Stentgraftimplantation bei Erkrankungen der Aorta ascendens
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1 Stentgraftimplantation bei Erkrankungen der Aorta ascendens Systematischer Review Decision Support Document Nr. 14 ISSN online
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3 Stentgraftimplantation bei Erkrankungen der Aorta ascendens Systematischer Review Wien, Ma rz 2008
4 Institut fu r Health Technology Assessment der Ludwig Boltzmann Gesellschaft Autorinnen: Literaturrecherche: Sabine Geiger-Gritsch Brigitte Piso Rosemarie Felder-Puig Beate Guba Wien, Ma rz 2008 Fu r den Inhalt verantwortlich: IMPRESSUM Medieninhaber und Herausgeber: Ludwig Boltzmann Gesellschaft GmbH Operngasse 6/5. Stock, A-1010 Wien Ludwig Boltzmann Institut fu r Health Technology Assessment (LBI-HTA) Garnisongasse 7/20, A-1090 Wien Die Decision Support Documents des LBI-HTA erscheinen unregelma ssig und dienen der Vero ffentlichung der Forschungsergebnisse des Ludwig Boltzmann Instituts fu r Health Technology Assessments. Die Decision Support Documents des LBI-HTA erscheinen ausschliesslich online und werden der O ffentlichkeit u ber den Dokumentenserver zur Verfu gung gestellt. Decision Support Document Nr. 14 ISSN online LBI-HTA Alle Rechte vorbehalten
5 Inhalt Inhalt Stentgraftimplantation bei Erkrankungen der Aorta ascendens Hintergrund Beschreibung der Leistung Indikation und therapeutisches Ziel Geschätzter Leistungsumfang und Kosten Literatursuche und -auswahl Fragestellung Einschlusskriterien Literatursuche Literaturauswahl Beurteilung der Qualität der Studien Datenextraktion Darstellung der Fallberichte Wirksamkeit Sicherheit und Mortalität Stärke der Evidenz Empfehlung Anmerkungen zur vorliegenden systematischen Übersichtsarbeit Literaturverzeichnis Tabellenverzeichnis Tabelle 2.2-1: Einschlusskriterien... 7 Tabelle : Darstellung der 10 Fallberichte und 1 Fall aus der Fallserie* Tabelle 5-1: Evidenzprofil - Wirksamkeit und Sicherheit der Stentgraftimplantation in die Aorta ascendens Tabelle 5-2: Evidenzprofil - Vergleichende Wirksamkeit und Sicherheit von minimal-invasiver Stentgraftimplantation mit offener chirurgischer Operation an der Aorta ascendens Tabelle.6-1: Schema für Empfehlungen auf Basis der Evidenzlage Abbildungsverzeichnis Abbildung 2.4-1: Darstellung des Auswahlprozesses (QUORUM tree)... 9 LBI-HTA
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7 1 Stentgraftimplantation bei Erkrankungen der Aorta ascendens 1.1 Hintergrund Die Aorta entspringt aus der linken Kammer des Herzens und wird von dieser durch die Aortenklappe getrennt. Die Aorta ist in verschiedene Bereiche unterteilt, wobei der erste herznahe Teil als Aorta ascendens (aufsteigende Aorta) bezeichnet wird und zwischen dem Aortenklappenring und dem Abgang des Truncus brachiocephalicus (Beginn des Aortenbogens) liegt [1]. Zu den wichtigsten Erkrankungen der Aorta, die die Aortenwand betreffen, gehören Aortenaneurysmen und Aortendissektionen, wobei diese je nach Form, betroffener Wandschicht und beteiligtem Aortenabschnitt weiter klassifiziert werden können. Die Beschwerden, welche von Aneurysmen ausgelöst werden, hängen von deren Ausdehnung und Größe ab. Aneurysmen der Aorta ascendens mit erheblicher Größe und Typ-A Dissektionen (Beteiligung der Aorta ascendens) müssen aufgrund