Handschrift. Schule unterwegs. Wie Tablet und Stift die alte Kulturtechnik mit digitaler Technologie verbinden. Nachhaltigkeit CIRCLES.

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1 Best.-Nr Lernen Unterrichten Erziehen Schule unterwegs Manege statt Klassenzimmer aktiv mit dem Rad unterwegs neue Museen in Berlin laden ein Handschrift Wie Tablet und Stift die alte Kulturtechnik mit digitaler Technologie verbinden CIRCLES Neues Medienkonzept zur Berufsorientierung Nachhaltigkeit Initiativen für klima- und kindgerechte Schulhöfe Weiterbildung Umgang mit sexueller Gewalt an Schulen

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3 EDITORIAL IMPRESSUM Liebe Leserin, lieber Leser, den Lockerungen der Coronamaßnahmen zufolge haben wir das Gröbste dieser Pandemie überstanden. Es wird also Zeit, ähnlich wie nach einem Sturm, die Folgen zu betrachten und aufzuräumen. Der Unterrichtsausfall hat bei Schülerinnen und Schülern zu Lernrückständen geführt. Es wird bereits diskutiert, wie diese Defizite aufgeholt werden können. Ideen dazu gibt es viele. Es stellt sich allerdings die Frage, welche davon wirklich etwas taugen. Mehr dazu lesen Sie in dieser Ausgabe ab Seite 14. Schülerinnen und Schüler sind natürlich nicht die einzigen Leidtragenden der Pandemie. Die plötzliche Notwendigkeit, digitale Hilfsmittel verwenden zu müssen, die zum Teil auch noch nur unzureichend zur Verfügung standen (und immer noch stehen), sorgte auch bei Lehrkräften und Eltern für erheblichen Stress. Alle Seiten berichten von Hürden, sagt etwa Hannes Schwaderer, Präsident der Initiative D21. Sie hat Eltern und Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler zu ihren Erfahrungen mit dem digitalen Unterricht während der Coronapandemie befragt. Mehr über die Ergebnisse der Befragung erfahren Sie ab Seite 6. Ein weiteres Thema, über das in jüngster Vergangenheit viel diskutiert wurde, sind die Maßnahmen in den Klassenräumen, um die Verbreitung des SARS-CoV-2-Virus zu reduzieren Stichwort Lüften. Oder doch besser mit einem mobilen Luftreiniger filtern? Selbst die Wissenschaft ist sich nicht ganz einig. Aufschluss soll eine Untersuchung der Hochschule München geben, die seit Juli 2021 an bayerischen Schulen die Luftqualität in 233 Klassenzimmern überprüft und verschiedene Lüftungskonzepte miteinander vergleicht. Ob das Stoßlüften nach einer Unterrichtsstunde ausreicht, lesen Sie ab Seite 20. Die Coronapandemie wirkte sich natürlich auch auf Klassenfahrten und Schulausflüge aus, die nahezu vollständig ausfielen oder verschoben wurden. Mit Bike over borders stellen wir Ihnen ab Seite 42 eine interessante Alternative für die Klassenfahrt vor, deren Charme auch darin liegt, dass vieles an der frischen Luft stattfindet. Außerdem stellen wir ab Seite 39 spannende Schulzirkuskonzepte vor, die nicht nur bei Kindern für leuchtende Augen sorgen dürften. Und wenn die Coronamaßnahmen weiter gelockert werden, wird auch der Besuch eines Museums wieder auf dem Plan stehen. Was es hier an Neues in Berlin zu entdecken gibt, stellen wir ab Seite 44 vor. Darüber hinaus widmen wir uns in dieser Ausgabe auch dem zweiten großen Thema unserer Zeit: dem Klimaschutz. Ab Seite 18 erfahren Sie, wie das UNESCO-Programm Bildung für mehr Nachhaltigkeit (BNE) an deutschen Schulen umgesetzt wird. Und ab Seite 46 berichten wir über Projekte der Deutschen Umwelthilfe (DUH), mit denen aus betongrauen Schulhöfen grüne Wohlfühloasen entstehen sollen, die nicht nur Flora und Fauna dienen, sondern auch das Lernklima für Schülerinnen und Schüler verbessern sollen. Viel Spaß beim Lesen wünscht Marc Hankmann Redakteur bildungspezial Impressum Freie Redaktion Marc Hankmann Hermann-Löns-Str. 11b Sendenhorst Tel Verlag Friedrich Verlag GmbH Luisenstraße 9, Hannover Tel. 0511/ Fax: 0511/ Geschäftsführung Julia Reinking bildung+ ist ein Geschäftsbereich der Friedrich Verlags GmbH Verantwortung für den Anzeigenteil Markus Brandt (V. i. S. d. P.) Adresse s. Verlag Anzeigenmarketing Bianca Schwabe Tel. 0511/ Bettina Wohlers Tel. 0511/ Druck Dierichs Druck+Media GmbH & Co. KG Frankfurter Straße Kassel Titelabbildung Foto: stock.adobe.com, sodawhiskey Best.-Nr Bei Nichtlieferung infolge höherer Gewalt oder Störungen des Arbeitsfriedens bestehen keine Ansprüche gegen den Verlag. Beiträge sind urheberrechtlich ge schützt. Alle Rechte vorbehalten. Auch unverlangt ein gesandte Manuskripte werden sorgfältig ge prüft. Unverlangt eingesandte Bücher werden nicht zurückgeschickt. bildungspezial

4 Editorial Impressum 3 8 Foto: stock.adobe.com, Karin & Uwe Annas UNTERRICHT Der sogenannte digitale Unterricht Erfahrungen der Leidtragenden in der Coronapandemie 6 Wirtschaft ist nicht gleich Wirtschaft Studie betrachtet ökonomische Bildung zum ersten Mal bundesweit 8 Berufsorientierung mit Sinnfindung Ganzheitliches Konzept entlastet Lehrkräfte 12 LERNORT SCHULE Pauken um jeden Preis? Coronabedingte Lerndefizite und wie sie aufgeholt werden sollen 14 Mehr Nachhaltigkeit in der Bildung Das UNESCO-Programm BNE 2030 in deutschen Schulen 18 Filtern, Lüften oder beides? Erste Studie zur Luftqualität in Klassenräumen gibt wichtige Anhaltspunkte Foto: Wacom DIGITALISIERUNG Das Beste aus zwei Welten Tablet und Stift verbinden alte Technik und neue Technologie 24 Checkliste für die IT Das Gütesiegel Breitband Schulen soll Sicherheit bei IT-Entscheidungen geben 27 Datenschutz in der Schule Wo bleiben länderübergreifende Kriterien und Standards? 30 Bildungsoffensive aus Bonn Digitale Schule: Telekom kooperiert mit Apple und Microsoft 34 Update für die Fachdidaktik Denkanstöße für ein Bildungssystem in ständiger Bewegung 36 Das digitale Helferlein Was Lehrkräfte von Edu Apps erwarten Foto: DJH-Hauptverband SCHULE UNTERWEGS Zirkus macht Schule Manege statt Klassenzimmer 39 Klassenfahrt gegen Coronafrust Wir schaffen den Berg! 42 Neu in der Museumsfamilie Reise zu Vergangenem, Gegenwärtigem und Künftigem 44 INITIATIVEN UND INNOVATIONEN Grüne Oasen statt grauem Beton Förderung: Schulhöfe sollen fit fürs Klima werden 46 Schule kann auch Tatort sein Initiative: digitale Fortbildung für Lehrkräfte gegen sexuelle Gewalt 48 4 bildungspezial

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6 Foto: stock.adobe.com, alfa27 Es fehlt einiges, wenn es um digitalen Unterricht geht. Die D21-Studie beleuchtet hierzu die Erfahrungen von Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern sowie deren Eltern während der Coronapandemie. Der sogenannte digitale Unterricht Erfahrungen der Leidtragenden in der Coronapandemie Fehlende digitale Lernmaterialien, keine Geräte, gestresste Eltern, überforderte Lehrkräfte. Dass es mit dem digitalen Unterricht nicht weit her ist, dürfte inzwischen jedem klar sein. Die Initiative D21 unterfüttert die Defizite mit Fakten. Wo hapert es am meisten? Corona ist wie ein Brennglas, unter dem Mängel schonungslos zutage treten. Das betrifft auch den digitalen Unterricht, der bereits vor der Pandemie immer wieder in der Kritik stand. Und jetzt, wo Schulen mehr denn je auf digitale Technik angewiesen sind, um in Zeiten von Homeschooling wenigstens halbwegs den Unterricht aufrechterhalten zu können, wird deutlich, wie schlecht die digitale Ausstattung des deutschen Bildungswesens ist. Die Initiative D21, ein branchenübergreifendes Netzwerk aus Politik, Wirtschaft sowie Wissenschaft und Zivilgesellschaft mit rund 200 Mitgliedsunternehmen und -organisa tionen, lässt nun die zu Wort kommen, die unter diesen Bedingungen zu leiden hatten: Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie Eltern. Wenig Vorerfahrung, viele Hürden, große Offenheit Im Rahmen des D21-Digital-Index 2020/2021 hat das Marktforschungsunternehmen Kantar im Auftrag von D21 über Personen ab 14 Jahre befragt, darunter 205 Eltern, 155 Schülerinnen und Schüler sowie 40 Lehrkräfte, deren Antworten aufgrund der geringen Fallzahl lediglich als Tendenzaussagen in die repräsentative Studie einflossen. Die Frage lautete: Wie erlebten Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern den digitalen Schulunterricht während Corona? Das Ergebnis: Es gibt wenig Vorerfahrung, viele Hürden, aber auch große Offenheit für mehr Digitalisierung. Über zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) erlebten beim digitalen Unterricht während Corona Hindernisse, die sich vor allem in der Organisation des Unterrichts zeigten. Weit weniger Schwierigkeiten gab es im Zusammenhang mit der Infrastruktur, also mit der Internetverbindung und Hardware. 6 bildungspezial

7 DIGITALISIERUNG So wurde als größtes Problem das Fehlen einer einheitlichen Vorgehensweise genannt, wie und wo Unterrichtsmaterial zur Verfügung gestellt wurde. 42 Prozent der Befragten nannten diese Hürde. Dieses Manko dürfte vor allem beim Homeschooling zum Tragen gekommen sein. Die Hälfte der Studienteilnehmer gab an, dass die Übermittlung des Materials zwar digital erfolgte, die Seiten dann aber doch ausgedruckt werden mussten, um sie bearbeiten zu können. So ist man ganz schnell wieder im Analogen. Außerdem waren nur 47 Prozent der Ansicht, dass die digitalen Lernmittel selbsterklärend und einfach nutzbar gewesen seien. Noch niedriger ist die Zustimmung zur Frage, ob ausreichend Unterrichtsstunden digital stattgefunden hätten. Nur 39 Prozent sind dieser Meinung. Auch dass es ein koordiniertes Vorgehen unter den Lehrkräften gegeben hätte, dass sie sich gut vernetzt und abgesprochen hätten, bejahten in der D21- Studie nur 37 Prozent der Befragten. Selbstorganisation ist belastend Das am zweithäufigsten genannte Problem beim digitalen Unterricht war daher auch die Selbstorganisation (37 Prozent). Schülerinnen und Schüler nannten dies zwar nicht so häufig als Problem wie Eltern oder Lehrkräfte, doch empfanden sie die Selbstorganisation laut Studienergebnisse belastender als die Erwachsenen. Die hatten wiederum mehr Probleme im Umgang mit den Geräten. 27 Prozent der Befragten gaben als Problem eine ungenügende Erklärung an, wie die eingesetzte Technik anzuwenden sei. 16 Prozent hatten schlicht nicht genügend Geräte zur Verfügung. Auch wenn sich nur 14 Prozent über eine unzureichende Internetverbindung beklagten, fällt in den Ergebnissen doch auf, dass viele Lehrkräfte den Breitbandzugang generell nicht für ausreichend erachteten. Auch ein ungenügender Datenschutz wurde von 8 Prozent der Befragten als infrastrukturelles Hindernis angesehen. Taskforce für einen Fahrplan Ob Lehrkräfte, Schülerinnen, Schüler oder Eltern alle Seiten berichten von Hürden, sagt Hannes Schwaderer, Präsident der Initiative D21, zu den Studienergebnissen. So ist es Foto: Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit Barbara Schwarze aus dem Präsidium der Initiative D21 kritisiert, dass Lehrkräfte zu oft auf sich allein gestellt sind Foto: Felix Matthies Hannes Schwaderer, Präsident der Initiative D21, schlägt eine Task Force für die Umsetzung der Digitalisierung im Schulwesen vor auch kein Wunder, dass 83 Prozent der Teilnehmer der Meinung sind, dass digitaler Unterricht den Präsenzunterricht nicht ersetzen kann. Dennoch mündet diese offensichtliche Verdrossenheit nicht in einer Ablehnung der Digitalisierung des Bildungswesens. 78 Prozent der Befragten, darunter viele Lehrkräfte, wünschen sich in Zukunft verpflichtende Fortbildungen zur Nutzung digitaler Lernformate für Lehrerinnen und Lehrer. Knapp drei Viertel geben an, dass die Unterrichtskonzepte mehr auf die digitale Welt angepasst werden müssten, und fast ebenso viele erhoffen sich von der Coronapandemie einen Schub für die Digitalisierung des Bildungswesens. Corona verdeutlicht, dass effektiver digitaler Unterricht weit mehr erfordert als die Ausstattung mit Computern und Internet, ergänzt D21-Präsident Schwaderer. Schulen brauchen mehr strategische Unterstützung: Bei den Veränderungen im Bereich der Organisation, der Entwicklung von Digitalkonzepten, sowie Investitionen in professionelle IT-Betreuung und Personalentwicklung. Schwaderer schlägt eine Taskforce aus Bund und Ländern zusammen mit den Betroffenen aus der Praxis vor, die einen Fahrplan für die Umsetzung der Digitalisierung im Schulwesen erarbeiten soll. Lehrkräfte bleiben bei der Umsetzung des digitalen Unterrichts zu oft auf sich gestellt, während auf ihnen die größte Verantwortung lastet, nennt Prof. Barbara Schwarze aus dem Präsidium der Initiative D21 einen Punkt, an dem die Digitalisierung in der Schule hakt. Wir müssen Lehrkräften viel stärker den Rücken freihalten, damit sie sich auf Inhalte und pädagogische Methoden konzentrieren können. Für die deutlich vermehrten organisatorischen Aufgaben müssten Schulträger und Politik neue Lösungen finden. Offenheit für Trial and Error Dazu gehört für die Diplomsoziologin von der Hochschule Osnabrück ein konkreter Werkzeugkasten mit digitalen Tools und Plattformen, die alle notwendigen Anforderungen erfüllen und aus denen die Lehrkräfte sich bedienen können. In diesem Rahmen braucht es auch eine Offenheit für Trial and Error, sagt Schwarze. Das geben auch die Studienergebnisse wieder: 74 Prozent meinen, es sollten öfter neue Lernformen oder digitale Arbeitsweisen ausprobiert werden, auch auf die Gefahr hin, sie wieder verwerfen zu müssen, weil sie nicht funktionieren. Doch auch wenn der Großteil der Befragten davon ausgeht, dass künftig mehr digitale Medien und Materialien im Unterricht eingesetzt (72 Prozent) und Schulen besser mit digitaler Infrastruktur ausgestattet werden (70 Prozent), darf nicht missachtet werden, dass 60 Prozent der Befragten befürchten, dass die Coronapandemie Ungerechtigkeiten im Bildungswesen verschärfen könnte. Unter einem Brennglas wird eben nicht nur der Status quo deutlich. Es hinterlässt auch verbrannte Erde. Marc Hankmann bildungspezial

8 Foto: stock.adobe.com, Karin & Uwe Annas Die OeBIX-Studie ermittelt zwischen den einzelnen Bundesländern erhebliche Unterschiede im Umgang mit ökonomischer Bildung Wirtschaft ist nicht gleich Wirtschaft Studie betrachtet ökonomische Bildung zum ersten Mal bundesweit Inwiefern das Thema Ökonomie in den Curricula verankert werden soll, ist eine Frage, die kontrovers diskutiert wird und auf die die Bundesländer ihre ganz eigenen Antworten gegeben haben. Nun liegt erstmals eine Studie vor, die eine bundesweite Analyse zur ökonomischen Bildung in weiterführenden allgemeinbildenden Schulen vornimmt. Eine solche Betrachtungsweise fehlt bislang. Es existieren zwar inhaltliche Analysen von Lehrplänen und schulischen Rahmenvorgaben sowie von Zentralabituraufgaben und Untersuchungen zur ökonomischen Bildung mit Fokus auf einzelne Bundesländer, aber eine bundesweite Datenerhebung wurde bislang nicht durchgeführt. So fehlte im Bereich der ökonomischen Bildung eine faktenbasierte Grundlage für die Verankerung der ökonomischen Bildung im deutschen Schulsystem. Das führte bislang dazu, dass ökonomische Bildung in den 16 Bundesländern sehr heterogen gehandhabt wird. Es gibt kein bundesweit einheitliches Fach Wirtschaft, wie das etwa bei Erdkunde, Geschichte, Chemie oder Sport der Fall ist. Stattdessen heißen die Fächer Wirtschaft, Wirtschaftslehre oder Wirtschaft und Recht. Oder ökonomische Themen finden sich als inhaltlicher Bestandteil von Fächern wie Weltkunde, Politik, Verbraucherbildung, Gemeinschaftskunde oder Gesellschaftslehre wieder. Diese Heterogenität setze sich in der Lehrkräfteausbildung fort, sagt die Flossbach von Storch Stiftung. Die wirtschaftswissenschaftlichen und wirtschaftsdidaktischen Anteile in den Studiengängen variierten je nach Bundesland und Studienstandort sehr stark. Kurzum: Die Lage ist unübersichtlich. Fragen, in welchen Fächern und in welchem Umfang ökonomische Bildung im allgemeinbildenden Schulsystem vorkommt, lassen sich nicht so einfach beantworten. 8 bildungspezial

9 UNTERRICHT Studie indexiert die Bundesländer Ökonomische Bildung gehört zur Allgemeinbildung, meint Verena von Hugo, Vorstand der Flossbach von Storch Stiftung. Deshalb sollte sie von grundständig wirtschaftlich ausgebildeten Lehrkräften unterrichtet werden, sodass junge Menschen auch auf diesem Gebiet fundiert auf das Leben nach der Schule vorbereitet sind. Um dieses Ziel zu erreichen, hat die Stiftung beim Institut für Ökonomische Bildung der Universität Oldenburg (IÖB) die OeBIX-Studie in Auftrag gegeben. Um die Frage zu beantworten, wie die ökonomische Bildung in den weiterführenden allgemeinbildenden Schulen in Deutschland verankert ist, wird in der Studie der Index Ökonomische Bildung (OeBIX) aufgestellt. Grundlage dieses Index sind quantifizierbare Daten zum Beispiel über die Pflicht- und wirtschaftlich fokussierten Wahlpflichtfächer sowie über Integrationsfächer, in denen ökonomische Themen unterrichtet werden. Zudem wurde etwa auch die Anzahl an Kontingentstunden ermittelt. Darüber hinaus wird die Situation an den Hochschulen anhand quantifizierbarer Daten berücksichtigt. Um im OeBIX 100 Prozent zu erreichen, muss ein Bundesland den Umfang eines normalen Nebenfachs erfüllen: sechs Pflichtstunden und zwei Wahlpflichtstunden Wirtschaft in der Sekundarstufe I, zwei Kontingentstunden in der Einführungsphase sowie eine Belegpflicht in der Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe und die Möglichkeit einer Abiturprüfung auf erhöhtem Niveau. In der Lehrerausbildung erreichen die Bundesländer dann 100 Prozent, wenn jeder Ausbildungsstandort über eine wirtschaftsdidaktische Professur verfügt und die Kreditpunkte für das Fach einem normalen anderen Fach in der Lehrerbildung der jeweiligen Hochschule entsprechen. Vorweg: Diese Anforderungen erfüllt kein einziges Bundesland. Niedersachsen an der Spitze Am nächsten kommen ihnen Niedersachsen, Baden-Württemberg, Bayern, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt. Sie erfüllen über die Hälfte der Anforderungen. Der Mittelwert beträgt 45,4 Prozent. Nordrhein-Westfalen, Bremen, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern liegen über dem OeBIX-Durchschnitt. Am Ende befinden sich Sachsen und Rheinland-Pfalz, die beide nicht einmal ein Drittel der Anforderungen erfüllen. Niedersachsen punktet mit einem eigenständigen Fach Wirtschaft an nichtgymnasialen Schulformen und der auf diese Schulformen bezogenen Wirtschaftslehrkräftebildung. In Baden-Württemberg wird Wirtschaft zwar als eigenständiges Fach an allen weiterführenden allgemeinbildenden Schulformen unterrichtet, aber im Vergleich zu Niedersachsen zieht das Ländle in Sachen Wahlpflichtbereich den Kürzeren. In Baden-Württemberg gibt es in der Sekundarstufe I kein Wahlpflichtangebot für ökonomische Bildung. Beide Bundesländer schneiden zudem in der Lehrkräfteausbildung gut ab. In Baden-Württemberg und Niedersachsen gibt es an allen Hochschulen, an denen Wirtschaftslehrkräfte für das nichtgymnasiale Lehramt ausgebildet werden, eine wirtschaftsdidaktische Anzeige bildungspezial

10 OeBIX-Gesamtergebnis Niedersachsen Baden-Württemberg Bayern Schleswig-Holstein Sachsen-Anhalt Nordrhein-Westfalen Bremen Hessen Bundesdurchschnitt Mecklenburg-Vorpommern Brandenburg Thüringen Hamburg Berlin Saarland Sachsen Rheinland-Pfalz 73,91 % 66,22 % 63,84 % 54,16 % 50,96 % 49,77 % 46,59 % 45,68 % 45,40 % 45,26 % 39,11 % 35,56 % 35,21 % 35,06 % 34,43 % 27,42 % 23,15 % 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % Quelle: OeBix-Studie, 2021 Professur. Daran scheitert zum Beispiel das Saarland. Mit 7,58 Prozent liegt das Bundesland weit unter dem Durchschnitt von 39,2 Prozent, obwohl es beim Teilindex Schule mit 47,85 Prozent fast an den Durchschnitt von 48,5 Prozent heranreicht. Die Teilindizes Im Teilindex Schule geht es um die quantitative Verankerung ökonomischer Bildung in den weiterführenden allgemeinbildenden Schulformen. Hier erreicht keines der Bundesländer auch nur ansatzweise den Umfang eines normalen Nebenfachs, ist in der Studie zu lesen. In der Sekundarstufe I steht für die ökonomische Bildung im Durchschnitt nicht einmal die Hälfte der Unterrichtszeit wie für ein normales Nebenfach zur Verfügung. Das etwas bessere Abschneiden der Sekundarstufe II führen die Studienautoren auf die überdurchschnittlich positiven Ergebnisse einzelner Bundesländer wie etwa Hessen zurück. Im Teilindex Lehrkräftebildung ist der Abstand zwischen den führenden Baden Württembergern (86,6 Prozent) und dem Schusslicht Bremen (4,45 Prozent) noch größer als im Gesamt OeBIX. Zudem kommen 13 Bundesländer mit Blick auf die Studiengänge für ökonomische Bildung für das gymnasiale Lehramt nicht auf 50 Prozent. In Berlin sind in der gymnasialen Lehrkräftebildung gar keine wirtschaftswissenschaftlichen und wirtschaftsdidaktischen Inhalte vorgesehen. An den Hochschulen beginnt das eigentliche Drama um die mangelhafte ökonomische Bildung, resümiert Prof. Dr. Dirk Loerwald, wissenschaftlicher Leiter der Studie. Qualitative Aussage nicht möglich Die Flossbach von Storch Stiftung spricht von einem strukturellen Mangel bei den Lehramtsstudiengängen. Die Verankerung der ökonomischen Bildung im föderalen Bildungssystem bezeichnet sie als defizitär. Es sei zudem nicht gelungen, den von verschiedenen Wirtschaftsverbänden im Jahr 2003 vorgeschlagenen Mindeststandard für ökonomische Bildungsinhalte schulformübergreifend in der Sekundarstufe I zu erfüllen. Die Kultusministerkonferenz einigte sich damals nur auf die Einführung von Bildungsstandards für den Mittleren Schulabschluss in den Fächern Deutsch, Mathematik und Erste Fremdsprache. Da der OeBIX auf quantitativen Daten fußt, sind keine Aussagen über die Qualität des Wirtschaftsunterrichts möglich. Die Studie setzt zum Beispiel vier Stunden in einem Fach Politik / Wirtschaft mit einem Anteil von 50 Prozent ökonomischer Bildung mit zwei Stunden Unterricht in einem eigenständigen Fach Wirtschaft gleich, aber ob es nicht doch qualitative Unterschiede gibt, lässt sich anhand der vorliegenden Daten ebenso wenig ermitteln wie etwaige Diskrepanzen zwischen Erlassen, Lehrplänen oder Stundentafeln und der Realität im Schulalltag. Dafür bedarf es weiterer Studien. i Marc Hankmann Flossbach von Storch Stiftung Die Flossbach von Storch Stiftung wurde 2006 von den Vermögensverwaltern Dr. Bert Flossbach und Kurt von Storch gegründet. Die Stiftung will Bildung und Erziehung in den Bereichen Wirtschaft und Finanzen fördern. Ökonomische Bildung ist aus Sicht der Stiftung ein unentbehrlicher Bestandteil der Allgemeinbildung und Voraussetzung für ein selbstbestimmtes, unabhängiges Leben. 10 bildungspezial

