Faunistisch-artenschutzrechtliche Potenzialanalyse
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- Emil Bachmeier
- vor 7 Jahren
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1 Bau eines REWE-Marktes in Brandenburg an der Havel, OT Plaue, Koenigsmarkstraße/ Wendseeufer Faunistisch-artenschutzrechtliche Potenzialanalyse Auftraggeber: Daber & Kriege GmbH Freiraum + Landschaft Am Bahnhof Blankenfelde - Mahlow Auftragnehmer: Dipl.-Ing. Götz Nessing Büro für faunistische Gutachten Oskar-von-Miller-Straße Falkensee Telefon: Nessing@gmx.de Bearbeitungsstand: 10. Juli 2014
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3 Inhaltsverzeichnis 1 Anlass und Aufgabenstellung Untersuchung Brutvögel Methodik Ergebnisse Fledermäuse Methode Ergebnisse Eremit und Heldbock Methode Ergebnisse Literatur, Quellen... 6 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Abbildung 1: das Erweiterungsgebiet (rote Linie) wurde im Rahmen der Potenzialanalyse begutachtet... 1 Abbildung 2: zwei der insgesamt sieben Fortpflanzungsstätten des Haussperlings am leerstehenden Bestandsgebäude... 2 Abbildung 3: das offene Fenster am Portal des Haupteingangs könnte dem Hausrotschwanz den Einflug in das Gebäude und die Anlage eines Nestes ermöglichen... 3 Abbildung 4: einige Spalten führen offensichtlich zu Hohlräumen, welche potenzielle Fledermausquartiere darstellen... 5 Tabelle 1: In der Erweiterungsfläche sowie im Bestandsgebäude nachgewiesene und potenziell vorkommende Brutvogelarten mit Angaben zu Schutzstatus und Gefährdung 4
4 1 Anlass und Aufgabenstellung In Brandenburg an der Havel, OT Plaue, sind in der Koenigsmarkstraße/ Wendseeufer der Abbruch eines leerstehenden Bestandsgebäudes sowie Bau der eines REWE-Marktes mit Erweiterung der Außenanlage geplant. Für Erweiterungsfläche und Bestandsgebäude wurde der Gutachter mit einer Potenzialanalyse hinsichtlich Vorkommen geschützter Tierarten beauftragt. Der vorliegende Bericht beschreibt die im Rahmen der Potenzialanalyse angewandten Methoden und stellt die Ergebnisse dar. 2 Untersuchung Die Untersuchung erfolgte als Potenzialanalyse. Hierzu wurde das Erweiterungsgebiet (s. Abbildung 1) im Rahmen einer Begehung am 30. Juni 2014 in Augenschein genommen und das leerstehende Bestandsgebäude begutachtet. Systematische Bestandserfassungen waren nicht beauftragt. Abbildung 1: das Erweiterungsgebiet (rote Linie) wurde im Rahmen der Potenzialanalyse begutachtet Im Fokus der Potenzialanalyse standen die Arten bzw. Artengruppen Brutvögel, Fledermäuse, Eremit und Heldbock. Die im Rahmen der Potenzialanalyse angewandten Methoden und die Ergebnisse werden für die jeweiligen Arten bzw. Artengruppen nachfolgend beschrieben. Büro für faunistische Gutachten 1
5 3 Brutvögel 3.1 Methodik Im Rahmen der Potenzialanalyse wurden im Erweiterungsgebiet Vogelbeobachtungen dokumentiert, Vogelnester erfasst und die Bäume in Hinblick auf o o Horste und dauerhaft nutzbare Strukturen wie (Specht-)Höhlen sowie Stamm- oder Rindenspalten begutachtet, welche als Fortpflanzungs- und Ruhestätten gemäß 44 Abs.1 Nr. 3 BNatSchG (2009) fungieren können. Das leerstehende Bestandsgebäude wurde zudem von außen in Hinblick auf Nester gebäudebrütender Vogelarten, ein- bzw. ausfliegende Gebäudebrüter oder Bettelrufe von Jungvögeln begutachtet. Für die Beobachtungen kam ein Fernglas Jenopem 10x50 zum Einsatz. 