Zur HOAI Neue Gliederung der HOAI HOAI Professor Karlheinz Tripler, Architekt

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2 II September 2009

3 HOAI Zur HOAI 2009 Professor Karlheinz Tripler, Architekt Was ist neu an der HOAI 2009? (Verordnung über die HOnorare für Leistungen der Architekten und der Ingenieure) Am erhielt der Entwurf für eine neue HOAI die nötige Zustimmung vom Bundesrat, nachdem er zuvor vom Bundeskabinett gebilligt wurde. Mit einem kurzfristigen Inkrafttreten ist zu rechnen (Quelle: HOAI, Bundesdrucksache_HOAI.pdf). Dazu gibt es folgenden Hintergrund: Die zurzeit noch gültige Honorarordnung existiert seit (HOAI 96) und wurde mit Wirkung vom von DM auf umgestellt. Nach mehr als dreizehn Jahren war es durchaus an der Zeit für eine Novellierung oder gar Neufassung. Eine neue HOAI wurde lange von Planern und Bauherren erwartet. Die Gründe dafür liegen zum einen in der fehlenden Anpassung an die herrschenden Lohn- und Preissteigerungen und zum anderen in einer übergroßen Zahl von Auseinandersetzungen zwischen Planern und Bauherren über die Abrechnung von Architekten- und Ingenieurleistungen. Dem ersten Grund entspricht eine Anhebung der Honorare in den sog. Honorartafeln um 10 %. Was den zweiten Grund betrifft, so hat sich die neue HOAI einfach noch zu bewähren. Statt früher 103 gibt es nunmehr 55 Paragrafen und dazu 14 Anlagen. Aus den bisherigen Grundleistungen sind in den Leistungsbildern geregelte Leistungen geworden. Die Honorierung Besonderer Leistungen konnte immer schon frei vereinbart werden. Sie sind nun beispielhaft in Anlage 2 (siehe Abschn. 1) aufgeführt. Der folgende Beitrag setzt sich mit den Themen Neue Gliederung der HOAI (Abschn. 1), Wesentliche Änderungen bzw. Neuerungen (Abschn. 2), Weitere Änderungen (Abschn. 3) und Kritische Stellungnahme und Ausblick (Abschn. 4) auseinander. Es wird ausdrücklich darauf verzichtet, alte und neue Paragrafen und Absätze zu nennen. 1 Neue Gliederung der HOAI Die HOAI 2009 ist neu gegliedert worden. Diese neue Gliederung entspricht der Praxis durch die neue Reihenfolge sehr viel besser als ihre Vorgänger. Einige Leistungsbereiche sind dabei entfallen und unterliegen künftig anderem Preisrecht. Darauf wird nach der Darstellung der neuen Gliederung noch eingegangen. Gliederung der HOAI 2009 Teil 1 Allgemeine Vorschriften Teil 2 Flächenplanung Abschnitt 1 Flächenplanung Abschnitt 2 Landschaftsplanung Teil 3 Objektplanung Abschnitt 1 Gebäude und raumbildende Ausbauten Abschnitt 2 Freianlagen Abschnitt 3 Ingenieurbauwerke Abschnitt 4 Verkehrsanlagen Teil 4 Fachplanung Abschnitt 1 Tragwerksplanung Abschnitt 2 Technische Ausrüstung Teil 5 Übergangs- und Schlussvorschriften