11 UNTERRICHT bildungspezial

12 Berufsorientierung mit Sinnfindung Ganzheitliches Konzept entlastet Lehrkräfte Was soll ich nach dem Abi machen? Studieren, eine Ausbildung beginnen oder zunächst ein Gap Year einlegen? Diese Fragen beschäftigen nicht nur viele Oberstufenschülerinnen und -schüler. Auch für Lehrkräfte ist die Berufsorientierung eine Herausforderung. Ein innovatives Medienkonzept des Ernst Klett Verlags unterstützt sie dabei. In der Oberstufe sind in allen Bundesländern verbindliche Unterrichtseinheiten zur Berufsorientierung vorgesehen je nach Bundesland und Schulform in unterschiedlichen Fächern. Wie die Schulen die Vorgaben umsetzen, bleibt jedoch in der Regel ihnen überlassen. Die Lehrerinnen und Lehrern sind gefordert, eigene Ideen und Konzepte für den Unterricht zu entwickeln. Keine leichte Aufgabe angesichts des komplexen Themas, des straffen Unterrichtsprogramms und der Vorbereitung auf das Abitur. Berufsorientierung kommt oft zu kurz Im Unterricht bleibt oft wenig Zeit, Berufsorientierung kontinuierlich anzubieten. Das Thema kommt nicht selten zu kurz, weiß Sandra Thomalla aus Erfahrung. Die Lehrerin für Deutsch, Geschichte und Studium & Beruf koordiniert am bilingualen Gymnasium Freie Schule Anne-Sophie in Berlin die Berufs- und Studienorientierung. Gemeinsam mit Fachleuten aus dem Ernst Klett Verlag hat sie ein ganzheitliches Konzept für die schulische Berufsorientierung entwickelt und in ihren Klassen erprobt. CIRCLES startet mit der individuellen Sinn-, nicht mit der Berufsfindung. Wir betrachten den Menschen als Ganzes, stellen die Person, nicht den Beruf in den Fokus, nennt Jelena Kilpper, für CIRCLES zuständige Projektmanagerin im Ernst Klett Verlag, ein wesentliches Merkmal des Konzepts, das auf eine Kombination verschiedener Medien setzt. ist das Arbeitsheft: Es enthält auf 36 Seiten zahlreiche Aufgaben, Einzel- und Gruppenübungen, mit denen die Schülerinnen und Schüler ihre Stärken, Interessen, Wertevorstellungen und Zukunftswünsche erkunden. Außerdem informiert das Heft über Berufsund Studienmöglichkeiten, Gap-Year-Varianten, Kriterien bei der Berufswahl, Wege zur Entscheidungsfindung und über Veränderungen der Berufswelt. Wir haben das Arbeitsheft bewusst kompakt gehalten und uns auf die zentralen Themen beschränkt, sagt Jelena Kilpper. Denn zum einen stehen nur wenige Unterrichtsstunden zur Verfügung, zum anderen übernehmen oft Lehrkräfte die Berufsorientierung, die damit keine oder wenig Erfahrung haben. Deshalb ist es wichtig, dass sie sich ohne allzu großen Zeit- und Arbeitsaufwand einarbeiten können. Eigentlich unterrichten alle Lehrkräfte fachfremd. Denn Berufsorientierung ist weder im Studium noch im Referendariat Thema, stellt die Projektmanagerin fest. Das Arbeitsheft ist modular aufgebaut und kann im Unterricht flexibel eingesetzt werden die einzelnen Unterrichtseinheiten können zum Beispiel komprimiert im Rahmen einer Projektwoche oder über einen längeren Zeitraum verteilt bearbeitet werden. Auch der Einsatz in verschiedenen Fächern, zum Beispiel im Deutsch-, Wirtschafts- oder Gemeinschaftskundeunterricht, ist möglich. Mit der IKIGAI-Methode dem richtigen Beruf auf der Spur Foto: Klett Verlag Arbeitsheft Das crossmediale Paket besteht aus einem klassischen Schülerarbeitsheft, einer kostenlosen App und der CIRCLES-Plattform. Basis Webseite Auf der CIRCLES-Plattform können Lehrkräfte kostenlos eine Handreichung mit Lösungshinweisen für die im Arbeitsheft ge 12 bildungspezial

13 UNTERRICHT stellten Aufgaben und mit methodischen Anregungen für den Unterricht herunterladen. Außerdem finden Lehrerinnen und Lehrer unter circles.klett.de ergänzende Unterrichtsmaterialien rund um das Thema Berufsorientierung zum Beispiel Profile von rund 150 Berufen oder Tipps zur Finanzierung von Studium, Ausbildung oder Gap Year. Zusätzliche Informationen und Materialien bietet die Webseite auch für die Jugendlichen selbst und für ihre Eltern. Denn die haben oft großen Einfluss darauf, welche Wege ihre Kinder nach der Schule einschlagen. App nach dem japanischen Ikigai-Prinzip Wanted: mehr Orientierung im Berufedschungel Studiengänge, mehr als 320 anerkannte Ausbildungsberufe: Viele Jugendliche fühlen sich angesichts der großen Zahl von Studiengängen und Ausbildungsmöglichkeiten unsicher und orientierungslos; viele starten mit einem Misserfolg ins Leben nach der Schule. Fast jeder dritte Studierende bricht das Studium ab; jede vierte Ausbildung wird nicht abgeschlossen. i Neue Wege beschreitet der Verlag mit der CIRCLES-App, die sich Schülerinnen und Schüler kostenlos downloaden können. Die App orientiert sich an der japanischen Lebensphilosophie Ikigai. Ikigai bedeutet so viel wie Sinn oder Wert des Lebens. Es geht darum herauszufinden, wofür es sich zu leben lohnt, was das Leben lebenswert macht, erklärt Jelena Kilpper. Um Erfüllung und Zufriedenheit zu finden, sollten nach dem Ikigai-Prinzip vier verschiedene Bereiche berücksichtigt werden, die sich durch folgende Fragen charakterisieren lassen: Worin bist du gut? Was liebst du? Was braucht die Welt? Wofür wirst du bezahlt? Die Antworten sind so verschieden wie die Menschen. Der Idealzustand ist die Schnittmenge der vier Bereiche. Wir haben diesen Ansatz auf die berufliche Orientierung übertragen, sagt Jelena Kilpper. Denn für ein langfristig erfülltes Berufsleben ist eine ganzheitliche Betrachtung nötig. Den eigenen Talenten und Wünschen auf der Spur Ein umfassender Fragenkatalog hilft den Jugendlichen zu erkennen, was sie wollen, wo ihre Stärken und Schwächen liegen, welche Ziele sie haben und welche Werte ihnen wichtig sind. Neben der eigenen Einschätzung ist auch das Urteil von Freunden, Eltern oder anderen Vertrauenspersonen gefragt. So können die Schülerinnen und Schüler ihr Smartphone während einer Unterrichtseinheit oder in den Pausen an ihre Mitschülerinnen und Mitschüler weitergeben, damit diese die Fragen beantworten; der Fragenkatalog zur Fremdeinschätzung kann aber auch als Link oder QR-Code weitergeleitet werden. Die App wertet Selbst- und Fremdeinschätzung aus, erstellt für jeden Jugendlichen ein individuelles Profil mit Stärken und Schwächen und vergleicht es mit den Profilen echter Berufstätiger. Die Schülerinnen und Schüler erhalten bei diesem Matching eine Liste mit Personen, deren Arbeitsalltag mit den eigenen Stärken und Wünschen am meisten übereinstimmen. So bekommen sie einen ersten Eindruck, welche Berufe für sie infrage kommen und wohin ihre berufliche Reise gehen könnte. Ziel des Matchings ist es nicht, den absoluten Traumberuf für die Jugendlichen zu finden. Wir wollen sie vielmehr anregen, über ihre Fähigkeiten und Ziele nachzudenken und dabei auch Wege und Berufe in Betracht zu ziehen, an die sie bisher vielleicht noch nicht gedacht haben, erklärt Jelena Kilpper. Den idealen Weg zum Beruf gibt es ohnehin nicht. Nicht jede Karriere verläuft geradlinig; oft führen Umwege zum Ziel und zu einem erfolgreichen, erfüllten Berufsleben. Auch das ist eine Erkenntnis, die CIRCLES vermittelt und die den Jugendlichen die Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen und in eine Sackgasse zu geraten, nehmen kann. Datenbank wächst Bislang haben rund Menschen Fragen zu ihren Berufen und den in ihrem Berufsleben wichtigen Fähigkeiten und Werten beantwortet. Daten aus mehr als 250 verschiedenen Berufen sind in der Datenbank erfasst und es sollen mehr werden. Denn Informationen aus erster Hand sind für junge Leute beim Start ins Berufsleben sehr wertvoll. Berufstätige können Schülerinnen und Schüler bei ihrer Berufsorientierung unterstützen, indem sie Fragen zu ihrem Beruf und ihrem Berufsalltag beantworten und ihre anonymisierten Daten spenden. Das Interesse an der ganzheitlichen Berufsorientierung ist groß, das zeigen die Downloads der App, und die Verkaufszahlen des Arbeitshefts App und Plattform können kostenlos genutzt werden, das Arbeitsheft kann im Webshop für 6,95 Euro gekauft werden. Eva Walitzek Foto: Klett Verlag bildungspezial

14 Pauken um jeden Preis? Coronabedingte Lerndefizite und wie sie aufgeholt werden sollen Erste Studien belegen, dass die Schulschließungen während der Hochzeiten der Coronapandemie zu Lernrückständen bei Schülerinnen und Schülern geführt haben. Nun geht es darum, diese Defizite wieder aufzuholen. Ideen dazu gibt es viele. Von März bis Mai 2020 sowie von Mitte Dezember 2020 bis Mitte Februar 2021 waren die Schulen geschlossen, um die Verbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Inzwischen liegen erste Studien zu den Auswirkungen dieser Schulschließungen vor. So ergab beispielsweise eine Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) von Schülerinnen und Schülern in den Klassen 11 und 12 an gymnasialen Oberstufen allgemeinbildender Schulen in acht Bundesländern, dass mehr als ein Drittel (37 Prozent) an einem typischen Homeschooling-Tag nicht mal zwei Stunden für Schulaufgaben aufgebracht haben. Der ifo Bildungsbarometer 2020 kommt zu dem Schluss, dass sich der durchschnittliche Zeitaufwand für schulische Aktivitäten von 7,4 Stunden vor der Coronakrise auf 3,6 Stunden während der Schulschließungen mehr als halbiert hat. Insbesondere leis tungsschwächere Schulkinder haben ihren Lernumfang reduziert. Ähnliche Ergebnisse treten bei Studien im Ausland zutage. In Großbritannien wurden bei Kindern im Grundschulalter beträchtliche Unterschiede in der Lernzeit zwischen ärmeren und bessergestellten Familien festgestellt zuungunsten der sozial schwächer gestellten Kinder. Untersuchungen aus den Niederlanden belegen, dass sich während der Schulschließung im vergangenen Jahr in unserem Nachbarland ein durchschnittlicher Lernverlust von einem Fünftel des Schuljahrs eingestellt hat und das, obwohl die technische Ausstattung niederländischer Schulen vergleichsweise gut ist, sie also eigentlich besser auf Fernunterricht vorbereitet sein müssten. In Deutschland wurden Lehrkräfte im Dezember 2020 für das Deutsche Schulbarometer nach Lernrückständen bei den Schulkindern befragt. 38 Prozent der Lehrkräfte gaben an, dass sie den Eindruck haben, dass es bei mehr als der Hälfte bzw. fast allen Schülerinnen und Schülern zu Lernrückständen gekommen ist. Hier wird allerdings auch ein Problem deutlich, denn im Rahmen der Umfrage wurden die Lehrkräfte nach ihren subjektiven Eindrücken befragt. Eine bundesweite Lernstandserhebung, mit der man die Auswirkungen der Schulschließungen länderübergreifend quantifizieren könnte, gibt es nicht. Dennoch legen die genannten Studienergebnisse nahe, dass der Fernunterricht die Effekte von Schulschließungen nicht adäquat kompensieren konnte, lautet das Fazit einer Kurzstudie des Instituts der deutschen Wirtschaft zum Bildungsmonitor 2021 der neoliberalen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM). Bildung, Arbeitsmarkt, Einkommen Durch die Schulschließungen müssen nun Lernrückstände aufgeholt werden. Die Frage ist,wie das am besten gelingt. Foto: Sozialverband Deutschland In der Kurzstudie schlägt das Institut der Deutschen Wirtschaft den großen Bogen zu gesellschaftlichen Kosten, die langfristig durch die entstandenen Lerndefizite zu befürchten sind. Geringe Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler können zu geringeren Bildungsabschlüssen führen. Das kann wiederum negative Folgen für die Berufswahl, die Chancen auf dem Arbeitsmarkt und damit auf das spätere Einkommen haben. Prof. Dr. Ludger Wößmann, Leiter des ifo Zentrums für Bildungsökonomik, geht davon aus, dass ein Unterrichtsausfall von einem Drittel eines Schuljahres das spätere Einkommen der betroffenen Schülerinnen und Schüler um drei bis vier Prozent verringern könnte. Niedrigere Einkommen bedeuten niedrigere Steuereinnahmen. Diesen Entwicklungen muss dringend gegengesteuert werden, heißt es in der Kurzstudie. 14 bildungspezial

15 DIGITALISIERUNG Insbesondere in den Wirtschaftszweigen, die auf die MINT-Kompetenzen der Arbeitnehmer angewiesen sind, herrscht große Sorge. Michael Stahl, Geschäftsführer Bildung und Volkswirtschaft des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, geht davon aus, dass durch die Schulschließungen die MINT-Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler zurückgehen werden. Das bereitet uns große Sorgen, da dadurch ein Mangel an geeigneten Bewerberinnen und Bewerber für eine duale Berufsausbildung und eine Stagnation des ohnehin geringen Frauenanteils zu befürchten ist, sagt Stahl. Entwicklung von Schülerkompetenzen in Mathematik und Naturwissenschaften, in PISA-Punkten Mathematik Naturwissenschaften Psychosoziale Folgen der Schulschließungen Ausblick Um solchen möglichen negativen Folgeerscheinungen der Schulschließungen entgegenzutreten, wird daran gearbeitet, Lerndefizite aufzuholen. Das ist jedoch nur eine Seite der Medaille, denn es geht auch darum, gegen psychosoziale Folgen vorzugehen. Nach den Analysen des deutschen Familienpanels pairfam wiesen im Mai/Juni 2020 etwa 25 Prozent der Jugendlichen eine klinisch relevante Symptomatik von Depressivität nach dem ersten Lockdown auf. Quelle: MINT-Herbstreport 2021 Im Jahr vor der Pandemie betraf das lediglich zehn Prozent der Jugendlichen. Besonders betroffen sind Mädchen. Bei ihnen hat sich die subjektive Depressivitätssymptoma Anzeige bildungspezial

16 tik von 13 auf 35 Prozent fast verdreifacht. Es sei vor allem zu mehr Zwangserkrankungen wie Essstörungen oder Kontrollzwängen gekommen, erklärt Prof. Dr. Helena Dimou- Diringer. Sie leitet die SRH Heidelberger Akademie für Psychotherapie sowie die Ambulanz für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie. Zudem hatten wir den Eindruck, dass die Kinder und Jugendlichen insgesamt massiver krank sind, die Ausprägungen der Symptome haben zugenommen, sagt Dimou-Diringer. So ist es kein Wunder, dass sie fordert, soziale Defizite vor Leistungsdefiziten auszugleichen. 3,49 Milliarden Euro vom Bund Anfang Mai 2021 kündigte der Bund an, im Rahmen des Aktionsprogramms Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche zwei Milliarden Euro für den Ausgleich coronabedingter sozialer und kognitiver Defizite bei Kindern und Jugendlichen bereitzustellen. Damit sollen sowohl Sport-, Freizeit- und Ferienaktivitäten als auch Förderangebote finanziert werden, mit denen die Lernrückstände aufgeholt werden sollen. Zusätzlich erhalten die Länder vom Bund 1,29 Milliarden Euro, die dafür einen Teil der Maßnahmen umsetzen müssen. Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne geht es dabei nicht allein um Lernrückstände. Im Mittelpunkt darf nicht das Pauken um jeden Preis stehen, sagt Tonne. Im Fokus der niedersächsischen Fördermaßnahmen sollen daher auch emotionale und soziale Kompetenzen stehen. Die Pläne der Bundesländer stoßen jedoch auf Kritik. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) bezeichnet etwa das Programm in Hessen mit 60 Millionen Euro als im hohen Maße unterfinanziert. Laut Landesregierung besteht bei jedem vierten Schulkind Förderbedarf. Um für diese Gruppe im kommenden Schuljahr nur zwei zusätzliche Förderstunden pro Woche in einer kleinen Lerngruppe zu ermöglichen, sind rund Vollzeitstellen erforderlich, rechnet Tony Schwarz vor, stellvertretender Vorsitzender der GEW Hessen. Das Problem: Lehrkräfte sind rar. Woher sollen also die zusätzlichen Lehrkräfte kommen? Die hessische Regierung will deshalb Abiturientinnen und Abiturienten, Studierende, Stiftungen, Vereine und engagierte Bürgerinnen und Bürger einsetzen. Entscheidend Foto: Staatskanzlei NDS Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne will auch emotionale und soziale Defizite, die durch die Coronapandemie bei Schülerinnen und Schülern aufgetreten sind, aufholen Foto: SRH Hochschule Heidelberg Die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Prof. Dr. Helena Dimou-Diringer fordert, soziale Defizite vor Leistungsdefiziten auszugleichen ist, dass den Schülerinnen und Schülern schnell geholfen wird, sagt etwa Adolf Bauer, Präsident des Sozialverbands Deutschland (SoVD). Er kann sich daher vorstellen, dass ältere Schülerinnen und Schüler den jüngeren quasi als Paten helfen könnten. Das stößt beim GEW aber auf Widerspruch. Ein zielgerichtetes Förderangebot müsse professionell vorbereitet und koordiniert werden, fordert der GEW Hessen. Der SoVD hat speziell die Kinder und Jugendlichen aus sozial schwächeren Familien im Fokus so wie Sachsen-Anhalt. Mit der Nachhilfeoffensive sorgen wir dafür, dass Bildungsteilhabe nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängt, sagt Sachsen-Anhalts Sozialministerin Petra Grimm-Benge. Zusätzlich erhalten alle öffentlichen allgemeinbildenden Schulen ohne Ganztagsbudget zusätzliche Mittel in Höhe von 31 Euro pro Schulkind. Die Sachsen wollen ebenfalls Geld in die Hand nehmen. Aber auch hier sagt die GEW, es sei zu wenig, wenngleich die Maßnahmen, wie etwa die perspektivische Kürzung von Lehrplänen, in die richtige Richtung gingen. Zudem kritisiert die Gewerkschaft, dass die Pläne keine personellen Ergänzungen vorsehen. Sie gehen davon aus, dass die Lehrkräfte das enorme Maß an entstandener Heterogenität ohne zusätzliche personelle Unterstützung bewältigen, bemängelt Uschi Kruse, GEW-Landesvorsitzende in Sachsen. Aus ihrer Sicht war die personelle Ausstattung der Schulen wegen fehlender Lehrkräfte schon vor der Pandemie nicht geeignet, Kinder und Jugendliche angemessen zu fördern. Nun kommt die Lösung der entstandenen Probleme noch obendrauf, ohne dass die Klassen kleiner werden oder dass Klassen- und Schulleitungen ausreichend Zeit eingeräumt wird, um Eltern sowie Schülerinnen und Schüler individuell zu beraten, kritisiert Kruse. Rückkehr zu G9 Das Personalproblem sieht auch der Philologenverband Baden-Württemberg (PhV BW). Gestaltungsspielräume seien aber vorhanden. So gab es 2021 laut PhV BW im Gymnasialbereich doppelt so viele Bewerberinnen und Bewerber wie Stellen. Die Lehrkrafteinstellung müsse über den aktuellen Ersatzbedarf hinaus geplant werden. Zudem fordert der Verband die Möglichkeit des Sofortumstiegs auf G9. Damit Lehrkräfte ihre Schülerinnen und Schüler adäquat fördern können, sollen auch die Klassengrößen sukzessive verringert werden. An Ideen zur Bekämpfung der Lernrückstände sowie der psychosozialen Folgen der Coronapandemie bei Schülerinnen und Schülern mangelt es also nicht. Wenn die Maßnahmen jedoch vorhandene Probleme wie Personal- und Geldmangel ausblenden, bleibt die Aufholjagd einzig und allein an den derzeitigen Lehrkräften kleben. Dann bliebe es weitgehend bei guten Vorsätzen und die Schülerinnen und Schüler schleppen die Lernrückstände weiter mit sich. Marc Hankmann 16 bildungspezial

17 Anzeige Mehr Umweltengagement PILOT ruft zum großen Schulwettbewerb Klasse Klimaschutz auf Schulen spielen eine wichtige Rolle, um die junge Generation für das Thema Klimaschutz zu sensibilisieren und aufzuzeigen, was sie selbst in ihrem Alltag ändern können. Als Inspirationsquelle und Unterstützung für Lehrbeauftragte bietet PILOT dafür kostenlose Arbeitsblätter an und ruft zum großen Schulwettbewerb auf. Umdenken und handeln genau darauf kommt es in Sachen Klimaschutz jetzt an. Die CO 2 -Emissionen zu senken ist eine Aufgabe, die uns noch Jahrzehnte beschäftigen wird. Umso wichtiger ist es, dass gerade die heranwachsenden Generationen früh verstehen, welch große Relevanz das Thema hat und wie sie selbst etwas zum Klimaschutz beitragen können. Gemeinsam das Klima schützen und tolle Preise gewinnen! Wasser und Strom sparen, Müll richtig trennen, nachhaltig einkaufen, Dinge reparieren oder nachfüllen (z. B. Stifte), anstatt neue zu kaufen es gibt viele Bereiche, in denen man bereits durch kleine Veränderungen etwas für das Klima tun kann. Genau darum geht es auch beim diesjährigen Schulwettbewerb Klasse Klimaschutz, zu dem PILOT im Rahmen der Bildungskommunikation PILOT 4 School zum sechsten Mal aufruft. Klassen von der Grundschule bis zur Sekundarstufe I können mitmachen und bis zum 16. Mai 2022 malen, schreiben, basteln oder auf andere kreative Weise zeigen, welche Ideen und Aktionen ihnen zum Thema Klimaschutz einfallen. Die Gewinnerklassen erhalten jeweils 750 Euro (1. Platz) und 500 Euro (2. Platz) für die Klassenkasse und für jede*n Schüler*in eine PILOT Erstausstattung mit allen Stiften, die sie für den Schulalltag brauchen. Es ist immer wieder toll zu sehen, wie viel Spaß die Schüler*innen haben, kreativ zu werden, gemeinsam Ideen zu entwickeln und diese als Klassengemeinschaft umzusetzen, so Filia Tzanidakis, Marketingleitung bei Pilot Pen Deutschland. Nachdem es in den letzten Jahren beim Schulwettbewerb um mehr Vielfalt, Toleranz und Respekt Die didaktisch aufbereiteten Arbeitsblätter für die Grundschule und Sekundarstufe I sollen zur Inspiration im Unterricht genutzt werden im Alltag ging, sind wir schon sehr gespannt, was sich die Schüler*innen zum Thema Klimaschutz einfallen lassen. Kostenloses Unterrichtsmaterial Neben dem Schulwettbewerb hat PILOT mit den Pädagog*innen der Kinderbuchmacher didaktisch aufbereitete Arbeitsblätter für die Grundschule und Sekundarstufe I entwickelt. Unter stehen sie kostenlos zur Verfügung und können als begleitendes Material und Inspiration im Unterricht genutzt werden. Alle Infos zum Schulwettbewerb, Unterrichtsmaterial zum Download und PILOT Schreibgeräte für den Schulbedarf finden Sie auf der PILOT Website. Mit dem Code didacta2022 erhalten Sie dort 20 % auf das gesamte PILOT Sortiment ab einem Bestellwert von 20 (gültig bis ). bildungspezial

