Ich beginne mit dem Schluss: Migranten: Wie Behinderung erzeugt wird. Behinderte und Ausländer. Migranten: Wie Behinderung erzeugt wird
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- Waldemar Schulz
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1 Migranten: Wie Behinderung erzeugt wird 1. Immigrierte Behinderte? Behinderte Migranten? 2. Übervertretung von Migrationskindern in So-schu Ich beginne mit dem Schluss: Es gibt nicht nur Beeinträchtigungen wie Lern- und Leistungsstörungen der Kinder, sondern auch ihrer Eltern, der Schule und der Heilpädagogik. Hinweis: Migranten: Wie Behinderung erzeugt wird 1. Immigrierte Behinderte? Behinderte Migranten? 2. Übervertretung von Migrationskindern in So-schu Behinderte und Ausländer Hinweis auf Klientel, Auf Andersartigkeit Auf Stigmatisierung Doppelte Belastung? 3 4
2 Die vielen Facetten von Migration Intersektionalität* Schnittmenge: Personen können in ihrer Identität + gesell. Positionierung versch. sozialen Kategorien angehören: DIVERSITÄT VON MIGRATION RELATIVITÄT VON BEHINDERUNG Gummch, J. (2010). Migrationshintergrund und Beeinträchtigung. Vielschichtige Herausforderungen an einer diskriminierungsrelevanten Schnittstelle. In J. Jacob, S. Köbsell & E. Wollrad (Hrsg.), Gendering Disability. Intersektionale Aspekte von Behinderung und Geschlecht (S ). Bielefeld: transkript. Raab, H. (2012). Intersektionalität und Behinderung Perspektiven der Disability Studies. [ ]. 5 STATUS > Arbeitnehmer > Spezialisten > Künstlerinnen > Asylbewerber > Asyl-berechtigte > Studierende > Staatenlose > Sans papier FAMILIENFORM > Mehrgenerationen-F. > Kernfam. > Erweiterte F. > Single > Alleinerziehende/r etc. HERKUNFT > aus EU-Ländern > aussereuropäische Migranten etc. RELIGION > Christen > Muslime > Juden > Buddhisten > Hindus > Konfessionslose etc. AUFENTHALTSDAUER > hier geboren > über 15 Jahren > seit 2 Jahren > zeitl. befristet SPRACHE > Nur die Erstsprache > Erstsprache + Lokalsp > + Englisch > Mehrsprachigkeit RECHTSSTATUS > Vorläufig aufgenommen > Kurzaufenthalter > Jahres-aufenthalter > Niederlassung > Touristenvisum BILDUNG > Nur Primarsch. > Sekundarsch. > Schulabbruch > Analphabeten > Studienabschl. > Berufsbildung > Angelernte, etc. 6 Behinderung und Ausländerstatus : Risiko: fehlende, ungenügende Integration Lebenswirklichkeit erfassen= à TEILHABECHANCEN und à AUSGRENZUNGSRISIKEN erkennen Beispiele* (Namen geändert) Tanja Peters, 30-j., Diagn. Trisomie 21, arbeitet in geschützter Werkstatt, benötigt Hilfen im Alltag Leutrim Berisha, 28-j., alb. Herkunft, seit 8 J. in der CH, findet keine Arbeit, Bew. F, fürsorgeabhängig à Speck, 2008, S.56: Stör. eines Ganzen im Sinne der personalen Desintegr. sozialen Desintegration innerere Faktoren beschränkte Mobil./Sprache äussere Faktoren Diskrim./Misstrauen/Ablehn. kontextuelle Faktoren Aussehen/Erwart./Leist.fäh. 7 8
3 Wie man/frau behindert wird Disabilty Studies*: Person erfährt Beh. à sie wird behindert à Fall Loretta S., die eine Lernbehinderung erwirbt: Lanfranchi, A. (1998). Immigranten: Lern- und Leistungsstörungen der Kinder, der Schule und der Heilpädagogik. In A. Lanfranchi & T. Hagmann (Hrsg.), Migrantenkinder - Plädoyer für eine Pädagogik der Vielfalt (S ). Luzern: Schweizerische Zentralstelle. Behindert ist der Mensch erst dann, wenn er sich auch so erlebt. Migration und Behinderung ungleiche Verteilung von Bildungschancen 1. Behinderte Migranten / migrierte Behinderte? 2. Übervertretung von Migrationskindern in So-schu 9 10 Ausländeranteile am Bsp. Kt. ZH 2013 Total Primarstufe 25.2 % Primarschule 24.6 % Besondere Klassen 70.6 % Sonderschulen 38.4 % Total Sekundarstufe 21.6 % Sek A 14.1 % Sek B / C 31.5 / 49.4 % Gymnasium 12.6 % Quelle: BISTA Zürich Sonderklassen Quote separierender Massnahmen in % Schweiz Ausland Quelle: Bista à Hättich, A. (2013). Von draussen, nach draussen: Zur Separierung ausländischer Schülerinnen und Schüler. Schweizerische Zeitschift, 19 (2), " 12
