A G R A R S O Z I A L E G E S E L L S C H A F T E. V.

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1 A G R A R S O Z I A L E G E S E L L S C H A F T E. V. Welternährung Frühjahrstagung in Stendal Interviews: Ernst Bahr, MdB Eckhart Stüwe, LSV H Jahrgang 01/2009

2 Realisieren Sie Ihre Visionen & Ideen! Gestalten Sie mit!... und werden Mitglied in der Agrarsozialen Gesellschaft e.v. Durch eine Mitgliedschaft unterstützen Sie unsere Arbeit und helfen, die Zielsetzungen der ASG umzusetzen. Jedes Mitglied bereichert durch das Einbringen seiner Meinung und seiner Erfahrungen die Arbeit und Bedeutung der ASG. Mit Ihrer Mitgliedschaft tragen Sie dazu bei, Kräfte zu bündeln und den Stellenwert von ländlichen Räumen zu stärken. Vielfalt ist eine wichtige Säule der ASG Vorteile Kostenloser Bezug unserer Zeitschrift Ländlicher Raum (vier Ausgaben pro Jahr, davon eine Doppelausgabe) Ermäßigte Tagungsgebühren bei den ASG-Frühjahrs- und Herbsttagungen Ermäßigte Kosten für den Bezug der von uns herausgegebenen Schriften Mit uns bleiben Sie agrarpolitisch und praxisbezogen auf dem Laufenden Kosten Der Jahresbeitrag für eine Mitgliedschaft ist steuerbegünstigt und beträgt für: Persönliche Mitglieder Korporative Mitglieder (mindestens) Studenten/-innen 90,- 180,- 36,- Mitgliedsanträge Agrarsoziale Gesellschaft e.v. Kurze Geismarstraße Göttingen Tel. (0551) Fax (0551)

3 Inhaltsverzeichnis 1 ASG 2 Internationale Grüne Woche Berlin 2009: Land-Schau LebensTraum Dorf - Ländertage - Land-Schau-Gespräche 12 Programm der ASG-Frühjahrstagung 2009 in Stendal 14 Die Altmark und die Hansestadt Stendal Agrarpolitik 16 Neues von der agrarpolitischen Bühne: Profile 18 Interview mit Ernst Bahr: Den Menschen nicht nach dem Munde reden 21 Interview mit Eckhard Stüwe: Mit neuen Instrumenten die Herausforderungen meistern Landwirtschaft Jahre Verband der gemeinnützigen Landgesellschaften 26 Nebenerwerbslandwirtschaft in Ostdeutschland 31 Fachpraktika für Agrarstudenten aus den Staaten der GUS Welternährung 33 Zwischen Welternährung und Ressourcenschutz reichen weltweit die Potenziale von Boden und Wasser? 36 Bericht des Weltagrarrats IAASTD: Weiter wie bisher ist keine Option 38 Welternährung und Marktwirtschaft: Anmerkungen von Herrmann Kroll-Schlüter Ländlicher Raum 39 NRW-Umnutzungswettbewerb Mehr gute Ideen für alte Gemäuer 42 Mühlbeck-Friedersdorf das erste Buchdorf Deutschlands 44 Zukunftfähiges Deutschland: Neuer Leitfaden für einen Zivilisationswandel Personalien 47 Geburtstage: Dr. Erich Schuler, Professor Dr. sc. agr. Eckhart Neander, Hermann Kroll-Schlüter, Christel Hoffmann Für Sie gelesen 47 Verträglich Reisen Planung, Marketing und Werbung für den Hofladen 48 Der kritische Agrarbericht 2009 Für Sie gesurft 48 Foto Titelseite: Siegfried Schnepf - Fotolia.com

4 2 ASG Land-Schau auf der Internationalen Grünen Woche Berlin 2009: LebensTraum Dorf Bundesländer, Bund, EU-Kommission und Messe Berlin präsentierten ländliche Regionen unter dem Motto LebensTraum Dorf auf der von der Agrarsozialen Gesellschaft e.v. organisierten Land- Schau-Bühne. Repräsentanten der Länder stellten ihre (Politik für die) ländlichen Räume vor, in Gesprächsrunden wurden Landwirtschaft, Verbraucherpolitik und viele andere Themen rund um ländliche Räume diskutiert. Ergänzt wurde das Bühnenprogramm durch handwerkliche, kulturelle und musikalische Darbietungen sowie Kochevents mit der IB Hoga Berlin. Bei der Eröffnung der Land-Schau wies Dr. Hans- Hermann Bentrup, StS. a. D. und Vorstandsvorsitzender der ASG, darauf hin, dass die Vielfalt der ländlichen Räume und die Überraschungen, die bei ihrer Präsentation auf der Grünen Woche erlebt werden könnten, immer wieder etwas Besonderes seien. Gerade diese Vielfalt sei es, die die Städter das Dorf als LebensTraum sehen ließen. Auf der Land-Schau-Bühne werde vermittelt, wie die Menschen auf dem Land Verantwortung für die Umwelt, in der sie lebten, übernähmen. Für Urlauber sei auch das nachhaltige Wirtschaften in ländlichen Regionen wichtig. Sie spürten, wenn in einer Region gegen die Natur gearbeitet werde. Dies sei der erholsamen Wirkung des Urlaubs abträglich und mache eine Region für Urlauber unattraktiv. So positiv die Vielfalt der ländlichen Räume sei, so aufwändig sei auch der Erhalt der Lebensqualität. Beispielsweise sei die Beschulung in Nordrhein- Westfalen mit 100 Einwohnern pro km² leichter sicherzustellen als in brandenburgischen oder ostsächsischen Regionen mit unter 20 Einwohnern pro km², in denen ein höherer logistischer Aufwand hinzu komme. Für die Gemeinden sei es wichtig, Bürgern und Politikern diese Problematik zu vermitteln, eigene Lösungssysteme zu entwickeln und die notwendige finanzielle Unterstützung dafür zu bekommen. Hermanus Versteijlen, Direktor der GD Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, EU-Kommission, Brüssel, sieht die Diversität im deutschen Agrarraum als besonders pflegenswert an. Um sie zu erhalten, würden den ländlichen Räumen und der Landwirtschaft umfangreiche Fördermittel zur Verfügung gestellt werden, die hier besonders konstruktiv und kreativ aufgegriffen und in der Praxis eingesetzt würden. Aus diesem Grund genieße Deutschland hinsichtlich der Umsetzung der EU-Maßgaben ein hohes Ansehen bei der EU. Ein Hauptaugenmerk der EU-Politik werde weiterhin sein, ein Gleichgewicht zwischen rentabler Produktivität der Ackerflächen und der Pflege zum Erhalt der Schönheit des ländlichen Raumes zu finden. Die Vielfalt der ländlichen Räume lockt die Städter zur Erholung auf s Land. Dr. Hans-Hermann Bentrup Die Vielfalt des ländlichen Raumes kann nur erhalten werden, wenn junge Menschen einen attraktiven Lebensraum vorfinden und die Landflucht eingedämmt werden kann. Hermanus Versteijlen Die positive Wirkung des Konjunkturpaketes II für die Menschen im ländlichen Raum führt allerdings zu einer höheren Verschuldung seitens des Staates, der gerade Fortschritte beim Abbau der Schulden gemacht hat. Eckhard Uhlenberg Fotos: M. Busch

5 ASG 3 Es ist mir wichtig, die Kompetenz der Verbraucherinnen und Verbraucher weiter zu stärken. Entscheidungen dürfen nicht am grünen Tisch getroffen, sondern müssen weitestgehend in die Region verlagert werden. Das Qualitätssiegel Wanderbares Deutschland bietet Vorteile für Gastronomen und Touristen. Katrin Lompscher Dr. Dietmar Woidke Karl-Winfried Seif Ländertage Verbraucherstärkung in Berlin Katrin Lompscher, Senatorin für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz, betonte während des Ländertages Berlin, dass es ihr 2009 als Vorsitzende der Verbraucherschutzministerkonferenz ein besonderes Anliegen sei, auf die Stärkung der Rechte von Verbraucherinnen und Verbrauchern hinzuwirken. Gerade die Finanzkrise habe Lücken in der Finanzberatung offenbart, denn sie sei vielfach interessenbezogen und irreführend. Sie rate daher, nur das zu unterschreiben, das man auch verstehe. Auch auf anderen Feldern setzt sich die Senatorin für mehr Verbraucherschutz ein. Einen besonderen Stellenwert nehme für sie eine deutlichere Kennzeichnung der Inhaltsstoffe von Lebensmitteln, die die Kaufentscheidung der Verbraucherinnen und Verbraucher wesentlich erleichtern würde, ein. Immer mehr Menschen wünschten sich zudem mehr Informationen über den Zusammenhang von Klimaschutz und Alltagsverhalten. Auch diesem Bedürfnis wolle sie Rechnung tragen. Kinder erleben Landwirtschaft in Brandenburg Dr. Dietmar Woidke, Minister für ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg, erläuterte das bewährte Brandenburger Konzept zur Entwicklung des ländlichen Raums. Wichtig sei zum einen, dass die Aktiven in einer Region zusammen arbeiteten, beispielsweise Touristiker mit Bauernverband und Direktvermarktern. Das Geheimnis sei zum anderen, dass der Region die Entscheidung überlassen werde, welche Investitionen vorgenommen werden sollten, beispielsweise wo ein Radweg gebaut werden solle, denn nur die Menschen in einer Region wüssten genau, wo Investitionen mit den besten Effekten eingesetzt werden könnten. Um junge Menschen für den ländlichen Raum und insbesondere für Grüne Berufe zu begeistern, präsentierte der Landkreis Märkisch-Oderland, in dem die landwirtschaftliche Produktion einen hohen Stellenwert hat, während des Brandenburger Ländertages Aktionen rund um Grüne Berufe. Vorgestellt wurde auch das seit 2005 existierende Projekt LANDaktiv. In Zusammenarbeit mit Landwirtschaftsbetrieben und Schulen werde Kindern und Jugendlichen der ländliche Raum näher gebracht, so Woidke. Da heute nur noch wenige Kinder mit Kontakt zur Landwirtschaft aufwüchsen, solle das Interesse für Grüne Berufe durch Exkursionen und Projekttage geweckt werden. Auch ein jährlicher Wettbewerb, bei dem Fragen zu den Themenbereichen Natur, Landwirtschaft, Dorfgeschichte und Ernährung im Klassenverband beantwortet werden müssten, trage dazu bei. Rund um die Landwirtschaft gäbe es mehr als 30 sog. Grüne Berufe, in denen es u. a. auch um Bioenergie, Direktvermarktung und Tourismus gehe. Die Chancen, nach einer landwirtschaftlichen Ausbildung einen Arbeitsplatz zu bekommen, seien gut. Qualitätswandern in Hessen Karl-Winfried Seif, zum Zeitpunkt der IGW Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz, erläuterte die Qualitätsoffensive Wanderbares Deutschland, die mit Mitteln der EU, des Bundes und des Landes finanziert wird. Im Rahmen der Qualitätsoffensive zertifiziere der deutsche Wanderverband Wege zu Qualitätswanderwegen und bewerte die Gastgeber entlang der Strecken. Bei bis zu 50 % Wanderern

6 4 ASG unter den Gästen spezialisierten sich viele Gastronomen, z. B. mit geführten Touren, auf diese Zielgruppe und nutzten das Siegel gezielt als Werbemittel. Die Touristen profitierten von der Auszeichnung, da sie sich einer hohen Qualität sicher sein könnten. Ein wichtiger Punkt bei der Zertifizierung sei die Bewirtung der Gäste mit regionalen Produkten, da viele Gäste heimische Produkte konsumieren und gleichzeitig die Produzenten unterstützen wollten. Vor allem Ferienbauernhöfe böten ihren Kunden hofeigene Produkte an, aber auch Hotels und Gaststätten verwendeten Waren aus der Region. Neben der Qualitätsoffensive stand das umfangreiche Wandernetz der Mittelgebirgslandschaft Nordhessens im Mittelpunkt des Hessischen Ländertages. Seif betonte die Bedeutsamkeit des Wandertourismus gerade für den ländlichen Raum. Er wies darauf hin, dass der Nationalpark Kellerwald-Edersee rund 200 km Wanderwege wie den Knorreichenstieg, den Kellerwaldsteig oder den Urwaldsteig biete. Angepasste Infrastruktur für alle in Nordrhein-Westfalen Lt. Eckhard Uhlenberg, Minister für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, zeichne sich das Land durch eine leistungsfähige landwirtschaftliche Struktur aus, die nicht nur in Bezug auf die Nahrungsmittelproduktion, sondern auch im Hinblick auf die Pflege der Kulturlandschaft eine besonders wichtige Rolle spiele. Grundlage, um den ländlichen Raum attraktiv zu erhalten, sei eine gute Infrastruktur, nicht nur bei den Straßen, sondern auch bei der Breitbandverkabelung. Sehr wichtig sei auch, gerade in Gegenden, in denen die Bevölkerungszahlen rückläufig seien, eine passende Beschulung und eine gute Erreichbarkeit medizinischer Einrichtungen sicherzustellen. Unterstützend wirke dabei u. a. das Konjunkturpaket II. Für die Zukunft des ländlichen Raums würden in Nordrhein-Westfalen in den nächsten Jahren 90 Mio. mehr für Fördermaßnahmen zur Verfügung stehen. Ziel dieser Maßnahmen solle u. a. sein, Landwirtschaft flächendeckend, also auch in den Mittelgebirgsregionen, zu betreiben, die EU-Wasserrahmenrichtlinie noch stärker umzusetzen sowie eine insgesamt nachhaltige Wirtschaft und Naturschutz zu fördern, damit die Schönheit der Kulturlandschaft erhalten bleibe. Pferde- und Reiterland Schleswig-Holstein Im Mittelpunkt des Ländertages stand die schleswig-holsteinische Pferdebranche, deren traditionell hohe Bedeutung allein die Anzahl der Reiterinnen und Reiter sowie der Bestand von über Tieren zeige so Peter Harry Carstensen, Ministerpräsident des Landes. Auch zeichne sich Schleswig-Holstein durch seine weltweit geschätzte Pferdezucht, eine beachtliche Vielfalt an Turnieren und auf dem internationalen Parkett erfolgreiche Reitsportler aus. Um das enorme Potenzial des Reitsports, z. B. für Tourismus und Landwirtschaft, in Zukunft stärker zu nutzen, sei 2008 das Projekt Pferde- und Reiterland Schleswig-Holstein ins Leben gerufen worden. Als Schirmherr sprach sich Carstensen für eine Bündelung der Interessen von Züchtern, Veranstaltern und Sportlern mittels intensiver Zusammenarbeit, für den Ausbau des Reitwegenetzes und die Förderung des Reitens als Breitensport aus. Minister Dr. Christian von Boetticher wies darauf hin, dass im Rahmen dieses gemeinsamen Projektes von Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume sowie des Pferdesportverbandes Schleswig-Holstein eine Koordinierungsstelle eingerichtet werden solle, die neben dem Aufbau eines Webportals als zentrales Kommunikationsinstrument Vermarktungs- und Moderationsaufgaben erfüllen werde. Wir sind vielleicht arm an finanziellen Mitteln, aber reich an Sport und an Ehrenamt. Dahin fließt das Geld und dort ist es auch gut angelegt. Unser gemeinsames Anliegen ist es, den Pferdesport voranzubringen zum Nutzen vieler Menschen in Schleswig-Holstein, aber auch zum Nutzen vieler Menschen, die gerne als Reittouristen nach Schleswig- Holstein kommen möchten. Dr. Christian von Boetticher Klaus Buß

7 ASG 5 Klaus Buß, Vorsitzender des Pferdesportverbands Schleswig-Holstein, zeigte sich erfreut darüber, dass sich Sportgrößen wie Dr. Hinrich Romeike, nicht zuletzt durch ihre Präsenz während des Ländertages auf der Land-Schau-Bühne, in den Dienst der Sache stellten und im Verband mitarbeiteten. Der im Kreis Rendsburg-Eckernförde lebende Vielseitigkeitsreiter und praktizierende Zahnarzt, der bei den Olympischen Spielen 2008 in Hongkong zwei Goldmedaillen gewonnen habe, nehme eine Vorbildfunktion ein, wodurch der Sport populärer werde und wovon auch die Nachwuchsarbeit profitiere. Das Interesse am Reitsport bei Mädchen und Jungen zu wecken bzw. aufrechtzuerhalten, sei ein Hauptanliegen des Projekts, ergänzte Romeike. Das Profil Schleswig-Holsteins als Pferde- und Reiterland zu schärfen, bedeute nach von Boetticher jedoch nicht, dass sich keine regionalen Identitäten herausbilden dürften. Eine gemeinsame Positionierung, z. B. der Gemeinden innerhalb einer sog. AktivRegion, sei ausdrücklich erwünscht. Um die Bevölkerung umfassend über die auf lokaler Ebene stattfindenden Geschehnisse zu informieren, habe der schleswig-holsteinische Zeitungsverlag die AktivRegionen zum Medienthema ausgewählt. Das auf zwei Jahre terminierte Projekt sehe eine intensive Medienbegleitung und eine Berichterstattung über alle 21 AktivRegionen vor. Zu Wort kommen sollten weniger die Journalisten als die Menschen vor Ort. Thüringen ist ein junges, grünes Bundesland, das sich durch Einfallsreichtum und innovative Unternehmen auszeichnet. Birgit Diezel Urlaub genießen in Thüringen Die Branchenvielfalt ist gerade in Krisenzeiten ein Plus für den Landkreis Gotha. Dr. Volker Sklenar Die stellvertretende Ministerpräsidentin und Finanzministerin des Freistaates, Birgit Diezel, beschrieb die Thüringer als fleißige Menschen, die aber auch das Leben genießen könnten und Gäste einlüden, um an dieser Lebensart teilzuhaben. Besucher hätten die Gelegenheit, den Landkreis Gotha mit der Residenzstadt Gotha, 25 km westlich von Erfurt gelegen, in seiner Vielfalt zu erleben. Mit rd Einwohnern sei er der bevölkerungsreichste Landkreis Thüringens. Der Tourismus spiele eine zunehmende Rolle. Zwar könne die Auslastung noch gesteigert werden, doch schon jetzt sei der Landkreis führend bei der Zahl der Übernachtungen. Ob Skifahren am Großen Inselsberg, Rodeln in Friedrichroda, auf der einzigen, noch betriebenen Natureisbahn Deutschlands, oder Karneval erleben das Gothaer Land und der südlich angrenzende Thüringer Wald seien auch im Winter eine Reise wert. Die Autobahnanbindung trage zu seiner guten Erreichbarkeit sowie wirtschaftlichen und finanziellen Leistungsstärke maßgeblich bei. Wir wollen, dass die Menschen begeistert sind von ihrer Heimat. Wer seine Heimat liebt, kümmert sich auch um sie. Peter Harry Carstensen Die Schaffung einer Koordinierungsstelle mit finanzieller Unterstützung des Landes wird wie eine Initialzündung für den Reitsport wirken. Dr. Hinrich Romeike Dr. Volker Sklenar, Thüringer Minister für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt, stellte das im Norden des Landkreises gelegene Obstanbaugebiet Fahner Höhe und die im Süden, am Rand des Thüringer Waldes befindliche Rinderzucht vor. Seit 2003 betreibe die Tierzuchtgenossenschaft in Ernstroda eine Biogasanlage, die ca. 2,5 Mio. KWh Strom ausreichend für etwa 800 Haushalte erzeuge. Durch die Verarbeitung der aus dem Umkreis stammenden Gülle werde die Geruchsbelästigung vermindert und die Bodenfruchtbarkeit erhöht.

8 6 ASG Land-Schau-Gespräche Maßnahmen wie die offene Deklaration aller in Lebensmitteln enthaltenen Stoffe und eine Verdichtung der vorgenommenen Kontrollen sollen für gesündere Lebensmittel sorgen. Auch in der Gastronomie sollte der Verbraucher wählerisch sein und auf eine regionale Herkunft der angebotenen Produkte achten. In Schleswig- Holstein haben wir viel Horizont, der ein bisschen freier macht. Gerade was die Pferde betrifft, gibt es genügend Grünflächen und kompetente Leute. Als Vorteil sieht es Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf, Abgeordneter der Grünen und stellvertretender Vorsitzender des Agrarausschusses im EU-Parlament, an, dass er neben seiner Tätigkeit in Brüssel einen 50-ha-Betrieb ökologisch bewirtschaftet. Für das Mitwirken an Gesetzen und Richtlinien der EU sei es notwendig, Kenntnisse als Praktiker zu haben und deren Auswirkungen auf die Praxis selbst beurteilen zu können. Aktuell sei ein neues Gesetz zur Verringerung von Rückständen in Obst von der EU erarbeitet worden. Neu daran sei, dass es für ein Verbot gefährlicher Stoffe nicht mehr auf deren Konzentration in den Früchten ankomme, sondern jedes Pestizid, das erbgutschädigend, krebserregend oder fortpflanzungshemmend wirken könne, nicht mehr eingesetzt werden dürfe. Giftige Rückstände von Stoffen, die in der EU verboten seien, würden u. a. bei exotischen Früchten aus Ländern, von denen eine natürliche Anbauweise erwartet werde, aufgefunden. Aber auch andere aktuelle Fälle wie der Dioxin-Skandal in Irland erforderten immer wieder die volle Aufmerksamkeit der EU-Behörden und ihrer gesetzgebenden Instanzen. Im Mittelpunkt der Gesprächsrunde mit Gerd Billen, Vorstand Verbraucherzentrale Bundesverband e.v. (vzbv), stand das Label zur Kennzeichnung tierischer Produkte, die ohne den Einsatz gentechnisch veränderter Inhaltsstoffe hergestellt wurden. Seit etwa einem Jahr gäbe es dieses Label für Fleisch, Milch und Käse. Es sei insbesondere wegen des Imports von Futtermitteln mit gentechnisch veränderten Pflanzen aus Südamerika, z. B. von Sojabohnen oder Getreide, sinnvoll. Laut Umfragen würden die Verbraucher mehrheitlich die Möglichkeit befürworten, zwischen Lebensmitteln mit und ohne Gentechnik auswählen zu können, 80 % der Verbraucher forderten ein Angebot an Produkten ohne Gentechnik. Das Label biete den Verbrauchern die Möglichkeit, beim Einkauf auszuwählen. Es garantiere Sicherheit bezüglich der Futtermittel, ein genereller Einsatz von Gentechnik könne jedoch selbst bei den gekennzeichneten Waren nicht ausgeschlossen werden, da es eine Reihe weiterer Inhaltsstoffe gäbe, die in den Produktionszyklus einflössen, wie z. B. Medikamente. Grundsätzlich zeichne sich ab, dass die Verbreitung gentechnisch veränderter Lebensmittel in den nächsten Jahren auch in Deutschland zunehmen werde, in anderen Ländern sei ihr Anteil bereits hoch. Für die Verbraucher sei es folglich stets wichtig, beim Kauf auf die Kennzeichnung der Produkte zu achten. In Zusammenhang mit der Finanzkrise wies Billen darauf hin, dass derzeit eine große Beratungsnachfrage seitens der Bürgerinnen und Bürger beim vzbv bestehe, für die die Beratungsstellen der Verbraucherzentrale nicht ausreichten: So hätten nur von über Anrufern am Telefon bedient werden können. Selbstbewusst und voller Energie vertrat Bettina Eistel, Diplom-Psychologin, mehrfache Medaillengewinnerin bei den Paralympics 2004 und 2008 sowie Moderatorin der ZDF-Sendung Menschen das magazin, die Einstellung, dass jeder Mensch sein Leben aktiv gestalten könne, indem er die sich bietenden Chancen nutze. Infolge einer Conterganschädigung sei sie ohne Arme zur Welt gekommen, ihr Leben meistere sie mit den Füßen. Da Pferde und Reiten ihr ausgesprochen viel bedeuteten, sei Schleswig-Holstein ihre Wahlheimat geworden, denn hier seien die Bedingungen für die Ausübung des Reitsports sehr gut. Als großen Erfolg auf internationaler Ebene wertete die ambitionierte Dressurreiterin die Aufnahme der Disziplin Dressur für behinderte Reiter im Rahmen der Weltreiterspiele in Kentucky. Sehr wichtig sei es lt. Eistel, dass sich Menschen über vermeintliche Grenzen wie ein körperliches Handicap, die falsche Hautfarbe oder schwierige Familienverhältnisse hinwegsetzten. Aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen empfehle sie Eltern und Lehrern, Kinder stets zu ermutigen und ihnen die Möglichkeit zur Bewältigung anspruchsvoller Aufgaben zu geben. Auf diese Weise würden sie Selbstbewusstsein entwickeln, das dazu befähige, kreative Lösungen zu finden.