18 Mehr Nachhaltigkeit in der Bildung Das UNESCO-Programm BNE 2030 in deutschen Schulen Für die UNESCO heißt nachhaltige Entwicklung: Menschenwürde und Chancengerechtigkeit für alle in einer intakten Umwelt zu verwirklichen. Dafür ist Bildung ein zentraler Faktor, weshalb die Organisation das Programm Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE 2030) ins Leben gerufen hat. Schülerinnen und Schüler sollen lernen, Werte und Haltungen zu hinterfragen. Am Regionalen Berufsbildungszentrum Wirtschaft in Kiel betreibt eine Schülerfirma das Café Kilimanjaro mit bio-fairen Produkten Alidad Shiris floh 2003 aus Afghanistan. Nach einer zweijährigen Odyssee über Pakistan, Iran, Türkei und Griechenland erreichte er als minderjähriger Geflüchteter Italien. Dieses Schicksal haben Schülerinnen und Schüler des Max-Windmüller-Gymnasiums in Emden in einer szenischen Lesung zum Leben erweckt. Als Vorlage diente ihnen das Stück Ein Seestern in Südtirol des Schriftstellers Antonio U. Riccò, das die Flucht des jungen Afghanen rekonstruiert. Die Schülerinnen und Schüler übernahmen die Rollen der einzelnen Stimmen. Nach der Aufführung folgte zusammen mit Vertretern von terre des hommes und des Vereins Internationales Emden eine Podiumsdiskussion zur globalen Situation von Geflüchteten. Seit Ende 2019 ist das Max eine UNESCO- Projektschule. Bundesweit existieren knapp 300 UNESCO-Projektschulen. Sie integrieren die UNESCO-Bildungsansätze in ihr Schulprogramm, erproben Unterrichtskonzepte und sind abseits des Unterrichts aktiv, etwa um Projekte zu organisieren oder den nationalen und internationalen Austausch zu forcieren. Zukünftiges Zusammenleben Zu den UNESCO-Bildungsansätzen gehört auch die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), der sich nicht nur die Projektschulen widmen. BNE gewinnt angesichts Oliver Zantow des immer deutlicher hervortretenden Klimawandels an Bedeutung. Doch BNE schließt nicht nur den Klimawandel ein. Auch Themen wie Digitalisierung, Flucht oder Armut stellen die Menschheit vor große Herausforderungen. Es läuft auf die Frage hinaus, wie die Menschen in Zukunft zusammenleben wollen. Um Antworten auf diese Frage zu finden, bedarf es verantwortungsvoller Entscheidungen und eines nachhaltigen Handelns. Nur wenn wir Bildung über Generationen hinweg nachhaltig ausrichten, können wir die globalen Herausforderungen meistern, erklärt Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission. Werte und Haltungen hinterfragen Grundlage der Bildung für nachhaltige Entwicklung ist die globale Nachhaltigkeitsagenda der UNESCO aus dem Jahr In Deutschland verabschiedete das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) 2017 den Nationalen Aktionsplan BNE, der einen Fahrplan vorgibt, wie BNE im deutschen Bildungssystem strukturell bis 2030 integriert werden soll. Begleitet wird die Agenda von der Nationalen Plattform BNE, der rund 40 Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger aus Bund, Ländern, Kommunen, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft angehören. Mit BNE will die UNESCO erreichen, dass Schülerinnen und Schüler Werte und Haltungen hinterfragen und sich aktiv in Gestaltungsprozesse einbringen. In einem ganzheitlichen Ansatz sollen dabei aber 18 bildungspezial

19 LERNORT SCHULE nicht nur Lerninhalte thematisiert werden. Auch die Pädagogik sowie die Gestaltung der Lernumgebung sollen mit einbezogen werden. Vor zwei Jahren goss die UNESCO die BNE Ziele in das Programm Bildung für nachhaltige Entwicklung: die globalen Nachhaltigkeitsziele verwirklichen (BNE 2030). Die Dekade des Handelns Zum Auftakt dieses Programms veranstaltete die UNESCO zusammen mit dem BMFB vom 17. bis 19. Mai 2021 in Berlin die Konferenz Learn for Our Planet. Act for Sustainability, an der Delegierten aus 161 Länder teilnahmen. Auf der Konferenz gaben über 70 Ministerinnen und Minister Selbstverpflichtungen zum UNESCO Programm BNE 2030 ab. Im Mittelpunkt steht die sogenannte Berliner Erklärung, die auf der Konferenz verabschiedet wurde. Darin halten die Konferenzteilnehmer fest, die Ziele der Bildung für nachhaltige Entwicklung gemäß BNE 2030 in allen Bildungsbereichen zu verankern. Die UNESCO spricht von einer Decade of Action, einer Dekade des Handelns, um die BNE-Ziele bis 2030 erfolgreich umzusetzen. Im Rahmen der BNE Weltkonferenz verpflichteten sich 18 EU Mitglieder, darunter auch Deutschland, das UNESCO Programm BNE 2030 umzusetzen. Schweden, Litauen, Lettland, Belgien, Luxemburg, Zypern, Malta, Slowakei und Bulgarien unterzeichneten die Verpflichtung nicht. Ihr ging auf der BNE Weltkonferenz ein sogenannter Call for Action voraus, den das BMBF im Rahmen der damaligen deutschen EU Ratspräsidentschaft initiierte. Die 18 Länder, die dem Aufruf folgten, haben sich dazu verpflichtet, entlang der gesamten Bildungskette jeweils fünf Leuchtturmmaßnahmen zu identifizieren, um BNE zu stärken. Die Bandbreite der Maßnahmen reicht von Veranstaltungen oder Universitätskursen bis hin zur Integration von BNE in die Curricula der Primar und Sekundarstufe, zur Verleihung von Hochschulpreisen, Benennung von Öko Schülersprechern oder der Einrichtung von Onlineplattformen. Jahres vergaben das BMBF und die Deutsche UNESCO Kommission die Nationale Auszeichnung Bildung für nachhaltige Entwicklung an über 50 Initiativen und Projekte. Darunter befindet sich zum Beispiel der Verein a tip: tap, der sich der Verwendung von Leitungswasser als Getränk in allen Lebenslagen verschrieben hat. In zwei halbtägigen Workshops bildet der gemeinnützige Verein im Rahmen des Projekts Wasserbildung im Gepäck Lehr zu Wasserfachkräften aus. Der Verein ist in Bayern, Berlin, Brandenburg, Hamburg und Niedersachsen sowie in Nordrhein Westfalen, Rheinland Pfalz, Saarland, Sachsen und Thüringen aktiv. Neben zahlreichen Vereinen, Initiativen und einigen Unternehmen zählen auch Schulen zu den Preisträgern, wie etwa das Regionale Berufsbildungszentrum Wirtschaft in Kiel (RBZ) mit Schülerinnen und Schülern sowie 220 Lehrkräften. Das RBZ führt seit 2003 eine Partnerschaft mit Tansania. So entstand 2005 die bio-faire Schülerfirma Anzeige Café Kilimanjaro kam mit der Upcycling Textilwerkstatt LeuchtStoff eine weitere Schülerfirma hinzu. Seit mehr als zehn Jahren veranstaltet das RBZ zudem mit außerschulischen Kooperationspartnern den Markt der Möglichkeiten. Hier werden an Infoständen, in Filmen, Ausstellungen, Projekten und Diskussionen BNE Themen kommuniziert. Die Preisjury lobte die Art und Weise der Schule, um BNE am Lernort stetig und qualitativ hochwertig weiterzuentwickeln. Insbesondere verwies sie auf die zahlreichen landes und bundesweiten Projekte, an denen sich das RBZ beteiligt. Seit Jahren stellt das Thema BNE einen absoluten Schwerpunkt unserer schulischen Arbeit dar, freut sich RBZ Schulleiter Gerhard Müller über die Auszeichnung. Zu diesen Schwerpunkten gehört auch ein Demokratietag mit vielfältigen Workshops. Am vergangenen Demokratietag ging es auch um das Thema Migration. Marc Hankmann Schülerfirmen und Wasserexperten An Beispielen mangelt es nicht. Allein im September und Dezember des vergangenen bildungspezial

20 Foto: PantherMedia/ArturVerkhovetski Filtern, lüften oder beides? Erste Studie zur Luftqualität in Klassenräumen gibt wichtige Anhaltspunkte Eine Maske während des Unterrichts tragen zu müssen ist lästig, hilft aber. Ob auch mobile Luftreiniger helfen, die Ausbreitung von SARS-CoV-2 an Schulen zu reduzieren, wird hingegen immer noch diskutiert, auch weil valide Daten fehlen. Ein Forscherteam untersucht seit Juli 2021 die Luftqualität in Klassenzimmern und vergleicht die Lüftungskonzepte miteinander. Ende Juni 2021 gab Bayerns Ministerpräsident Markus Söder das Ziel aus, bis zum Herbst jedes Klassenzimmer im Freistaat mit mobilen Lüftern auszustatten. Das sind über Lüfter, twitterte Söder am 29. Juni Bayern trägt bis zu 50 Prozent der Kosten für die Kommunen. Vier Monate später stehen nach Recherchen des Bayerischen Rundfunks aber nur in etwa einem Drittel der Klassenzimmer solche Luftreiniger, auch wenn bereits für 70 Prozent der Fördergelder Anträge eingegangen sind. Nicht nur in Bayern, sondern bundesweit stehen mobile Luftreinigungsgeräte in der Diskussion. So existieren zum Beispiel verschiedene Filtertechniken, die nicht allesamt dafür geeignet sind, die Luft in Klassenräu men von Viren zu befreien. Die Schulträger müssen sich einarbeiten; und das nicht nur in die Technik. Aus Kommunen und Landkreisen hagelt es Kritik an den komplexen Förderverfahren, zumal die Schulträger finanziell in Vorleistung treten müssen, was sich nicht jeder erlauben kann. Zum Teil passen auch die Ausschreibungskriterien nicht zum praktischen Einsatz, wenn etwa eine maximale Lautstärke für den Einsatz von mobilen Luftreinigern in Klassenzimmern vorgeschrieben wird, die die Geräte aber nur auf der kleinsten Betriebsstufe erfüllen. Ist auf dieser Stufe der Luftaustausch für den Klassenraum zu gering, war die Anschaffung für die Katz. Außerdem müssen die Schulträger auch die Folgekosten im Blick haben wie etwa für den Strombedarf oder die Wartung. Derlei Kosten werden von der Förderung nicht abgedeckt. Wissenschaft ist sich uneins Letzten Endes sind viele Entscheidungsträger in den Kommunen und Landkreisen aber vor allem wegen der wissenschaftlichen Debatte über den Nutzen von mobilen Luftreinigern in Schulklassen verunsichert. Die einen halten Lüften für ausreichend, die anderen plädieren für den Einsatz mobiler Luftfilter, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Hinzu kommt, dass die Hersteller alles andere als untätig sind und mit von ih 20 bildungspezial

21 LERNORT SCHULE nen finanzierten Studien in die Debatte eingreifen. So wird bisweilen hitzig diskutiert. Es mangelt aber an aussagekräftigen Zahlen zu den tatsächlichen Luftverhältnissen und der Aerosolkonzentration in deutschen Klassenzimmern. Abhilfe verspricht das Projekt Sicheres Klassenzimmer, das die Hochschule München (HM) in Kooperation mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der TU München, der Ludwig Maximilian Universität München und des Max Planck Instituts für Chemie in Mainz durchführt. Im Rahmen dieses Projekts hat HM Prof. Christian Schwarzbauer mit seinem Team im Großraum der bayerischen Landeshauptstadt 233 Klassenzimmer an 52 Schulen mit Sensoren ausgestattet. Er will Antworten auf die Fragen liefern, wie es um die Luftqualität in Klassenräumen steht und mit welchen Lüftungskonzepten das Infektionsrisiko für SARS-CoV-2 reduziert werden kann. Inzwischen liegen erste Zwischenergebnisse vor: Wir haben dazu die Daten von über Unterrichtstagen ausgewertet, sagt Anteil der Unterrichtstage mit CO 2 -Durchschnitt über ppm 30 % 20 % 10 % 0 % Fensterlüftung Fensterlüftung (mit CO 2 - Monitor) mobile Luftreiniger RLT-Anlagen Schwarzbauer. Untersucht wurde dabei die CO 2 Konzentration, da sich die ausgeatmete Luft relativ schnell in einem geschlossenen Raum verbreitet. Die CO 2 Konzentration ist deshalb ein gutes Maß für den Anteil der ausgeatmeten Luft im Klassenzimmer, erklärt Schwarzbauer. dezentrale Lüftungsanlagen Ventilator- Fensterlüftung Stoßlüften wird kaum praktiziert Das Umweltbundesamt (UBA), das den Einsatz mobiler Luftreiniger in Klassenzimmern nicht für nötig hält, empfiehlt, während des Unterrichts alle zwanzig Minuten den Raum mit weit geöffneten Fenstern für die Dauer Foto: PantherMedia/ArturVerkhovetski Grafik: Christian Schwarzbauer Anzeige bildungspezial

22 90 min Unterricht / theoretischer Verlauf der Viruskonzentration Stoßlüften 20/3 Lüftungsanlage/Luftreiniger, 3-fach Stoßlüften 45/5 Lüftungsanlage/Luftreiniger, 6-fach allein schon deshalb die Kritik der Hersteller auf sich zog. In der Branche wird das System auch etwas despektierlich als Regenschirmlüftung bezeichnet. Virus-Quanta-Konzentration [m 3 ] :00 08:30 09:00 09:30 von fünf Minuten zu lüften. Unsere Daten zeigen, dass diese Empfehlung in der Praxis kaum umgesetzt wird, sagt hingegen Schwarzbauer. Der Anteil der regelmäßig alle zwanzig Minuten gelüfteten Klassenzimmer liege unter acht Prozent. In den meisten Klassenzimmern wurde in der Regel nur nach jeder Unterrichtsstunde oder lediglich während der Pausen gelüftet. Zentrale RLT-Anlagen nicht zuverlässig Schwarzbauer und sein Team haben für verschiedene Lüftungskonzepte gemessen, an wie vielen Unterrichtstagen die CO 2 -Konzentration unter dem Grenzwert von Teilen pro eine Million Teile (parts per million, ppm) liegt. Nach Angaben des UBA gilt ein Raum als ausreichend gelüftet, wenn die durchschnittliche CO 2 -Konzentration nicht mehr als ppm beträgt. Das Ergebnis: Mit der klassischen Stoßlüftung alle zwanzig Minuten wurde der Grenzwert an einem Viertel der Unterrichtstage überschritten. In Klassenzimmern mit CO 2 -Monitoren wie etwa CO 2 -Ampeln waren es etwas weniger (22,4 Prozent der Unterrichtstage). Mit 22,8 Prozent bewegt sich auch die Grenzwertüberschreitung bei raumlufttechnischen Anlagen (RLT-Anlagen) in dieser Größenordnung. Dieses Ergebnis ist schon erstaunlich, sagt Schwarzbauer, denn RLT-Anlagen gelten weitläufig als Goldstandard bei der Belüftung von Innenräumen. Die Daten des Forschungsprojekts ergaben, dass viele der untersuchten RLT-Anlagen für den Betrieb in Coronazeiten nicht richtig eingestellt waren. Auch bei der Zuverlässigkeit gab es Probleme, ergänzt Schwarzbauer. Teilweise kam es zu mehrtägigen Ausfällen, die nicht sofort von den Lehrkräften bemerkt werden, vermutet Schwarzbauer, da zentral gesteuerte RLT-Anlagen sehr leise laufen. Die Folge: Man verlässt sich zu sehr auf sie. Die CO 2 -Konzentration und damit auch die Aerosolkonzentration steigen dann schnell auf hohe Werte und das Infektionsrisiko ist damit stark erhöht, erklärt Schwarzbauer. Der eigentliche Goldstandard sind den Daten des Forschungsprojekts zufolge dezentrale Lüftungsanlagen. Der Anteil der Unterrichtsstunden, bei denen der UBA-Grenzwert überschritten wurde, lag hier bei nur 4 Prozent. Auch ventilatorgestüzte Fensterlüftungssysteme schneiden mit einem Wert von 4,6 Prozent sehr gut ab. Ein Beispiel für ein solches System erlangte in der Debatte um die richtige Lüftung von Klassenzimmern eine gewisse Berühmtheit: Das sogenannte Mainzer Lüftungssystem des am Projekt beteiligten Max-Planck-Instituts für Chemie ist quasi ein kostengünstiger Selbstbaukasten, der Grafik: Christian Schwarzbauer Viruskonzentration dauerhaft niedrig Auf den ersten Blick scheinen die mobilen Luftreiniger in der Untersuchung von Prof. Schwarzbauer nicht gut abzuschneiden. Werden solche Geräte in den Klassenräumen eingesetzt, wird der UBA-Grenzwert an über einem Drittel der Unterrichtstage überschritten. Die Bilanz fällt schlechter aus als beim Stoßlüften oder bei CO 2 -Monitoren. Aber die CO 2 -Konzentration ist nur ein Richtwert für die Verbreitung eines Virus in einem geschlossenen Raum. Deshalb haben Schwarzbauer und sein Team den theoretischen Verlauf der Viruskonzentration während einer Unterrichtszeit von 90 Minuten für vier unterschiedliche Lüftungskonzepte ermittelt. Grundlage der Berechnungen war, dass sich eine Schülerin oder ein Schüler mit Sars-CoV-2 angesteckt hat. Wird das Klassenzimmer in den eineinhalb Stunden alle zwanzig Minuten für drei Minuten gelüftet, ist die Viruskonzentration deutliche niedriger, als wenn nur am Ende der Unterrichtsstunde jeweils einmal für fünf Minuten gelüftet wird. Aber: Kommt eine Lüftungsanlage zum Einsatz oder werden im Klassenzimmer mobile Luftreiniger aufgestellt, kann die Viruskonzentration dauerhaft auf einem niedrigen Niveau gehalten werden. Voraussetzung ist jedoch, dass die Anlage bzw. das mobile Gerät pro Stunde das Drei- bis Sechsfache der Raumluft gegen Frischluft austauscht bzw. reinigt. So kann man als erstes Fazit festhalten, dass angesichts der Tatsache, dass in den untersuchten Klassenzimmern zu wenig gelüftet wird, der Einsatz mobiler Luftreiniger durchaus sinnvoll ist, insofern keine Lüftungsanlagen vorhanden sind. Die Berechnungen der Forscher sind theoretischer Natur. Die erhobenen Daten will das Team um Schwarzbauer unter Zuhilfenahme eines biophysikalischen Modells an das tatsächliche Infektionsrisiko in den untersuchten Klassenzimmern anpassen, um konkretere Aussagen zu den Fragen rund um das optimale Lüftungskonzept für Klassenräume treffen zu können. Marc Hankmann 22 bildungspezial

23 FRIEDRICH Akademie Die Friedrich-Akademie bietet: Onlineseminare Schulpakete für Onlineseminare SchiLf Aufzeichnung unserer Onlineseminare Aktuelle Themen: Diagnose & Fördern Fachbezogene Themen Digital unterrichten Classroom Management Erfolgreiche Schulleitung u. v. a. m. NEU! Flexible Schulpakete für Onlineseminare. Infos: Stand 2022 Ihr Wunschthema ist nicht auf Bitte kontaktieren Sie uns unter: friedrich - verlag.de Ständig neue Fortbildungen zu aktuellen Themen

24 Foto: Wacom Beim Homeschooling wird das Tablet zum Whiteboard Das Beste aus zwei Welten Tablet und Stift verbinden alte Technik und neue Technologie Darüber, dass Schreiben mit der Hand auch im Computerzeitalter gelehrt, gelernt und geübt werden muss, sind sich die Fachleute einig. Tablets und digitale Stifte schlagen die Brücke zwischen der uralten, bewährten Kulturtechnik und der digitalen Welt. Fürs Schreiben mit der Hand sprechen viele gute Gründe: Es aktiviert mehr Gehirnareale als das Tippen auf der Tastatur, fördert die motorische und kognitive Entwicklung und erleichtert das Lernen nicht nur von Buchstaben. Auch die räumlichvisuellen Fähigkeiten von Kindern verbessern sich Studien zufolge, wenn sie mit der Hand schreiben. Mit der Hand Geschriebenes bleibt in der Regel besser im Gedächtnis. Zudem sollen mit der Hand geschriebene Texte kreativer sein. Das Denken mit der Hand funktioniert aber nur bei denen gut, die automatisch und flüssig schreiben können. Wer wenig Übung hat, muss sich zu stark auf den Schreibprozess konzentrieren. Das belastet das sogenann te Arbeitsgedächtnis und bindet Ressourcen, die dann zum Merken, Denken, Planen, Formulieren und Überarbeiten fehlen. Doch immer mehr Kinder und Jugendliche haben STEP Probleme mit dem Schreiben. Laut Step Studie 2019 können nur zwei von fünf Schülerinnen und Schülern an weiterführenden Die Studie über die Entwicklung, Probleme und Interventionen zum Thema Handschreiben wurde vom Verband Bildung und Erziehung (VBE) gemeinsam mit dem Schreibmotorik Institut (SMI) durchgeführt. An der repräsentativen Onlinebefragung beteiligten sich von September 2018 bis Januar 2019 bundesweit über Lehrkräfte. Die aktuelle Studie STEP 2022 geht u. a. der Frage nach, wie sich die Coronakrise auf die schreibmotorischen Fertigkeiten der Kinder und Jugendlichen auswirkt und welche Konsequenzen die Digitalisierung hat. Auch der Einfluss des stärkeren Einsatzes digitaler Endgeräte auf den Handschreiberwerb ist Thema. Die Ergebnisse sollen im Frühsommer 2022 veröffentlicht werden. i 24 bildungspezial