der Gefahr einer lebensbedrohlichen Ruptur (Zerreißen der Gefäßwand) sofort behandelt werden [2]. Die Standardtherapie bei akuten Erkrankungen im Bereich der Aorta ascendes ist die offene konventionelle Operation, wobei der Brustraum unter Anwendung der Herz-Lungen-Maschine und eines tiefen hypothermen Kreislaufstillstandes geöffnet und das betroffene Aortensegment durch eine Rohrprothese ersetzt wird [1]. Dieses Verfahren ist mit einer hohen Morbidität und Mortalität behaftet und bei PatientInnen mit hohem Alter, schweren Begleiterkrankungen oder hohem perioperativem Risiko meist nicht durchführbar. Aorta ascendens Lebensgefahr durch Aortenruptur Standardtherapie offene Operation 1.2 Beschreibung der Leistung Die endovaskuläre Stentgraftimplantation bei akuten Erkrankungen der aufsteigenden Aorta stellt eine minimal-invasive Alternative zur offenen chirurgischen Versorgung dar, welche bei Erkrankungen der abdominellen Aorta schon seit einigen Jahren [3-5] und zunehmend auch im Bereich der thorakalen Aorta (v.a. in der Aorta descendens) eingesetzt wird [6-9]. Bei einem Stentgraft (auch Endoprothese oder intraluminaler Stent genannt) handelt es sich um ein Metallgerüst mit einer Kunststoffummantelung, welcher meist über einen Zugang durch die Leistenschlagader in das Gefäß implantiert wird [10]. Durch diese Schienung des erkrankten Anteils der Aorta wird der Bereich des Aneurysmas bzw. der Dissektion komprimiert und somit ausgeschaltet. Alternative zur offenen chirurgischen Versorgung Stentgraftimplantation LBI-HTA
8 Stentgraftimplantation bei Erkarnkungen der Aorta ascendens 1.3 Indikation und therapeutisches Ziel Senkung der Morbidita t und Mortalita t Akute Erkrankungen der Aorta ascendens stellen lebensbedrohliche Situationen für die betroffenen PatientInnen dar. Ziel der endovaskulären Stentgraftimplantation ist eine Reduzierung der Morbidität und Mortalität. 1.4 Gescha tzter Leistungsumfang und Kosten 10 Eingriffe a` ca. EUR pro Jahr und pro KA mit entsprechender Einrichtung Die vorgeschlagene Leistung soll als Behandlungsmöglichkeit bei akuten Erkrankungen im aufsteigenden Teil der Aorta, insbesondere bei HochrisikopatientInnen, zum Einsatz kommen. Die Kosten pro Aufenthalt (durchschnittlich 10 Tage) werden mit ca. EUR laut Kalkulation gemäß dem beim BMGFJ eingereichten Änderungs- und Ergänzungsvorschlag beziffert. Pro Krankenanstalt (KA) mit entsprechender Einrichtung ist mit ca. 10 Eingriffen pro Jahr zu rechnen. Der Leistungsumfang für Gesamtösterreich ist nicht bekannt. 6 LBI-HTA 2008
9 2 Literatursuche und -auswahl 2.1 Fragestellung Ist die endovaskuläre Stentgraftimplantation bei PatientInnen mit akuten Erkrankungen der Aorta ascendens eine wirksame und sichere Alternative zur offenen chirurgischen Behandlung? PIKO-Frage 2.2 Einschlusskriterien Einschlusskriterien für relevante Studien sind in Tabelle zusammengefasst. Einschlusskriterien fu r Studien Tabelle 2.2-1: Einschlusskriterien Population Intervention Endovaskula re Stentgraftimplantation Kontrollintervention Offene chirurgische Behandlung (Zielvari- Outcomes ablen) PatientInnen mit akuten Aortenerkrankungen (Aneurysmen, Typ-A Dissektion) der Aorta ascendens Morbidita t (Fru h-) Mortalita t Langzeitu berleben Lebensqualita t Dauer des Krankenhausaufenthalts Perioperative u. postoperative Komplikationen Studiendesign fu r Wirksamkeit: alle (kontrollierten) prospektiven Studien fu r Sicherheit: alle Studien 2.3 Literatursuche Die systematische Literatursuche wurde am in folgenden Datenbanken durchgeführt: b Medline via Ovid b Embase via Ovid b Cochrane Central Register of Controlled Trials via Ovid systematische Literatursuche in Datenbanken und Websites LBI-HTA
