Von den über 100 Möglichkeiten der. Venenerkrankungen. Kneipp-Anwendungen: Gießen, Wickeln, Baden Wasserkur für starke Venen

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1 Kneipp-Anwendungen: Gießen, Wickeln, Baden Wasserkur für starke Venen Müde, schmerzende Beine, geschwollene Knöchel typische Beschwerden, die bei Krampfadern und chronischer Venenschwäche auftreten. Hier können Kneipp-Maßnahmen auch für Sie selbst wertvolle Erleichterung und Linderung bringen. Das gilt aber ebenso für (noch) Venengesunde, die nach einem langen Arbeitstag aufgrund von ständigem Sitzen oder Stehen unter Spannungs- und Schweregefühle in den Beinen leiden. Hier sind Wasser anwendungen nach Pfarrer Sebastian Kneipp besonders zu empfehlen, um Schäden an den Venen vorzubeugen. Von den über 100 Möglichkeiten der Kneipp-Wassertherapie kommen bei Venenleiden vor allem die Kaltwasseranwendungen in Frage. Um mit den Kaltwasseranwendungen den Venen und damit dem ganzen Körper etwas Gutes zu tun, gilt es einige Grundregeln zu beachten. Vor allem die: Nur bei warmen Füßen und Beinen die kalten Wasser-Maßnahmen durchführen! Nur dann kann sich der gewünschte Erfolg einstellen (siehe: Zehn Grundregeln für Kaltwasseranwendungen). Die kalte Unterkörperwaschung: Waschungen gehören zu den mildesten Kneippanwendungen und sind daher besonders als Einstieg in die Hydrotherapie geeignet. Ziel dieser Anwendungen ist es, mit einem entweder um die Hand gewickelten Waschungstuch oder mit einem über die Hand gestreiften Waschhandschuh zügig aber ohne Hast, einen dünnen, gleichmäßig verteilten Wasserfilm bei einer Ganzwaschung auf den gesamten Körper, bei einer Teilwaschung auf bestimmte Körperpartien aufzutragen. Für die Unterkörperwaschung den Unterkörper entkleiden. Nun das Tuch in kaltes, frisches Wasser tauchen, leicht auswringen aber nur soweit, bis es nicht mehr tropft. Dann mit leichtem Druck des Tuches auf die Haut über die Beine einen regelmäßig verteilten Flüssigkeitsmantel legen. Dafür mit dem Waschungstuch (Foto: ciccia13 Fotolia.com) Podologie Praxis, III, Heft 2/2010/Download 1

2 bei der kleinen Zehe beginnend über den rechten Fußrücken, die Außenseite des Beines bis hinauf zum Becken-rand streichen, anschließend über die Beinvorderseite zurück zum Fuß. Tuch wieder ins Wasser tauchen, ausdrücken und damit an der Beininnenseite wieder hoch über die Leistenbeuge bis zur Hüfte und danach einschließlich des Gesäßes entlang der Rückseite das Bein bis zur Ferse waschen. Nun das Tuch erneut ins Wasser tauchen, ausdrücken und das linke Bein ebenso waschen. Zum Abschluss das Tuch nochmals ins Wasser tauchen, auswringen und den Bauch im Uhrzeigersinn (von rechts in der Blinddarmgegend ausgehend) mehrmals umkreisen und zum Schluss noch die Fußsohlen abreiben. Als Zeitpunkt für die Waschung wird der Morgen empfohlen, weil der Körper einschließlich der Beine und Füße noch warm ist. Nach der Waschung ins Bett zurückkehren und dort so lange Die Unterkörperwaschung hilft übrigens nicht nur bei venösen Beinleiden und Krampfadern, sondern sie fördert auch das Einschlafen bleiben, bis man völlig aufgewärmt ist. Soll die Waschung am Abend durchgeführt werden, dann vorher zum Beispiel durch ausgiebige körperliche Bewegung den Körper aufwärmen. Aber: Nicht durchführen bei ausgekühltem Körper. Zudem ist sie ungeeignet bei Harnwegsinfekten und Unterleibsinfektionen bei Frauen. Kalter Knie- und kalter Schenkelguss: Für die Durchführung der Güsse braucht es nicht viel Zeit. Sie lassen sich gut zum Beispiel nach dem täglichen Duschen einplanen, um die Venen zu trainieren. Bei einem Guss kommt es darauf an, dass der