25 DIGITALISIERUNG Schulen nach Einschätzung ihrer Lehrkräfte mehr als 30 Minuten beschwerdefrei schreiben über 90 Prozent schreiben unleserlich und/oder zu langsam. Ursachen waren schon vor Corona neben fehlender Routine, schlechter Motorik und Koordination u. a. die fortschreitende Digitalisierung der Kommunikation sowie zu starker Medienkonsum. In Zeiten der Pandemie verbringen Kinder und Jugendliche noch mehr Zeit am Smart phone und am PC. Ohne Digitalisierung funktioniert Unterricht in Zeiten von Corona nicht. Und auch nach der Pandemie bietet das digitale Klassenzimmer viele interessante Möglichkeiten für Präsenzunterricht oder hybride Formate. Mit Tablets und interaktiven Stiften (Stylus) lässt sich sogar das Handschreiben in digitale Medien integrieren. Stifttabletts und Stiftdisplays bringen den Stift in die digitale Welt und können helfen, die Schreibfähigkeiten der Kinder und Jugendlichen zu verbessern, sagt Dr. Markus Weber. Der Experte für Künstliche Intelligenz beim Stifttablet-Hersteller Wacom greift selbst am liebsten zum Stift, wenn er einen Gedanken notiert oder eine Idee entwickelt. Stifte waren schon immer ein wichtiges Werkzeug für visuelles Lehren und Lernen. Das Schreiben, Skizzieren und Markieren mit einem Stift ist sehr einfach, schnell und intuitiv. Es hilft uns, Zusammenhänge zu verstehen, zu visualisieren und zu erklären. Tools wie Tablets und digitale Stifte vereinen das Beste aus beiden Welten: die uralte Technik des Schreibens und die Vorteile neuer Technologie. Neue Stiftgeneration Nicht auf dem Tablet, sondern ganz klassisch auf Papier soll der intelligente digitale Stift zum Einsatz kommen, der derzeit im Verbundprojekt Kaligo-based Intelligent Handwriting Teacher (KIHT) entwickelt wird. Das innovative Lerngerät hat die gleichen Eigenschaften wie ein herkömmlicher Stift, verfügt jedoch über hochpräzise Sensoren, die kleinste Änderungen in den drei Raumachsen erfassen und jede Position in Folge bestimmen können. Der intelligente digitale Stift ermöglicht es zusammen mit geeigneten Computerprogrammen, das Erlernen von Handschrift automatisiert zu begleiten, sagt Professor Jürgen Becker, Leiter des Instituts für Technik der Informationsverarbeitung (ITIV) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Der Stift analysiert die schreibmotorischen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler und erkennt Auffälligkeiten; die mit dem Stift verbundene mobile App soll eine Interaktion ermöglichen, indem individuelle Übungen ausgewählt werden, um gezielt Schwächen zu verbessern. Auch Lernfortschritte werden registriert und berücksichtigt. Die Lehrkräfte werden dadurch entlastet und können sich auf andere Aufgaben konzentrieren. Zukünftig soll der Stift auch Inhalte erkennen. Er könnte beispielsweise überprüfen, ob Vokabeln richtig oder falsch sind; eine App wählt dann die passenden Übungsblätter aus, nennt Teamleiterin Dr. Tanja Harbaum eine Motivation des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützten Projekts. Mit ihrem Team erforscht sie mithilfe künstlicher Intelligenz Algorithmen, die eine Onlinerekonstruktion der Stiftspur aus den Sensordaten ermöglichen. Wir wollen eine effiziente und miniaturisierende Hardware entwickeln, die mit allen marktgängigen mobilen Endgeräten interagieren kann. In drei Jahren soll der Prototyp fertig sein, in dem neben Sensoren möglicherweise auch ein anwendungsspezifischer Chip integriert wird, welcher dann Daten in künstlichen neuronalen Netzen verarbeitet. Weitere Informationen: Der digitale Stift verbindet Handschrift mit digitalen Medien und soll das Schreibenlernen erleichtern i Foto: STABILO International GmbH) Fehler erkennen, schreiben üben Schon beim Schreiben lernen in der Grundschule können Stift und Tablet die Lehrkräfte unterstützen: Digitale Stifte registrieren beispielsweise, in welchem Winkel die Kinder den Stift halten, wie viel Druck sie beim Schreiben ausüben und wann sie den Stift absetzen, nennt Markus Weber ein Beispiel. Mit entsprechenden Apps können Lehrerinnen und Lehrer die Schwächen der Schülerinnen und Schüler erkennen, auch wenn sie nicht neben ihnen stehen. So können sie gezielt Übungen vorschlagen, um sowohl die Fehler zu verbessern, als auch die Kinder individuell zu fördern. Außerdem lässt sich manches Kind eher durch ansprechende Apps als durch klassische Lernmaterialien motivieren, schreiben zu üben. Ältere Schülerinnen und Schüler können auch in diesen Phasen des Homeschoolings und des Hybridunterrichts ihre Hausaufgaben mit dem digitalen Stift anfertigen und ohne lästiges Einscannen oder Abfotografieren den Lehrkräften übermitteln. Und wer im Unterricht mitschreibt statt mittippt, versteht mehr und merkt sich die Unterrichtsinhalte besser. Tablet wird zum Whiteboard Tablets und digitale Stifte bieten die Möglichkeit, bewährte Lern- und Lehrmethoden auch im Unterricht per Videokonferenz anzuwenden. Dabei wird das Tablet zum Whiteboard: Statt an die Tafel schreiben die Lehrerinnen und Lehrer jetzt aufs vor ihnen liegende Tablet und müssen der Klasse nicht mehr den Rücken zukehren. Der Unterricht wird anschaulicher und individueller, wenn sie keine fertigen PowerPoint-Präsentationen einsetzen, sondern die Tafelbilder live anfertigen und individuell dem Lerntempo der Klasse anpassen. Was besonders wichtig ist, bleibt den Schülerinnen und Schülern besser im Gedächtnis, wenn es in der jeweiligen Situation besonders hervorgehoben wird. Und via Stift und Tablets können sie aktiv mitarbeiten und beispielsweise selbst an die digitale Tafel schreiben auch wenn sie nicht im Klassenzimmer, sondern zu Hause sitzen. Handschriftliche Anmerkungen und Markierungen in Texten und PDF-Dokumenten sind mit Tablet und digitalem Stift ebenfalls problemlos möglich. Aufgaben und Arbeitsblät bildungspezial

26 i Knapp ein Drittel nutzt digitale Stifte Mehr als 60 Prozent der deutschen Lehrerinnen und Lehrer halten das handschriftliche Schreiben für wichtig oder sehr wichtig sowohl beim Unterrichten als auch beim Lernen. Das zeigt eine Umfrage, die Wacom im vergangenen Sommer durchgeführt hat. Doch die technischen Möglichkeiten, die Handschrift in den digitalen Unterricht einzubinden, sind an vielen deutschen Schulen eher mangelhaft. Bislang nutzen nur 29 Prozent der Lehrkräfte digitale Stifte Windows-PCs oder Macs dagegen mehr als 80 Prozent. Foto: Wacom Auch die Schülerinnen und Schüler können schriftlich mitarbeiten hier an einem Tablet ohne Display ter der Schülerinnen und Schüler können wie auf richtigem Papier korrigiert und mit einem persönlichen Feedback versehen werden. Und auch die Unterrichtsvorbereitung wird flexibler und einfacher: Formeln, Skizzen, Mind Maps, (geometrische) Zeichnungen oder anschauliche Tafelbilder lassen sich mit Tablet und digitalem Stift wesentlich besser und schneller konzipieren und gestalten als mit Tastatur und Maus. Und dank der Handschrifterkennung ist es möglich, alle handschriftlichen Notizen, Unterrichtsvorbereitungen und Konzepte einfach zu digitalisieren, zu speichern und zu durchsuchen. Übung macht die Meisterinnen und Meister Immer mehr Lehrkräfte registrieren nach Angaben des Deutschen Lehrerverbands (DL) bei ihren Schülerinnen und Schülern Probleme mit der Handschrift. DL-Präsident Josef Kraus schätzt den Anteil der schreibschwachen Kinder und Jugendlichen auf 20 und 50 Prozent. Der DL fordert daher mehr Ressourcen für die Förderung der Grob- und Feinmotorik schon in den Kindertagesstätten und in den Grundschulen. Auch Cornelia Schwartz, Vorsitzende des Philologenverbands Rheinland-Pfalz, weist auf gravierende Defizite beim Schreiben hin. Ihrer Ansicht nach sind in den fünften und sechsten Klassen pro Woche je zwei Förderstunden pro Klasse nötig, in denen die Schülerinnen und Schüler ohne Stress und Zeitdruck üben können. i Wer die Wahl hat Das Angebot an Tablets ist riesig. Viele Laptops, Mediatablets und Smartphones bieten inzwischen Stiftunterstützung und können mit interaktiven Stiften bearbeitet werden, erklärt Jeroen van t Hoofd, PR-Manager für Wacom in Europa. Das Angebot wächst und damit steigen auch die Anwendungsmöglichkeiten. Doch nicht jedes Gerät eignet sich für jeden Zweck gleich gut. So lassen sich auf einem 7-Zoll-Display zwar kurze handschriftliche Notizen, aber kaum ganze Tafelbilder vorbereiten. Empfehlenswert sind Tablets im A5- oder A4-Format. Und auch die Haptik sollte stimmen. Einfacher und angenehmer als auf zu glatten Displays schreibt es sich auf Tablets, deren Oberfläche sich eher wie Papier anfühlt. Für Tablets ohne Display spricht vor allem der günstige Preis. Geschrieben und gezeichnet wird auf einer schwarzen Fläche; die Ergebnisse sind nur am angeschlossenen PC, Notebook oder Smartphone zu sehen. Das erfordert eine gewisse Übung und eine gute Augen-Hand-Koordination, weil man immer wieder vom Tablet zum Bildschirm schauen muss und umgekehrt. Bequemer, aber teurer sind Tablets mit Display, bei denen das Geschriebene oder Gezeichnete wie auf Papier auf dem Display zu sehen ist. Weil Schülerinnen und Schüler im Unterricht oft ihre eigenen Geräte nutzen, muss die Zusammenarbeit mit ganz verschiedenen Endgeräten funktionieren. Tablets sollten daher mit den unterschiedlichsten Betriebssystemen wie Windows, ios oder Android kompatibel sein. Stifttablets von Wacom sind mit jedem Betriebssystem und mit diversen Lernplattformen kompatibel und mit jeder Software zu verwenden, sagt Jeroen van t Hoofd. Auch datenschutzrechtlich sind die Stifttabletts nach seinen Aussagen unbedenklich, da sie ähnlich wie eine Maus funktionieren und selbst keine Daten speichern. Stift mit Technik Viele Hersteller bieten ihre Tablets und Notebooks mit interaktiven Stiften an, bei anderen muss der Stylus extra gekauft werden. Ist das Tablet mit möglichst vielen Stiftmarken kompatibel, kann man zwischen verschiedenen Anbietern wählen. So gibt es Markenbleistifte und Markenfüller als digitale Stifte, die ihren analogen Vorgängern täuschend ähnlich sehen. Dass nicht jeder Stift mit jedem Tablet kompatibel ist, schränkt die Auswahl ein. Aber auch Kriterien wie Größe, Gewicht und ergonomisches Design, Strichgenauigkeit und Drucksensitivität spielen bei der Entscheidung für oder gegen einen Stift eine Rolle. Entscheidend ist auch, in welchen Fächern Tablet und Stift eingesetzt werden und ob eher Lösungen für den Klassenraum oder für die Vorbereitung und Präsentation von Lerninhalten durch die Lehrkraft im Vordergrund stehen. Wenn sich Stifte und Tablets zu einer stimmigen, individuellen Einheit fügen, ist der Umgang mit den digitalen Stiften so einfach wie das Schreiben auf Papier oder Tafel, so das Fazit von Dr. Markus Weber. Eva Walitzek 26 bildungspezial

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31 DIGITALISIERUNG Checkliste für die IT Das Gütesiegel Breitband Schulen soll Sicherheit bei IT-Entscheidungen geben Voraussetzung für digitale Bildung ist eine ausreichende Breitbandverfügbarkeit in den Schulen. Die sieht je nach Größe der Schule anders aus. Mithilfe des Gütesiegels Breitband Schulen soll sichergestellt werden, dass an Schulen die passende digitale Infrastruktur installiert wird. Im Interview erklärt Tim Brauckmüller, Geschäftsführer der atene KOM GmbH, was es mit dem Qualitätssiegel auf sich hat. Die atene KOM leitet das Kompetenzzentrum Digitale Bildung. Was ist darunter zu verstehen? Tim Brauckmüller: Das Kompetenzzentrum Digitale Bildung bietet Schulträgern, Schulen und Bildungsinstitutionen einen strukturierten Einstieg in die digitale Bildung: Als strategischer Partner initiiert, begleitet und berät es bei der Entwicklung von Strategien für eine zukunftsfähige, digitale Infrastruktur. Hier geht es einerseits um Beratungsleistungen in der Umsetzung des DigitalPakts Schule. Andererseits hat das Kompetenzzentrum gemeinsam mit Partnern aus der Branche das Gütesiegel Breitband Schulen erarbeitet, das Mindestanforderungen an die schulische IT-Grundstruktur bescheinigt. Einen weiteren Schwerpunkt setzen wir auf den Fort- und Weiterbildungsbereich. Hierzu bieten wir Fortbildungen für Lehrkräfte an, die es ihnen ermöglichen, digitalen Unterricht inklusiv und interaktiv zu gestalten und digitale Tools, wie Videokonferenzen oder virtuelle Lernumgebungen, produktiv im Unterricht nutzen zu können. hebungen des Breitbandatlas des Bundes, den die atene KOM im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und Infrastruktur verantwortet, verfügen aktuell knapp 39 Prozent der Schulen im Bundesgebiet über einen gigabitfähigen Breitbandanschluss. Landesregierungen, wie beispielsweise Nordrhein- Westfalen oder Hessen, haben sich das Ziel gesetzt, bis 2022 alle Schulen mit gigabitfähigen Anschlüssen zu versorgen. Was steckt hinter dem Gütesiegel Breitband Schulen? Das Gütesiegel Breitband Schulen ist bundesweit der erste Standard zur Sicherung elementarer, technischer Voraussetzungen für die Qualität und Nachhaltigkeit eines Schulnetzes. Da die Anforderungen an künftigen Bedarfen ausgerichtet sind, gilt es für die nächsten zehn Jahre. Im Rahmen von Audits überprüfen Experten die technische Qualität und Nachhaltigkeit von Schulnetzen Grundvoraussetzung für digitales Lernen ist ein Breitbandanschluss. Wie sieht es bundesweit mit der Breitbandversorgung unserer Schulen aus? Wie viele Schulen verfügen über einen Glasfaseranschluss und wie viele werden über andere gigabitfähige Technologien versorgt? Die Coronapandemie hat das nationale Bildungssystem vor große Herausforderungen gestellt. Sie ist aber sicherlich ein zusätzlicher Antrieb für die Priorisierung eines flächendeckenden, gigabitfähigen Breitbandausbaus. Hier hat es deutschlandweit in den vergangenen zwei Jahren eine deutliche Entwicklung gegeben. Laut aktueller Er Tim Brauckmüller verleiht der Grund- und Mittelschule Roding im Landkreis Cham als erste Schule in Bayern das Gütesiegel Breitband Schulen Foto: atene KOM bildungspezial

32 und verleihen bei Erfüllung von Mindestkriterien das Gütesiegel oder geben Empfehlungen zur Nachbesserung ab. Erhält eine Schule das Siegel, so ist sichergestellt, dass die in einer Schule verbaute Infrastruktur die Umsetzung der digital unterstützten pädagogischen Konzepte und damit die digitale Bildung aller Schüler zu jeder Zeit ermöglicht. Wichtig ist, dass mit dem Gütesiegel die interne, strukturierte Verkabelung gemeint ist. Hierbei wird überprüft, ob der Aufbau, die Ausstattung und die Dimensionierung der Verkabelung den neusten Standards entsprechen und alle technischen Voraussetzungen für eine digitale Bildung erfüllt sind. Nicht berücksichtigt wird die Ausstattung der Endgeräte. Ergänzt sich die Arbeit Ihres Kompetenzzentrums mit dem Gütesiegel? Mit dem DigitalPakt Schule ist ein Unterstützungsweg für Schulträger und Schulen hinsichtlich digitaler Bildungsinfrastruktur gezeichnet worden. Wir haben beobachtet, dass es vor Ort aber durchaus noch an der Erstellung der für den Antrag vorgeschriebenen Medienkonzepte scheitert. Genau hier liegt die Schnittstelle zum Kompetenzzentrum und zum Gütesiegel: Der Siegelvergabe vorgeschaltet ist eine Checkliste, die auch von den Schulträgern und Schulen geprüft werden kann. Über die Checkliste kann auf einfache Weise festgestellt werden, ob die technische Grundausstattung eines Schulgebäudes bereits siegelfähig ist oder wo noch Schwachstellen, beispielsweise in der Gebäudeverkabelung, liegen. Das Kompetenzzentrum kann auf Basis der Checkliste dann Vorschläge unterbreiten, was benötigt wird, um die digitale Infrastruktur im Schulgebäude aufzubauen und zu warten. Wie sehen die Mindeststandards konkret aus? Es geht in erster Linie darum, dass auch bei voller Nutzung die Bandbreite noch für alle Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte ausreichend ist. Darüber hinaus muss jedes netzwerkfähige Gerät einen eigenen Anschluss haben egal ob Kabel oder WiFi. In diesem Zusammenhang ist es besonders wichtig, dass das WiFi ausreichend dimensioniert ist, um alle Endgeräte flächendeckend mit ausreichender Bandbreite zu versorgen. Auch wird überprüft, ob alle Klassenzimmer mit ausreichend Netzwerkanschlüssen ausgestattet sind. So ist es nicht ausreichend, nur einen Anschluss pro Klassenzimmer zu haben, wenn zum Beispiel ein Beamer, ein Whiteboard, ein Lehrer-PC und ein Drucker benötigt werden. Des Weiteren müssen alle passiven Bauteile in der Netzwerkverkabelung den heutigen Standards entsprechen. Es reicht nicht aus, ein altes Netzwerk, das früher für Telefonie benutzt wurde, zu erweitern. Die gegenwärtig benötigte Datenmenge wäre darüber nicht zu realisieren. So ist heute nicht mehr die Standard-Zweidrahtleitung das Maß aller Dinge, sondern es muss zumindest bei langen Strecken auf Lichtwellenleiter (Glasfaser) gesetzt werden. Im November 2021 wurde die Grund- und Mittelschule (GMS) Roding im Landkreis Cham in Bayern als erste Schule in Bayern mit dem Gütesiegel ausgezeichnet. Die GMS will auch ihre Lehrerinnen und Lehrer fit fürs digitale Lernen machen. Wie geht das vonstatten? Die sinnvolle und gekonnte Einbindung digitaler Medien und Werkzeuge ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche digitale Bildung und bietet Chancen für individuelleres, kreativeres und abwechslungsreicheres Lernen. Hier setzt der vom Kompetenzzentrum Digitale Bildung entwickelte Workshop Virtuell mit Schülern arbeiten an. Zehn Lehrerkräfte der GMS Roding nehmen derzeit im Rahmen eines Pilotprojekts an dieser hybriden Fortbildung teil. Über einen Zeitraum von sechs Wochen erarbeiten sich die Lehrkräfte die Anwendung von sieben Onlinetools anhand von anschaulichen Erklärvideos und Anleitungen in einem Selbstlernsetting. Im Anschluss zu jeder Lern einheit treffen sich die Teilnehmenden zu einem einstündigen Onlineunterricht, um die Anwendung des Gelernten gemeinsam zu erproben und zu vertiefen. Konkrete Anwendungsbeispiele aus dem Schulcurriculum und viele Praxistipps helfen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern dabei, die Brücke zur Anwendung der Onlinetools in ihrem Schulalltag zu schlagen. Das Gütesiegel hat eine Gültigkeit von zehn Jahren. Was passiert nach Ablauf der Zeit? Wir wissen, dass die Anforderungen an die IT-Infrastruktur perspektivisch weiter steigen werden. Aus diesem Grund muss auch die Infrastruktur ständig auf einem aktuellen Stand sein. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass ein Netzwerk ungefähr zehn Jahre lang nutzbar ist. Spätestens bis zum Ende des Geltungszeitraums sollten sich Schulen rezertifizieren lassen. Der Prozess würde so ablaufen, dass im Rahmen eines erneuten Audits die bestehenden IT-Infrastrukturen dahingehend geprüft werden, ob sie noch immer die Mindeststandards erfüllen die sich inzwischen geändert haben können. Es werden Empfehlungen formuliert, wo nachzusteuern ist. Wir rechnen allerdings damit, dass ein ständig gewartetes Netzwerk, das auch den Tausch von Komponenten beinhaltet, kein Problem haben wird, die Rezertifizierung zu bestehen, und hoffen, auf diesem Weg auch die Schulen zu motivieren, hier am Ball zu bleiben. Wie kann sich eine Schule für das Gütesiegel bewerben? Und vor allem: Welche Arbeit kommt auf die Schule zu? Jede Schule hat die Möglichkeit, über das Kompetenzzentrum Digitale Bildung oder auch direkt über den Siegelpartner dibkom einen formlosen Antrag zu stellen. Idealerweise liegt dem Antrag bereits die selbst ausgefüllte Checkliste bei. Die Informationen bereitzustellen kann ein wenig Sucharbeit für die Schule bedeuten, ist aber gut machbar. Hierbei unterstützt der zugewiesene Auditor gern, bevor er zum Vor-Ort-Audit ausrückt. Die Schule selbst hat insgesamt keinen allzu großen Aufwand, allerdings unterscheiden wir zwischen zwei Szenarien: (1) Wenn der Antrag vor dem Ausbau erfolgt, wird mithilfe eines Auditors der Ist-Zustand der Schule festgestellt. Daraus lassen sich dann der Aufwand und die Arten der zu erledigenden Arbeiten neutral feststellen. Dies darf jedoch nicht mit einer Planung verwechselt werden. Die dibkom steht hier beratend zur Seite. Im besten Fall wird festgestellt, dass die Schule bereits alle Kriterien erfüllt. Dies würde dann bedeuten, dass eine Siegelung durchgeführt wird. (2) Erfolgt der Antrag zu einem Zeitpunkt, wo der Ausbau bereits durchgeführt wurde, wird die Netzwerkinfrastruktur anhand unserer Checkliste überprüft und im Ergebnis festgehalten, ob alle notwendigen Parameter eingehalten wurden. Sollte dies der Fall sein, wird auch hier das Siegel verliehen. 28 bildungspezial

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34 Datenschutz in der Schule Wo bleiben länderübergreifende Kriterien und Standards? Plötzlich ging alles ganz schnell: Schülerinnen und Schüler mussten während der Coronapandemie zu Hause bleiben, der Unterricht fand per Videokonferenz auf privaten Laptops, Tablets oder Smartphones statt, die Unterrichtsmaterialien wurden an private -Adressen geschickt. Das funktionierte alles mehr schlecht als recht. An den Datenschutz wurde jedenfalls kaum ein Gedanke verschwendet. Wie problematisch mangelnder Datenschutz sein kann, bekamen die Lehrerinnen und Lehrer laut Deutschem Philologenverband (DPhV) speziell in der Coronapandemie zu spüren. Immer wieder kam es in den vergangenen Monaten zu Fällen, in denen sich nicht autorisierte Personen in Video konferenzen einschalteten, dort störten, sich obszön einmischten oder Einzelheiten mitprotokollierten, um diese bei den Schulleitungen gegen Lehrkräfte zu verwenden, berichtet die DPhV-Vorsitzende Susanne Lin-Klitzing. Der DPhV fordert, diese Verletzungen des Datenschutzes wirksam abzustellen! Schule in der Verantwortung Die Gesellschaft für Informatik (GI) kann es zwar nachvollziehen, dass kurzfristig auf kommerzielle, datenschutzrechtlich nicht geprüfte Softwareanwendungen zurückgegriffen wurde, aber die Verwendung von digitalen Anwendungen, die Daten außerhalb des Geltungsbereichs der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) speichern, sieht die GI als bedenklich an. Zumal sich die Schulen in Teufels Küche begeben. Die DSGVO verpflichtet sie dazu, rechtskonforme Hard- und Software einzusetzen. Nicht jeder Datenschützer ist so gnädig wie Maja Smoltczyk, die bis Oktober 2021 Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit in Berlin war. Smoltczyk kündigte Anfang 2021 an, wegen der besonderen Situation aufgrund der Coronapandemie von Maßnahmen gegen einzelne Schulen, die problematische Dienste einsetzen, soweit möglich abzusehen. Dass aufgrund der DSGVO jede einzelne Schule für den Einsatz digitaler Dienste im Unterricht selbst verantwortlich ist, hielt Datenschutzexpertin Smoltczyk nicht für sachgerecht. Schließlich geht es nicht um eine pädagogische Beurteilung digitaler Lehrmittel, sondern um rechtlich komplexe Fragen des Datenschutzes. Diese Aufgabe kann daher sinnvollerweise nur zentral von der ihnen übergeordneten Fachbehörde wahrgenommen werden, hieß es vonseiten der Berliner Datenschützerin. Diese Aufgabe kann auch nicht von den Landesdatenschutzbeauftragten übernommen werden, denn sie sind lediglich dafür da, um die Einhaltung der DSGVO zu kontrollieren. Ambivalente Haltung zum Datenschutz Seit 2018 gilt die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Doch bis heute wird an einem länderübergreifenden Prüfsystem zur Umsetzung der Datenschutzvorgaben gebastelt. Fotos: stock.adobe.com, Chris Es geht also um weit mehr als Störungen bei Videokonferenzen. Vielmehr stellen sich grundsätzlichere Fragen, welche Daten wie und wo verarbeitet, gespeichert oder abgerufen werden. Welche Schulleitung, welche Lehrkraft sieht sich in der Lage, selbst einschätzen zu können, ob die gekauften Tablets und die genutzte Software dem Datenschutz entsprechen? Inwiefern stellt der Schutz Minderjähriger besondere Anforderungen an den Datenschutz? Welche Einverständniserklärungen der Eltern müssen 30 bildungspezial