10 Stentgraftimplantation bei Erkarnkungen der Aorta ascendens b Cochrane Systematic Reviews Database via Ovid b Cochrane Database of Reviews of Effects via Ovid b HTA-Datenbank des CRD York b NHS EED-Datenbank des CRD York b INAHTA-Datenbank Darüber hinaus wurde am auf folgenden Websites nach Assessments gesucht: b Canadian Agency for Drugs and Technologies in Health ( b National Coordinating Centre for Health Technology Assessment ( b NHS Institute for Health and Clinical Excellence ( Literatursuche eingeschra nkt auf Zeitraum Herstellerinformationen Ingesamt 553 Arbeiten identifiziert Die Suche wurde auf den Zeitraum eingeschränkt und in Medline auch auf englisch- und deutschsprachige Literatur eingegrenzt. Nach Entfernung der Duplikate lagen insgesamt 519 bibliographische Zitate vor. Die genaue Suchstrategie kann auf Anfrage beim LBI-HTA angefordert werden. An den Hersteller der gängigsten Stentgrafts (Fa. Medtronic) wurden Anfragen bzgl. Literatur und Informationen gestellt. Es wurden 39 Zitate ü- bermittelt, wobei ein Bericht doppelt und sechs Zitate bereits in der ursprünglichen Literatursuche vorhanden waren. 32 Zitate wurden schließlich in die Literaturauswahl eingeschlossen. Durch Handsuche wurden 2 zusätzliche Arbeiten identifiziert. 8 LBI-HTA 2008
11 Literatursuche und -auswahl 2.4 Literaturauswahl Insgesamt standen 553 Arbeiten für die Literaturauswahl zur Verfügung. Die Literatur wurde von zwei Personen unabhängig voneinander begutachtet. Differenzen wurden durch Diskussion und Konsens oder die Einbindung einer dritten Person gelöst. Der Auswahlprozess ist in Abb dargestellt: Literaturauswahl Referenzen, die durch Literatursuche und Herstellerinformationen identifiziert wurden: n = 553 Ausgeschlossene Referenzen: n = 452 Nur als Abstract publiziert: n = 0 Volltext nicht erhältlich: n = 0 Volltext-Artikel: Artikel: n = 101 Ausgeschlossene Volltext- Hintergrundliteratur: n = 25 Volltext-Artikel, die eingeschlossen wurden: n = 11 n = 65 2 Volltexte in Spanisch und Französisch 7 falsche Interventionen 2 zu Diagnostik 54 Stentgraftimplantation in Aorta descendens und/oder Aortenbogen 10 Fallberichte 1 Fall aus einer Fallserie Abbildung 2.4-1: Darstellung des Auswahlprozesses (QUORUM tree) LBI-HTA
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13 3 Beurteilung der Qualita t der Studien Eine genaue Auflistung der Kriterien, die für die Beurteilung der internen Validität einzelner Studientypen verwendet wird, ist im Internen Manual des LBI-HTA zu finden [11]. Für die Stentgraftimplantation in die Aorta ascendens liegen keine kontrollierten klinischen Studien vor. Mittels systematischer Literatursuche wurden 11 Beschreibungen von individuellen Fällen (10 Fallberichte und 1 Fall aus einer Fallserie) als beste verfügbare Evidenz identifiziert, welche im Kapitel 4 beschrieben werden, aber nicht den Einschlusskriterien der Fragestellung entsprechen. Qualita tsbeurteilung der Studien 