9 ASG 7 fünf Portionen Obst oder Gemüse am Tag optimal für eine gesunde Ernährung seien und solle dazu beitragen, die Ernährungsgewohnheiten der Kinder frühzeitig zu verbessern. Auch an niederländischen Schulen, so Gerda Verburg, Ministerin für Landwirtschaft, Natur und Lebensmittelqualität der Niederlande, werde auf qualitativ hochwertige Speisen, bei deren Herstellung die Schüler/-innen z. T. mithelfen könnten, geachtet. Neben einer gesunden Ernährung in den Schulen legt die Ministerin viel Wert darauf, Schüler/-innen für sportliche Betätigung zu begeistern. Als Marathonläuferin gehe sie mit gutem Beispiel voran. Eckhard Uhlenberg, Mariann Fischer Boel, Gerda Verburg und Ursula Heinen mit rheinischer Kartoffelkönigin Sarah Schulte-Bocholt und Berliner Kindern Obst, Milch und Sport Angesichts der landesweit steigenden Zahl an Ganztagsschulen unterstrich Eckhard Uhlenberg, Minister für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, die Relevanz von gesunder Ernährung sowie ausreichend Bewegung in den Schulen. In Zusammenhang mit der Angebotsgestaltung von Schulen sei es notwendig, genau zu erkunden, in welcher Form und eventuell mit welchen Zugaben gesunde Nahrungsmittel wie Milch für Kinder wieder attraktiv werden könnten. Mariann Fischer Boel, EU-Kommissarin für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, befürwortete, bei Kindern frühzeitig ein Bewusstsein für gesunde Ernährung zu erzeugen. Hierfür sei die Neuauflage des europäischen Schulmilchprogramms besonders wichtig gewesen, da sein Vorläufer vermutlich wegen des vorwiegend auf Vollmilch beschränkten Angebots nicht den erwünschten Erfolg gezeigt hätte. Um Schüler und Schülerinnen dauerhaft an den Verzehr von gesünderen Nahrungsmitteln zu gewöhnen, schließe das überarbeitete Programm die bei Kindern beliebtere Halbvollmilch sowie Joghurt und Käse ein. Den gleichen Zweck verfolge das EU-Schulobstprogramm, das in diesem Jahr gestartet werden solle und das die Bundesregierung sehr begrüße, ergänzte Ursula Heinen, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium. Das Programm basiere auf der Empfehlung, dass EU- Podiumsdiskussion: Weiterhin Schwankungen bei Nahrungsmittelpreisen zu erwarten Starke Schwankungen der Agrarpreise seien nach Ansicht von John Bensted-Smith, Direktor für wirtschaftliche Analyse und Evaluation bei der Europäischen Kommission, Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, kein außergewöhnliches Phänomen. Zwar hätte der Preisanstieg bei Weizen, Reis und Milchprodukten im zweiten Halbjahr 2007 ein enormes Ausmaß angenommen, doch sei dem Rekordhoch ein unmittelbarer Preisrückgang gefolgt. Zu dieser jüngsten Preisfluktuation auf dem Nahrungsmittelmarkt habe eine Reihe von Faktoren beigetragen: Abgesehen von höheren Kosten für Energie sei die Nachfrage nach Nahrungsmitteln in Ländern wie China und Indien gestiegen; gleichzeitig habe sich die Angebotssituation durch den Abbau von Getreidevorräten und schlechte Ernten in Australien, im Nahen Osten sowie im afrikanischen Raum verschlechtert. Außerdem würden Börsenspekulationen die Preise beeinflussen wie stark, sei schwer einzuschätzen. Josef Schmidhuber, John Bensted-Smith, Dr. Lutz Goepel, Jörn Johann Dwehus (v. l. n. r.)

10 8 ASG Josef Schmidhuber, Abteilung für ökonomische und soziale Entwicklung der FAO, erläuterte, dass die Agrarpreise aufgrund von Produktivitätsfortschritten in der Landwirtschaft tendenziell fielen. Den kurzfristigen Preisanstieg sah er als Ausnahmeerscheinung an, die neben den von Bensted-Smith genannten Gründen auch aufgrund von Exportsteuern und der Ausdehnung des Bioenergiebereichs entstanden sei. Der Markt für nachwachsende Rohstoffe zur Energieproduktion weise ein enormes Potenzial auf, wodurch sich das Nahrungsmittelangebot zukünftig verringern könnte. Wenn Landwirte, wie hierzulande seit 2007 zu beobachten sei, bei gestiegenen Preisen verstärkt in Produktionsmittel investierten, würden wieder absinkende Erzeugerpreise ein erhebliches Risiko darstellen, so Jörn Johann Dwehus, Hauptgeschäftsführer Landvolk Niedersachsen. In Anbetracht des Preisstützungseffektes von Erdöl bei einem Anstieg des Erdölpreises werde der Einsatz pflanzlicher Rohstoffe zur Energieerzeugung attraktiver bewertete er die Entscheidungsfreiheit der Landwirte zwischen der Erzeugung von Nahrung und nachwachsenden Rohstoffen als äußerst vorteilhaft. Um das Preistief auf dem Milchmarkt aufzufangen, plane die EU-Kommission laut Dr. Lutz Goepel, Abgeordneter im europäischen Parlament, ein Programm, durch das Landwirte wieder Exporterstattungen erhalten könnten. Generell gelte es, die zukünftige Nahrungsmittelproduktion dem Bevölkerungswachstum anzupassen, wobei neben umfangreicheren Forschungsbemühungen auch der zunehmende Einsatz von gentechnisch veränderten Organismen in Erwägung gezogen werden sollte. Für die Zukunft wurden weiterhin Preisschwankungen vorausgesagt. Aufgrund der derzeit noch immer relativ geringen Getreidevorräte, möglicher Missernten auf anderen Kontinenten und geringerer Ertragssteigerungen bei Getreide als in den vergangenen Jahrzehnten sei jedoch zu erwarten, dass die Preise langfristig stiegen. Kontrovers wurde die Nachfrageentwicklung auf dem Nahrungsmittelsektor diskutiert. Die Experten/-innen konstatierten, dass die weltweiten Veränderungen der Konsumgewohnheiten, beispielsweise in Zeiten einer Finanzkrise, kaum abzuschätzen seien. Insofern erschienen zusätzliche agrarpolitische Elemente, die es Landwirten erlaubten, flexibler auf die Marktsituation zu reagieren, zweckmäßig. Weiterhin könnten Verbesserungen im einzelbetrieblichen Risikomanagement und in spezielle Vorsorgemaßnahmen die Auswirkungen der Preisschwankungen abfedern. Energie vom Acker: Sprungbrett oder Stolperstein? Im Mittelpunkt des Podiumsgesprächs stand die Frage, welche Chancen und Gefahren für Umwelt und Entwicklung die Bioenergie mit sich bringt. Auf die negativen Auswirkungen des Biomasseanbaus vor allem in Entwicklungsländern ging Dr. Bernhard Walter, Referent für Ernährungssicherheit und Landwirtschaft, Brot für die Welt, ein. Der Export von Biomasse habe nicht nur ökologische, sondern auch soziale Folgen, da Menschenrechtsstandards oft verletzt würden. Durch den Bioenergieboom mit verursachte Steigerungen bei Lebensmittel- und Landpreisen verschlechterten die Situation der dortigen Bevölkerung zusätzlich. Notwendig sei es, eine Ernährungssicherungspolitik aufzubauen, zu deren Rahmenbedingungen die Förderung kleinbäuerlicher Strukturen und eine Beteiligung an der Wertschöpfungskette gehöre. Letztendlich wünsche er sich in der EU eine möglichst hohe Selbstversorgung mit Bioenergie und für die Entwicklungsländer eine Politik, die dahingehend gestaltet werde, dass auch dort die eigene Versorgung mit Energie aus Biomasse gesichert sei. Detlef Hausmann, Dr. Bernhard Walter, Moderatorin Heike Götz, Johannes Lackmann, Bärbel Höhn

11 ASG 9 Der Anbau von Biomasse dürfe nur unter bestimmten Rahmenbedingungen erfolgen so Bärbel Höhn, MdB, Bündnis 90/Die Grünen. Verhindert werden müsse, dass ökologisch wertvolles Grünland beispielsweise dem Anbau von Maismonokulturen zum Opfer falle. Zwar habe die Bundesregierung Defizite im Erneuerbare-Energien-Gesetz teilweise korrigiert, so dass z. B. der Anteil einzelner Fruchtarten begrenzt sei, ausreichend seien diese Restriktionen ihrer Meinung nach jedoch noch nicht. Vorgaben, vor allem in Bezug auf den Artenschutz und auf ein Zertifizierungssystem seien sinnvoll. Da Biomasse aus aller Welt komme, müssten weltweite Standards gelten, die eine Abholzung des Regenwalds verhinderten und die Ernährung der Menschen in ärmeren Ländern sicherten. Doch nicht nur Biomasse müsse zertifiziert werden; auch bei der Fleischerzeugung werde Regenwald zerstört, weshalb Kriterien für alle Nutzpflanzen erforderlich seien. Eine finanzielle Unterstützung der Länder mit Regenwaldgebieten sei nur dann sinnvoll, wenn diese kontrolliert würden, was heute mit GPS-Systemen (weltweiten satellitengestützten Navigationssystemen) durchaus möglich sei. Als notwendig bezeichnete Höhn ein Biogaseinspeisegesetz, um in Deutschland nachhaltig erzeugtes Biogas zu produzieren und damit die Abhängigkeit von russischem Erdgas zu verringern. Johannes Lackmann, Geschäftsführer des Verbands der Deutschen Biokraftstoffindustrie, vertrat die Ansicht, dass eine Selbstverpflichtung der Unternehmen zur nachhaltigen Bioenergieerzeugung kaum funktionieren werde. Als Mitglied von Zertifizierungsgremien diskutiere er mit Politik und Verbänden über Bedingungen und identifiziere zusammen mit der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit positive Projekte in Entwicklungsländern. Da sich der Energiepflanzenanbau in Deutschland nicht beliebig ausdehnen lasse, seien Firmenkooperationen und gerechte Handelsstrukturen unerlässlich. In diesem Zusammenhang forderte er eine verbindliche Politik, die z. B. den Import von Biodiesel aus den USA verbiete, da dieser dort subventioniert und deshalb in Deutschland konkurrenzlos günstig angeboten werden könne. Detlef Hausmann, Landwirt und Lohnunternehmer mit einer Biogasanlage, berichtete von einem Projekt, in dem er gemeinsam mit neun anderen Landwirten eine Partnerschaft mit dem französischen Industrieunternehmen Veolia eingegangen sei. Veolia habe die Kosten für zehn baugleiche Biogasanlagen, die an verschiedenen Orten in Sachsen- Anhalt errichtet wurden, übernommen, er und seine Kollegen bewirtschafteten diese. Die Abwärme der Anlagen werde von den Landwirten selbst zum Heizen genutzt und könne zusätzlich über ein Fernwärmenetz in die nächstgelegenen Dörfer geleitet werden. Diese Nutzung der Wärme bezeichnete Hausmann als unabdingbar, da so ein enger Bezug zwischen Bevölkerung und Biogasanlage bestehe und die Akzeptanz steige. Positiv sei auch die Schaffung von elf neuen Arbeitsplätzen zu sehen, wodurch zumindest die Abwanderung einiger Arbeitskräfte bzw. Familien aus der Region verhindert worden sei. Bzgl. der Fruchtfolge auf seinem Betrieb gab Hausmann an, dass sich die Biogaserzeugung zwar noch auf den Maisanteil auswirke, er jedoch bemüht sei, eine Fruchtfolge aufzubauen, die auf Roggen basiere, der als Grünroggen genutzt werde. Eine Untersaat des Roggens diene zunächst der Samen- und später der Grasschnittnutzung. Durch eine Humuswirtschaft, bei der die Flächen im Winter begrünt seien, würden Nährstoffverluste gering gehalten, wodurch geringere Düngegaben notwendig seien. Deutscher Landkreistag (dlt): Ein attraktives Bildungsangebot durch Kooperation und ÖPP In Sachsen-Anhalt sei es gelungen, ein stabiles Schulnetz aufzubauen, so Winfried Willems, Staatssekretär im Kultusministerium Sachsen-Anhalt. Im dünn besiedelten Raum hätten sich die kleinstmögliche Schülerzahl und Klassenstärke an Sekundarschulen sowie Gymnasien nach unten verschoben. Das gemeinsam von Landesregierung, Kommunen und Landkreisen erarbeitete Konzept lasse z. B. an Einzelstandorten Grundschulen mit nur 40 Schülern/ 10 Kindern pro Klasse zu. Durch die geringen Jahrgangsbreiten an weiterführenden Schulen sei es jedoch schwierig, bestimmte bildungspolitische Ansprüche wie etwa ein umfangreicheres Fremdsprachenangebot zu erfüllen. Wichtig sei, das Lehrpersonal so auszubilden, dass es die Herausforderungen kleinerer Schulen bewältigen könne. Die Schulen sollten eng kooperieren und z. B. Grundschulen und Sekundarschulen an einem Standort zusammenlegen. Solche Kooperationen erforderten ein hohes Maß an Flexibilität. Darüber hinaus sollten Öffentlich Private Partnerschaften (ÖPP) für Schulen weit über Schulfeste hinaus reichen. Menschen mit Berufserfahrung und aus dem gesellschaftlichen Bereich sollten in den Unterricht involviert werden und mit Schülern und Schülerinnen ins Gespräch kommen. Dies eröffne ihnen Perspektiven für das, was nach der Schule wichtig sei und würde den häufig problematischen Übergang in den Beruf erleichtern. Eine zentrale Forderung der Landkreise sei seit Jahren, mehr Verantwortung für die Schule vor Ort zu erhalten, so Ulrich Gerstner, Landrat des Salzlandkreises. Freie Schulen zeigten, wie Personalund Finanzverantwortung in einer Einrichtung zu mehr Qualität in der Bildung führen könne. Das

12 10 ASG Winfried Willems, Ulrich Gerstner, Moderatorin Heike Götz, Hans-Benno Wichert, Christian Vieth Hauptaugenmerk müsse auf ein sinnvolles Netz der noch verbleibenden Schulen gerichtet werden. Hier sei insbesondere die Verantwortung der Kommunalpolitiker gefragt. Da sich die Geburtenzahlen in den letzten fünf Jahren stabilisiert hätten, hoffe er, dass die Talsohle überschritten sei und keine Schulschließungen in größerem Umfang mehr zu befürchten seien. Der Erhalt von Schulen in Gebieten mit niedriger Bevölkerungsdichte erspare Kindern lange Fahrtzeiten und erhalte besonders von jungen Familien erwünschte Infrastruktur. Lange Schul- und Fahrtzeiten führten dazu, dass viele Aktivitäten von Kindern und Jugendlichen im ländlichen Raum nachmittags nicht mehr stattfinden könnten, wodurch das Land unattraktiv für sie werde, erörterte Christian Vieth, Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugend im ländlichen Raum. Dies ziehe einen weiteren Rückgang von Infrastruktur, eine Abwanderung der Jugendlichen sowie einen Mangel an Arbeitsplätzen und an Fachkräften nach sich, dem entgegengesteuert werden müsse. In Sachen Bildung dürften Ballungszentren den ländlichen Regionen gegenüber nicht bevorzugt werden und es dürfe nicht zu einer Ausdünnung des Bildungsangebotes an Schulen, beispielsweise der Streichung von Leistungskursen, kommen. Diesbezüglich könne von einem Angriff auf Bildungsgerechtigkeit auf dem Lande gesprochen werden. Die Landjugendverbände strebten verstärkte Kooperationen mit Schulen an, denn sie hätten gute Bildungsangebote für Schüler, beispielsweise zum Thema Übergang Schule Beruf, entwickelt. Auch die Einbindung Ehrenamtlicher sei wichtig. Darüber hinaus könnten Schulen im ländlichen Raum auch Kulturträger oder Multifunktionsstandort werden. 60 % der Bevölkerung in Deutschland lebten im ländlichen Raum und ein Großteil der Arbeitsplätze knapp 23 Mio. befänden sich hier, so Hans- Benno Wichert, Bildungsbeauftragter im Deutschen Bauernverband (DBV). Für diese Menschen wolle der DBV den ländlichen Raum intakt halten und ihnen Perspektiven bieten. Wichtig sei es, die Interessen stärker zu artikulieren. Auch im Bereich der Agrarbildung sei die Vernetzung ein Thema. Da die Ansprüche der Gesellschaft an die Landwirtschaft immer größer würden, müsse von der Infrastruktur des Bildungsstandortes bis hin zum optimalen Lehrpersonal alles abgestimmt sein. Gemeinsam stark Leader-Regionen in Bewegung Leader stehe für Handeln in der Region, erläuterte Dr. Jan Swoboda, Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche Räume. Dabei richte sich der Fokus nicht auf einzelne Projekte, sondern auf die Vernetzung verschiedener Aktivitäten innerhalb einer Region. Der Zielgedanke von Leader sei die Verbindung von Aktionen, indem sie inhaltlich miteinander in Beziehung gesetzt würden. Wie sich einzelne Aktivitäten und Projekte in ein Gesamtkonzept zur nachhaltigen Regionalentwicklung einfügen und ineinandergreifen, demonstrierten beispielhaft vier Leader- Regionen. Wesermarsch in Bewegung Rolf Blumenberg, Bürgermeister der Gemeinde Butjadingen, vertrat die niedersächsische LAG (Lokale Aktionsgruppe) Wesermarsch in Bewegung. Auf Plattdeutsch beschrieb er ihr Gebiet, das von der Wattenküste der Nordsee und dem westlichen Weserufer eingegrenzt wird. In der Leader- Förderperiode seien rund 70 Projekte zur nachhaltigen Regionalentwicklung umgesetzt worden. Hierzu gehörten beispielsweise zehn Melkhuskes auf landwirtschaftlichen Betrieben entlang der touristischen Radrouten, in denen Fahrradtou-

13 ASG 11 risten mit Milchshakes und Käsebroten verköstigt würden. Auch zukünftig sei der Erhalt der Kulturlandschaft und die Produktion sowie Vermarktung regionaltypischer Erzeugnisse ein zentrales Anliegen der LAG. AktivRegion Uthlande Um außen liegendes Land handele es sich bei der Region Uthlande, erklärte Helge Jansen, Vorsitzender der LAG. Die Umsetzung des Leader-Ansatzes erfolge in Schleswig-Holstein durch die Förderinitiative AktivRegion. Als eine der 21 AktivRegionen im Bundesland setze sich die Region Uthlande aus fünf Inseln und den Halligen des Kreises Nordfriesland zusammen. Da die AktivRegion Uthlande im Biosphärenreservat Schleswig-Holsteinisches Wattenmehr und Halligen liege, stimmten die Entwicklungskonzepte auch mit den Zielen des UNES- CO-Programms men and biosphere überein. Inseln und Halligen sollten lt. Jansen als Lebensraum mit hoher Qualität, in dem die Menschen im Einklang mit der Natur lebten, erhalten werden. Ihre außergewöhnliche naturräumliche Lage im Wattenmeer berge einerseits ein enormes touristisches Potenzial, anderseits stelle sie für die Bevölkerung eine besondere Herausforderung dar, die sich durch den Klimawandel noch verschärfen könnte. So sei es notwendig, bei Sturmfluten eine gewisse Gelassenheit zu bewahren, beispielsweise auch dann, wenn es Kindern nicht möglich sei, zur Schule zu kommen und die Eltern mit ihnen die per oder Fax eingegangenen Schulaufgaben erledigen müssten. Ostallgäu Unter dem Motto Das Allgäu mit allen Sinnen erleben präsentierte Michaela Waldmann, Projektmanagerin der LAG Ostallgäu, den Zusammenschluss von vier benachbarten Leader-Regionen und verschiedene Kooperationsprojekte, durch die sich eine gemeinsame regionale Identität entwickeln solle. Das Netzwerk widme sich vor allem den Themen Direktvermarktung, Freizeitgestaltung und Tourismus. Gemeinsam würden die Mitglieder des Vereins Westallgäuer Käsestraße e.v. für ihre Produkte mit Sennereiführungen, Käseschule oder Buffetservice werben. Auf der Land-Schau-Bühne zeigte sie den fünfminütigen Film Wo auf den Bergen Schlösser wachsen, der mit Leader-Mitteln gedreht worden sei. Authentisch, ohne Schauspieler und mit einem imposanten Auftritt von etwa 250 Alphornbläsern vermittele er neben vielen Printmedien einen Eindruck von der Region. Henneberger Land Im thüringischen Bauerbach habe Friedrich Schiller auf der Flucht Asyl gefunden und mehrere Theaterstücke geschrieben bzw. angefangen, so Rosemarie Fickel, Bürgermeisterin von Bauerbach. Aufgrund dieser historischen Gegebenheit fühle sich die Gemeinde dem Dichter verbunden und habe sich seit fast 50 Jahren dem Theaterspiel verschrieben. Die Schauspielgruppe des als Verein organisierten Laientheaters, an der mit 130 Personen etwa die Hälfte der Dorfbevölkerung beteiligt sei, studiere pro Jahr je ein Stück für Erwachsene und für Kinder ein. Diese würden im Naturtheater Friedrich Schiller in der Gemeinde aufgeführt. Mit finanzieller Unterstützung der LAG Henneberger Land sei ein Gebäude auf dem Gelände der Freilichtbühne errichtet worden. Neben einem Kassenraum sei ein Informations- und Serviceraum entstanden, in dem einheimische Produkte verkauft würden. Eine Förderung sei vor dem Hintergrund erfolgt, dass sich die Hügellandschaft am Rand der Rhön durch regionaltypische Kultur aufwerten und touristisch vernetzen lasse. ce fa mp pa ro Dr. Jan Swoboda (3. v. l.) und Akteure aus den Leader-Regionen

14 12 ASG ASG-Frühjahrstagung 2009 in Stendal 20 Jahre nach der Wende Wie steht es um die Landwirtschaft und die ländlichen Räume? Was haben wir erreicht? Was bleibt zu tun? 2009 jährt sich der Fall der Mauer zum 20. Mal. Dies gibt Anlass zur Bestandsaufnahme, der Betrachtung von Erreichtem und Verfehltem, aber auch den Blick nach vorn zu richten. Was kann oder muss getan werden, um den Menschen in den ländlichen Gebieten und in der Landwirtschaft ihre Lebensgrundlagen zu sichern? Sind in den ländlichen Lebensbedingungen und in der Lebensqualität zwischen Ost- und Westdeutschland überwiegend Angleichungstendenzen festzustellen oder driften diese eher auseinander? Mit unserer Frühjahrstagung wollen wir den Entwicklungsstand, die Stärken und Schwächen der Landwirtschaft und der ländlichen Räume in Ostdeutschland beleuchten und daraus Schlussfolgerungen für die Zukunft ableiten. Mittwoch, 10. Juni Uhr Stadtführung Uhr Begrüßungsempfang der Landesregierung Sachsen-Anhalt, Rathaus Stendal Prof. Dr. Wolfgang Böhmer Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt Klaus Schmotz Oberbürgermeister der Stadt Stendal Fotos: Stadt Stendal Pressestelle Donnerstag, 11. Juni 2009 Rathaus mit Marienkirche 8.00 bis ca. Fachexkursionen mit gemeinsamem Abschluss und Abendessen in Tangermünde Uhr Route A Route B Route C Landwirtschaft in unterschiedlicher Rechtsform, ländliche Entwicklung, Bildung und Ausbildung Ländliche Wirtschaftsentwicklung und Arbeit, Revitalisierung von Industriebrachen, Gebäudeumnutzung, Tourismus, Kultur Ländliche Entwicklung, Diversifizierung, Landwirtschaft als sozialer Betrieb, Sanierung, Nutzung und Bedeutung militärischer Liegenschaften Uhr Sachsen-Anhalt gestern, heute und morgen Petra Wernicke Ministerin für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt

15 ASG 13 Freitag, 12. Juni Uhr Vortragstagung mit Podiumsdiskussion 10:20 Uhr Pause Begrüßung und Moderation StS. a.d. Dr. Hans-Hermann Bentrup Vorsitzender des Vorstandes der Agrarsozialen Gesellschaft e.v. Demografischer Wandel in Sachsen-Anhalt Fakten, Prognosen und Handlungsstrategien Wilfried Köhler Referatsleiter im Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt Ländliche Räume in Ost- und West-, in Nord- und Süddeutschland Prof. Dr. Peter Weingarten Leiter des Instituts für Ländliche Räume des Johann Heinrich von Thünen-Instituts (vti), Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume Wald und Fischerei, Braunschweig Ungleiche Lebensverhältnisse zwischen Ost und West Dauerbrenner auch für die nächsten Jahre? Dr. Joachim Rangnitz Stellv. Geschäftsführer, ifo Institut für Wirtschaftsforschung, Niederlassung Dresden 10:50 Uhr Agrarstrukturen nach 20 Jahren Transformation: Stand, Potenziale und Herausforderungen Prof. Dr. Alfons Balman Geschäftsführender Direktor am Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO), Halle, und Professor für Betriebs- und Strukturentwicklung im ländlichen Raum an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Umstrukturierung der ostdeutschen Landwirtschaft Erwartungen, politische Weichenstellungen, soziale Folgen, Perspektiven PStS. a.d. Dr. Gerald Thalheim Berater des Mitteldeutschen Genossenschaftsverbandes, Claußnitz Blick nach vorn: Was bleibt zu tun? Podiums- und Plenumsdiskussion mit den Referenten sowie StS. Dr. Hermann Onko Aeikens Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt 13:30 Uhr Ende der Veranstaltung Das vollständige Tagungsprogramm und Anmeldung im Internet unter Gefördert durch:

16 14 ASG Die Altmark und die Hansestadt Stendal Weites Land, mittelalterliche Fachwerkstädte und historische Sehenswürdigkeiten sind in der Altmark ebenso zu finden wie modernste Technik und innovative Ansätze zur Steigerung der regionalen Wertschöpfung und Verbesserung der ländlichen Lebensqualität. Die Altmark Die Altmark, der älteste Teil der Mark Brandenburg 1304 als Antiqua Marchia (Alte Mark 1 ) erstmals erwähnt bildete im 12. Jahrhundert das Ausgangsgebiet für die Eroberung ostelbischer Gebiete und wird daher oft als Wiege Preußens bezeichnet. Das westlich der Elbe liegende, landwirtschaftlich geprägte, aber auch naturnahe Tiefland mit Wäldern und Heide wird im Norden durch das Wendland und im Süden durch die Magdeburger Börde begrenzt. Die Altmark wird heute in den Altmarkkreis Salzwedel und den Landkreis Stendal untergliedert. Erst seit der Landkreis Stendal auch östlich der Elbe gelegene Gebiete umfasst, werden diese, historisch zum Jerichower Land und der Prignitz gehörend, gelegentlich mit zur Altmark gezählt. Hansestadt Stendal Stendal ist mit ca Einwohnern die größte Stadt der Altmark. Sie ist zugleich Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises und die älteste Siedlung der Region. Erstmals urkundlich erwähnt wird das Dorf Steinedal Gründer der eigentlichen Stadt Stendal war wie bei fast allen Städten der Region der Askanier Albrecht I, genannt der Bär. Er errichtete hier eine Burg, um die herum sich schnell die Stadt das Stadtrecht wurde 1165 verliehen entwickelte. Handel und Gewerbe vor allem das der Tuchmacher und Gewandschneider entfalteten sich durch die Lage an mehreren wichtigen Handelswegen zügig. Stendal gehörte von 1358 bis 1518 dem Bund der Hanse an und war mit Magdeburg, Lüneburg und Berlin sowie den Seehäfen Lübeck, Hamburg, Wismar und Stralsund verbunden, was zum weiteren Wohlstand der Stadt beitrug. Eine Reihe von Gebäuden, in der Hansezeit oder später in hanseatischer Tradition erbaut, sind noch erhalten. Das Rathaus wurde Anfang des 15. Jahrhunderts als gotischer Bau errichtet, später aber im Stil der Renaissance verändert. Der kleine Rathausfestsaal besticht durch reichhaltige Holzschnitzereien aus dem Jahr Markant ist die sich zum Markt hin öffnende Gerichtslaube, in der sich heute das Kaffeekult mit historischer Rösterei, Seminarangeboten und Kaffeeverkostungen befindet. Vor dem Rathaus erhebt sich eine fünfeinhalb Meter große Rolandfigur aus dem Jahr 1525, welche Macht, Rechte und Freiheiten der mittelalterlichen Stadt verkörpert. Sinnbild der Gerichtsbarkeit ist das gezogene, gut 4 m lange Schwert. Vier große backsteingotische Kirchen prägen die Silhouette der Stadt. Sehenswürdigkeiten sind auch die beiden Stadttore, das Tangermünder und das Uenglinger Tor. Letzteres gilt als eines der schönsten Stadttore Norddeutschlands. Sein prächtiger, aus dem 15. Jahrhundert stammender Aufbau diente als Teil des Nordwalls der Verteidigung und der Repräsentation der reichen mittelalterlichen Stadt. Aus 28 m Höhe hat man durch seine Zinnen einen umfassenden Blick auf Stendal. 1 Marken: deutsche Grenzregionen

17 ASG 15 Bekanntester Sohn der Stadt ist der 1717 geborene Johann Joachim Winckelmann, Erforscher der Antike und Begründer der modernen Altertumswissenschaften. An der Stelle seines Geburtshauses steht heute das Winkelmann-Museum mit dem auf Winckelmanns Vorliebe für den griechischen Dichter Homer anspielenden, größten Trojanischen Pferd der Welt. Es ist ebenfalls begehbar und bietet eine schöne Aussicht auf die Stadt. Das Museum informiert über Leben und Arbeiten Winkelmanns und bietet wechselnde Ausstellungen antiker Kunst. Das integrierte Kindermuseum lädt zu einer Zeitreise in ein verschüttetes römisches Haus ein, in dem der Alltag eines Römers entdeckt und erlebt werden kann. Regionalentwicklung In zentraler Lage in Europa und mit guter Verkehrsanbindung als traditioneller Eisenbahnknotenpunkt ist Stendal über die Schiene hervorragend erschlossen und auch mit dem ICE erreichbar liegt die Stadt in der am dünnsten besiedelten Region Sachsen-Anhalts. Die Abwanderung in den 90er Jahren, wenig Industrie und demzufolge ein geringer Beschäftigungsgrad stellt Stadt und Region vor Probleme, die z. T. mit Hilfe verschiedener Initiativen gelöst wurden und z. T. noch gelöst werden sollen. So werden im Rahmen der Teilnahme an der Internationalen Bauausstellung (IBA) Stadtumbau 2010 neue Partnerschaften zwischen der Stadt, ihrem Umland und der Wirtschaft eingegangen. Die an der IBA teilnehmenden Städte analysieren in diesem Rahmen, welche Formen der Daseinsvorsorge noch Bestand haben können und wo umgedacht werden muss. In Stendal liegt der Schwerpunkt auf der Schulentwicklung und dem öffentlichen Nahverkehr. Seit 1992 ist Stendal Hochschulstandort: zwei Fachbereiche der Hochschule Magdeburg-Stendal (FH), Wirtschaft und Angewandte Humanwissenschaften, mit Studierenden sind in Stendal angesiedelt. Einen hohen Stellenwert innerhalb der verschiedenen Initiativen und Aktivitäten zur Förderung der Regionalentwicklung haben nachwachsende Rohstoffe wurde das mit EU-, Bundes- und Landesmitteln geförderte, modernste Zellstoffwerk Deutschlands in Arneburg an der Elbe in Betrieb genommen. Es verarbeitet überwiegend heimische Nadelhölzer und ist zudem das größte Biomasse- Kraftwerk Deutschlands. Nicht nur das Zellstoffwerk, sondern die ganze Region setzt auf die Entwicklung der Bioenergie. Die als Bioenergie-Region Altmark zusammengeschlossenen Kreise Salzwedel und Stendal wurden im Februar 2009 als einer von 25 Preisträgern im Bundeswettbewerb Bioenergie-Regionen ausgezeichnet. Geplant ist, bis zum Jahr 2020 einen Beitrag von 30 % Bioenergie an der Deckung des regionalen Wärmebedarfs zu erbringen. Die langfristigen, im Regionalen Entwicklungskonzept Altmark beschriebenen Ziele sind ausgerichtet auf die Generierung regionaler Wertschöpfung, die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Sicherung von Ressourcenverfügbarkeit sowie den Schutz und die nachhaltige Entwicklung der Kulturund Naturlandschaften. Das heutige Konzept baut im Wesentlichen auf die 2002 bis 2007 im Rahmen des Bundeswettbewerbs REGIONEN AKTIV Land gestaltet Zukunft begonnenen Wertschöpfungsketten für innovative Ansätze zur effizienten Nutzung von Biogas auf. ba Uenglinger Tor Kolossalfigur Roland Dom St. Nikolaus

18 16 Agrarpolitik Neues von der agrarpolitischen Bühne: Profile Profilierungsversuche, große Raffinesse und keine Experimente in der Berliner Agrarpolitik beleuchtet von Rainer Münch In Berlin sind ein halbes Jahr vor der Bundestagswahl heftige Profildiskussionen entbrannt. Teile der CDU erwarten von der Kanzlerin, innerhalb der Bundesregierung mehr konservatives Profil zu zeigen anstatt den Papst zur Räson zu rufen. Die SPD drängt den Außenminister, sich als Kanzlerkandidat nicht nur den äußeren, sondern auch den inneren Brandherden zuzuwenden, auch wenn wie etwa in Rüsselsheim das Löschwasser knapp und der Schlauch kurz ist. Die FDP gefällt sich in der Rolle des marktwirtschaftlichen Lordsiegelbewahrers und erzielt mir ihren entschlossenen Worten statt Taten erstaunliche Umfrageergebnisse. Die Grünen setzen wie immer ausschließlich auf Inhalte. Nur weil die erforderliche rot-grüne Mehrheit fast ebenso unwahrscheinlich ist wie eine grüne Alleinregierung, soll es in der Führungsetage erste theoretische Überlegungen für neue Konstellationen geben aber nur, wenn die Inhalte stimmen. Die Linke beklagt die Abgründe des Kapitalismus und setzt in bewährter Weise auf Freibier für alle. Und die CSU? Deren Vorsitzender und bayerischer Ministerpräsident hat sein Ohr soweit möglich noch näher an Volkes Stimme gerückt und sein Profil insofern geschärft, als er die Prinzipienlosigkeit endgültig zum politischen Prinzip erhoben hat. Der Agrarpolitik und dem tristen Dasein als Minister für Bananen und Kartoffeln zwar längst entrückt, weiß Seehofer doch noch immer, wo den Bauern der Schuh drückt auch und gerade, weil die Hälfte von ihnen bei der letzten Landtagswahl ihr Kreuz nicht wie in den Jahrhunderten zuvor bei der CSU gemacht hat. Die Bauern und ihre Interessenvertreter haben nämlich den Agrardiesel und dessen Besteuerung als Quelle allen Ungemachs, Ursache für hohe Kosten, schmale Gewinne und kalte Füße auf den Höfen entdeckt. Dringend benötigt werde ein Zeichen der Ermutigung, mahnt landauf landab der Bauernverband. Allerdings wollte die SPD, die nach den Worten des CSU-Landesgruppenvorsitzenden Ramsauer zur Landwirtschaft ohnehin ein gestörtes und geradezu verhasstes Verhältnis hat, vor allem in Person von Bundesfinanzminister Steinbrück, dieses mindestens 300 Mio. teure Zeichen überraschenderweise nicht geben. Im Übrigen würde eine Angleichung an französische Verhältnisse den Bundeshaushalt sogar 900 Mio. kosten. Da beides nicht zu haben war, nahm sich der CSU-Chef höchstselbst der Sache an und versprach Abhilfe. Sein an politischer Raffinesse kaum zu überbietender Vorschlag: Wenn schon die Sozis eine Entlastung für alle blockieren, machen wir es eben in Bayern allein und zeigen, was uns unsere Bauern wert sind, wie Seehofer beim bierseligen Politischen Aschermittwoch in Passau betonte. Nachdem in der Beamtenschaft in München, Bonn und Berlin nach dieser Ankündigung die ersten Atemnöte überwunden und die letzten Schneidezähne aus den Schreibtischplatten entfernt worden waren, trat doch eine gewisse Skepsis offen zu Tage, wie denn ein solches Ansinnen umzusetzen wäre, ohne mit dem EU-Beihilfenrecht in Kollision zu geraten. Erste Diagnose: Wahrscheinlich gar nicht. Offenbar hatte die CSU-Führung im Vorfeld gemäß dem alten Strauß-Motto Geht nicht, gibt s nicht diese Umsetzungsfrage bewusst ausgespart, hätte sie dann womöglich doch auf diese Liebesbezeugung gegenüber ihrer früheren Stammkundschaft verzichten müssen. Immerhin räumt die Regierung inzwischen ein, dass die Auszahlung von 34 Mio. in diesem und im nächsten Jahr erst nach einer beihilfenrechtlichen Genehmigung aus Brüssel erfolgen kann. Weil sich die Kommission für solche Entscheidungen in der Regel viel Zeit lässt, bleibt ausreichend Gelegenheit, den Agrardiesel im Wahlkampf für eigene Zwecke zu thematisieren, ohne dass es zunächst was kostet. Im Übrigen dürfte die Ankündigung eines bayerischen Weges auch beim Bauernverband wegen des damit verbundenen Diskussionsstoffs in den eigenen Reihen und den völlig neuen innerdeutschen Konfliktlinien für die geforderte Agrardieselentlastung auf ganz helle Begeisterung gestoßen sein. Schließlich könnte auch die dem Wettbewerbsgedanken stets verbundene FDP, die inzwischen in den meisten Ländern mitregiert, angetan gewesen sein von der Vorstellung, im Bund mit allem Nachdruck und stets aufs Neue die Agrardieselsteuer zu geißeln, in den Ländern mit ihrer Regierungsbeteiligung dies jedoch nicht durchzusetzen oder gar zu verhindern.

19 Agrarpolitik 17 Profilieren wollte sich dereinst auch ein Ministerium, dass in Sorge um seine Existenzberechtigung stets auf der Suche nach neuen Aufgaben und Themen ist. Neben Milchvieh und Möhren, Biodiesel und Biobohnen, Gartenbau und Gülle, Versorgung und Verbrauchern sei man auch für ländliche Räume zuständig, als deren Anwalt man sich verstehe, hieß es wiederholt von Spitzenkräften des Ressorts. Eine Konferenzreihe nach dem Motto Gut, dass wir mal drüber geredet haben stand in dieser Legislaturperiode ebenso auf der Agenda wie ein Handlungskonzept zur Weiterentwicklung der Politik für ländliche Räume. Inspiriert von derlei Aktivitäten sah sich das Bundeskabinett im Frühjahr letzten Jahres veranlasst, dem Ganzen noch mehr Gewicht zu geben und eine Interministerielle Arbeitsgruppe (IMAG) unter Federführung des Bundeslandwirtschaftsministeriums einzurichten. Getrieben von der Befürchtung, vor allem periphere, strukturschwache und besonders vom demografischen Wandel betroffene Regionen könnten in ihrer Entwicklung dauerhaft zurückfallen, sollte die IMAG bis Ende 2008 ein Handlungskonzept zur Weiterentwicklung ländlicher Räume entwerfen. Nachdem die hochrangig besetzte Arbeitsgruppe den Jahresendtermin stillschweigend hatte verstreichen lassen, droht nun gar ein richtiger Eklat: Die Ministerien können sich allem Anschein nach nicht auf ein gemeinsames Papier verständigen. Es geht dabei wohlgemerkt weder um ein Gesetz noch um eine direkte Anleitung zu konkretem Regierungshandeln. Kein gutes Licht fällt dabei auf die Rolle des selbsternannten Anwalts ländlicher Räume. Der besinnt sich nach den zwischenzeitlichen Konzeptions- und Konferenzausflügen mittlerweile wieder auf sein Kerngeschäft, Ackerbau und Viehzucht. Tatsächlich soll es ja noch vereinzelt Regionen geben, in denen die Landwirtschaft deutlich mehr als die durchschnittlichen 2 % zur Wirtschaftsleistung beiträgt. Aber daraus gleich das Rückgrat ländlicher Räume und den alleinigen Kern der ländlichen Ministeriumspolitik zu machen? Das sieht man in der Führungsetage anders und man wehrt sich dort gegen eine Ausweitung seiner Förderpolitik über die Landwirtschaft hinaus. Zunächst blockierte das Landwirtschaftsministerium die Forderung nach einer Grundgesetzänderung mit dem Ziel, die Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK) über den Agrarbereich hinaus zu öffnen. Dann sperrte sich das Ministerium auch gegen eine Änderung des GAK-Gesetzes, um zumindest Kleinstunternehmen etwa im Handwerk fördern und mit den Möglichkeiten der EU-Verordnung zur Entwicklung des ländlichen Raums (ELER- Verordnung) Schritt halten zu können. Interessanterweise hatte die Fachebene einer entsprechenden Passage bereits zugestimmt und ein mit den anderen Ressorts abgestimmtes Konzept vorgelegt, um anschließend von der eigenen Leitung zurückgepfiffen zu werden. Das wiederum fand wenig bis keine Zustimmung bei den anderen Ressorts, die lieber gar kein Konzept wollen als eines, in dem der selbsternannte Anwalt ländlicher Räume konkrete Schritte in seinem Zuständigkeitsbereich ablehnt. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass selbst die CDU im Entwurf für ihr Wahlprogramm eine Weiterentwicklung der GAK in eine Gemeinschaftsaufgabe ländliche Räume fordert, das zuständige Ministerium aber genau das verhindern will und die Mittel ausschließlich in der Landwirtschaft oder zumindest landwirtschaftsnah einsetzen will. Man sei not amused über das drohende Scheitern der Arbeitsgruppe, heißt es im Bundeskanzleramt. Kein Wunder, könnte doch jemand darin ein weiteres Feld entdecken, in dem die große Koalition nichts zu bestellen hat und Union und SPD nicht zu einem Gemeinsamen in der Lage waren. Dem Vernehmen nach soll das Kanzleramt den Diskussionsprozess allerdings auch nicht gerade entscheidende Impulse gegeben haben. Das Amt habe sich ganz die Chefin zunächst monatelang über seine Absichten nur vage geäußert, um sich anschließend in der entscheidenden Phase bedeckt zu halten. Und die Bundeslandwirtschaftsministerin? Hat die Grüne Woche erfolgreich absolviert, alle Weltagrargipfel mühelos erklommen, internationale und sonstige Agrarforen unfallfrei hinter sich gebracht und sieht sich jetzt dem Problem ausgesetzt, dass ihr jung-dynamischer Partei- und Kabinettskollege Karl-Theodor zu Guttenberg sämtliche Mikrophone okkupiert, knappe Sendezeiten füllt und sich deshalb für Frau Aigner wenig Gelegenheiten zur Profilierung in der Öffentlichkeit bieten. Gelungen ist ihr das immerhin in der Grünen Gentechnik. Hier ist die frühere Forschungspolitikerin in ihrer neuen Funktion offenbar zu neuen Einsichten gelangt und ganz auf die offen ablehnende Haltung ihres Parteivorsitzenden eingeschwenkt. Auch in der Milchpolitik lässt sich erahnen, dass der lange Schatten des Vorsitzenden und dessen wachsende Vorliebe für wenig patente Mengenrezepte in der Berliner Wilhelmstraße nicht ohne Eindruck bleiben wird. Zugute halten kann man der Ministerin immerhin, dass ihre zunächst nur kurze Amtszeit für Profilierungen wenig Gelegenheit bietet. Erst fängt sie ganz langsam an, aber dann, aber dann...!??

20 18 Agrarpolitik Den Menschen nicht nach dem Munde reden Interview mit Ernst Bahr, langjähriger SPD-Bundestagsabgeordneter aus dem nördlichen Brandenburg, über 20 Jahre ländliche Entwicklung in Ostdeutschland, eine verbreitete Distanz zur Demokratie in den Dörfern und Fehler der Politik Herr Bahr, wenn sie heute, fast 20 Jahre nach der Herstellung der deutschen Einheit, über die Dörfer in ihrer Heimatregion fahren, welchen Eindruck haben Sie? Bahr: Die Dörfer sind fast nicht wiederzuerkennen. Die meisten haben eine eindrucksvolle Entwicklung genommen. Das gilt für die Wohn- und Arbeitsverhältnisse ebenso wie für die Landwirtschaft und Teile der übrigen Wirtschaft. Der ländliche Raum hat sich insgesamt stabilisiert und ist lebenswert. Wenn es dennoch Vorbehalte gegen das Leben auf dem Lande gibt, hat das mit der Struktur der ostdeutschen Dörfer nur bedingt zu tun. Zwar sind beispielsweise Verkaufsstätten und Gaststätten weggefallen. Das ist jedoch in vielen Fällen durch Dorfgemeinschaftshäuser oder ähnliche Einrichtungen kompensiert worden. Ernst Bahr gehört seit 1994 dem Bundestag an. Der 64-jährige Diplomlehrer für Mathematik und Astronomie, der zu DDR-Zeiten an Schulen in Linum und Fehrbellin unterrichtete, ist Gründungsmitglied der SDP/SPD im nördlichen Brandenburg. Von 1990 bis 1994 war Bahr als Landrat im Kreis Neuruppin maßgeblich an der Umgestaltung der Verwaltung im Landkreis beteiligt. Im Bundestag war er mehrere Jahre Sprecher der Landesgruppe der brandenburgischen SPD-Abgeordneten und der ostdeutschen SPD- Abgeordneten. Seit 2002 ist Bahr Mitglied im Haushaltsausschuss. Vorher gehörte er dem Ernährungs- und dem Innenausschuss an. Zur nächsten Bundestagswahl tritt der langjährige Abgeordnete nicht mehr an. Foto: E. Bahr Gilt diese positive Einschätzung auch für die Landwirtschaft? Bahr: Eindeutig ja. Ich bin sehr froh, dass sich unterschiedliche Eigentumsformen etabliert haben. Wir haben heute, nicht zuletzt Dank richtiger politischer Weichenstellungen Anfang der 90er Jahre, eine vielfältige Agrarstruktur. Ein Manko stellt allerdings die nur unzureichend ausgeprägte Veredlungswirtschaft dar, weil die Betriebe seit Anfang der 90er Jahre kaum in der Lage waren, die notwendigen Investitionen vorzunehmen. Alles in allem sind aber die Zukunftsperspektiven gerade der Großbetriebe in liberalisierten Märkten gut. Dabei spielt auch eine Rolle, dass die Energieerzeugung aus Biomasse künftig weiter an Bedeutung gewinnen wird. Bei dieser positiven Wertung überrascht, dass nach wie vor Menschen aus ländlichen Gebieten gerade auch im nördlichen Brandenburg abwandern. Warum? Bahr: Ich denke, da sind keine einfachen Antworten möglich. Zunächst gibt es weltweit einen Trend vom Land in die Metropolen. Das gab es übrigens zu DDR-Zeiten auch schon. Die heutige Jugend hat zudem Ansprüche, die sie im ländlichen Raum nicht ohne weiteres verwirklichen kann. Die Universitäten sind nun einmal in der Regel in den Städten und nicht auf dem Dorf. Dagegen ist meines Erachtens nichts zu sagen, wenn junge Leute das Dorf verlassen, um eine qualifizierte Ausbildung zu machen. Die Masse der Jugendlichen bleibt ohnehin, wenn zwei Voraussetzungen gegeben sind: Zum einen müssen sie die Vorzüge des Lebens auf dem Lande zu schätzen wissen. Das ist eher ein psychologisches Problem und hat viel mit dem Image einer Region zu tun. Zum andern müssen natürlich Mindestanforderungen im Bereich der Infrastruktur gegeben sein. Dies reicht von Einkaufsmöglichkeiten über die Gesundheitsversorgung, Bildungsund Betreuungsangebote sowie das sportliche und kulturelle Angebot bis zum schnellen Zugang zum Internet. Die Politik muss also den Menschen die Chance geben, ihr Leben auf dem Lande zu gestalten. Sie darf aber nicht den Fehler machen, dem Einzelnen vorschreiben zu wollen, wo er zu leben hat.

21 Agrarpolitik 19 Das heißt aber zugleich, die Vorstellung ist illusorisch, die Politik könne die Abwanderung aus bestimmten Regionen stoppen? Bahr: Man wird sie nicht stoppen, sondern lediglich bremsen können. Hier kommt wieder die psychologische Komponente hinzu. Wenn wir den jungen Menschen sagen, auf dem Lande ist das Leben nicht attraktiv, ihr könnt da nichts werden, was die Eltern ebenso tun wie Lehrer oder auch Politiker, ist das erstens falsch und zweitens fatal. Dann entsteht ein Abwärtstrend, der kaum noch aufzuhalten ist. Es gibt eine Vielzahl von Beispielen, dass gerade junge Familien bewusst auf dem Lande leben. Vielfach sind es gerade die Cleveren, die Mobilen und auch die Agilen, die das Land verlassen. Welche Folgen hat diese Negativauslese für die verbleibende Dorfbevölkerung? Bahr: Ich teile diese Auffassung nicht. Wir haben eine ganze Reihe von jungen engagierten und hochqualifizierten Leuten vor Ort, und zwar in allen Wirtschaftsbereichen, auch in den öffentlichen Verwaltungen. Noch vor zehn Jahren haben sich Schüler in meiner Region über fehlende Freizeitmöglichkeiten beklagt. Das ist heute nicht mehr der Fall. Sie haben gelernt, dass man nicht in jedem Dorf eine Schwimmhalle haben kann, sondern dass man zum Schwimmen in die nächste Stadt fahren muss, um nur ein Beispiel zu nennen. Warum hat die positive Entwicklung, wie sie von Ihnen geschildert wird, nicht verhindern können, dass politische Parteien, die dem Gesellschaftssystem kritisch bis ablehnend gegenüberstehen, gerade in manchen ländlichen Regionen großen Zuspruch haben, nicht zuletzt bei Jugendlichen? Bahr: Das Problem sind nicht die jungen Leute, sondern Angehörige meiner Generation. Von ihnen höre ich nicht selten, dass es früher besser gewesen sei, sei es, dass es im Dritten Reich keine Arbeitslosen gegeben habe, sei es, dass zu DDR-Zeiten der Konsum, die Kindertagesstätte und die Schule noch im Dorf waren. Die Unzufriedenheit ist meines Erachtens eine Folge des Einheitsprozesses und sie ist die Ursache dafür, dass Rechts und Links einen solchen Zulauf bei Wahlen haben. Warum ist die DDR in den Köpfen gerade Älterer noch so präsent? Bahr: Gerade in meinem Alter gibt es viele, die vom Leben in der DDR nicht loskommen. Sie befürchten den Verlust ihrer Identität, wenn sie auf Distanz zum System der DDR gehen. Auch die zunehmende soziale Differenzierung der eine frühere LPG-Bauer wurde arbeitslos und fand keine neue Stelle, der andere brachte es als Versicherungsvertreter zu bescheidenem Wohlstand hat für Enttäuschungen gesorgt, die aber letzten Endes nicht zu vermeiden waren. Haben Sie den Eindruck, dass diese Distanz zur Demokratie eher zu- oder abnimmt? Bahr: Sie ist zumindest sehr verbreitet, gerade auf dem Land. Viele Menschen können nach wie vor nicht akzeptieren, dass die Mehrheit anders entscheidet, als sie es persönlich für richtig halten. Die Linkspartei nimmt sich dieser Gruppen an und suggeriert ihnen, sie werde ihre Belange durchsetzen. Rechtsstaatlichkeit und Demokratie spielen dabei für die Partei keine Rolle, wie ihre Geschichte bewiesen hat. Umfragen zeigen, dass sich ein Teil der Ostdeutschen nach wie vor als Bürger zweiter Klasse fühlt. Gilt dies auch für ländliche Gebiete oder ist dieses Gefühl dort sogar ausgeprägter? Bahr: Ich wehre mich vehement gegen solche Einstellungen, die auch nach meinen Erfahrungen auf dem Land verbreitet sind. Wer ist sich so wenig wert, dass er sich selber aufgrund von Einkommensunterschieden als Mensch zweiter Klasse einstuft? Ich kann das nicht nachvollziehen, sehe aber auch hier die Ursachen in einer gefühlten Ungerechtigkeit seit Ein typisches Beispiel ist die gegenwärtig in allen Parteien diskutierte Forderung, das Rentenrecht in Ost und West anzugleichen, die ebenfalls mit der vermeintlichen Benachteiligung der ostdeutschen Rentner begründet wird. Dass dabei der finanzielle Ausgleich geringerer Einkommen auf der Strecke bleiben würde, fällt dabei unter den Tisch. Hat der Staat nach der Wende zu viel in Beton und zu wenig in Köpfe investiert? Bahr: Die Investitionen in Beton, also in Infrastruktur, in Gebäude, in Ausstattung waren notwendig, ohne Frage. Sie waren auch erfolgreich, denn inzwischen ist die Infrastruktur und Ausstattung in der Regel besser als in Westdeutschland. Dies gilt auch für viele Dörfer. Während also diese Investitionen erfolgreich waren, war die Bewusstseinsbildung aus meiner Sicht kaum beeinflussbar, auch nicht von der Politik. Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass die öffentliche Meinung stark von den Älteren