4 4 HOAI 2009 Die bisherigen Leistungen für Thermische Bauphysik (bisher Teil X), Schallschutz und Raumakustik (bisher Teil XI), Bodenmechanik, Erd- und Grundbau (bisher Teil XII) sowie Vermessungstechnische Leistungen (bisher Teil XIII) wurden ergänzt durch die Umweltverträglichkeitssstudie (neu) und gehören nun zu den sog. Beratungsleistungen in Anlage 1. Die dort genannten Honorare haben lediglich empfehlende Wirkung. Die Vergütung ist daher nach dem Vertragsrecht des BGB zu regeln. Übersicht über Anlagen 1 14 Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Beratungsleistungen siehe oben Besondere Leistungen Objektliste zu Teil 3, alle Abschnitte und Teil 4, Abschnitt 2 Anlage 4 9 Leistungsphasen für.. Anlage Leistungsphasen für.. Anlage 4 Flächennutzungsplan Anlage 10 Pflege- und Entwicklungsplan Anlage 5 Bebauungsplan Anlage 11 Gebäude und raumbildende Ausbauten, Freianlagen Anlage 6 Landschaftsplan Anlage 12 Ingenieurbauwerke und Verkehrsanlagen Anlage 7 Grünordnungsplan Anlage 13 Tragwerksplanung Anlage 8 Landschaftsrahmenplan Anlage 14 Technische Ausrüstung Anlage 9 Landschaftspflegerischer Begleitplan 2 Wesentliche Änderungen und Neuerungen a) Die HOAI gilt im Zusammenhang mit den Regelungen der Europäischen Union nur noch für Architektinnen und Architekten mit Geschäftssitz im Inland (Inlandsbeschränkung). Die zu planenden Objekte sind davon nicht betroffen. b) Anhebung der Honorare um 10 % (siehe oben). c) Baukostenvereinbarungsmodell: Parteien können bei Vertragsabschluss die Baukosten, auch im Sinne eines Höchstbetrages schriftlich vereinbaren. Dabei ist zu beachten, dass von dieser Möglichkeit nur Gebrauch gemacht wird, wenn zum Zeitpunkt der Beauftragung noch keine für erste Kostenermittlungen geeignete Planungsleistungen erbracht wurden. Kostenüberschreitungen könnten dadurch durchaus seltener werden. Es wird dabei noch wichtiger werden, die Wünsche des Bauherrn, bestehend aus Bauprogramm und Qualitätsstandard, mit seinen finanziellen Möglichkeiten in Einklang zu bringen. d) Malusregelung bei Überschreitung der Kosten bis zu 5 % des Honorars. Diese Regelung muss vereinbart werden. Es muss davon ausgegangen werden, dass die Schriftform erforderlich ist, da diese im Zusammenhang mit der Bonusregelung (B.5) ausdrücklich genannt wird. Grundlage sind dabei ausschließlich die vereinbarten Baukosten (B.3). Von den üblichen Kostenüberschreitungen ist hier jedoch nicht die Rede. Bei Kostenüberschreitungen oder -unterschreitungen spielt die Hinweispflicht der Architekten und der Ingenieure gegenüber den Bauherren eine bedeutende Rolle. Dabei hatte die regelmäßige Kostenkontrolle als Grundleistung nach HOAI immer schon eine große Bedeutung. e) Erfolgshonorar als Bonusregelung bei Unterschreitung der Baukosten durch Ausschöpfung technisch-wirtschaftlicher oder umweltverträglicher Lösungsmöglichkeiten. Vorrausetzung: We-

5 HOAI sentliche Kostensenkung. Das zugehörige Erfolgshonorar kann bis zu 20 % des vereinbarten Honorars betragen und bedarf der schriftlichen Vereinbarung. Der Umfang der Kostensenkung ist mit dem Begriff wesentlich nicht definiert. Er sollte ebenfalls schriftlich prozentual oder als Festbetrag fixiert werden. Umweltverträgliche Lösungsmöglichkeiten könnten durch Fördermittel zu wirtschaftlichen aber nicht kostengünstigeren Konstruktionen führen. Die Einbeziehung der Finanzierung in die Kostenermittlung für die Honorarberechnung ist ein Novum innerhalb der HOAI. Beachtlich ist, dass bislang ein Erfolgshonorar von 20 % sich lediglich auf die vom Bauherrn eingesparten Kosten bezog. Anmerkung: Der Begriff Bonusregelung ist frei gewählt. Der Erfolg bei der Einsparung von Kosten muss nicht unbedingt zum Erfolg für andere Ansprüche an das Bauwerk wie Qualität und Mängelfreiheit führen. f) Die für das Honorar als Grundlage (soweit nichts anderes vereinbart) dienenden anrechenbaren Kosten sind nicht mehr nach DIN 276 Kosten von Hochbauten (April 1981) zu ermitteln, sondern nach der aktuellen DIN 276 Kosten im Bauwesen (Dezember 2008). Dieses ist für die Praxis in den Architekten- und Ingenieurbüros ein sehr großer Fortschritt. Während bislang bis zu vier Kostenermittlungen (Kostenschätzung, Kostenberechnung, Kostenanschlag und Kostenfeststellung) nach der jeweils gültigen Kostennorm DIN 276 als Grundleistung (Pflicht) durchzuführen waren, mussten die anrechenbaren Kosten zur Ermittlung der Honorare eben nach der DIN 276 von 1981 ermittelt werden. Beide Fassungen unterscheiden sich durch ihre Gliederung und schließlich mussten mindestens drei Kostenermittlungen doppelt angefertigt werden. g) Für die Honorarermittlung waren bisher mindestens drei der vier Arten der Kostenermittlung nötig. Diese Staffelung ist entfallen. Grundlage der Honorierung aller Leistungsphasen ist nun die Kostenberechnung, ausnahmsweise die Kostenschätzung. Der Kostenanschlag und die Kostenfeststellung sind dadurch künftig ohne Belang für das Honorar, bleiben aber Grundleistungen der Leistungsphasen 8 Überwachung der Ausführung bzw. 9 Objektbetreuung und Dokumentation. h) Umbauzuschlag für Umbauten und Modernisierungen von Gebäuden (bislang) bzw. Leistungen im Bestand (künftig). Bislang konnten schriftlich zwischen 20 % und 33 % Zuschlag vereinbart werden. Fehlte dabei die Prozentangabe, galten 20 %. Fehlte die schriftliche Einbeziehung des Umbausachverhaltes, gab es auch bei deutlich sichtbaren Umbauverhältnissen keinen Zuschlag. Fehlt diese Vereinbarung künftig, gelten 20 % auch ohne Schriftform der Vereinbarung. Schriftlich können jetzt Zuschläge bis 80 % des Honorars vereinbart werden, was beispielsweise den planerischen Aufwand bei Entkernungen oder komplizierten Ab- oder Unterfangungen berücksichtigen könnte. In diesem Zusammenhang muss die mitverarbeitete Bausubstanz berücksichtigt werden, deren anrechenbare Kosten mit schriftlicher Vereinbarung angemessen berücksichtigt werden konnten. Dieser immer umstrittene und wenig genutzte Passus ist entfallen. Wichtig ist jedoch dabei der Hinweis, dass in der gültigen DIN 276, Kosten im Bauwesen, im Punkt aufgefordert wird, den Wert vorhandener Bausubstanz und wiederverwendeter Teile zu ermitteln und bei den zugehörigen Kostengruppen gesondert aufzuführen. Dadurch werden diese sehr viel leichter zu anrechenbaren Kosten. Besonders wichtig ist dabei der Hinweis, dass hierzu nicht die Kosten zu ermitteln sind. Grundlage für diesen Teil der anrechenbaren Kosten ist dagegen eine Wertermittlung, die nach den jeweils geltenden Verordnungen (WertV) und Richtlinien (WertR) prüfbar aufgestellt sein sollte. Abschließend noch ein praktischer Hinweis: Erweiterungen sind nicht automatisch Umbauten. Nach alter und neuer HOAI sollte deutlich zwischen dem zu erweiternden Gebäude, das vermutlich mehr oder weniger umgebaut werden muss, wenn die Erweiterung durch Anschluss eines neuen Gebäudes nicht schon vorgesehen und vorbereitet war, und der als Neubau geltenden Erweiterung unterschieden werden.

