Einführung in die Erziehungs- und Sozialisationstheorien Familien als Entwicklungskontexte I
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- Irmela Solberg
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1 Einführung in die Erziehungs- und Sozialisationstheorien Familien als Entwicklungskontexte I Vorlesung im SS 2004 von Prof. Dr. Sabine Walper
2 Übersicht Zur Einführung: Was ist eine Familie? Familien im Wandel: Veränderte Formen des Ehe- und Familienlebens in Deutschland Theoretische Grundlagen Familiensystemtheorie Familien als sich entwickelnde Systeme: Phasen im Familienzyklus und ihre Entwicklungsaufgaben Die Entstehung und Bewältigung von Stress in der Familie: die Familienstresstheorie Ein Modell familialer Einflüsse auf die kindliche Entwicklung Exemplarische Befunde: Erziehung: Was hat sich bewährt? Perspektiven der Scheidungsforschung
3 (1) Was ist eine Familie? Das Verständnis einer Lebensform im Wandel
4 (1) Was ist eine Familie? Das Verständnis einer Lebensform im Wandel Familienkonzepte in der Familienberichterstattung (seit 1965 gesetzlich gefordert) 1968 (unter Bundeskanzler Ludwig Erhard, CDU): Familie als eine Gruppe..., in der ein Ehepaar mit seinen Kindern zusammenlebt. Diese reine Eltern-Kind- Gemeinschaft ( Kernfamilie ) stellt eine soziale Gruppe besonderer Art dar, gekennzeichnet durch eine biologischsoziale Doppelnatur und eine in anderen sozialen Gruppen in diesem Umfang nicht anzutreffende Totalität der sozialen Beziehungen... (Bundestagsdrucksache V/2532, S. 7) biologische Reproduktionsgemeinschaft
5 (1) Was ist eine Familie? Das Verständnis einer Lebensform im Wandel Familienkonzepte in der Familienberichterstattung (seit 1965 gesetzlich gefordert) 1975 (unter Bundeskanzler Willy Brandt, SPD): Familie als Ort der Erziehung und Bildung für die nachwachsende Generation; wichtig: gemeinschaftlicher Lebensvollzug vollständige versus unvollständige Familie Klein- versus Großfamilie
6 (1) Was ist eine Familie? Das Verständnis einer Lebensform im Wandel Familienkonzepte in der Familienberichterstattung (seit 1965 gesetzlich gefordert) 1994 (unter Bundeskanzler Helmut Kohl): behandelt Individualisierungstendenzen, die auf strukturelle Rücksichtslosigkeit von Wirtschaft und Staat gegenüber familialen Lebensformen zurückgeführt werden Familie unabhängig von räumlicher und zeitlicher Zusammengehörigkeit als Folge von Generationen, die biologisch, sozial und/oder rechtlich miteinander verbunden sind Differenzierung zwischen Kernfamilie und Haushalt
7 (1) Was ist eine Familie? Das Verständnis einer Lebensform im Wandel Arten der Bindung in Familien (Karpel & Strauss, 1983): Bewältigung praktischer Lebensanforderungen: Die funktionale Familie Juristisch definierte Rechte und Pflichten: Die rechtliche Familie Subjektiv wahrgenommene Zugehörigkeit aus Sicht der einzelnen Familienmitglieder: Die subjektive Familie Erwartungen an Dauerhaftigkeit und Stabilität: Die Familie mit langfristigen Verpflichtungen Blutsverwandtschaft: Die biologische Familie
8 (1) Was ist eine Familie? Das Verständnis einer Lebensform im Wandel Hauptfunktionen der Familie (Neidhardt, 1970): Reproduktionsfunktion Existenzsicherungs- und Produktionsfunktion Regenerationsfunktion Sozialisations- und Erziehungsfunktion Platzierungsfunktion
