In Sachen Zeitarbeit ist die Bundesrepublik. Einstiegsfragen. arbeitsmarkt

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1 ZEITARBEIT Einstiegsfragen Zeitarbeit und Akademiker das passt für viele immer noch nicht zusammen. Aber die Branche hat mehr zu bieten, als ihr altes Image vermuten lässt. Während Vertreter der Branche auch in unserem Heft (33/09) die neuen Qualitäten der Zeitarbeit beschwören, blieben einige Fragen unbeantwortet. Andreas Pallenberg In Sachen Zeitarbeit ist die Bundesrepublik Deutschland immer noch Entwicklungsland. Ganze 1,5 % aller Erwerbstätigen sind in einem Leiharbeitsverhältnis tätig, während schon in den benachbarten Niederlanden die Quote fast doppelt so hoch ist. In Großbritannien, der traditionellen Hochburg der Leiharbeit, sind sogar über 5 % der Erwerbstätigen bei Zeitarbeitsfirmen angestellt. Dort ist die professionelle temporäre Arbeitnehmerüberlassung seit vielen Jahren fester Bestandteil des Arbeitsmarktes. Aber wie das so ist bei Entwicklungsländern in Deutschland steigt die Quote, abgesehen von aktuellen konjunkturellen Einbrüchen, stürmisch an. Nicht alle aber begrüßen diese Entwicklung. Wie bereits in früheren Beiträgen aufgezeigt, muss davon ausgegangen werden, dass reguläre Arbeitsplätze zumindest langfristig durch Zeitarbeit ersetzt werden. Das ist für den Arbeitsmarkt im Allgemeinen und für die soziale Absicherung im Speziellen ein klarer Rückschritt. Für die Betroffenen bedeutet diese Flexibilisierung nicht selten ein Desaster. Für Unternehmen ist diese Entwicklung aber schon deshalb interessant, weil sie beim Anheuern von Leiharbeitern über eine Zeitarbeitsfirma keinerlei arbeitsrechtliche Verpflichtungen, wie z. B. Kündigungsschutz, Weiterbeschäftigungsgarantie etc. eingehen. Damit ist - so die weit verbreitete Kritik das von Arbeitgeberseite permanent beklagte Einstellungshemmnis Kündigungsschutz praktisch durch die Hintertür ausgehebelt worden. Eines der unternehmerischen Risiken, nämlich in wirtschaftlich schlechteren Zeiten nicht ausgelastet zu sein, aber trotzdem Löhne zahlen zu müssen, ist damit abgewälzt worden, nicht direkt auf die Arbeitnehmer, sondern auf die Zeitarbeitsfirmen. Viele Unternehmen haben diese Chance erkannt und haben sich mit ihren Stammbelegschaften auf Zeiten geringer Auslastung eingestellt, während sie in Boomzeiten über Zeitarbeit zusätzliche Arbeitskraft anheuern. Das etwas strapazierte Bild vom atmenden Unternehmen, das sich ohne große Risiken auf Marktlagen einstellen kann, ist damit Realität geworden. Konjunkturbarometer Und wie gut dieses Atmen funktioniert, zeigt sich aktuell an den dramatischen, aber keineswegs überraschenden Beschäftigungszahlen aus der Zeitarbeitsbranche. So wurden von den insgesamt Zeitarbeitern seit Juli 2008 bis Mitte 2009 immerhin entlassen. Wegen der augenscheinlichen Sensibilität auf konjunkturelle Entwicklungen werden der Arbeitnehmerüberlassung sogar schon seismographische Qualitäten zugesprochen. Auch gegenüber der aktuellen Arbeitsmarktentwicklung wird die Branche dieser Funktion mehr als gerecht. Zeitarbeitsfirmen rufen das Ende der Talfahrt aus, meldete DER SPIEGEL vom und versuchte sich mal mit Optimismus in der Schlagzeile. Aber der Alltag ist auch in dieser Branche durchaus vergleichbar mit dem normalen Arbeitsmarkt: Die gering qualifizierten Kräfte verlieren ihren Job wesentlich schneller als Fach- und Führungskräfte. Und damit wird auch eins der wichtigsten Pro-Argumente der Zeitarbeit entzaubert. Man hat dort zwar einen festen Arbeitsvertrag, aber man ist IV

