Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

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1 Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Staatsminister Helmut Brunner Erntepressefahrt 17. Juli 2015, Haimhausen Es gilt das gesprochene Wort! Referat Presse Telefon Ludwigstraße München Telefax

2 Anrede! Als aktiver Landwirt kenne ich natürlich die alte Bauernregel, dass die Ernte erst gewogen werden kann, wenn sie im Silo ist. Dennoch wagen wir heute eine erste Prognose. Zuvor möchte ich mich bei den Betriebsleitern bedanken: Wir konnten die Bestände des ökologisch wirtschaftenden Biolandbetriebs Josef Brandmair und des konventionell wirtschaftenden Betriebs von Josef Georg Brandmair begutachten. Vielen Dank für die Bereitschaft, Ihre Felder zu zeigen! I. Witterungs- und Vegetationsverlauf Herr Präsident Heidl hat bereits erläutert, dass das Wetter in diesem Jahr außergewöhnlich war. Es gab erfreulicherweise keine Auswinterungen bei den Kulturen, aber auch keine bodenstrukturverbessernde Frostgare. Nach dem milden Winter war eine pflanzenbauliche Besonderheit, dass Gelbrost neben Septoria- Blattdürre bayernweit zur dominierenden Weizen- S e i t e 1

3 krankheit wurde. Die neue, sehr aggressive Warrior- Rasse fördert das starke Auftreten seit Ebenso war ein starkes Niederschlagsgefälle zwischen Nord- und Südbayern zu beobachten. In Unterfranken herrscht derzeit die schlimmste Trockenheit seit 40 Jahren (1976). Mit rund 130 l/m² fiel von Anfang Februar bis Ende Juni im Raum Würzburg nur etwa die Hälfte der sonst üblichen Niederschläge (zum Vergleich: Niederschläge im Monat Mai 2015 in Haimhausen: 124 l/m 2 ). Bayern hat in dieser Notsituation schnell reagiert: Damit die Tiere trotz der Dürre und Ernteausfälle ausreichend Futter bekommen, dürfen Bauern in festgelegten Regionen (z.b. Rhön-Grabfeld, Schweinfurt, Tirschenreuth und Würzburg) nun ökologische Vorrangflächen beweiden oder zur Futtergewinnung nutzen. Das können beispielsweise Brachen oder Feldränder sein. Der Bundesrat hat am vergangenen Freitag dem Antrag Bayerns zugestimmt. S e i t e 2

4 II. Ernteeinschätzung Auf Grundlage unserer Beobachtungen rechnen wir in diesem Jahr mit einer durchschnittlichen Getreideernte bei gleichbleibender Anbaufläche. Im Süden bzw. auf guten Böden mit hoher Wasserspeicherkapazität können mittlere bis gute Erträge erwartet werden. Sie gleichen die Verluste im Norden aus. Unter den Getreidearten hat die Sommergerste am stärksten unter der Trockenheit gelitten. Die Kartoffelbestände stehen in diesem Jahr verhältnismäßig gut da. Auch die Maisbestände sind insgesamt noch zufriedenstellend entwickelt. Auf leichteren Böden jedoch zeigt der Mais, aufgrund der Trockenheit seit Ende Juni, Stresssymptome (starkes Einrollen der Blätter, graugrüne Blattfarbe). Entscheidend für den Ertrag ist die Witterung der nächsten zwei Monate. S e i t e 3

5 III. Anbauentwicklung in Bayern Details zu den Anbauentwicklungen können Sie in der Pressemappe nachlesen. Zu Markt und Preisen wird Herr Bezirkspräsident Hermann Greif später detailliert informieren. Bei den einzelnen Kulturen möchte ich drei Trends hervorheben: Der Flächenrückgang beim Grünland wurde durch das Umbruchsverbot gestoppt. Es umfasst nun ca. 1,1 Mio. ha. Ein positives Signal für Boden- und Gewässerschutz! Nach Jahren des Anstiegs liegt der Maisanbau konstant bei ha. Ich betone: Keine weitere Zunahme bei Mais! Er wird auch zukünftig durch seine Ertragsstärke eine tragende Rolle als Bioenergieträger und Futtergrundlage spielen. Ich möchte aber auch beim Anbau von Energiepflanzen eine breitere Fruchtfolge erreichen. In ganz Bayern gibt es daher insgesamt zehn Zentren der Landesanstalt für Landwirtschaft, in denen Alternativen zum Mais erprobt werden. S e i t e 4