35 DIGITALISIERUNG schriftlich vorliegen? Wichtige Fragen, mit denen Schulen oft überfordert sind. Kein Wunder, dass Lehrkräfte das Thema Datenschutz bei einer Umfrage der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) eher ambivalent bewerteten. In der Mitgliederbefragung aus dem Jahr 2020 gab etwas weniger als die Hälfte (45 Prozent) an, sich durch den Arbeitgeber voll und ganz (8 Prozent) oder eher (37 Prozent) informiert zu fühlen. Etwas mehr als die Hälfte (54 Prozent) äußerte sich kritisch und fühlt sich eher nicht (44 Prozent) oder überhaupt nicht (10 Prozent) informiert. Etwas deutlicher wird das Bild bei der Frage nach der Unterstützung durch den Arbeitgeber, um die Anforderungen des Datenschutzes bei der Arbeit zu bewältigen. Knapp zwei Drittel (65 Prozent) bewerten die Unterstützung als eher nicht (45 Prozent) oder überhaupt nicht ausreichend (20 Prozent). Datenschutz ist seit sechs Jahren ein Thema Der DPhv kritisiert darüber hinaus, dass Lehrkräfte ihre privaten Endgeräte für ihre Arbeit einsetzen müssen und damit auch zumindest teilweise für den Datenschutz verantwortlich sind. Der Verband fordert die Dienstherren dazu auf, ihrer Verpflichtung nachzukommen, alle Lehrkräfte mit dienstlichen Geräten und einem dienstlichen Internetzugang auszustatten und einen standardisierten, an den Notwendigkeiten von Schulen angemessenen Datenschutz rechtlich sicherzustellen und technisch umzusetzen. Die Forderung geht an die Adresse der Kultusministerkonferenz, die in Sachen Datenschutz an Schulen nicht untätig, aber doch langsam ist. Im Jahr 2016 veröffentlichte die KMK die Strategie zur Bildung in der digitalen Welt. Dort heißt es: Um eine rechtskonforme Nutzung von digitalen Bildungsmedien sicherzustellen, sollten länderübergreifende Empfehlungen in Zusammenarbeit mit den Datenschutzbeauftragten der Länder erarbeitet und ggf. aufgrund der Weiterentwicklung der digitalen Bildungsmedien aktualisiert werden. Ansonsten taucht das Thema Datenschutz in der KMK-Strategie nur auf, wenn dessen Einhaltung gefordert ist, etwa bei der Vernetzung von Schulgebäuden, der Einführung einer Lernplattform oder bei Fragen der IT-Sicherheit. Die KMK verweist auch gerne auf die Zuhilfenahme der Landesdatenschutzbeauftragten. Immerhin: Die Kultusminister wollen mit allen Partnern ländergemeinsame und bundeseinheitliche Regelungen [ ] anstreben auch für den Datenschutz in Schulen. Weiterhin geht es aber eher um die Schaffung der technischen Grundvoraussetzungen. Wie man Lehrkräfte fit für den Datenschutz machen will, sagt die KMK nicht. Verständigung mit Datenschutzbeauftragen Foto: DPhV DPhV-Vorsitzende Susanne Lin-Klitzing bemängelt vor allem, dass Lehrkräfte immer noch ihre privaten Endgeräte für die Arbeit verwenden müssen Foto: LfDI BW, Kristina Schäfer Datenschutzbeauftragter Stefan Brink sah in der Version von Microsoft Office 365, die für die Bildungsplattform an Schulen in Baden-Württemberg eingesetzt werden sollte, zu viele Datenschutzrisiken Zwei Jahre später lässt die KMK-Lenkungsgruppe, die für die Umsetzung der Strategie zuständig ist, verlauten, dass sie sich mit Datenschützern auf ein gemeinsames Vorgehen beim Einsatz digitaler Medien verständigt hätte. Konkret sprachen Mecklenburg-Vorpommerns damaliger Staatssekretär Steffen Freiberg und Sachsens Staatssekretär Herbert Wolff mit dem Vorsitzenden des Arbeitskreises Datenschutz-/ Medienkompetenz der Konferenz der Datenschutzbeauftragten von Bund und Ländern, Lutz Hasse. Bei dem Treffen im Juni 2018 ging es vornehmlich um die Auswirkungen der im Mai des gleichen Jahres in Kraft getretenen DGS VO. Bereits 2016 war der KMK aber klar, dass die DSGVO kommt, denn wie bei einer EU- Verordnung üblich, wird sie lange vor ihrem Inkrafttreten im europäischen Amtsblatt veröffentlicht. Microsoft fällt durch Seit nunmehr fast sechs Jahren warten Schulleitungen und Lehrkräfte also auf etwas Konkretes von der KMK zum Datenschutz in Schulen. So viel Zeit haben die Bundesländer allerdings nicht und gehen daher inzwischen ihre eigenen Wege. Dass man sich dabei nicht auf große Namen aus der digitalen Welt verlassen kann, zeigt das Beispiel Baden-Württemberg. Im Zuge der Entwicklung einer digitalen Bildungsplattform wollte das baden-württembergische Kultusministerium eine speziell konfigurierte Version von Microsoft Office 365 einsetzen. Stefan Brink, Landesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, kam in seiner Prüfung der Office-Version jedoch zu dem Schluss, dass die Risiken inakzeptabel hoch sind und riet demzufolge im Mai 2021 von der Nutzung im Schulbereich ab. Laut Brink können die Verantwortlichen, also die Schulen, nicht ausreichend nachvollziehen, welche personenbezogenen Daten wie und zu welchen Zwecken verarbeitet werden und sie können nicht nachweisen, dass die Verarbeitung auf das für diesen Zweck notwendige Minimum reduziert ist. Die Schulen würden Gefahr laufen, ihrer in der DGSVO verankerten Rechenschaftspflicht nicht nachkommen zu können. Der Datenschutzexperte schloss eine Zusammenarbeit mit einer anderen Microsoft- Lösung nicht aus. Es ist in den vergangenen Monaten auch nach intensiver Zusammen bildungspezial

36 REGELUNG DES DATENSCHUTZES Siehst du den Datenschutz an deiner Schule ausreichend geregelt? kann ich nicht beurteilen 11% ja, voll und ganz 9 % UNTERSTÜTZUNG DURCH DEN ARBEITGEBER Wirst du insgesamt von Arbeitgeberseite (bei öffentlichen Schulen: Ministerium bzw. Senatsverwaltung; bei privaten Schulen: Schulleitung) ausreichend unterstützt, um die Anforderungen des Datenschutzes bei deiner Arbeit zu bewältigen? kann ich nicht beurteilen 8 % ja, voll und ganz 3% nein, überhaupt nicht 8 % nein, überhaupt nicht 20 % ja, eher 23 % ja, eher 39 % nein, eher nicht 32 % nein, eher nicht 45 % Quelle: GEW-Mitgliederbefragung 2020 arbeit und mit hohem Personaleinsatz aber nicht gelungen, eine solche Lösung zu finden, erklärt Brink. Das veranlasste das Kultusministerium dazu, von Microsoft Abstand zu nehmen und nach einer datenschutzkonformen Lösung zu suchen. Schulen in Baden- Württemberg, die bereits Microsoft-Produkte einsetzen, können dies weiterhin tun, bis eine Gesamtlösung gefunden wird. Länderübergreifendes Prüfsystem Eine Lösung für datenschutzkonforme Hardund Software wird länderübergreifend im Projekt EDUCHECK DIGITAL (EDCD) gesucht. Ziel des Projekts ist es, Kriterien, Standards, Verfahren und technische Systeme zur Prüfung digitaler Bildungsmedien zu entwickeln, damit diese im Unterricht technisch zuverlässig und rechtskonform eingesetzt werden können. Die Federführung hat das Land Rheinland-Pfalz. Das Prüfsystem soll am Medieninstitut der Länder FWU-Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht entstehen. Zur Finanzierung des Projekts erhält das FWU aus dem Digitalpakt Schule rund 2,5 Millionen Euro. Die Bildungsmedien werden vorab zentral geprüft, sodass die Lehrerinnen und Lehrer sie dann unmittelbar für ihren Unterricht nutzen können, erklärt die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig. In den EDCD-Arbeitsgruppen wirken neben Expertinnen und Experten aus den Ländern und spezialisierten Fachkräften aus Unternehmen und Hochschulen auch Lehrerinnen und Lehrer mit. Die ländergemeinsame Erarbeitung von Prüfverfahren und Kriterien sowie deren Anwendung vermeidet Mehrfachbefassungen in den einzelnen Ländern und schont in wesentlichem Umfang Ressourcen, sagt KMK-Präsidentin Britta Ernst. Für die Hersteller digitaler Bildungsmedien sollen die zu erarbeitenden Kriterien und Standards einen rechtssicheren Rahmen für die weitere Entwicklung digitaler Bildungsangebote bieten. Schulen und Schulträger stärken Für ein zentrales Prüfsystem spricht sich auch das Forum Bildung Digitalisierung (FBD) aus. Es empfiehlt die Einrichtung einer zentralen Prüf- und Empfehlungsstelle für digitale Anwendungen in der Schule. Bis es so weit ist, sollten die Landesdatenschutzbeauftragten und/oder die Kultusministerien den Schulen Vorlagen, Muster und Hinweise zum Datenschutz bereitstellen und pflegen. Darüber hinaus empfiehlt das FBD unter anderem, die Kommunikation zwischen Schulen und Schulträgern zu intensivieren sowie beide zu stärken, etwa durch Beratungsmöglichkeiten oder entsprechende Aus- und Fortbildungsangebote. Wann es konkrete Ergebnisse aus dem ED CD-Projekt gibt, steht nicht fest. Im Bericht der KMK-Lenkungsgruppe zur Umsetzung der Strategie Bildung in der digitalen Welt wurde im Rahmen der Kultusministerkonferenz am 9. Dezember 2021 lediglich erwähnt, dass man EDCD auf den Weg gebracht habe. Des Weiteren heißt es im Bericht, dass Fortbildungsangebote für Lehrkräfte zum Thema Datenschutz derzeit erarbeitet werden. So lange macht sich jedes Bundesland auf den eigenen Weg, um den Datenschutz in den Schulen umzusetzen. Marc Hankmann 32 bildungspezial

37 Anzeige Evolution des Lehramts Der Weg zur digitalen Schule Die Pandemie hat vor allem im Bildungssektor die mangelnde Durchsetzung der Digitalisierung aufgezeigt. Dabei sind Schulen zwingend auf digitale Infrastrukturen angewiesen, wodurch sich auch die Rolle der Lehrer:innen verändert. Das Thema IT bekommt immer mehr Gewichtung und wird ein zentraler Bestandteil ihres Berufsbildes. Dank dezentralem Lernen wird von allen Lehrkräften erwartet, dass sie sich mit der Nutzung von diverser Technik auseinandersetzen und vor allem auskennen. Diesen elementaren Wandel können die wenigsten Schulen aufgrund der stark unterschiedlichen Anforderungen allein stemmen. Neben der passenden Technik ist hierbei vor allem auch die richtige Strategie der Schlüssel zu einer erfolgreichen Digitalisierung. Hier kommen Partner wie die Gesellschaft für digitale Bildung (GfdB) ins Spiel, mit denen ASUS seit 2021 erfolgreich zusammenarbeitet. Dank guter Voraussetzungen braucht es nicht viel, um in Sachen Digitalisierung signifikant weiterzukommen. Fünf Schritte sind es, die den Wandel zur digitalen Schule Wirklichkeit werden lassen: Maximale Flexibilität Bei der Geräteauswahl sind die pädagogischen Anforderungen entscheidend. Mit seinem umfangreichen Education Portfolio bietet ASUS Lehrer:innen und Schüler:innen auf deren Bedürfnisse perfekt zugeschnittene Lösungen. Wenn es um maximale Flexibilität und hybrides Lernen im New Normal geht, sind besonders die Flip Modelle der ExpertBook Serie ideale Alltagsbegleiter. Das ASUS ExpertBook B3 Flip bietet dank 4G LTE jederzeit schnellen Internetzugriff. Als Convertible lässt sich das Gerät flexibel in ein Tablet für schnelle Notizen oder Zeichnungen verwandeln. Mit einem robusten Gehäuse, dem neuesten Intel Core Prozessor und Dual Kamerasystem sind der Produktivität zudem keine Grenzen gesetzt. Mit diesen Tipps und der richtigen technischen Ausstattung können Lehrer:innen und Schüler:innen von dem Wandel hin zur digitalen Schule profitieren. Bei Fragen zur Digitalisierung Ihres Klassenzimmers oder der passenden technischen Ausstattung wenden Sie sich jederzeit gerne an 1. Die Vision: Wohin soll die Reise gehen? Die Vision dient im weiteren Prozess als Orientierung für alle folgenden Maßnahmen. Wichtig ist hierbei vor allem der Nachhaltigkeitsgedanke: Lässt sich das Konzept durchgängig umsetzen und skalieren? 2. Der Status quo: Wie sieht die digitale Infrastruktur aus? Ist die passende Technik vorhanden und sind die Lehrkräfte entsprechend geschult? 3. Der Soll-Zustand: Dabei geht es um die Schaffung einer adäquaten Infrastruktur ebenso wie um die Implementierung passender Lernplattformen sowie Verwaltungs und Cloud Lösungen. 4. Ziele & Maßnahmen: Ziele und Maßnahmen müssen ggf. unter Berücksichtigung möglicher offizieller Fördergelder und weiterer Finanzierungsmöglichkeiten formuliert werden. 5. Das Supportkonzept: Hier liegt der Fokus auf Fragen zur Wartung der angeschafften Hardware. Die richtige technische Ausstattung erleichtert den Lernalltag: ASUS ExpertBook B3 Flip bildungspezial

38 Bildungsoffensive aus Bonn Digitale Schule: Telekom kooperiert mit Apple und Microsoft Darüber, dass Schreiben mit der Hand auch im Computerzeitalter gelehrt, gelernt und geübt werden muss, sind sich die Fachleute einig. Tablets und digitale Stifte schlagen die Brücke zwischen der uralten, bewährten Kulturtechnik und der digitalen Welt. Am Aloisiuskolleg in Bonn Bad-Godesberg sollen die Schülerinnen und Schüler im Deutschunterricht in einer Übung Prädikate, Subjekte und Objekte in verschiedenen Farben markieren. In der Klasse greift jedoch niemand zu Buntstiften. Stattdessen nehmen die Kinder den Eingabestift ihres Tablets in die Hand und markieren auf dem Display die Wörter. Am Ende der Übung werden die Ergebnisse per Beamer an die Wand geschmissen und verglichen. Das Aloisiuskolleg profitiert davon, bereits 2018 gemeinsam mit anderen von Jesuiten geführten Schulen ein Digitalisierungskonzept entwickelt zu haben. Ein Jahr später verfügte die Schule über einen Glasfaseranschluss und flächendeckendes WLAN. Die Schulschließungen während der Coronalockdowns konnte das Aloisiuskolleg vergleichsweise gut meistern. Technische Probleme stören den Unterricht Eine derartige Einbindung digitaler Medien ist längst nicht an allen deutschen Schulen Alltag. Das wissen auch Unternehmen wie die Deutsche Telekom. Wir möchten die Schulen auf ihrem Weg der digitalen Transformation unterstützen, sagt Jochen Bösl, Leitung Vertrieb Digitale Bildung und Vice President Deutsche Telekom Business Solutions. Das Ziel ist ein moderner Unterricht, der die pädagogische Kraft digitaler Hilfsmittel nutzt und vernetztes Lernen zeit- und raumunabhängig ermöglicht. Denn auch das Aloisiuskolleg hat seine Erfahrungen mit der Digitalisierung gemacht. Anfangs sorgten die unterschiedlichen Geräte der Schülerinnen und Schüler für technische Probleme. Wegen veralteter oder abweichender Betriebssysteme konnte nicht jeder im Unterricht mit der gleichen App arbeiten. Kleinigkeiten wie die Einrichtung eines Beamers verzögerten immer wieder den Unterrichtsablauf. Deshalb nutzt das Aloisiuskolleg in Kooperation mit der Telekom digitale Endgeräte und Präsentationstechnik von Apple. Um PCs und Tablets im Unterricht einsetzen zu können, braucht es eine leistungsfähige IT-Infrastruktur. Die Deutsche Telekom übernimmt auf Wunsch deren Installation und Wartung. Fotos: Deutsche Telekom AG Die Deutsche Telekom kooperiert mit Microsoft und Apple, um Schulen in Sachen IT-Infrastruktur, Hardund Software fit für die digitale Zukunft zu machen 34 bildungspezial

39 DIGITALISIERUNG DSGVO-konformer Einsatz Das Bonner Telekommunikationsunternehmen ist der einzige für Apple Education zertifizierte Netzanbieter im deutschen Bildungssektor. Beide Unternehmen verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz, der sich in die Bereiche Netzanschluss, Endgeräte, digitale Lernplattform und Service unterteilt. Davon will auch Rheinland-Pfalz profitieren. Für die Schulen hat das Land Anfang des Jahres einen Rahmenvertrag mit der Telekom unterzeichnet. Für mehr als Schülerinnen und Schüler werden die Bonner ipads liefern und bei Bedarf die Geräteverwaltung übernehmen. Auch Lehrerinnen und Lehrer werden mit den Apple-Tablets ausgestattet. Darauf finden Sie Anwendungen wie zum Beispiel die Classroom-App, mit der sie im Unterricht jederzeit die Kontrolle über die ausgegebenen ipads behalten. Über die Schoolwork- App können sie Arbeitsblätter teilen und in Echtzeit mit den Schülerinnen und Schülern zusammen bearbeiten. Für die zentrale Verwaltung bietet Apple den School Manager. Hierüber organisieren die IT-Administratoren den Zugriff auf Hard- und Software, konfigurieren Geräte oder versorgen Lehrkräfte mit Hilfsmitteln. Alle Bildungsprodukte von Apple haben integrierte Features und Kontrollen zum Datenschutz. Außerdem sorgt die Telekom mit ihren Expertinnen und Experten dafür, dass die zur Verfügung gestellte Hard- und Software gemäß der Datenschutz-Grundversorgung (DSGVO) eingesetzt wird, damit persönliche Daten von Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern nicht auf Server gelangen, wo sie von Dritten abgegriffen werden können. Die Firewall-Lösungen der Bonner bieten zudem den entsprechenden Schutz gegen unliebsame Eindringlinge ins eigene Netzwerk. Angepasst für Bildungseinrichtungen Die DSGVO-Konformität gewährleistet die Telekom auch im Rahmen ihrer Kooperation mit Microsoft. Auch hier streben die Bonner an, Schulen ein digitales Bildungspaket aus einer Hand zu liefern. Zu dem Paket gehören Laptops oder Tablets sowie Lizenzen für Microsoft Office 365. Ein Team von Microsoft-zertifizierten Fachkräften der Telekom unterstützt beim Einrichten der Geräte und ihrem Einsatz im Schulalltag. So bietet die Telekom Workshops, Fortbildungen für Lehrkräfte und Schulungen für Administratoren an. Gemeinsam mit unserem Partner Microsoft bieten wir ein Komplettpaket für den virtuellen und hybriden Unterricht an, sagt Bösl. Zum Office-365-Paket zählen nicht nur die bekannten Anwendungen wie Word, Power Point oder Excel, sondern auch die Kollaborationsplattform Microsoft Teams. Was in Unternehmen die Zusammenarbeit zwischen einzelnen Abteilungen oder Projektteams vereinfacht, wurde mit Microsoft Teams for Education auf die Belange von Bildungseinrichtungen angepasst, damit Lehrkräfte mit Schülerinnen und Schülern problemlos interagieren können. Sie können Videokonferenzen aufsetzen, chatten, in Kleingruppen lernen oder gemeinsam an Dokumenten arbeiten. Auch die Vergabe von Aufgaben durch die Lehrkräfte ist möglich, die digital abgegeben und bewertet bzw. korrigiert werden können. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Schülerinnen und Schüler gemeinsam im Klassenzimmer sitzen oder zu Hause. In der Pause kann die virtuelle Klasse mit der Funktion Gruppenräume in kleinere Gruppen aufgeteilt werden. Diese Funktion kann auch für den Unterricht genutzt werden, um in Kleingruppen zu lernen. Die zentrale Steuerung aller Endgeräte und Anwendungen erfolgt über Microsoft Intune. Das Bildungspaket der Telekom in Kooperation mit Microsoft ist modular aufgebaut, sodass Schulen, die sich bereits auf dem Weg in die Digitalisierung gemacht haben, den Bereich auswählen können, in dem sie noch Defizite haben. Kritischer Blick auf Digitalkonzerne Die Telekom und Microsoft wollen mit ihrem Angebot Deutschland als Bildungsstandort stärken, indem Schülerinnen und Schülern ein zukunftsorientiertes Lernen ermöglicht wird. Wir können nicht erwarten, dass die Pausenglocke von allein eine digitale Zukunft für unsere Kinder einläutet, ruft Andreas Kleinknecht, Senior Director Public Sector und Mitglied der Geschäftsführung bei Microsoft Deutschland, zum Handeln auf. Nichtsdestotrotz sieht die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) die Aktivitäten der großen Digitalkonzerne kritisch. Sie seien eindeutig als politisches Lobbying einzuordnen und verfolgten das Ziel, dass Bund, Länder und Kommunen mehr Geld für IT an Schulen bereitstellen und sich die jeweiligen Schulen der konkreten Umsetzung für ihre Produkte entscheiden, heißt es im GEW-Dossier Aktivitäten der Digitalindustrie im Bildungsbereich. Grundsätzlich ist es zwar zu begrüßen, wenn der Staat die Digitalisierung an Schulen fördert, aber natürlich dürfen sich die Pädagoginnen und Pädagogen nicht das Steuer aus der Hand reißen lassen. Die Digitalkonzerne mögen die Experten für Vernetzung und digitale Medien sein, aber das Primat der Pädagogik obliegt ihnen nicht. Didaktische und methodische Konzepte dürfen insbesondere weder unmittelbar noch mittelbar von Konzernen vorgegeben oder beeinflusst werden, fordert die GEW in ihrem Dossier. Open Source und Aufwand Anstatt sich an einen Hersteller zu binden, favorisiert die Gewerkschaft die Nutzung kostenloser Open-Source-Software. Die Unabhängigkeit wird jedoch mit einem erhöhten Aufwand für die Administration solcher Softwarelösungen und für die damit einhergehende Schulung von IT-Fachkräften sowie Lehrerinnen und Lehrern erkauft ein Aufwand, der sich durch die Kooperation mit der Telekom reduziert. Ohnehin setzen die Bonner nicht nur auf einen einzigen Hersteller. So wird am Aloisiuskolleg zur Verwaltung der ipads beispielsweise eine Managementlösung von Cisco genutzt. Die Schule hat sich zudem von der offenen Lernplattform Moodle verabschiedet und arbeitet nun mit itslearning, BetterMarks und mit Apps wie Geogebra. Weitere digitale Anwendungen sollen in Zukunft folgen. Um diese ohne Probleme im Unterricht nutzen zu können, braucht es eine digitale Infrastruktur, die mit den Anforderungen wächst. Die Digitalisierung ist kein einmaliger Kraftakt, den Schulen meistern müssen, sondern vielmehr ein dynamischer Prozess aus Veränderungen und Anpassungen sowohl auf pädagogischer als auch auf technischer Ebene. Marc Hankmann bildungspezial

