Ein Modell zur Signifikanzentscheidung nach CSM-RA bei technischen, betrieblichen und organisatorischen Änderungen
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- Wilhelm Kramer
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1 Ein Modell zur Signifikanzentscheidung nach CSM-RA bei technischen, betrieblichen und organisatorischen Änderungen DB Systemtechnik GmbH / Deutsche Bahn AG Marc Geisler / Jürgen Halbekath Safety in Transportation Braunschweig,
2 Inhalt 1. Einführung 2. Sicherheitsrelevanz der Änderung 3. Signifikanz der Änderung 4. Signifikanzmodell 2
3 Der Einstieg in die CSM-RA wird von einer Reihe unscharfer Begriffe geprägt. Änderung des Systems beschreiben Sicherheitsrelevanz prüfen Signifikanz prüfen nicht sicherheitsrelevant nicht signifikant Prozessende Risikomanagementverfahren Eigene Sicherheitsmethode Unabhängige Bewertung Gefährdungsprotokoll 3
4 Schärfung der Begriffe Änderung, Sicherheitsrelevanz und Signifikanz im Sinne der CSM-RA Unsicherheit in der Umsetzung Vorgehen in der DB AG Systemdefinition Änderung Sicherheitsrelevanz Signifikanz - Was ist eine Änderung? - alle Änderungen des Eisenbahnsystems - Alle Änderungen im Eisenbahnsystem - Wie wird die Entscheidung dokumentiert? - Wie sind die Signifikanzkriterien zu interpretieren und zu handhaben? - Wie wird das Ziel der CSM-RA realisiert: Beherrschung neuer Risiken mit den Instrumenten des SMS? Änderung = Veränderung des durch Sollzustände definierten Systems Template zur schrittweisen Entscheidungsfindung und Dokumentation Signifikanzmodell und Dokumentation im Template 4
5 Inhalt 1. Einführung 2. Sicherheitsrelevanz der Änderung 3. Signifikanz der Änderung 4. Signifikanzmodell 5
6 Sicherheitsrelevant sind alle Änderungen am System Eisenbahn, die zu Personen- oder Umweltschäden führen könnten Ausgangsbasis: Sicherheit des Systems Sicherheit ist die Abwesenheit von unvertretbaren Schadensrisiken [CSM-RA, Art. 3] Hat die vorgeschlagene Änderung keinerlei Auswirkungen auf die Sicherheit, kann auf die Anwendung des in der CSM-RA beschriebenen Risikomanagementverfahrens verzichtet werden. Bezugspunkt für Schaden: menschliche Gesundheit (körperliche Unversehrtheit, direkt und indirekt (Umwelt) nicht sicherheitsrelevant alle Änderungen, die ersichtlich keinen Personenschaden verursachen können Keine Anwendung der Prozesse der CSM-RA! 6
7 Inhalt 1. Einführung 2. Sicherheitsrelevanz der Änderung 3. Signifikanz der Änderung 4. Signifikanzmodell 7
8 Die Kriterien zur Beurteilung der Signifikanz erläutert die CSM- RA im Artikel 4 Absatz 2 a)ausfallfolgen im schlechtesten als plausibel anzunehmenden Fall (nicht automatisch worst case ) b)innovative Elemente vergleichbare Erfahrungswerte vorhanden: in der Organisation, die die Änderung einführen will und/oder im gesamten Eisenbahnsektor c)komplexität der Änderung Überschaubarkeit der Anzahl betroffener Elemente / Anzahl betroffener Schnittstellen / Anzahl betroffener Funktionszusammenhänge d)überwachung Möglichkeit rechtzeitigen Eingreifens e)umkehrbarkeit Wiederherstellbarkeit in ursprünglichen Zustand (mit vertretbarem Aufwand) f)additive Wirkung Bezug zu früher eingeführten Änderungen nicht signifikanter Art in demselben System (Zeitgrenze kann sinnvoll sein!) Die additive Wirkung ist kein direktes Bewertungskriterium, sondern dient der (zeitlichen) Abgrenzung der Systemdefinition. 8
