Konzeptuelle Bedeutungsverschiebungen im Kontext. Eine Gegenüberstellung der Theorien von Bierwisch, Pustejovsky und Nunberg

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1 Konzeptuelle Bedeutungsverschiebungen im Kontext. Eine Gegenüberstellung der Theorien von Bierwisch, Pustejovsky und Nunberg Magisterarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Magistra Artium (M.A.) im Fach Linguistik Universität Stuttgart Philosophisch-Historische Fakultät Institut für Linguistik / Germanistik eingereicht von: Regine Brandtner geboren am 3. Oktober 1982 in Ulm Wissenschaftlicher Betreuer: Prof. Dr. Klaus von Heusinger Stuttgart, den 20.März 2007

2 Vorwort Diese Arbeit ist im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 732 Incremental Specification in Context an der Universität Stuttgart entstanden. Für diese Möglichkeit möchte ich mich bei meinen Projektleitern Prof. Dr. Klaus von Heusinger und Prof. Dr. Artemis Alexiadou bedanken. Prof. von Heusinger gilt außerdem mein Dank für die hervorragende Betreuung meiner Arbeit. Für die vielen Denkanstösse und hilfreichen Diskussionen möchte ich außerdem besonders Udo Klein und Melanie Uth danken, aber auch Dr. Ljudmila Geist und den anderen Mitarbeitern des Instituts für Linguistik/ Germanistik für das gute Arbeitsklima, darüber hinaus meinen Kommilitoninnen Anja Wasserbäch, Valérie Hasenmayer und Nina Jürgens für formale Korrekturen und ihren besonderen Beistand. Das Studium und eine solche Arbeit kommen schließlich nicht nur mit Hilfe von wissenschaftlichem und kollegialem Rat zu einem guten Ende, sondern bauen auch auf materieller und moralischer Unterstützung und so gilt ein ganz herzlicher Dank meinen Eltern und Großeltern, die mir in den letzten Jahren den Rücken frei gehalten haben. Zu guter Letzt möchte ich noch besonders meinem Freund Jakob Süß danken, welcher während der gesamten Prüfungszeit und Magisterarbeit immer die richtigen Worte zur richtigen Zeit gefunden hat, um mich zu motivieren, mir das nötige Selbstvertrauen zu geben und mich zum Lachen zu bringen. 2

3 Abstract In dieser Arbeit diskutiere ich das Phänomen der konzeptuellen Bedeutungsverschiebungen anhand der drei unterschiedlichen Ansätze von Bierwisch (1983), Pustejovsky (1995) und Nunberg (2004). Während Bierwisch im Rahmen einer Zwei-Ebenen-Semantik ein Zusammenspiel von semantischer und konzeptueller Struktur annimmt, reichert Pustejovsky das Lexikon mit zusätzlichem Wissen bzw. Weltwissen an und entwickelt die Theorie eines generativen Lexikons, um Fälle von Bedeutungsvariation zu erklären. Nunberg behandelt Bedeutungsverschiebungen als phrasalen Prozess im Sinne eines Prädikatstransfers und führt pragmatische Bedingungen ein, um kontextabhängige, aber zum Teil auch systematische Transfers zu motivieren. Ich gebe einen ausführlichen Überblick über die verschiedenen Phänomene und vergleiche bzw. beurteile schließlich ihre Darstellung in den genannten Theorien. Abschließend folgt ein kurzer Ausblick auf die Bedeutungsalternation von deverbalen Nominalisierungen. 3

4 Inhaltsverzeichnis: Vorwort Einleitung Bedeutungsebenen Die Ausdrucksbedeutung Die Äußerungsbedeutung Der kommunikative Sinn Formen der Ambiguität sprachlicher Ausdrücke Lexikalische Ambiguität Homonymie Polysemie Vagheit Kompositionale Ambiguität Konzeptuelle Bedeutungsverschiebungen im Kontext Metonymie Metapher Differenzierung Semantische und konzeptuelle Repräsentation bei Bierwisch Die konzeptuelle Ebene Die semantische Repräsentation lexikalischer Einheiten Zusammenfassung Pustejovskys Theorie eines generativen Lexikons Der Phänomenbereich Defizite eines Sense Enumerative Lexicon Repräsentationsebenen des generativen Lexikons Argumentstruktur Ereignisstruktur Qualiastruktur Generative Mechanismen Type Coercion Selective Binding Co-Composition Logische Polysemie: Qualiastruktur und dot objects Zusammenfassung Nunbergs pragmatischer Ansatz des Prädikatstransfers Deferred Interpretation Prädikatstransfer: die Bildung von komplexen Prädikaten Bedingungen für Bedeutungsverschiebungen Das pragmatische Kriterium der Noteworthiness Zur Bestimmung von Transferpositionen Systematische Polysemie Lexikalische und extralexikalische Aspekte Zusammenfassung Gegenüberstellung der Theorien Bedeutungsalternation bei deverbalen Nominalisierungen Schlussbemerkung

5 0. Einleitung Mehrdeutigkeit, insbesondere Polysemie, und Formen von Bedeutungsflexibilität sprachlicher Ausdrücke werfen immer wieder Fragen auf, welche die Vorstellung des mentalen Lexikons, die Repräsentationen darin und das Zusammenspiel mit Kontext und Weltwissen bei der Interpretation von Ausdrücken betreffen: i. Die Supermarktschlange war lang / Die Schlange ist giftig. ii. Die Schule brennt / Die Schule ist aus. iii. Fisch ist gesund / Der Goldfisch ist wieder gesund. iv. Christoph ist ein guter Freund von mir / Paul ist ein guter Vater/ das ist eine gute Schule. Eine Theorie der Bedeutung sollte Phänomene wie diese erklären können, z.b. auf welche Weise die Varianten jeweils zusammenhängen, wie systematisch diese Zusammenhänge sind und wie dies im Lexikon repräsentiert wird. Dabei stellt sich unter anderem die Frage, ob es überhaupt eine festgelegte, spezifische Bedeutung für lexikalische Einheiten im mentalen Lexikon gibt, welche unabhängig vom Kontext eindeutig zu bestimmen ist oder ob Bedeutungen so unterspezifiziert sind, dass sie je nach Kontext angereichert werden können. Allgemein ist zu klären, welche Rolle das Lexikon, konzeptuelle Strukturen und enzyklopädisches Wissen bei der Interpretation und Desambiguierung von sprachlichen Ausdrücken spielen. Hinzu kommt ein weiteres Phänomen: die Möglichkeit, mit Ausdrücken etwas zu beschreiben, das nicht zu ihrer wörtlichen Bedeutung gehört und somit nicht auf Grund des lexikalischen Wissens interpretiert und verstanden werden kann: v. Fahrradfahrer: Ich habe einen Platten. vi. Redakteur: Wir kommen in zwei Wochen raus. vii. Kellner: Sind Sie das Jägerschnitzel? Die Bedeutung eines Teils dieser Sätze scheint also eine Modifizierung erfahren zu haben. Wieder stellt sich die Frage, welche Rolle Weltwissen und Äußerungs- 5

6 situation für das Verständnis und die Anwendbarkeit solcher spontanen Bildungen spielen und welche Bedingungen für Verschiebungen wie in v. vii. und auch ii. und iii. gelten. Da es bei ersteren nicht um lexikalisierte Alternationen geht, können auch pragmatische Aspekte von Interesse sein. Wenn wir von Verschiebungen sprechen, gibt es zwei Möglichkeiten für die wörtliche bzw. lexikalische Bedeutung von Ausdrücken: Wenn sie unterspezifiziert ist, so dass es eine gemeinsame Basis für die Varianten gibt, wird sie ergänzt bzw. in spezifizierte Varianten überführt, wenn sie spezifiziert ist und es im Kontext zu keiner sinnvollen Bedeutung kommt, kann sie unter bestimmten Bedingungen zu einer passenden Bedeutung verschoben werden. Die Flexibilität von Wortbedeutungen wird also auf verschiedene Faktoren hin untersucht: auf das Zusammenspiel von lexikalischem und extralexikalischem Wissen, auf Einfluss des Kontexts und der konzeptuellen Struktur und demnach auch auf die Frage hin, auf welchen Ebenen Ambiguität und Bedeutungsverschiebungen zu behandeln sind - handelt es sich um ambige lexikalische Bedeutungen oder kommt es erst bei der Äußerung im Kontext zu neuen Bedeutungsvarianten? Bierwisch verfolgt dabei unter Annahme von unterspezifizierten Repräsentationen die Interaktion von semantischer und konzeptueller Struktur bei Ausdrücken wie Schule etc. und geht somit von zwei Ebenen aus, so dass es zur Anreicherung unterspezifizierter Repräsentationen kommt. Pustejovsky integriert dagegen enzyklopädisches Wissen in das (generative) Lexikon, geht dabei aber nicht auf spontane Bildungen wie in v. vii. ein, welche selbst unter Annahme eines angereicherten Lexikons nicht zu erklären sind. Letztere sind dann in Nunbergs Theorie Gegenstand eines pragmatischen Ansatzes zu Bedeutungsverschiebungen innerhalb dessen die von Verschiebungen betroffenen Teile eines Satzes hinterfragt und spezifizierte Prädikate erweitert werden. Ich werde in Kapitel 1 zunächst einführend einen Überblick über die verschiedenen Bedeutungsebenen geben und anschließend in Kapitel 2 die dort jeweils auftretenden Formen von lexikalischer Ambiguität und Bedeutungsverschiebungen allgemein beschreiben. Kapitel 3, 4 und 5 sind dann den drei genannten Theorien gewidmet, welche dort zusammengefasst und schließlich gegenübergestellt werden. Abschließend gebe ich noch einen Ausblick auf die Bedeutungsalternation von Nominalisierungen. 6

7 1. Bedeutungsebenen Die Semantik als linguistische Teildisziplin beschäftigt sich vereinfacht gesagt mit den Bedeutungen von sprachlichen Ausdrücken 1. Jedoch gibt es nicht für jeden Ausdruck notwendig eine einzige Bedeutung, die sich genau festlegen lässt. Vielmehr wird der Bedeutungsbegriff zunächst auf unterschiedlichen Ebenen gesehen, die jeweils bestimmte Beiträge zur Annäherung bzw. Bestimmung leisten können. Löbner (2002) beschreibt drei Ebenen der Bedeutung, über welche ich im Folgenden einen Überblick geben werde. 1.1 Die Ausdrucksbedeutung Als Grundlage für die Formation und Interpretation von Ausdrücken geht Löbner von der Ebene der Ausdrucksbedeutung aus. Diese Ebene kann man sich als eine Art Sprachbaukasten vorstellen der das Kommunikationsmaterial und die möglichen generellen Bedeutungen bzw. die lexikalische Bedeutung von Funktions- und Inhaltswörtern enthält 2. Auf dieser Ebene geht es also um die Bedeutung von Wörtern und auch von Sätzen, welche durch das Lexikon und die grammatischen Regeln bestimmt sind. Die Elemente können zu komplexeren Ausdrücken verbunden werden, allerdings wird auf dieser Ebene noch von einer festgelegten Äußerungssituation abstrahiert - die Ausdrücke werden also kontextfrei betrachtet. Durch die Untersuchung und Beschreibung ihrer Bedeutungsmöglichkeiten können sie aber bereits eine Menge von potentiellen Referenten determinieren, z.b. bezeichnet man mit dem Ausdruck ich in einem Satz immer den Sprecher einer Äußerung, die Bedeutung bzw. die Intension ist somit im Grunde festgelegt. Wer dieser Sprecher jedoch ist bzw. worauf ich referiert (die Extension), kann dagegen erst durch eine tatsächliche Äußerung in einem bestimmten Kontext festgelegt werden. Ähnlich verhält es sich mit anderen deiktischen Ausdrücken wie du, heute etc. aber auch mit Phrasen wie der Mann oder einem Satz wie Es regnet, bei welchem Ort und Zeit offen sind. 1 Ich verwende den Begriff Ausdruck hier wie Sebastian Löbner für Wörter, Phrasen und Sätze. 2 Welche Informationen das (mentale) Lexikon aber genau enthält und wie diese repräsentiert werden, ist umstritten, wie wir sehen werden. 7

8 Gegenstand der Ausdrucksbedeutung sind also Sätze als abstrakte Einheiten (allgemeiner: types) ohne einen bestimmten Kontext (Lyons 1995: 35f). Ein Satz ist nach Lyons (1995: 134) per Definition immer grammatisch wohl-geformt, seine semantische Akzeptabilität kann dagegen erst im Kontext, d.h. bei seiner Realisierung als Äußerung (allgemeiner: token), entschieden werden. Ein einziger Satz kann somit so viele Äußerungen haben, wie es unterschiedliche Kontexte gibt, in denen er verwendet werden kann. Löbner (2002: 74) weist ebenfalls darauf hin, dass die Komposition auf dieser Ebene generell blind für (semantische) Widersprüche ist und diese erst im Kontext eliminiert oder behoben werden können 3. Auf diesen Übergang zur Interpretation im Kontext werde ich in genauer eingehen. Auch der Wahrheitswert eines Satzes kann nicht ohne Kenntnis des Kontexts entschieden werden, so müssen bei dem oben genannten Satz Es regnet zunächst Ort und Zeitpunkt der Äußerung spezifiziert werden. Derselbe Satz kann folglich unterschiedliche Propositionen ausdrücken bzw. unterschiedlich interpretiert werden - je nachdem, wie die Referenz der Ausdrücke im jeweiligen Kontext festgelegt wird, z.b.: (1) Meine Freundin findet deinen Pulli schön. Der Kontext spielt jedoch, wie bereits erwähnt, nicht nur für die Referenz von indexikalischen Ausdrücken oder deskriptiven NPs eine Rolle. Adjektive wie gut oder groß, Verben wie haben oder Nomen wie Schule weisen ein weites Bedeutungsspektrum auf und ihre Interpretation kann sich von Kontext zu Kontext unterscheiden: Ein guter Lehrer ist beispielsweise etwas anderes als ein gutes Messer (vgl. Pustejovsky 1995 :127ff.). Dabei stellt sich die Frage, wie diesen Varietäten im Lexikon Rechnung getragen wird, bzw. wie der Kontext in solchen Fällen zur Determinierung der Bedeutung beiträgt. 3 Für die Anforderungen der Interpretation im Kontext formuliert Löbner das Prinzip der konsistenten Interpretation, vgl

