Betriebswirtschaftliche Wertsteigerung durch Zeitarbeit Prof. Dr. G. Ebert

Transkript

1 Betriebswirtschaftliche Wertsteigerung durch Zeitarbeit? Prof. Dr. G. Ebert Folie 1

2 Aktueller Erkenntnisstand zur Zeitarbeit I Rechtliche Basis: Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG) von Mehrere Modifikationen, wobei insbesondere die Überlassungsdauer von ursprünglich 3 Monaten auf heute 24 Monate bzw. unbegrenzt verlängert wurde. Seit 2003 gibt es einen Mantel- und Beschäftigungssicherungstarifvertrag für die Leiharbeitsbranche. Im Wesentlichen wird hiermit die Gleichbehandlungspflicht der Zeitarbeitnehmer mit den Stammbeschäftigten (Equal-Pay-Equal-Treatment-Prinzip) aufgehoben. Im Rahmen des Tarifvertrages sind je nach Qualifikation des Leiharbeitnehmers Stundensätze von ca. 7,00-17,00 vereinbart. Kontinuierliche Steigerung der Mitarbeiter von Zeitarbeitsunternehmen in Deutschland auf derzeit ca. 1 Mio. Davon waren ca. 65% vorher Arbeitslos. Rund 30% wechseln regelmäßig in ein Angestelltenverhältnis des Entleihers. Folie 2

3 Aktueller Erkenntnisstand zur Zeitarbeit II Arbeitnehmerüberlassung ist das Verleihen von Arbeitskräften (Leiharbeitnehmer) durch ein Unternehmen (Verleihunternehmen/Überlasser) an ein anderes Unternehmen (Entleiher/Beschäftiger). Umgangssprachlich wird Arbeitnehmerüberlassung auch als Leiharbeit, Zeitarbeit oder Personalleasing bezeichnet. Arbeitgeber, die als Verleiher Dritten (Entleihern) Arbeitnehmer (Leiharbeitnehmer) gewerbsmäßig zur Arbeitsleistung überlassen wollen, bedürfen der Erlaubnis. Die Erlaubnis wird von der zuständigen Behörde (i.d.r. Landesarbeitsamt) zunächst befristet erteilt und in regelmäßigen Abständen kontrolliert. Großbritannien und Niederland sind führend bei der Beschäftigung von Leiharbeitnehmern. Folie 3

4 Beziehungsverhältnisse in der Zeitarbeit Verleiher Arbeitgeber Arbeitnehmerüberlassungsvertrag; Stundensatz Arbeitsvertrag auf der Basis des Tarifvertrags; Gehaltszahlung Entleiher Kunde Verpflichtungsverhältnis aus Arbeitsvertrag und Überlassungsvertrag; Arbeitsleistung Leiharbeitnehmer Beschäftigter Folie 4

5 Ausgangssituation im Wettbewerb Intensivierung und Globalisierung des Wettbewerbs auch im Mittelstand Zunehmende Dynamik, die sich insbesondere in schwankenden Auslastungen zeigt. Die Reaktion auf diese Tatsache erfordert eine verstärkte Flexibilisierung der Wertschöpfungsprozesse durch größere Anpassungsfähigkeit in den Bereichen 1. Sachausstattung 2. Personalausstattung u.a. durch Zeitarbeit mit dem Ziel, kurzfristig auf gravierende Nachfrage- und Preisschwankungen reagieren zu können. Folie 5

6 Auswirkungen der Zeitarbeit Der Einfluss der Zeitarbeit auf die Wertschöpfung eines Unternehmens erfolgt über: die Veränderung der Kostenstruktur, die Veränderung des Kostenniveaus. Folie 6

7 Veränderung der Kostenstruktur und des Kostenniveaus Im Bereich der Kostenstruktur erfolgt eine Veränderung der Relation zwischen fixen bzw. Strukturkosten und variablen bzw. Prozesskosten. Begründung: Fixer Zeitlohn wird umgewandelt in variablen Stück- bzw. Auftragslohn. Im Bereich des Kostenniveaus ermöglicht der Einsatz von Zeitarbeitnehmern eine Reduzierung der Personalkosten. Begründung: Differenzen im absoluten Stundenlohn, Vorteile bei den Lohnzusatzkosten wie bspw. gesetzliche Sozialleistungen, freiwillige Sozialleistungen, Personalakquisition, Personalverwaltung, Personalentwicklung, usw. Folie 7

8 Break-Even-Point-Analyse Kosten/ Erlöse Umsatz Variabler Kostenanteil ohne Leih-AN Variabler Kostenanteil mit Leih-AN Fixkostenanteil ohne Leih-AN Fixkostenanteil mit Leih-AN Auslastung BEP 2 mit Leih-AN BEP 1 ohne Leih-AN Differenz zwischen BEP 1 und BEP 2 beschreibt: 1. Flexibilitätszuwachs durch längere Verweildauer am Markt 2. Stückkostenreduktion durch flexiblere Anpassung an Marktpreisschwankungen Folie 8

9 Konsequenzen aus der Break-Even-Point-Analyse Von der Dominanz der funktionalen zur Dominanz der prozessorientierten Wertschöpfung durch Identifizierung der Kernprozesse Entwicklung und Aufrechterhaltung von Kernkompetenzen Festlegung einer Normal- bzw. Mindestkapazität und deren Sicherung durch eine Kernbelegschaft. Oberhalb der Normalkapazität kann Zeitarbeit dazu beitragen, die Flexibilität auf Konjunktur- und Markschwankungen des Unternehmens zu steigern. Folie 9

10 Wesentliche Probleme der Zeitarbeit 1. Mangelnde Integration und ggf. Motivation 2. Erhöhter Einarbeitungs- und Qualitätssicherungsaufwand 3. Ggf. Störung des Betriebsablaufs 4. Gefährdung von Betriebsgeheimnissen, möglicher Know-How-Verlust. Folie 10

11 Fazit Leiharbeit muss 1. branchenspezifisch 2. aufgaben-/qualifikationsanspruchsspezifisch differenziert und betriebswirtschaftlich verifiziert werden. Folie 11

12 Kommunikation Für weitergehende Informationen wenden Sie sich bitte an die Institut für Controlling Prof. Dr. Ebert GmbH Strohstr Nürtingen Tel.: Homepage: Info@ifc-ebert.de Folie 12