Raus aus der Perfektionsfalle. Einige Tipps, die Ihnen dabei helfen

Transkript

1 Raus aus der Perfektionsfalle Einige Tipps, die Ihnen dabei helfen

2 Inhalt Perfektion. 4 Zwei Ebenen des Perfektionismus.. 7 Betrachte den Baum und dir entgeht die Schönheit des Waldes... 8 Ich würde ja beginnen, aber mir fehlen noch Informationen... 9 Sei gnädig zu dir Ein Vergleichen mit anderen verhindert persönliches Wachstum. 11 Realistische Erwartungen gestalten das Leben einfacher.. 13 Durch Fehler werden wir klug. Drum ist einer nicht genug. 14 Souverän ist, wer weiß, wann er nach Hilfe fragt Der Umgang mit Kritik Wir können nicht nichts tun.. 17 Haftungsausschluss

3 Vorwort Perfekt ist man, wenn man weiß, wann gut zu sein ausreicht! Perfektionisten eilt ihr Ruf voraus. Sie sind organisiert, legen hohe Standards und haben einen scharfen Blick für Fehler. Aber diese positiven Attribute wirken bei Überdosierung störend und schädigend. So sind Perfektionisten anfällig für leistungsbezogene Selbstzweifel oder Zweifel anderer Menschen. Sie benutzen ihren für sie gültigen Leistungsanspruch, um ihr berufliches und soziales Umfeld zu messen. Und das sorgt in der Regel für Störungen und Konflikte in den einzelnen Beziehungen. Die nachfolgenden Tipps dienen dazu, den Blickwinkel auf den eigenen Perfektionsanspruch ein klein wenig zu verändern. Eventuell gelingt es Ihnen auch, die eigenen Fehler oder die Fehler anderer gelassener anzunehmen. Peter Hupke 3

4 Perfektion Was ist Perfektion? Der Begriff Perfektion hat laut Duden die Bedeutung Vollkommenheit; etwas, das nicht mehr verbessert werden kann. Durch die industrielle Revolution hat sich im Laufe der Zeit in den westlichen Kulturen das Streben nach Perfektion ausgeprägt. In unseren täglichen Aktivitäten versuchen wir, unsere Sache besser als gut, also perfekt zu machen. In der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts führte dies dazu, dass der (selbst) auferlegte Leistungsdruck für einige Menschen so groß wurde, dass der einzige Ausweg der Schritt in die Krankheit war. Die Fälle von psychosomatischen Krankheiten, Depressionen und anderen Krankheitsbildern nahmen zu hat der amerikanische Psychologe Don E. Hamachek die ersten Untersuchungen zu dem Thema Perfektionismus durchgeführt. Er kam zum Ergebnis, dass es eine funktionale und eine dysfunktionale Ebene gibt, die den Menschen auf unterschiedliche Weise beeinflussen. 4

5 In den 1980er Jahren wurde der Perfektionismus ausschließlich als neurotische und dysfunktionale Störung betrachtet. In klinischen Studien mit einem eindimensionalen Perfektions-Modell stellte man eine Korrelation zwischen einem erhöhten Perfektionswert und den Krankheitsbildern Depression, Stress und Essstörungen fest. In Studien mit nichtklinischen Probanden wurden ähnliche Beobachtungen gemacht. Bei einem erhöhten Perfektionswert wurden Stress, depressive Symptome, Ängstlichkeit und gestörtes Essverhalten beobachtet. Im Jahr 1990 führte Randy O. Frost und sein Team weitere Untersuchungen zu dem Thema Perfektionismus durch. Losgelöst von diesen Untersuchungen starteten in 1991 Paul L. Hewitt und Gorden L. Flett eigene Forschungen zum Perfektionismus in der Gesellschaft. Beide Forscherteams fanden unabhängig voneinander heraus, dass Perfektionismus multidimensional ist. Das Modell von Randy O. Frost umfasst Kriterien wie hohe Standards, ausgeprägte Werteordnung, Organisiertheit, den Versuch Fehler zu vermeiden und Unentschlossenheit. Einen großen Wert legt das Modell auf die vergangenen und die aktuellen Bewertungen durch die Eltern. 5

6 Die Aussage des Modells von Paul L. Hewitt und Gorden L. Flett befasst sich mit der Wahrnehmung des Einzelnen und seines Perfektionismus. Hier geht es um hohe Standards die selbst auferlegt werden, hohe Standards die von anderen auferlegt werden und hohe Standards die an andere gerichtet werden. Aus heutiger Betrachtungsweise ist Perfektionismus in zwei Ebenen eingeteilt. Die Ebene des perfektionistischen Strebens und die Ebene der perfektionistischen Besorgnis. 6