9 1.2 Die Äußerungsbedeutung Im Unterschied zur Ausdrucksbedeutung stellt eine Äußerung folglich eine situierte Satz- oder Textrealisierung dar (vgl. Bußmann 2002: 52). Die durch die Bestimmung der Ausdrucksbedeutung gewonnenen Informationen können nun auf eine konkrete Situation angewendet und interpretiert werden und dabei kann der Satz je nach Kontext zu unterschiedlichen Äußerungen (oder allgemeiner tokens) kommen. Löbner (2002: 10f.) fasst unter dem Begriff Äußerungskontext die Gesamtheit aller Gegebenheiten mit Auswirkung auf Referenz und Wahrheitswert zusammen. Die Variablen der Äußerungsbedeutung wie Zeit, Ort, Sprecher, Adressat usw. werden besetzt und somit wird eine Wahrheitswertbestimmung möglich. Die Satzbedeutung (die Ausdrucksbedeutung des Satzes) ergibt so in Verbindung mit dem Kontext seine Äußerungsbedeutung. Bierwisch (1979: 122ff.) beschreibt die Ausdrucksbedeutung B(A) als sprachlich determinierte Bedeutung des Ausdrucks A bzw. als logische Form von A aus G, dem System von grammatischen Regeln und Elementen der Sprache. Diese Bedeutung hat nun ein Äußerungsexemplar t und die Äußerungsbedeutung M(t), welche determiniert wird von B(A) und dem Kontext C(t). Diese Äußerungsbedeutung M(t) kann nun jedoch entweder mit der wörtlichen Bedeutung LM(t) kompatibel sein oder nicht (NM(t)). Die gleiche Bedeutung B(A) in Abhängigkeit vom Aktualisierungskontext C(t) kann aber mehrere unterschiedliche wörtliche Bedeutungen LM(t) (je nach Anzahl der neutralen Kontexte) haben, welche jeweils von B(A) und Alltagskenntnissen determiniert werden. Ein neutraler Kontext ist für Bierwisch ein Kontext, der mit der Bedeutung von A verträglich ist (ebd.:140). Diese unterschiedlichen wörtlichen Bedeutungsvarianten im neutralen Kontext sollten aber nicht dazu führen, dem Ausdruck Ambiguität zuzusprechen: Ein Ausdruck A kann je nach Aktualisierungskontext verschiedene wörtliche Bedeutungen haben, ohne dass es sinnvoll wäre, ihm sprachliche Ambiguität zuzuschreiben. (ebd.: 138) 9

10 Als Beispiel führt Bierwisch folgende Vorkommen von Schrift an, welche bei gleicher B(A) unterschiedliche wörtliche Bedeutungen haben: (2) Die Entstehung der Schrift ist eine der wichtigsten kulturellen Entwicklungen. (3) Die chinesische Schrift ist schwer zu erlernen. (4) Die Schrift des neuen Stationsarztes ist noch schwerer zu entziffern als die seines Vorgängers. (5) Die Schrift auf dem Plakat ist fünf Zentimeter hoch. Bierwisch nimmt für diese Varianten nicht vier verschiedene Bedeutungen bzw. semantische Repräsentationen an, was unökonomisch wäre, sondern eine unterspezifizierte Bedeutung 4, die allen Lesarten gemein ist, etwa wie in (6): (6) >Mittel zur optischen Repräsentation von Sprache< Eine nicht-wörtliche Bedeutung kann die Ausdrucksbedeutung erst auf der Ebene der Äußerungsbedeutung, d.h. in einem bestimmten Kontext, annehmen. Hier können Bedeutungsverschiebungen angewendet werden und so die Ausdrucksbedeutung von bestimmten Elementen an den Kontext angepasst werden. (vgl. Löbner 2002: 64) Ein Satz, der in seiner wörtlichen Bedeutung semantisch widersprüchlich ist, kann so durch Verschiebungen bestimmter Teile dennoch eine sinnvolle Lesart ergeben. Auf diese Verschiebungen im Kontext werde ich später genauer eingehen. Die Frage, ob bestimmte Lesarten noch zur wörtlichen Bedeutung eines Ausdrucks gehören, bzw. bereits in seinem Lexikoneintrag gespeichert sind, oder nur durch Modifikationen bzw. außersprachliche Prozesse erreicht werden können, wird sich dabei noch mehrfach stellen. 1.3 Der kommunikative Sinn Der Vollständigkeit halber sei hier noch die Ebene des kommunikativen Sinns erwähnt, welche eher in den Bereich der Pragmatik fällt. Hier spielen Sprecherintention und sozialer Austausch, sowie Sprechakte (vgl. Austin und 4 Darauf gehe ich im Teil zu Bierwisch nochmals genauer ein. 10

11 Searle) bzw. kommunikative Handlungen eine Rolle, z.b. ob eine Aussage eine Mitteilung oder eine Aufforderung, ein Versprechen, ein Verbot etc. darstellt. Betrachten wir den folgenden Satz: (7) Die Sonne scheint. Der Satz kann in einem bestimmten Äußerungskontext neben seiner wörtlichen Bedeutung den kommunikativen Sinn einer Aufforderung haben, im Sinne von Geh doch mal wieder raus. Bei Ausdrücken wie danke, Begrüßungen etc. ergibt sich der Sprechakt bereits aus der Bedeutung und fällt somit in die Semantik (vgl. Löbner :13). Beim kommunikativen Sinn geht es demnach nicht um die Wahrheitsbedingungen eines Satzes, sondern um das Gemeinte bzw. die Angemessenheit. Auch ironische Äußerungen wie z.b. Du Genie! für eine Person, die sich gerade nicht wie ein solches verhält, gehören zum kommunikativen Sinn. Bierwisch 1979 nennt außerdem den Satz: (8) Das habe ich nur mit der linken Hand gemacht. Wörtlich bedeutet dieser Satz, dass etwas nur mit der linken Hand gemacht wurde. Die Äußerungsexemplare dieses Satzes können aber unterschiedlichen kommunikativen Sinn haben: Es kann gemeint sein, dass man etwas nur nebenbei gemacht hat, aber auch, dass man es gut hinbekommen hat, sogar mit links, oder aber der Satz dient als Rechtfertigung dafür, dass etwas fehlerhaft wurde, weil es mit links schwierig war. Natürlich bauen diese drei Bedeutungsebenen aufeinander auf. 11

12 2. Formen der Ambiguität sprachlicher Ausdrücke Nachdem ich die unterschiedlichen Ebenen, auf welcher Bedeutung betrachtet bzw. interpretiert werden kann, betrachtet habe, werde ich im Folgenden auf die Arten der Ambiguität eingehen, die auf diesen Ebenen auftreten. Dabei stellt sich wieder die Frage, welche Ausdrücke bereits im Lexikon mehrere Bedeutungen bzw. Bedeutungsvarianten 5 haben, ob Zusammenhänge zwischen diesen bestehen und wie diese repräsentiert werden können. Andererseits gibt es auch Ambiguitäten, welche erst im Kontext entstehen bzw. aufgelöst werden können, wie wir in 2.3 sehen werden. 2.1 Lexikalische Ambiguität Mehrdeutigkeiten, die bereits auf der Ebene der Ausdrucksbedeutung zu finden sind, nennt Löbner lexikalische Ambiguität. Hierunter fallen also Ausdrücke, welche mehrere alternative Bedeutungen haben, die auch im Lexikon gespeichert sind und somit zu unserem lexikalischen Wissen gehören. Solche ambigen Elemente entsprechen dem Prinzip der Sprachökonomie, da mehrere Bedeutungen dieselbe Laut- und/ oder Schriftform besitzen und somit nicht für jede Bedeutung ein eigenes Wort gelernt bzw. gespeichert werden muss. Dieses Phänomen ist aus diesem Grunde sehr verbreitet, denn auch wenn manche Sprachen eine einzige Form für ein Wort haben, gibt es wohl keine Sprache, die für jedes Wort nur eine Bedeutung hat, so Lyons (1995: 26). Vergleiche z. B. Position: >Ort, an welchem sich etwas befindet / Stellung einer Person innerhalb einer (beruflichen) Hierarchie / Standpunkt bzw. Meinung / Teil einer Rechnung<. Man unterscheidet Fälle von lexikalischer Ambiguität nach dem Zusammenhang der verschiedenen Bedeutungen bzw. Bedeutungsvarianten wie folgt: 5 Ich verwende hier Bedeutungen für Homonymie und Bedeutungsvarianten für Polysemie und systematische Polysemie, bzw. Bedeutungsverschiebungen, s.u. 12

13 2.1.1 Homonymie Homonym sind Bedeutungen einer Form, wenn sie keine klare Verbindung aufweisen, also sozusagen zufällig die gleiche Form haben (Löbner 2002: 58) 6. Dazu kann es z.b. durch Lautwandel kommen, es können andere Ableitungsbasen (z.b. bei einem Nomen von unterschiedlichen Verben) bzw. etymologische Unterschiede vorliegen, oder es kann zwar einen etymologischen Zusammenhang geben, der jedoch für die Sprachbenutzer nicht mehr transparent ist. Standardbeispiele sind z.b. Schloss, Kiefer, Schuppen oder Bank. Es gibt auch spezielle Formen, die entweder nur homophon (mehr- Meer) oder nur homograph (Montage) sind. Außerdem wird oft zwischen partieller und absoluter Homonymie unterschieden (z.b. bei Lyons 95: 55.): Letzteres heißt, dass die Homonyme in all ihren Formen identisch (also z.b. im Plural, bei Bank Banken/ Bänke ist das also nicht der Fall) und grammatikalisch äquivalent sind. Natürlich führen diese Formen öfter zu Ambiguität als die partiellen, welche z.t. an ihren ungleichen Formen erkannt werden können (z.b. ist der Plural Bänke nicht mehr ambig). Vergleicht man Bank in der Bedeutung >Kreditinstitut< mit dem englischen Wort bank, welches außerdem noch >Ufer<, aber nicht >Sitzbank< bedeuten kann, wird deutlich, dass lexikalische Ambiguität meist sprachspezifisch ist 7. Durch die Unverbundenheit der verschiedenen Bedeutungsvarianten liegt es nahe, für die jeweilige Wortform zwei Lexeme bzw. zwei Lexikoneinträge (Löbner 2002: 62) anzunehmen, welche separat aufgelistet werden können Polysemie Häufiger als Homonyme treten polyseme Ausdrücke auf, welche sich dadurch auszeichnen, dass es einen klaren Zusammenhang zwischen den verschiedenen Bedeutungsvarianten gibt, z.b. über die äußere Form bei Birne als Obstsorte und als Glühbirne oder Schlange als Tier oder Menschenreihe. Weitere Beispiele sind Brücke (>Bauwerk<, >Teppich<, >Denkhilfe (=Eselsbrücke)<, >Zahnersatz< etc.), Läufer (>Bote<, >Teppich<, >Schachfigur< etc.), Strom (>elektrischer 6 Pustejovsky spricht hier nach Weinreich 1963 von kontrastiver Ambiguität, s.u. 7 Dies macht sich auch oft bei der Übersetzung von Wortspielen bzw. Witzen in Büchern oder Filmen bemerkbar, wenn die Bedeutungsvarianten nicht in beiden Sprachen übereinstimmen, vgl. z.b. den Filmtitel Where the truth lies, wobei im deutschen Titel Wahre Lügen die polysemen Varianten von to lie= 1. liegen. 2. lügen. nicht wiedergegeben werden können. 13

14 Strom<, >Fluss<), Lehre (>Berufsausbildung<, >Teil der Wissenschaft, Dogma<). Auch das Verb leihen (>ausleihen< oder >verleihen<) und das Adjektiv schnell (aktual: Es fährt gerade schnell, dispositionell: es kann schnell fahren) sind polysem 8. Es zeigt sich also wieder die Ökonomie der Sprache, da sich mehrere Bedeutungsvarianten für vorhandene Formen transparent ergeben, so dass nicht jeweils eigene Formen gelernt bzw. gebildet werden müssen. Hier werden mehrere Bedeutungsvarianten für ein einziges Lexem angenommen, da diese nicht zufällig durch die gleiche Form ausgedrückt werden, sondern der Zusammenfall dieser in einer Laut- und Schriftform motiviert ist. Bei den genannten lexikalischen Ambiguitäten handelt es sich eher um eine Skala zwischen Homonymie und Polysemie, d.h. es ist nicht in allen Fällen vollkommen klar, was vorliegt. Ob ein Zusammenhang gesehen wird, kann z.b. auch von Sprecher zu Sprecher variieren oder intuitiv, aber nicht etymologisch bestehen (vgl. Lyons 95: 59). Außerdem können auch die einzelnen Bedeutungen eines Homonyms selbst wieder polysem sein, z.b. Schuppen: Homonym sind die Bedeutungen >Geräteschuppen< und in etwa >Teile der Haut<, hier besteht kein Bedeutungszusammenhang. Polysem sind aber wohl die Varianten >Teile der Haut< von Fischen oder Menschen. Der Zusammenhang zwischen polysemen Bedeutungsvarianten kann auf unterschiedlichen Prinzipien beruhen (vgl.2.2.3), z.b. auf dem der Metapher bei Fuß in der Bedeutung >Fuß/ unterster Teil eines Berges<. So können synchron Bedeutungen ausgeweitet werden, um neue Varianten zu liefern (vgl. Lyons 95: 59). Wie in diesem Beispiel können diese lexikalisiert bzw. soweit konventionalisiert sein, dass sie kaum noch als Metaphern auffallen. Löbner (2002: 77) weist darauf hin, dass die Art der Zusammenhänge zwischen Bedeutungsvarianten vorhersagbar ist, da diese allgemeinen Prinzipien folgen. Welche Varianten in der jeweiligen Sprache jedoch lexikalisiert werden, ist sprachspezifisch und nicht vorhersagbar 9, muss also im lexikalischen Wissen verankert sein. 8 Aus Bußmann 2002 : Im Englischen führt der Zusammenhang zwischen äußerer Form einer Birne (pear) und einer Glühbirne (bulb) z.b. nicht zur gleichen Wortform. Stattdessen kann bulb auch eine Blumenzwiebel bezeichnen, d.h. das allgemeine Prinzip der Form besteht hier zwischen zwei anderen Varianten, die im gleichen Wort lexikalisiert sind. 14