2 keineswegs unkündbar. Um größeren Schaden für die Arbeitslosenstatistik zu vermeiden, wurde der Branche neuerdings sogar das Tor zur Kurzarbeit geöffnet, obwohl ja gerade die gelegentliche Nichtauslastung von Arbeitskraft zum Wesen der Zeitarbeit gehört und laut richterlicher Einschätzung nicht der öffentlichen Unterstützung bedarf (vgl. Ihr gutes Recht in Heft 35/09). Klebeeffekt Nicht umstritten in der Sache, eher schon in seinem quantitativen Effekt ist der viel gerühmte Übergang von Zeitarbeit in reguläre Beschäftigung. Während das arbeitgebernahe Institut der Deutschen Wirtschaft im Auftrag des BZA einen Klebeeffekt in Höhe von 25 % ermittelte, kommt das Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) für die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung auf 15 %. Egal ob der Effekt nun groß- oder kleingerechnet wird, Zeitarbeit bietet eine Chance, wenn der Einstieg in den regulären Arbeitsmarkt nicht oder nur sehr mühsam funktioniert. Und das kann ja viele Gründe haben, zum Beispiel eine lückenhafte Berufsbiografie, zu wenig Arbeitserfahrung oder veraltete Qualifikationen. Hier können von Seiten der Zeitarbeitsunternehmen die Hürden niedriger angesetzt werden, weil es mehr auf die tatsächlichen Fähigkeiten und Einsatzmöglichkeiten des Kandidaten ankommt als auf formale Dinge wie Alter, Studienfach und -abschluss, Noten oder umfassende Berufserfahrungen. Mehr als Verleih Eine Chance für Quereinsteiger ist dies auf jeden Fall. Auch die Entleihfirma geht nur ein geringes Risiko ein, da sie sich ja nicht für ewig und alle Zeiten an einen Arbeitnehmer bindet. Große Zeitarbeitsunternehmen verstehen sich ohnehin als universelle Personaldienstleister. Neben dem Kerngeschäft mit der Arbeitnehmerüberlassung sind sie auch in der Personalentwicklung tätig und qualifizieren bei entsprechender Nachfrage auch ältere Fachleute passend für die aktuellen Erfordernisse auf dem Arbeitsmarkt. Und gerade Arbeitslose können ihren Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt über die Zeitarbeit schaffen. Michael Wehran, Sprecher des Bundesverbandes Zeitarbeit (BZA) erläutert, dass immerhin 65 % der Zeitarbeiter vorher arbeitslos gewesen seien, und diese bekämen durch Zeitarbeit eine Chance für einen neuen Job. Selbst die Gewerkschaften, die sich lange Zeit vehement gegen Zeitarbeit stemmten, dann aber die neuen gesetzlichen Grundlagen und Tarifverträge mitentwickelten, vertreten nun die Ansicht: Besser als kein Job auf jeden Fall ((Wilhelm Adamy, Deutscher Gewerkschaftsbund). Tatsächlich gibt es selbst in den gegenwärtigen Krisenzeiten und trotz großer Entlassungswellen bei den Zeitarbeitsfirmen immer noch gute Jobs für hoch qualifizierte Fachkräfte. Das BZA spricht von aktuell offenen Stellen. Akademikerverleih Von der Entstehungsgeschichte war Zeitarbeit jedoch immer eine Domäne von Gering-Qualifizierten. Man assoziierte in erster Linie Reinigungs- und Bürokräfte sowie ungelernte Hilfsarbeiter. Diese gibt es zwar immer noch, und sie bilden nach wie vor den größten Anteil bei der Zeitarbeit, aber es gibt völlig neue Entwicklungen. In Zeiten von projektorientierter Arbeit in selbstständigen kleinen Teams werden hoch qualifizierte Fach- und Führungskräfte immer häufiger auch über Leiharbeitsfirmen angeheuert. Gerade in diese Richtung, nämlich Leiharbeit auch für Akademiker interessant zu machen, arbeiten die großen Personaldienstleister in Deutschland, allen voran die DIS AG, der wir in Heft 33/09 schon die Gelegenheit gaben, ihre Einschätzung von moderner Zeitarbeit speziell für Akademiker zu entwickeln. INTERVIEW Im aktuellen Interview stellt sich Andreas Lehmann, Referent Public Relations, DIS AG, Düsseldorf und Verfasser des Artikels in Heft 33/09 unseren Fragen. Beim Stichwort Zeitarbeit zucken die meisten noch zusammen, speziell