3.2 Ergebnisse Innerhalb der Erweiterungsfläche gelangen Sichtnachweise von Amsel, Grauschnäpper, Mönchsgrasmücke, Ringeltaube (einschließlich Nest) und Rotkehlchen. Für die Bäume waren keine (Specht-)Höhlen, Stammaufrisse oder Rindenspalten nachweisbar. Allerdings waren die meisten Stämme mit Efeu (Hedera helix) bewachsen und die visuelle Begutachtung daher eingeschränkt. Am Bestandsgebäude wurden an den begutachteten Fassaden an mindestens sieben Stellen Nester bzw. Nistmaterial gesichtet. Die Lage der Nester und soweit erkennbar die Verarbeitung des Nistmaterials legen des Schluss nahe, dass es sich um Fortpflanzungsstätten des Haussperlings handelt. Haussperlingsnester waren an folgenden Gebäudeteilen nachweisbar: 1x Südwestliche Gebäudeecke, 1x Westseite links neben der Regenrinne, 1x Westseite am Giebel, 2x Nordseite in Gaube, 2x Ostseite in Gaube (Gebäudemitte). Abbildung 2: zwei der insgesamt sieben Fortpflanzungsstätten des Haussperlings am leerstehenden Bestandsgebäude Büro für faunistische Gutachten 2
6 Mit Blick auf potenzielle Brutvorkommen sind auf Grundlage der vorhandenen Lebensraumstrukturen im Erweiterungsgebiet weitere Ansiedlungen möglich von Buchfink, Grünfink und Nachtigall. Am Bestandsgebäude waren am Portal des Haupteingangs am offenbar über längere Zeit geöffneten Fenster (s. Abbildung 3) Kotspritzer erkennbar. Hier ist für den Hausrotschwanz der Einflug in das Gebäude und die Anlage eines Nestes möglich. Abbildung 3: das offene Fenster am Portal des Haupteingangs könnte dem Hausrotschwanz den Einflug in das Gebäude und die Anlage eines Nestes ermöglichen Zusammenfassend werden in nachfolgender Tabelle 1 die nachgewiesenen und die potenziell vorkommenden Brutvogelarten aufgeführt. Büro für faunistische Gutachten 3
7 Tabelle 1: In der Erweiterungsfläche sowie im Bestandsgebäude nachgewiesene und potenziell vorkommende Brutvogelarten mit Angaben zu Schutzstatus und Gefährdung Erläuterung - - = trifft nicht zu; Schutz: = besonders geschützte Art; Anh. I VS-RL: Art in Anhang I der Vogelschutzrichtlinie aufgeführt; RL BB: Rote Liste für das Land Brandenburg (RYSLAVY et al. 2008), DE: Rote Liste für Deutschland (SÜDBECK et al. 2009): - - = nicht gefährdet; Vorkommen: N = Nachweisliches Vorkommen anhand von Sichtbeobachtungen belegt, pot. = potenzielles Brutvorkommen; Anzahl: Anzahl der Brutreviere, potenzielle Brutreviere in Klammern Artname Schutz Anh. I VS-RL RL BB RL DE Vorkommen Anzahl Amsel Turdus merula Buchfink Fringilla coelebs Grünfink Carduelis chloris Mönchsgrasmücke Silvia atricapilla Nachtigall Luscinia megarhynchos Ringeltaube Columba palumbus Rotkehlchen Saxicola rubetra Hausrotschwanz Phoenicurus ochruros Haussperling Passer domesticus N pot. (1) pot. (1) N pot. (1) N N pot. (1) N 7 4 Fledermäuse 4.1 Methode In Hinblick auf Fledermäuse wurden die Bäume der Erweiterungsfläche vom Boden aus in Hinblick auf (Specht-)Höhlen, Stammaufrisse oder Rindenspalten untersucht, da diese Strukturen potenzielle Fledermausquartiere (vgl. FUHRMANN & GODMANN 1994; MESCHEDE & HEL- LER 2000) darstellen. Methodenkritisch ist anzumerken, dass die meisten Stämme mit Efeu (Hedera helix) bewachsen waren, der die visuelle Begutachtung eingeschränkte. Das Bestandsgebäude wurde von außen im Bereich der zugänglichen Fassaden in Hinblick auf Fledermausquartiere in Augenschein genommen. Eine Übersicht der in und an Gebäuden als Fledermausquartier fungierenden Strukturen geben SIMON et al. (2004). Im Zuge der Begehung wurden das Gebäude begutachtet in Hinblick auf an Fassaden oder Fenstern anhaftende Kotkrümel (bspw. Zwerg- oder Mückenfledermaus), unterhalb der Fassaden am Boden liegende Kotkrümel, Verfärbungen (sog. Speckränder) an Einflugöffnungen von Fledermausquartieren sowie Sozialrufe (PFALZER 2002). Zur Begutachtung der Bäume sowie der Fassaden kam ein Fernglas 10x50 zum Einsatz. 4.2 Ergebnisse Die im UG stehenden Bäume wiesen ein geringes bis mittleres Alter auf. Es fanden sich keine Höhlen, Stammaufrisse oder Rindenspalten, die als Fledermausquartier fungieren könnten (vgl. FUHRMANN & GODMANN 1994; MESCHEDE & HELLER 2000). Büro für faunistische Gutachten 4