22 20 Agrarpolitik geprägt wird, während bei den unter 30-Jährigen die Ost-West-Diskussion nach meinem Eindruck keine Rolle mehr spielt. Sie sind in der modernen Gesellschaft angekommen und nutzen Ihre Chancen. Gerade unter den Älteren ist der Anteil der ehemaligen SED- und Blockparteimitglieder hoch. Hier gibt es die größten Vorbehalte gegen das demokratische System. Haben es die demokratischen politischen Parteien versäumt, die Menschen einzubinden und für ihre Arbeit zu gewinnen? Bahr: Das glaube ich nicht. Die gegenwärtige Wohlstandssituation und die innere und äußere Sicherheit erscheinen den meisten selbstverständlich, obwohl es das ja nicht ist, was ein Blick über die Grenzen ebenso zeigt wie die Auswirkungen der gegenwärtigen Finanzkrise. Dieses Gefühl der materiellen und ideellen Sicherheit hält viele von einem politischen Engagement ab. Ist das auch der Grund für die geringe Wahlbeteiligung gerade in den neuen Ländern? Bahr: Viele gehen auch deshalb nicht wählen, weil sie nicht erkennen, dass in der Demokratie sehr oft Kompromisse erforderlich sind und die Parteien gerade in der derzeitigen Konstellation ihre Positionen nicht eins zu eins umsetzen können. Dies ist jedoch kein Defizit der Parteien, sondern gehört zum Wesen der parlamentarischen Demokratie. Diese Politikverdrossenheit betrifft große Politik. Warum ist aber selbst auf kommunaler Ebene die Wahlbeteiligung sehr oft so niedrig? Bahr: Das ist auch mir ein Rätsel. Für die kommunale Ebene treffen die Vorwürfe der mangelnden Transparenz und der Bürgerferne, die immer wieder erhoben werden, überhaupt nicht zu. Man wählt hier seine Nachbarn, Freunde und Arbeitskollegen. Wenn die Leute trotzdem nicht wählen gehen, zeigt das ihr Desinteresse an der Demokratie. Die Nichtwähler gefährden in meinen Augen die Demokratie, weil sie erst ermöglichen, dass extreme Parteien in die Parlamente kommen. Vielen scheint dieser Zusammenhang nicht klar zu sein, sonst würden sie nicht so fahrlässig mir ihrer Verantwortung als Wähler und Staatsbürger umgehen. Welche Möglichkeiten sehen Sie, diese Gruppe der Nichtwähler zurückzuholen? Bahr: Wir und damit meine ich vor allem die Politiker müssen uns entschiedener mit diesen Menschen auseinandersetzen, ihnen nicht nach dem Munde reden, sondern klar und deutlich sagen, was geht und was nicht geht. Reden die Parteien den Leuten zu sehr nach dem Munde? Bahr: Sie neigen zumindest dazu, Hoffnungen zu wecken, die sie nicht erfüllen können. Besonders deutlich wird dies bei der Linkspartei, die ihre Versprechungen nur gegen unsere rechtsstaatliche und demokratische Gesellschaft durchsetzen könnte. Gefährdet die Distanz vieler Menschen zur Politik, die in der geringen Wahlbeteiligung zum Ausdruck kommt, auf längere Sicht die Demokratie? Bahr: Zumindest müssen wir uns der Gefahren bewusst sein. Die Erfolge rechter Parteien gerade in ländlichen Gebieten sind ein ernstes Warnsignal. Wer meint, seinen Unmut über bestimmte Entwicklungen mit der Wahl extremer Parteien oder Fernbleiben von Wahlen äußern zu müssen, muss sich darüber im Klaren sein, was auf dem Spiel steht. Warum finden gerade die großen Volksparteien CDU, CSU und SPD immer weniger Zuspruch? Bahr: Die traditionellen Sozialmilieus lösen sich auf und die zunehmende Individualisierung fördert diesen Trend. Dauerhafte Bindungen werden zunehmend abgelehnt. Das zeigt sich auch beim Mitgliederschwund in Institutionen wie Gewerkschaften und Kirche. Die Lösung der gesellschaftlichen Probleme wird Volksparteien allein nicht mehr zugetraut. Von den großen Parteien ist der Eindruck erweckt worden, der Staat habe nahezu unbegrenzte Möglichkeiten und könne dauerhaft für steigenden Wohlstand und das Lebensglück des Einzelnen sorgen. Dies galt schon früher nicht und gilt angesichts der gravierenden Wirtschafts- und Finanzkrise und deren Folgen noch weniger. Wir haben es versäumt, den Eigenbeitrag des einzelnen Bürgers hinreichend deutlich zu machen. Bestimmen die Selbstdarsteller zu sehr das Bild der Parteien? Bahr: Das ist sehr unterschiedlich. Für die SPD wird das Bild vor allem von ihrer Führungsspitze aus Kanzlerkandidat, Parteivorsitzendem und Fraktionschef sowie den SPD-Ministern geprägt. Sie vertreten engagiert und kompetent die Partei nach außen. In allen Parteien wurde aber auch der Typus des Politikmanagers heranzogen, der durch eloquentes Auftreten in den Medien glänzt. Solidität und Bodenständigkeit ist für die Glaubwürdigkeit aller Parteien und damit auch für die Demokratie unverzichtbar.

23 Agrarpolitik 21 Wie fällt Ihre Bilanz nach fast 15 Jahren Abgeordnetentätigkeit aus? Bahr: Ich hatte das Glück, seit 1994 an einer Reihe von Regelungen für die ostdeutsche Landwirtschaft mitwirken zu können. Ich denke, ich habe einen Beitrag zur politischen und rechtlichen Begleitung der Betriebe auf ihrem Weg in die Marktwirtschaft geleistet. Wir haben dafür gesorgt, dass die Betriebe aller Eigentumsformen Chancen haben, auch durch eine Förderpolitik, die keine Betriebsform diskriminiert. Dies war Anfang der 90er Jahre keinesfalls selbstverständlich. Damit im Zusammenhang steht die politisch überaus schwierige Regelung des Ausgleichs früherer Enteignungen. Hier haben wir erreicht, dass die Belange der Ortsansässigen hinreichend Berücksichtigung fanden. Schließlich haben wir einen Prozess angestoßen, die Förderung ländlicher Räume breiter anzulegen und über den Tellerrand der Landwirtschaft hinauszublicken. Welche Gestaltungsmöglichkeiten hat ein einzelner Bundestagsabgeordneter, der kein Führungsamt in einer Fraktion inne hat? Bahr: Der komplizierte politische Meinungsbildungsund Abstimmungsprozess findet überwiegend auf der Ebene der Abgeordneten statt, auch wenn in der Öffentlichkeit zumeist der Eindruck erweckt wird, die Politik wird nur von den Führungsleuten gemacht. Gerade im Haushaltsausschuss hat man die Möglichkeit, an wichtigen Stellschrauben zu drehen. Insgesamt hat also der einzelne Abgeordnete, der sich intensiv mit einer Materie befasst, sehr wohl erhebliche Einflussmöglichkeiten. Rainer Münch Mit neuen Instrumenten die Herausforderungen meistern Interview mit Eckhart Stüwe, Geschäftsführer des Spitzenverbandes der Landwirtschaftlichen Sozialversicherung (LSV), über neue Verbandsaufgaben, harte Sparauflagen, innerlandwirtschaftliche Solidarität und die Zukunft des agrarsozialen Sicherungssystems Herr Stüwe, das zu Beginn des letzten Jahres in Kraft getretene Modernisierungsgesetz für die landwirtschaftliche Sozialversicherung (LSVMG) schreibt die Übertragung von Aufgaben von den regionalen Trägern auf den neuen LSV-Spitzenverband vor. Dazu wurde ein Rahmenkonzept erarbeitet. Mit welchem Ziel? Stüwe: Das LSVMG sieht eine verbindliche Aufgabenteilung zwischen dem LSV-Spitzenverband und den regionalen Trägern vor. In dem Rahmenkonzept ist die Umsetzung der neuen Aufgaben definiert. Bereits bisher haben die Spitzenverbände der LSV in den Bereichen der Alterssicherung, Kranken- und Pflegeversicherung sowie der Unfallversicherung, die ab Januar 2009 zu einem neuen Spitzenverband zusammengeschlossen wurden, Aufgaben zentral wahrgenommen. Das gilt etwa für die Auszahlung der Renten in der Alterssicherung der Landwirte (AdL). Allerdings wurde der Aufgabenkatalog des neuen Spitzenverbandes durch den Gesetzgeber deutlich erweitert. Eckhart Stüwe ist seit 1. Januar 2009 Geschäftsführer des Spitzenverbandes der landwirtschaftlichen Sozialversicherung (LSV- SpV). Der 61-Jährige begann seine berufliche Laufbahn 1974 beim Bundesverband der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften, wo er seit 1991 stellvertretender Geschäftsführer war. Zugleich war er stellvertretender Geschäftsführer des Gesamtverbandes der landwirtschaftlichen Alterskassen (GlA) und des Bundesverbandes der landwirtschaftlichen Krankenkassen (BlK). Darüber hinaus führt er die Geschäfte der Zusatzversorgungskasse für Arbeitnehmer in der Land- und Forstwirtschaft. Foto: LSV

24 22 Agrarpolitik Welche Aufgaben werden nunmehr zentral wahrgenommen? Stüwe: Dem Spitzenverband obliegen in Zukunft eine Reihe von Grundsatz- und Querschnittsaufgaben. Dazu zählen der Abschluss von Tarifverträgen, die Aufstellung von Grundsätzen zur Finanzausstattung und -verwaltung, die Öffentlichkeitsarbeit, der Erlass von verbindlichen Vorgaben für den Forderungseinzug, die Durchführung des Lastenausgleichs in der landwirtschaftlichen Unfallversicherung (LUV) sowie die Koordinierung der Schwerpunkte in der Unfallverhütung. Ferner nimmt der Spitzenverband operative Aufgaben wahr. Das sind die zentrale Führung und Steuerung der Informationstechnik (IT) in der LSV, die Bearbeitung von Sachverhalten mit Auslandsberührung, die Erbringung von Leistungen mit Auslandsberührung, die Regresssachbearbeitung, die Auszahlung der Renten in der LUV, die Abschlusskompetenz für sog. Selektivverträge, beispielsweise Arzneimittel- Rabattverträge im Bereich der landwirtschaftlichen Krankenversicherung, die Prüfung der Krankenhaus- und Apothekenabrechnung und die Bearbeitung des Versorgungsausgleichs in der AdL. Was ist davon bereits umgesetzt? Stüwe: Das LSVMG ist im Wesentlichen zum 1. Januar 2009 in Kraft getreten. Die Umsetzung der sich aus dem Gesetz ergebenden Aufgaben hat in einem Zeitraum von zwei Jahren zu erfolgen. Die Neuausrichtung der Informationstechnik sowie der Öffentlichkeitsarbeit wurde bereits im Vorgriff auf die Genehmigung des Rahmenkonzeptes ab Januar 2009 umgesetzt. Hingegen wird z. B. die Krankenhausabrechnungsprüfung durch den Spitzenverband voraussichtlich erst im Jahr 2010 in Angriff genommen werden können. Wie wird mit dem Gesetz die Stellung des Spitzenverbandes im Vergleich zur Position der bisherigen Bundesverbände geregelt? Stüwe: Das LSVMG hat den Gesamtverband der landwirtschaftlichen Alterskassen, den Bundesverband der landwirtschaftlichen Krankenkassen und den Bundesverband der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften zu einem Spitzenverband der landwirtschaftlichen Sozialversicherung in der Rechtsform einer Körperschaft des öffentlichen Rechts zusammengeschlossen. Die Rechtsform eingetragener Verein, wie beim früheren Bundesverband der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften, ist künftig nicht mehr möglich. Ist die Position der regionalen Träger ebenfalls neu definiert worden? Stüwe: Im Grundsatz hat sich die Position der LSV- Träger durch das LSVMG nicht verändert. Allerdings müssen diese ihr Verwaltungshandeln künftig in den im Gesetz genannten Aufgabenbereichen stärker an den Vorgaben des Spitzenverbandes ausrichten, etwa bei der Beitragsgestaltung in der LUV. Aber auch die Übertragung bestimmter operativer Aufgaben auf den Spitzenverband, wie die bereits erwähnte Regresssachbearbeitung, hat Auswirkungen auf die LSV-Träger. Insgesamt kommt es mit den Neuregelungen durch das LSVMG zwar zu einer deutlichen Erweiterung des Aufgabenspektrums des Spitzenverbandes. Die Versichertenbetreuung bleibt jedoch als wichtigste Aufgabe der LSV-Träger erhalten. Welche strukturellen und personellen Konsequenzen sind mit dem Gesetz verbunden? Stüwe: Im Rahmenkonzept sind die strukturellen und personellen Grobkonzepte gelistet, die nach Beschlussfassung durch die Vertreterversammlung und anschließender Genehmigung durch die Aufsichtsbehörde vom Spitzenverband umzusetzen sind. Dies bedeutet, dass wir mit Beginn des Jahres 2009 beispielsweise im Bereich der IT den gesamten Personalbestand der regionalen Träger auf den Spitzenverband übertragen haben, und zwar im ersten Halbjahr 2009 zunächst im Rahmen einer Abordnung, danach sollen den Mitarbeitern Angebote mit dem Ziel der Anstellung beim Spitzenverband unterbreitet werden. Regress, Versorgungsausgleich, Auslandssachbearbeitung und die Steuerung der Prävention werden in Kassel neu aufgestellt. Die operative Tätigkeit soll zum Teil bereits im ersten Halbjahr 2009 beginnen. Die Aufgabenverlagerung geht mit einem erheblichen Personalumbau einher. Wird den Belangen der Beschäftigten Rechnung getragen? Stüwe: Von der Umstrukturierung in den IT-Bereichen sind über 400 Mitarbeiter betroffen. Der Prozess der Verlagerung von Arbeitsplätzen von den LSV-Trägern zum Spitzenverband wird auch in anderen Bereichen erfolgen, etwa im Bereich der Krankenhausabrechnungsprüfung. Den Belangen der Beschäftigten wird durch die Beachtung des geltenden Fusionsschutz-Tarifvertrags, den wir in unserem Personalkonzept berücksichtigen, Rechnung getragen. Darauf hinzuweisen ist, dass sich in den kommenden Jahren die Zahl der Mitarbeiter im LSV-System vor allem altersbedingt deutlich reduzieren wird. Derzeit sind bundesweit noch über Personen in diesem System tätig.

25 Agrarpolitik 23 Ein Kernbestandteil des Gesetzes ist die bereits weitgehend abgeschlossene Abfindungsaktion für Kleinrenten. In welchem Umfang werden die landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften durch die Abfindungsaktion entlastet? Stüwe: Etwa 75 Mio. an jährlichen Rentenleistungen sind durch die Abfindungsaktion herausgekauft worden. Damit sinkt das jährliche Rentenvolumen von derzeit noch rund 403 Mio. pro Jahr auf rund 330 Mio. mit weiter rückläufiger Tendenz. Durch die Veränderungen im Leistungsrecht der LUV werden weniger Neurenten zu zahlen sein. Auch dies wird langfristig zu einer Entlastung des Unfallversicherungsbeitrages führen. Eine Zielsetzung des LSVMG ist eine gerechtere Lastenverteilung innerhalb der landwirtschaftlichen Unfallversicherung (LUV). Wie funktioniert diese Lastenverteilung? Stüwe: In der Tat, eines der Ziele der Bundesregierung, die sie mit dem LSVMG verfolgt, ist eine angemessene Beitragsbelastung in der LUV und eine Stärkung der innerlandwirtschaftlichen Solidarität. Dieses Ziel soll durch eine partielle Lastenverteilung erreicht werden. Danach soll jede Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft (LBG) Rentenlasten in einem Umfang tragen, als hätte die gegenwärtige Risikostruktur bereits in der Vergangenheit bestanden. Nur soweit die Rentenlasten einer LBG die Neurenten übersteigen, werden sie von allen LBGen unter Berücksichtigung deren Leistungsfähigkeit gemeinsam getragen. Die Präventionsarbeit einer LBG zur Verhütung von Arbeitsunfällen wird auch künftig honoriert, da die Neurenten von jeder LBG allein zu finanzieren sind. Der partielle Lastenausgleich trägt dazu bei, dass durch das gemeinsame Tragen der Altrentenlasten die Belastungen der LBGen einander angenähert werden. Dies führt zu mehr Solidarität der in der LUV erfassten landwirtschaftlichen Unternehmen. Gegenwärtig wird in Abstimmung mit den LSV-Trägern das konkrete Verfahren zur Umsetzung der gesetzlich vorgeschriebenen Lastenverteilung erarbeitet. Das LSVMG gibt den regionalen Trägern eine 20- prozentige Reduzierung der Verwaltungskosten bis 2014 vor. Was bedeutet diese Vorgabe? Stüwe: Wenn wir die Historie betrachten, sehen wir, dass bereits bei den landwirtschaftlichen Alterskassen in der Vergangenheit 15 % der Verwaltungskosten eingespart worden sind. Dies war ein Kraftakt. Eine weitere 20-prozentige Reduzierung der Verwaltungskosten aller LSV-Träger bis zum Jahr 2014 auf der Basis des Jahres 2006 ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die uns die Politik aufgebürdet hat. Dies bedeutet eine weitere Reduzierung in der Summe um gut 60 Mio.. Ist diese Verpflichtung zu schaffen? Stüwe: Nennenswerte Einsparungen können allein bei den Personalkosten realisiert werden. Da bis zum Jahr 2014 nahezu ein Viertel der insgesamt in der LSV Beschäftigten altersbedingt ausscheiden wird, könnte dieses Einsparziel bezogen auf das gesamte LSV-System theoretisch erreicht werden. Gilt die Vorgabe pauschal für den gesamten LSV- Bereich? Stüwe: Nein. Die 20-prozentige Einsparvorgabe muss von jedem LSV-Träger separat erfüllt werden. Somit sind die Verhältnisse des jeweiligen LSV- Trägers entscheidend. Weil die Altersschichtung des Personals der LSV-Träger jedoch sehr unterschiedlich ist, bedeutet dies, dass die Einsparvorgabe bei einigen LSV-Trägern erfüllt bzw. sogar übererfüllt werden könnte, während andere LSV-Träger sie trotz aller Anstrengungen nicht werden erreichen können. Trotz des gesetzlichen Sparzwanges muss aber darauf geachtet werden, dass diese deutlichen Personalreduzierungen nicht nachteilige Folgen für die Versichertenbetreuung haben. Hierauf muss die Politik, aber auch die Selbstverwaltung Rücksicht nehmen. Daneben enthält das Gesetz eine weitere Einsparvorgabe. Stüwe: Richtig. Und die ist insgesamt problematischer. So dürfen die Verwaltungsausgaben der LBGen in den Jahren 2008 bis 2010 eine Obergrenze von 90 % der Verwaltungsausgaben des Jahres 2006 nicht überschreiten. Auch hier gilt, dass die Verwaltungskosteneinsparung im Wesentlichen allein durch Minderung der Personalkosten gelingen kann. Weil der Zeitraum, innerhalb dessen die LBGen reagieren können, vergleichsweise eng ist, dürfte diese Einsparvorgabe nur von wenigen Berufsgenossenschaften einzuhalten sein. Wer wird das Nachsehen haben? Stüwe: Zweifellos haben die LSV-Träger einen Vorteil, die aufgrund ihrer räumlichen Nähe zum Spitzenverband in Kassel leichter Personal an diesen abgeben können, als dies LSV-Trägern mit Randlage möglich ist. Der Personalmehrbedarf des Spitzenverbandes resultiert, wie ich bereits

26 24 Agrarpolitik erwähnt hatte, aus der vom Gesetzgeber angeordneten Verlagerung von Aufgaben der LSV-Träger auf diesen. Es muss allerdings berücksichtigt werden, dass der ohnehin schon hohe Einspardruck durch Tarif- und Besoldungserhöhungen verschärft wird. Die aus Sicht der Beschäftigten erfreuliche Tatsache, dass die Gehälter in den letzten beiden Jahren in Summe um etwa 6 % zuzüglich Einmalzahlungen gestiegen sind, erschwert die Einsparbemühungen der LSV-Träger zusätzlich. Was tut der Spitzenverband, um den Vorgaben gerecht zu werden? Stüwe: Zur Unterstützung der Einsparaktivitäten der LSV-Träger sind wir bestrebt, bei der Aufgabenumsetzung dem Gebot der Wirtschaftlichkeit oberste Priorität einzuräumen. So haben wir z. B. bei der Regresssachbearbeitung den Geschäftsprozessablauf so definiert, dass nahezu sämtliche zur Aufgabenerledigung erforderlichen Teilschritte von den Bediensteten des Spitzenverbandes zentral von Kassel aus erledigt werden können. Bei der Umsetzung der operativen Aufgaben müssen Doppelzuständigkeiten vermieden werden. Grundsätzlich möchte ich aber zur Höhe der Verwaltungskosten in der LSV feststellen, dass entgegen vereinzelten anderslautenden Darstellungen die Verwaltungskosten dieses Systems mit derzeit schon unter 5 % vergleichsweise niedrig sind. Nach dem LSVMG sind die LBGen verpflichtet, spätestens ab dem kommenden Jahr ihre Beiträge stärker am Unfallrisiko auszurichten. Welche LBGen haben ihre Beitragsmaßstäbe bereits entsprechend umgestellt? Stüwe: Nach unserem derzeitigen Kenntnistand haben alle Berufsgenossenschaften mit Ausnahme der LBG Mittel- und Ostdeutschland (MOD) entsprechende Maßnahmen ergriffen. Die hiefür notwendigen Satzungsbeschlüsse sind durch die Vertreterversammlungen bereits erfolgt, so dass ab 1. Januar 2010 dem Anliegen des Gesetzgebers zur stärkeren Einbeziehung des Unfallrisikos Rechnung getragen wird. Die Selbstverwaltung der LBG MOD wird im Laufe dieses Jahres über die Einführung des Arbeitsbedarfs sowie von Risikogruppen entscheiden. Wir gehen davon aus, dass auch diese Berufsgenossenschaft zeitnah ihre Berechnungsgrundlagen anpassen wird. Nach jetzigem Stand werden damit sämtliche LBGen den Verpflichtungen des LSVMG zur Weiterentwicklung im Beitragsbereich nachkommen. Wie erfolgt die Beitragsbemessung nach den neuen Maßstäben? Stüwe: Grundlage für die künftige Beitragsberechnung ist ein aufgrund eines wissenschaftlichen Gutachtens ermittelter Arbeitsbedarf für die einzelnen landwirtschaftlichen Produktionsverfahren. Für jeden landwirtschaftlichen Betrieb werden die einzelnen Produktionsverfahren mit ihren jeweiligen Mengenangaben ermittelt. Dabei werden die einzelnen Produktionsverfahren in Risikogruppen zusammengefasst. So kann ein Betrieb mit seinen jeweiligen Produktionsverfahren in mehreren Risikogruppen eingeordnet sein. Die durch Versicherungsfälle entstandenen Aufwendungen werden den jeweiligen Produktionsverfahren zugeordnet, wobei grundsätzlich eine Deckung des zugeordneten Leistungsaufwands durch die einem Produktionsverfahren angehörenden Unternehmen angestrebt wird. Das Gleiche gilt für die in einer Risikogruppe zusammengefassten Produktionsverfahren. Die übrigen Aufwendungen, insbesondere die Verwaltungs- und die Präventionskosten einer LBG, werden durch den Grundbeitrag finanziert, den jedes Unternehmen unabhängig von seiner Größe zu zahlen hat. Ein Solidarausgleich zwischen den Produktionsverfahren einer Risikogruppe sowie zwischen den einzelnen Risikogruppen rundet das neue System ab. Wird mit dem LSVMG das eigenständige agrarsoziale Sicherungssystem langfristig auf eine gesicherte Grundlage gestellt? Stüwe: Der ehemalige Agrarminister Horst Seehofer, aber auch alle Fraktionen des Deutschen Bundestages, sind sich einig, dass mit dem LSVMG die landwirtschaftliche Sozialversicherung zukunftsfest gemacht wurde. Auch unsere Selbstverwaltung teilt diese Einschätzung. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner hat bereits kurz nach ihrem Amtsantritt Kontinuität in der Agrarsozialpolitik signalisiert. Wir sind darüber mit ihr im Gespräch. Dem agrarstrukturellen Wandel in der Bundesrepublik wird mit dem Gesetz Rechnung getragen. Wir können uns allerdings nicht auf den neuen Vorgaben ausruhen, da sich der Strukturwandel unvermindert fortsetzt. Wir sind aber optimistisch, mit den Instrumentarien des LSVMG die Herausforderungen meistern zu können. Rainer Münch