15 Andere Muster dagegen scheinen systematisch vorhersagbar zu sein und treten in vielen Sprachen auf. Diese werden im nächsten Kapitel (2.3) genauer behandelt: Nach Löbner werden produktive Prozesse der Bedeutungsvariation, z.b. konzeptuelle Verschiebung (s.u.), Metapher, Metonymie [..] der Ebene der Äußerungsbedeutung zugeordnet 10, da die diesen Prozessen unterliegenden Ausdrücke (z.b. Schule, Goethe) seiner Meinung nach eine eindeutige Ausdrucksbedeutung haben und erst durch die verschiedenen Äußerungskontexte verschiedene Varianten erhalten. Von anderen werden diese jedoch ebenfalls der Polysemie zugeordnet 11. Wegen ihrer Systematizität bei großen Gruppen von Ausdrücken und der unklaren Abtrennbarkeit der Varianten, welche sie von der traditionellen Polysemie (s.o.) unterscheidet, werden diese Fälle jedoch meist als Untergruppe behandelt, z.b. bei Pustejovsky (logische Polysemie, s.u.) oder Nunberg (systematische Polysemie, s.u.). Cruse 2000 bezeichnet diese wiederum als Facetten und ordnet sie zwischen Monosemie und Polysemie ein. Unabhängig von der Zuordnung solcher Phänomene stellt sich die Frage, wie die Zusammenhänge zwischen Bedeutungsvarianten dargestellt werden sollten, z.b. durch Bestimmung einer Basisbedeutung und Ableitungen davon oder durch Unterspezifizierung und Anreicherung 12. Auch hierauf werde ich später genauer eingehen. Zur Unterscheidung von lexikalischer Ambiguität und den vom Kontext erzwungenen Bedeutungsvarianten auf der Ebene der Äußerungsbedeutung sollte hier noch einmal darauf hingewiesen werden, dass die Etablierung der Lesarten im Lexikon ausschlaggebend ist. Cruse (2000: 109) führt das folgende Beispiel ein, bei welchem kein lexikalisches Wissen für die Interpretation herangezogen werden kann: (8) This is my lunch, said John, waving a five- pound note. 13 Spontane Lesarten wie die Bedeutung >Mittagessen< für einen Geldschein permanent im mentalen Lexikon zu speichern, wäre unökonomisch. Wie es dazu 10 (13.März 2007) 11 Die Zuordnung hängt auch von der jeweiligen Theorie des Lexikons ab, wie sich bei der Besprechung der einzelnen Theorien zeigen wird. 12 Vgl. z.b. den Überblick in Bußmann 2002: Unter der Annahme, dass John nicht vorhat, den Geldschein zu essen. 15

16 kommt, dass Beispiele wie dieses aber dennoch sinnvoll und verständlich sein können, wird sich besonders bei der Besprechung von Nunbergs Theorie (Kapitel 3) zeigen Vagheit Ein dritter Aspekt von Mehrdeutigkeit bei der Ausdrucksbedeutung ist Vagheit, welche sich jedoch entscheidend von der lexikalischen Ambiguität bei Polysemie und Homonymie unterscheidet. Ein vager Ausdruck ist bewusst nicht festgelegt, er hat ein allgemeines, unbestimmtes Denotat, welches verschiedene Präzisierungen zulässt, und nicht mehrere alternative, unvereinbare Varianten hat, aus denen ausgewählt und dadurch desambiguiert wird (vgl. Pinkal 1991: 264). Beispiele sind besonders steigerbare Adjektive wie klein, schwer etc., die jeweils erst einer kontextabhängigen Skala bedürfen, um festgelegt zu werden. Sie sind also nicht vollkommen beliebig. Auch Kind und Person sind vage Begriffe, bei welchen z.b. die Merkmale [WEIBLICH] und [MÄNNLICH] nicht festgelegt sind, was Bußmann (2002: 727) als pragmatische Unbestimmtheit beschreibt. Cruses Identitätsbeschränkung, welche für polyseme Varianten gilt, muss hier nicht zutreffen, so kann man sagen: (9) Mary adopted a child, so has Jane 14. Jedoch müssen die beiden nicht notwendig ein Kind vom gleichen Geschlecht adoptiert haben, die Lesarten sind also nicht vollkommen abgrenzbar (Cruse führt weitere Tests zur Abgrenzung von Lesarten an, welche ich in Kapitel zur Metonymie einführen werde). 14 Cruse 2000:

17 2.2 Kompositionale Ambiguität Ebenfalls auf der Ebene der Ausdrucksbedeutung findet, wie gesagt, die Komposition von Elementen zu komplexeren Ausdrücken (Phrasen, Sätzen) statt. Nach dem Kompositionalitätsprinzip ergibt sich demnach die Satzbedeutung eindeutig aus der lexikalischen und grammatischen Bedeutung der Elemente und ihrem syntaktischen Aufbau. Werden dabei aber ambige Elemente mit eingefügt, kommt es zunächst auch zu ambigen Ergebnissen, d.h. je mehr ambige Elemente in die Komposition eingehen, desto mehr Satzbedeutungen ergeben sich (vgl. Löbner 2002: 63) 15 : (10) Sie ging zu der nächstbesten Bank. Löbner nimmt bekanntermaßen an, dass die Komposition alle Lesarten zulässt, d.h. die Eliminierung von in sich widersprüchlichen Sätzen bzw. die Entscheidung für eine Lesart findet demnach erst beim Übergang zur Äußerungsbedeutung, bei der Annahme eines bestimmten Kontexts also, statt. Dagegen mögen zunächst Phrasen wie hölzerne Bank und Sätze wie Die Bank hat geschlossen sprechen, welche bereits durch ihre Selektionsrestriktionen eine Lesart auszuwählen scheinen. Löbners Annahme erscheint jedoch dann plausibel, wenn man annimmt, dass bestimmte Sätze erst durch ihre Interpretation im Kontext überhaupt eine sinnvolle, wenn eventuell auch nicht wörtliche Lesart erhalten können und somit nicht bereits bei der Komposition auf der Ebene der Ausdrucksbedeutung ausgefiltert werden sollten. Mit diesen Fällen werde ich mich im nächsten Kapitel unter der Annahme von Löbners Prinzip der konsistenten Interpretation beschäftigen. 15 Natürlich kann auch die syntaktische Struktur und die grammatische Form zu kompositionaler Ambiguität führen, vgl. dazu Löbner 2002 :63 f. 17

18 2.3 Konzeptuelle Bedeutungsverschiebungen im Kontext Die Ebene der Ausdrucksbedeutung hat die lexikalischen bzw. wörtlichen Bedeutungen der Ausdrücke und ihre Komposition in Sätze geliefert. Beim Übergang auf die Ebene der Äußerungsbedeutung wird dieser Input nun jedoch noch durch das folgende Prinzip beeinflusst (gefiltert bzw. umgewandelt), es werden also nicht notwendig alle Ausdrucksbedeutungen für die Interpretation im Kontext übernommen. (11) Das Prinzip der konsistenten Interpretation Ein zusammengesetzter Ausdruck wird auf der Ebene der Äußerungsbedeutung immer so interpretiert, dass seine Teile zueinander [passen] und er selbst in den Kontext passt. Löbner 2002: 72 Kriterien für die Interpretation im Kontext sind also Widerspruchsfreiheit und Relevanz diese beruhen auf Grices Konversationsmaximen: Der Hörer nimmt ja an, dass der Sprecher ihm eine Aussage übermitteln möchte, die er verstehen kann und die informativ ist. Durch dieses Prinzip ergeben sich nun für die Interpretation auf der Ebene der Äußerungsbedeutung bzw. im Kontext folgende Alternativen (vgl. Löbner 2002: 65): i. Es kommt zu einer unveränderten Übernahme, da der Ausdruck bereits in den Kontext passt und relevant ist. Die Bedeutung wird eventuell angereichert 16 bzw. die Referenz wird festgelegt. ii. Die möglichen Lesarten werden reduziert, bzw. es wird aus diesen ausgewählt, d.h. in sich widersprüchliche oder nicht in den Kontext passende Lesarten werden eliminiert bzw. ausgefiltert: This selection operates largely through the suppression of readings which give rise to some sort of semantic clash with the context. (Cruse 2000: 120) 16 Cruse 2000(:121) unterscheidet die Anreicherung durch den Kontext (z.b. bei vagen Ausdrücken) von selection und auch coercion und nennt dies (contextual) modulation: Our maths teacher is on maternity leave. Hier fügt der Kontext das in der Wortbedeutung unspezifizierte Merkmal [+weiblich] hinzu. 18

19 Bei dem Begriff Kontext ist zu beachten, dass auch dieser verschiedene Ebenen umfasst, z.b. die syntaktische Phrase, den satzinternen Kontext und den Äußerungskontext. Auf jeder dieser Ebenen kann eine Bedeutungsvariante widersprüchlich oder irrelevant sein und so kann der jeweilige Kontext z.b. aus polysemen Varianten widerspruchslose auswählen. Ein Adjektiv wie hölzern, welches das Nomen Bank modifiziert, kann, wie gesagt, die Lesart >Kreditinstitut< ausfiltern, da uns unser Weltwissen sagt, dass ein solches normalerweise nicht aus Holz ist. Hier wird also bereits im Kontext der syntaktischen Phrase eine Lesart ausgewählt. Im Satzkontext könnten die Selektionsrestriktionen der Bedeutung des Verbs (sich) setzen diese Lesart auswählen ( Ich sitze auf der Bank ). Oft ergibt sich eine eindeutige Lesart aber auch erst im Äußerungskontext oder der Ausdruck bleibt in seltenen Fällen sogar dann noch ambig, z.b. kann der folgende Satz erst im Äußerungskontext desambiguiert werden: (12) Die Bank ist sehr schön geworden. Es könnte sich dabei um die Neueröffnung eines Kreditinstituts handeln oder auch um die Herstellung einer neuen Gartenbank o.ä. Was passiert aber, wenn alle etablierten bzw. wörtlichen Bedeutungen ausgefiltert werden und sich somit überhaupt keine sinnvolle Lesart ergibt (auch mismatch genannt)? Betrachten wir folgende Beispiele: (13) Die Lungenentzündung auf Zimmer 11 hat Durst. (14) Der Dax schlägt den DowJones. (15) Die Zeitung hat angerufen 17. Da wir, wie gesagt, annehmen, dass der Sprecher eine verständliche Nachricht übermitteln möchte, muss eine Modifizierung vorgenommen werden, um doch noch eine akzeptable Lesart zu erhalten. Ein solcher Ausdruck fordert also in einem bestimmten Kontext eine Bedeutungserweiterung (meaning extension, z.b. Cruse 2000: 120) bzw. Bedeu- 17 Wie gesagt kommt es darauf an, ob die jeweilige Theorie die möglichen Bedeutungsvarianten von Zeitung oder Schule etc. als im Lexikon vorhanden oder als kontextuelle Verschiebung ansieht. 19

20 tungsverschiebung (meaning shift), in der englischen Literatur auch als coercion bzw. coerced polysemy (z.b. ebd.: 109) bezeichnet. Mit letzterem Begriff ist gemeint, dass weitere polyseme Lesarten erst im Kontext sozusagen erzwungen bzw. verursacht werden. Diese gehören im Fall von (13) und (14) aber nicht zum lexikalischen Wissen über den jeweiligen Ausdruck, da es unökonomisch wäre, diese permanent zu speichern (vgl. Beispiel (8)). Es handelt sich also nicht um etablierte Lesarten, was sie von der lexikalischen Ambiguität (Polysemie) unterscheidet. Kommt eine bestimmte Verschiebung aber sehr oft vor, kann das dazu führen, dass die beiden Lesarten als Polyseme lexikalisiert werden, wie z.b. bei Fuß (vgl bzw. Löbner 2002: 77). Zwischen lexikalischer Ambiguität und spontanen, kontextbedingten Bedeutungsverschiebungen wie in (13) gibt es aber noch andere Verschiebungsmuster, welche zwar den gleichen Prinzipien unterliegen, jedoch generell funktionieren und Bedeutungsvarianten haben, welche nicht so distinkt sind wie traditionell polyseme Varianten, z.b. (15). Die bei Bierwisch, Löbner und anderen so genannten Verschiebungen folgen allgemeinen, meist sprachübergreifend zu beobachtenden Prinzipien, wie z.b. Metonymie, Metapher und Differenzierung, welche im Folgenden kurz erläutert und später in den jeweiligen Theorien genauer betrachtet werden. Als Bedeutungsverhältnisse bestehen diese auch zwischen polysemen Bedeutungsvarianten, die im Lexikon etabliert sind, vgl. z.b. die metaphorische Verbindung zwischen den Varianten von unreif für Früchte und Menschen (ebd.: 76) Welche Varianten nun aber zum lexikalischen Wissen gehören und welche durch kontextuelle Verschiebungen erreicht werden, ist nicht immer ganz klar, so zählt Löbner die durch Metonymie entstandenen Varianten von Date für eine Person und Papier für den aufgedruckten Text z.b. noch zur Polysemie, d.h. nach seiner Definition sind diese im Lexikon gespeichert. 20

21 2.3.1 Metonymie Löbner (2002: 72) definiert das Prinzip der Metonymie 19 als Verlagerung des Konzepts auf eine seiner Komponenten. Man benennt etwas demnach mit einem Begriff, dessen Bedeutung zum Gemeinten in einer bestimmten Verbindung steht z.b. räumlich, kausal, zeitlich oder semantisch (vgl. Bußmann 2002: 434). Dieses Prinzip kann für Gruppen von Ausdrücken sehr systematisch sein, wie die folgenden ins Deutsche übertragenen Beispiele aus Cruse (2000: 113) zeigen: (16) Baumspezies Art des Holzes : Walnuss, Eiche Tier Fleisch : Komponist Musik : Essen bestellende Person: Huhn, Hase, Hirsch essen Magst du Beethoven? Das Omelette hat sich beschwert. Weitere bekannte Beispiele sind: Krankheit Kranker (vgl. (13)) Autor Werk Institution Gebäude Menschen (vgl. (15)) Land Parlament oder Bevölkerung Es gibt jedoch den erwähnten Unterschied zwischen verschobenen Lesarten 20, deren Relation tatsächlich stark kontextbedingt ist und welche spontan gebildet sind (auch ad hoc- Bildungen genannt), wie z.b. (13), und anderen, welche eine konstante Relation ausnützen und eher enzyklopädisch bedingt sind, d.h. in beliebigen Kontexten funktionieren, wie z.b. die Verschiebung von einer Institution auf das Gebäude und die Menschen dort, wie in (15). Auf diesen Aspekt werde ich bei der Gegenüberstellung der verschiedenen Theorien noch einmal zurückkommen. Wenn die Verschiebung wie hier transparent ist und allgemein für eine bestimmte Gruppe von Ausdrücken gilt, wäre es nicht plausibel, anzunehmen, dass die verschiedenen Lesarten jeweils im Lexikon stehen, wie bei Polysemie. Ökonomischer wäre es, nur das Verschiebungsmuster, welches dann auf eine bestimmte Gruppe von Ausdrücken 19 von griech. met-ōnymía >Umbenennung< 20 Wie gesagt werden diese in anderen Theorien als logische oder systematische Polysemie bezeichnet. 21