4 Datenextraktion Die Datenextraktion (Beschreibung der Fallberichte) wurde von einer Person durchgeführt. Eine zweite, unabhängige Person überprüfte die Vollständigkeit und Korrektheit der extrahierten Daten. Beschreibung der Fallberichte 4.1 Darstellung der Fallberichte Zur Beantwortung der Fragestellung (siehe Kap. 2.1) liegen keine Studien mit der Kontroll-Intervention offene chirurgische Behandlung vor. keine kontrollierten Studien verfu gbar Die gesamte verfügbare Evidenz ist auf 10 Fallberichte und eine Fallserie, welche einen Fall mit Typ-A Dissektion in der Aorta ascendens beschreibt, limitiert. Da Fallberichte keine verlässliche Evidenz über kausale Zusammenhänge liefern, können keine Schlüsse über die allgemeine Wirksamkeit und Sicherheit der endovaskulären Therapie (Stentgraftimplantation) von Erkrankungen der Aorta ascendens gezogen werden. Die beschriebenen Fälle sind in Tabelle dargestellt. LBI-HTA
14 Stentgraftimplantation bei Erkrankungen der Aorta ascendens Tabelle : Darstellung der 10 Fallberichte und 1 Fall aus der Fallserie* Autor, Jahr, Referenznummer, Land Alter, m/w Erkrankung Art des Eingriffes Dauer Kranken- haus- Aufenthalt Beobach- tungs- Dauer Outcome Komplikationen Wang 2003 [12] China 46, w Typ A Aortendissektion (bei Marfan Syndrom) von Aortenwurzel bis in die Bauchaorta reichend; 3 Eintrittspforten, eine davon in Aorta ascendens. Stentgraftimplantation in die Aorta ascendens u ber linke Arteria iliaca 10 Tage 1 Jahr Vollsta ndiger Verschluss der Eintrittspforte in A. ascendens, Ru ckbildung des falschen Lumens und Wiederherstellung des normalen Durchmessers im gesamten Bereich der Aorta einminu tige TIA wa hrend des Eingriffs mit vollsta ndiger Restitution. Hohes Fieber in den ersten 3 postoperativen Tagen, zweiwo chiger Husten (vermutlich bedingt durch Reizung des rechten Bronchus durch Endograft) Ihnken 2004 [13] USA 89, w Typ-A Aortendissektion (mit intramuralem Ha matom in A. ascendens) sowie Blutung ins Mediastinum und Perikard Stentgraftimplantation in die Aorta ascendens 12 Tage NV Stent-graft in situ, abgehende Gefa sse durchga ngig, Eintrittspforte der Dissektion verschlossen, Ru ckbildung des intramuralen u. mediastinalen Ha matoms sowie des Perikardergusses, Erweiterung des wahren Aortenlumens NV Li 2004 [14] China *Fallserie, beschreibt 1 Fall mit Typ-A Dissektion 72, m Typ-A Aortendissektion (von A. ascendens bis A. renalis) Stentgraftimplantation in die Aorta ascendens u ber die linke Arteria carotis NV 11 Monate Verschluss der Eintrittspforte der Dissektion, Thrombosierung des falschen Lumens Letaler, akuter Myokardinfarkt nach 11 Monaten Rayan 2004 [15] USA 51, m Typ-A Aortendissektion (Mykotisches Pseudoaneurysma der A. ascendens 17 Monate nach Herztransplantation und 2 Monate nach offener OP eines Pseudoaneurysmas der A. ascendens) Stentgraftimplantation in die Aorta ascendens u ber linke Arteria axillaris, intraveno se und im Anschluss o- rale Antibiotikatherapie 3 Tage 7 Monate Vollsta ndige Beseitigung des Pseudoaneurysmas, keine Reinfektion oder erneutes Auftreten eines Pseudoaneurysmas NV Zhang 2004 [16] China 46, w Typ-A Aortendissektion (von A. ascendens bis A. descendens, 3 Eintrittspforten, eine davon in A. ascendens) Stentgraftimplantation in die Aorta ascendens u ber rechte Arteria iliaca ext. NV 21 Monate Beseitigung der Dissektion, Thrombosierung des falschen Lumens, Erweiterung des normalen Aortenlumens 21 Monate postoperativ Kardiomegalie, Aortenklappeninsuffizienz und stark verminderte linksventrikula re Auswurfsfraktion (mit konsekutivem Aortenklappenersatz) NV = nicht aus Bericht ablesbar; w = weiblich, m = männlich 12 LBI-HTA 2008