27 Landwirtschaft Jahre Verband der gemeinnützigen Landgesellschaften: Von der sektoralen zur integrierten Landentwicklung Im Januar 1949 gründeten die Vertreter von zehn gemeinnützigen Siedlungsgesellschaften die Arbeitsgemeinschaft der gemeinnützigen ländlichen Siedlungsträger des vereinigten Wirtschaftsgebietes (ALS), die 1968 in Bundesverband der gemeinnützigen Landgesellschaften (BLG) umbenannt wurde. Die 60-jährige Verbandsgeschichte ist verbunden mit einer gegenseitigen fachlichen Inspiration sowie einer konstruktiven Zusammenarbeit zwischen Agrarsozialer Gesellschaft e.v. und den Landgesellschaften. Grafik: W. Kreutzberg Vorgeschichte Die Geschichte der ländlichen Siedlungsunternehmen bzw. Landgesellschaften begann 1886 in Preußen mit der Gründung der Königlich-Preußischen Ansiedlungskommission und der Einrichtung eines Siedlungsfonds als Antwort auf die Abwanderung der ländlichen Bevölkerung aus den östlichen Provinzen. Bald wurde von der behördlichen auf die wirtschaftlich flexiblere privatwirtschaftliche Organisationsform übergegangen. Erste gemeinnützige Siedlungsunternehmen wurden als Kapitalgesellschaften unter mehrheitlicher Beteiligung der Bundesstaaten (heute Bundesländer) gegründet wurde mit dem Reichssiedlungsgesetz (RSG) für die ländliche Siedlung das siedlungsrechtliche Vorkaufsrecht und für die gemeinnützigen Landgesellschaften eine einheitliche Rechtsgrundlage geschaffen, die bis heute gilt. Während die Reste der Siedlungsgesellschaften 1945 in der sowjetischen Besatzungszone enteignet und später liquidiert wurden, bestanden die Gesellschaften in den westlichen Besatzungszonen weiter. Diese gründeten 1949 die ALS. Von der ländlichen Siedlung zur Agrarstrukturverbesserung und Landentwicklung In den ersten Jahren der Bundesrepublik bestimmte die Flächenaufstockung landwirtschaftlicher Betriebe nach dem Siedlungsförderungsgesetz und die Eingliederung von aus der Landwirtschaft stammenden Vertriebenen und Flüchtlingen die Arbeit der Siedlungsgesellschaften. Ihr Aufgabengebiet erweiterte sich in den 60er Jahren auf Bodenordnungsmaßnahmen wie den Freiwilligen Landtausch und die Beschleunigte Zusammenlegung. Hinzu kam die Betreuung der Verbesserung der Betriebsgebäude, die Althofsanierung und Aussiedlung von Betrieben aus beengten Dorflagen. Neben den klassischen Aufgaben in der Agrarstrukturentwicklung waren die Landgesellschaften in den 80er Jahren auch als Sanierungsträger in der Dorfentwicklung und im Flächenmanagement für die Kommunalentwicklung, für Infrastrukturvorhaben sowie den Natur- und Umweltschutz tätig. Im Zuge der Wiedervereinigung wurden in den neuen Bundesländern gemeinnützige Landgesellschaften wiederbegründet. Bedingt durch den Strukturumbruch in der ostdeutschen Landwirtschaft und den ländlichen Räumen umfasst das Tätigkeitsgebiet hier zudem die Umsetzung der von der EU kofinanzierten Strukturpolitik für ländliche Räume und die Maßnahmen der Bodenordnung nach dem Landwirtschaftsanpassungsgesetz. Seit der Reform der EU-Strukturfonds 1988 hat sich die Tätigkeit der gemeinnützigen Landgesellschaften von der sektoralen zur integrierten Landentwicklung gewandelt. Das Erstellen und die Umsetzung integrierter Entwicklungskonzepte sowie das Regionalmanagement gehören heute zum Dienstleistungsangebot der Landgesellschaften. Zu den Aufgaben des BLG gehören vor allem die Organisation des fachlichen Erfahrungsaustausches unter den Landgesellschaften sowie die Vertretung der gemeinsamen Interessen auf Bundesebene und seit 1966 auch gegenüber der EU. Regelmäßig werden Fachtagungen durchgeführt. Darüber hinaus betreibt der BLG das Internetportal für die Hofbörsen bei den Landgesellschaften und gibt seit 1995 die Schriftenreihe Landentwicklung aktuell heraus. Zukünftige Aufgaben: Verbesserung der Agrarstruktur und Lösen von Landnutzungskonflikten Die wichtigste Aufgabe des BLG ist weiterhin die Verbesserung der Agrarstruktur im Rahmen der ländlichen Entwicklung. Zentrales Element der Aktivitäten der Landgesellschaften ist dabei das umfassende Flächenmanagement durch die Landgesellschaften. Bei der Lösung von Landnutzungskonflikten spielen die Landgesellschaften ebenfalls eine herausragende Rolle. Aktuell gehören dazu die Tätigkeiten als Flächenagenturen und der Aufbau von Ökoflächenpools, also der Ausbau des Kompensationsflächenmanagements, das die Landgesellschaften ihrem Satzungsauftrag folgend agrarstrukturverträglich gestalten. Weitere Informationen in Ländlicher Raum 05/06/2007, 60 Jahre Agrarsoziale Gesellschaft e.v. Der ländliche Raum: Vielfalt ist seine Stärke. fa

28 26 Landwirtschaft Nebenerwerbslandwirtschaft in Ostdeutschland Prof. Dr. Theodor Fock, Dr. Joachim Kasten* Das Bild der Landwirtschaft in den ostdeutschen Bundesländern wird vor allem durch große und flächenstarke Betriebe geprägt. Vergessen wird manchmal, dass rd. die Hälfte der insgesamt landwirtschaftlichen Betriebe im Nebenerwerb bewirtschaftet werden. Viele der Nebenerwerbsbetriebe wurden in den ersten Jahren nach der Wende gegründet und haben sich seitdem stabil entwickelt. Landwirtschaft im Nebenerwerb gehört damit auch in Ostdeutschland zum Gesamtbild einer vielfältigen Agrarstruktur. In Westdeutschland spielt Nebenerwerbslandwirtschaft seit mehreren Jahrzehnten eine wichtige Rolle, und zwar sowohl für einen fließenden Ausstieg aus der Landwirtschaft im Generationenwechsel als auch als stabiler Bestandteil der Agrarstruktur über Generationen hinweg. In vielen Regionen würde die Bewirtschaftung der Kulturlandschaft ohne Nebenerwerbslandwirte kaum möglich sein. Welche Unterschiede, welche Gemeinsamkeiten bestehen zwischen Nebenerwerbslandwirtschaft in Ost und West? Welche Perspektiven zeichnen sich für diese Erwerbsform in Ostdeutschland ab, wo gibt es Handlungsbedarf für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen? Eine Kombination von landwirtschaftlicher und außerlandwirtschaftlicher Erwerbstätigkeit kann aus individueller wie aus gesellschaftlicher Sicht sinnvoll sein. Erwerbskombinationen haben zudem eine lange Tradition. Im 19. Jahrhundert existierten z. B. die Büdnereien (als Kombination von kleinen Bauernhöfen zur Selbstversorgung mit Handwerk) als eine Vorform heutiger Nebenerwerbslandwirtschaft. Auch zu DDR-Zeiten, in der sozialistischen Agrarverfassung, gab es eine nahezu privatwirtschaftlich organisierte Landwirtschaft in Form von Hauswirtschaften mit großer Verbreitung. Mit der politischen Wende 1989/90 eröffnete sich dann die Chance für eine Neu- und Wiederbegründung landwirtschaftlicher Betriebe, von denen heute ein wesentlicher Teil, 66 % der Betriebe in der Rechtsform Einzelunternehmen bzw. 50 % aller Betriebe, als Nebenerwerbsbetrieb besteht. Arbeitsextensive Produktionsrichtungen wie Acker- und Futterbaubetriebe vorherrschend Der Anteil der Nebenerwerbslandwirtschaft liegt in den fünf ostdeutschen Bundesländern zwischen 42 und 56 %, im Durchschnitt bei rd. 49 %. Hinsichtlich der Betriebsgröße lassen sich deutliche Unterschiede zwischen Thüringen und Sachsen mit 10,7 bzw. 13,7 ha und den drei nördlichen Ländern Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern feststellen, in denen die Nebenerwerbsbetriebe mit 23 bis 29,5 ha im Durchschnitt deutlich größer sind (s. Tab. 1). Letzteres dürfte auf historische Unterschiede in der Agrarstruktur bis 1945 zurückzuführen sein. Der Anteil an der bewirtschafteten Fläche insgesamt ist eher gering und schwankt zwischen 3,6 % in Thüringen und 5,7 % in Brandenburg, verglichen mit 24 % im Bundesdurchschnitt. Jahr MV BB ST TH SN Ostdeutschland gesamt Anzahl Betriebe insgesamt Anzahl NE-Betriebe Durchschnittliche Flächenausstattung NE-Betriebe (ha LF) 28,9 23,0 29,5 10,7 13,7 20,0 Anteil NE-Betriebe (%) 45,8 49,4 42,1 56,4 49,9 48,8 Bewirtschaftete Fläche insgesamt (ha) Anteil durch NE-Betriebe bewirtschaftete LF (%) 5,3 5,7 5,1 3,6 6,2 5,3 MV = Mecklenburg-Vorpommern, BB = Brandenburg, ST = Sachsen-Anhalt, TH = Thüringen, SN = Sachsen. Anmerkung: Statistisch wird von einem Nebenerwerbsbetrieb gesprochen, wenn der kalkulatorische Arbeitskräftebedarf weniger als 0,75 Arbeitskräfte (AK) beträgt und bei 0,75 1,5 AK der größere Anteil des Familieneinkommens aus außerlandwirtschaftlicher Tätigkeit stammt. Bei mehr als 1,5 AK wird von Haupterwerb ausgegangen. Quelle: Statistische Ämter der Bundesländer * Prof. Dr. Theodor Fock, Dr. Joachim Kasten, Hochschule Neubrandenburg, Fachbereich Agrarwirtschaft und Lebensmittelwissenschaften, Neubrandenburg, Tel. (0395) /250, fock@hs-nb.de, kasten@hs-nb.de

29 Landwirtschaft < Westdeutschland Ostdeutschland > 100 Abbildung 1: Anzahl Betriebe nach Größenklassen in West- und Ostdeutschland Im Bundesgebiet liegt die durchschnittliche Betriebsgröße bei 14,2 ha (einen detaillierten Größenvergleich zeigt Abb. 1). Ersichtlich wird, dass in Ostwie in Westdeutschland die meisten Nebenerwerbsbetriebe Betriebsgrößen von 2 bis 20 Hektar aufweisen. In Ostdeutschland sind Betriebe mit 50 ha und mehr deutlich stärker vertreten, während diese Betriebsgrößen in Westdeutschland kaum im Nebenerwerb bewirtschaftet werden. Bei der betriebswirtschaftlichen Ausrichtung lassen sich lediglich geringfügige Unterschiede feststellen. In beiden Regionen Deutschlands werden Nebenerwerbsbetriebe vor allem entweder als Ackerbaubetriebe (rd. 30 %) oder als Futterbaubetriebe (rd. 40 %) bewirtschaftet. Im Westen haben darüber hinaus Dauerkulturbetriebe (vor allem Weinbau) mit 10 % eine Bedeutung. In Ostdeutschland sind die meisten Nebenerwerbsbetriebe auf wenig arbeitsintensive Produktionsrichtungen ausgerichtet, Schweinehaltung und Milcherzeugung spielen nahezu keine Rolle. So befinden sich in Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise nur 0,3 % aller Milchkühe und 0,4 % aller Mastschweine in Nebenerwerbsbetrieben. Vielfältige Motive für den Nebenerwerb In Ostdeutschland musste der Aufbau eines landwirtschaftlichen Betriebes im Nebenerwerb ab 1990 als Neu- oder Wiedereinrichtung (Anknüpfung an den familiären Betrieb vor der Kollektivierung) durchgeführt werden. Dies erfolgte aus unterschiedlichen Gründen. Mögliche Motive sind bzw. waren das Ziel, den Nebenerwerb zum Haupterwerb auszubauen, eine gute Vermögensverwertung zu erzielen, wirtschaftliche Not, die Anknüpfung an eine bäuerliche Tradition sowie Spaß an der Landwirtschaft wobei in vielen Fällen mehrere Motive gleichzeitig zutreffen. Anders als in Westdeutschland spielt das Motiv, den Familienbetrieb weiterzuführen, nur in seltenen Fällen eine Rolle, denn diese Tradition wurde in der DDR unterbrochen. Befragungen in Westdeutschland zeigen, dass dieses Motiv für die Fortführung eine große Bedeutung haben kann und häufig auch als familiärer Druck empfunden wird. Befragungsergebnisse vom Ende der 90er Jahre zeigen, dass knapp ein Viertel der Nebenerwerbslandwirte in Ostdeutschland den Betrieb eigentlich im Haupterwerb führen wollte. Verschiedene Gründe wie Hemmnisse bei der Zupachtung von Flächen oder Probleme bei der Kreditvergabe führten jedoch dazu, dass es lediglich zur Gründung eines Nebenerwerbsbetriebes kam. Vermutlich streben derzeit deutlich weniger Nebenerwerbslandwirte eine Entwicklung zum Haupterwerb an, u. a. weil der Wettbewerb am Bodenmarkt heute noch größer als in den 90er Jahren ist. Da die schrittweise Entwicklung eines Betriebes im Rahmen einer Existenzgründung sinnvoll sein kann, wird auch heute im Einzelfall der Schritt vom Neben- zum Haupterwerb vollzogen. Aktuelle Untersuchungen hierzu gibt es jedoch nicht. Für eine relativ große Anzahl von Nebenerwerbsbetrieben dürfte die Verwertung von Vermögen, insbesondere von Grund und Boden, die bei guter Organisation einen höheren Einkommensbeitrag als eine Verpachtung ermöglicht, aber auch die Nutzung freier Arbeitskapazitäten in der Familie von Bedeutung für die Bewirtschaftung gewesen sein. In vielen Nebenerwerbsbetrieben dieses Typus geht mindestens ein Familienmitglied einer außerlandwirtschaftlichen Erwerbstätigkeit nach. Mit Hilfe der Nebenerwerbslandwirtschaft wird ein positiver Beitrag zum Familieneinkommen erwirtschaftet, der eine zusätzliche Sicherheit bietet. Eine andere Situation besteht bei Familien, die Nebenerwerbslandwirtschaft aus wirtschaftlicher Not betreiben. Für viele Anfang und Mitte der 90er Jahre aus landwirtschaftlichen Betrieben entlassene Personen haben sich in strukturschwachen ländlichen Räumen keine neuen beruflichen Perspektiven ergeben. Ihnen hat der Nebenerwerbsbetrieb eine als sinnvoll empfundene Verwertung der freien Zeit und eine Aufbesserung des häufig niedrigen Familieneinkommens zumindest in begrenztem Umfang ermöglicht.

30 28 Landwirtschaft Bäuerliche Familientraditionen sind in Ostdeutschland vorzufinden, wo nach 1990 wieder an die durch die Kollektivierung untergegangene Familientradition angeknüpft werden konnte. Der Nebenerwerbsbetrieb wurde häufig noch vom Altbauern wieder gegründet und heute möglicherweise bereits vom Hofnachfolger übernommen. Hier ergeben sich Ähnlichkeiten in der Motivation mit vielen typischen Nebenerwerbsbetrieben in Westdeutschland. Ein weiteres Motiv kann Spaß an der Landwirtschaft, insbesondere auch Freude an der Tierhaltung und die bewusste Führung eines ländlich-landwirtschaftlich geprägten Lebensstils, darstellen. Wirtschaftliche und traditionelle Motivationen treten in den Hintergrund und gerade bei Neugründungen sind diese Beweggründe vorzufinden. Drei Beispiele Drei typische, jedoch nicht repräsentative Betriebscharakterisierungen verdeutlichen aufgrund unterschiedlicher Ausgangslagen Motivation und Konsequenzen für die Organisation des jeweiligen Betriebes. Alle drei Betriebe sind in Mecklenburg- Vorpommern beheimatet. Betrieb 1: Reiner Ackerbaubetrieb mit 40 ha, davon 20 ha Eigentum. Etwas Tierhaltung (Geflügel) wird vorrangig für die Selbstversorgung betrieben. Die Arbeitserledigung erfolgt durch einen Altenteiler in Vollzeit und zwei mitarbeitende Söhne, die beide außerlandwirtschaftlich berufstätig sind. Im Betrieb sind sämtliche Maschinen vorhanden und alle Arbeitsgänge werden selbst erledigt, in geringem Umfang wird Lohnarbeit für benachbarte Kleinstbetriebe durchgeführt. Der Betrieb ist ein typischer Wiedereinrichter und die Motivation liegt für die ältere Generation vor allem in der bäuerlichen Tradition, für die nachfolgende Generation spielen Einkommensmotive ebenfalls eine Rolle. Betrieb 2: Neugründung in den 90er Jahren mit rd. 30 ha Grünland. Die Flächen werden zur Mutterkuhhaltung genutzt, der größte Teil der Fläche ist zugepachtet. Der Betrieb wird ökologisch bewirtschaftet; ein eigener Bestand an Maschinen und Gebäuden ist nur in geringem Umfang vorhanden, die Futterwerbung wird überbetrieblich durchgeführt. Der Betriebsleiter ist außerlandwirtschaftlich berufstätig, der vergleichsweise geringe Arbeitsanfall (ganzjährige Weidehaltung) wird durch den Betriebsleiter mit gelegentlichen Aushilfskräften erledigt. Die Nebenerwerbslandwirtschaft stellt letztendlich ein Hobby dar und ist in der Freude des Betriebsleiters an der Tierhaltung begründet. Betrieb 3: Nebenerwerbsbetrieb mit 128 ha, davon 108 ha Ackerland und 20 ha Grünland, in einer GbR. Zwar erfüllt der Betrieb alle Charakteristika eines Nebenerwerbsbetriebes, wird aber in der Agrarstatistik als GbR geführt. Der Schwerpunkt liegt in der Marktfruchtproduktion, die übliche Fruchtfolge für die mittleren Standorte lautet Raps-Weizen- Gerste. Die Ackerbewirtschaftung erfolgt überwiegend durch einen benachbarten Großbetrieb in Lohnarbeit, dadurch ist der eigene Maschinenpark gering und auf die Grünlandbewirtschaftung ausgerichtet. Grünland und Altgebäude werden für Pferdehaltung genutzt, Arbeitskräfte sind der Betriebsleiter, der außerlandwirtschaftlich hauptberuflich tätig ist, und seine Eltern als Rentner. Motive für diesen Betrieb sind in der Verwertung des Bodens, der Einkommenserzielung und im Interesse und der Freude an der Landwirtschaft zu sehen. Die Beispiele zeigen, dass es den typischen Nebenerwerbsbetrieb in Ostdeutschland nicht gibt. Vielmehr unterscheiden sich insbesondere die Motivation und die innerbetriebliche Organisation erheblich. Die anfallende Arbeit wird, wie überall in Nebenerwerbsbetrieben üblich, vor allem von Familienarbeitskräften erledigt, wobei meist mehrere Personen eingebunden sind. Viele Betriebe nutzen Formen überbetrieblicher Zusammenarbeit,

31 Landwirtschaft 29 Problematisch gestaltet sich gerade in den besonders strukturschwachen Regionen in Ostdeutschland die Umsetzung von Erwerbskombinationen für Nebenerwerbslandwirte: Die Ausübung des Hauptberufes erfordert es häufig, lange Fahrtzeiten zum Arbeitsplatz oder sogar eine Abwanderung zu akzeptieren. Im Extremfall muss der Nebenerwerbsbetrieb aufgegeben werden. Wenn junge Leute berufsbedingt abwandern, fehlen Hofnachfolger. möglicherweise zu einem höheren Anteil als in Westdeutschland, weil so der Kapitalbedarf niedrig gehalten werden kann und die Arbeitsorganisation gewährleistet ist. Wie die Statistik zeigt, sind Nebenerwerbsbetriebe im Norden Ostdeutschlands durchschnittlich größer als im Süden, viele Betriebe konzentrieren sich auf Ackerbau und Mutterkuhhaltung. Wirtschaftliches und politisches Umfeld Die Nebenerwerbslandwirtschaft kann sich positiv auf die Entwicklung und Funktionsfähigkeit ländlicher Räume auswirken: Einerseits wird die Nutzung und damit der Erhalt von landwirtschaftlichen Altgebäuden ermöglicht, wodurch ein wichtiger Beitrag zum Erhalt bäuerlicher Kulturlandschaften und zur Erhöhung der Attraktivität von Dörfern geleistet wird. Gerade kleinere Nebenerwerbsbetriebe mit einfachem technischem Standard können gleichzeitig ländliche bzw. landwirtschaftliche Arbeitstraditionen bewahren und vermitteln. Damit stellen sie in kultureller und wirtschaftlicher Hinsicht Kristallisationspunkte für die ländliche Bevölkerung und den ländlichen Tourismus dar. Andererseits dienen landwirtschaftliche Nebenerwerbsbetriebe der Verwertung familieneigener Ressourcen wie Arbeitskraft, Boden und vorhandener Gebäude und leisten dadurch einen Beitrag zum Familieneinkommen. In strukturschwachen ländlichen Regionen Ostdeutschlands kann so ein Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung geleistet werden. Bei Arbeitslosigkeit und schlechten Verdienstmöglichkeiten spielt auch die Ausübung einer Tätigkeit, die als sinnvoll empfunden wird, eine wichtige Rolle. Fotos: I. Fahning Agrarpolitisch und formalrechtlich ist die Nebenerwerbslandwirtschaft mit anderen Rechtsformen gleichgestellt. Bei der Ausgestaltung politischer und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen wird die besondere Berufs- und Einkommenssituation der Nebenerwerbslandwirte allerdings selten berücksichtigt. Dies zeigt sich z. B. darin, dass die frühere Unterscheidung in der Investitionsförderung für die landwirtschaftliche Produktion im Rahmen des Agrarinvestitionsförderprogramms (AFP) in sog. kleine Investitionen und große Investitionen abgeschafft und eine Mindestinvestitionssumme eingeführt wurde (z. B. in Höhe von in Mecklenburg-Vorpommern). In Nebenerwerbsbetrieben können jedoch auch weitaus geringere Wachstumsschritte sinnvoll sein, z. B. wenn Kapazitätserweiterungen in bestehenden Altgebäuden vorgenommen werden sollen. Hier wäre eine Absenkung der Mindestinvestitionssumme bzw. die erneute Einführung einer Investitionsförderung von kleinen Vorhaben mit vereinfachten formalen Voraussetzungen wünschenswert. Zu letzteren zählen insbesondere geringere Anforderungen an die landwirtschaftliche Qualifikation, denn der Landwirt im Nebenberuf wird seine Qualifikation in erster Linie am Hauptberuf ausrichten. Denkbar wäre in diesem Zusammenhang ein alternativer Nachweis der fachlichen Qualifikation, z. B. in Form von Betriebserfahrung, landwirtschaftlichen Praktika oder der Teilnahme an speziellen Fortbildungskursen. Darüber hinaus sollten auch an die obligatorische Betriebsentwicklungsplanung geringere Anforderungen gelten, da der Anteil der Beratungskosten an der gesamten Investitionssumme bei kleinen Vorhaben unangemessen hoch wäre. Neben den formalen Voraussetzungen für Förderungsmaßnahmen werden generell spezielle Beratungsangebote für Nebenerwerbslandwirte interessant, da der Bedarf an Wissensvermittlung und Beratung zu grundlegenden landwirtschaftlichen Fragestellungen mit dem zunehmenden Anteil von Nebenerwerbslandwirten ohne landwirtschaftliche Ausbildung steigt. In den 90er Jahren konnten noch nahezu alle Nebenerwerbslandwirte auf eine berufliche Ausbildung in der Landwirtschaft aus DDR-

32 30 Landwirtschaft Zeiten bauen. Durch den Generationswechsel und Neugründungen gibt es heute mehr Quereinsteiger. Gleichzeitig steigen rechtliche Anforderungen, wie z. B. die Einhaltung der Cross-Compliance-Auflagen. Hier könnte ein im Vergleich zur Beratung der Haupterwerbsbetriebe in zeitlicher und finanzieller Hinsicht komprimiertes Beratungsangebot sinnvoll sein. Zudem sollten im Rahmen eines speziellen Beratungsangebotes die sozioökonomischen Fragestellungen einen Schwerpunkt bilden, um den Nebenerwerbslandwirt zu unterstützen, Hauptberuf, Familienleben und den landwirtschaftlichen Betrieb in Einklang zu bringen. Ein weiteres Problem stellt der für Nebenerwerbslandwirte in Ostdeutschland theoretisch mögliche, in der Praxis jedoch kaum realisierte vergünstigte Flächenerwerb im Rahmen des Entschädigungsund Ausgleichsleistungsgesetzes (EALG) dar. Weil Nebenerwerbsbetriebe Anfang und Mitte der 90er Jahre nur in geringem Maß Flächen der Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG) pachteten, sind diese heute faktisch vom begünstigten Flächenerwerb nach dem EALG ausgeschlossen, obwohl sie i. d. R. ansonsten die formalen Anforderungen hierfür erfüllen. Auch die aktuelle Ausschreibungspraxis der BVVG ist für die Gruppe der Nebenerwerbslandwirte problematisch, da hier üblicherweise Losgrößen zwischen 20 und 50 ha gebündelt werden, eine Teilnahme von Nebenerwerbsbetrieben aber nur bei kleinen Losgrößen (5 bis 10 ha) zu erwarten ist. Da die Teilnahme der Nebenerwerbslandwirte aus verschiedenen Gründen, u. a. für eine breite Streuung des Bodeneigentums, sinnvoll wäre, sollte über eine Ausschreibung auch kleiner Flächenlose oder über beschränkte Ausschreibungen für Nebenerwerbslandwirte nachgedacht werden. Ähnliches gilt auch für die landeseigenen Flächen in den ostdeutschen Bundesländern, die über die Landgesellschaften verwaltet werden. Fazit Die Nebenerwerbslandwirtschaft in Ostdeutschland ist ein vom Betriebsanteil bedeutender, vom Anteil an den Produktionskapazitäten eher kleiner, aber stabiler Bestandteil der ostdeutschen Agrarstruktur. Agrarpolitisch wird die Nebenerwerbslandwirtschaft grundsätzlich gleich behandelt (was sinnvoll ist). Weil die Besonderheiten dieser Betriebsform eigentlich jedoch entsprechend angepasster Instrumente z. B. in der Förderung bedürften, existiert dennoch eine gewisse politische und wirtschaftliche Vernachlässigung. Mit kleinen, relativ wenig haushaltsintensiven Maßnahmen bei Bund und Ländern könnte eine Verbesserung der Rahmenbedingungen erreicht werden. Ähnliches gilt auch für die Bodenpolitik der BVVG und der Landgesellschaften, die Neugründungen und Wachstum von Nebenerwerbsbetrieben mit Flächen der Öffentlichen Hand nur in Ausnahmefällen zulassen. Die wirtschaftlichen Perspektiven der Nebenerwerbslandwirtschaft sind jedoch nur einer von mehreren Faktoren. Familiäre Aspekte und die Frage, wie sich die Doppelbelastung von Beruf und Landwirtschaft vereinbaren lässt, werden im einzelnen häufig größeren Einfluss auf die Zukunft eines Nebenerwerbsbetriebes haben als alle agrarpolitischen Weichenstellungen. Aussagen über die weitere Entwicklung und die Perspektiven der Nebenerwerbslandwirtschaft zu treffen ist schwierig, da detaillierte und aktuelle Untersuchungen fehlen. Hier besteht erheblicher Forschungsbedarf, da vorhandene Informationsquellen nur begrenzten Aufschluss über die besondere Situation der Nebenerwerbslandwirtschaft geben. Die vergleichende Betrachtung des Nebenerwerbs in Ost- und Westdeutschland zeigt, dass das sozialistische Erbe Besonderheiten in Bezug auf Traditionen, Lebensläufe, Betriebsgrößen und -strukturen hervorgebracht hat. Unterschiede werden jedoch zukünftig aufgrund gleicher politischer und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen in Ost und West schwinden.