22 angewendet werden kann, dort zu situieren. 21 Welche Probleme dadurch ergeben können, wird sich bei Bierwisch in Kapitel 3 zeigen. Auch Cruse (2000: 114ff) unterscheidet die bei ihm so genannten Facetten (facets z.b. bei Schule, Großbritannien, Buch) von wirklichen Bedeutungsvarianten (Polysemie im Lexikon), da sie eine konzeptuelle Einheit bilden und sich nicht entgegenstehen (Buch kann z.b. den Text darin oder das physikalische Objekt bezeichnen). Er nimmt an, dass es sich für die meisten Sprecher um eine kombinierte Lesart als Basis handelt, da ihnen die Unterschiede nicht bewusst sind. Daraus ergibt sich für Cruse, dass eine Koordination 22 der verschiedenen Lesarten ohne Zeugma Effekt möglich ist: (17) Britain, despite the fact that it is lying under one metre of snow and is mourning the death of the Queen Mother s corgi, has declared war on San Marino. 23 Cruse (2000: 106ff.) führt einige Tests bzw. Kriterien für die Getrenntheit (distinctness) von Lesarten ein. Im Gegensatz zu Bedeutungsvarianten von polysemen Ausdrücken wie z.b. Schlange, sind die bei Cruse so genannten Facetten nicht klar voneinander abgrenzbar, da sie zu einer konzeptuellen Einheit gehören. Die Getrenntheit von Lesarten lässt sich durch folgende Kriterien beschreiben, welche bei Facetten bzw. Bedeutungsvarianten von systematischer Polysemie nicht zutreffen: (A) Eigenständigkeit: i) Identitätsbeschränkung: Marie hasst Schlangen. Peter auch. In beiden Fällen muss die gleiche Lesart gemeint sein. ii) Unabhängigkeit der Wahrheitsbedingungen: Auf die Frage Hasst du Schlangen? könnte mit Ja und Nein geantwortet werden, ohne dass ein Widerspruch entsteht. 21 Allerdings gibt es auch spezifische Lesarten und Beschränkungen, z.b. Schule als Tradition, was z.b. bei Universität nicht funktioniert, oder Schule/ Universität als Fußballmannschaft, wie in Peters Schule hat gewonnen. Diese Lesart gibt es wiederum nicht für Theater etc. 22 Zu Ambiguitätstests vgl. auch Zwicky und Saddock Für eine alternative Erklärung diese Kombination vgl zu Nunberg. 22

23 iii) Unabhängige Sinnrelationen: Bei einer Lesart von Schlange handelt es sich z.b. um ein Hyponym von Tier, bei der anderen Lesart jedoch nicht. (vgl. auch alt- neu / jung) (B) Antagonismus / Gegensatz: Die beiden Bedeutungsvarianten sind nicht gleichzeitig aufrufbar, sonst kommt es zum Zeugma Effekt, der bei Facetten wie gesagt nicht unbedingt entsteht (s.u.):?? John and his driving licence expired last Thursday. (ebd.: 108) Mit der Koordinationsfähigkeit solcher Facetten werde ich mich bei Bierwisch noch einmal genauer auseinandersetzen. Im Hinblick auf Pustejovskys Theorie eines generativen Lexikons sei hier darauf hingewiesen, dass Cruse auch dessen qualia Rollen, welche Cruse perspectives nennt, zu der sich von Polysemie unterscheidenden Bedeutungsvariation zählt (ebd.: 117) Metapher Nach Löbners Definition handelt es sich bei Metaphern 24 im Gegensatz zur Metonymie um eine Verschiebung des Konzepts in einen anderen Bereich, der nicht zum Inputkonzept gehört. Dort übernimmt der Ausdruck eine analoge Rolle (Löbner 2002: 70). Die Verbindung beruht also nicht auf Zugehörigkeit, sondern auf Ähnlichkeit zwischen den beiden Konzepten und bei einer Interpretation im wörtlichen Sinne ergibt sich ein Widerspruch. Einige Beispiele sollen hier genügen: (18) Das Telefon ist tot. (19) Peters Sprache ist sehr blumig. (20) Am Fuß des Berges verließ die Wanderer der Mut. 24 von griech. metaphorá >Übertragung< 23

24 Fuß in Beispiel (20) benutzt Cruse (2000: 113), um zu zeigen, dass Metaphern nicht so systematisch sind wie Metonymie, so kann man z.b. nicht analog sagen der Kopf des Berges Differenzierung Beim Prinzip der Differenzierung wird einem unterspezifizierten Konzept ein bestimmter Aspekt durch den Kontext hinzugefügt. So werden auch hier nicht alle möglichen Spezifikationen der Grundbedeutung im Lexikon gespeichert, sondern der Kontext legt die jeweilige Lesart durch einen bestimmten Zusatz fest und ergibt somit einen Spezialfall dieser Unterspezifizierung 25 (ebd.: 71). Ein Beispiel ist verlieren, dessen unterspezifizierte Bedeutung Löbner in etwa mit >aufhören zu haben< beschreibt. In welcher Hinsicht dieses aufhören zu haben spezifiziert wird, ergibt dann jeweils die möglichen Lesarten, z.b. kann man einen Freund verlieren, wenn er stirbt, man ihn aus den Augen verliert oder wegen schlechtem Verhalten die Freundschaft beendet wird. Weitere Beispiele sind Küken (von Enten/ Hühnern), Bilder (Fotos/ Gemälde), verstehen (Aussprache/ Inhalt, dazu genauer bei Bierwisch), außerdem light verbs wie z.b. haben ( Ich habe Geburtstag/ Ich habe ein Auto/ Ich habe Geschwister etc.) oder geben ( Er gab mir einen Rat/ Er gab mir das Buch/ Er gab mir Recht etc. ). 25 Cruse 2000 (:119) dagegen bezeichnet die unterschiedlichen Spezifizierungen z.b. von Messer (Taschenmesser, Gartenmesser, Besteck..) als subsenses und nimmt an, dass alle im Lexikon gespeichert sind: the specific readings of knife are selected from an established set, and are not the result of contextual enrichment of the inclusive reading. Ein Grund dafür sind für ihn die unabhängigen Sinnrelationen der spezifischen Lesarten. 24

25 Im Folgenden werde ich die verschiedenen Theorien zu Bedeutungsverschiebungen bzw. logischer oder systematischer Polysemie von Manfred Bierwisch, James Pustejovsky und Geoffrey Nunberg beschreiben und vergleichen. Dabei stellen sich die Fragen, wie diese Phänomene repräsentiert werden können und welcher Teil eines Satzes bei einem mismatch verändert bzw. verschoben wird. Darüber hinaus ist noch einmal zu überlegen, welche unterschiedlichen Gruppen solcher Verschiebungsprodukte es gibt, ob diese Phänomene der Semantik oder eher der Pragmatik zuzuordnen sind und welche Rolle kontextuelle Bedingungen und Parameter, Weltwissen und Situationswissen dabei spielen. Abschließend werde ich noch auf Nominalisierungen eingehen und betrachten, ob die vorangegangene Überlegung für simple nouns auf Nominalisierungen bzw. abgeleitete Nomen übertragen werden kann bzw. über welche Bedeutungsalternation und welches Verschiebungspotential Nominalisierungen verfügen. 25

26 3. Semantische und konzeptuelle Repräsentation bei Bierwisch Manfred Bierwisch beschäftigt sich in seinem Aufsatz Semantische und konzeptuelle Repräsentation lexikalischer Einheiten (1983) unter anderem mit der Frage, ob lexikalische Einheiten eine festgelegte wörtliche Bedeutung haben, deren semantische Repräsentation vollständig spezifiziert ist oder ob wir es mit unterspezifizierten Bedeutungen zu tun haben, welche erst (durch ein Zusammenspiel mit der konzeptuellen Ebene) im jeweiligen Kontext bestimmt bzw. festgelegt werden können. Diese Frage ergibt sich aus der Beobachtung, dass auch lexikalische Einheiten, die nicht klar ambig bzw. polysem sind und auch nicht metaphorisch verwendet werden, in verschiedenen Kontexten ganz unterschiedlich interpretiert werden können und müssen (vgl. auch 1.2), wie z.b. die oben genannten Beispiele zur Metonymie gezeigt haben. Bierwisch nimmt für jede lexikalische Einheit (LE 26 ) eine Determination SEM 27 an, welche angibt, was LE zur semantischen Repräsentation (sem) von unterschiedlichen Äußerungen von LE beiträgt. Dabei bestimmt sem die Äußerungsbedeutung m abhängig vom jeweiligen Kontext (ct). Diese Vorgänge sind hier zu erläutern. Eine weitere Frage betrifft das Zusammenspiel von konzeptuellen Einheiten und Strukturen und enzyklopädischem Wissen mit diesen semantischen Repräsentationen. Im Zusammenhang mit diesen Fragen erörtert Bierwisch Beispiele, in denen zunächst mehrere verschiedene Äußerungsbedeutungen m angenommen werden, obwohl es sich, wie gesagt, was die Ausdrucksbedeutung betrifft nicht um ambige lexikalische Einheiten, aber auch nicht um metaphorischen Gebrauch dieser Einheiten handelt, wie in (21): (21) Faulkner ist schwer zu verstehen. 26 Ich übernehme hier, entgegen meiner eigenen Notationsweise, die Kursivformatierung von Bierwisch für diese Abkürzungen. 27 SEM determiniert dabei die Verbindung zwischen lexikalischer Semantik und konzeptueller Repräsentation (ebd.: 75). 26

27 Bei den möglichen Interpretationen des Eigennamens kann es sich um Faulkners Aussprache, seine Handlungsweise oder aber um seine Bücher handeln. Dieses Phänomen nennt Bierwisch konzeptuelle Verschiebung, d.h. es gehört seiner Meinung nach nicht zur semantischen Repräsentation. Stattdessen muss der Unterschied im Bereich der konzeptuellen Repräsentation liegen. Bierwisch lehnt Ansätze ab, die verschiedene zugrunde liegende syntaktische Strukturen annehmen oder den Vorgang mit der Behauptung erklären, Eigennamen seien mehrdeutig oder unscharf bzw. vage 28. Außerdem spielen diese Interpretationen noch in unbestimmter Weise mit den verschiedenen Varianten von verstehen (akustisch, inhaltlich, moralisch) zusammen, was er als konzeptuelle Differenzierung bezeichnet. Verstehen ist also ebenfalls nicht ambig, aber auch nicht vage (vgl ), da die Varianten wiederum klar festgelegt und abgegrenzt werden können. 3.1 Die konzeptuelle Ebene Keiner der Prozesse (Differenzierung und Verschiebung) gehören zur semantischen Repräsentation der LEs, deshalb können sie nur auf der konzeptuellen Ebene erklärt werden, ebenso wie das Selektionsproblem, d.h. das Zusammenspiel der Varianten von verstehen und Faulkner. Daraus motiviert sich die Annahme, dass die semantische Eintragung SEM einer lexikalischen Einheit LE ( ) eine Familie von konzeptuellen Einheiten, die mögliche Interpretationen für SEM sind, [determiniert] (ebd.: 81). Aus diesen ergibt sich dann im Kontext die jeweilige Interpretation bzw. eine Eintragung wird ausgewählt. Bierwisch gibt weitere Beispiele 29 an, um zu zeigen, dass es sich um ein verbreitetes Phänomen handelt: 28 Dagegen spricht für ihn ein Vergleich mit tatsächlich vagen Ausdrücken wie rot, klein, welche nicht so genau festlegbar sind wie die Varianten von Eigennamen. 29 Es sind jeweils weitere mögliche Varianten denkbar, in den Beispielen finden sich die gängigsten. 27

28 (22) Die Schule spendete einen größeren Betrag. Schule 1 Institution 30 (23) Die Schule hat ein Flachdach. Schule 2 Gebäude / Lokalität (24) Die Schule macht ihm großen Spaß. Schule 3 Ensemble von Prozessen (25) Die Schule ist eine der Grundlagen der Zivilisation. Schule 4 Institution als Prinzip All diese Varianten sind bei Bierwisch konzeptuelle Interpretationen und bilden eine Konzeptfamilie, hier mit dem Angelpunkt der Institution Schule. Sie bilden jeweils Teilmengen allgemeinerer Konzepte wie Institution, Prinzip etc. und stehen folgendermaßen in Beziehung zueinander: (26) Prinzip (Schule 4, Schule 1 ) d.h. das Prinzip, auf dem Schule 1 beruht. (27) Lokalität (Schule 2, Schule 1 ) d.h. die Lokalität für Schule 1. (28) Prozess (Schule 3, Schule 1 ) d.h. die durch Schule 1 determinierten Prozesse. Bestimmte konzeptuelle Verschiebungen dieser Art funktionieren wie gesagt für eine Reihe von Ausdrücken, so z.b. Lokalität Prinzip für Theater, Oper, Universität, Museum etc. Davon haben außerdem die Prozessvariante z.b. Universität, Theater und Oper, andere dagegen nicht, z.b. Museum. Es scheint sich dabei um arbiträre bzw. idiosynkratische Beschränkungen zu handeln, da die Konzepte im Grunde ähnlich sind, so Bierwisch. Die möglichen Varianten sind zwar konzeptuell begründet, aber sprachlich festgelegt, d.h. es wird nicht nur auf der konzeptuellen Ebene entschieden, wie die Konzeptfamilie, welche durch eine lexikalische Einheit ausgedrückt wird, genau zusammengesetzt ist. Weitere Beschränkungen zeigen die folgenden, auf die Relation Institution- Lokalität bezogenen Beispiele von Bierwisch: 30 Bei Bierwisch bedeutet die fette Notation, dass es sich um konzeptuelle Interpretationen bzw. Einheiten des objektsprachlichen Ausdrucks handelt. 28