8 Am Bestandsgebäude waren an den Fassaden keine Hinweise auf Fledermäuse oder Fledermausquartiere nachweisbar. An einigen Stellen waren im Übergang von der Fassade zum Dach (s. Abbildung 4) oder an einzelnen Gauben jeweils Spalten erkennbar, hinter denen sich offensichtlich Hohlräumen befanden. Diese Hohlräume könnten als Fledermausquartiere fungieren. Abbildung 4: einige Spalten führen offensichtlich zu Hohlräumen, welche potenzielle Fledermausquartiere darstellen Es fanden sich keine Hinweise, dass das Gebäude unterkellert ist. Insofern kann das Vorhandensein frostsicherer unterirdischer Fledermaus-Winterquartiere ausgeschlossen werden. 5 Eremit und Heldbock 5.1 Methode Mit Blick auf den Eremit wurden die Bäume hinsichtlich ihrer Eignung als Brutbäume betrachtet. Als Brutbäume kommen ältere, anbrüchige Bäume mit Höhlen, Stammaufrissen oder Spalten in Betracht, in denen sich größere Mulmansammlungen finden. Mulmansammlungen stellen das Brutsubstrat der Käferlarven dar und sind somit eine notwendige Voraussetzung für die Besiedlung. Hierzu wurden alle Bäume vom Boden aus hinsichtlich Vorkommen von Höhlen, Stammaufrissen oder Spalten begutachtet. Der Heldbock benötigt für die Larvenentwicklung größere Stiel-Eichen (NEUMANN 1985) oder Trauben-Eichen (R. NESSING 1988). Die von den Larven besiedelten Brutbäume stehen gut besonnt als Alleebäume, Solitäre oder in Randlagen von Wäldern (NEUMANN 1985). Die wenigen in der Erweiterungsfläche stehenden Eichen wurden in Hinblick auf arttypische Schlupflöcher und Fraßgänge, frischen Mulmauswurf sowie auf Käferreste (Chitinteile der Imagines) begutachtet. Methodenkritisch ist jeweils anzumerken, dass die meisten Stämme mit Efeu (Hedera helix) bewachsen waren, der die visuelle Begutachtung eingeschränkte. 5.2 Ergebnisse In der Erweiterungsfläche fanden sich keine älteren, anbrüchigen Bäume mit Höhlen, Stammaufrissen oder Spalten. Bäume mit größeren Mulmansammlungen können ebenso wie das Vorkommen des Eremiten ausgeschlossen werden. Die wenigen in der Erweiterungsfläche stehenden Stiel-Eichen wiesen weder arttypische Schlupflöcher oder Fraßgänge noch Mulmauswurf auf. Die Eichen wiesen ein vergleichswei- Büro für faunistische Gutachten 5
9 se junges Alter mit entsprechend geringem Stammumfang auf und sind beschattet. Ein Vorkommen des Heldbocks kann daher ausgeschlossen werden. 6 Literatur, Quellen BNATSCHG (2009): Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz BNatSchG) vom 29. Juli 2009 (BGBl. I S. 2542). FUHRMANN, M. & O. GODMANN (1994): Baumhöhlenquartiere vom Braunen Langohr und von der Bechsteinfledermaus: Ergebnisse einer telemetrischen Untersuchung. In: Die Fledermäuse Hessens. (Hrsg. AGFH) Verlag Manfred Hennecke: MESCHEDE, A. & K.-G. HELLER (2000): Ökologie und Schutz von Fledermäusen in Wäldern unter besonderer Berücksichtigung wandernder Arten. Bonn-Bad Godesberg, 374S. NESSING, R. (1988): Eichenbock (Cerambyx cerdo) frißt an Trauben-Eiche (Quercus petraea). Entomologische Nachrichten und Berichte, 32: NEUMANN, V. (1985): Der Heldbock Cerambyx cerdo. Die Neue Brehm-Bücherei Bd. 566, 103 S. PFALZER, G. (2002): Inter- und intraspezifische Variabilität der Soziallaute heimischer Fledermausarten (Chiroptera: Vespertilionidae). Mensch & Buch Verlag Berlin, 251 S. + Anhang. RYSLAVY, T., MÄDLOW, W. & M. JURKE (2008): Rote Liste und Liste der Brutvögel in Brandenburg. In: Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 17 (4), Beilage. SIMON, M., S. HÜTTENBÜGEL & J. SMIT-VIERGUTZ 2004: Ökologie und Schutz von Fledermäusen in Dörfern und Städten. Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz, Heft 76: 275 S. SÜDBECK, P., H.-G. BAUER, M. BOSCHERT, P. BOYE & W. KNIEF (2009): Rote Liste und Gesamtartenliste der Brutvögel (Aves) Deutschlands. 4. Fassung, Stand 30. November Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (1): Büro für faunistische Gutachten 6
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