15 Datenextraktion Autor, Jahr, Referenznummer, Land Alter, m/w Erkrankung Art des Eingriffes Dauer Kranken- haus- Aufenthalt Beobach- tungs- Dauer Outcome Komplikationen Szeto 2006 [17] USA 16, m Pseudoaneurysma im Bereich des Gefa ssstumpfs der Arteria innominata, Blutung aus dem Tracheostoma (bei Patient nach mediastinalem T-zell Lymphom mit konsekutiver Chemound Strahlentherapie, rezidivierenden Atemwegsoperationen und nach Ligatur der A. innominata wegen einer Fistel sowie Embolisation eines in der Folge auftretenden Pseudoaneurysmas) Stentgraftimplantation in die Aorta ascendens u ber die linke Arteria carotis communis 5 Tage 3 Monate Verschluss der Eintrittspforte, kein erneutes Endoleak bzw. Pseudoaneurysma, keine Infektion NV Heye 2006 [18] Belgien 75, w Mykotisches (infiziertes) Pseudoaneurysma in der Aorta ascendens, Ha moptyse (bei Patientin 15 Monate nach arterieller, koronarer Bypass- OP Stentgraftimplantation in die Aorta ascendens u ber die rechte Arteria carotis communis NV 1 Jahr Verschluss der Eintrittspforte, vollsta ndige Thrombosierung und Verkleinerung des Pseudo-aneurysmas NV Zimpfer 2006 [19] O sterreich 84, m Typ-A Aorten-dissektion, Paraplegie Stentgraftimplantation in die Aorta ascendens u ber die rechte Arteria femoralis 7 Tage 1 Monat Beseitigung der Dissektion, richtige Lage des Stentgraft NV Coscas 2007 [20] Frankreich 78, m Pseudoaneurysma eines koronaren Bypasses Stentgraftimplantation in die Aorta ascendens u ber die rechte Arteria carotis communis 6 Tage 6 Monate Vollsta ndiger Verschluss des betroffenen Bypassabgangs (und damit des Pseudoaneurysmas) mit Endograft NV Lin 2007 [21] USA 78, m Pseudoaneurysma in der Aorta ascendens (4 Jahre nach Koronar- Bypass-OP) Stentgraftimplantation in die Aorta ascendens u ber die linke Arteria carotis communis NV 1 Monat Beseitigung des Pseudoaneurysmas, kein Endoleak NV Senay 2007 [22] Tu rkei 66, m Typ-A Aortendissektion (4 Jahre nach einer Lobektomie wegen Lungenkrebs) Stentgraftimplantation in die Aorta ascendens u ber die rechte Arteria femoralis 5 Tage NV Verschluss der Eintrittspforte, Beseitigung der Dissektion Minimales Endoleak (CT) NV = nicht aus Bericht ablesbar; w = weiblich, m = männlich LBI-HTA
16 Stentgraftimplantation bei Erkrankungen der Aorta ascendens sehr heterogene Patientengruppe unterschiedliche Stentgraftsysteme verwendet Bei den 11 dargestellten Fällen handelt es sich um eine sehr heterogene Gruppe von PatientInnen (4 Frauen, 7 Männer) im Alter von 16 bis 89 Jahren, welche sich auch in Ursache und Art der vorliegenden Aortenerkrankung sowie den Begleiterkrankungen (z.b. Zustand nach Herztransplanation, Lobektomie nach Lungenkrebs, Koronararterien-Bypass, T-Zell Lymphom mit Chemo-/Strahlentherapie) unterscheiden. Aufgrund dieser Begleitumstände wurde ein offener operativer Eingriff als zu riskant erachtet und deshalb bei den PatientInnen eine endovaskuläre Stentgraftimplantation in die Aorta ascendens durchgeführt. Die