29 (29) (a) Die Regierung hat die Frage bereits entschieden. (b)?die Regierung liegt am Stadtrand. Die Institution Parlament dagegen kann auch die Variante Lokalität ausdrücken. Allerdings hat das Gebäude Palast keine Institutionsvariante, so dass nicht klar ist, wie diese Konzepte zusammenhängen, bzw. warum sie es in bestimmten analogen Fällen nicht tun 31 : (30)?Der Palast hat die Frage bereits entschieden. Ein weiteres Beispiel, das für eine andere Gruppe von Ausdrücken steht, ist Buch 32 : (31) Das Buch wurde mit Erfolg verfilmt. Buch 1 Informations- Struktur (32) Das Buch liegt auf dem Schreibtisch. Buch 2 physikalisches Objekt (33) Das Buch ist noch immer die wichtigste Publikationsform. Buch 3 Prinzip oder Gattung Am Beispiel von Buch lässt sich auch mit einigen Kriterien von Cruse (2000: 115) zeigen, dass die Varianten sich von Polysemen unterscheiden, vergleiche: Unabhängige Wahrheitsbedingungen: Magst du das Buch? - Ja, es ist interessant (Inhalt) und - Nein, es ist hässlich. (Umschlag o.ä.) Unabhängige Sinnrelationen: Buch 1 : Roman, Novelle, Biographie Buch 2 : Taschenbuch, gebundene Ausgabe Bierwisch geht für Gruppen von Beispielen wie Schule und Buch von einer generalisierten, dreistufigen Konzeptverschiebung aus: 31 Folgende Verschiebung auf ein Kollektiv ist möglich: Projekt C2 bespricht Theories of Case von M.Butt (aus einer von Udo Klein). Da Projekte normalerweise aber kein eigenes Gebäude haben, ist diese Verschiebung nicht möglich. 32 Analog dazu: Zeitung, Roman, Novelle, Brief, Stadtplan etc. 29

30 - Prinzip oder Gattung - Struktur oder Institution - raumzeitlichem Objekt oder Ereignis 3.2 Die semantische Repräsentation lexikalischer Einheiten Vor diesem Hintergrund versucht Bierwisch nun die Frage zu beantworten, wie ein semantischer Lexikoneintrag für eine solche lexikalische Einheit aussehen könnte. Die Annahme, dass SEM die voll spezifizierte konzeptuelle Repräsentation seiner primären Interpretationsvariante ist 33, von welcher bestimmte Funktionen (F ) die anderen Konzepte ableiten, lehnt er aus folgenden Gründen ab: i. Es ist nicht klar, welche Variante jeweils diese primäre bzw. wörtliche Bedeutung darstellen sollte und warum. Außerdem würde das bedeuten, dass die abgeleiteten Varianten schwerer zu verstehen bzw. zu verarbeiten wären, da sie sozusagen nicht im gleichen Maße wörtlich bzw. unmittelbar wären wie die primäre Variante. ii. Außerdem sind arbiträre Restriktionen, wie die Nichtzugänglichkeit von Regierung für eine Lokalität, schwer zu erklären, da jeweils die Anwendbarkeit bestimmter Funktionen zusätzlich definiert werden müsste (also f Lok wird nicht angewendet bei Regierung usw.). Bierwisch schlägt nun eine Alternative vor, um diese Probleme zu lösen: Diese sieht vor, dass der Lexikoneintrag nicht die voll spezifizierte primäre Interpretationsvariante, sondern alle konzeptuellen Einheiten umfasst. Diese werden dann erst durch bestimmte konzeptuelle Schemata in spezifizierte Konzepte umgewandelt. Die Repräsentation von SEM für Schule sieht dann folgendermaßen aus: 33 Beim Beispiel Schule also Schule 1 (Institution). 30

31 (34) Xˆ [ZWECK X W] mit W = Lehr- und Lernprozesse 34 Im Gegensatz zur ersten Möglichkeit wird hier also aus dem genannten Grund auf eine festgelegte Basisvariante verzichtet und stattdessen diese unspezifizierte Struktur angenommen, welche es erlaubt, die jeweiligen Varianten durch unterschiedliche Operationen zu spezifizieren und zwar erst auf der Ebene von m, der Äußerungsbedeutung, so z.b.: (35) Xˆ [INSTITUTION X UND SEM X] 35 (36) Xˆ [GEBÄUDE X UND SEM X] usw. Es gibt also keine prominente Interpretation und somit auch keine abgeleiteten Varianten, da alle aus derselben unterspezifizierten Struktur spezifiziert werden. 36 Idiosynkratische Restriktionen, wie z.b. bei Regierung, können dabei so erklärt werden, dass solche Lexikoneinheiten weniger variabel sind: Regierung wäre demnach durch seine konzeptuellen Gegebenheiten bereits spezifiziert für die Institutionsvariante, im Gegensatz zu Parlament: (37) Xˆ [INSTITUTION X UND ZWECK X W ] 37 Warum diese konzeptuellen Gegebenheiten dergestalt sein sollten, dass sie die Gebäudelesart nicht zulassen und wie die genauen, komplexen Konzepte (bzw. Alltagstheorien ) für Institution usw. aussehen, wird jedoch nicht genauer erörtert und muss zunächst offen bleiben. Von tatsächlich ambigen Lexemen unterscheiden sich die Varianten von konzeptuellen Verschiebungen zudem durch ihre Koordinationsmöglichkeiten: Ambige Lesarten von Lexemen können, wie gesagt, im selben Satzzusammenhang nicht miteinander kombiniert werden: (38) *Die Bank hat noch nicht geöffnet und ist unbequem. 34 Bierwisch verwendet hier als Notation den Abstraktor Xˆ anstatt des Lambda Abstraktors (λx). 35 SEM entspricht der Struktur in (34) und somit ergibt sich: Xˆ [INSTITUTION X UND ZWECK X W] 36 Bierwisch verweist hier auf die Frage der Merkmalhaftigkeit (:88), d.h. auf die Frage, ob es in Kontexten, in denen prinzipiell mehrere Varianten möglich sind, eine präferierte Variante gibt. 37 W bezeichnet hier die komplexen Spezifika [ ], die [ ] Regierung charakterisieren. (ebd.: 88) 31

32 Die durch konzeptuelle Verschiebung 38 erreichten Varianten dagegen weisen hierbei einen gewissen Spielraum auf, was darauf hindeutet, dass diese eher zu einer konzeptuellen Einheit gehören (vgl. Cruses Ansicht in 2.3.1): (39) Das Buch, das auf dem Tisch liegt, ist sehr gut geschrieben. (40) (?)Die Schule hat angerufen. Sie muss renoviert werden. (41)??Die Schule hat angerufen und muss renoviert werden. Zuletzt möchte ich noch kurz auf die Konsequenzen für die Annahme der strikten Kompositionalität eingehen. Im folgenden Beispiel von Bierwisch (ebd.: 94) ergeben sich für den ersten Teilsatz die genannten Lesarten für Schule (im Zusammenspiel mit den Lesarten von verlassen): ans (42) Hans hat die Schule verlassen und ist Theater gegangen. ins Die Wahl einer bestimmten Präposition legt jedoch im zweiten Teilsatz die Interpretation von Theater fest und wirkt dabei auch auf den ersten Teilsatz zurück, so dass Schule entsprechend interpretiert werden muss: Wählt man z.b. ans Theater muss Hans zuvor aus der Institution Schule ausgetreten sein. Somit wird ein top down Einfluss ausgeübt und was bei der inkrementellen (bottom up) Komposition zunächst unterspezifiziert war, kann demnach spezifiziert werden Jedoch ist eine Kontamination bei konzeptueller Differenzierung nicht möglich, was Bierwisch durch folgendes Beispiel zeigt:? Er versteht weder Englisch noch seinen Vater. 39 Dies spricht eventuell für eine schwächere Version der Kompositionalitätsannahme, da Kontext und außersprachliches Wissen somit Einfluss nehmen können, Bierwisch legt sich dahingehend jedoch nicht fest. 32

33 3.3 Zusammenfassung Bierwischs Ansatz zielt also im Sinne der von ihm begründeten Zwei- Ebenen- Semantik auf eine Beschreibung des Zusammenspiels von semantischer und konzeptueller Repräsentation bzw. sprachlichem und konzeptuellem System für die Bedeutung ab. Für die genannten Fälle der konzeptuellen Verschiebung nimmt er an, dass ihre semantische Repräsentation eine Variable, ein unterspezifiziertes Element also, enthält, welche im Zuge der Interpretation im Kontext bestimmt wird, so dass sich der jeweilige Begriffstyp ergibt (ebd.: 95). Ausdrücke wie Schule werden also in Abhängigkeit vom Kontext begrifflich bzw. konzeptuell angereichert und spezifiziert. Auch bei konzeptueller Differenzierung nimmt Bierwisch eine Variable Z in der semantischen Repräsentation an, welche z.b. bei dem Satz Hans hat Eva geweckt für die Aktion des Subjekts steht, durch welche Eva im jeweiligen Kontext geweckt wurde 40. Die genannten Ausdrücke haben nach Bierwischs Theorie keine ambige Ausdrucksbedeutung wie z.b. bei Polysemie, d.h. die Verschiebungsprodukte sind nicht Teil der semantischen Repräsentation. Sie sind auch nicht vage, da die einzelnen Varianten unterscheidbar sind. Stattdessen gibt die konzeptuelle Struktur ein (unterspezifiziertes) Inventar vor, welches dann im Kontext in die jeweilige Interpretation überführt wird, so dass Verschiebungen also auf der Ebene der Äußerungsbedeutung anzusiedeln sind. Wie gesagt gibt es aber idiosynkratische Beschränkungen für die durch einen Ausdruck erfasste Konzeptfamilie, welche sprachlich bestimmt zu sein scheinen. 40 TU- CAUS X W Z[TUN Y UND CAUS Z W] 33

34 4. Pustejovskys Theorie eines generativen Lexikons Ein Ansatz zum Umgang mit Mehrdeutigkeit und insbesondere Polysemie von sprachlichen Ausdrücken im Lexikon ist James Pustejovskys The Generative Lexicon (1995). Innerhalb dieser Theorie kritisiert er die Sichtweise, das Lexikon sei eine statische Ansammlung von separat aufgelisteten Wortbedeutungen bzw. Bedeutungsvarianten. Stattdessen sieht er das Lexikon als komplexes, flexibel generierendes System an, welches dem kreativen Gebrauch von Wörtern in neuen Kontexten 41 gerecht werden und die Zusammenhänge zwischen Bedeutungsvarianten eines polysemen Ausdrucks darstellen sollte. Auf dieser Grundlage wird dann auch das Zusammenspiel von flexiblen Wortbedeutungen in der Komposition bzw. die Rolle des Kontexts überdacht: Pustejovsky versteht die Phänomene der logischen Polysemie 42 (s.u.) als eine in das Lexikon bzw. die Semantik integrierte Komponente, anstatt von (nicht kompositionellen) Sinnerweiterungsprozessen o.ä. auszugehen (vgl. Pustejovsky 1998: 6), d.h. im Gegensatz zu Bierwischs Ansatz beschäftigt sich Pustejovsky mit dem Inventar des Lexikons bzw. mit der Ebene der Ausdrucksbedeutung. 4.1 Der Phänomenbereich Pustejovsky 1995 unterscheidet zunächst nach Weinreich 1964 die verschiedenen Arten von Ambiguität wie folgt: Kontrastive Ambiguität liegt z.b. vor, wenn wir es mit Homonymen zu tun haben, deren Bedeutungen, wie gesagt, keine transparente Relation aufweisen 43. Komplementäre Polysemie dagegen umfasst die Fälle, welche systematische 41 the creative use of words in novel contexts (Pustejovsky 1995:1) 42 Diese entsprechen wie gesagt Bierwischs konzeptuellen Verschiebungen. 43 Pustejovsky weist hier auf die Irrelevanz historischer bzw. etymologischer Zusammenhänge für die synchrone Untersuchung hin (1995 :27f.).Es ist jedoch nicht ganz klar, ob er auch Varianten zur kontrastiven Ambiguität zählt, deren Relation zwar synchron transparent ist, welche aber nicht zum zweiten Typ gerechnet werden können, da sie nicht so systematisch sind (z.b. Birne, blau, Schlange). 34

35 Alternationen der Bedeutung haben, d.h. verschiedene Bedeutungsvarianten 44 aufweisen. Pustejovsky bezeichnet die Untergruppe der Kategorie erhaltenden Polyseme, deren Varianten überlappen, voneinander abhängen oder als kombinierte Lesart angesehen werden können, als logische Polysemie (logical polysemy, ebd.: 28), im Gegensatz zu Kategorie verändernden Einheiten wie das englische open als Adjektiv und Verb. Da Pustejovsky die Phänomene der konzeptuellen Verschiebung im Rahmen des Lexikons bzw. auf der Ebene der Ausdrucksbedeutung behandelt, wird klar, warum er diese als Untergruppe der Polysemie ansieht. Zur hier als komplementär bzw. logisch bezeichneten Art der Polysemie wurde im Rahmen dieser Arbeit bereits einiges gesagt, dennoch unterschieden sich die verschiedenen Arbeiten zu diesen Fällen zum Teil in der Zuordnung bzw. Bezeichnung der Phänomene (wie gesagt sprechen z.b. Bierwisch und Löbner von Bedeutungsverschiebungen). Deshalb sollte Pustejovskys Untersuchungsgegenstand hier noch einmal erläutert werden, um klarzumachen, was er unter logischer Polysemie versteht. Wie gesagt geht es ihm um systematische Alternationen, welche für große Gruppen von lexikalischen Einheiten zutreffen 45, wie z.b.: Count / Mass: Lamm als Tier und als dessen Fleisch Behälter/ Inhalt: ein Glas trinken / ein Glas zerbrechen Figure / Ground: das verrottete / geputzte Fenster Produkt/ Hersteller: die Zeitung rief an / ist zerrissen Pflanze/ Lebensmittel: den Spinat gießen/ essen Prozess/ Resultat: die Prüfung dauerte lange/ war schwer Ort/ Menschen dort: in Stuttgart wohnen/ Stuttgart geht aus 46 Diese Varianten sind jeweils beide für die Interpretation eines Nomens im Kontext relevant, sie spielen also zusammen, d.h. sie schließen sich nicht gegenseitig aus und existieren nicht getrennt voneinander wie bei kontrastiver 44 Pustejovsky spricht hier von senses. Ich werde dies wie bei Löbner 2002 (: 60) mit Bedeutungsvarianten übersetzen, um die Unterscheidung zu den verschiedenen Bedeutungen von Homonymen zu machen. 45 Pustejovsky geht hier im Gegensatz zu Bierwisch nicht auf idiosynkratische Beschränkungen dieser Muster ein, vgl. dazu Kapitel Name eines Stuttgarter Restaurantführers 35