arbeitsuchende Akademiker. Weshalb hat Zeitarbeit in der Öffentlichkeit immer noch keinen soliden Ruf? Die Zeitarbeit ist auch nach Jahrzehnten immer noch ein relativ neues Beschäftigungsmodell. Die Branche ist in einem stetigen Wandel begriffen und sehr heterogen. Leider wird die Zeitarbeit aber in den Medien nach wie vor recht einseitig und ideologisiert dargestellt. Das führt dazu, dass Zeitarbeit häufig mit schlechten Löhnen und unsicheren Arbeitsverhältnissen assoziiert wird. Dabei hat sich die Branche über die Jahre immer weiter professionalisiert, einige Personaldienstleister haben sich sogar auf Fach- und Führungskräfte spezialisiert und tun einiges für die Weiterentwicklung ihrer Mitarbeiter. Das bietet gerade Akademikern, die zu Beginn ihrer Karriere ihr Fachwissen einbringen und schnell einen breiten Erfahrungsschatz aufbauen wollen, das optimale Umfeld. Trotzdem ist nicht jeder für dieses flexible Berufsmodell geeignet. Menschen, die davon träumen, bei der Firma die Rente einzureichen, bei der Sie die Ausbildung gemacht haben, würde ich eher V

3 davon abraten, in die Zeitarbeit zu gehen, für alle anderen ist es zumindest eine Überlegung wert. Dass sich auch Akademiker mit dem Thema Zeitarbeit beschäftigen, ist sicher auch eine Frage des aktuellen Arbeitsmarktes. Ist Zeitarbeit nur eine Notlösung in schlechten Zeiten? Machen wir uns nichts vor: Für viele ist der Einstieg bei einem Personaldienstleister nicht die erste Wahl, was sicher auch an dem noch undifferenzierten Image der Branche liegt. Ich bin sicher, dass sich dies in Zukunft ändern wird. In Ländern wie Frankreich oder den Niederlanden ist die Akzeptanz von Personaldienstleistungen schon heute weitaus größer als hierzulande. Dort ist Zeitarbeit ein Beschäftigungsmodell unter vielen. Trotzdem gibt es auch in Deutschland viele, die sich bewusst für die Flexibilität der Zeitarbeit entscheiden. Ich hoffe, hier ein klein wenig zur Aufklärung beitragen zu können. Bei der Zeitarbeit bilden der Personaldienstleister zusammen mit den Entleihern und den Entliehenen eine Art Dreiecksverhältnis. Wie funktioniert Zeitarbeit und worin sehen Sie Ihre besondere Aufgabe in dieser Konstellation? Als Kandidat bewirbt man sich beim Personaldienstleister. Dabei läuft alles wie bei herkömmlichen Bewerbungsverfahren auch: Man schickt seine Bewerbungsunterlagen, führt Vorstellungsgespräche und wird eingestellt, wenn es für beide Seiten passt. Man erhält einen unbefristeten Arbeitsvertrag und wird dann beim Kundenunternehmen des Personaldienstleisters eingesetzt. Genau hier ist der Unterschied zum traditionellen Arbeitsverhältnis. Die Firmen, bei denen man eingesetzt wird, können wechseln, doch es gibt auch viele Beispiele von Zeitarbeitsunternehmen kostenlose Weiterbildungsangebote für ihre Mitarbeiter an. Bei der DIS AG haben wir sogar eine kostenlose onlinebasierte Akademie, bei der alle Mitarbeiter kostenlose Kurse von der Excel-Schulung bis hin zu SAP- oder Sprachkursen absolvieren können. Ein guter Personaldienstleister zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er immer als Ansprechpartner für seine Projektmitarbeiter zur Verfügung steht. Die Branche und Arbeitsmarktexperten werden nicht still, vom so genannten Klebeeffekt zu schwärmen. Was bedeutet das konkret? Der Begriff Klebe-Effekt beschreibt die Tatsache, dass viele Zeitarbeitnehmer, Menschen, die davon träumen, bei der Firma die Rente einzureichen, bei der Sie die Ausbildung gemacht haben, würde ich eher davon abraten, in die Zeitarbeit zu gehen. Sie bewerten die Zeitarbeit sehr euphorisch als Karriereplattform oder sogar als Praxisturbo. Ist das ein realistisches Bild oder eher die Suche