33 Landwirtschaft 31 Fachpraktika für Agrarstudenten aus den Staaten der GUS Dr. Hartwig Mennen* Der Verein LOGO e.v. leistet Bildungsarbeit im Agrarsektor und bereitet Nachwuchskräfte auf die internationale Zusammenarbeit vor. Hintergrund LOGO wurde 1995 von deutschen Landwirten und Agraringenieuren gegründet. Der Verein dient der beruflichen und allgemeinen Bildung, der Förderung der Wissenschaft und der Völkerverständigung. Zu diesem Zweck arbeitet LOGO mit Partnern in Deutschland, Osteuropa und Zentralasien. Der Verein hat gegenwärtig ca. 200 Mitglieder. Seine Arbeit wird von Hochschulen im In- und Ausland, landwirtschaftlichen Organisationen, zahlreichen Betrieben und Firmen sowie ehemaligen Praktikanten unterstützt. Zu den wichtigsten Projekten zählen landwirtschaftliche Fachpraktika, Übersetzung von Fachliteratur und internationale Konferenzen. Die Arbeit wird weitgehend von den an den Praktika beteiligten Betrieben finanziert, einzelne Projekte werden von Landesministerien, Firmen und dem DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) finanziell unterstützt. Kooperation mit Hochschulen im Agrarsektor LOGO organisiert seit seiner Gründung Fachpraktika für Agrarstudenten aus der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) und hat bereits mehr als Studenten vermittelt. Der Verein arbeitet mit mehr als 55 Hochschulen in Armenien, Aserbaidschan, Belarus, Georgien, Kasachstan, Kirgisien, Moldawien, Russland, Tadschikistan, der Ukraine und Usbekistan zusammen. Deutsche Landwirte und ehemalige Praktikanten besuchen zwei Mal im Jahr die Partnerhochschulen und prüfen mündlich und schriftlich interessierte Studenten auf ihre Eignung zum Praktikum. Die Bewerber müssen Tests zur deutschen Sprache und zur Allgemeinbildung bestehen, landwirtschaftliches Fachwissen vorweisen und an einem Traktorentest teilnehmen. Auf den Webseiten des Vereins gibt es zur Vorbereitung auf den Deutschtest ein Lehrbuch mit Themen zur Landwirtschaft und zu Praktika. Praktika überwiegend im ökologischen Landbau Die sechs- bis zwölfmonatigen Praktika finden überwiegend in ökologisch bewirtschafteten Betrieben statt. Bei der Vermittlung wird auf die Interessen der Studenten und die betrieblichen Erfordernisse geachtet. Zu den Einsatzgebieten der Praktikanten können Imkerei, Weinbau, Obstbau, Gemüsebau, Grünlandwirtschaft, Rinderhaltung, Milchwirtschaft, Milchverarbeitung, Schweinemast und andere landwirtschaftliche Tätigkeiten gehören. Studenten mit sehr guten Sprachkenntnissen und Auslandserfahrungen können in Firmen der Branchen Lebensmittelhandel und -verarbeitung sowie Landtechnik vermittelt werden. Insgesamt nehmen jährlich über 200 Studenten, davon ca. 100 aus der Russischen Föderation und ca. 100 aus Zentralasien an den Praktika teil. Fotos: LOGO e.v. Die russische Studentin Oxana Kazakova in der Imkerei von Hermann Dolde in Sensbachtal Die usbekische Studentin Shahnoza Abdilikimova im Laufstall der Familie Ernst Bürkert in Künzelsau * Dr. Hartwig Mennen, LOGO e. V., Lienen, mennen@logoev.de

34 32 Landwirtschaft Über 90 % der Praktikanten sind bei Gastfamilien untergebracht und nehmen an gemeinsamen Mahlzeiten teil. Durch den engen Kontakt zu den Familienangehörigen und deutschen Mitarbeitern haben sie gute Möglichkeiten, ihre sprachlichen Fähigkeiten zu verbessern. Oft verbringen die Praktikanten ihre Freizeit mit den Gastfamilien und entwickeln mit ihnen langjährige Freundschaften. Fachseminare Für die Praktikanten werden Einführungs-, Fach- und Abschlussseminare angeboten. Bei den einwöchigen Fachseminaren im Sommer lernen die Studenten in Vorträgen und Exkursionen Wissenswertes und Neues aus den Bereichen ökologischer Landbau, nachwachsende Rohstoffe, erneuerbare Energien und zu anderen landwirtschaftlichen Themen kennen. Im Winterhalbjahr finden Seminare zur beruflichen Qualifikation in der internationalen Zusammenarbeit statt. Hierbei stehen die Anforderungen für eine Mitarbeit in internationalen Firmen und Studienmöglichkeiten in Deutschland im Vordergrund. Die mündlichen und schriftlichen Leistungen der Studenten in den Seminaren, ihre Berichtshefte und ihr Engagement in den Betrieben werden in Zeugnissen bewertet. Alle Seminare werden von ehemaligen Praktikanten als Betreuer und Dolmetscher unterstützt. Aufgrund ihrer Erfahrungen und Kenntnisse sind sie für diese Aufgaben besonders geeignet. Die usbekischen Studenten Fazliddin Muhitdinov und Zulfiyahon Karimova (links) beim dem Seminar Berufliche Qualifikation in der internationalen Zusammenarbeit in Hamm-Oberwerries. Bei diesem Seminar wurden u. a. Bewerbungsgespräche geübt, die beiden genannten Studenten traten als Arbeitgeber auf. Internationale Konferenzen Immer mehr internationale Firmen engagieren sich in den Staaten der GUS und suchen auch im Agrarsektor qualifizierte Mitarbeiter mit Auslandserfahrungen. Im Sommer 2006 fanden in Zusammenarbeit mit den landwirtschaftlichen Hochschulen in Samarkand (Usbekistan) und Ulyanovsk (Russland) Konferenzen zur Internationalen Zusammenarbeit im Agrarsektor statt. An diesen Veranstaltungen nahmen Agrarwissenschaftler und Firmen aus den GUS-Staaten und Mitteleuropa teil. Darüber hinaus waren über 100 ehemalige Praktikanten beteiligt, die dieses Forum mit den Firmen als Jobbörse nutzten. Aufgrund der guten Erfahrungen sollen im Herbst 2009 die nächsten Konferenzen unter dem Thema Ausbildung, Innovationen und Ökologie in Ufa (Russland) und in Samarkand stattfinden. Dabei ist in Usbekistan die Gründung eines Vereins ehemaliger Praktikanten geplant. Weitere Aktivitäten LOGO darf seit 2008 auch für junge Menschen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung 12-monatige landwirtschaftliche Fortbildungspraktika vermitteln. In diesem Jahr werden voraussichtlich 15 Personen daran teilnehmen. LOGO bietet in Zusammenarbeit mit den Partnerhochschulen auch deutschen landwirtschaftlichen Nachwuchskräften Praktika in den Staaten der GUS an. LOGO ließ schon mehrere Fachbücher in die russische Sprache übersetzen. Dieses Jahr wird das Buch Ökologischer Gemüsebau in der russischen Version von der Agraruniversität Mitchurinsk (Russland) fertiggestellt werden. Das Buch ist für Praktiker in den Staaten der GUS bestimmt.

35 Welternährung 33 Zwischen Welternährung und Ressourcenschutz reichen weltweit die Potenziale von Boden und Wasser? Dr. Uwe Schleuß* Böden und Wasser sind für die Landnutzung elementare Ressourcen, denen angesichts einer weltweit steigenden Bevölkerungszahl, einer zunehmenden Konkurrenz von Nahrungs-, Futtermittel- und Energieproduktion sowie essentiellen Ansprüchen an den Ressourcenschutz eine immer wichtigere Rolle zukommt. Folgerichtig wandte sich das Kolloquium der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) Ende 2008 in Berlin dieser zentralen Frage zu. Nach Auffassung von DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer sind knappe Güter effizient zu nutzen. Unter Einbeziehung der Auswirkungen des Klimawandels sowie der durch Wüstenbildung, Versalzung, Erosion und Ausweitung der Siedlungsfläche tendenziell abnehmenden landwirtschaftlichen Nutzflächen wird das Thema Welternährung einer der Hauptpunkte auf der Agenda der weltweiten Themen bleiben. Nahrungsmittelnachfrage wird sich bis 2050 verdoppeln Folgt man den Ausführungen von Matin Qaim, Lehrstuhl für Welternährungswirtschaft und Rurale Entwicklung der Universität Göttingen, steht die globale Landwirtschaft angesichts der Herausforderung Welternährung vor einer historisch neuen Aufgabe. Die gegenwärtige Weltbevölkerung wird von 6,7 Mrd. bis zum Jahr 2050 auf ca. 9,2 Mrd. Menschen ansteigen, wobei das Wachstum wie Tabelle 1 verdeutlicht nahezu ausschließlich in den Entwicklungsländern vonstatten geht. Gegenwärtig ist nach den Auswertungen der FAO davon auszugehen, dass weltweit 920 Mio. Menschen hungern, d. h. dauerhaft nicht ausreichend mit Kalorien versorgt sind. Das trifft gemessen in absoluten Zahlen vor allem auf Indien, China und Subsahara-Afrika zu; bezieht man diese Zahlen auf die Gesamtbevölkerung, dann ist besonders Subsahara-Afrika betroffen. Das von den Vereinten Nationen propagierte Millenniumsziel, den Anteil der Hungernden bis 2015 zu halbieren, ist mit den gegenwärtig ergriffenen Maßnahmen nicht realisierbar. Im Gegenteil: Die Problematik gewinnt an Schärfe. Die durch Preissteigerungen für Lebensmittel in den ärmsten Ländern erzeugten Armutseffekte führen dazu, dass immer weniger Menschen ihre Grundbedürfnisse erfüllen können, da der Zugang zu Nahrungsmitteln sehr stark einkommensabhängig ist. Weltweit sind ca. 80 % der Armutshaushalte in den ländlichen Räumen konzentriert. Nach Qaim handelt es sich sowohl um ein Verteilungs- als auch ein Produktionsproblem. Momentan reicht rein rechnerisch die auf der Welt erzeugte Kalorienmenge zwar aus, um die augenblicklich vorhandene Weltbevölkerung zu ernähren. Die zu erwartende Nachfragesteigerung (Verdoppelung der Nachfrage nach Nahrungsmitteln bis 2050), vor allem nach höherwertigen Nahrungsmitteln (z. B. Milch, Fleisch), führt bei gleich bleibender Produktion weltweit zu einem hohen Kaloriendefizit, verbunden mit einem Mangel an Spurennährelementen. Deshalb nimmt eine Produktionssteigerung unter Beachtung des Ressourcenschutzes eine bedeutende Rolle ein. Da sich die Weltagrarfläche nicht Tabelle 1: Projektion der längerfristigen Bevölkerungsentwicklung ,7 1,2 79 1,2 5, ,3 0,6 54 1,2 7, ,2 0,4 33 1,3 7,9 Weltbevölkerung (Mrd.) Jährliche Wachstumsrate (%) Jährlicher Zuwachs (Mio.) Bevölkerung in den entwickelten Ländern (Mrd.) Bevölkerung in den Entwicklungsländern (Mrd.) Quelle: Qaim (2008) auf Basis der mittleren Projektionen der UN, verändert * Dr. Uwe Schleuß, Nottfeld, schleuss-nottfeld@t-online.de

36 34 Welternährung vermehren lässt, ist dem Streben nach höheren Erträgen große Priorität einzuräumen. Auch der Senkung von Nachernteverlusten ist eine besondere Bedeutung beizumessen. Als wichtigste Stellschrauben werden von Qaim die Bewässerung, die Einführung neuer Technologien und die Anwendung chemischer Inputs (Düngung, Pflanzenschutz) sowie Investitionen in Wissen und Infrastruktur angesehen. Weltweit ist die Agrarforschung unterfinanziert. Auch die Akzeptanz neuer Technologien ist verbesserungsfähig. Darüber hinaus misst Qaim der Armutsreduktion als Grundpfeiler für den Zugang zu Nahrung eine besondere Bedeutung bei. Pflanzenzüchtung zukünftig an Stresstoleranz orientieren Detlev Dölger, Hanse Agrar Handelsgesellschaft, verdeutlichte sowohl anhand aktueller als auch früherer Produktivitäten die europaweit sehr stark divergierende Flächenproduktivität an ausgewählten Standorten in Deutschland, Polen, Ungarn und der Ukraine. Er konnte belegen, dass in Mitteleuropa der Ertragsanstieg seit den 90er Jahren des letzten Jahrtausends deutlich geringer ausgefallen ist als in den davor liegenden Jahrzehnten. Neben den Einflussgrößen Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Nährstoffversorgung und Sortenwahl stellt vor allem Wasser den limitierenden Produktivitätsfaktor dar. Das wird sich durch die Auswirkungen des Klimawandels mit Trockenheitsphasen und Starkregenereignissen noch deutlich verstärken, beispielsweise bei der Wasserversorgung auf sandigen Standorten. Eine Schlüsselstellung nimmt die Pflanzenzüchtung, die neben Ertrags- und Qualitätsmerkmalen zukünftig auch noch verstärkt Gegebenheiten der Stresstoleranz (z. B. Trockenheit, Hitze, Nährstoffaneignungsvermögen, Witterungswechsel) zu berücksichtigen hat, dabei ein. Die effiziente Nutzung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln durch teilflächenspezifische Bewirtschaftung wird an Bedeutung gewinnen, auch die Gestaltung der Fruchtfolge könnte aus Gründen der Risikominimierung (Klima, Vermarktung) an verschiedenen Standorten eine Renaissance erleben. Effektivere Bewässerungsmethoden zur Produktivitätssteigerung Dem Produktionsfaktor Wasser widmete sich Peter Paschold, Forschungsanstalt Geisenheim. Die Wasserverfügbarkeit ist schon heute regional begrenzt. 2,6 Mrd. Menschen sind unzureichend mit Trinkwasser versorgt. Bis zum Jahr 2050 werden voraussichtlich ca. 3,5 Mrd. Menschen in Ländern mit Wasserknappheit leben, die Auswirkungen des Abbildung 1: Flächenhafte Wasserverteilung bei der Beregnung (Quelle: Paschold, 2008) Klimawandels lassen eine Zunahme des Problems erwarten. Daneben können wertvolle Wasserressourcen infolge Verschmutzung nicht genutzt werden, nach Schätzungen des Weltwasserforums waren davon allein km 3 betroffen. Von den jährlich aus Oberflächengewässern und Grundwässern entnommenen km 3 Bewässerungswasser werden nach Angaben von Paschold nur 900 km 3 von den Feldfrüchten aufgenommen, d. h. es sind noch deutliche Effizienzreserven vorhanden. Der Handel mit virtuellem Wasser (= in den Produkten enthaltendes Wasser) wird in Europa unterschätzt. Durch erhöhte Energiekosten steigt der ökonomische Aufwand für die Bewässerung, womit einerseits die Motivation zum Wassersparen wächst, andererseits eine Tendenz zur Produktion von Kulturen mit besonders hohem Marktwert entsteht. Zur Kostenbegrenzung ist es künftig erforderlich, den Wasserbedarf nach objektiven Methoden zu bestimmen und verstärkt Wasser sparende Verfahren der Bewässerung zu nutzen, z. B. die Tropfbewässerung. Da zukünftig mit weniger Wasser eine höhere Produktmenge erzeugt werden muss, ist einer gleichmäßigen Verteilung des Wassers auf dem Feld besondere Bedeutung beizumessen (s. Abb. 1). Bei der Beregnungssteuerung heißt es für den Betriebsleiter darüber hinaus zu entscheiden, ab wann mit welcher Einzelgabe und in welchen Zeitintervallen nach objektiven Kriterien zu bewässern ist. Dabei sind auch die Wechselwirkungen zwischen Nährstoff- und Wasserversorgung zu beachten.

37 Welternährung 35 EU-Zentralasienstrategie zur Verminderung von Konflikten Erstaunlich zumindest für Agrarkreise ist die Bedeutung, die die Außenpolitik dem Problem der Wasserversorgung im Rahmen der Konfliktprävention beimisst. Joachim Schemel, Auswärtiges Amt, verdeutlichte in seinen Ausführungen, dass das Millenniumsziel bis 2015 die Anzahl der Menschen ohne Zugang zu sauberem Wasser gegenüber 1990 zu halbieren mit den jetzigen Kraftanstrengungen kaum zu erreichen sein wird. Das Wassermanagement ist traditioneller Bestandteil der deutschen Entwicklungszusammenarbeit und stellt mit ca. 497 Mio. US $ den viertgrößten Investitionsbereich dar. Im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit genießen vor allem Projekte der Wasserversorgung und des Abwassermanagements Priorität (ca. 90 % Fördermittelanteil). Bilaterale Wasserprojekte bestehen mit 28 Staaten. In dieser niederschlagsarmen Region ist eine sehr ungleiche Wasserverfügbarkeit gegeben. 80 % der regionalen Wasserreserven werden von Kirgisistan und Tadschikistan als Oberlieger kontrolliert, so dass sich hier ein deutliches Konfliktpotenzial abzeichnet. Seit 1970 sind durch ineffizientes Management ca. 2 Mio. ha landwirtschaftliche Nutzfläche aus der Bewirtschaftung verloren gegangen. Dieses Problem ist vor allem deshalb schwer in den Griff zu bekommen, weil Umweltpolitik in dieser Region eher als nachrangiges Betätigungsfeld angesehen wird. 1960: 1970: 1980: 1990: 2000: 2003: Wasserfläche Wasservolumen Salzgehalt 100 % 90 % 76 % 66 % 40 % 30 % 100 % 89 % 59 % 26 % 19 % 12 % 0,9 % Salz 1,0 % 1,7 % 3,5 % 4,3 % ca. 7-9 % (Gr. Aralsee) Wasser ist Teil der globalen Gerechtigkeitsdebatte. 80 % aller Krankheiten in den Entwicklungsländern werden in Zusammenhang mit einem Mangel an sauberem Trinkwasser gebracht. Seitens der Politik wird zwischen hydrologischer und ökonomischer Wasserknappheit (= unzureichendes Management vorhandener Wasserressourcen) differenziert. Konfliktpotenziale sind sowohl zwischenstaatlich als auch innerstaatlich (z. B. zwischen rivalisierenden Stammesgruppen) zu konstatieren. Das Auswärtige Amt hat im April 2008 eine Wasserinitiative als deutschen Beitrag zur EU-Zentralasienstrategie gestartet. Diese Region, die die ehemaligen GUS-Staaten Kasachstan, Kirgisistan, Usbekistan, Turkmenistan und Tadschikistan umfasst, ist besonders von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Hier sind Desertifikation, Versalzung und Kontamination von Wasserressourcen herausragende Probleme. Als Beispiel kann das Gebiet um den Aralsee angeführt werden, der als ehemals viertgrößtes Binnengewässer der Welt inzwischen schätzungsweise 80 % seines ursprünglichen Wasservolumens verloren hat (s. Abb. 2). Fazit Abbildung 2: Entwicklung des Aralsees in den letzten fünf Dekaden (Quelle: Universität Bielefeld, Fachgebiet Ökologie, 2005) Als Fazit des Kolloquiums ist festzuhalten, dass es der DLG gelungen ist, ein aktuelles und mit einiger Brisanz behaftetes Thema zu besetzen, dass sowohl für die Landbewirtschaftung als auch für den Gewässer- und Umweltschutz eine große Bedeutung aufweist.

38 36 Welternährung Bericht des Weltagrarrats IAASTD 1 : Weiter wie bisher ist keine Option Dr. Rudolf Buntzel* Vier Jahre lang haben sich rund 400 Experten und Expertinnen des Agrarrats aus mehr als 90 Staaten intensiv über Agrarforschung und Entwicklungstechnologien der Welt ausgetauscht. In ihrem Bericht vom April 2008 unterziehen sie diese einer grundlegenden Revision bezüglich ihres Beitrags zu Welternährung, Armutsbekämpfung und Umwelterhalt. Der von 40 Regierungen unterzeichnete Bericht 2 erhielt eine bemerkenswerte internationale Medienaufmerksamkeit, weil er zu einem Zeitpunkt erschien, zu dem Hungerrevolten in Haiti, Kamerun, Ägypten und mehr als 30 anderen Entwicklungsländern für Aufsehen sorgten. Als kurz darauf der globale Aktionsplan der Hunger Task Force des UN- Generalsekretärs Ban ki Moon erschien, erlosch die Aufmerksamkeit für den IAASTD-Bericht. Die G8 und alle Programme zur Bewältigung der Welternährungskrise folgen den Empfehlungen des UN-Berichts. Eine Gruppe der Freunde des IAASTD versucht nun, sich für die Verbreitung des Berichts einzusetzen. Was ist anders am IAASTD-Bericht? Ein Vergleich der Inhalte der sechs wichtigsten politischen Grundsatzerklärungen der letzten zwei Jahre zeigt, dass der IAASTD-Bericht etwas Besonderes ist; sein Duktus und sein soziales Gewissen unterscheiden ihn stark vom Mainstream der Entwicklungsökonomie. 3 Der IAASTD geht kritischer und historischer vor; fragt nach Hintergründen, Auswirkungen und Folgekosten der bisher angeblich so erfolgreichen Produktionssteigerungen und kritisiert, dass die bisherige Entwicklung den sozialen und ökologischen Konsequenzen des Fortschritts wenig Aufmerksamkeit geschenkt hat. Was die Wissenschaftler zusammenhält, ist ihr unerschütterlicher Glaube an die Entfaltungsmöglichkeiten der Genialität des menschlichen Geistes. Diese sehen sie aber nicht allein auf der Seite der Wissenschaftler in den Forschungsinstituten, sondern ebenso auf der Seite der einfachen Menschen, die ihre Weisheit bisher primär aus lokalem und traditionellem Wissen schöpften. Das Werk beklagt die Vernachlässigung eben dieser Wissensquellen und ist ein machtvolles Plädoyer dafür, dieses Wissen als Demokratisierung der Wissenserzeugung mit in die Fortschrittsplanung einzubeziehen. 4 Doch Wissen allein kann die Welt nicht ernähren; es geht auch um Macht, Institutionen, Abläufe, Regierungsführung, Marktbeziehungen und soziale Gerechtigkeit. Diese Faktoren können die Umsetzung von Erkenntnissen stark behindern, weshalb sie von Seiten der Forschung von vornherein in die Analyse einzubeziehen sind. Landwirtschaft ist nicht gleich Landwirtschaft Der IAASTD-Bericht erkennt in den Landwirtschaften dieser Welt eine Vielzahl an unterschiedlichen Produktionssystemen, Produzentengruppen und Ansätzen. Zwischen ihnen sind unterschiedliche Interessen und Anliegen erkennbar. Deshalb steht die standortspezifische Agrarentwicklung im Vordergrund. Eine zentrale Rolle spielt beim IAASTD auch das Konzept der Multifunktionalität der Landwirtschaft. Landwirtschaftliches Handeln ist dadurch gekennzeichnet, dass nicht nur kommerzielle Waren erzeugt werden. Eine Marktsteuerung und damit auch die internationale Liberalisierung geht folglich am grundlegenden Charakter der Landwirtschaft vorbei, weil es sich meistens gar nicht um Marktbeziehungen handelt. Da die Landwirtschaft eine multifunktionale Rolle in der Gesellschaft spielt, muss bei Produktionssteigerungen nach Zusammenhängen gefragt werden. Eine zentrale Bedeutung haben z. B. die Auswirkungen auf * Dr. Rudolf Buntzel, Beauftragter für Welternährungsfragen beim Evangelischen Entwicklungsdienst (EED), Bonn, Tel. (0228) , rudolf.buntzel@eed.de 1 IAASTD steht für International Assessment of Science and Technology for Development 2 Während Bundesregierung und EU-Kommission nicht dabei sind, haben sechs EU-Staaten Schweden, Irland, Frankreich, Polen, Rumänien und Finnland den Endbericht unterzeichnet. 3 vgl. Roman Herre, Synopse aktueller Konzepte zur ländlichen Entwicklung und Landwirtschaft, Forum Umwelt und Entwicklung, 2008, 4 Synthesis Report, S. 22