36 Polysemie, wie wir bereits gesehen haben. Jedoch wird nach Pustejovsky im jeweiligen Kontext eine der Varianten fokussiert (ebd.: 32). Als weitere Beispiele für komplementäre bzw. logische Polysemie nennt er Adjektive wie gut, deren Interpretation jeweils vom Kopfnomen abhängt, die kausativ / inchoativ- Alternation von Verben (Peter zerbrach das Glas/ das Glas zerbrach) und außerdem Komplementvarianten von Verben wie vergessen oder beginnen in: (43) Marie begann, das Buch zu lesen. (44) Marie begann das Buch/ mit dem Buch. (45) Der Autor begann das Buch. Er stellt nun die Frage, wie eine lexikalische Repräsentation aussehen könnte, welche die systematischen Relationen zwischen den verschiedenen Bedeutungsvarianten von polysemen Ausdrücken mit einbezieht und kritisiert in diesem Zusammenhang die Vorgehensweise, die Varianten jeweils einzeln aufzulisten, wie es in einem so genannten Sense Enumerative Lexicon (= SEL, ebd.: 39ff.) der Fall ist. 4.2 Defizite eines Sense Enumerative Lexicon Einem SEL liegt die Vorstellung der Sprache als monomorph (monomorphic language, ebd.:56) zu Grunde, d.h. Ausdrücke haben jeweils nur einen type und eine Denotation bzw. eine wörtliche Bedeutung, so dass Bedeutungsvarianten wie gesagt jeweils einen eigenen Eintrag bekommen. Dadurch können jedoch weder die logischen Zusammenhänge zwischen Bedeutungsvarianten (komplementäre Polysemie) dargestellt werden, noch die Systematizität der oben genannten Muster. Außerdem geht die Überlappung von Bedeutungsvarianten (permeability of word senses, ebd.: 47) bzw. ihre fehlende Getrenntheit daraus nicht hervor. Die Grenzen zwischen diesen Varianten können, wie gesagt, nicht klar gezogen werden, da sie zusammen gehören. Auch der kreative Gebrauch von Wörtern in unterschiedlichen Kontexten wird daraus nicht deutlich, es kann schließlich keine erschöpfende Liste der 36

37 Varianten gegeben werden. Pustejovsky nennt als Beispiel Adjektive wie gut oder groß 47, deren Skala je nach Kontext festgelegt wird. Er lehnt jedoch eine Theorie der Unterspezifizierung bei diesen ab, da die Interpretation seiner Meinung nach eher vom modifizierten Nomen und somit von der Komposition, als von Weltwissen oder pragmatischen Effekten abhängt (vgl. dazu 5.5 zu Nunberg). Mit creative use meint Pustejovsky aber auch nicht, dass die Sprache unbegrenzt polymorph ist, so dass Ausdrücke im Grunde keine inhärente semantische Fixierung haben. Dies würde zur Übergenerierung führen, wie es z.b. bei Searle 1979 der Fall sei. Vielmehr liegt seine Vorstellung der Sprache zwischen diesen beiden Annahmen, was bedeutet, dass er die Sprache als weakly polymorphic (ebd.: 57) charakterisiert 48, d.h. die Sprache ist zwar nicht monomorph, aber es gibt klar definierte semantische Restriktionen für die Generierung von Varianten, z.b. bei type coercions (s.u.) etc. 4.3 Repräsentationsebenen des generativen Lexikons Pustejovsky schlägt nun eine Sicht der Dekomposition vor, welche generative und kompositionelle Aspekte der lexikalischen Semantik in den Vordergrund stellt und in die Lexikoneinträge miteinbezieht (ebd.: 58): ein generatives Lexikon also, für dessen Organisation er die folgenden Repräsentationsebenen annimmt Argumentstruktur Auf dieser Ebene wird die Anzahl der Argumente 50 spezifiziert, welche das Nomen zu sich nimmt. Lexikalische Einheiten werden außerdem typisiert (typed): Pustejovsky unterscheidet zwischen simple, unified und complex types. Auf diese Typen und den Zusammenhang mit logischer Polysemie werde ich in 4.5 genauer eingehen. 47 Vgl. z.b. ein großer Elefant/ eine große Ameise / ein große Hilfe 48 Er nennt u.a. Nunberg 1979 als weiteren Vertreter dieser Ansicht. 49 Ich beschränke mich hier größtenteils auf die für Nomen relevanten Aspekte, für Verben vgl. Pustejovsky 1995 :61ff. 50 Diese unterteilt er in true, default, shadow arguments und true adjuncts, worauf ich hier nicht näher eingehe, vgl. dazu ebd. 62ff. 37

38 Ereignisstruktur Die Ereignisstruktur gibt sowohl den Basisereignistypen, als auch die interne subevent Struktur an. Dabei werden die subevents in ihrer temporären Relation (sequentiell, simultan etc.) aufgelistet, außerdem nach ihrer Prominenz, d.h. danach, welches subevent fokussiert, also HEAD ist.für Verben ergibt sich dabei folgendes Bild: Bei accomplishment Verben ist das Initialereignis der Kopf, weil die Herstellung eines Zustands fokussiert ist, bei achievements dagegen ist der Endzustand fokussiert und somit das zweite Ereignis als Kopf zu betrachten. Ist kein Ereignis fokussiert, bezeichnet Pustejovsky das als Unterspezifikation, d.h. es handelt sich um eine der Ereignisstruktur inhärente Polysemie, wie z.b. bei der kausativ-inchoativ Alternation, bei welcher sich die Fokussierung erst kompositionell ergibt. Für Nomen gibt die Eventstruktur an, auf Ereignisse welcher Art sie referieren, für Krieg wäre dies z.b. der Ereignistyp Prozess. Bei der Komposition spielen dann die Ereignistypen von Verb und Nomen zusammen, wie sich zeigen wird Qualiastruktur Pustejovsky versteht unter der qualia structure 51 die relationale Kraft einer lexikalischen Einheit, d.h. die verschiedenen Aspekte (Eigenschaften oder Ereignisse) bzw. qualia, die die Wortbedeutung bzw. das Verständnis eines Wortes (hier bezogen auf Nomen, allgemein aber auf alle Kategorien) oder einer Phrase ausmachen: Qualia structure enables nouns, and consequently the NPs containing them, to encode information about particular properties and activities associated with them. (Pustejovsky 1995: 79) 51 In Anlehnung an: Moravcsik, J. M Aitia as Generative Factor in Aristotle's Philosophy. Dialogue, 14:

39 Dazu gehören die folgenden Aspekte bzw. Rollen qualia Beschreibung Beispiele CONSTITUTIVE FORMAL TELIC AGENTIVE Die Relation zwischen einem Objekt und seinen Bestandteilen Beschaffenheit, welche das Objekt in einer bestimmten Domäne von anderen abgrenzt bzw. unterscheidet Zweck und Funktion des Objekts. Es handelt sich um Beschreibungen von assoziierten Ereignissen. Faktoren, welche zur Entstehung eines Objektes beitragen. Es handelt sich um individuelle, assoziierte Ereignisse. i. Material ii. Gewicht iii. Teile und Bestandteile i. Orientierung ii. Größe iii. Form iv. Dimensionalität v. Farbe vi. Position i. Zweck, den ein Handelnder bei der Durchführung einer Aktion normalerweise erfüllt. ii. Aktivitäten spezifizierende eingebaute Funktion oder Ziel. i. Erschaffer ii. Artefakt iii. Natürliche Art iv. Kausale Kette Diese Komponenten tragen zur Determinierung der Bedeutung bei und werden nun nicht einfach (sozusagen als Denotate des Nomens) aufgelistet, sondern in einem Lexikoneintrag wird auch ihre relationale Struktur berücksichtigt. Im Ansatz sieht das Schema für die qualia also folgendermaßen aus: (46) novel FORMAL = book( x) QUALIA = TELIC = read( y, x) AGENT = write( z, x) 39

40 Die Annahme einer Qualiastruktur erlaubt es nach Pustejovsky schließlich, Relationen und Transformationen nur auf bestimmte Aspekte dieser lexikalischen Struktur von Ausdrücken zu beziehen 52. Die qualia stellen damit ein strukturelles Template bzw. eine Vorlage dar, so dass semantische Transformationen in Form von generativen Mechanismen darauf die Denotation einer lexikalischen Einheit verändern können: Sie können den Ausdruck nach Pustejovsky auf eine neue Bedeutung abbilden (ebd.: 86). Er meint damit die Fokussierung bzw. Auswahl von bestimmten Aspekten, die bereits zum Lexikoneintrag des Ausdrucks gehören, wie sich zeigen wird. Auf diese Transformationen werde ich im nächsten Kapitel kurz eingehen. 4.4 Generative Mechanismen Durch die Organisation des Lexikons auf den verschiedenen Ebenen ist also ein reiches Inventar für lexikalische Einträge bereitgestellt. Um die Auswirkungen der kompositionellen Interpretation von Ausdrücken auf die Bedeutung zu erklären, nimmt Pustejovsky nun einige generative Mechanismen an, durch welche die Ebenen zusammengeführt werden. Nach der Theorie des generativen Lexikons werden diese Mechanismen jeweils vom syntaktischen und semantischen Umfeld bedingt, z.b. wenn die qualia Strukturen eines Verbs und eines Nomens in der Komposition zusammenspielen. Pustejovsky definiert die Mechanismen und ihre Funktion wie folgt: Type Coercion Wie gesagt, werden für die Bedeutung von Ausdrücken jeweils bestimmte Typen angenommen. Wird nun aber bei der Komposition z.b. ein Verb mit einem Argument verbunden, welches von einem Typen ist, den die Verbbedeutung nicht fordert, kann dieser Typ unter bestimmten Umständen verändert werden (type coercion = ein anderer Typ wird erzwungen ). 52 Durch die Annahme einer typed inheritance (:144) soll dabei erklärt werden, warum z.b. Roman und Lexikon zwar beides Bücher sind (FORMAL), aber ersterer gelesen (telische Rolle von Roman: Buch), in letzterem aber nachgeschlagen wird: Buch hat als telische Rolle INFORMATION, Lexikon dagegen REFERENZ. 40

41 Ein Ausdruck α hat nach Pustejovsky (1995: 115ff) also eine Menge von Verschiebungsoperatoren (shifting operators) Σα, welche den Typen und die Denotation eines Ausdrucks abhängig vom Kontext verändern können, damit die Wohlgeformtheit von Typenkombinationen gewährleistet ist: TYPE COERCION: a semantic operation that converts an argument to the type which is expected by a function, where it would otherwise result in a type error. (Pustejovsky 1995: 59) Der syntaktische Typ bleibt dabei erhalten, nur die semantische Interpretation verändert sich (ebd.: 61).Ein Beispiel wäre der folgende Satz: (47) Mary begann ein Buch. Pustejovsky nimmt an, dass das Verb beginnen ein Komplement vom Typ EREIGNIS erfordert, wie in Mary begann, ein Buch zu lesen. Deshalb wird das Nomen Buch zu einem EREIGNIS verschoben, das aus der Qualiastruktur rekonstruiert wird (TELIC = lesen (e,w,x.y); ähnlich wie oben für novel). Durch type coercion kann somit die semantische Verbindung von syntaktisch unterschiedlichen Ausdrücken gezeigt bzw. erhalten bleiben, da Buch dadurch den semantischen Typen EREIGNIS erhält bzw. auswählt, welcher bereits in seiner Qualiastruktur angelegt ist. Es ist jedoch wichtig, dass es sich nur um eine veränderte Auswahl aus der Qualiastruktur handelt, die bereits im Lexikon angelegt ist. Es wird also nicht durch den Kontext etwas hinzugefügt Selective Binding Das Selective Binding erlaubt es z.b., die unterschiedlichen Arten der Modifizierung durch Adjektive zu erklären. Für diese wird angenommen, dass sie abhängig vom Kopfnomen jeweils einen bestimmten Aspekt dieses Nomens fokussieren bzw. modifizieren. So modifiziert gut in ein gutes Messer also den Schneidevorgang (ein Messer, das gut schneidet), welcher in der telischen Rolle des Nomens gespeichert ist: TELIC = schneiden (e, x, y). So wird erklärt, wie das Adjektiv seine unterschiedlichen Varianten im Kontext erhält, d.h. im Falle des Ereignisprädikats 41

42 gut wird die Ereignisbeschreibung schneiden aus der qualia Struktur des Nomens zur Modifizierung ausgewählt. Wieder bezieht sich der Vorgang auf eine bereits vorhandene Repräsentation im Lexikon Co-Composition Zur Illustration dieses generativen Mechanismus benutzt Pustejovsky Verben wie bake und wipe, wobei ersteres einen ZUSTANDSWECHSEL und die HERSTELLUNG (creation) bezeichnen kann, während letzteres zwischen PROZESS und WECHSEL ambig ist. Analog zu bake funktioniert im Deutschen kochen: (48) Pia kocht eine Suppe. HERSTELLUNG (49) Pia kocht die Kartoffeln. ZUSTANDSWECHSEL Anstatt die polysemen Varianten der Verben aufzulisten (wie z.b. bei Levin und Rappaport 1995) nimmt Pustejovsky nun an, dass die Bedeutung des jeweiligen Komplements auf die Interpretation des Verbs zurückwirkt, dieses sozusagen als Argument nimmt und dessen Ereignistypen verschiebt (ebd.: 123). Daraus ergibt sich, dass das Verb nur eine Bedeutung hat, welche durch bestimmte Komplemente (wie z.b. Suppe) in andere Lesarten abgeleitet werden kann. Da die ZUSTANDSWECHSEL Lesart in der HERSTELLUNG Lesart enthalten ist, nimmt er erstere als Basisbedeutung an, so dass diese nur in bestimmten Fällen verschoben wird (z.b. nicht bei Kartoffeln o.ä.). Diese Interpretation bzw. Kokomposition entsteht durch die Operation qualia unification, d.h. auf Grundlage der Übereinstimmung zwischen der AGENTIVE Rolle von Verb und Komplement (bake_act(e,w,y)) werden die Qua-liastrukturen komponiert und die FORMALE Rolle des Komplements wird auf die gesamte VP übertragen, so dass das Komplement das Verb ko-spezifiziert. 42