nach einem dynamischen Image? Wer Fachwissen, Engagement und soziale Kompetenz mitbringt, hat ganz allgemein gute Chancen im Berufsleben. Das gilt auch und gerade für die Zeitarbeit. Hier wie überall gilt aber auch: Die gebratenen Hähnchen fliegen niemandem in den Mund, man muss sich zeigen und engagieren. Bei qualifizierten Personaldienstleistern hat man aber vielleicht häufiger die Chance, auch beim Einstieg oder Bereichswechsel zu zeigen, was in einem steckt. Mehr als Verleih von Arbeitskraft große Zeitarbeitsunternehmen vermitteln auch paßgenaue Qualifikationen für den Arbeitsmarkt Stephanie Junker/Pixelio Mitarbeitern, deren Projekte sogar Jahre andauern. Ein guter Personaldienstleister zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er immer als Ansprechpartner für seine Projektmitarbeiter zur Verfügung steht. Er ist der eigentliche Arbeitgeber und kann einem bei allen Fragen rund um den Job und den Einsatz beim Kunden zur Seite stehen. Außerdem bieten einige die sich während ihres Projekteinsatzes beim Kunden bewährt haben, von diesem in die Stammbelegschaft übernommen werden. Da wir uns bei der DIS AG auf qualifizierte Fachkräfte spezialisiert haben, ist der Prozentsatz von Mitarbeitern, die vom Kunden abgeworben werden, bei uns besonders hoch. Über ein Drittel bleiben kleben, um hier im Bild zu bleiben. VI

4 Können Sie uns ein paar Beispiele nennen, bei denen der Übergang von der Zeitarbeit in eine reguläre Beschäftigung funktioniert hat? Hier gibt es eine Vielzahl von Beispielen. Schließlich arbeiten unsere Fachkräfte Hand in Hand mit den Stammbelegschaften unserer Kundenunternehmen - und oft überzeugen sie gerade durch ihre Fähigkeit, sich schnell in neue Bereiche einzuarbeiten. Dies ist eine Qualität, die gerade in der heutigen, schnelllebigen Zeit immer stärker gefragt ist. Der breite Erfahrungsschatz unserer Projektmitarbeiter macht sie ebenfalls sehr attraktiv, was zu der hohen Zahl von Mitarbeitern führt, die von unseren Kunden abgeworben werden. Grundsätzlich gilt: fachliche Qualifikation und Leistungsbereitschaft ist der Schlüssel zum Erfolg. Geben Sie in diesem Zusammenhang freiwillig und gerne ihre besten Mitarbeiter ab? Wir sehen den überdurchschnittlich hohen Klebeeffekt bei der DIS AG mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Einerseits ist es immer traurig, einen fähigen Mitarbeiter ziehen zu lassen, denn schließlich investieren wir auch viel in unser Team, entwickeln unsere Leute stetig weiter; andererseits bestätigt uns dieser hohe Wert in unserer Arbeit, denn er zeigt, dass es uns immer wieder gelingt, diejenigen Mitarbeiter und Kunden zusammenzubringen, die optimal zusammen passen, sowohl fachlich als auch menschlich. Besonders stolz sind wir aber immer dann, wenn unsere Mitarbeiter ein solches Angebot ausschlagen, weil sie lieber bei uns bleiben wollen, und das kommt häufiger vor als Sie jetzt vielleicht denken. Zeitarbeiter sind fest angestellte Mitarbeiter. Wie sieht das in der Praxis aus, wenn es Probleme am Arbeitsplatz gibt? Dann sind Sie weit weg, aber die Probleme sind vor Ort. Das stimmt nicht ganz. Wir legen großen Wert darauf, einen engen Kontakt zu unseren Mitarbeitern zu pflegen. Das ist auch einer der Gründe für die bundesweit etwa 170 Niederlassungen der DIS AG. Wir wollen nah am Mitarbeiter sein, um ihn optimal unterstützen zu können. Unsere Personalreferenten sind regelmäßig beim Kunden und stehen den Mitarbeitern auch sonst immer als Ansprechpartner und Vermittler zur Seite. Wir empfehlen jungen Absolventen ohne umfangreiche Arbeitserfahrungen, sich auch bei Zeitarbeitsunternehmen anzubieten. Sind diese frisch Gebackenen bei Ihnen tatsächlich