9 Die Signifikanzkriterien stehen untereinander in Wechselwirkung nicht signifikant signifikant Ausfallfolgen Grundsatz: Es liegt in der Verantwortung des Vorschlagenden, die Bedeutung der einzelnen Kriterien für die zu bewertende Änderung zu bestimmen. 9
10 Innovation Der Innovationsgrad (Neuheit) einer Änderung beeinflusst die Sicherheit, mit der Aussagen über die möglichen Auswirkungen der Änderung getroffen werden können. Der Innovationsgrad kann mit zwei möglichen Kriterien abgeschätzt werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass nicht nur der Blickwinkel des Eisenbahnsektors insgesamt hinsichtlich innovativer Elemente in der Änderung verwendet wird, sondern insbesondere der Innovationsgrad aus Sicht der Organisation, die die Änderung einführen will, bewertet wird. Gering hoch Innovation der Änderung keine oder nur wenige neue Elemente der Änderung für den Eisenbahnsektor insgesamt und/oder für die Organisation, die die Änderung einführt wichtige oder mehrere neue Elemente der Änderung für den Eisenbahnsektor insgesamt und/oder für die Organisation, die die Änderung einführt 10
11 Komplexität Der Komplexität einer Änderung erschwert die Abschätzung möglicher Auswirkungen der Änderung. Die Komplexität wird in zwei Stufen geschätzt: Sind wenige oder viele Teilsysteme vom Vorhaben betroffen? Sind viele verschiedene Gewerke bzw. Akteure am Vorhaben beteiligt? Sind mit dem Vorhaben wenige oder viele Schnittstellen zum Betrieb, bzw. anderen Teilsystemen zu realisieren? Komplexität der Änderung gering keine oder nur wenige komplexe Elemente sind in der Änderung enthalten, die Änderung ist einfach. hoch viele komplexe Elemente sind in der Änderung enthalten, die Änderung als solche ist komplex. 11
12 Folgen von Ausfällen Die möglichen Ausfallfolgen des geänderten Systems sind für ein Szenario des schlechtesten plausibel anzunehmenden Falls nicht worst-case - unter Berücksichtigung bestehender Sicherheitsmaßnahmen abzuschätzen. Grundsätzlich gelten die folgenden Klassen: Folgen von Ausfällen minimal Bei Ausfall des Systems können Personen leichte Verletzungen erleiden. Bei organisatorischen Änderungen kann es zu einer geringfügigen Beschädigung des Systems (seiner Funktionen) kommen. gering Bei Ausfall des Systems können einzelne Personen schwere Verletzungen erleiden. In der Regel sind stationäre Krankenhausaufenthalte erforderlich. Bei organisatorischen Änderungen kann es zu einer schweren Beschädigung des Systems (seiner Funktionen) kommen. mittel Bei Ausfall des Systems können viele Personen schwere Verletzungen erleiden. In der Regel sind stationäre Krankenhausaufenthalte erforderlich. Es können auch einzelne Personen durch den Ausfall des Systems getötet werden. Bei organisatorischen Änderungen kann es zum Verlust eines Systems (seiner Funktionen) kommen. hoch Bei Ausfall des Systems können viele Personen getötet werden. Bei organisatorischen Änderungen kann es zum Verlust eines Systems (seiner Funktionen) kommen. 12