43 4.5 Logische Polysemie: Qualiastruktur und dot objects Logische Polysemie zählt Pustejovsky zur Strong Lexical Underspeci-fication, d.h. die betreffenden lexikalischen Einheiten sind bereits in ihrer semantischen Repräsentation unterspezifiziert und werden erst durch die Komposition aufgelöst bzw. festgelegt. Den Ursprung dieser Unterspezifikation sieht er in der Komplexität der zu Grunde liegenden Typen (ebd.: 5), auf welche ich in diesem Abschnitt eingehen möchte. Um die Semantik bzw. die logische Polysemie von Nomen wie Fenster und Buch zu beschreiben, führt Pustejovsky zunächst nach Pustejovsky und Anick 1988 einen Metaeintrag (meta entry) ein: das Lexical Conceptual Paradigm (=lcp), welches Nomen nach ähnlichem Verhalten gruppiert. Dieser Metaeintrag drückt die Möglichkeit von bestimmten lexikalischen Einheiten aus, mehrere logisch zusammenhängende Bedeutungsvarianten, sozusagen als Cluster, zu umfassen. Das Nomen Tür hat z.b. eine Bedeutungsvariante vom Typen physikalisches Objekt und eine vom Typen Öffnung, das Nomen Buch eine vom Typen physikalisches Objekt und eine vom Typen Information. Je nach Kontext, kann also ein Buch als etwas interpretiert werden, das man durchblättern oder interessant finden kann oder beides (vgl. Pustejovsky 1998: 5), wie der folgende Satz zeigt: (50) Paul blätterte das interessante Buch durch. Aufgrund der logischen Relation zwischen den verschiedenen Varianten (σ n ) und ihren unterschiedlichen Selektionsrestriktionen nimmt Pustejovsky an, dass solche Ausdrücke (α) mit schwer zu trennenden Bedeutungsvarianten einen speziellen, komplexen Typen haben, einen so genannten dotted type 54 : 53 Neben Adjektivmodifizierung, syntaktischen Alternationen (s.o.), und light verbs etc. (vgl. Pustejovsky 1998 :2ff) 54 Bei einem Nomen mit simple type dagegen gibt es nicht zwei solche Varianten. Solche Typen können aber zusammengefasst werden (type unification, ebd.: 11f.), allerdings nur wenn es sich um unterschiedliche qualia handelt: ein simple type kann also nicht abstrakt und physikalisch zugleich sein. Pustejovsky gibt das Beispiel Artefakt, welches zunächst nicht spezifiziert, ob es sich um ein physikalisches Objekt, einen verbalen Akt etc. handelt, sondern nur, dass es vom Menschen geschaffen wurde. Es ist in dieser Hinsicht also unterspezifiziert, kann aber z.b. mit einem Subtypen, dessen formale Rolle physikalisches Objekt ist, vereint werden, so dass wir Artefakte erhalten, die physikalische Objekte sind (phys_artefakt). Hierfür ist die Konjunktion von Typen also ausreichend. Für eine genaue Beschreibung vgl. Pustejovsky 1995:

44 α : σ 1 α : σ 2 lcp (α) : σ 1. σ 2 Ausdruck α hat also zwei Basisvarianten und der dotted type 55 zeigt an, dass auch beide kombiniert aufrufbar sind bzw., dass sie logisch zusammenhängen. Das lcp (bzw. Typencluster) für Tür sähe demnach folgendermaßen aus: phys_obj.öffnung_lcp = {phys_obj.öffnung, phys_obj, Öffnung} Ebenso inkorporiert Buch die simple types physikalisches Objekt und Information. Zusätzlich zu ihren dotted types weisen solche lexikalischen Einheiten bereits in der qualia Struktur eine Relation zwischen beiden Typen auf, welche diese strukturiert (z.b. für Buch phys_obj.information_lcp: FORMAL = enthält (y,x)). Für lexikalische Einheiten wie Zeitung, welche neben den Typen physikalisches Objekt und Information auch noch eine Organisation -Lesart haben ( Die Zeitung hat ihren Chefredakteur gefeuert ), ergibt sich dann eine verschachtelte Struktur, da es sich praktisch um zwei Typen handelt (print- matter. Organisation), von denen einer selbst wieder ein dot object ist (print- matter_lcp: phys_obj.information, phys.objekt, Info.): β : σ 3 β : σ 1.σ 2 lcp 2 (β) : σ 3.(σ 1.σ 2 ) Trotz der Komplexität dieser Typen handelt es sich bei Zeitung nicht um einen unified type da zwei Typen der selben qualia Rolle vorhanden sind und logische Polysemie nach Pustejovsky (1995: 152f.) nicht durch die Konjunktion von simple 55 Pustejovsky 1998 (:15) unterscheidet dabei exozentrische dot objects, welche auf nur eine Variante oder beide referieren können, von endozentrischen, welche auch bei Fokussierung einer Variante grundsätzlich auf beide referieren, wie Buch. 44

45 types oder Eigenschaften repräsentiert werden kann (vgl. Fußnote 45), was die Annahme von dotted types motiviert. 4.6 Zusammenfassung Die unterschiedlichen, aber in systematischer Weise zusammenhängenden Bedeutungsvarianten, die die logische Polysemie ausmachen, werden bei Pustejovsky also ebenfalls mit der Annahme einer unterspezifizierten semantischen Repräsentation erklärt, namentlich mit den komplexen dot objects, welche die jeweiligen Typen umfassen. Jedoch geht Pustejovsky im Gegensatz zu Bierwisch nicht auf eine Verbindung mit dem konzeptuellen System ein, welches nach Pustejovsky und Anick 1988 unabhängig und getrennt vom lexikalischen System ist und andere Informationen enthält, welche nicht so zugänglich für die syntaktische Selektion sind. Stattdessen reichert Pustejovsky das Lexikon bzw. die lexikalischen Repräsentationen selbst mit mehr Information an, welche durch generative bzw. kompositionelle Prozesse in die jeweiligen Interpretationen überführt bzw. spezifiziert werden. Das Phänomen der konzeptuellen Verschiebung wird bei Pustejovsky also ausschließlich auf der Ebene der Ausdrucksbedeutung verhandelt, was wie gesagt seine Bezeichnung als logische Polysemie erklärt, da Polysemie (nach Löbner) im Lexikon gespeicherte Ambiguität ist. Dabei wurde zum Teil kritisiert, das Lexikon sei nach dieser Theorie nicht mehr ökonomisch genug, weil zu viel Weltwissen darin eingeführt werde (vgl. z.b. Dölling ). Pustejovsky setzt dem jedoch entgegen, dass die Grenzen zwischen Weltwissen und sprachspezifischem Wissen seiner Meinung nach nicht klar zu ziehen seien (Pustejovsky 1995: 233). Im Hinblick auf die folgende Theorie sei hier darauf hingewiesen, dass Pustejovsky (1998: 14) die Interpretation bzw. Bedeutung des Nomens als Person im folgenden Beispiel ebenfalls im Lexikon behandelt: 56 Für eine Alternative im Sinne einer Modifikation und Weiterentwicklung von Bierwischs Zwei- Ebenen- Semantik vgl. z.b. Levinson 2000, Recanati 2004 und Dölling 2006, Dort wird von einer gestuften Modularität von Semantik und Pragmatik bzw. einem Mehr- Ebenen- Modell ausgegangen. Die Spezifizierung bzw. Anreicherung der radikal unterspezifizierten semantischen Form fällt dabei grundsätzlich in den Bereich der Pragmatik. 45

46 (50) My next appointment is John. Dabei stellt sich die Frage, ob der Lexikoneintrag von Termin bzw. Verabredung wirklich umfassen muss, dass es sich hierbei auch um eine Person handeln kann, oder ob sich das Verständnis eines solchen Satzes nicht aus allgemeineren, unabhängigen Prinzipien ergibt. Nimmt man außerdem an, dass es sich um eine Verschiebung der NP, einer Phrase also, handelt, könnte das mit einer reinen Lexikontheorie nicht erklärt werden. Nunbergs Theorie 57 beschäftigt sich laut Pustejovsky 1995 nun mit Ambiguitäten bzw. Prozessen, welche idiosynkratisch und semi- produktiv sind (d.h. sie unterliegen Gebrauchskonventionen) und sich dadurch von logischer Polysemie unterscheiden (ebd.: 233f.). Aufgrund der von Nunberg behandelten Fälle (s.u.), welche sehr kontextabhängig sind und nicht allein aus dem lexikalischen Wissen erklärt werden können, kommt Pustejovsky aber zu dem Schluss, dass die unterschiedlichen Phänomene der Polysemie ein Resultat aus kompositionellen Operationen innerhalb der Semantik (coercion, co-composition), aber auch kontextueller Effekte bzw. pragmatischer Bedingungen zu sein scheinen. 57 Außerdem z.b. Fauconnier 1985 und Jackendoff

47 5. Nunbergs pragmatischer Ansatz des Prädikatstransfers Auf der Grundlage der bekannten Theorien von Bierwisch und Pustejovsky, welche eher die semantische und konzeptuelle Seite des Phänomenbereichs darstellen, werde ich nun auf einen Ansatz von Geoffrey Nunberg eingehen, welcher die Schnittstelle zwischen lexikalischem Wissen und pragmatischen Bedingungen behandelt. In seinem Aufsatz The Non-Uniqueness of Semantic Solutions: Polysemy (1979) setzt er sich bereits kritisch mit den Problemen der Festlegung von Bedeutung und der Unterscheidung von so genannten konventionellen und nichtkonventionellen Bedeutungen bzw. Gebrauchsweisen auseinander. Nunberg plädiert für einen pragmatischen Ansatz zur Erklärung von Polysemie u.ä. und betrachtet dazu auch common knowledge und Hintergrundannahmen von Sprecher und Hörer 58. Jedoch geht er in diesem, wie auch in seinem Aufsatz Transfers of Meaning (1995), neben systematischer Polysemie auch verstärkt auf deferred ostension, d.h. verschobene indexikalische Referenz, ein. Ich werde mich hier auf die Besprechung seiner Theorie zur deferred interpretation beschränken, welche er in Transfers of Meaning (1995) und The Pragmatics of Deferred Reference (2004) entwickelt. Nunberg 2004 versucht, Bedeutungsverschiebungen zum Teil mit pragmatischen Prozessen zu erklären und wirft darin die Frage auf, was verschoben wird, wenn man einen solchen Transfer annimmt: die Referenz oder die Bedeutung, die NP oder die VP? Aus seinen Beobachtungen schließt er, dass es sich bei Bedeutungsverschiebungen um einen phrasalen Prozess handelt, der nicht allein durch lexikalisches Wissen erklärt werden und somit auch nicht auf der Ebene der Ausdrucksbedeutung angenommen werden kann. Anders als bei Bierwisch und Pustejovsky, die sich eher mit der Bedeutung einzelner Lexeme beschäftigen, betrachtet Nunberg also ganze Phrasen und Sätze und ihre Bedeutung im Diskurs. 58 Außerdem übernimmt er in Nunberg 1979 den Begriff cue validity ( the relative usefulness of a given description for purposes of identification, ebd.: 160) aus der Psychologie, welcher die Grundlage für seine später postulierten Bedingungen für Bedeutungsverschiebungen bildet. 47

48 5.1 Deferred Interpretation Nunberg definiert das Phänomen der verschobenen Interpretation wie folgt: By deferred interpretation (or deference ) I mean the phenomenon whereby expressions can be used to refer to something that isn t explicitly included in the conventional denotation of that expression. (ebd.: 344) Nunberg versucht also, die linguistischen Mechanismen zu erklären, die es ermöglichen, Ausdrücke in bestimmten Fällen zur Beschreibung von etwas zu benutzen, das sich nicht aus unserem lexikalischen Wissen über den Ausdruck ergeben kann. Es handelt sich also nicht um ambige Ausdrucksbedeutungen, sondern um Verschiebungen im Äußerungskontext, welche durch das Prinzip der konsistenten Interpretation ausgelöst werden (vgl. 2.3). Hierunter fallen Beispiele wie (13): (13) Die Lungenentzündung auf Zimmer 11 hat Durst. Nunberg versucht jedoch, allgemeine Prozesse als Motivation zu definieren, die sowohl lexikalisierten, als auch nur pragmatisch herleitbaren Varianten der Bedeutung zu Grunde liegen. Für von Konventionalisierung bzw. Bedeutungserweiterung im Lexikon betroffene Bedeutungsvarianten werden also dieselben zu Grunde liegenden Prinzipien angenommen, auch wenn diese Varianten darüber hinaus durch die Sprache angereichert oder eingeschränkt sein können 59. Hierunter fallen auch systematisch polyseme Ausdrücke, worauf ich in 5.4 bzw. 5.5 eingehen werde. Er macht hier im Gegensatz zu Pustejovsky also keinen so strikten Unterschied zwischen lexikalischen und extralexikalisch bedingten Phänomenen bzw. den Mechanismen, die diese lizensieren. Außerdem sind für Nunberg konzeptuelle Relationen bzw. Übereinstimmungen (correspondence) nicht unbedingt als linguistisches Unterscheidungskriterium sinnvoll (also z.b. die Unterscheidung Metonymie, Metapher 60 ), da sie seiner Meinung nach wiederum aus demselben zugrunde 59 Nunberg wehrt sich hier z.b. gegen die verbreitete Sicht von polysemen Varianten als toten oder eingefrorenen Metaphern, welche also einfach nicht mehr transparent sind. 60 Für einen integrierten Erklärungsansatz zu Metonymie und Metapher vgl. auch Dölling 1999, welcher u.a. aber auch von unterschiedlichen Ergebnissen bei lexikalischer Konventionalisierung ausgeht: bei Metonymie von systematischer, bei Metapher von auf Ähnlichkeit beruhender Polysemie. 48

49 liegenden Prinzip entstehen können (vgl. Nunberg 1995: 111f.). Das heißt, Transfers bzw. Verschiebungen unterliegen auch Beschränkungen, die von unabhängigen Bedingungen kommen, wie wir später sehen werden. 61 Unter dem Begriff Meaning Transfer (Nunberg 2004: 346) fasst er also den metonymischen und metaphorischen Gebrauch von Namen und Beschrei-bungen zusammen. Es stellt sich die Frage, welche Umstände gegeben sein müssen bzw. welche Restriktionen es gibt, um einen Ausdruck für eine Eigenschaft A als Ausdruck für eine andere Eigenschaft 62 B gebrauchen zu können, so dass auch der Hörer die Äußerung versteht: Nunberg definiert die Bedingung, dass die Eigenschaft von x und die Eigenschaft von y in einer salienten, funktionalen Relation zueinander stehen müssen, damit der Ausdruck für erstere gebraucht werden kann um auf letztere zu referieren (ebd.: 347). Eine genaue Beschreibung dieser Relation folgt (s.u.), motiviert sein kann sie durch: - direkte Übereinstimmung durch Ähnlichkeit (Metapher) oder durch - eine Relation zwischen den Trägern der Eigenschaft (Metonymie) Betrachten wir hierzu Nunbergs Beispiel: (51) Spielberg bought the novel for $1 million. Dieser Satz kann zwar auch wörtlich interpretiert werden, allerdings ist es unwahrscheinlich, dass man ein einziges Buch für eine Million kauft. Gemeint sind hier die Filmrechte für den Roman bzw. für seinen Inhalt (nach Pustejovsky und Bierwisch die Informationsvariante), die es jeweils nur einmal für jeden Roman gibt und die somit in Korrespondenz zum Roman stehen, weshalb die Verschiebung möglich ist. Verschiebungen sind wie hier bei lexikalischen, aber auch phrasalen Prädikaten, in attributivem oder prädikativem Gebrauch zu finden. 61 Er unterscheidet außerdem zwischen zwei Arten von verschobener Interpretation: bezogen auf deskriptive oder auf indexikalische und demonstrative Ausdrücke, wie in This is parked out back (auf einen Schlüssel zeigend). Diese können wiederum derselben konzeptuellen Relation entsprechen, wie bei deskriptiven Ausdrücken. Vgl. hierzu genauer Nunberg Dies lässt sich nach Nunberg leicht modifiziert auch auf Relationen und andere Typen übertragen. 49