willkommen? Wer das nötige Fachwissen und Engagement mitbringt, hat gute Chancen auch und gerade bei Personaldienstleistern. Aber von nichts kommt nichts: Man muss sich, wie in allen Bereichen auch, zu verkaufen wissen, dann klappt s auch mit dem Karrierestart. Ganz anders ist die Situation bei älteren Arbeitnehmern. Sie bringen viel Erfahrungen mit, aber finden trotz aller Bemühungen nur schlecht wieder in den Arbeitsmarkt. Sind sie trotzdem willkommene Kandidaten? Hier sprechen Sie ein großes Problem in unserer Arbeitswelt und der Gesellschaft INFORMATIONEN hier finden sich unter dem Stichwort Zeitarbeit drei Informationsbroschüren zum Download w w w. f o c u s. d e / k a r r i e r e / perspektiven/zeitarbeit hier finden sich zahlreiche Berichte, Einschätzungen und Hintergründe zum Thema ht t p://w w w.dgb.de/t hemen/ tarifpolitik/zeitarbeit/ hier die aktuelle gewerkschaftliche Position nach den gesetzlichen Änderungen von 2004 arbeitsmarkt: Heft 33/09 im Allgemeinen an. Der Jugendwahn hat hier schon recht seltsame Früchte getragen: Einerseits hört man an jeder Ecke von Demografie und Fachkräftemangel, andererseits haben gerade die erfahrenen Fachleute immer wieder Schwierigkeiten, Fuß zu fassen. Auch hier bietet Zeitarbeit gute Möglichkeiten. Viele Kunden sind dankbar dafür, dass der Personaldienstleister als Arbeitgeber das Beschäftigungsrisiko trägt. So können sie von der großen Erfahrung der Mitarbeiter profitieren, ohne sich über Themen wie Krankheit und Kündigungsschutz Gedanken machen zu müssen. Ganz abgesehen davon basieren solche Gedanken im Wesentlichen auf unbegründeten Vorurteilen. Letztendlich sind aber auch die Personaldienstleister auf die Bereitschaft ihrer Kunden angewiesen, ältere Arbeitnehmer einzustellen. Wie sieht es aus mit der Bezahlung? Muss man den möglichen Einstieg in die Arbeitswelt mit deutlich schlechterer Bezahlung erkaufen? Ich rate allen, die sich für eine Stelle bei einem Personaldienstleister interessieren, bei der Wahl des Arbeitgebers genau hinzuschauen, denn es gibt gravierende Unterschiede - auch bei der Bezahlung. Der wichtigste Anhaltspunkt ist die Frage, ob das Zeitarbeitsunternehmen sich an den Tarifvertrag der Branchenverbände BZA oder igz hält. Generell kann man aber sagen: Je höher und gefragter die Qualifikation der Zeitarbeitnehmer ist, desto geringer sind die Unterschiede bei der Entlohnung. Auch hier, wie in vielen Lebensbereichen, gilt das Gesetz von Angebot und Nachfrage. Generell kann man aber sagen: Je höher und gefragter die Qualifikation der Zeitarbeitnehmer ist, desto geringer sind die Unterschiede bei der Entlohnung. Zeitarbeitsverhältnisse sind ja in fast allen technischen Branchen angekommen. Spielt der Arbeitsmarkt Umwelt- VII

5 schutz hier wegen der rasanten Stellenzuwächse der letzten Jahre eine besondere Rolle? Mit Sicherheit, und ich gehe davon aus, dass sich dieser Trend auch in Zukunft noch verstärken wird. Aus diesem Grund haben wir bei der DIS AG beispielsweise einen eigenen Fachbereich für das Segment Windenergie etabliert. Aber auch in Bereichen wie Umweltschutz und Energietechnik sind flexible Fachkräfte gefragt. Gut qualifizierte Ingenieure dürften zur Zeit besonders im Bereich Umweltschutz und Erneuerbare Energien schnell gut bezahlte Jobs finden. Sie kommen in der Regel ohne Zeitarbeitsunternehmen zurecht. Lohnt es sich für diese Leute trotzdem, beim Zeitarbeitsunternehmen vorzusprechen? Die Branche der Personaldienstleistungen hat sich über die Jahre konsequent spezialisiert und professionalisiert. Für Fachkräfte aus nahezu allen Bereichen bietet die Branche Karrierechancen - natürlich auch für Ingenieure. Einige Unternehmen haben sich