6 6 HOAI Weitere Änderungen 1. Eine parallele Berechnung für Leistungen bei Gebäuden und raumbildenden Ausbauten ist nunmehr möglich. Das macht natürlich nur Sinn bei demselben Gebäude und dem einen für beides beauftragten Architekten. 2. Wegfall der Mindest- und Höchstsätze des Zeithonorars. Künftige Vergütungen nach Zeitaufwand bedürfen eines schriftlich vereinbarten Stundensatzes. Zu beachten ist dabei, dass die Mindestsätze nicht unterschritten und die Höchstsätze nicht überschritten werden. 3. Wegfall der Regelung für baukünstlerische Oberleitung. 4 Kritische Stellungnahme und Ausblick Ziele zur Schaffung dieser neuen Honorarordnung waren hauptsächlich die eilbedürftige Einhaltung der europarechtlichen Dienstleistungsrichtlinie sowie die Schaffung größerer Freiheit bei Vertragsgestaltung zwischen den Parteien, was schließlich den Anwendern oder Verbrauchern dient. Unter der erwähnten Eilbedürftigkeit hat die Erarbeitung dieser Verordnung mit Sicherheit gelitten. Was schriftlich zu vereinbaren ist und was nicht (mündlich, am Besten vor Zeugen) ist immer noch nicht überall zu erkennen. Dabei drängt sich der Rat auf, noch eher und öfter einen schriftlichen Architektenvertrag abzuschließen. Ein neuer Mustervertrag wäre also dringender, als schnell erscheinende Kommentare ohne erste Erfahrungen. Das Baukostenvereinbarungsmodell ist ebenso zu begrüßen, wie das Kostenberechnungsmodell. Beide vereinfachen Aufstellung und Prüfung von Honorarrechnungen. Auch die Absicherung eines 20%-igen Umbauzuschlages ohne schriftliche Vereinbarung gehört dazu. Der Kritik der Verbraucher, dass die Honorare von der Höhe der Baukosten abhängen, wurde nicht entsprochen. Immerhin gibt es jetzt aber die Bonusregelung, und: Wo es einen Bonus gibt, muss auch ein Malus sein. Und noch etwas: Es gibt in der HOAI wie bisher keine Überleitungsvorschrift. In Architektenverträgen, die ab jetzt bis zum Inkrafttreten der Verordnung am Tag nach ihrer Verkündigung abgeschlossen werden, sollte unbedingt ein Passus für die Geltendmachung dieses neuen Rechtes eingefügt werden.