zu begießende Körperteil durch einen fast drucklosen, gleichmäßig fließenden, vollen Wasserstrahl von einem weichen Wassermantel umspült wird. Für einen kalten Guss wird kaltes Leitungswasser für wenige Sekunden verwendet. Grundsätzlich gilt dabei je kälter das Wasser, desto kürzer die Gussdauer. Ungeeignet ist für Kneipp-Güsse der Brausekopf der Dusche, weil das Wasser punktförmig mit Luft vermischt auf die Haut trifft und diese vom Wasserstrahl nicht weich ummantelt wird. Deshalb verwendet man entweder ein Gießhandstück, das im Handel erhältlich ist und an die Handbrause montiert werden kann, oder einen verstärkten Gummischlauch (Durchmesser 1,5 bis 2 cm, Länge 2 bis 2,5 m). Der Wasserstrahl hat den richtigen Druck, wenn beim senkrecht nach oben Halten des Schlauchs das Wasser vier Querfinger breit übersprudelt. Es ist aber auch möglich wie es ohnehin in den Anfangszeiten der Kneipp-Anwendungen gemacht wurde sich mit einer Gartengießkanne ohne Aufsatz zu behelfen. Der Guss kann in der Dusche oder Badewanne durchgeführt werden. Wichtig ist dabei, dass man nicht im kalten Wasser steht. Das Wasser muss frei abfließen können. Am besten stellt man sich zusätzlich auf einen Holz- oder Plastikrost. Bei kalten Güssen sollte man immer zuvor einatmen und mit dem Guss ausatmen. Während des Gusses sollte die Atmung ruhig und die Körperhaltung entspannt sein. Zuerst das rechte und dann das linke Bein begießen. 2 Podologie Praxis, III, Heft 2/2010/Download

3 Zehn Grundregeln für Kaltwasseranwendungen 1. Unbedingt den Grundsatz kalt nur auf warme Körperpartien und warme Haut beachten. Die Füße müssen vor der Kaltanwendung warm sein; eventuell aktiv durch Hin- und Hergehen oder Fußgymnastik Füße vorher aufwärmen. 2. Nach dem Wassertreten, einem kalten Schenkelguss oder einer anderen Kaltanwendung die Beine und Füße nicht abtrocknen (außer die Zehenzwischenräume wegen Fußpilzgefahr trockentupfen). Das Wasser von Beinen und Füßen nur mit den Händen abstreifen. 3. Immer nach Abschluss einer Kaltanwendung für Wiedererwärmung sorgen; entweder im Bett nachruhen oder warme Socken anziehen und umhergehen. 4. Die Kaltanwendung hinsichtlich Temperatur und Dauer war richtig dosiert, wenn sich anschließend Wohlbefinden einstellt. Es darf kein anhaltendes Kältegefühl nach der Anwendung auftreten! 5. Die Stärke der Maßnahme auf die körperliche Verfassung und den Wärmehaushalt abstimmen. Schwache Reize fördern, übergroße Reize dagegen hemmen die Lebensfunktionen. 6. Kaltanwendungen dauern nur Sekunden, wobei die Dauer von der individuellen Reaktionslage und Belastbarkeit abhängt (Kälteschmerz, Rötung). 7. Der Raum, in dem die Anwendung durchgeführt wird, soll angenehm temperiert sein. Keine Zugluft! 8. Zwischen einer Anwendung und einer Mahlzeit (vorher und nachher) sollte ein Abstand von mindestens einer Stunde eingehalten werden. Erlaubt ist jedoch eine kleine Teilanwendung oder eine verdauungsfördernde Maßnahme. 9. Hektik oder Zwang sind Gift für jede Anwendung. Wichtige Voraussetzung für den Erfolg einer Kaltanwendung ist, dass diese in Ruhe und in positiver Atmosphäre durchgeführt wird. 10. Bei Verdacht auf ein Venenleiden oder bei bereits bestehender Venenerkrankung vor Beginn der Wassertherapie mit dem Arzt sprechen. Bei einem Knieguss beginnt man bei der kleinen Zehe und führt den Strahl über den Fußrücken außen aufwärts am Unterschenkel entlang, bis das Wasser handbreit über das Knie fließt. Dort kurz verweilen, dabei den Schlauch einige Male hin- und herbewegen, so dass auch die Wade vom Wasser ummantelt wird. Nun zur Innenseite des Oberschenkels gehen, dort wieder kurz verweilen und mit dem Schlauch hin- und hergehen, damit die Wade von der Beininnenseite her begossen wird. Dann auf der Beininnenseite bis zur großen Zehe abwärts gießen. Linken Fuß und linkes Bein entsprechend begießen. Abgeschlossen wird der Knieguss durch Begießen der Fußsohle links und rechts. Bei einem Schenkelguss verfährt man wie beim Knieguss allerdings führt Podologie Praxis, III, Heft 2/2010/Download 3