9 (1) Was ist eine Familie? Das Verständnis einer Lebensform im Wandel Kennzeichen von Familien als intime Beziehungssysteme Abgrenzung Privatheit Dauerhaftigkeit Nähe (Schneewind, 1999, S. 24)
10 (2) (1) Was Familien ist eine Familie? im Wandel: Das Verständnis Veränderte einer Lebensform Formen im Wandel des Ehe- und Familienlebens in Deutschland Vom ganzen Haus zur isolierten Kernfamilien Zentrale Merkmale der bürgerlichen Kernfamilie: Emotionalisierung und Intimisierung der Familienbeziehungen Kindheit als eigenständige Periode im Lebenslauf Spezialisierung der Rollen Privatisierung des Familienlebens
11 (2) Familien im Wandel: Veränderte Formen des Ehe- und Familienlebens in Deutschland Seit 1970: These der Deinstitutionalisierung (Tyrell) Pluralisierung der Lebensformen (Beck) Statistische Eckdaten: Prozentsatz verheirateter Paare mit ledigen Kindern im Haushalt 1957: 47% 1995: 28%
12 Sinkende Heiratsneigung Erstheiratsquote der 34jährigen Frauen: : ca. 90% 1983: 73% Trends: Zunahme nichtehelicher Lebensgemeinschaften 1972: : Zunahme von Singles 1950: 19,4% 1996: 35,4% Sinkende Geburtenraten 1960: 2, : 1,39 Steigende Scheidungsquoten 1965: 12,2% 1989: 30,1% Zunehmende Qualifikation von Frauen Frauen in Ausbildung an Hochschule oder Universität: 1960: 23,7% 1990: 38,3% Zunehmende Erwerbstätigkeit von Frauen Im Alter von Jahren: 1970: 47% 1990: 69% Mütter mit Kindern im Alter von 6 14 Jahren: 1972: 44,2% 1996: 62,3%
13 Veränderungen im familiären Binnenleben: Erziehung im Wandel Rückgang: Konformität als Erziehungsziel (Gehorsam und Unterordnung) Autoritäte Haltung Körperliche Bestrafung Eingeschränktes Lob Zunahme: Selbstentfaltung als Erziehungsziel (Selbständigkeit und freier Wille) Nachgiebigkeit Ausdruck von Gefühlen Liebevolle Zuwendung z.b. Schneewind & Ruppert (1995) [ Erziehungsziele, - einstellungen und praktiken im Vergleich
14 Erziehungziele seit 1950
15 (3) Familiensystemtheorie Kernannahmen: Ganzheitlichkeit Zielorientierung Äqui- und Multifinalität Regelhaftigkeit Zirkulare Kausalität Rückkopplung Homöostase Wandel erster und zweiter Ordnung Grenzen Offenheit versus Geschlossenheit Selbstorganisation Internes Erfahrungsmodell (Schneewind, 1999, S. 89 ff.)
16 (3) Familiensystemtheorie Partnerschaft Eltern-Kind- Beziehung Geschwisterbeziehung
17 (3) Familiensystemtheorie Partnerschaft Eltern-Kind- Beziehung Geschwisterbeziehung
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19 (4) Familien als sich entwickelnde Systeme: Die Familienentwicklungstheorie Kernannahmen: Familiäres Verhalten im Hier und Jetzt ist von vergangenen Erfahrungen und Zukunftserwartungen der Familienmitglieder abhängig. Familien, die sich in derselben Lebensphase befinden, zeigen ähnliche Verhaltensmuster. Familien werden im Laufe ihres Zusammenlebens mit Aufgaben konfrontiert, die aus ihrem Entwicklungsstand und/oder gesellschaftlichen Erwartungen resultieren. Familienentwicklungsaufgaben
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22 (5) Die Entstehung und Bewältigung von Stress in der Familie: Die Familiensytemtheorie Hill (1958): Das ABCX-Modell A (das Stressorereignis) in Interaktion mit B (den Krisenbewältigungsressourcen der Familie) in Interaktion mit C (der Definition des Ereignisses durch die Familie) erzeugt X (die Krise). (S. 141) McCubbin & Patterson (1983). Das doppelte ABCX- Modell
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