Stentgraftimplantation war in allen Fällen technisch erfolgreich, wobei diese aber über unterschiedliche arterielle Wege erfolgte, da die Leistenarterie aufgrund der vaskulären Anatomie der PatientInnen bzw. der Größe des Applikationssystems nicht immer als geeigneter Zugangsweg erachtet wurde. Für die endovaskuläre Therapie wurden weiters unterschiedliche Stentgraftsysteme verwendet, da in einigen Fällen kein geeignetes, kommerziell erhältliches und zugelassenes Produkt zur Verfügung stand [17, 20, 21]. 4.2 Wirksamkeit keine Aussage zur Wirksamkeit mo glich Da keine Studien vorliegen, kann die Frage nach der Wirksamkeit der Stentgraftimplantation in die Aorta ascendens nicht beantwortet werden. Die Evidenz beschränkt sich auf 11 in der Literatur von beschriebene Fälle, welche in Tab dargestellt sind. 4.3 Sicherheit und Mortalita t keine Aussage zur Sicherheit mo glich Die Beschreibung des Verlaufs des Eingriffes, der durchgeführten Untersuchungen im Beobachtungszeitraum und eventuell aufgetretener Komplikationen [23] sind in den dargestellten Fallberichten nur ungenau angeführt und können daher nicht für eine zuverlässige Aussage zur Sicherheit herangezogen werden. In einem Fall [14] wurde vom Tod eines Patienten 11 Monate nach dem Eingriff berichtet. 14 LBI-HTA 2008
17 5 Sta rke der Evidenz Zur Beurteilung der Stärke der Evidenz wird das Schema der GRADE Working Group verwendet (siehe [11]). GRADE benutzt folgende Klassifizierungen und Definitionen, um die Stärke der Evidenz zu beurteilen: b hoch: Es ist unwahrscheinlich, dass neue Studien einen wichtigen Einfluss auf die Einschätzung des Effektes haben werden b mittel: Neue Studien werden möglicherweise einen wichtigen Einfluss auf die Einschätzung des Effektes haben b niedrig: Neue Studien werden sehr wahrscheinlich einen wichtigen Einfluss auf die Einschätzung des Effektes haben b sehr niedrig: Jegliche Einschätzung des Effektes ist sehr unsicher Die Anwendung des GRADE-Schemas für die vorliegende Fragestellung ist in den Tabellen 5.1 und 5.2 dargestellt. Es liegt keine Evidenz aus Studien, die unsere Einschlusskriterien erfüllen, vor. Die Evidenzstärke für die Wirksamkeit und Sicherheit der Stentgraftimplantation in die Aorta ascendens ist daher als sehr niedrig zu betrachten. Sta rke der Evidenz nach GRADE sehr niedrige Evidenzsta rke fu r Intervention LBI-HTA
18 Stentgraftimplantation bei Erkrankungen der Aorta ascendens Tabelle 5-1: Evidenzprofil - Wirksamkeit und Sicherheit der Stentgraftimplantation in die Aorta ascendens Anzahl der Studien/ Patienten Design Methodische Qualita t Konsistenz der Ergebnisse Direktheit Gro sse des Effektes andere modifizierende Faktoren* Sta rke der Gesamtheit der Evidenz Outcome: (Fru h-) Mortalita t keine Evidenz Outcome: Langzeitu berleben keine Evidenz Outcome: perioperative Komplikationen keine Evidenz Outcome: postoperative Komplikationen keine Evidenz Outcome: Lebensqualita t keine Evidenz *niedrige Ereignisrate oder unpräzise Daten; starke oder sehr starke Assoziation; hohes Risiko von Reporting Bias; Dosis-Wirkungs-Gradient; Residual Confounding plausibel 16 LBI-HTA 2008