6 Erfreulicherweise hat sich der Anbau von Eiweißpflanzen um etwa ha auf ha fast verdoppelt. Hier sind die Sojabohnen und Erbsen mit einem Anstieg der Anbauflächen um knapp ha bzw ha hervorzuheben. Dies ist ein Erfolg unserer Eiweißinitiative! Damit wollen wir unabhängiger von Futtermittel-Importen aus Übersee werden! Das im Jahr 2011 gesteckte Ziel, den Sojaanbau auf ha auszuweiten, haben wir bereits heuer erreicht. Unterstützend für den rasanten Anstieg sind sicher auch die aktuellen Regelungen zu ökologischen Vorrangflächen im Rahmen des Greenings. Meine Absicht war immer, dass auch auf Greening-Flächen eine aktive Bewirtschaftung möglich ist. Der Einsatz meines Ressorts hat sich gelohnt: Leguminosen werden (mit einem Faktor von 0,7) beim Greening angerechnet und zählen zu den Fruchtfolgegliedern. Eiweißpflanzen punkten neben den pflanzenbaulichen Vorteilen, wie der nicht notwendigen Stickstoffdüngung, zudem mit geschlossenen Kreisläufen. So vermarktet der Betrieb Josef Brandmair seine Sojabohnen an das regionale S e i t e 5

7 Netzwerk UNSER LAND. Der Weg der Lebensmittel vom Erzeuger bis hin zum Verbraucher ist nachvollziehbar, lückenlos und ehrlich. IV. Bayerische Agrarpolitik Wir haben frühzeitig auf die Herausforderungen, die mit dem Klimawandel für die bayerische Landwirtschaft verbunden sind, reagiert. So untersucht die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) bereits seit 2007 Düngestrategien für Winterweizen bei Trockenheit (LfL- Arbeitsgruppe Düngung des Ackerlands, IAB 2a). Wasser wird zunehmend der wichtigste Produktionsfaktor, den man nicht kaufen kann. Die extreme Trockenheit und weitere Wetterextreme zeigen, dass unsere konsequente Ausrichtung im KULAP auf Gewässer-, Boden- und Klimaschutz richtig und wichtig ist. Rund Landwirte nehmen an bayerischen Agrarumweltprogrammen teil. Durch die vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten kann jeder zweite Betrieb maßgeschneiderte Lösungen verwirklichen. Für mein Haus ei- S e i t e 6

8 ne großartige Rückmeldung aus der Praxis! Grundsatz ist dabei Freiwilligkeit vor Ordnungsrecht! Wir unterstützen unsere Landwirte bei wassersparenden Anbaumethoden wie dem Streifen- oder Direktsaatverfahren. Aber nicht nur der Ausgleich mit Euros für den erhöhten Aufwand ist notwendig, sondern auch Wissen und Experten. Besonders viel verspreche ich mir von der Initiative boden:ständig mit inzwischen 30 Projektgebieten in allen Regierungsbezirken und es werden ständig mehr. So stellen wir den Bauern kompetente Mitarbeiter, wie Maximilian Stadler vom Fachzentrum Agrarökologie, beratend zur Seite. Er wird uns später anschaulich die Zusammenhänge zwischen Bodenlebewesen und Wasser erläutern. Eine große Handvoll Boden enthält bis zu 10 Milliarden Tiere, Pilze und Bakterien. Besonders wichtig ist der Regenwurm durchschnittlich 120 Regenwürmer pro m² Acker (Zwischenbilanz aus LfL-Versuchen) finden wir in Bayern. Das Gewicht der Regenwürmer kann mehr als 2,5 t pro ha, also rund 4 Milchkühe, erreichen! Die von den Regenwürmern geschaffenen, bis in 2 m Tiefe reichenden S e i t e 7

9 Röhren dienen als Drainagen, die das Eindringen von Wasser in den Boden fördern. Wortwörtlich also Bodenlockerer und Drainagenbauer im Boden! Neue Impulse zum Thema wasserschonende Bodenbearbeitung erwarte ich mir durch den Erfahrungsaustausch zwischen bayerischen (LFL, TUM, LWG) und israelischen Wissenschaftlern im Rahmen meiner Israelreise Mitte September. Israel hat durch sein teils arides Klima auf diesem Gebiet einen hohen technologischen Standard. Bodenschutz ist eine weltweite Herausforderung Kooperationen somit sinnvoll. Daher haben die Vereinten Nationen das Jahr 2015 zum Internationalen Jahr des Bodens erklärt. Die UN will ins Bewusstsein rücken, dass landwirtschaftlich nutzbare Flächen eine knappe, nicht vermehrbare Ressource sind. Frische Luft und reines Wasser sind bereits feststehende Begriffe für eine gesunde Umwelt. Bei fruchtbaren Böden ist das noch nicht so, aber sie verdienen unsere höchste Aufmerksamkeit: S e i t e 8

10 Eine Nation die ihren Boden zerstört, zerstört sich selbst wusste schon US-Präsident Franklin D. Roosevelt. Ohne Böden gäbe es natürlich auch keine Ernte und wir würden heute nicht hier sein, was sehr schade wäre. In diesem Sinne freue ich mich nun auf das Pressegespräch und den Austausch mit Ihnen! S e i t e 9