39 Welternährung 37 Globalisierung, Biodiversität, Umwelt, Klimawandel, Wasserknappheit, Geschlechtergerechtigkeit, soziale Wandlungsprozesse usw. Der Bericht fordert eine Neuausrichtung der Agrarwissenschaften, eine internationale Umverteilung der Agrarforschungsmittel und eine Reform der Forschungsinstitutionen und -politik. Ziel ist eine integrierte Wissenschaft, die das Wissen der Bauern, Hirten und Fischer sowie deren Bedürfnisse und Sichtweisen einbezieht. Darüber hinaus muss die moderne Agrarforschung sich auch extensiver Praktiken der Bodenverbesserung, integrierter Nährstoff- und Wasserschutzmethoden sowie der geschickten Ausnutzung biologischer Vielfalt und pflanzengenetischer Ressourcen annehmen. Da sich private Agrarforschung primär um international gehandelte Agrargüter kümmert, ist dies Aufgabe der öffentlichen Forschung. Die Landwirtschaften Nordamerika und Europas Die Landwirtschaften der Industrieländer hatten einen großen Einfluss auf die Fähigkeiten anderer Regionen der Welt bei der Bewältigung der Ernährung und der nachhaltigen Entwicklung durch die Dimension ihrer Agrarexund -importe, die Globalisierung der erweiterten Wertschöpfungsketten, den Technologietransfer, das Festsetzen der Handelsregeln und die Annahme neuer Herausforderungen, z. B. des Klimawandels. Auf die Partizipation der Bauern kommt es an Diese Faktoren hatten positive und negative Konsequenzen. Nie wurden sie daraufhin optimiert, der Weltwohlfahrt zu dienen. In vielen Fällen hatten sie die Wirkung, Fähigkeiten von Völkern, sich selbst zu ernähren, zu untergraben. Der IAASTD-Bericht spricht sich deutlich für Ernährungssouveränität aus. Der Trend, Wissenschaft und Technik einer Marktsteuerung zu unterwerfen, hat zur Vernachlässigung vieler öffentlicher Belange der Landwirtschaft geführt. Durch die vertikale Integration und die Konzentration des Lebensmittelhandels wurden die Bauern von den Verbrauchern isoliert. Eine Neubesinnung der Agrarentwicklung des Nordens für die globale Nachhaltigkeit und die Welternährung ist deshalb dringend erforderlich. Zusammenfassung Es verwundert nicht, wenn der IAASTD-Bericht bei den maßgeblichen Agrarpolitikern und Berufsverbänden in Deutschland mit seiner Grundaussage Weitermachen wie bisher ist keine Option! nicht gut angekommen ist. Die große Dimension der Herausforderungen für die Agrar- und Ent-wicklungspolitiken des Nordens, die sich aus der Welternährungskrise stellt, wird bisher von den Entscheidungsträgern bei uns kaum begriffen. Das zeigt sich daran, dass die beiden Agrarreformen in den USA (Farm Bill 2008) und in der EU (Health Check November 2008) mitten in die Welternährungskrise fielen, sich aber in keiner Weise auf die Krise bezogen. Der IAASTD-Bericht ist ein wirklicher Augenöffner. Nachzulesen sind die Ergebnisse des IAASTD-Prozesses in: - einer Zusammenfassung für Entscheidungsträger, - einem 120-Seiten Synthesebericht, - einem rd Seiten umfassenden Globalen Bericht sowie - fünf regionalen Berichten (Afrika südlich der Sahara, Zentral- und Westasien/Nordafrika, Ost- und Südostasien/Pazifik, Nordamerika/Europa, Lateinamerika). Die Berichte können unter heruntergeladen werden. Der Synthesebericht und der Globale Bericht sind jetzt bei Island Press in Washington D.C. als Buch erschienen und auch über den deutschen Buchhandel zu beziehen. Foto: genecampaign

40 38 Welternährung Welternährung und Marktwirtschaft Anmerkungen von Hermann Kroll-Schlüter* Obwohl Millionen von Menschen hungern oder unter Mangelernährung leiden, ist der Anteil der Förderung landwirtschaftlicher Erzeugung an den weltweiten Ausgaben für Entwicklungshilfe gesunken. Da jedoch die Weltbevölkerung stetig zunimmt, insbesondere in den Entwicklungsländern (vgl. hierzu Artikel von Dr. Uwe Schleuß, S. 33), muss die globale Nahrungsmittelproduktion bis 2030 um 60 % gesteigert werden. Das Menschenrecht auf angemessene Ernährung ist Teil des geltenden Völkerrechts. Das Bemühen, dieses Menschenrecht auf Nahrung zu konkretisieren, hat zwar zu Leitlinien geführt, die allerdings sind nicht rechtlich bindend. Immerhin hat die FAO einen Konsens zwischen 148 Staaten erzielt, so dass die freiwillige Leitlinie zum Menschenrecht auf Nahrung ein verpflichtendes Staatendokument darstellt. In den Regelwerken der Welthandelsorganisation (WTO) finden sich keinerlei Verweise auf die Menschenrechte. Es ist jedoch an der Zeit, systematisch zu untersuchen, wie sich die Politik der Handelsliberalisierung auf die globale Menschenrechtssituation auswirkt. Wer mehr will als ökonomische Effizienz, der muss eine andere WTO wollen. Eine globalisierte Ökonomie ohne faire Spielregeln führt zu Fehlentwicklungen. Diese Spielregeln müssen von der Politik vorgegeben und durchgesetzt werden. Die Väter der sozialen Marktwirtschaft gingen davon aus, dass eine Marktwirtschaft in der ihr eigenen Dynamik Tendenzen der Selbstzerstörung aufweist. Sie leiteten daraus ab, dass der Staat regulierend eingreifen darf und muss, um Monopole und Kartelle zu verhindern und den Wettbewerb zu sichern. Die Idee, dass die Marktkräfte aufgrund ihres wohlverstandenen eigenen Interesses vernünftig handeln und sich entsprechende Regeln auferlegen, die den Bestand der Märkte sichern, ist eine Illusion. Ohne Kontrolle ging es bislang nicht und wird es auch zukünftig nicht gehen. Weil der Mensch ein moralisches Mängelwesen ist, braucht er Anreize zum richtigen Handeln. Die Menschen suchen immer einen Markt ist er versperrt, suchen sie den Schwarzmarkt. Die Marktwirtschaft entspricht dem natürlichen Verhalten des Menschen. Sie beruht auf den Prinzipien der Freiheit und dem Prinzip der sozialen Gerechtigkeit. Die Ordnungsvorstellungen der sozialen Marktwirtschaft sind dem christlichen Menschenbild entnommen. Markt und Moral sind keine Gegensätze. Der Markt ist eine wichtige soziale Institution, weil er wirksamere Ergebnisse sichern kann. Ein von Wettbewerb bestimmter Markt ist ein wichtiges Mittel, um die Ziele der sozialen Gerechtigkeit zu erreichen. Der Markt jedoch braucht Regeln. In ihnen muss schon die moralische Zielsetzung verankert sein, z. B. das Gebot der Nachhaltigkeit. Das Wissen der Menschen für die Menschen nutzbar zu machen geschieht am besten im Wettbewerb und auf dem Markt. Auszug aus der Studie Welthandel im Dienste der Armen im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz: Eine globale Ordnung des Welthandels, die wirksam zur Bekämpfung der Armut beiträgt und eine nachhaltige Entwicklung fördert, bedarf funktionsfähiger und demokratisch legitimierter multilateraler Institutionen. Bisher sind die verschiedenen weltwirtschaftlichen Institutionen allerdings nur mangelhaft miteinander verbunden und aufeinander abgestimmt. Dies gilt ganz besonders für die Organisationen und Institutionen, die für die internationale Sozial-, Umwelt-, Menschenrechts- oder Entwicklungspolitik zuständig sind. Die WTO und ihre Mitglieder sollten international verbindliche Ziele wie die Menschenrechte, die Rio-Konvention für nachhaltige Entwicklung oder die Millenniumsentwicklungsziele der Vereinten Nationen als Maßstäbe auch der eigenen Politik begreifen. Einen Anknüpfungspunkt dafür bietet die Präambel der WTO, die sich zu Zielen wie der Erhöhung des Lebensstandards, der Förderung einer nachhaltigen Entwicklung und dem Schutz und Erhalt der Umwelt bekennt. Dazu sollten sich beispielsweise WTO und andere multilaterale Organisationen wechselseitige Beteiligungsrechte in ihren Ausschüssen, Lenkungsgremien und Generalversammlungen einräumen * StS. a. D. Hermann Kroll-Schlüter, Warstein, Tel. (02902) 76840, kroll-schlueter@t-online.de Foto: C. Elbel

41 Ländlicher Raum 39 Fotos: H. Diekamp NRW-Umnutzungswettbewerb Mehr gute Ideen für alte Gemäuer Dr.-Ing. Michael Schaloske* Seit 1998 wird die Umnutzung land- und forstwirtschaftlicher Bausubstanz in Nordrhein-Westfalen gefördert. Auch im aktuellen NRW-Programm Ländlicher Raum ist die Förderung der Umnutzung ein wichtiger Baustein der ländlichen Entwicklung. Da oft erst die Kenntnis guter Beispiele die eigene Initiative erweckt, ist es wichtig, die Idee der Umnutzung durch geeignete Maßnahmen bekannter werden zu lassen. Dies geschieht u. a. mit dem Landeswettbewerb Mehr gute Ideen für alte Gemäuer, mit dem das Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz 2008 zum zweiten Mal herausragende Beispiele umgenutzter land- und forstwirtschaftlicher Gebäude aus den Bereichen ländlicher Tourismus, Nahversorgung, Dienstleistung, Handwerk und Gewerbe ausgezeichnet hat. Attraktive Dorfzentren durch Umnutzung Als Folge des Strukturwandels in der Landwirtschaft stehen immer mehr landwirtschaftliche Gebäude leer, die veränderte Ausrichtung von landwirtschaftlichen Betrieben führt dazu, dass für Ställe und Scheunen oft eine neue Nutzung gesucht werden muss. Vor dem Hintergrund der Entwicklung von Dörfern und Regionen rücken Fragen der Nutzung vorhandener und erhaltenswerter Bausubstanz immer mehr in den Mittelpunkt. Schließlich stehen als Folge der demografischen Entwicklung auch immer mehr nicht landwirtschaftliche Gebäude in den Ortskernen leer, z. B. öffentliche Gebäude wie Schulen oder Ämter, private Gebäude wie Läden oder Werkstätten und auch privater Wohnraum. In der aktuellen Diskussion über das Ziel einer nachhaltigen Nutzung der Flächen rückt die Innenentwicklung der Dörfer in den Vordergrund. An die Stelle der Erschließung weiterer Baugebiete sollen eine behutsame Verdichtung, die Schließung von Baulücken und die Nutzung leerstehender Gebäude in den Dörfern treten. Auch als Alternative zu neuen Gewerbegebieten ist die Umnutzung alter Gebäude für Handwerk, Gewerbe und neue Dienstleistungen eine interessante Möglichkeit. Gleichzeitig werden die Zentren der Dörfer attraktiver, wenn dort alle Gebäude genutzt sind. Für land- und forstwirtschaftliche Betriebe stellen nicht mehr benötigte Gebäude wegen der auch bei Nichtnutzung anfallenden Kosten ein besonderes Problem dar, dagegen stärken neue Nutzungen die Betriebe durch zusätzliche Einkünfte. * Dr.-Ing. Michael Schaloske, Referatsleiter Integrierte Ländliche Entwicklung, Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Düsseldorf, Tel. (0211) , Michael.Schaloske@munlv.nrw.de. Die Broschüre zum Wettbewerb kann unter heruntergeladen werden. Umnutzungswettbewerb 2008 Der landesweite Wettbewerb Mehr gute Ideen für alte Gemäuer wurde durch das Zentrum für ländliche Entwicklung NRW (ZeLE), welches als Akademie und Forum die Entwicklung der Dörfer und Regionen unterstützt, ausgerichtet. 35 Bewerbungen von Landwirten und anderen Eigentümern neu genutzter Objekte gingen ein. Darunter waren beispielhafte Objekte ländlicher Gastronomie in unterschiedlicher Form, ein Bauernladen, verschiedene Nutzungen aus dem Bereich des Handwerks, die Außenwohngruppe einer Jugendeinrichtung, ein Landwarenhandel, ein Künstlerhof, ein Holzenergiezentrum, ein Dorfgemeinschaftshaus, ein Heimatmuseum, ein Sanitätshaus, eine Gemeindeverwaltung und ein Feuerwehrhaus. Die Auswahl der Sieger erfolgte durch den Beirat des ZeLE, in dem kompetente Akteure der ländlichen Räume vertreten sind.

42 40 Ländlicher Raum Im Rahmen einer Festveranstaltung fand die Prämierung der Gewinner durch den nordrheinwestfälischen Landwirtschaftsminister Eckhard Uhlenberg in einem zum Dorfgemeinschaftshaus umgenutzten Gebäude statt. Auf dem Hof Tenk-Dröning im münsterländischen Velen-Ramsdorf wird nicht nur umfangreiche Landwirtschaft betrieben, dort finden sich neben einem gut eingeführten Bauerncafé seit jüngster Zeit auch eine historische Sammlung zum Thema Landwirtschaft mit dem Schwerpunkt Kartoffelanbau sowie ein attraktives Dorfgemeinschaftshaus. Preisträger 1. Platz Hof mit Landwirtschaft, Handel und Handwerk: der Tittgenshof in Hünxe Der Tittgenshof von Familie Eickhoff ist ein gutes Beispiel dafür, wie nicht mehr für die Landwirtschaft benötigte Hofgebäude durch Gewerbe- und Handwerksbetriebe einen neuen Sinn erhalten. Landwirt Eickhoff arbeitet heute auf seinem Hof auch als Geschäftsführer einer Bäuerlichen Handelsgesellschaft, die die ehemaligen Stallgebäude seit einigen Jahren nutzt. Der Sohn der Familie hat auf dem Hof vor kurzem einen Betrieb für Kälte- und Klimatechnik gegründet, außerdem kam mit einem jungen Schreinermeister ein weiterer Existenzgründer dazu. Mit all diesen Betrieben unter dem Dach des alten Tittgenshofes sind bis jetzt etwa 15 Arbeitsplätze geschaffen worden. Der Hof bietet diesen Betrieben einen günstigen Standort am Ortsrand, ohne dass für diese neue zusätzliche Gewerbeflächen erschlossen werden mussten. Die alten Hofgebäude sind weiterhin genutzt und die Verbindung von Leben und Arbeiten auf dem Familienbesitz ist gesichert. 2. Platz Hofladen und Café Hawig in Haltern-Lippramsdorf Fotos: Hawig Fotos: Eickhoff Schon vor einigen Jahren wurde mit einem kleinen Hofladen die Möglichkeit geschaffen, die Produkte des Hofes selbst vor Ort zu vermarkten. Dieser Laden wurde in mehreren Ausbauschritten weiterentwickelt und den Kundenwünschen angepasst. Heute haben die Kundinnen und Kunden die Möglichkeit, neben dem großzügigen Hofladen in ein attraktives Hofcafé in der ehemaligen Tenne einzukehren. Altes und Neues sind so geschickt miteinander verbunden, dass ein einladendes Ambiente geschaffen wurde. Den Mittelpunkt bildet der Steinbackofen. Draußen lockt im Sommer der Anblick von über 150 verschiedenen, im Betrieb angebauten Kürbissorten die Besucher und die Kundschaft an. Mit diesem Projekt sind Arbeitsplätze im ländlichen Raum für mehrere feste Kräfte und zwölf Aushilfskräfte geschaffen worden. Aufgrund seiner Lage werden Laden und Café auch von Radwanderern gut angenommen. Die Zukunft des landwirtschaftlichen Betriebes ist beispielhaft gesichert worden.

43 Ländlicher Raum Platz Gut Wohlbedacht in Bad Wünnenberg: ein Zentrum für regionale Holzenergie 3. Platz Naturkostladen auf dem Bioland-Hof Strotdrees in Harsewinkel Fotos: Strootdrees Bereits in den 90er Jahren beschritt das Landwirtsehepaar den Weg hin zur biologischen Erzeugung und vermarktete das Fleisch selbst. Abschnittsweise wurden die Gebäude des landwirtschaftlichen Betriebes umgebaut oder neu errichtet wurde das Projekt mit dem Umbau der Futtertenne und des provisorischen Hofladens zum großen Naturkostladen abgeschlossen. Das anspruchsvolle Projekt hat die vorhandene Bausubstanz weitgehend erhalten. Es schließt neben dem 100 m² großen Laden auch eine Hackschnitzelheizung und Fotovoltaikanlage mit ein. Der Hof von Familie Strootdrees stärkt das Dorfleben durch regelmäßige Aktionen und arbeitet mit Kirchen, Schulen und Kindergärten zusammen. Das große jährliche Hoffest ist ein Höhepunkt. Die wirtschaftliche Grundlage des Betriebes ist mit interessanten Arbeitsplätzen dauerhaft gesichert. Mehrere neue Arbeits- und Ausbildungsplätze sind geschaffen worden. Die heutigen Eigentümer des ehemaligen Gutshofes im Paderborner Land, Marita Veith und Hubertus Nolte, haben nach und nach die gesamte Hofanlage mit ihrer über 200-jährigen Geschichte neuen Nutzungen zugeführt. Der schlechte Zustand der Gebäude barg für die neuen Besitzer und Bauherren viele Risiken für Restaurierung und Umbau. In dem neuen forstlichen Handelsund Dienstleistungszentrum werden beispielsweise Holzheizanlagen im Contracting-Verfahren betreut, d. h. den Abnehmern von Wärme wird die benötigte Wärme ins Haus geliefert. Für diese Firma werden z. B. große Lagerkapazitäten für das Holzmaterial benötigt. Im Gutshaus befinden sich mehrere Büroräume, in anderen Gebäuden findet eine neuartige Pyrolyseanlage zur Vergasung und Verstromung von Holz ihren Platz. Inzwischen ist die gesamte Gutsanlage wieder genutzt, die Eigentümer haben ihr Ziel, in der Natur zu leben und zu arbeiten und dazu die nötige Energie selbst zu erzeugen, schon fast erreicht. Fotos: Veith / Nolte 5. Platz Kreativatelier und Geburtsklinik im Aachener Forsthaus Fotos: D. Kloubert Im städtischen Forstamt wurden bis vor einigen Jahren die großen Wälder der Stadt Aachen verwaltet. Als die Forstverwaltung ausgezogen war, wurde das Gebäude restauriert, modernisiert und behutsam erweitert. Die Anforderungen des Denkmalschutzes wurden dabei genau beachtet und damit 100 Jahre nach der ersten Eröffnung zogen mehrere neue Nutzungen in das vollständig instandgesetzte und modernisierte Gebäude ein. Das alte Forsthaus nutzt der neue Eigentümer Dieter Kloubert für sein Designatelier, im ersten Stock zog eine Geburtsklinik ein. Im Dachgeschoss findet sich neuer attraktiver Wohnraum. Für den Bauherrn waren neben der Bausubstanz mit besonderem Charakter auch die Kostenvorteile gegenüber einem Neubau von Bedeutung. Das Gebäude ist damit auch für die Bevölkerung erhalten geblieben, die das alte Forsthaus besonders schätzt.

44 42 Ländlicher Raum Mühlbeck-Friedersdorf das erste Buchdorf Deutschlands Dr. Harald Lütkemeier* In der Region Bitterfeld wurde 1997 das erste deutsche Buchdorf Mühlbeck-Friedersdorf, ein Dorf voller Buchläden, gegründet. Das Vorbild, dem etwa 20 Buchdörfer in Europa gefolgt sind, ist Hay-on-Wye, ein Seelen-Dorf in den Black Mountains in Wales. Hier gründete Richard Booth 1961 in einem ausgedienten Kino des entlegenen Dorfes den ersten Buchladen für gebrauchte Bücher, heute gibt es dort 39 Antiquariate mit über Besuchern jährlich. Allen Buchdörfern ist eines gemeinsam: Sie liegen in reizvollen Landschaften und sind Orte sowohl der geistigen Anregung als auch der Entspannung, darüber hinaus sind es die periphere Lage und das Bemühen um wirtschaftlichen Aufschwung, die sie entstehen ließen. Tagebaugebiet. Gegründet wurde das Buchdorf vom Förderverein Buchdorf Mühlbeck-Friedersdorf e. V. Dieser Verein mit ca. 100 Mitgliedern bundesweit hat sich die Pflege deutscher Sprache und Kultur zur Aufgabe gemacht. Das geschieht auf vielfältige Weise. Zur Gründung des Buchdorfes hat der Verein das Festival der alten Bücher durchgeführt. Es war der Startschuss zur Geschäftseröffnung der ersten sieben Buchläden. Inzwischen haben die Buchdörfer in ihren Regionen nicht unwesentlich zu wirtschaftlichen Impulsen beigetragen, denn Privatpensionen, Gaststätten und andere Dienstleistungsbetriebe sind entstanden. Im Gegensatz zum gemeinhin bekannten Antiquariat, dessen Sortiment aus möglichst hochwertigen bibliophilen Altausgaben besteht, bieten Läden in Buchdörfern gebrauchte Bücher aller Zeitalter an, die über den Sortimentsbuchhandel z. T. schwer zu be-schaffen sind. Das Besondere an Buchdörfern ist die Konzentration vieler, auf unterschiedliche Sachgebiete spezialisierter Antiquariate auf kleinem Raum. Der Besucher hat kurze Fußwege und findet Kostbares und Profanes, Gediegenes und Kurioses und oft das lang gesuchte Lieblingsbuch. Tägliche Öffnungszeiten für Bücherfreunde Chemie und Braunkohle bestimmten über hundert Jahre lang das Leben in der Region Bitterfeld. Die eng benachbarten Dörfer Mühlbeck und Friedersdorf (rd Einwohner) liegen im renaturierten Fotos: H. Dehne Zum Eröffnungsfestival der alten Bücher kamen Besucher aus ganz Deutschland. Der Buchbestand ist inzwischen auf über 1 Mio. Exemplare angewachsen. Mit dem Aufruf: Kein Buch mehr auf den Müll! werden alle Arten von Büchern (Kinderbücher, Schulbücher, Sach- und Fachbücher, politische Bücher, Belletristik usw.) gesammelt. Dank der innovativen Ideen und eines unermüdlichen Engagements von Heidemarie Dehne als Initiatorin des Buchdorfes sowie des Fördervereins Buchdorf Mühlbeck-Friedersdorf e. V. wurden die beiden Gemeinden zu einem Mekka der Bücherfreunde. Inzwischen gibt es hier elf Antiquariate an neun Standorten. Ergänzt werden die Antiquariate von Kunsthandwerkern wie Buchbindern, Glasbläsern, Holzgestaltern. Im Bücher con sum, einem umgebauten alten Lebensmittelmarkt, stehen z. B. Bücher in fünf Zimmern. Im Obergeschoss befinden sich zwei Ferienwohnungen. In dem kleinen roten Backsteinhaus nebenan befindet sich das Café KaffeeSatz. Hier werden monatlich Autorenlesungen, Musikveranstaltungen, Workshops, Jahreszeitenfeste etc. vom Förderverein organisiert. Sieben Tage in der Woche ist das Buchdorf geöffnet wochentags von 10 bis 18 Uhr, sonn- und feiertags von 11 bis 17 Uhr. Das alte Pfarrhaus mit Geschichtsstube, der ehemalige Kolonialwarenhandel ( Heinrichs am Dorfteich ) mit Bäckerei und die Schmiede in Mühlbeck sowie die alte Dorfschule und die ehema- * Dr. habil. Harald Lütkemeier, Ilberstedt

45 Ländlicher Raum 43 lige Feuerwehr in Friedersdorf sind heute Antiquariate, die von Leseratten aus aller Herren Länder aufgesucht werden. Innerhalb der nächsten Jahre soll der Kreis der Antiquariate um Buchdrucker, Buchbinder, Gastronomen und andere erweitert werden. Im Friedersdorfer Gasthof Zum Stern ; einem Kleinod der Region, wurde mit viel Sorgfalt neben Gaststube und originalgetreuen Vereinszimmern ein schöner Buchladen eingerichtet. Synergieeffekte zwischen Buchdorf und Tourismus Gäste und Geld sollen die vielen Bücher mit in die beiden kleinen Dörfer bringen, begünstigt durch eine zielgerichtete touristische Vernetzung. So integriert das Buchdorf beispielsweise die Kirchenstraße, die Gotteshäuser entlang der Goitzsche verbindet, sowie die Industriekulturroute Kohle, Dampf, Licht. Die unmittelbare Lage im Zentrum des berühmten Kulturkreises von Leipzig über Halle, Köthen, Dessau, Wittenberg, Dübener Heide bis Torgau, die stellvertretend für bedeutende Orte der kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands stehen, sowie zahlreiche touristische Anziehungspunkte wie Kulturlandschaft Goitzsche mit Pegelturm, Seebrücke und Uferpromenade Muldestausee Bitterfelder Bogen Wasserzentrum Bitterfeld Agorapark auf der Halbinsel Pouch Baggerstadt Ferropolis Dübener Heide bringen erste Synergieeffekte, schrittweise gelingt es, Arbeitsplätze zu schaffen. Mit viel Eigeninitiative, Engagement und vielschichtigen Aktivitäten haben die Einwohner, Vereine und Gemeinderäte der beiden Gemeinden in den letzten Jahren Beachtliches geleistet. In enger Zusammenarbeit wurden eine Sport- und Freizeitanlage mit Mehrzweckhalle für Sport- und Kulturveranstaltungen, eine gemeinsame Grundschule sowie vielfältige gemeinsame Versorgungseinrichtungen geschaffen. Darüber hinaus sind Aktivitäten im Natur- und Umweltschutz und in der Landschaftsgestaltung wichtige Voraussetzungen für den zunehmenden Freizeit- und Erholungstourismus, für Naturfreunde, Wanderer, Radfahrer und Wassersportler. Für ihre beispielhaften öffentlichen und privaten Initiativen bei der Ortsbildgestaltung, Grüngestaltung und im Dorfgemeinschaftsleben wurde die Gemeinde Mühlbeck als Kreissieger im Dorfwettbewerb ausgezeichnet. Engagierte Zukunftsgestaltung Für die Einwohner des Buchdorfes war die Weltausstellung EXPO 2000 mit der Korrespondenzregion Bitterfeld eine zusätzliche Schubkraft, besonders das 2. Internationale Buchdorffestival hat dem Buchdorf neue Impulse gegeben. Autoren aus vielen Ländern haben sich mit Lesungen und gleichzeitig die Buchdörfer mit Ausstellungen vorgestellt. Inzwischen ist auch die EDV längst unverzichtbarer Helfer im Buchdorf Mühlbeck-Friedersdorf. Auf der Internetseite finden Besucher alle wichtigen Informationen über das Buchdorf und seine Umgebung, insgesamt sind über Buchtitel im Netz gespeichert. So erfolgen täglich bis zu 15 Bestellungen per Internet allein bei Heidemarie Dehne im Bücher con sum. Jährlich Besucher machen den Akteuren im 12. Buchdorfjahr viel Mut, sich weiterhin zu engagieren und den Kunden immer etwas Neues zu bieten.