4 Der Knieguss wird auch bei Migräne, Kopfschmerzen und Bluthochdruck, der Schenkelguss zum Beispiel bei Zellulitis und Stärkung der Unterleibsorgane empfohlen der Guss von der rechten kleinen Zehe auf der Beinaußenseite nach oben bis über den Gesäßmuskel. Hier einige Male an der Beinrückseite den Wasserstrahl hin- und herbewegen, dann vor zur Leiste fahren, einige Male hin- und herstreichen und den Strahl auf der Beininnenseite abwärts zur großen Zehe führen. Das linke Bein ebenso begießen. Aber Achtung: Nieren und Blase werden nicht überspült. Zum Abschluss wieder beide Fußsohlen begießen. Sowohl der kalte Knie- als auch der kalte Schenkelguss werden bei Krampfadern und venösen Abfluss-Störungen empfohlen. Beide Güsse wirken durchblutungsfördernd, entstauend, tonisierend und kräftigend auf die Venen, wobei die Wirkung des Schenkelgusses stärker als die des Kniegusses ist. Achtung: Führen Sie keine kalten Knieund Schenkelgüsse durch bei Erkrankungen des Unterleibs, von Nieren und Blase und auch nicht während der Menstruation, bei Ischias, bei einem Hexenschuss sowie Kreuzschmerzen. Kalter Wickel und nasse Strümpfe: Kalte Wadenwickel kennt nahezu jeder als bewährte Hausmittel, um Fieber zu senken. Sie können aber auch bei Venenleiden und gestauten, geschwollenen Beinen Erleichterung bringen. Um einen solchen Wickel anzulegen bedarf es dreier Tücher: ein grobes, nasses Leinentuch, das direkt auf die Haut kommt, ein trockenes, luftdurchlässiges Baumwolltuch als Zwischentuch (soll das Innentuch an den Seiten jeweils um vier Zentimeter überragen) sowie ein trockenes Außentuch aus Wolle oder Flanell, das an den Kanten um zwei Zentimeter schmaler ist als das Zwischentuch. Die Wickel werden der Reihe nach straff um den Unterschenkel gelegt, wobei zwischen den Lagen kein Luftraum entstehen darf. Der kühlende Effekt des Wickels kann verstärkt werden, wenn zum Beispiel das Innentuch mit kühlem Quark bestrichen wird. Zugleich hat der Wickel dann auch einen hautpflegenden Effekt. Die Wirkung eines kalten Wickels hängt von seiner Liegedauer ab. Bei Venenleiden kommen kalte Wickel mit kurzer Liegedauer, die eine wärmeentziehende Wirkung haben, in Frage. Sie sollten so kalt wie möglich beim Anlegen sein und werden abgenommen, wenn man sie nicht mehr als kalt empfindet (nach zirka fünf Minuten). Ein kurz liegender Wickel entzieht aber nicht nur Wärme, sondern wirkt darüber hinaus auch entzündungshemmend, schmerzlindernd und gewebestraffend, kühlend sowie fiebersenkend. Kalte Wickel mit kurzer Liegezeit werden bei Venenentzündung, schweren, müden Beinen, aber auch bei Blutergüssen, Prellungen, Hitzschlag oder Fieber eingesetzt. Als Alternative zum kurzanliegenden kalten Wickel bieten sich auch nasse Strümpfe an. Sie sind eine Wohltat bei Krampfadern und schweren, müden Beinen, insbesondere nach einem langen Arbeitstag. Dazu benötigt man ein Set Kneipp-Strümpfe, bestehend aus einem Paar Leinenstrümpfen plus einem Paar Wollstrümpfen. 4 Podologie Praxis, III, Heft 2/2010/Download