50 5.2 Prädikatstransfer: die Bildung von komplexen Prädikaten Nunberg stellt nun die Frage, an welchem Teil eines Satzes bei einem mismatch (vgl. Prinzip der konsistenten Interpretation 2.3) eine Verschiebung stattfindet. Dazu führt er folgendes Beispiel ein: (52) I am parked out back. Dieser Satz kann nicht wörtlich interpretiert werden (auf Deutsch in etwa Ich parke da hinten/ hinter dem Haus ), da der Sprecher sich dem Hörer gegenüber befindet, es muss also eine Modifikation stattfinden, um eine sinnvolle Lesart zu erhalten. Ich werde hier mit einem analogen deutschen Beispiel fortfahren, auf welches Nunbergs Beobachtungen gleichermaßen zutreffen: (53) Ich bin zugeparkt. Intuitiv könnte man annehmen, dass der Transfer am Subjekt stattfindet, das heißt der Ausdruck für den Fahrer bzw. Sprecher wird verwendet, um das Auto zu bezeichnen und dann seinen Standort bzw. seine Eigenschaft zu bestimmen, so dass es sich um eine metonymische Verschiebung vom Auto auf dessen Fahrer handeln würde. Nunberg argumentiert jedoch gegen diese Position der Verschiebung, da z.b. im Falle, dass ein einzelner Fahrer zwei zugeparkte Autos besitzt, keine Pluralbildung mit dieser Lesart möglich ist: (54) *Wir sind zugeparkt. Wäre das Pronomen verschoben, müsste dieser Satz jedoch akzeptabel sein, da wir es mit zwei Autos zu tun haben. Ein weiteres Argument, welches gegen diese Position spricht, ist eine Verbindung mit anderen Prädikaten. Diese ist nur möglich, wenn sich das Prädikat auf den Sprecher bezieht: (55) Ich bin zugeparkt und warte seit 15 Minuten. 50

51 Das sollte aber nicht möglich sein, wenn der Fahrer bzw. der Sprecher eigentlich eine verschobene Lesart des Nomens Auto ist. Folgendes Beispiel sollte bei dieser Sichtweise jedoch akzeptabel sein, da man ja annehmen würde, dass das Pronomen ich nun das Auto bezeichnet: (56) *Ich bin zugeparkt und springe nicht an. Dies ist aber nicht der Fall, das Pronomen kann also nicht verwendet worden sein, um das Auto zu bezeichnen. Als Tests, um zu zeigen, welcher Teil eines Satzes verschoben wird, dienen hier also: - Pluralbildung in Bezug auf den ursprünglichen/ neuen Referenten und - Koordination in Bezug auf den ursprünglichen/ neuen Referenten Deshalb folgert Nunberg, dass nicht das Pronomen bzw. die Referenz des Pronomens verschoben wurde, sondern der Transfer auf die konventionelle Bedeutung des Prädikats bezogen ist (ebd.: 347), da das Nomen immer noch den Fahrer zu bezeichnen scheint. Der Ausdruck für die Eigenschaft von Autos, an einem bestimmten Ort geparkt bzw. in einer bestimmten Situation zu sein, wird also gebraucht als Ausdruck für eine Eigenschaft von Personen, deren Auto dort geparkt bzw. in diesem Zustand ist. Es wird also nicht die Referenz, sondern die Bedeutung verschoben 63 : Das ursprüngliche Prädikat bezeichnet wie gesagt eine Eigenschaft von Autos. Nun findet hier eine Verschiebung auf eine komplexere Bedeutung von parked out back statt: auf die Eigenschaft, ein Auto zu besitzen, welches zugeparkt ist. Für beide Prädikate wird der gleiche Ausdruck verwendet. Es ergibt sich also die komplexere Prädikatsbedeutung in (57): (53) Ich bin zugeparkt. Der Sprecher hat die Eigenschaft, zugeparkt zu sein. (57) Ich habe die Eigenschaft, ein Auto zu besitzen, welches zugeparkt ist. 63 zum Unterschied zwischen Referenz- und Prädikatstransfer siehe unten. 51

52 Das ursprüngliche Prädikat ist also Teil des neuen Prädikats, welches nun auch den Fahrer des Autos mit einbezieht. Das ist möglich, da zwischen den Trägern bzw. zwischen dem Standort von Autos und den daraus resultierenden Eigenschaften ihrer Fahrer eine funktionale Korrespondenz besteht. Wenn das Auto also nicht losfahren kann, kann auch der Fahrer nicht (mit diesem) losfahren. Es lassen sich im alltäglichen Sprachgebrauch zahlreiche solche Beispiele finden, z.b. Ich habe einen Platten ( Ich habe ein Fahrrad, welches einen Platten hat ), Wir steigen ab ( Die Mannschaft, zu deren Fans ich gehöre, steigt ab ) etc. Diese entsprechen den Griceschen Konversationsmaximen, da sie nur so informativ wie nötig sind: Man muss das komplexere Prädikat nicht ausformulieren, um vom Gegenüber verstanden zu werden. Levinson 2000b beschreibt dieses Phänomen des Informationsaustauschs wie einen Flaschenhals (bottleneck): Das heißt, wir wollen bzw. müssen mehr Information übermitteln können, als uns technisch 64 möglich ist. Damit dabei das Verständnis gewährleistet ist, müssen bestimmte Bedingungen eingehalten werden, sonst würde weniger Aufwand beim Sprecher zu mehr Aufwand oder Unverständnis beim Hörer führen Bedingungen für Bedeutungsverschiebungen Die erste Bedingung für Bedeutungsverschiebungen ist also aus den oben genannten Beispielen deutlich geworden. Diese definiert Nunberg zunächst folgendermaßen: (58) Condition on Meaning Transfer Let P and P be sets of properties that are related by a salient function g t: P P. Then if F is a predicate that denotes a property P P, there is also a predicate F, spelled like F, that denotes the Property P, where P = g t (P). Nach den genannten Beispielen wird klar, dass diese Bedingung für die metonymische Verschiebung nicht so übernommen werden kann, da es dabei offensichtlich keine saliente funktionale Relation zwischen den Eigenschaften selbst gibt, sondern, wie bereits gesagt, zwischen den Trägern. 64 Es würde viel zu lange dauern, alles explizit auszudrücken. Mit dieser Tatsache lassen sich pragmatische Schlüsse motivieren, vgl. z.b. Levinson (2000b). 52

53 Deshalb modifiziert Nunberg diese Bedingungen, die für Metaphern (Synästhesie) gelten, hinsichtlich der metonymischen Verschiebung, da es sich bei metaphorischem Gebrauch um eine direkte funktionale Beziehung zwischen den Eigenschaften handelt: z.b. bei Temperaturangaben wie kalt und warm, die auch Wesenszüge von Menschen etc. beschreiben können 65. Für die metonymische Verschiebung gilt aber, dass die Eigenschaft eines Trägers auf einen anderen Träger übertragen werden kann, wenn zwischen diesen eine solche Relation besteht. Nunberg definiert also die folgende, modifizierte Bedingung, die die Relation nicht auf die Eigenschaften selbst bezieht: (59) Metonymic Transfers Let h be a salient function from a set of things A to another (disjoint) set of things B. Then for any predicate F that denotes a property P that applies to something in A, we can represent the meaning of a derived predicate F, spelled like F, as in either a or b: a. λp. λ y ( x [dom h]. h(x) = y P(x)) b. λp. λ y ( x [dom h]. h(x) = y and P(x)) Bei dem abgeleiteten Prädikat F, welches wie F geschrieben wird, handelt es sich wie gesagt um eine erweiterte bzw. komplexere Version des Prädikats F. Die Unterscheidung von a. und b. wird bei Nunberg plausibel durch Beispiele wie (60) und (61): (60) I m published by Knopf. Alle Bücher des Sprechers werden von Knopf herausgegeben. (61) I am in the Whitney. Nur (mindestens) ein Werk des Künstlers ist im Museum Nunberg weist außerdem darauf hin, dass es sich bei Bedeutungsverschiebungen um einen einzigen linguistischen Prozess handelt, auch wenn die Bedingung für die Metonymie modifiziert werden muss. Um zu zeigen, was Nunberg bei seinem Prädikatstransfer unter Prädikaten versteht, gebe ich weitere Beispiele von Nunberg (2004: 347) wieder. Nunberg behauptet nicht, dass Bedeutungsverschiebungen immer die VP betreffen, denn 65 Auch das englische Wort cool ist z.b. im Deutschen gebräuchlich. 53

54 relevante Eigenschaften bzw. Prädikate können auch als Gattungsnamen ausgedrückt werden wie in: (62) Who is the ham sandwich? (63) The ham sandwich is at table seven. Würde man Sätze wie diese wörtlich interpretieren, müsste das in etwa so aussehen, wie in diesem Comic: Dies kann aber nicht der Fall sein und wir möchten auch nicht annehmen, dass der Besteller einer Mahlzeit zum Lexikoneintrag des jeweiligen Gerichts gehört. Dies erschließt sich eher aus der gegebenen Situation. Die charakteristischste Eigenschaft von Restaurantgästen ergibt sich für den Kellner spontan über die Relation zum bestellten Gericht, was natürlich nur in diesem sehr speziellen Kontext funktioniert. Auch hier ist also nach Nunberg tatsächlich die Bedeutung des Gattungsnamens ham sandwich verschoben auf eine Eigenschaft von Personen, die ein Schinkensandwich bestellt haben, so dass man wieder ein komplexeres Prädikat erhält. Er argumentiert bei diesem Beispiel gegen eine Referenzverschiebung der NP und für eine Bedeutungsverschiebung des Gattungsnamens, indem er z.b. die Präsupposition des definiten Artikels betrachtet: Wäre die Referenz der NP verschoben, würde die Existenz eines einzigen Schinkensandwich präsupponiert, von welchem die Referenz dann auf den Besteller verschoben wird. Nunberg plädiert dagegen für die Präsupposition eines einzigen Bestellers, da es nicht notwendig nur ein einziges solches Sandwich gibt (vgl. Nunberg 1995: 115f.) Das Prinzip der Prädikatsanreicherung lässt sich nun unter Umständen auch für systematische Verschiebungen annehmen: Faulkner ist schwer zu verstehen kann z.b. als Erweiterung im Sinne von Faulkners Werke sind schwer zu 54

55 verstehen angesehen werden und Die Schule hat angerufen als Jemand vom Personal der Schule hat angerufen. Wie gesagt sind diese jedoch viel kontextunabhängiger und folgen allgemeingültigen Mustern Das pragmatische Kriterium der Noteworthiness Es stellt sich nun die Frage, was genau eine saliente funktionale Relation ist bzw. welche Eigenschaften sie als solche charakterisieren. Nach Nunberg (1995: 128f) liegt eine solche Relation vor, wenn sie für Sprecher und Hörer bekannt ist und die Domäne (z.b. die der Parkplätze ) von anderen Domänen unterschieden werden kann. Die bereits genannten Bedingungen für Bedeutungsverschiebungen haben sich eher auf die Wahrheitsbedingungen bezogen, da sie lediglich das Beschreibungspotential von Ausdrücken erweitert haben, und zwar um die Möglichkeit der Verschiebung auf komplexere Prädikate. Dieses Prinzip können wir der Semantik zurechnen. Nunberg wendet sich darüber hinaus der Frage zu, wann bzw. warum solche Verschiebungen möglich sind und wann nicht, welche Restriktionen also angenommen werden müssen, um inakzeptable Interpretationen auszuschließen. Die Bedingung in (59) würde nach Nunberg 2004 viele Verschiebungen zulassen bzw. ermöglichen, welche nicht akzeptabel sind. Betrachten wir z.b. (64) als Äußerung eines Künstlers in Bezug auf ein Museum bzw. seine Werke dort, oder (65), bezogen auf das Auto des verstorbenen Ringo: (64)?I m in the second crate on the right. 66 (65)?Ringo was hit in the fender by a truck two days after he died. 67 (aus Jackendoff 1992) Auch wäre es seltsam, (66) auf einer Party von einem weiblichen Gast zu hören: (66)?Das Schinkenbrötchen (da drüben) ist mein Mann. 66 Im Gegensatz zu: I m in the Whitney. 67 Im Gegensatz zu: Ringo was hit in the fender by a truck when he was momentarily distracted by a Motorcycle. 55

56 Außerdem sollte man mit Schinkenbrötchen dann z.b. auch eine Person bezeichnen können, die allgemein gerne Schinkenbrötchen mag, an diesem Tag aber keines isst, und auch auf die Person, die das Gericht zubereitet oder serviert, anstatt auf den Besteller. Auch (67) wäre unangemessen unter der Annahme, dass der Sprecher sein Auto an seinen Bruder verliehen hat: (67)?Ich bin zugeparkt. Mein Bruder kommt etwas später. Zuletzt sei noch die am Tage nach der Papstwahl erschienene Überschrift aus der Bildzeitung genannt: (68) Es stellt sich die Frage, warum diese Überschrift intuitiv nicht so akzeptabel ist wie die analoge Bildung Wir sind Weltmeister. Eine zusätzliche Bedingung ist also nötig, um die Ungewöhnlichkeit dieser Fälle zu erklären. Um diese zu formulieren gilt es herauszufinden, warum die oben genannten Beispiele nicht akzeptabel bzw. nicht gebräuchlich sind. In einigen Beispielen hat sich bereits gezeigt, dass der Kontext, in welchem diese Äußerungen gemacht werden, für die Interpretation ausschlaggebend ist, wie z.b. (62) in einer Konversation zwischen Kellnern im Restaurant im Gegensatz zu (66). Um diese Abhängigkeit von einer bestimmten Konversationssituation deutlich zu machen, ist nun eine pragmatische Bedingung notwendig. Nunberg definiert das Kriterium der Noteworthiness: Demnach ist ein Prädikatstransfer nur möglich, wenn dieses Prädikat hilfreich bzw. nennenswert ist bei der Klassifizierung oder Identifikation seines Trägers relativ zu den konversationellen Interessen (vgl. ebd.: 349). 56

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