sogar auf die ganz eigenen Bedürfnisse von Ingenieuren spezialisiert. Auch im Konzern DIS AG gibt es entsprechende Angebote. Die große Chance für die Kandidaten liegt auch in diesem Segment in der großen Flexibilität. Man hat hier die Möglichkeit, innerhalb kürzester Zeit einen enorm breiten Erfahrungsschatz aufzubauen - ein Vorteil, der sich im Laufe der Karriere oft als sehr wertvoll erweist. Wenn ältere Ingenieure und Techniker freigesetzt werden, finden sie trotz Mangel an Fachkräften z.b. im Bereich Erneuerbare Energien nur sehr schlecht wieder in den Arbeitsmarkt, weil sie nicht mehr aktuell qualifiziert sind. Was haben Sie diesen Leuten zu bieten? Wir beurteilen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzig und allein nach ihren fachlichen und menschlichen Qualitäten. Alter, Geschlecht oder Herkunft spielt für uns keine Rolle. Wer uns überzeugt, erhält auch eine Chance. Natürlich sind auch wir hier auf die Kooperation unserer Kundenunternehmen angewiesen, doch ich bin sicher, dass sich das Bewusstsein immer mehr durchsetzen wird, dass Erfahrung ein so wertvolles Gut ist, dass man es nicht ungenutzt lassen darf.... und wenn sich ein Biologe, ein Chemiker oder ein Physiker bei Ihnen meldet...? Gesucht werden gerade über Personaldienstleister auch immer wieder spezielle Qualifikationen, beispielsweise als Qualitätsmanager für Impfstoffe oder Ähnliches. Wer fachlich etwas zu bieten hat, sollte sich nie scheuen, sich bei uns zu melden. Viele Bewerber sind überrascht, wie breit das Spektrum der gesuchten Qualifikationen in der Zeitarbeit ist. Bewerbern aus den Bereichen Geowissenschaften, Geographie, Ernährungswissenschaften oder Agrarökonomie zeichnen sich durch ein sehr breit angelegtes Qualifikationsspektrum aus. Wo sehen Sie Chancen für derartige Generalisten? Verfügen Sie da über passende Unternehmenskontakte? Der große Vorteil der DIS AG ist, dass sie mit ca. 170 Niederlassungen bundesweit aufgestellt ist. Wir arbeiten mit den renommiertesten Unternehmen in allen Regionen Deutschlands zusammen, und die jeweiligen Niederlassungen pflegen hier enge Kontakte. Ein Blick auf unsere Webseite führt Bewerber schnell zum passenden Ansprechpartner. Hier werden dann im persönlichen Gespräch die Möglichkeiten abgeklopft. Welche konkreten Vorbereitungsschritte empfehlen Sie, bevor sich ein Akademiker an Sie wendet? Man sollte sich bewusst machen, dass es sich auch bei einer Bewerbung bei einem Personaldienstleister wie der DIS AG um ein reguläres, unbefristetes und sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis handelt. Dementsprechend sollte man sich wie bei allen Bewerbungen gründlich informieren und vorbereiten. Aussagekräftige Bewerbungsunterlagen sollten ebenfalls eine Selbstverständlichkeit sein. Grundsätzlich sollte man sich aber auch mit dem Modell Zeitarbeit schon einmal befasst haben und für sich die Entscheidung getroffen haben, ob man sich eine Laufbahn in dieser flexiblen Beschäftigungsform vorstellen kann, denn nicht jeder ist dafür geeignet. Auf unserer Homepage kann man sich dann schon einmal ein Bild von den gesuchten Qualifikationen machen. Momentan warten knapp Jobs darauf, besetzt zu werden. INFO Aktuelle Flächentarifverträge für die Zeitarbeitsbranche, die zwischen Tarifvertragsparteien geschlossen wurden: Bundesverband Zeitarbeit Personal-Dienstleistungen e.v. (BZA) und DGB-Tarifgemeinschaft Zeitarbeit Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen e. V. (igz) und DGB-Tarifgemeinschaft Zeitarbeit Arbeitgeberverband Mittelständischer Personaldienstleister e.v. (AMP) und Tarifgemeinschaft Christlicher Gewerkschaften für Zeitarbeit und Personal-Service- Agenturen (CGZP) VIII