4 Quote in % Sonderschulen: Zunahme GB und VS Lernbehinderung_Schweiz Lernbehinderung_Ausland Verhaltensauffälligkeit_Schweiz Verhaltensauffälligkeit_Ausland Geistigbehindert_Schweiz Geistigbehindert_Ausland CH: Europameister der Aussonderung Vor 15 Jahren: 4.3% der Kinder nach beso. Lehrplan Heute: 5.8 % Deutschland: 4.6%, Frankreich 2.6% Schweden 1.3%, Italien < 0.5% Diese Aussonderung führt nicht zu einer besseren Schule - siehe PISA à à à Quelle: Bista à Hättich, A. (2013). Von draussen, nach draussen: Zur Separierung ausländischer Schülerinnen und Schüler. Schweizerische Zeitschift, 19 (2), " Lesekompetenz nach Verweildauer in CH (Pisa 2000) 1-4 Jahre 1-4 Jahre im Sprachgebiet 5-8 Jahre 5-8 Jahre im Sprachgebiet 9-12 Jahre 9-12 Jahre im Sprachgebiet mehr Mehr als 12 als Jahre im 12 Sprachgebiet Jahre Einheimische Jugendliche Einheim. Jugendl. Niveau <1 Niveau<1 Niveau 1 Niveau 1 Niveau 2 Niveau 2 Niveau 3 Niveau 3 Niveau 4 Niveau 4 Niveau 5 Niveau 5 Irrtümer der Selektion" Migrationskinder in Lernbehindertenklassen: ¼ weisen Deutschleistungen auf, die besser sind als 50% der Leistungen von Schüler in Regelklassen. Intelligenztestleistung: 1/5 der Migrationskinder sind in Lernbehindertenklassen, obwohl ihr IQ höher ist als derjenige von 50% von Schülern in Regelklassen. 0% 20% 40% 60% 60% 80% 100% Quelle: BFS/EDK, Kronig, W. (2003). Das Konstrukt des leistungsschwachen Immigrantenkindes. " Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 6 (1), " 16
5 Fazit das Problem der ungleich verteilten Bildungschancen Separationsquote hat in vielen Fällen nichts mit den effektiven Schulleistungen zu tun Erklärung 1: Pygmalion-Effekte Erklärung 2: Diskriminierung durch stark selektives Schulsystem Migration und Behinderung ungleiche Verteilung von Bildungschancen 1. Behinderte Migranten / migrierte Behinderte? 2. Übervertretung von Migrationskindern in So-kl 5. Fallbeispiel José Szene aus dem Unterricht Der Lehrer sagt: So, wir schreiben einen kleinen Test! Er liest aus dem Sprachbuch eine Geschichte von Fröschen vor, erstmal ganz und diktiert dann Satz für Satz: In einem Dorf leben viele Frösche. Punkt. Er macht einen Schüler an: Salih, wenn Du Dich gerade hinsetzt, geht es besser. Eines Tages brach im Dorf ein Feuer aus. Punkt. Salih meldet sich. Er kommt nicht mit. Kommst Du nicht mit?!, sagt der Lehrer, neben ihn tretend und wiederholt den Satz, Salih über die Schulter schauend. Scene aus dem Unterricht /2 Salih meldet sich schon beim nächsten Satz erneut: Entschuldigung, er kommt wieder nicht mit. Der Lehrer wartet. Bist Du fertig, Salih, alles klar? Salih schreibt wie ein Weltmeister, radiert zwischendurch, buchstabiert leise vor sich hin, und versucht dran zu bleiben. Das geht eine Weile so, bis sich der Lehrer entschliesst, etwas abzukürzen. Sonst dauert uns das zu lange! Strukturdeutung dieser pädagogischen Situation? 19 20
6 Ø Ø Ø Ø Ø Fallbeispiel aus WASA-Studie* Es ist Januar 2004 Anton Mike besucht die 3. Klasse. Die Familie ist vor 2 Jahren aus St. Gallen zugezogen, weil der Vater in einem im Spital Tunnelbau der Region eine Stelle als Hilfsarbeiter Chefarzt bekommen hat. Mike fällt schon seit längerer Zeit, seit Mitte der 2. Kl. aber immer deutlicher, wegen massiver Lern- und Leistungsprobleme im Lesen, Schreiben und auch im Rechnen auf. Er arbeitet sehr langsam und ist rasch überfordert, wirkt dann begriffsstutzig. Auch dann, wenn die Lehrerin eine Rechnung gut erklärt und mit ihm geübt hat, kennt Mike am nächsten Tag den Lösungsweg nicht mehr. Etc. * Lanfranchi, % Beratung durch SPD/PPD Schulische Heilpädagogik Sonderklasse / Kleinklasse ISF / individuelle Lernziele Repetition Fall A - Massnahmen Mike Anton Beratung durch Schulische Heilpädagogik Aufgabenhilfe Nachhilfeunterricht Logopädie Beratung durch KJPD ISF / mit Lernzielen Legasthenie-/Dyskalkulie-Therapie 22 Mike: Legasthenietherapie (p<.01) Anton: Sonderklasse (p<.01) Gesamtstichprobe: 2 x häufiger in SK als Mike (32% / 17 %) Migration und Behinderung ungleiche Verteilung von Bildungschancen 1. Behinderte Migranten / migrierte Behinderte? 2. Übervertretung von Migrationskindern in So-kl 23 24
7 Familie: Gestaltung von Übergängen Ich Balkan, meine Frau Europa Vortrag SOCIALBERN, A. Lanfranchi Take home message: Die goldenen Regeln des Umgangs mit Migrationseltern Verstehe den Widerstand in seiner Bedeutung à Verstiegenheit Verkrampfe dich nicht in vorgefassten Meinungen à keine Machtkämpfe Passe dein Tempo an dasjenige der Familie an à keine Ungeduld Familie in der Krise: verstiegen Besinne dich auf beziehungsfördernde Mittel à Neugier und Begegnung Vortrag SOCIALBERN, A. Lanfranchi 27 Involviere bei Bedarf Vertrauenspersonen der Familie à bei Bedarf interkulturelle Übersetzer 28
8 ZEPPELIN Förderung ab Geburt Danke für die Aufmerksamkeit andrea.lanfranchi@hfh.ch à 5. Juni 2015, Tagung Wirksamkeit von früher Förderung 29 30
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