7 Zwei Ebenen des Perfektionismus Hohe persönliche Standards Organisiertheit Selbst- und Fremdorientiert Fehlersensibilität Leistungsbezogene Zweifel Sozial auferlegte Erwartungen Erwartungen und Kritik durch die Eltern 7

8 Betrachte den Baum und dir entgeht die Schönheit des Waldes. Perfektionisten neigen dazu, sich in vermeintlich wichtigen Details zu verlieren. Ein Beispiel: Die Zahlen, Daten und Fakten sind in der Präsentation enthalten. Jetzt noch schnell die Folien farblich aufpeppen und ein, zwei Animationen einbauen. 3 Stunden später ist die Präsentation immer noch nicht fertig. Der Effekt: Die Arbeit dauert länger als sie sollte und wird dadurch teurer als geplant. TIPP! Definieren Sie zu Beginn der Arbeit, welche Punkte wirklich wichtig und erfolgsentscheidend sind und erledigen Sie diese in dem von Ihnen festgelegten Zeitraum. 8

9 Ich würde ja beginnen, aber mir fehlen noch Informationen. Welcher Perfektionist kennt diese Situation nicht: Man könnte etwas Neues beginnen, aber man lässt es, weil noch vermeintlich wichtige Informationen fehlen. Das Thema wird bis ins Tausendstel analysiert, und aus Angst, loslegen zu müssen und womöglich Fehler zu machen, wird immer weiter geplant und bedacht, bis es eventuell zu spät ist. TIPP! Eine gute Planung für ein neues Vorhaben ist wichtig. Jedoch ist es in den meisten Fällen ausreichend, mit 80% zu starten und die restlichen 20% im laufenden Prozess hinzuzufügen. Vertrauen Sie Ihren Fähigkeiten bei der Lösung von auftretenden Problemen. 9

10 Sei gnädig zu dir. Perfektionisten leiden meistens unter ihrer Fehlersensibilität und ihren leistungsbezogenen Zweifeln. Diese beiden Punkte gehen in der Regel Hand in Hand und ergänzen sich wunderbar. Wenn ein Perfektionist bei sich immer Fehler sucht und seine Leistungen jedes Mal anzweifelt, schwächt er auf Dauer sein Selbstwertgefühl und wird mit jedem Mal unsicherer. TIPP! Wenn sich ein Mensch vornimmt, in einer Sache voll zu versagen, ist er dann noch ein Versager? Wenn Ihnen ein Fehler unterlaufen ist, fragen Sie sich, wofür dies gut war. Dadurch nehmen Sie dem Fehler den Schrecken und Sie bereichern Ihr Leben um einen weiteren Lernerfolg. 10

11 Ein Vergleichen mit anderen verhindert persönliches Wachstum. Ein anderes Kriterium für Perfektionisten, um weiterhin in ihrer Perfektionsfalle zu bleiben ist, sich mit anderen zu vergleichen. Oft vergleicht sich der Perfektionist gar nicht mit andern Menschen, sondern er misst seine Leistung lediglich an deren Meinung. Die eigenen Leistungen werden ständig mit den Leistungen und Meinungen anderer verglichen, hinterfragt und angezweifelt. Und da die Leistungen eines Perfektionisten im Vergleich häufig schlechter sind als die Leistungen anderer, überschreitet er grundsätzlich seine gesundheitlichen Grenzen. Dies macht der Perfektionist, um das Gefühl SCHLECHT zu sein zu beseitigen. 11

12 TIPP! Halten Sie kurz inne und stellen Sie sich folgende Fragen, die das eigene Verhalten in einem anderen Licht erscheinen lassen: Mit wem vergleiche ich mich? An wessen Meinung messe ich meine Leistung? Was gewinne ich dadurch? Was verliere ich dadurch? 12

13 Realistische Erwartungen gestalten das Leben einfacher. Die sozial auferlegten Erwartungen, die an einen Perfektionisten gestellten werden, beziehungsweise die er wahrnimmt, werden von ihm auch gerne übernommen. Diese übernommenen Erwartungen werden da oft in der eigenen Wahrnehmung zu Selbstverständlichkeiten, die dann in die Welt projiziert werden. Erfüllt das Umfeld diese vermeintlichen Selbstverständlichkeiten nicht, kommt es in der Regel zu Konflikten, die die Gegenseite meistens nicht nachvollziehen kann. TIPP! Auch wenn es schwerfällt, lösen Sie sich von dem Glauben, dass irgendetwas selbstverständlich ist. Mit dem Bewusstsein, dass nichts selbstverständlich ist, lassen sich viele Konflikte und stressige Situation vermeiden. 13