46 44 Ländlicher Raum Neuer Leitfaden für einen Zivilisationswandel Am 14. 0ktober 2008 wurde die Studie Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt in Berlin präsentiert. Ihr Untertitel Ein Anstoß zur gesellschaftlichen Debatte weist bereits auf das mit der Publikation verfolgte Ziel hin. Herausgeber sind der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Deutschlands größter Umweltverband, sowie Brot für die Welt und der Evangelische Entwicklungsdienst (EED). Gemeinsam beauftragten sie das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie, auf der Basis von wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen einen Leitfaden für eine nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung zu erarbeiten. Die Studie erscheint zwölf Jahre nach der Veröffentlichung ihrer Vorläuferin Zukunftsfähiges Deutschland. Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung, welche ebenfalls durch das Wuppertal Institut erstellt und vom BUND zusammen mit dem katholischen Hilfswerk Misereor herausgegeben wurde. Das damalige Bündnis entstand nach der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro Delegierte aus 178 Ländern hatten an dem über mehrere Jahre vorbereiteten Erdgipfel teilgenommen. Mit der Durchführung der Konferenz hatte die UNO auf den im Bericht der Brundtland- Kommission 1 hingewiesenen dringenden Handlungsbedarf der internationalen Völkergemeinschaft reagiert. Ein großer Schritt der Rio-Konferenz in Richtung einer globalen Umwelt- und Entwicklungspartnerschaft war die Verabschiedung der Agenda 21, ein weltweites Aktionsprogramm für eine umweltverträgliche, sozial gerechte und ökonomisch tragfähige Entwicklung im 21. Jahrhundert, zu der sich alle Teilnehmerstaaten verpflichteten. Darüber hinaus wurde die Klimarahmenkonvention verabschiedet, um einen völkerrechtlichen Bezugsrahmen für internationale Klimaverhandlungen zu schaffen. In Rio waren sich die Teilnehmer/-innen einig, dass die Menschen von ihrem Lebensraum abhängig sind und dass die Auswirkungen von Umweltveränderungen auf ihre Handlungsmöglichkeiten zu berücksichtigen seien. Es bestand Konsens, dass Umwelt und Entwicklung gemeinsame Lösungen brauchen, wobei diese sowohl Produktions- als auch Konsummuster in Industrieländern tangieren würden. Was dieser Konsens praktisch für ein westliches Industrieland wie Deutschland bedeutet, wurde in der 1996 erschienenen Studie mit Fakten, Maßnahmen und Leitbildern veranschaulicht. Sie brachte nicht nur eine breite gesellschaftliche Diskussion um Nachhaltigkeit mit allein Veranstaltungen im Jahr der 1 Der 1987 veröffentliche Brundtland-Bericht lieferte die noch heute gültigen Definitionen des Begriffs der nachhaltigen Entwicklung und gilt als Beginn eines weltweiten Diskurses über Nachhaltigkeit. Veröffentlichung, sondern auch viele lokale Agenda-21-Prozesse auf den Weg. Das in der Studie von 1996 eingeführte Konzept des globalen Umweltraums ist Basis der internationalen Klimaverhandlungen. Es beschreibt einerseits den Handlungsrahmen, innerhalb dessen die Menschheit natürliche Ressourcen nutzen kann, ohne sie zu schädigen und sie damit künftigen Generationen vorzuenthalten. Auf der anderen Seite beinhaltet das Konzept den ethischen Anspruch, nach dem der globale Umweltraum zwischen allen Menschen gerecht zu teilen ist. Das Ende der kollektiven Verdrängung Zahlreiche Weltklimakonferenzen, die Ökologisierung des Steuerrechts (Ökologische Steuerreform seit 1999) und eine nationale Nachhaltigkeitsstrategie (seit 2002) in Deutschland, die Wachstumsbranche der erneuerbaren Energien oder kritische Filme wie Eine unbequeme Wahrheit von Al Gore erwecken den Anschein,

47 Ländlicher Raum 45 dass ein Transformationsprozess in Gang gesetzt wurde. Es scheint, als habe der Nachhaltigkeitsbegriff in Politik, Wirtschaft und zumindest hierzulande in das Bewusstsein der breiten Massen Einzug gehalten. Grundlegende Veränderungen wurden jedoch nicht erreicht so die Herausgeber der 2008 erschienenen Studie. Trotz der Fülle an Programmen, Strategien und Konventionen, die auf eine nachhaltige Entwicklung hinsichtlich Klima, Armutsreduzierung oder Artenvielfalt abzielen, steigt der CO 2 -Gehalt in der Atmosphäre weiter an. Die Folgen des Klimawandels, d. h. der globalen Erwärmung, sind bereits heute spürbar und stellen insbesondere für arme Bevölkerungsgruppen der südlichen Länder eine zunehmende Bedrohung dar. Wie drastisch sich der vom Menschen herbeigeführte Klimawandel Nobelpreisträger Professor Paul Crutzen nennt das jetzige erdgeschichtliche Zeitalter Anthropozän auf die globale Ökonomie auswirken könnte, wird in dem 2006 veröffentlichten Stern-Report eindrucksvoll geschildert. Dessen Autoren warnen vor einem infolge der Temperaturerhöhung erheblichen Anstieg der Gesamtkosten und einer Destabilisierung der Weltwirtschaft bis hin zur Weltwirtschaftskrise. Nicht zuletzt schwindet auch in Deutschland, einem Land, das als Vorreiter für ressourcenschonende Technik sowie ökologisch ausgerichtete Politik gilt, die Vielfalt an Tieren und Pflanzen. Höchste Zeit für einen Kurswechsel Prof. Dr. Hubert Weiger, BUND- Vorsitzender, bringt es auf den Punkt: Deutschland ist nicht auf dem Weg, ein zukunftsfähiges Land zu werden. Denn hierfür reichen die kleinen Kurskorrekturen nicht aus. In der neuen Studie wird die Annahme widerlegt, dass eine ökologische Modernisierung der Industriegesellschaft die Umweltprobleme über technische Innovationen, von welchen gleichzeitig die Exportwirtschaft profitiere, lösen könne. Um den Herausforderungen der Zukunft, allen voran den klimatischen Veränderungen, gerecht zu werden, ist ein grundlegender Wandel der Zivilisation notwendig. Hierzu gehört die Anerkennung der natürlichen Grenzen und demzufolge die Infragestellung der Idee vom beständigen Wirtschaftswachstum. Die Tragfähigkeit der Ökosysteme bzw. die Regenerationsgrenzen der Biosphäre dürfen nicht länger missachtet werden, sondern sind als ökologische Leitplanken für die Entwicklungsdynamik der Wirtschaft zu begreifen. Das Zeitfenster für Maßnahmen, die den Klimawandel auf ein vertretbares Maß abschwächen, wird in der Studie auf 10 bis 15 Jahre beziffert. Dementsprechend dringend ist der Kurswechsel, für den es einer gesellschaftlichen Debatte bedarf, was Nachhaltigkeit in internationaler Verantwortung für Deutschland bedeutet. Welche Veränderungen in Politik, Wirtschaft und Lebenskultur sind erforderlich, um Deutschland zukunftsfähig zu gestalten und einen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit der Welt zu leisten? Die Studie beantwortet diese Frage mit einem umfassenden Datenmaterial und der Darstellung von Zusammenhängen, die sowohl für Neueinsteiger/-innen als auch für fachkundige Leser/ -innen sehr aufschlussreich ist. Ökologischer Wohlstand statt grenzenloses Wachstum Ein zentrales Anliegen des Kurswechsels ist der Übergang zu einer sparsamen, postfossilen Zivilisation, wobei die technologische Umgestaltung der gesamten gesellschaftlichen Hardware, d. h. von Gebäuden, Fahrzeugen, Textilien u.s.w., zu ressourcenleichten Produkten eine wichtige Rolle spielt. Der Kurswechsel kann nur durch eine rigorose Anpassung der Lebensstile vonstatten gehen. Umweltbewusstsein allein genügt nicht, weil z. B. Menschen in guten Einkommenslagen trotz ökologischer Einstellung einen höheren Ressourcenverbrauch aufweisen als Personen aus niedrigeren sozialen Milieus. Geringes Einkommen unterbindet ressourcenintensive Lebensstile, wohingegen finanziell besser gestellte, umweltbewusst denkende Menschen häufig nur in ausgewählten Bereichen umweltorientierte Entscheidungen fällen, jedoch z. B. in größeren Wohnungen leben, über viele elektrische Geräte verfügen und/oder mit dem Flugzeug in den Urlaub fliegen. Die adäquaten Verhaltensänderungen betreffen nicht nur den privaten Bereich, sondern auch die gesellschaftspolitische Ebene. Der Staat sollte stärker als zzt. in sich vermeintlich selbst regulierende Marktprozesse eingreifen. In Bezug auf die politische Steuerung der Märkte ist dem Gemeinwohl, national und international, Vorrang einzuräumen. Die Studie wird konkret Schon der Umfang der Studie von mehr als 600 Seiten belegt, dass sich die Autorinnen und Autoren nicht auf die bloße Aufzählung von Postulaten beschränken. Bei ihrer Darstellung, wie sich Deutschland zukunfts

48 46 Ländlicher Raum fähig entwickeln könnte, werden sie sehr konkret. Die Studie beginnt mit einer Einführung in die globale Konfliktlage von Ökologie und Gerechtigkeit. Im Hinblick auf das prominenteste Abfallprodukt der Industriegesellschaft, CO 2, steht zunächst das Thema Energiegewinnung im Mittelpunkt. Gegenwärtig verbraucht die Weltbevölkerung jährlich eine Menge an fossilen Energieträgern, die innerhalb 1 Mio. Jahre gebildet wurde. Dementsprechend wenig verwundert es, dass der CO 2 -Gehalt der Erdatmosphäre seit der vorindustriellen Zeit um fast die Hälfte anstieg. Anschließend wird der Energieverbrauch mit der Wirtschaftssituation in Verbindung gebracht. Der Umweltraum sowie die Konzepte des ökologischen Fußabdrucks und des ökologischen Rucksacks dienen dazu, die Ungleichheit der globalen Verteilung von Ressourcennutzung und Einkommen zu beleuchten. Daneben erfolgt die Betrachtung des wirtschaftlichen Aufstiegs der Schwellenländer von verschiedenen Seiten. Während deren Entwicklung weltweit Aufmerksamkeit erregt, scheint das Interesse sowohl an Ländern, in denen sich die Armutsverhältnisse zuspitzen, als auch an den klassischen Industrienationen zu sinken. Bei einer Überprüfung der Umweltbilanz Deutschlands zeigt sich, dass sich die Erfolge der letzten 15 Jahre auf wenige Indikatoren wie die direkte Verschmutzung von Luft und Wasser beschränken. Das Gesamtergebnis, speziell der Ressourcenverbrauch, bleibt nach wie vor prekär. Deshalb wendet sich der Blick der Studie nach vorn. Im Sinne einer ganzheitlichen Wahrnehmung der globalen Situation skizziert sie zunächst vier Leitbilder: 1. Gastrecht für alle Vor dem Hintergrund der transnationalen Vernetzung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zielt das Leitbild auf die Verwirklichung der Weltbürgerrechte ab. 2. Ökologischer Wohlstand Nur wenn Naturverträglichkeit, Dematerialisierung und Selbstbegrenzung aufeinander treffen, können zukunftsfähige Lebensstile und Volkswirtschaften entstehen. 3. Gesellschaft der Teilhabe Da Chancengleichheit, Solidarität und Gerechtigkeit innerhalb einer Gesellschaft eng verknüpft sind, muss die Bevölkerung die Möglichkeit zur Partizipation bekommen und diese auch wahrnehmen. 4. Die ganze Wirtschaft Zu den wesentlichen Merkmalen einer zukunftsfähigen Marktwirtschaft gehört ein Wettbewerb ohne Substanzverzehr. Daher ist es erforderlich, die unentgeltliche Nutzung bzw. Schädigung von Gemeingütern neu zu organisieren. Wie ein Kurswechsel in Deutschland und Europa aussehen könnte, wird in der Studie genauer beschrieben. Die Weichen für einen Umstieg auf die Solarwirtschaft müssen auf der politischen Ebene gestellt werden. Im Gegensatz zu den 90er Jahren, als Deregulierung (der Märkte) und Globalisierung Priorität hatten, verlangt eine naturverträgliche Ökonomie Regulierung und Regionalisierung. Dennoch darf die Weltwirtschaft nicht aus den Augen verloren werden. Ihre öko-faire Gestaltung zählt weiterhin zu den Pflichten Deutschlands bzw. Europas, die nicht ohne multilaterale Kooperation zu bewerkstelligen ist und gleichgerichteter Initiativen vielerorts auf der Welt bedarf. Der BUND und viele andere Organisationen laden zu verschiedenen Veranstaltungen rund um die neue Studie ein. Interessierten bietet die Website eine Übersicht mit Terminen und Orten. Die Auseinandersetzung mit der Studie kann darüber hinaus eine gute Vorbereitung für den Klimagipfel im Dezember 2009 in Kopenhagen sein, bei dem ein neues internationales Klimaschutzabkommen beschlossen werden soll. Eines der zahlreichen Zeitfenster, die in Form eines Miniszenarios über Erfolge im Jahr 2022 berichten, schildert beispielsweise die Gründung einer Welt-Fairhandelsorgansiation. 30 Jahre nach dem Erdgipfel in Rio und wieder in Brasilien erfolgt die Ablösung der WTO, um der verhältnismäßig einseitig vorangetriebenen Handelsliberalisierung mit Hilfe von Abteilungen für Qualitätssicherung, Handelsbilanzausgleich, Kartellaufsicht oder Streitschlichtung (ähnlich der neuen WTO-Vereinbarung) Einhalt zu gebieten. Die Zeitfenster heben die gestellten Forderungen und die genannten Defizite noch einmal hervor, vermitteln aber zugleich eine sehr optimistische, ermutigende Vorstellung von potenziellen Möglichkeiten und Chancen. Neben dem unerlässlichen Kurswechsel in der Politik und der Wirtschaft demonstriert die Studie, dass jeder Einzelne einen Beitrag zu einer nachhaltigen, von Fairness geprägten Entwicklung leisten kann. Die Studie (ISBN , Preis: 14,95 ) kann unter oder im Buchhandel bestellt werden. ce

49 Personalien 47 Die Agrarsoziale Gesellschaft e.v. gratuliert folgenden Mitgliedern zu ihrem runden Geburtstag: Dr. Erich Schuler zum 80. Geburtstag (19. März 2009) Professor Dr. sc. agr. Eckhart Neander zum 75. Geburtstag (16. Januar 2009) Hermann Kroll-Schlüter zum 70. Geburtstag (1. März 2009) Christel Hoffmann zum 60. Geburtstag (19. März 2009) Alle gehörten oder gehören langjährig dem Vorstand oder Kuratorium der ASG an. Wir wünschen ihnen alles Gute für das neue Lebensjahr besonders eine gute Gesundheit. Für Sie gelesen Verträglich Reisen 2009 Verträglich Reisen. Magazin für Reisen und Umwelt Jahrgang, Ganzjahresausgabe fairkehr Verlag 2008, ca. 146 Seiten, zahlreiche farbige Illustrationen, 3,90, erhältlich im Zeitschriftenhandel. Bio liegt voll im Trend und dies ist auch beim Tourismus erkennbar. Ob hochwertige Bio-Menüs in Nobelhotels oder Wasserbeheizung in Wellness- Oasen über Solaranlagen Nachhaltigkeit wird zunehmend umgesetzt. Doch wo können sich Reiselustige über attraktive Angebote informieren und erfahren, was den Urlaub wirklich klimaschonend macht? Das Magazin Verträglich Reisen 2009 bietet einen umfangreichen Überblick und zeigt schöne Vorschläge für Urlaub und Klima. Es stellt Reiseregionen vor, in denen Klimaschutz groß geschrieben wird, und berichtet in unterhaltsamen Reportagen, wie ökologisches Reisen mit der ganzen Familie gestaltet sein kann. Zu den Themen dieser Ausgabe gehören ungewöhnliche Unterkünfte wie Baumhaus, Leuchtturm oder Zigeunerwagen; was Kinder an Städtereisen lieben und was Eltern ihnen gerne zeigen; Frankreich ein Naturerlebnis zwischen Atlantik und Mittelmeer. Zu dem Thema Gartenreisen wird die Gartenkultur zwischen Öko-Schrebergartensiedlung und Medici-Park beleuchtet, für klimaschonende Reisen mit Bus und Bahn ins europäische Ausland gibt es eine Sammlung von Tipps und Informationen. Im Sonderteil Blaue-Schwalbe- Unterkünfte stellen sich 100 individuelle, umweltengagierte und servicestarke Unterkünfte von der kleinen Selbstversorgungspension bis hin zum luxuriösen 5-Sterne-Hotel vor. Zusätzlich gibt es eine Übersicht über besondere Angebote von ökologischen Reiseveranstaltern. So bietet das Magazin einen serviceorientierten Leitfaden für erholsame Reisen, die Spaß machen und zugleich Klima und Umwelt möglichst wenig beeinträchtigen. ro Planung, Marketing und Werbung für den Hofladen Matthias Gebhard-Rheinwald: Der Hofladen. Planung, Marketing, Werbung. Verlag Eugen Ulmer 2005, ca. 130 Seiten, 11 Farbfotos und 95 Schwarzweiß-Abbildungen, ISBN , 29,90. Wer als Produzent seine Waren dauerhaft erfolgreich vermarkten will, muss sich mehr einfallen lassen, als eine Kiste Kartoffeln mit einem Schild vor die Tür zu stellen. Um allerdings einen Hofladen wirtschaftlich zu betreiben, ist eine umfangreiche Planung unerlässlich. Hierfür sind Marketingmaßnahmen ebenso notwendig wie eine gezielte Werbung. Das Buch liefert mit zahlreichen Farbfotos und Schwarzweiß-Abbildungen umfangreiche Hilfestellungen für die gekonnte Bewirtschaftung eines Hofladens. In 19 Kapiteln wird dabei auf die ersten Schritte zur Eröffnung und auf ein zielgerichtetes Planungskonzept eingegangen. Ein geschickter Aufbau des Ladens wird durch verständliche Abbildungen beschrieben, ferner werden Hinweise für eine verkaufsfördernde Einrichtung und Dekoration gegeben. Praktische Tipps gibt es auch zum Sortiment und zu verschiedenen Werbemaßnahmen. Verkaufstrainer Matthias Gebhard-Rheinwald hält für die Leser diverse Anregungen zu Kundengesprächen und zur Kundenbindung bereit. Der richtige Umgang mit Beschwerden wird durch den Profi genauso erörtert wie die vielfältigen Möglichkeiten, Veranstaltungen, Gewerbeschauen und Präsentationen vorzunehmen. Außerdem wird auf Imagebildung, Preisbildung und -gestaltung sowie die aktive Marktforschung eingegangen. Nützlich für Direktvermarkter sind zudem die Ratschläge zum rechtlichen Hintergrund. Das verständlich vermittelte Fachwissen liefert eine optimale Basis für einen erfolgreichen Hofladen. ro

50 48 Für Sie gelesen Der kritische Agrarbericht 2009 AgrarBündnis (Hrsg.): Der kritische Agrarbericht 2009, ABL Verlag, Hamm, 304 Seiten, 19,80, ISBN Zu bestellen bei: ABL Verlag, Bahnhofstr. 31, Hamm, Tel. (02381) , Fax (02381) , Das ereignisreiche Jahr 2008 verdeutlichte den engen Zusammenhang zwischen globalen Entwicklungen und heimischer Landwirtschaft. Drei Themen, die im nunmehr 17. Jahrgang des kritischen Agrarberichts intensiv aufgegriffen werden, beleuchten diese Beziehungen. Zum ersten werden die Wirkungen des Klimawandels auf die agrarische Produktion bzw. deren Beitrag zur Erderwärmung beschrieben. Ein zweiter Themenkomplex befasst sich mit dem Milchstreik, der in seiner (zeitlich beschränkten) Wirkung nicht nur Molkereien und Handel überraschte, sondern in vielen Dörfern auch dazu führte, die Notwendigkeit und Ausgestaltung bäuerlicher Solidarität neu zu diskutieren, wie verschiedene Autoren dokumentieren. Ein drittes bedeutendes Ereignis war 2008 die Fertigstellung des von der Weltbank initiierten und von der UNESCO in Auftrag gegebenen Weltagrarberichts (IAASTD), der im kritischen Agrarbericht ausführlich dargestellt wird. Der Bericht bricht mit der Vorstellung, dass die Bekämpfung von Hunger durch eine immerwährende Produktivitätssteigerung bei Negierung der ökologischen Folgen zu erreichen sei. Vielmehr sieht er diesen Erfolg nur durch bäuerlich geprägte, ökologisch und sozial verträgliche Landwirtschaft garantiert (s. a. Bericht S. 36). Ergänzt wird die Darstellung dieser drei hochaktuellen Themen im kritischen Agrarbericht 2009 durch weitere Artikel in gewohnter Vielfalt zu Umweltschutz, EU-Agrarpolitik, Daseinsvorsorge und Transparenz in der Lebensmittelerzeugung. cb Für Sie gesurft startete das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) gemeinsam mit Universitäten und Organisationen in Italien, den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Slowenien und Irland ein umfangreiches Projekt zur Verbindung von Sozialpädagogik/Sozialarbeit und Landwirtschaft. Dabei wurden verschiedene Rahmenbedingungen, unter denen soziale Landwirtschaft praktiziert wird, ihre therapeutischen Erfolge und ihr Beitrag zur Kulturlandschaftsentwicklung analysiert. Ziel des Projektes mit dem Namen SoFar (Social Farming) war es dabei unter anderem, bestehende Projekte und Initiativen zu vernetzen und die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Förderwürdigkeit sozialer Landwirtschaft zu lenken. Das FiBL Deutschland hat in diesem Zusammenhang eine eigene Website kreiert, in der sowohl die Ergebnisse des SoFar-Projekts als auch weitere Forschungsergebnisse, Diskussionsbeiträge und Projekte zur sozialen Landwirtschaft dargestellt werden. Die Website erfreut durch eine übersichtliche und klare Gestaltung, die eine schnelle Navigation ermöglicht. cb

51 IMPRESSUM ISSN Herausgeber Agrarsoziale Gesellschaft e. V. (ASG) Postfach Göttingen Tel. (0551) Fax (0551) info@asg-goe.de Geschäftsführer Dr. Dieter Czech Redaktion Dipl.-Ing. agr. Ines Fahning Tel. (0551) ines.fahning@asg-goe.de Namentlich oder mit Initialien gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Autors/der Autorin wieder. Sie ist nicht in jedem Fall identisch mit der Meinung des Herausgebers oder der Redaktion. Layout Mirko Wende Tel. (0551) Druck Konrad Pachnicke, Göttingen Nachdruck und sonstige Verbreitung (auch auszugsweise) nur mit Genehmigung der Agrarsozialen Gesellschaft e. V. Ländlicher Raum erscheint viermal im Jahr (jeweils zum Ende eines Quartals). Bei der dritten Ausgabe handelt es sich um ein themenorientiertes Schwerpunktheft mit doppeltem Umfang. Die Online-Ausgaben sind jeweils zehn Monate nach Drucklegung auf der ASG-Website als pdf-datei verfügbar. Preise Der Preis für ein Jahresabonnement Ländlicher Raum beträgt 36,- inkl. Porto. Für Mitglieder der ASG ist das Abonnement im Mitgliedsbeitrag (90,-, Studenten 36,- ) enthalten. Konto Für Spenden und sonstige Förderbeiträge an die ASG: Sparkasse Göttingen Konto-Nr BLZ Die Herausgabe von Ländlicher Raum erfolgt mit der Förderung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.

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