19 Sta rke der Evidenz Tabelle 5-2: Evidenzprofil - Vergleichende Wirksamkeit und Sicherheit von minimal-invasiver Stentgraftimplantation mit offener chirurgischer Operation an der Aorta ascendens Anzahl der Studien/ Patienten Design Methodische Qualita t Konsistenz der Ergebnisse Direktheit Gro sse des Effektes andere modifizierende Faktoren Sta rke der Gesamtheit der Evidenz Outcome: (Fru h-) Mortalita t keine Evidenz Outcome: Langzeitu berleben keine Evidenz Outcome: perioperative Komplikationen keine Evidenz Outcome: postoperative Komplikationen keine Evidenz Outcome: Lebensqualita t keine Evidenz *niedrige Ereignisrate oder unpräzise Daten; starke oder sehr starke Assoziation; hohes Risiko von Reporting Bias; Dosis-Wirkungs-Gradient; Residual Confounding plausibel LBI-HTA
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21 6 Empfehlung Eine Aufnahme in den Leistungskatalog wird derzeit nicht empfohlen. Die vorhandene Evidenz ist nicht ausreichend, um den Netto-Nutzen der Stentgraftimplantation in die Aorta ascendens beurteilen zu können. In Tab. 6-1 ist das Schema dargestellt, auf das sich diese Empfehlung stützt. Die gewählte Option ist markiert. In der vorliegenden Übersichtsarbeit wird nur die isolierte Stentgraftimplantation bei Erkrankungen im Bereich der Aorta ascendens betrachtet. Kombinierte Eingriffe in der Aorta ascendens mit Aortenklappenersatz (z.b. Einsetzen eines Conduits [24]) oder mit Stentgraftimplanationen im Aortenbogen [25-27] sowie Hybridtechniken (Kombination von offener Chirurderzeit keine Aufnahme in den Leistungskatalog Tabelle.6-1: Schema für Empfehlungen auf Basis der Evidenzlage 1 Eine Aufnahme in den Leistungskatalog wird empfohlen. Die vorhandene Evidenz belegt eindeutig einen Netto-Nutzen der evaluierten Intervention. 2 Eine Aufnahme in den Leistungskatalog wird nicht empfohlen. Die vorhandene Evidenz belegt eindeutig, dass kein Netto-Nutzen der evaluierten Intervention vorhanden ist. 3 Eine Aufnahme in den Leistungskatalog wird mit Einschra nkung empfohlen. Die vorhandene Evidenz deutet auf einen Netto-Nutzen der evaluierten Intervention hin, neue Studien werden mo glicherweise a- ber einen wichtigen Einfluss auf die Einscha tzung des Effektes haben. Eine neuerliche Evaluierung der Evidenz zu einem spa teren Zeitpunkt wird empfohlen. 4 Eine Aufnahme in den Leistungskatalog wird derzeit nicht empfohlen. Die vorhandene Evidenz ist nicht ausreichend, um den Netto-Nutzen der evaluierten Intervention beurteilen zu ko nnen. 6.1 Anmerkungen zur vorliegenden systematischen U bersichtsarbeit 1) Betreffend den beim BMGFJ eingereichten Änderungs- und Ergänzungsvorschlag: Auf Grund der vorgeschlagenen Leistungsbeschreibung wurde die Fragestellung auf die Stentgraftimplantation bei akuten Erkrankungen der Aorta ascendens eingeschränkt. Häufig sind jedoch bei Erkrankungen in diesem Bereich auch die Aortenwurzel, die Aortenklappe und/oder der Aortenbogen mit seinen abgehenden Gefäßen betroffen, wodurch ein gleichzeitiger Ersatz verschiedener Aortenabschnitte notwendig wird. Aufgrund der anatomischen Gegebenheiten im Bereich der Aorta ascendens und des Aortenbogens gestalten sich Eingriffe, sowohl offen-chirurgisch als auch endovaskulär, als besonders schwierig. Fragestellung auf akute Erkrankungen der Aorta ascendens eingeschra nkt kombinierte Eingriffe nicht beru cksichtigt LBI-HTA