13 Überwachbarkeit Die Überwachbarkeit des geänderten Systems (vor, während und nach einer Änderung) ist ein Kriterium, mit dem die Wirkungen einer Änderung im System der Eisenbahn beobachtet und gegebenenfalls eingeschränkt werden können. Folgende Fragestellungen sind für die Einschätzung der Überwachbarkeit hilfreich: Sind mit der Umsetzungsphase spezifische Vorgehensweisen oder Aufgaben verbunden, die nicht durch die bewährten Methoden der Qualitätssicherung, bzw. die Überwachungsprozesse des SMS erfasst werden? Sind die neuen Funktionen (Sollzustände) auch nach der Inbetriebnahme mit vorhandenen Mitteln überwachbar? Ist eine besondere Überwachung der Erfüllung sicherheitlicher Eigenschaften und/oder sicherheitlicher Funktionen möglich und wird diese wenn notwendig durchgeführt? Überwachbarkeit des geänderten Systems gering keine oder nur unzureichende Überwachbarkeit. Es kann nicht über den gesamten Lebenszyklus hinweg überwacht werden; ein geeignetes Eingreifen ist dadurch nicht gewährleistet. hoch Umfangreiche, umfassende Überwachbarkeit. Es kann über den gesamten Lebenszyklus hinweg überwacht werden; ein geeignetes Eingreifen ist dadurch gegeben. 13
14 Umkehrbarkeit Wenn ein geändertes System in den Zustand vor Einführung der Änderung zurückversetzt werden kann, wird von Umkehrbarkeit gesprochen. Folgende Fragestellungen sind für die Einschätzung der Umkehrbarkeit hilfreich: Ist der Zustand vor der Änderung wiederherstellbar? Ist der Aufwand für die Wiederherstellung des alten Zustandes akzeptabel? Sind die neuen Funktionen sukzessive einführbar, z.b. temporärer Parallelbetrieb alt und neu. Gibt es einen klar definierten Point of no return, dessen Überschreitung durch Überwachung abgesichert ist? Umkehrbarkeit der Änderung umkehrbar System kann in den Zustand vor Einführung der Änderung zurückgeführt werden. nicht umkehrbar System kann nicht in den Zustand vor Einführung der Änderung zurückgeführt werden. 14
15 Inhalt 1. Einführung 2. Sicherheitsrelevanz der Änderung 3. Signifikanz der Änderung 4. Signifikanzmodell 15
16 Zentrales Kriterium für Signifikanzbewertung ist die Ausfallfolge, die anderen Kriterien können die Signifikanzlinie verschieben 16
17 Die Signifikanzmatrix fokussiert auf die Ausfallfolgen sowie deren Unsicherheit bei der Einschätzung Schritt 1 - Initialpunkt ermitteln: Mögliche Ausfallfolgen einschätzen: Im schlimmsten plausiblen Fall Incl. Sicherheitsbarrieren außerhalb des betrachteten Systems. Unsicherheit der Einschätzung bewerten: Innovation / Neuerungen Komplexität Unsicherheit der Aussage über mögliche Ausfallfolgen hoch mittel gering minimal Schritt 2 Schärfung der Signifikanzgrenze: Unscharfe Felder werden den Bereichen Signifikanz bzw. Nicht-Signifikanz zugeschlagen: Überwachbarkeit Umkehrbarkeit Schritt 3 Lage des Initialpunktes interpretieren: Im Bereich der Signifikanz (rot): Änderung ist signifikant Außerhalb des Bereiches (grün) Änderung ist nicht signifikant minimal gering mittel hoch mögliche Ausfallfolgen Eigenschaften der Matrix: + Direkte Berücksichtigung der Unsicherheit aller Aussagen in dieser groben Analysephase. + Der Einflussnahme auf die Kriterien Überwachbarkeit und Umkehrbarkeit ist Rechnung getragen. + Einheitliche Anwendung in verschiedenen Projekten und damit Transparenz in der Signifikanzbewertung - Flexibilität in der Gewichtung der Kriterien ist eingeschränkt. 17
18 Jürgen Halbekath Deutsche Bahn AG Grundsätze Risikomanagement Europaplatz Berlin Kontakt Mail: juergen.halbekath[at]deutschebahn.com Marc Geisler DB Systemtechnik GmbH Weserglacis 2 D Minden /Westf. Kontakt Mail: marc.geisler[at]deutschebahn.com 18
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