14 Durch Fehler werden wir klug. Drum ist einer nicht genug. Die Fehlersensibilität eines Perfektionisten kann ihn in die Entscheidungsstarre führen. Aus der Angst heraus, einen Fehler zu machen, sammelt der Perfektionist alle möglichen Informationen, bevor er eine Entscheidung trifft. Dieses macht er, um sich, aus seiner Wahrnehmung heraus, nach allen Seiten hin abzusichern. TIPP! Um auf die eigenen Fehler ein wenig gelassener zu reagieren, ist es empfehlenswert, sich in den entsprechenden Situationen die Frage zu stellen: Was läuft hier gerade gut beziehungsweise ist gut gelaufen?. Durch das Wahrnehmen dieser neuen, positiven Eindrücke entsteht ein anderer, gelassener Blick auf die Situation. 14

15 Souverän ist, wer weiß, wann er nach Hilfe fragt. Perfektionisten leben in dem Glauben, dass niemand die anstehenden Aufgaben so gut löst wie sie es tun. Dieses Verhalten führt jedoch über kurz oder lang direkt in die Überforderung. Eine weitere Auswirkung dieses Verhaltens ist, dass Perfektionisten in den Augen anderer als kühl, unnahbar und herablassend gelten. Fakt ist jedoch, kein Mensch kann alles alleine schaffen! TIPP! Auch wenn es Überwindung kostet, fragen Sie andere Menschen um Hilfe. Selbst wenn Sie eine abgegebene Arbeit am Ende noch einmal prüfen kostet es weniger Zeit, als sie selbst auszuführen. Des Weiteren unterstützt Sie dieses Verhalten darin, Beziehungen auf- und auszubauen. 15

16 Der Umgang mit Kritik In der Hoffnung sich vor Kritik zu schützen, sichert sich ein Perfektionist nach allen Seiten hin ab. Zum einen ist diese Strategie unglaublich anstrengend und zum anderen findet derjenige, der die Krümel im Salat sucht, diese auch. Des Weiteren: Es allen recht machen zu wollen, wirkt wie Nervengift erst vernebelt es, dann lähmt es. Wer es versucht, wird sich zwangsläufig verzetteln, verliert sein Ziel aus den Augen und opfert obendrein sein Rückgrat. Wer sich jedem Widerstand beugt, besitzt weder Standfestigkeit noch Durchsetzungskraft. TIPP! Sollte jemand an Ihnen beziehungsweise Sie an anderen Kritik üben, trennen Sie als erstes die Sachebene von der persönlichen Ebene. Stellen Sie sicher, dass die Kritik auch wirklich sachbezogen ist. Als zweites betrachten Sie die Kritik neugierig als Bereicherung, die es ermöglicht, über die bestehenden Grenzen hinauszuwachsen. 16

17 Wir können nicht nichts tun! Gerade Perfektionisten neigen dazu, immer beschäftigt zu sein und dadurch in Arbeit unterzugehen. Eine Ruhephase in der sie nichts Produktives tun, ist für viele vergeudete Zeit. Leider setzen Sie sich durch dieses Verhalten vermeidbarem Stress aus. Durch den übermäßigen Druck, den Sie durch die Ansammlung von Arbeitsaufträgen aufbauen, können Konflikte in Beziehungen entstehen beziehungsweise kann es zu gesundheitlichen Schäden kommen. TIPP! Wenn Sie sich für unentbehrlich halten, ist ein Friedhof ein guter Ort, um bei einem Spaziergang über die eigene Unersetzlichkeit nachzudenken. 17

18 Haftungsausschluss Haftungsausschluss Als Heilpraktiker für Psychotherapie habe ich hier mein Wissen und meine Erfahrungen zusammengetragen, um Ihnen in diesem E-Book ein paar Tipps und Anregungen zu geben. Der Autor gibt jedoch keine Garantie für die Vollständigkeit, Genauigkeit und Praktikabilität der gebotenen Informationen. Es werden zudem keine Garantien für die Ereignisse gegeben, die der Leser aus der Anwendung der Tipps und Anregungen dieses E-Books eventuell erwartet. Die Verantwortung für die Nutzung der gebotenen Inhalte und Informationen liegt allein beim Leser dieses E- Books. Eine Haftung für etwaige Fehler und daraus resultierende Folgen ist ausgeschlossen. Copyright 2012 Peter Hupke Alle Rechte vorbehalten. 18