22 Stentgraftimplantation bei Erkrankungen der Aorta ascendens gie und endovaskulärem Eingriff) [28, 29] zur Behandlung verschiedener erkrankter Abschnitte der thorakalen Aorta [30, 31] oder die Elephanttrunk-Technik (Ersatz des Aortenbogens und der Aorta descendens) [32, 33] wurden hier NICHT berücksichtigt. 2) Betreffend die Leistung Stentgraftimplantation in die Aorta ascendens: viele Fragen offen prospektive Studien sind notwendig Die endovaskuläre Technik bietet eine potentielle Behandlungsmöglichkeit, insbesondere bei RisikopatientInnen. Die verschiedenen Fallberichte (siehe Tab ) haben die technische Machbarkeit der Stentgraftimplantation in die Aorta ascendens gezeigt, aber die Methode ist nach der derzeit verfügbaren sehr niedrigen Evidenz noch als experimentell einzustufen. Viele Fragen müssen noch geklärt werden, bevor eine positive Empfehlung abgegeben werden kann. Zur Beurteilung der Wirksamkeit und Sicherheit der endovaskulären Stentgraftimplantation bei Erkrankungen im Bereich der Aorta ascendens sind deshalb prospektive Studien notwendig, welche mindestens 10 PatientInnen mit Erkrankungen der Aorta ascendens einschließen und einen Beobachtungszeitraum von länger als 2 Jahren aufweisen. Folgende Punkte sollten anhand vorher definierter Parameter abgeklärt werden: b Stentgraftimplantation als elektiver Eingriff oder Notfall-Eingriff b optimaler Zugangsweg für eine Stentgraftimplantation in die Aorta ascendens: Im Unterschied zur endovaskulären Therapie in der Aorta descendens und der abdominellen Aorta scheint dieser noch nicht gefunden zu sein. Aufgrund der anatomischen Gegebenheiten in Bereich der Aorta ascendens ist ein Zugang über die Arterie femoralis nicht immer möglich b Verfügbarkeit von geeigneten (zugelassenen) Stentgrafts für den Bereich der Aorta ascendens b Haltbarkeit der Stentgrafts b Risiko für Stentgraft-Dislokation b Perioperative und postoperative Komplikationen (z.b. Blutungen, Gefäßschädigungen, Infektionen, Endoleaks, neurologische Komplikationen) b Notwendigkeit von zusätzlichen offen-chirurgischen Eingriffen b Dauer des Krankenhausaufenthaltes im Vergleich zur offenen chirurgischen Operation b 30-Tage-Mortalität b Langzeitergebnisse (mind. 2-Jahres-Überleben) b Abklärung der genaue Indikationsstellung: nur bei RisikopatientInnen, wenn eine offene chirurgische Operation aufgrund von Begleiterkrankungen nicht möglich ist? Welche Voraussetzungen (z.b. a- natomisch) müssen gegeben sein, damit die endovaskuläre Stentgraftimplantation im Bereich der Aorta ascendens überhaupt durchgeführt werden kann? 20 LBI-HTA 2008
23 Empfehlung Die vorgeschlagene Leistung befindet sich für den Bereich der Aorta ascendens noch im experimentellen Stadium und sollte nach derzeitigem Kenntnisstand nur im Rahmen von klinischen Studien eingesetzt werden, um Informationen über patienten-relevante Endpunkte zu erhalten (siehe auch Moon 2007 [25]). Für die endovaskuläre Stentgraftimplantation bei thorakalen Aortenerkrankungen (allerdings hauptsächlich für den Bereich der Aorta descendens) sind bereits Health Technology Assessments (HTA) [34] und systematische Übersichtsarbeiten (z.t. Metaanalysen) [35-37] verfügbar, welche auf die mangelnde Qualität der Evidenz, die Notwendigkeit für prospektive Studien und die fehlenden Langzeitdaten hinweisen. Vorgeschlagene Leistung sollte nur im Rahmen von klinischen Studien durchgefu hrt werden LBI-HTA
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