40 Update für die Fachdidaktik Denkanstöße für ein Bildungssystem in ständiger Bewegung Die Schule steckt inmitten der digitalen Transformation. Das Forum Bildung Digitalisierung (FDB) hat zu diesem umfangreichen Prozess Denkanstöße formuliert, die FDB-Vorstand Jacob Chammon im Interview näher erläutert. Er fordert ein Leitbild für Bildungsgerechtigkeit und mehr Mut in der Diskussion über den Output von Schule, zum Beispiel zur Frage neuer Prüfungsformate. Ist die Abiturklausur bald überholt? Die Coronapandemie hat schmerzlich offenbart, dass Deutschland in vielen Bereichen digitale Defizite aufweist. Schule macht hier leider keine Ausnahme. Wo hapert es am meisten? Jacob Chammon: Wir nehmen wahr, dass da, wo Schulen in gutem Austausch mit ihrem Träger und der Schulaufsicht stehen, die digitalen Transformationsprozesse besser gelingen. Und genau diese gute Zusammenarbeit von Schulleitungen, Schulträgern und Schulaufsichten sind nicht überall ergeben. Das ist ein wichtiger Gelingensfaktor und der vertrauensvolle Austausch auf Augenhöhe muss überall gefördert werden. Oft ist es leider so, dass die Behörden mit dieser Aufgabe herausgefordert sind, und aufgrund der Fülle an Aufgaben fehlen neben Kompetenzen oft die Ressourcen, personell als auch finanziell, um die Schulen hier adäquat zu begleiten. Lässt sich erkennen, dass es durch die Erfahrungen in der Pandemie zu einem Umdenken gekommen ist? Alle Beteiligten egal ob Lehrkräfte, Schulleitungen, Schülerinnen, Schüler oder Eltern haben in der Pandemie Erfahrungen mit dem digital gestützten Lehren und Lernen gemacht. Das ist nicht mehr wegzudenken und muss jetzt fester Bestandteil des normalen Unterrichts bleiben. Und wir brauchen ein Update für die Fachdidaktik, also wie nutze ich am besten die digitalen Möglichkeiten in meinem Fach und welche Vorteile und neue Möglichkeiten bieten sich dadurch für mein Fach und meinen Unterricht an? Persönlich würde ich sogar noch weiterdenken wollen und statt in Fächern in Zukunft noch mehr in fächerübergreifenden Projekten denken. Auf der Konferenz Bildung Digitalisierung wurden die Denkanstöße des FDB diskutiert. Zur Frage, wie sich Schule und Lernen weiterentwickeln sollen, gab es ein geteiltes Verständnis. Sie haben für eine erfolgreiche digitale Transformation in der Schule zehn Denkanstöße formuliert. Wenn Sie die priorisieren müssten, was wären die drei wichtigsten Punkte, die man schnellstmöglich angehen sollte? Als Erstes klar diese zwei Themen: Qualifizierung und Professionsentwicklung auf allen Ebenen fördern und Schulentwicklung ganzheitlich, agil und systemisch denken. Und wenn man sich ernsthaft mit dem Lehren und Lernen in der Kultur der Digitalität auseinandersetzt, kommen wir nicht darum herum, auch Leistungsbewertung und Prüfungskultur neu zu denken. Denn ändern wir den Unterricht, müssen wir auch die Art der Leistungsbewertung und damit Klausuren, Klassenarbeiten und Prüfungen anpassen. In den Denkanstößen geht es häufig darum, neue Strukturen zu entwickeln. Was meinen Sie damit konkret? Digitalisierung und Schulentwicklung sind Querschnittsthemen. Das lässt sich nicht von einer Person oder einer einzelnen Akteursgruppe allein lösen. Es erfordert Zusammenarbeit über Fachgrenzen hinweg. Und das ist leider in Deutschland noch nicht gegeben. Ein Beispiel: Der Bund gibt Geld aus dem Digitalpakt an die Länder und die Schulträger müssen die Gelder abrufen, um zum Beispiel in die technische Infrastruktur der Schulen vor Ort zu investieren. Wenn sich aber auch die Unterrichtspraxis ändern soll, sind wiederum eher die Schulaufsichten gefragt. An den Einzelschulen steht dann die Schulleitung in der Verantwortung. Foto: Phil Dera/CC BY bildungspezial

41 DIGITALISIERUNG Wir brauchen Strukturen, die dieser Mehrschichtigkeit Rechnung tragen. Vieles kann durch Eigeninitiative und Verantwortung in den Einzelschulen anfangen und stattfinden aber wenn wir eine systemische Veränderung wollen, müssen auch Kommunen, Länder und Bund neue Arten der Zusammenarbeit und neue unbürokratische Strukturen entwickeln. Lehrerinnen und Lehrer benötigen digitale Kompetenzen, weshalb Sie auch eine Weiterentwicklung der Fachdidaktik fordern. Lässt sich denn schon heute erkennen, dass zukünftige Lehrkräfte diese Kompetenzen besitzen? Die Universitäten befinden sich wie die Schulen in einer Transformation. Hier werden überall Veränderungen auch in der Lehrerausbildung angestoßen. Aber nicht überall gleich und in dem gleichen Tempo. Wir kennen aus dem Netzwerk des Forums Bildung Digitalisierung viele Universitäten, die sich sehr genau mit dem Thema auseinandersetzen, um die angehenden Lehrkräfte bestmöglich auf den Job vorzubereiten. Das berichten mir übrigens auch Kolleginnen und Kollegen im Team, die Lehramt studieren: Die Digitalisierung ist glücklicherweise schon längst Gegenstand geworden. Sie sprechen in den Denkanstößen von Design Thinking, Deeper Learning und Governance für Schulen. Können Sie sich vorstellen, dass diese Begriffe bei digital weniger affinen Lehrkräften zunächst einmal für Stirnrunzeln sorgen? Ich habe als Lehrkraft und Schulleiter selbst erlebt, dass neue Wellen auch neue Anforderungen an Schule und Unterricht mitbringen. Howard Gardners Theorie über die vielen Intelligenzen, Spencer Kagans Kooperatives Lernen und jetzt mit der Digitalisierung kommen neue Begriffe und Möglichkeiten. Als Pädagoge ist es wichtig, immer neugierig und offen für Neues zu sein. Der Begriff lebenslanges Lernen gilt für alle Lernenden also auch für uns Pädagoginnen und Pädagogen. Sie sagen auch, dass Schule flexibler und agiler werden muss. Wie könnte das konkret aussehen? Schulen brauchen auf der einen Seite Freiräume, sich auf den Weg der digitalen Schulentwicklung zu machen und Prozesse anzustoßen. Diese Freiräume zu nutzen Foto: Phil Dera/Forum Bildung Digitalisierung Jacob Chammon, geschäftsführender Vorstand des Forums Bildung Digitalisierung, möchte in Zukunft nicht von Fächern, sondern von fächerübergreifenden Projekten sprechen erfordert Mut und vielleicht etwas Macherinnen- und Machergeist. Vonseiten der Verwaltung müssen dafür aber auch Leitplanken vorgegeben werden, innerhalb derer sich Schulen bewegen dürfen und können. Sie fordern ein Leitbild für Bildungsgerechtigkeit. Im deutschen Schulsystem hat die soziale Herkunft großen Einfluss auf den schulischen Erfolg. Welche Chance bietet die Digitalisierung für mehr Bildungsgerechtigkeit? Eine der großen Herausforderungen für Schule ist die Heterogenität. Hier können die Potenziale der digitalen Technologien genutzt werden, um Lehr-Lern-Prozesse inhaltlich und methodisch individueller und kreativer zu gestalten und unterschiedliche Lernpfade für alle Schülerinnen und Schüler zu ermöglichen. Das experimentierende und entdeckende Lernen kann in digitalen Lernumgebungen motivierender und aktivierender gestaltet werden. Die Verbindung unterschiedlicher Lernorte ist im Digitalen einfacher zu gestalten und Lehrkräfte bekommen neue Möglichkeiten, zeitnah individuelle Rückmeldungen und Feedback zu Lernprozessen und -ergebnisse zu geben. Ihre Denkanstöße machen deutlich, dass Digitalisierung mehr ist, als Schülerinnen und Schülern einen Laptop zu geben. Es klingt eher so, als müsse sich Schule ganz neu erfinden. Die Schule ist ein wichtiger Teil der Gesellschaft. Und sie soll die Welt außerhalb der Schule spiegeln. Diese Welt ist digital und es gibt viele komplexe Herausforderungen, die wir als Gesellschaft gemeinsam lösen müssen. Also müssen Schülerinnen und Schüler in der Schule lernen, so zu arbeiten, und damit auch mündige Bürger werden, die in der Zukunft unsere Gesellschaft weiterentwickeln können. Auf der Konferenz Bildung Digitalisierung haben Sie mit Akteuren aus dem Bildungssystem über Ihre Denkanstöße diskutiert. Wo gab es den meisten Widerstand? Auf der Konferenz sind wir ja vor allem mit vielen Akteuren zusammengekommen, die sich seit vielen Jahren mit dem Thema beschäftigen und die Zeichen der Zeit erkannt haben. Die große Begeisterung und der Veränderungswille war in allen Veranstaltungspunkten zu spüren. Leider merken wir aber, dass diese Begeisterung eben noch nicht überall im System herrscht. Manche sind vielleicht noch zögerlich. Hier und da bemerken wir auch auf unterschiedlichen Ebenen Widerstände, die notwendigen systemischen Veränderungen anzugehen. Mir persönlich fehlt da auch der Mut, wenn wir über den Output von Schule sprechen. Was muss am Ende stehen? Muss es für Prüfungen immer Noten geben und kommt es nur auf den Abschluss an? Oder kann zum Beispiel auch ein digitales Portfolio, in dem Lernende über ihre Lernprozesse berichten und reflektieren, die notwendige Auskunft über die Entwicklung geben? Hier sind viele Fragen noch ungeklärt, und es berührt die sehr festgewachsenen Säulen des deutschen Bildungssystem. Was schätzen Sie, wie lange Schülerinnen und Schüler noch Klausuren schreiben müssen, um ihr Abitur zu erhalten? Die KMK hat gerade eine Ergänzung zu ihrer Strategie Bildung in der digitalen Welt veröffentlicht. Hier steht klar und deutlich, dass Prüfungsformate weiterzuentwickeln sind und dass die dominierende Prüfungsform einer schriftlichen Klausur mit weiteren Formaten zu ergänzen sind hierunter mit Einbeziehung von digitalen Möglichkeiten. Das begrüße ich sehr und gibt Hoffnung, dass die ersten Pilotprojekte auch zum neuen Abitur schon in Kürze starten können. bildungspezial

42 Das digitale Helferlein Was Lehrkräfte von Edu-Apps erwarten Dass die Digitalisierung nicht per se Dinge vereinfacht, wissen alle, die sich schon einmal einen Smart-TV gekauft haben. Einschalten und loslegen so einfach ist es leider nicht immer. Das gilt auch für die unüberschaubare Zahl an Education-Apps. Was Lehrkräfte von den digitalen Anwendungen erwarten, erforscht Jeanine Steinbock, Doktorandin an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). Sie schreibt ihre Doktorarbeit am JMU- Lehrstuhl für Fachdidaktik der modernen Fremdsprachen. Dazu führte Steinbock zwei Befragungen durch: eine im Jahr 2017 mit 35 Lehrkräften und eine weitere 2019 mit 157 Lehrerinnen und Lehrern von bayerischen Gymnasien kurz bevor die Coronapandemie ausbrach. Etwa 75 Prozent der Lehrkräfte, die ich 2019 befragt habe, würden Apps einsetzen, wenn sie dadurch im Unterricht sowie bei der Unterrichtsvorbereitung Zeit sparen, erläutert die JMU-Doktorandin. Die digitalen Tools seien auch dann sehr interessant, wenn sie bereits mit Inhalten aus dem Lehrplan gefüllt seien. Für die von mir befragten Lehrkräfte ist es weniger erstrebenswert, selbst kreativ werden zu können, sagt Steinbock. Stattdessen würden die Lehrerinnen und Lehrer laut der Umfrage die gewonnene Zeit lieber dazu verwenden, etwa schwächere Schülerinnen und Schüler zu unterstützen. Was verwundert: Bei Steinbocks Umfrage beteiligten sich vor allem ältere Jahrgänge. Das Gros war zwischen 36 und 45 Jahren alt, sagt die Doktorandin. Im Gegensatz dazu beteiligten sich die ganz jungen Lehrkräfte zu einem deutlich geringeren Teil an der Befragung. Ihnen allen gemein ist jedoch die Skepsis, wenn Edu-Apps die Leistungskontrolle übernehmen können. Die Bewertung der Schülerinnen und Schüler wollen sich die Lehrkräfte nicht aus der Hand nehmen lassen. Besonders hilfreich empfinden Lehrerinnen und Lehrer die pädagogischen Möglichkeiten, die Edu-Apps bieten. Klassischerweise bekommen dann 30 Schülerinnen und Schüler ein Buch mit demselben Text in die Hand gedrückt, sagt Steinbock. Die einen tun sich damit leicht. Die anderen, deren Leseniveau Foto: Christoph Weiß, Universität Würzburg Jeanine Steinbock hat für ihre Doktorarbeit Lehrerinnen und Lehrer vor der Coronapandemie befragt. Im Anschluss möchte sie gerne eine Post-Studie folgen lassen. nicht so hoch ist, haben eher zu knabbern am Lesestoff. Bietet die App die Möglichkeit, das Leseniveau zum Beispiel durch die Anzeige einer Lightversion mit vereinfachtem Vokabular anstelle des Originaltextes anzupassen, entsteht in der Klasse schneller ein einheitliches Textverständnis. YouTube-Potenzial ungenutzt Ohnehin sei laut Steinbock der Englischunterricht ideal dafür geeignet, um passende Kompetenzen im Umgang mit digitalen Tools zu vermitteln. Schließlich läuft die Kommunikation im weltweiten Netz vorwiegend in englischer Sprache ab. So ist es kein Wunder, dass im Englischunterricht nach den Umfrageergebnissen eine App besonders beliebt ist: YouTube. YouTube ist sehr niederschwellig zugänglich und störungsfrei einsetzbar, sagt Steinbock. Außerdem bedienen sich Lehrkräfte sehr gerne der großen Vielfalt an Videos, die oft kurz und griffig sind. Ihr Einsatz kostet nicht viel Zeit. Kritisch sieht die JMU-Doktorandin hingegen, dass YouTube eben nicht dazu genutzt wird, Schülerinnen und Schülern digitale Kompetenzen zu vermitteln. Fast ausschließlich diene YouTube im Klassenzimmer zum Ansehen von Filmen. Aber die Schülerinnen und Schüler würden kaum dazu animiert, selbst ein Video zu produzieren. Zu wenige Apps aus Deutschland Anhand von YouTube wird jedoch auch ein Manko deutlich: Die meisten Edu-Apps werden von amerikanischen Softwarefirmen entwickelt. Das wirft Fragen zum Datenschutz auf. Wünschenswert wären mehr deutsche Apps, die auch auf deutschen Servern liegen, sagt Steinbock. Wichtig für die Verwendung digitaler Tools ist auch die Breitbandanbindung. Bei meiner Befragung gab die Hälfte der Lehrkräfte an, dass sie im Klassenzimmer Internet hat. Das habe sie und ihr das Team am Lehrstuhl überrascht: Wir hätten mit einer viel geringeren Quote gerechnet. Steinbocks Doktorarbeit bezieht sich auch auf den Einfluss, den die Coronapandemie auf die Einstellung der Lehrerinnen und Lehrer zu Edu-Apps haben dürfte. Dass sie Lehrkräfte vor dem Ausbruch von SARS-CoV-2 befragt hat, ermöglicht ihr ein Pre-Post-Design. Nach Abschluss der Doktorarbeit will die Wissenschaftlerin eine Post-Studie erstellen und die Ergebnisse beider Arbeiten miteinander vergleichen. Marc Hankmann 38 bildungspezial

43 SCHULE UNTERWEGS Foto: Circus Phantasia/Wasserthal Der Zirkus kommt. Die Zelte vermitteln ein besonderes Flair und lassen die Kinder in die fremde Welt eintauchen. Zirkus macht Schule Manege statt Klassenzimmer Eine Woche lang sind die Mitglieder des Zirkusteams wichtige Ansprechpartner für die Schülerinnen und Schüler. Hier Zirkusdirektor Lars Wasserthal und Nachwuchsartistin Emilia. Foto: Verena Wohlers Der Zirkus fasziniert viele Menschen. Besonders Kinder fühlen sich von dieser exotischen Welt wie magisch angezogen. Und manches Kind träumt davon, selbst einmal vom Beifall umtost in der Manege zu stehen. In Schulzirkusprojekten werden (nicht nur) Kinderträume wahr. Vor allem in vielen Grundschulen haben Zirkusprojekte inzwischen einen festen Platz: Im Sportunterricht, in Arbeitsgemeinschaften oder in Projektwochen können die Schülerinnen und Schüler in die Zirkuswelt eintauchen. Das gelingt natürlich besonders gut, wenn ein richtiger Zirkus sein Zelt auf oder in der Nähe des Schulgeländes aufschlägt. Foto: Verena Wohlers Die Vorstellung ist der Höhepunkt. Danach wird ausgelassen gefeiert. Circus Phantasia Im Grundschulverband Nordborchen-Alfen in Nordrhein-Westfalen ist der Circus Phantasia alle vier Jahre zu Gast. Alle Kinder sollen einmal in ihrer Grundschulzeit den Zirkus erleben, sagt Christian Jakob, Direktor des Grundschulverbands, zu dem neben der Grundschule in Nordborchen auch die Grundschule im Nachbarort Alfen gehört. Seine Vorgängerin hatte die Zirkuswoche schon vor mehr als zehn Jahren eingeführt. Bevor ich die Schule übernahm, hatte ich nie etwas mit Zirkus zu tun und war zuerst skeptisch, räumt Christian Jakob ein. Doch nach der ersten Projektwoche stand für ihn fest, dass sie auch künftig stattfinden wird. Denn die Schülerinnen und Schüler lernen in dieser Woche viel nicht nur für die Schule, sondern auch fürs Leben. Für die Kinder ist es eine Herausforderung, aber auch eine Chance, wenn sie angeleitet von Zirkuspädagoginnen oder richtigen Artisten in ganz neue Rollen schlüpfen und zu Akrobatinnen, Clowns, Zauberern oder auch zu Zirkusdirektorinnen werden. Die Zirkuswelt ist so vielfältig. Jedes Kind findet seinen Platz und eine Aufgabe, die zu ihm passt, weiß Lars Wasserthal, Direktor des Projektzirkus Phantasia. Und fügt hinzu: Wir lassen kein Kind außen vor und schaffen es eigentlich immer, alle zu motivieren. Jedes Kind ist wichtig Das Training in der Manege begeistert selbst die Schülerinnen und Schüler, die mit traditionellen Sportarten wenig im Sinn haben. Denn im Zirkus geht es nicht in erster Linie Zirkus im Trend Die ersten Kinder- und Jugendzirkusse entstanden in Deutschland in den 70er und 80er-Jahren; inzwischen gibt es hierzulande mehr als 200 Projektzirkusse, die sich auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen spezialisiert haben und mit Schulen, Jugendzentren und Bildungsstätten zusammenarbeiten. i bildungspezial

44 Ohne Teamwork funktioniert Zirkus nicht Geringe Kosten Der Circus Phantasia hat sich auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen spezialisiert. Das Angebot ist vor allem auf Schülerinnen und Schüler der Klassen 1 bis 7 abgestimmt und richtet sich vor allem an Grundschulen, weiterführende Schulen und Schulen mit sonderpädagogischen Förderschwerpunkten wie körperliche und motorische oder geistige Entwicklung. Der Zirkus finanziert sich überwiegend durch die Vorstellungen. Die Kosten für die Schulen sind gering. Jedes Kind zahlt eine Teilnahmegebühr von sieben Euro; außerdem übernehmen Schule oder Schulträger die Kosten für Strom und Wasser während des Aufenthalts. Weitere Informationen i Foto: Anke Hornbruch um Wettkampf, sondern auch um Kreativität, Fantasie und den künstlerischen Ausdruck. Gerade der Mix aus Akrobatik, Theater-, Musik- und Tanzelementen macht Zirkus zu etwas ganz Besonderem und zu einer ganz eigenen Kunstform. Im Circus Phantasia können die Schülerinnen und Schüler zwischen neun verschiedenen Darbietungen wählen. Ob sie auf dem Drahtseil balancieren, zaubern, mit Bällen oder Tüchern jonglieren, als Clown das Publikum zum Lachen bringen oder am Trapez durch die Luft schweben, entscheiden die Kinder selbst. Dass sie beim Einüben der Nummern ganz neue Bewegungserfahrungen machen und ihre motorischen Fähigkeiten verbessern, ist gerade in den eher bewegungsarmen Coronazeiten ein wichtiger, aber bei Weitem nicht der einzige positive Effekt: Das Erlernen von Tricks und neuen Techniken verlangt von den Kindern Durchhaltevermögen und Konzentration. Und auch emotionale, künstlerisch-kreative und soziale Kompetenzen werden spielerisch gefördert: So ist bei vielen Übungen Teamgeist und Teamwork gefragt: Die Kinder müssen aufeinander Rücksicht nehmen, sich gegenseitig helfen, Verantwortung für sich und die anderen übernehmen und sich aufeinander verlassen können. Und auch die Abschlussvorstellungen gelingen nur, wenn alle Hand in Hand arbeiten. Jedes Kind ist ein wichtiger Teil des Teams. Und wie bei einem Uhrwerk kann man auch im Zirkus auf kein Teil und kein Kind verzichten, nennt Lars Wasserthal ein Grundprinzip der Zirkuspädagogik. Booster fürs Selbstvertrauen Die Abschlussvorführungen, bei denen sie Familien, Freunden, Bekannten und anderen Interessierten die neu erworbenen Fähigkeiten vorführen können, sind die besonderen Highlights der Projektwoche. Es tut den Kindern gut, im Mittelpunkt zu stehen und den wohlverdienten Applaus zu ernten. Deshalb hat jedes Kind bei uns drei Auftritte, natürlich im passenden Kostüm, sagt Lars Wasserthal. Viele Jungen und Mädchen, so seine Erfahrung, wachsen in dieser Woche über sich selbst hinaus. Sie lernen viel Neues und erleben Erfolgsmomente, die ihr Selbstvertrauen stärken. Das tut allen Kindern gut, ist aber besonders für die Jungen und Mädchen wichtig, die im normalen Schulalltag nicht so gut zurechtkommen. Dass die Schülerinnen und Schüler viel mehr lernen als Zaubertricks oder mit Bällen zu jonglieren, bestätigt auch Christian Jakob. Die Zirkuswoche ist weit mehr als eine willkommene Abwechslung im Schulalltag. Die Jungen und Mädchen machen wichtige Erfahrungen, vor allem im sozialen, zwischenmenschlichen Bereich. Das Miteinander und die Klassengemeinschaft werden gefördert. Und das ist gerade in Coronazeiten für die Kinder nicht weniger wichtig als Deutsch und Mathe. Blick von außen An der Projektwoche nehmen beide Schulen des Grundschulverbands teil: Schülerinnen und Schüler aus beiden Schulen und aus verschiedenen Klassen trainieren zusammen. So lernen sie andere Kinder kennen und knüpfen neue Kontakte. Das ist für viele Kinder eine Herausforderung, weiß Christian Jakob. Ihre Lehrerinnen und Lehrer sind beim Training zwar anwesend, beschränken sich aber im Wesentlichen auf die Rolle des Beobachters. Sie haben die Gelegenheit, das Verhalten ihrer Schülerinnen und Schüler quasi von außen zu verfolgen und sich auch mal auf einzelne Kinder zu konzentrieren. Aus dieser Perspektive entdeckt man bei Kindern manchmal Talente und Fähigkeiten, die man bislang nicht gesehen oder wahrgenommen hat, weiß der Schulleiter. Ganz ohne Unterricht geht es auch in der Projektwoche nicht. Nach dem zweistündigen Training kehren die Kinder in ihre Klassen zurück. Doch auch in den Schulstunden dreht sich viel um den Zirkus. So schreiben die Kinder in Deutsch Erlebnisberichte oder singen im Musikunterricht Zirkuslieder. Auch die Eltern werden in das Zirkusprojekt einbezogen: Sie können nicht nur die Generalprobe und die Abschlussvorstellung besuchen, sie helfen auch beim Aufbau und Abbau des Zirkuszelts mit. Das verkürzt nicht nur die Auf- und Abbauzeit. Für die Eltern ist es eine gute Gelegenheit, die Menschen kennenzulernen, denen sie ihre Kinder eine Woche lang anvertrauen, sagt Lars Wasserthal. Für die Schülerinnen und Schüler werden er und sein Team eine Woche lang Ansprechpartner und Vertrauenspersonen. Viele Kinder kommen auch nach der Schule bei uns vorbei, um die besondere Atmosphäre zu erleben. Und auch mancher Vater erfüllt sich mit dem Zeltaufbau einen lang gehegten Wunsch. Circus Cappalago Ein Zirkuszelt hat der Circus Cappalago nicht an der Glocksee Schule in Hannover wird die Turnhalle zur Manege. Jeden Freitagmittag treffen sich die Mitglieder der Zir 40 bildungspezial