5 Die Leinenstrümpfe in kaltes Wasser tauchen, leicht auswringen, anziehen und glattstreichen. Dann die Wollstrümpfe darüber ziehen. Bei Krampfadern und gestauten Beinen zieht man die Strümpfe aus, sobald sie nicht mehr als kühl empfunden werden. Ansonsten würde sich als Gegenreaktion die Erwärmung der Beine mit einer Weitstellung der Venen einstellen also das Gegenteil vom gewünschten Effekt. Kalte Wadenwickel sowie nasse Socken sollten nicht zur Anwendung kommen, zum Beispiel bei Harnwegsinfektionen, bei Frieren und Frösteln oder auch während der Menstruation. Das kalte Fußbad: Eine Maßnahme von wenigen Sekunden Dauer (15 Sekunden bis eine Minute), dafür aber eine willkommene Erfrischung, insbesondere in heißen Sommermonaten nach einem langen Arbeitstag für schwere, müde Beine mit und ohne Krampfadern. Hierbei taucht man die Waden bis zur Hälfte in das Wasser ein. Während des Badens die Füße bewegen. Das Fußbad wirkt venenstraffend und abschwellend sowie reaktiv durchblutungsfördernd. Darüber hinaus härtet es ab, beugt Infekten vor und fördert zudem den Schlaf. Nicht anwenden bei den oben bereits genannten Einschränkungen, aber auch nicht bei starkem Bluthochdruck oder fortgeschrittenen arteriellen Durchblutungsstörungen (Raucherbein). Wasser- und Tautreten: Die wohl bekannteste Kneippanwendung ist das Wassertreten. Hierbei werden die Muskelpumpe der Beine gestärkt, der venöse Rückfluss gefördert und die Beinvenen gekräftigt. Regelmäßig angewendet, wirkt Wassertreten abhärtend und infektvorbeugend, am Abend durchgeführt kann es das Einschlafen fördern, am Morgen dagegen wirkt es als Muntermacher. Wassertreten wird unter anderem auch empfohlen bei Neigung zu Kopfschmerzen, Migräne, zu hohem Blutdruck oder auch bei vermehrtem Fußschweiß. Wassertreten kann man in einem Waschzuber oder einem großen Eimer, in dem beide Füße Platz haben. Man kann natürlich auch die Badewanne mit Wasser füllen. Am schönsten und am meisten Spaß macht es freilich an einem schönen Seeufer, in einem Bach oder am Meeresstrand. Wichtig ist, dass das Wasser bis handbreit unter das Knie reicht. Dann kann es losgehen im Storchengang: Bei jedem Schritt hebt man jeweils ein Bein ganz aus dem Wasser heraus, wobei der Fußrücken nach un- (Foto: Kneippbund) Podologie Praxis, III, Heft 2/2010/Download 5

6 (Foto: ciccia13 Fotolia.com) ten geneigt ist. Durchgeführt wird das Wassertreten je nach Wassertemperatur eine halbe bis höchstens eine ganze Minute. Auf jeden Fall ist aufzuhören, sobald sich Kälteschmerz (ein krampfartiger, schneidender Schmerz) einstellt. Wassertreten darf nicht bei Erkrankungen von Blasen und Nieren und bei den anderen bereits genannten Einschränkungen für Kaltwasseranwendungen durchgeführt werden. Anschließend ist das Wasser abzustreifen, warme Fußbekleidung anzuziehen und zur Wiedererwärmung umherzulaufen. Oder am Abend Strümpfe überziehen und im Bett aufwärmen. Das fördert zudem das Einschlafen. Vor allem im Sommer ist es empfehlenswert und auch ein Vergnügen, jede Möglichkeit am Meer, in einem See oder Bach zu nutzen, um wasserzutreten. Um die Venen zu kräftigen, kann man am Morgen auch durch taufrisches Gras laufen (Taulaufen) oder für ganz Mutige im Winter mit bloßen Füßen ein paar Sekunden durch frisch gefallenen Schnee gehen (Schneetreten). Susanne Ahrndt Lesetipps Bachmann, Robert: So hilft die Natur bei Venenleiden. Walter Hädecke Verlag, Weil der Stadt 2001, 2. Aufl., 69 Seiten, 7,40 Euro, ISBN Bachmann, M. Robert; Schleinkofer, German M.: Natürlich gesund mit Kneipp. Wie Sie fit und schön bleiben: Über 60 einfache Wasseranwendungen für Ihr Wohlbefinden. TRIAS Verlag, Stuttgart 2006, 4., überarb. Aufl., 192 Seiten, 19,95 Euro, ISBN: / Meier, Resi: Praktische Kneipp-Anwendungen. Oesch Verlag, Zürich 2008, 5. Aufl., 157 Seiten, 12,90 Euro, ISBN: Podologie Praxis, III, Heft 2/2010/Download 6