschiedlichste Folgen für Pflegende -> kann aber auch negative Gegenreaktion bei dem zu Pflegenden hervorrufen (Opfer-Täter/Täter-Opfer) Auf der Ebene von organisatorischen Präventionsmaßnahmen im Arbeits- und Gesundheitsschutz können Pflegekonzepte, Fachkonzepte oder Interventionen hilfreich sein aggressives gewaltsames Verhalten zu reduzieren T-O-P-Prinzip (vgl. Nienhaus et al., 2016). Handlungsmöglichkeit auf organisatorischer Ebene An den Ursachen und Auslösern von Gewalt und Aggressionen bei den zu Pflegenden selbst ansetzten. Dr. Sascha Schmidt Bez.Stelle Bochum / Deutscher Pflegetag Seite 7
8 Beispiel: stationäre Altenpflege Großer Anteil von Menschen mit Demenz zeigen verschiedene (herausfordernde) Verhaltensweisen. Sehr häufig kommen vor: aggressives psychomotorisches Verhalten (kratzen, kneifen) verbal aggressives psychomotorisches Verhalten (anschreien) Darüber hinaus mit ähnlich hohen Anteilen: nicht aggressives psychomotorisches Verhalten (herumlaufen) passives Verhalten (apathisch sitzen) Resultiert insgesamt in Belastungen mit erhöhten Beanspruchungen bei den Pflegenden. Am meisten belasten in der stationären Altenpflege aggressive Verhaltensweisen (Schmidt et al. 2012). Dr. Sascha Schmidt Bez.Stelle Bochum / Deutscher Pflegetag Seite 8
9 Schweizer Studie zum Thema Aggression in der stationären Altenpflege I (Zeller et al., 2014) 60% der Aggressionsereignisse traten während pflegerischer Verrichtungen mit Körperkontakt auf. Die 3 am häufigsten genannten Auslöser 1. Die Bewohnerin versteht die Situation nicht (n=204) 2. Bewohnerin ist überfordert (n=171) 3. Bewohnerin ist verwirrt (n=135) Die 3 am häufigsten genannten Strategien in der akuten Phase 1. Beruhigendes Gespräch 2. Auf Distanz gehen 3. Den Raum verlassen Dr. Sascha Schmidt Bez.Stelle Bochum / Deutscher Pflegetag Seite 9
10 Schweizer Studie zum Thema Aggression in der stationären Altenpflege II (Zeller et al., 2014) Vorgehen zum Verstehen der aggressiven Verhaltensweise: 1. Suche nach Ursachen aggressiven Verhaltens (52%) 2. Beschreibung des Verhaltens in einem Pflegebericht (51%) 3. Beruhigendes Sprechen (43%) 4. Abklären körperlicher Ursachen für aggressives Verhalten (41%) 5. Sichtweise der Bewohner/innen einnehmen (39%) Schlussfolgerungen (Exzerpt): Förderung der Assessmentkompetenzen und den Einsatz standardisierter Instrumente Unterstützung durch Vorgesetzte und ein offizielles Vorgehen für betroffene Pflegende Dr. Sascha Schmidt Bez.Stelle Bochum / Deutscher Pflegetag Seite 10
11 Rahmenempfehlung Rahmenempfehlungen zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Menschen mit Demenz in der stationären Altenhilfe ien/publikationen/pflege/berichte/bericht_rahmenempfehlu ngen_zum_umgang_mit_herausforderndem_verhalten_bei_ Menschen_mit_Demenz_in_der_stationaeren_Altenhilfe.pdf Dr. Sascha Schmidt Bez.Stelle Bochum / Deutscher Pflegetag Seite 11
12 Empfehlung: Pflegerische Maßnahmen 1. Verstehende Diagnostik 2. Einsatz von Assessmentinstrumenten 3. Validieren 4. Erinnerungspflege 5. Berührung, Basale Stimulation, Snoezelen 6. Bewegungsförderung 7. Pflegerisches Handeln bei akuten psychiatrischen Krisen Dr. Sascha Schmidt Bez.Stelle Bochum / Deutscher Pflegetag Seite 12
13 BGW/Werner Bartsch 1. Empfehlung : Verstehende Diagnostik Perspektive des Menschen mit Demenz im Mittelpunkt Nutzung vielfältiger erklärender Aspekte zum Verständnis von des Verhaltens (Strukturmodell z.b. NDB-Modell) regelmäßige Fallbesprechungen Einbeziehung der Menschen mit Demenz 2. Empfehlung: Assessmentinstrument als Leitfaden für Fallbesprechung nutzen z.b. IdA (Innovatives demenzorientiertes Assessment) Verhaltenserfassung Ursachensuche - Zusammenfassung (Halek und Bartholmeyczik 2010) Dr. Sascha Schmidt Bez.Stelle Bochum / Deutscher Pflegetag Seite 13
14 Need driven dementia compromised behaviour model (NDB- Model) bedürfnisorientiertes, demenzbezogenes Verhaltensmodell Dr. Sascha Schmidt Bez.Stelle Bochum / Deutscher Pflegetag Seite 14 (nach Kolanowski, 1999 in Halek et al. 2009)
15 Erkenntnisse aus dem Leuchtturmprojekt InDemA I Dr. Sascha Schmidt Bez.Stelle Bochum / Deutscher Pflegetag Seite 15 (Hardenacke et al., 2011)
16 Erkenntnisse aus dem Leuchtturmprojekt InDemA II Auswirkungen der Verstehenden Diagnostik im Belastungserleben Pflegender Sinken von Belastungserleben in den Bereichen Probleme mit anderen teilen können Beschimpft werden von Bewohnern Ruhigstellen der Bewohner Insgesamt steigt die Zufriedenheit mit der Versorgung von Bewohnern mit Demenz Allgemeine Arbeitssituation (Hardenacke et al., 2011) Dr. Sascha Schmidt Bez.Stelle Bochum / Deutscher Pflegetag Seite 16
17 Fazit Das Auftreten von Gewalt und Aggressionen sind in der Pflege hoch und werden als belastend durch die Pflegenden beschrieben. Aggressive Verhaltensweisen zeigen besonders Menschen mit Demenz Neben technischen Präventionsmaßnahmen und Präventionsmaßnahmen auf der persönlichen Ebene sind Maßnahmen auf der organisatorischen Ebene wichtig > Die Bedeutung von Konzepten zur pflegerischen Versorgung bei aggressiven Verhaltensweisen wird deutlich Es gibt erste wichtige Erkenntnisse bei der Umsetzung von Konzepten, die in der Pflegepraxis speziell in der stationären Altenpflege möglich sind (Rahmenempfehlung)-> weiterer Forschungsbedarf ist notwendig, besonders im Pflegesetting KH, ambulante Pflege Dr. Sascha Schmidt Bez.Stelle Bochum / Deutscher Pflegetag Seite 17
18 Dr. Sascha Schmidt Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege Präventionsdienste Bochum Universitätsstraße Bochum Dr. Sascha Schmidt Bez.Stelle Bochum / Deutscher Pflegetag Seite 18 sascha.schmidt@bgw-online.de
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