45 Schule unterwegs Foto: Anke Hornbruch Foto: Anke Hornbruch Achtung radioaktiv: Mit ihrer Show Konferenz der Tiere machen die Schülerinnen und Schüler auf Umweltprobleme aufmerksam Brücken bauen: In der Cappalago-Version der Konferenz der Tiere helfen die Kinder den Tieren, nicht umgekehrt kus AG von 13 bis 15 Uhr zum Training. Rund 30 Kinder und Jugendliche aus den Klassen vier bis sechs machen mit. Das ist fast die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler aus diesen Klassen, sagt Anke Hornbruch. Fast alle Kinder bleiben mehrere Jahre in der AG; erst ab der achten Klasse lässt das Interesse der Jugendlichen am Zirkus nach, weiß die Mathematik- und Sportlehrerin, die den Schulzirkus vor elf Jahren initiiert hat und die Arbeitsgemeinschaft seither leitet. Nachwuchssorgen hat der Circus Cappalago dennoch nicht: Die jüngeren Schülerinnen und Schüler freuen sich darauf, dass sie ab der vierten Klasse endlich mitmachen dürfen. Zirkus ist eben immer noch etwas Besonderes, sagt Anke Hornbruch. Etwas zu können, was nicht jeder kann, stärkt das Selbstbewusstsein der Kinder und Jugendlichen. Und auch das Gefühl, wichtig zu sein und gebraucht zu werden, macht die Zirkus- AG attraktiv. Literaturtipps Grundschule Sport: Zirkus. Nr Quartal Friedrich Verlag merkheft.04: Zirkus mit Kindern und Jugendlichen. Potenziale für Jugendarbeit und Schule Herausgeberin: Arbeitsstelle Kulturelle Bildung NRW Ein gemeinsames Angebot für Schule, Jugendarbeit und Kultur, Remscheid fileadmin/uploads/pdf_merkhefte/ Merkheft04_Zirkus_Screen.pdf i Kinder gestalten Programm An der Glocksee Schule wird viel Wert auf Eigeninitiative, Selbstorganisation und Selbstbestimmung gelegt. Und so überlässt Anke Hornbruch ihren Schülerinnen und Schülern so viel Verantwortung wie möglich. An welchen Geräten sie trainieren und welche Nummern sie einüben, entscheiden die Schülerinnen und Schüler selbst. Neben klassischen Zirkusdisziplinen wie Trapez, Tücher, Jonglieren bauen sie auch Trendsportarten wie Hulahoop, Hiphop oder Waveboard in die Shows ein auch Übungen und Techniken, die ihre Lehrerin nicht beherrscht und nicht vorführen kann. Die Kinder lernen viel voneinander; sie bringen sich gegenseitig Tricks bei, leihen sich Kostüme und Requisiten aus, berichtet Anke Hornbruch. Die Themen der Auftritte bestimmen die Schülerinnen und Schüler ebenfalls weitgehend selbst. Nach dem Märchen Frau Holle und dem König der Löwen haben sie im vorletzten Jahr die Konferenz der Tiere geprobt und aufgeführt. Weil die Kinder regelmäßig an den Fridays-for-future-Demonstrationen teilnehmen, sollte es auch in der Show um Umwelt und Klimawandel gehen, berichtet Anke Hornbruch und fügt hinzu. Es war wirklich beeindruckend, wie motiviert, selbstständig, ausdauernd und kreativ sie sich der Aufgabe gestellt haben. Für ihre Show haben die Schülerinnen und Schüler Erich Kästners Roman umgearbeitet, die passenden Zirkusnummern ausgewählt, die Choreographie entwickelt und schließlich Musik und Kostüme ausgesucht. Und auch die Gestaltung des Plakats und die Werbung haben die Kinder selbst übernommen. Immer lächeln und weitermachen Bis zu zehn Mal im Jahr tritt der Circus Cappalago in normalen, coronafreien Zeiten bei Stadtteilfesten, beim Tag der Niedersachsen oder auf Conventions auf. Für die Kinder ist es wichtig, dass sie gesehen werden, auch wenn manche vor den Auftritten mit Lampenfieber kämpfen. Doch die Erfahrung, dass sie diese Hürde meistern, kann den Jungen und Mädchen im (Schul-)Alltag vor Klassenarbeiten und anderen Prüfungen helfen. Außerdem lernen sie bei den Vorstellungen, mit unvorhergesehenen Ereignissen umzugehen. Denn nicht immer läuft alles nach Plan. So waren bei der Premiere der Show Konferenz der Tiere einige Kinder krank und fielen aus; andere sprangen ein, obwohl sie die Rollen kaum geübt hatten, erinnert sich Anke Hornbruch. Das Ziel, die Aufführung über die Bühne zu bringen, war wichtiger als die eigenen Interessen. Auch aus Misserfolgen lernen die Kinder und überlegen dann gemeinsam, was sie anders und besser machen können. Aufgeben kommt nicht infrage. Denn das Motto des Circus Cappalago heißt: Immer lächeln und weitermachen! Wir nehmen uns jede Woche eine Viertelstunde Zeit, um zu reflektieren, was war, und um die künftigen Schritte zu planen, sagt Anke Hornbruch und fügt hinzu. Eigentlich würden die Kinder ja lieber üben. Aber sie wissen, wie wichtig das ist. Auch das ist eine wichtige Lehre fürs Leben. Eva Walitzek bildungspezial

46 Klassenfahrt gegen Coronafrust Wir schaffen den Berg! Hohe Ziele haben Rico Hollmach und Laura Korock sich und ihren Schülerinnen und Schülern von der 138. Oberschule in Dresden gesetzt: Sie wollen im Sommer gemeinsam per Rad die Kammroute durchs Erzgebirge meistern. Bei der 200 bis 300 Kilometer langen Tour geht es aber nicht nur um sportliche Herausforderungen. Denn die Berge des Erzgebirges sind nicht die einzigen Berge, die vor den Schülerinnen und Schülern aufragen. Corona belastet sie sehr. Viele bekommen zu Hause keine oder wenig Unterstützung und haben das Gefühl, allein vor einem Berg von Problemen zu stehen, berichtet Laura Korock, die als Fellow von Teach First Deutschland an der Schule arbeitet. Um diesen Problemberg zu visualisieren und die Jugendlichen zu ermutigen, ihn anzugehen, entwickelte sie gemeinsam mit Rico Hollmach, Lehrer für Englisch und Geschichte und Klassenlehrer einer neunten Klasse, die Idee für die siebentägige Tour. Grenzen erkennen und überwinden Bike over Borders der Name ist Programm. Denn die Strecke ist mit Steigungen von mehr als 15 Prozent sportlich sehr an spruchsvoll und bringt die Jugendlichen körperlich und mental sicher so manches Mal an ihre Grenzen. Die Schülerinnen und Schüler sollen sich auf der Fahrt mit ihren eigenen Grenzen auseinandersetzen, dadurch ihre Stärken und Schwächen reflektieren, ihr eigenes Potenzial erkennen und über sich hinauswachsen, nennt Rico Hollmach ein Ziel des ersten Herausforderungsprojekts der Oberschule. Wir wollen sie ermutigen, ihre Komfortzone zu verlassen und ein sportliches sowie mentales Wagnis einzugehen. An der Radtour können Schülerinnen und Schüler der neunten Klassen teilnehmen, die im darauffolgenden Sommer die Schule abschließen. Wir erhoffen uns dadurch einen spürbaren Motivationsschub für das bevorstehende Abschlussjahr und für die schulischen und beruflichen Herausforderungen, die vor ihnen liegen, sagt Laura Korock. Unterstützung erhielt das Projekt von Beginn an sowohl vonseiten der Schulleitung als auch durch das Kollegium der 138. Oberschule. Einige Kolleginnen und Kollegen sind selbst passionierte Radfahrer und haben die Kammroute schon selbst absolviert. Sie haben sich bereit erklärt, uns bei der Tour in der letzten Woche vor den Sommerferien zu begleiten, sagt Laura Korock. Das Interesse bei den Jugendlichen war dagegen geringer als erwartet: Dass statt fünfzehn nur sieben fünf Schülerinnen und zwei Schüler das Abenteuer wagen wollen, ist nach Einschätzung von Laura Korock auch eine Folge der Pandemie. Dass in den vergangenen Jahren viele Aktivitäten ausgefallen sind, hat die Jugendlichen frustriert und entmutigt. Manche befürchten, dass auch dieses Vorhaben scheitert, und sind daher nicht bereit, Zeit und Energie in die Vorbereitung zu investieren, sagt sie. Und manche Jugendliche oder ihre Eltern trauen sich oder ihren Kindern die Fahrt einfach nicht zu. Kooperationspartner gewonnen Geschafft: Von oben hier vom Auersberg erscheint mancher Berg gar nicht mehr so hoch Foto: Tourismusverband Erzgebirge e.v./dennis Stratmann In einer zweistündigen Arbeitsgemeinschaft bereiten sich die Schülerinnen und Schüler auf die Radtour vor. Seit Oktober beschäftigen sie sich jede Woche mit Themen wie Erste Hilfe, Fahrradreparatur, Navigation, Ernährung und Teambuilding. Wir legen bei den Treffen viel Wert auf Kooperation und Eigeninitiative, sagt Rico Hollmach. So planen die Jugendlichen die Strecke weitgehend selbst. Etwa 35 bis 40 Kilometer wollen sie jeden Tag zurücklegen möglichst abseits viel befahrener Straßen, auf Rad- und Feldwegen. Damit alle im Sommer körperlich fit sind, stehen ab März regelmäßig gemeinsame Trainingsfahrten auf dem Programm. Bei der Vorbereitung werden Laura Korock 42 bildungspezial

47 SCHULE UNTERWEGS und Rico Hollmach nicht nur von ihren Kolleginnen und Kollegen, sondern auch von externen Kooperationspartnern unterstützt, die sie für das Projekt begeistern konnten. So führt der ADAC mit den Jugendlichen in den nächsten Monaten ein Verkehrssicherheitstraining durch, die Johanniter schulen sie in Erster Hilfe, Pausenbrot-Dresden informiert über gesunde Ernährung vor und während der Fahrt. Der Hauptsponsor Bike 24 stellt tourtaugliche Kleidung zur Verfügung und der Betreiber des Rad*Stadt*Ladens Dresden hilft den Jugendlichen ehrenamtlich bei der Reparatur ihrer Räder. Wer kein oder nur ein ungeeignetes Rad hat, kann für wenig Geld bei der Lebenshilfe und der ehrenamtlichen Fahrradwerkstatt Rostiges Ross ein aufgearbeitetes neues erwerben, sagt Laura Korock und fügt hinzu: Uns ist wichtig, dass niemand aus Kostengründen zu Hause bleiben muss. Möglich wird dies auch, weil das Projekt mit Euro durch das Deutsche Lehrkräfteforum gefördert wird. Das Geld soll vor allem für die An- und Abreise, für Übernachtungen und Verpflegung eingesetzt werden. Im besten Fall können die Eigenbeiträge unserer Schülerinnen und Schüler dadurch gesenkt oder gar ganz gedeckt werden, hofft Rico Hollmach. Mit dem Rad auf Klassenfahrt Für eine Klassenfahrt mit dem Rad spricht viel. Radfahren ist umweltfreundlich, die Gefahr, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, ist beim Radfahren weit geringer als bei anderen Verkehrsmitteln. Die Bewegung an der frischen Luft ist gesund, verbessert die körperliche Fitness und tut den Jugendlichen gut, die gerade in Coronazeiten viel Zeit im Haus und oft vor dem Bildschirm verbringen: Bereits nach 30 bis 40 Minuten auf dem Rad schüttet der Körper Endorphine und Serotonin, die sogenannten Glückshormone, aus. Das gemeinsame Erlebnis stärkt das Gemeinschaftsgefühl der Klasse, und auch das Selbstbewusstsein der Schülerinnen und Schüler steigt, wenn sie längere oder schwierige Strecken bewältigen. Es muss aber nicht immer eine Tour durchs Gebirge sein: In Deutschland und den Nachbarländern gibt es zahlreiche Radfernwege. Eine Alternative zu Streckenfahrten sind Sternfahrten von einem Ort aus in die nähere Umgebung. Und auch viele Städte zum Beispiel Hamburg, Berlin, München oder Dresden und deren nähere Umgebung können Klassen mit dem Rad erkunden: mit einem Guide auf geführten Touren oder auch auf eigene Faust. Fast 300 Jugendherbergen sind mit dem Bett+Bike-Label des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) ausgezeichnet. Sie bieten nicht nur Übernachtungsmöglichkeiten, sondern z. B. auch sichere und trockene Unterstände für die Fahrräder, Trockenmöglichkeiten für nasse Radkleidung, Werkzeuge für kleine und große Reparaturen am Fahrrad, regionale Radwanderkarten und/oder Tipps für Touren in der Umgebung. Manche Jugendherbergen verleihen selbst Räder, andere arbeiten eng mit entsprechenden Anbietern vor Ort zusammen, um Radtouren usw. durchzuführen, sagt Justin Blum, Pressesprecher des Deutschen Jugendherbergswerks, Hauptverband für Jugendwandern und Jugendherbergen e.v. Einen Überblick über Bett+Bike-Jugendherbergen gibt es unter radtouren-deutschland/. i Foto: DJH-Hauptverband Herausforderungsprojekt verbessert Schulklima Übernachtet werden soll in Jugendherbergen oder auf Campingplätzen. Der genaue Tourverlauf steht noch nicht fest. Wir wollen am letzten Schultag wieder an der Schule in Dresden sein, sagt Laura Korock. Und wir fahren an einem Tag auf den Fichtelberg. Vom höchsten Berg des Erzgebirges wollen sie dann gemeinsam auf die Berge schauen, die sie schon bewältigt haben, und auf die Herausforderungen, die noch vor ihnen liegen. Die Radtour ist das erste Herausforderungsprojekt an der Dresdner Oberschule, es soll aber nicht das letzte sein. Eins hat Bike over Borders schon erreicht, so das Fazit von Rico Hollmach und Laura Korock. Das Projekt hat die Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften gestärkt und das Netzwerk der Schule erweitert. Weitere Projekte sollen folgen und nicht nur die Motivation der Schülerinnen und Schüler steigern, sondern auch die Schulgemeinschaft positiv beeinflussen. Eva Walitzek Anzeige 43

48 Neu in der Museumsfamilie Reise zu Vergangenem, Gegenwärtigem und Künftigem Von Abgüssen alter Plastiken bis zur Zaubershow im Magicum wer Berlin besucht, hat die Qual der Wahl: Mehr als 175 Museen und Sammlungen gibt es in der Bundeshauptstadt. Wir stellen zwei noch junge, aber schon sehr gefragte Mitglieder der Museumsfamilie vor. Zugegeben: Für ihre Eröffnung haben Futurium und Humboldt Forum nicht den optimalen Zeitpunkt gewählt: kurz vor beziehungsweise während der Coronapandemie. Doch trotz der bestehenden Beschränkungen ist das Interesse riesig. Über Besucherinnen und Besucher verzeichneten beide im vergangenen Jahr. Auch für Klassen lohnt ein Besuch vor Ort bei einer Klassenfahrt in Berlin und/oder virtuell. Futurium Wie wollen wir leben? Welche Rolle spielen Mensch, Technik und Natur? Wie kann Zukunft nachhaltig gestaltet werden? Was kann der Mensch gegen die Klimakrise tun? Wer sich mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigt, ist im Futurium richtig. Denn das Forum für Wissenschaft, Wirtschaft und Politik versteht sich als Haus der Zukünfte. Hier werden absehbare, denkbare und wünschbare Zukunftsentwürfe vorgestellt und diskutiert. Wir zeigen die Herausforderungen, Chancen und Risiken ebenso wie die Bausteine, mit denen Zukunft gestaltet werden kann, beschreibt Christian Engelbrecht, Referent für Bildung, das Angebot. Der Name Haus der Zukünfte ist bewusst gewählt: Wir zeigen in unserer Ausstellung, dass viele Zukünfte denkbar sind, sagt Christian Engelbrecht. Corona hat deutlich gemacht, dass die Menschen nicht alles steuern können, aber vieles haben sie (noch) in der Hand: Die Maßnahmen, die wir in den kommenden Jahren umsetzen, werden die Lebensqualität der Menschen, Tiere und Pflanzen in der Zukunft entscheidend mitbestimmen. Besondere Bedeutung kommt dabei laut UNESCO den Futures Literacy zu. Dabei Quo vadis? Viele Zukünfte sind denkbar. geht es um aktive Zukunftsgestaltung. Wir müssen die Auswirkungen des eigenen Handelns frühzeitig verstehen, indem wir uns im systemischen und vorausschauenden Denken üben, erklärt der Bildungsreferent. Damit Kinder und Jugendliche Schlüsselkompetenzen wie innovatives Denken, Kreativität, aber auch kritisches Denken und soziale Fähigkeiten wie Empathie und Respekt gegenüber anderen Menschen ausbilden, brauchen sie Lerngelegenheiten, in denen sie sich mit Zukunftsfragen auseinandersetzen können. Führungen und Workshops für Klassen Foto: berlin-event-foto.de Die Ausstellung, die Zukunftsentwürfe in den Denkräumen Natur, Mensch und Technik zeigt, wird kontinuierlich weiterentwickelt. So liegt seit Ende November ein besonderer Schwerpunkt auf der Zukunft der Mobilität. Klassen können Führungen durch die Ausstellung buchen oder sie selbstständig, beispielsweise mithilfe einer Tour der Zukünfte, erkunden. Außerdem sind die Inhalte über die Website komplett digital zugänglich. So können Lehrkräfte vom Klassenzimmer aus ihre Schülerinnen und Schüler beim selbstständigen Entwickeln von Forschungsfragen unterstützen. Workshops für Klassen im Futurium Lab, im Werkstattbereich des Futuriums, sind derzeit coronabedingt noch nicht wieder möglich. Für Schulen bieten wir aber dreistündige digitale Live-Workshops an. Darin setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit verschiedenen Technologien auseinander, werden selbst zu Zukunftsforscherinnen und -forschern und entwerfen kreative digitale Prototypen beispielsweise zur Mobilität der Zukunft. Außerdem können die Kinder und Jugendlichen Lernreisen unternehmen und sich mit spannenden Zukunftsthemen auseinandersetzen. Die digitalen Selbstlernformate verbinden Wissen, Reflexion, Technik und Selbermachen, sagt Christian Engelbrecht Foto: Education Innovation Lab Mit den Zukunftsboxen untersuchen die Schülerinnen und Schüler bestimmte Themen und entwickeln Zukunftsszenarien 44 bildungspezial

49 SCHULE UNTERWEGS und fügt hinzu: Mein aktueller Favorit heißt Werkzeuge der Zukunft. Darin entwickeln Schülerinnen und Schüler der Klassen vier bis sechs fantasievolle Erfindungen, mit denen sie die Herausforderungen der Zukunft lösen möchten wie einen 3D-Drucker, der To-Go-Becher überflüssig macht, eine Drohne, die Abfall abtransportiert oder eine Laserbrille, die Müll einfach pulverisiert. Fortbildungen für Lehrkräfte Lehrerinnen und Lehrer können in diesem Jahr noch an zwei kostenlosen Fortbildungstagen im Futurium teilnehmen, sie können Methoden der Zukunftsforschung jedoch auch mit einem digitalen Selbstlernformat kennenlernen und erproben. Der Onlineworkshop zeigt konkrete Methoden und Übungen. Alle Unterrichtsmaterialien können kostenlos heruntergeladen und flexibel im Unterricht eingesetzt werden zur Vorund Nachbereitung des Besuchs im Futurium oder in Projektwochen. So können die Schülerinnen und Schüler mithilfe der Zukunftsboxen spezifische Themen untersuchen zum Beispiel die Zukunft der Städte oder die Zukunft der Arbeit. Durch systematisches Kombinieren erstellen sie unterschiedliche Zukunftsszenarien und lernen so besser einzuschätzen, welche zukünftigen Auswirkungen heutige Handlungen haben. Humboldt Forum rin für Bildung und Vermittlung der Stiftung Humboldt Forum, das Konzept des Hauses. Kernthemen sind die Geschichte des Ortes und die Brüder Humboldt, die dem Forum seinen Namen gaben. In dauerhaften Präsentationen zu diesen Themen, in der Berlin-Ausstellung BERLIN GLOBAL oder in der Ausstellung Nach der Natur können sich Schulklassen über die wechselhafte Geschichte und Architektur des Gebäudes informieren, über herausragende Sammlungen und Forschungen der Humboldt-Universität zu Berlin, über die jüngere Geschichte Berlins sowie ganz aktuell über Fragen zur Geschichte musealer Sammlungen. Im Zusammenhang damit werden auch aktuelle Themen wie die koloniale Geschich Foto: SHF/Alexander Schippel Nimm Platz. Zur temporären Ausstellung für Kinder gibt es auch Workshops für Schülerinnen und Schüler und Unterrichtsmaterialien für Lehrkräfte. Schüler ist der Programmier-Workshop im Makerspace, der von den Humboldt-Brüdern inspiriert ist, besonders interessant. Onlineangebote für Schulklassen gibt es zurzeit noch nicht. Das Humboldt Forum wurde erst im September eröffnet, nennt Sibylle Kußmaul einen Grund. Unser Augenmerk lag darauf, analoge Besuche gut und sicher zu ermöglichen. Doch das Basisangebot wird evaluiert und nach und nach erweitert. Das gilt auch für die Angebote für Lehrkräfte. Wir bieten regelmäßig Fortbildungen an, sagt Sibylle Kußmaul. Eine erste Handreichung für Pädagoginnen und Pädagogen gibt es gedruckt und zum Download zur Vor- und Nachbereitung des Besuchs der Ausstellung Nimm Platz. Weitere Handreichungen sind in Planung. Museumsportal bietet Überblick (Fast) alle Angebote der Berliner Museen für Schulen sind auf der Website des Berliner Museumsportals zusammengestellt. Eine Liste mit Links informiert Lehrerinnen und Lehrer, welche Museen derzeit digitale oder analoge Programme für Schulklassen oder Unterrichtsmaterialien bieten. Genauere Informationen zu Inhalten, Terminen und Altersempfehlungen finden sie auf den verlinkten Webseiten der Museen; zudem gibt es eine Programmliste, mit der sie gezielt nach Angeboten für Vorschul-, Grundschulkinder und Jugendliche suchen können. Eva Walitzek Vor allem auf Gegenwart und Vergangenheit liegt der Fokus im neu eröffneten Humboldt Forum. Hier arbeiten vier Akteure zusammen: die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) mit dem Ethnologischen Museum und dem Museum für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin (SMB), die Stiftung Stadtmuseum Berlin, die Humboldt-Universität zu Berlin (HU) und die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, die auch den Betrieb des Hauses verantwortet. Das Humboldt Forum ist mehr als ein Museum es ist ein Forum, ein öffentlicher Ort für Austausch und Begegnung: mit ganz unterschiedlichen Ausstellungen, mit künstlerischen Veranstaltungen, mit anregenden Werk- und Vermittlungsräumen, Fach- und Diskursveranstaltungen, beschreibt Sibylle Kußmaul, Wissenschaftliche Mitarbeitete Deutschlands und die Auswirkungen des Kolonialismus in unserer Zeit thematisiert, sagt Sibylle Kußmaul ein weiterer Schwerpunkt des Humboldt Forums. Temporäre Ausstellungen ergänzen dieses Angebot, etwa Nimm Platz!, eine Ausstellung für dreibis zehnjährige Kinder. Für Kinder und Jugendliche aller Altersgruppen und Schulformen vom Kitakind bis zu Oberstufenschülerinnen und -schülern gibt es spannende Angebote und Programme. So erkunden sie bei Erlebnisrundgängen und interaktiven Führungen das Gebäude vom Schlosskeller bis zur Kuppel und lernen seine wechselvolle Geschichte kennen. Die Schülerinnen und Schüler produzieren Radiofeatures, tauchen in einen Fischschwarm ein oder setzen sich mit den UN-Kinderrechten auseinander. Für ältere Schülerinnen und Weitere Informationen de/angebote/fuer-wen/kitas-undschulen/ de/de/planen-organisieren/angebote-fuer-schulen/ i bildungspezial

50 Grüne Oasen statt grauem Beton Förderung: Schulhöfe sollen fit fürs Klima werden Wenn die Pausenklingel ertönt, strömen die Schülerinnen und Schüler auf einen meist asphaltierten Schulhof mit wenig Grünfläche. Das ist zum einen für die Kinder und Jugendlichen eintönig und zum anderen wenig widerstandsfähig gegen die Auswirkungen des Klimawandels. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) will hier zusammen mit den jeweiligen Umweltministerien der Länder Abhilfe schaffen. Gemeinsam mit Vertretern der Stadt Solingen und Schülerinnen und Schülern des Humboldtgymnasiums pflanzen NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (4. v. l.) und DUH-Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner (5. v. l.) einen Baum für die neue Schul-Streuobstwiese Das Humboldtgymnasium in Solingen: Nordrhein-Westfalens Umweltministerin Ursula Heinen-Esser und DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner greifen zum Spaten, um zusammen mit Stadt- und Schulvertretern den ersten Baum der neuen Schul-Streuobstwiese einzupflanzen. Das Humboldtgymnasium nutzt den Baustein Coole Schulhöfe im Sonderprogramm Klimaresilienz in Kommunen, um den eigenen Schulhof fit für den Klimawandel zu machen. Das veränderte Klima macht sich bereits jetzt durch eine Zunahme von sommerlichen Hitzetagen, länger anhaltenden Trockenperioden oder teils verheerenden Starkregenereignissen bemerkbar. Beim Bau von Schulen galt jedoch lange Zeit die Prämisse eines pflegeleichten Schulhofs, was in der Vergangenheit zu großen Betonflächen führte. Schulen mit breit asphaltierten Schul höfen und einem geringen und wenig abwechslungsreichen Bestand an Grünflächen haben in Zeiten des Klimawandels schlechte Karten. Mikro- und Lernklima verbessern Hinzu kommt, dass der Schultag für Schülerinnen und Schüler immer länger, digitaler und dadurch zum Teil auch bewegungsärmer wird. In diesem Zusammenhang können klimaresiliente, naturnahe und biodiverse Schulhöfe mit insektenfreundlichen Blühstreifen oder Hochbeete mit essbaren Pflanzen einen doppelten Mehrwert bieten, indem sie sowohl das Mikro- als auch das Lernklima verbessern. Unterricht kann nach draußen verlagert werden, Kinder und Jugendliche erfahren eine vielfältigere Natur direkt vor ihrer Klassentür und können sich Foto: DUH Neuschäffer in den Pausen besser erholen, erklärt DUH- Bundesgeschäftsführer Müller-Kraenner. In NRW hat das Umweltministerium das Landessonderprogramm Klimaresilienz in Kommunen aufgesetzt, an welches Vernetzungs- und Beratungsprogramme der DUH in NRW anknüpfen. Das Sonderprogramm ist 12,5 Millionen Euro schwer. Neben dem Baustein Klimaresiliente Schulen: Coole Schulhöfe gehören dazu auch Maßnahmen zur Dach- und Fassadenbegrünung sowie für coole öffentliche Räume. Mit dem Programm fördert das Land NRW Maßnahmen zur Klimaanpassung in rund 110 Kommunen, darunter eben auch die Umgestaltung von Schulhöfen in 21 Kommunen. Nach dem Ende der Bewerbungsfrist am 31. Oktober 2021 läuft nun die Umsetzung der einzelnen Projekte. Mehr als 20 Schulen nehmen in NRW an dem Förderprogramm teil. Maßnahmen für mehr Klimaresilienz fördert das Land mit bis zu Euro pro Schule. Zu solchen Maßnahmen gehört etwa die Entsiegelung der mit Asphalt oder Beton bedeckten Schulhöfe. Allein diese Maßnahme könne laut NRW-Umweltministerium erheblich dazu beitragen, dass bei starken Regenfällen das Wasser schneller versickert, wodurch vermieden wird, dass die Flächen von den Wassermassen überflutet werden. Mehr schattenspendende Bäume und insektenfreundliche Stauden sorgen dafür, dass im Sommer die Schulpausen nicht zum Hitzestresstest werden. 46 bildungspezial

51 DIGITALISIERUNG Das Humboldtgymnasium in Solingen erhält für seine Maßnahmen die maximale Fördersumme von Euro. Neben der Streuobstwiese sollen Sträucher, Bodendecker, Hochbeete und Stauden das Schulhofklima verbessern und für mehr Artenreichtum sorgen. Darüber hinaus bieten Trockenmauern, Steinhaufen oder Totholzecken Insekten ein neues Zuhause. Die DUH steht den zehn am Projekt teilnehmenden Schulen in Nordrhein-Westfalen bei ihren Umgestaltungen mit Beratung und Fortbildungen bis Ende 2022 zur Seite. Sie bietet mehrere thematische Workshops für die Schulen an, zum Beispiel zur Klimaresilienz oder zur Nutzung von partizipativen Planungsmethoden, damit die Ideen und Ressourcen der gesamten Schulgemeinschaft mit einbezogen werden. Geplant ist, dass die Schulen ihre bereits umgesetzten Maßnahmen und weiteren Pläne auf einer Werkschau in diesem Jahr präsentieren. Zehn grüne Schulhöfe NRW ist das vierte Bundesland, das sich der Initiative der DUH anschließt. In Thüringen hat die DUH 2018 die Projektidee Zehn grüne Schulhöfe zusammen mit dem Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) entwickelt und führt aktuell zum dritten Mal einen Wettbewerb durch. Wie in allen Schulhofprojekten ist die partizipative Beteiligung der gesamten Schulgemeinschaft ein wichtiges Element auf dem Weg vom grauen Schulhof hin zu einem vielfältigen und grünen Lern- und Lebensraum. Darüber hinaus wird die Nutzung digitaler Komponenten sowie die Einbindung von Klimaschutzbeauftragten in den Kommunen Aus grauem Beton wird ein grüner Schulhof: Schülerinnen und Schüler der Sigmund-Jähn-Grundschule in Fürstenwalde Spree arbeiten gemeinsam mit einem Wildnispädagogen am klimaresilienten, naturnahen Schulhof und der Aufbau eines länderübergreifenden Netzwerks mit Schulhofprojekten in anderen Bundesländern ein wichtiger Fokus sein. Für die neue Runde wird eine Jury unter den aktuellen Teilnehmern zehn thüringische Schulen als Gewinner auswählen. Vier der Gewinner dürfen sich über jeweils Euro für partizipative Umgestaltungsmaßnahmen ihres Schulhofs freuen. Die sechs weiteren Sieger erhalten je Euro für den partizipativen Planungsprozess eines naturnahen und klimaresilienten Schulhofs. In Brandenburg startete die DUH diesen Wettbewerb 2020 gemeinsam mit dem Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz (MLUK) zum ersten Mal. 45 Schulen hatten sich beworben. Die große Resonanz auf den Wettbewerbsaufruf trotz Pandemie zeigt, wie wichtig vielfältig gestaltete Schulhöfe zum Lernen, Erholen und Toben sind, freut sich Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst. Das stärkt ganz im Sinne der Bildung für nachhaltige Foto: Sigmund-Jähn-Grundschule Entwicklung sowohl das Umweltbewusstsein als auch das Gemeinschaftsgefühl. Eidechsenburg und Bienenstöcke In Hessen ist die erste Runde des Projekts Zehn klimafreundliche Schulhöfe vergangenes Jahr zu Ende gegangen. Die Schulen konnten hier benötigte Gelder über ein Landesförderprogramm im Rahmen des Integrierten Klimaschutzplans 2025 (IKSP) beantragen. Anfang Oktober 2021 überbrachte die hessische Umweltministerin Priska Hinz der Theodor-Litt-Schule in Michelstadt einen Förderbescheid in Höhe von rund Euro. Damit will die Mittelstufenschule ein grünes Klassenzimmer sowie eine Eidechsenburg und Bienenstöcke errichten. Die teilnehmenden Schulen liegen alle in sogenannten hessischen Klimakommunen, einem Netzwerk von über 300 Städten, Gemeinden und Landkreisen. Ihr gemeinsames Ziel ist die Reduzierung von Treibhausgasemissionen. DUH-Bundesgeschäftsführer Müller-Kraenner lobt das motivierte Team der Theodor- Litt-Schule, in dem Schülerinnen und Schüler zusammen mit Lehrkräften und Eltern am grünen Schulhof arbeiten: Mit so vielen tollen Ideen und Tatendrang zeigen sie, wie viel Potenzial in Schulhöfen steckt und was möglich wird, wenn alle an einem Strang ziehen. Sicherlich hätte er nichts dagegen, wenn auch in den übrigen zwölf Bundesländern aus grauen Betonwüsten grüne Schulhofoasen würden. Marc Hankmann Anzeige 47

52 Foto: stock.adobe.com, Rido Viele Lehrkräfte erkennen die Not der Kinder und Jugendlichen, verfügen aber kaum über die notwendigen Ressourcen und das Know-how, um angemessen zu reagieren schon gar nicht bei einem so sensiblen Thema wie sexueller Gewalt Schule kann auch Tatort sein Initiative: digitale Fortbildung für Lehrkräfte gegen sexuelle Gewalt Mit dem interaktiven Fortbildungsangebot Was ist los mit Jaron? soll einer Million Lehrkräfte Basiswissen und Handlungssicherheit im Umgang mit sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche vermittelt werden in der digitalen Form des sogenannten Serious Game. Jaron sitzt betrübt an seinem Platz in der Klasse und starrt auf sein Buch. Die Lehrerin setzt sich neben ihn, spricht ihn auf sein verändertes Verhalten, seine Aggressivität auf dem Schulhof an und auf den roten Fleck an seinem Hals. Jaron schweigt. So beginnt eines der interaktiven Videos der digitalen Fortbildung namens Was ist los mit Jaron?. Um das Gespräch fortzusetzen, stehen verschiedene Handlungsoptionen zur Verfügung. Auf diese Weise wollen der Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), Johannes-Wilhelm Rörig, und die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) und Mi nisterin für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg, Britta Ernst, Lehrkräfte, Schulsozialarbeitende sowie weitere schulische Beschäftigte für den Umgang mit sexueller Gewalt sensibilisieren, stärken und konkrete Handlungsoptionen aufzeigen. Dass hier die Notwendigkeit für eine solche Fortbildung besteht, bestätigt Maria Brinkmann, Schulleiterin einer Förderschule im sächsischen Tannenberg. Bis heute ist es so, dass Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte in Schulen in der Regel verunsichert sind und ein schlechtes Gewissen bekommen, weil sie die Not der Kinder und Jugendlichen sehen, aber kaum Ressourcen und Know-how haben, um angemessen auf diese Kinder einzugehen, sagt Brinkmann. Das Fortbildungsangebot schließe eine eklatante Wissenslücke. Gewalt und Missbrauch nehmen zu Auch die Daten der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) drängen darauf, diese Wissenslücke zu schließen. Die PKS zählt für 2020 rund Fälle von sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im Vergleich zu 2019 ist das ein Anstieg um 6,8 Prozent. Zu etwa drei Viertel (73 Prozent) sind Mädchen betroffen. Besonders stark stieg die 48 bildungspezial

53 INITIATIVEN UND INNOVATIONEN Zahl der Fälle bei Missbrauchsabbildungen, also im Bereich Kinderpornografie. Die PKS registrierte 2020 über Fälle und damit 53 Prozent mehr als Als besorgniserregend nennt die Polizei vor allem die starke Zunahme bei der Verbreitung von Missbrauchsabbildungen durch Minderjährige. Laut PKS hat sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die Missbrauchsabbildungen weiterverbreiteten, erwarben, besaßen oder herstellten in Deutschland seit 2018 von damals rund auf über angezeigte Fälle im vergangenen Jahr mehr als verfünffacht. Im Fokus steht dabei die Verbreitung über soziale Medien. Das Bundeskriminalamt (BKA) bestätigt diesen Trend. Häufig würden Kinder und Jugendliche über ihre Smartphones kinder- und jugendpornografische Bilder teilen. Ihnen sei die Strafbarkeit nicht bewusst, da sie von ihren Eltern dafür nicht sensibilisiert wurden, oder sie leiten pornografische Dateien als Mutprobe weiter. Die Coronapandemie tut ihr Übriges zu diesen Schreckenszahlen hinzu. Laut Europol ist im ersten Coronalockdown in Europa der Konsum von derlei Missbrauchsabbildungen um rund 30 Prozent gestiegen. Europol und die britische Internet Watch Foundation weisen darauf hin, dass auch das Livestrea ming von sexualisierter Gewalt über Webcams aus den häuslichen Kinderzimmern immer mehr nachgefragt wird. Ein bis zwei Betroffene pro Klasse Natürlich weist die PKS nur die Fälle auf, die der Polizei bekannt geworden sind. Anlässlich des Europäischen Tages gegen sexuelle Ausbeutung und Gewalt am 18.November 2021 geht nach Angaben des UBSKM der Europarat davon aus, dass 90 Prozent der Fälle von sexuellen Gewalttaten nicht bei der Polizei angezeigt werden. Aufgrund der Dunkelfeldforschungen aus den vergangenen Jahren gehen Experten wie Rörig davon aus, dass etwa jede bzw. jeder siebte bis achte Erwachsene in Deutschland sexuelle Gewalt in Kindheit und Jugend erlitten hat. In Europa sind rund 18 Millionen Kinder und Jugendliche von sexueller Gewalt betroffen. Auf Deutschland übertragen ist von rund einer Million Betroffener auszugehen. Da etwa zwei Drittel der Minderjährigen in Deutschland im Schulalter sind, beläuft sich die Zahl betroffener Schülerinnen und Schüler auf ca Ausgehend von rund Schulklassen wären demnach rein statistisch in jeder Schulklasse mindestens ein bis zwei betroffene Schülerinnen und Schüler. Schule als Tatort Zur Frage, inwiefern die Schule Ort sexuellen Missbrauchs ist, liegen nur wenige valide Daten vor. Es wird davon ausgegangen, dass sexuelle Gewalt am häufigsten (75 Prozent) innerhalb der Familie sowie im sogenannten sozialen Nahraum stattfindet, zu dem auch die Schule zählt. Prof. Dr. Sabine Maschke und Prof. Dr. Ludwig Stecher haben seit 2016 Schülerinnen und Schüler an hessischen Schulen im Alter zwischen 14 und 19 Jahren im Rahmen der SPEAK!-Studien zu sexueller Gewalt in der Erfahrung Jugendlicher befragt. Die Ergebnisse zeigen in eindrücklicher Weise, dass sexualisierte Gewalt in all ihren Formen, von der sexualisierten Beschimpfung bis hin zu körperlichen Formen sexualisierter Gewalt zur alltäglichen Erfahrungswelt der Mehrheit der Jugendlichen gehört, sagen die beiden Wissenschaftler. Das Hauptrisiko im Jugendalter sind andere Jugendliche, in etwa Gleichaltrige, in der Schule und in anderen Lebensbereichen. Das Risiko, betroffen zu sein, steigt mit dem Alter. Im Kindesalter geht dagegen von Erwachsenen das Hauptrisiko aus. Der öffentliche Raum, das Internet sowie die Schule sind für nichtkörperliche Formen sexualisierter Gewalt risikoreiche Orte. Gerade für die Schule gilt aber auch, dass sie ein bedeutender Ort für die Präventionsarbeit ist, erklärt die Erziehungswissenschaftlerin Maschke. Hessens Kultusminister Ralph Alexander Lorz schließt aus den Ergebnissen, dass alle weiterführenden Schulformen in vergleichbarer Weise von sexueller Gewalt betroffen sind und von daher als Orte des Schutzes und der Prävention unterstützt werden müssen. Unterstützung für Lehrkräfte Lehrerinnen oder Schulsozialarbeiter sind täglich in Kontakt mit ihren Schülerinnen und Schülern, sie können Veränderungen wahrnehmen, belasteten Kindern und Jugendlichen Gesprächsangebote machen und ihnen Zugang zu Hilfe ermöglichen, sagt Rö Definition und Erscheinungsformen sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche Was ist unter sexueller Gewalt genau zu verstehen und wann wird aus einer unabsichtlichen Berührung eine Misshandlung? Der Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) gibt folgende Definition: Sexuelle Gewalt ist jede sexuelle Handlung, die an Kindern und Jugendlichen gegen deren Willen vorgenommen wird oder der sie aufgrund körperlicher, seelischer, geistiger oder sprachlicher Unterlegenheit nicht wissentlich zustimmen können. Bei unter 14-Jährigen ist grundsätzlich davon auszugehen, dass sie sexuellen Handlungen nicht zustimmen können sie sind immer als sexuelle Gewalt zu werten, selbst wenn ein Kind damit einverstanden wäre. Die Handlungen, die als sexuelle Gewalt bezeichnet werden, weisen eine große Bandbreite auf: Sexuelle Übergriffe reichen von verbalen Belästigungen über voyeuristisches Betrachten des kindlichen Körpers bis zu (nur scheinbar unabsichtlichen) flüchtigen Berührungen von Brust oder Genitalbereich. Missbrauchshandlungen umfassen sexuelle Handlungen am Körper des Kindes (hands-on) wie zum Beispiel Zungenküsse oder Manipulationen der Genitalien sowie schwere Formen sexueller Gewalt wie orale, vaginale und anale Penetration. Missbrauchshandlungen, bei denen der Körper des Kindes nicht berührt wird (hands-off), sind beispielsweise exhibitionistische Handlungen und Masturbation vor dem Kind, aber auch das gezielte Zeigen pornografischer Abbildungen. Dazu gehört auch, ein Kind dazu aufzufordern, sexuelle Handlungen an sich auch vor der Webcam vorzunehmen. rig. Dafür müssten sie keine Kinderschutzexperten sein, sollten aber wissen, was sie bei einem Verdacht tun können. Schule kann auch Tatort sein. Schule ist aber vor allem zentraler Schutzort, wenn es um Hilfe für von sexueller Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche geht vorausgesetzt die Lehrkräfte wissen Bescheid und wissen, wie sie helfen können, erklärt Rörig. Und hier will der UBSKM mit Was ist los mit Jaron? nachhelfen. Das digitale Fortbil i bildungspezial

54 Foto: Christine Fenzl Foto: UBSKM Schulleiterin Maria Brinkmann (r.) sprach bei der Vorstellung der neuen Fortbildung aus der Praxis Die Teilnehmenden können aktiv durch die Wahl von Handlungsoptionen den Fortgang des Serious Game bestimmen dungsprogramm richtet sich an schulische Beschäftigte in Grundschulen, weiterführenden Schulen und Förderschulen, darunter Schulleitungen und Lehrkräfte sowie Fachkräfte in der Schulpsychologie, Schulsozialarbeit, aber auch Lehramtsstudierende, Referendare und Referendarinnen. Sensibilisierung anhand von Fallbeispielen Das Programm besteht aus zwei Modulen: eines für die Grund- und eines für weiterführende Schulen. Ein Modul kann in zwei bis vier Stunden behandelt werden. Sie unterteilen sich in fünf Level, die das Thema sexuelle Gewalt anhand unterschiedlicher Fallbeispiele beleuchten. So geht es etwa um einen Verdacht, der sich als unbegründet herausstellt, um den sexuellen Missbrauch einer behinderten Schülerin, um einen Verdacht gegen eine Lehrkraft oder um sexuelle Gewalt mittels digitaler Medien. Die Kurse sind thematisch für Grund- und Förder- sowie für weiterführende Schulen ausgelegt. Themen wie Die erste Liebe oder Erotische Schwärmereien für Lehrkräfte oder auch Selbstverletzungen als Ausdruck von Belastungen betreffen Jugendliche eher als Kinder, erklärt Rörig. Sensibilisieren wollen wir gerade auch für auffällige oder rebellierende Jugendliche, die häufig Abwehrreaktionen auslösen statt den notwendigen Hilfereflex. Jeweils ein Level pro Kurs befasst sich mit einem Fallbeispiel aus einer Inklusions- bzw. Förderschule. Die Levels sind als Serious Game, ein Instrument aus der Erwachsenenbildung, konzipiert, d. h., die Teilnehmenden durchlaufen in jedem Level zusammen mit einer virtuellen Lehr- oder Schulsozialfachkraft das jeweilige Fallbeispiel, in denen das Verhalten einzelner Schülerinnen und Schüler Anlass zur Sorge gibt und Fragen aufwirft, ob sexueller Missbrauch vorliegt oder auch andere Belastungen eine Rolle spielen könnten. Teilnehmende werden aktiv eingebunden Die fiktiven Figuren beziehen Teilnehmerinnen und Teilnehmer in ihre Überlegungen zur besten Vorgehensweise ein, indem die Teilnehmenden zwischen verschiedenen Handlungsoptionen auswählen können, auf die die fiktiven Figuren flexibel reagieren. Über die Benutzeroberfläche und innerhalb der Levels erhalten die Teilnehmenden weitere Informationen wie etwa zu Täterstrategien, zur sensiblen Gesprächsführung oder zu konkreten Unterstützungsangeboten. Am Ende eines jeden Levels findet eine fachliche Einordnung und Reflexion statt. Alle Materialien des Kurses können zudem heruntergeladen werden. Die digitale Fortbildung Was ist los mit Jaron? ist eine Kooperation des UBSKM und der Kultusbehörden der Länder im Rahmen der Initiative Schule gegen sexuelle Gewalt. Die Teilnahme ist kostenlos und kann über die Webseite (s. Kasten) erreicht werden. Die Teilnehmenden können sich entscheiden, ob sie den Kurs anonym durchlaufen oder sich zuvor registrieren möchten. Der Vorteil einer Registrierung: Die Teilnehmerinne nund Teilnehmer erhalten eine Bestätigung für die Teilnahme an der bundesweit anerkannten Fortbildung. Außerdem können sie den Kurs an jeder Stelle unterbrechen und zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen. Es braucht mehr als Wissen UBSKM Rörig und Kultusministerin Ernst wollen mit Was ist los mit Jaron eine Million Lehrkräfte zu sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche fortbilden. Das Programm wurde gemeinsam mit Präventionsfachkräften entwickelt und vorab in verschiedenen Fokusgruppen und Fortbildungsveranstaltungen einzelner Bundesländer getestet. Beide wissen aber auch, dass es mehr braucht als ein Fortbildungsangebot. Kinderschutz ist Beziehungsarbeit, sagt Rörig. Dafür brauchen Lehrerinnen und Lehrer nicht nur mehr Wissen, sondern dringend auch mehr Zeit. Hessens Kultusminister Lorz versicherte bei der Vorstellung der jüngsten SPEAK!-Studie Anfang 2021, die Schulen zur Implementierung von Schutzkonzepten zu animieren. Rörig ist das nicht genug. Er appelliert an die Bundesländer, die Entwicklung von Schutzkonzepten in allen 16 Schulgesetzen verbindlich festzuschreiben. Das schließt auch die Bereitstellung der erforderlichen Ressourcen Zeit und Geld mit ein. Weitere Informationen Marc Hankmann i 50 bildungspezial

55 Unsere kostenlosen Fachnewsletter Egal ob Sie auf der Suche nach aktuellen Themen für Ihren Unterricht sind oder Inspiration für Ihre Unterrichtsmethodik brauchen unsere Fachnewsletter stehen Ihnen mit Tipps und Tricks zur Seite. Es erwarten Sie spannende Neuigkeiten aus ihrem Fachbereich, kontroverse Themen und kostenloses Material. Melden Sie sich jetzt an, wir freuen uns auf Sie! Jetzt 5 Gutschein sichern! Fachbereich auswählen, anmelden und aktuell informiert sein. Ihre Vorteile: Monatlich frische Ideen 2 Fachartikel zum kostenlosen Lesen Unterrichtsmaterial zum Download 5 Gutschein bei Anmeldung Exklusive Rabatte Gewinnspiele Unser Leserservice berät Sie gern: Telefon: 0511 / Fax: 0511 / friedrich - verlag.de Mo. bis Fr Uhr Jetzt online erkunden: newsletter-anmeldung/

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