Nachhaltigkeitsstrategien aus Sicht der Rentenversicherung
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- Karlheinz Geiger
- vor 6 Jahren
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1 Strategien der Zukunft: Nachhaltigkeit und Vernetzung, 18. Januar 2013 Nachhaltigkeitsstrategien aus Sicht der Rentenversicherung Strategien der Zukunft: Nachhaltigkeit und Vernetzung Workshop des Nordrhein-Westfälischen Forschungsverbundes Rehabilitationswissenschaften Brigitte Gross Abteilungsdirektorin der Abteilung Rehabilitation 1
2 Gliederung Zahlen, Daten und Fakten Reha-Auftrag der Rentenversicherung Nachhaltigkeit in der Rehabilitation Strategien 2
3 Deutsche Rentenversicherung Bund Leistungen zur Medizinischen Rehabilitation Anträge und Bewilligungen Anträge Bewilligungen Quelle: Infosys 3
4 Deutsche Rentenversicherung Bund Entwicklung der Nachsorgeleistungen Intensivierte Rehabilitationsnachsorge (IRENA) Anzahl abgerechnete IRENA-Leistungen* * einschließlich Curriculum Hannover Quelle: Dezernat
5 Deutsche Rentenversicherung Bund Ausgaben für Intensivierte Rehabilitationsnachsorge (IRENA) HR 2012 Stand
6 Deutsche Rentenversicherung Bund Entwicklung der Nachsorgeleistungen Rehabilitationssport und Funktionstraining * Reha-Sport Funktionstraining * abgerechnete Leistungen Quelle: Dezernat
7 Rehabilitationsauftrag der Träger der gesetzlichen Rentenversicherung Wesentliche Besserung bzw. Wiederherstellung der erheblich gefährdeten oder bereits geminderten Erwerbsfähigkeit ihrer Versicherten Ziel ist es, durch Rehabilitationsleistungen Frühverrentungen abzuwenden und möglichst lange den Verbleib der Versicherten im Erwerbsleben zu sichern, d.h. eine erfolgreiche Eingliederung ins Erwerbsleben zu erreichen. (Grundsatz: Rehabilitation vor Rente - 9 Abs. 1 Satz 2 SGB VI) Rehabilitationsleistungen müssen deshalb auf den persönlichen Bedarf und an den Anforderungen der Arbeitswelt ausgerichtet sein. Dazu werden individuelle und flexible Leistungen benötigt. 7
8 Was bedeutet Nachhaltigkeit? Wortsinn: längere Zeit anhaltende Wirkung (Duden online) Unter Nachhaltigkeit wird im Allgemeinen Dauerhaftigkeit und langfristige Stabilität, ohne Überlastung und unter Schonung der Ressourcen und im Einklang mit dem Umfeld/der Umwelt verstanden. Vor allem in Zeiten knapper Budgets kommt es darauf an, die zur Verfügung stehenden Mittel möglichst effizient einzusetzen. 8
9 Nachhaltigkeit in der Rehabilitation Feststellung: Durch erfolgreiche medizinische Rehabilitationsleistungen erzielte positive Effekte können sich im Laufe der Zeit wieder verringern. Daher: Eine Verbesserung auch der langfristigen Wirksamkeit der medizinischen Rehabilitation durch Stabilisierung der erreichten Rehabilitationsziele ist erforderlich. In der Reha erlernte notwendige Verhaltens- und Lebensstiländerungen müssen verfestigt werden. Ziel: Rehabilitation im Sinne der Rentenversicherung ist nachhaltig, wenn die Versicherten nach der Rehabilitation trotz ihrer Erkrankung und bestehender Einschränkungen der Teilhabe zeitlich stabil im Erwerbsleben verbleiben oder dorthin zurückkehren können. 9
10 Nachhaltig ausgerichtete Rehabilitationsleistungen erschöpfen sich nicht in der Behandlung von Erkrankungen, sondern verfolgen einen umfassenden und ganzheitlichen Ansatz, berücksichtigen die besonderen Problemlagen angemessen, besitzen eine berufliche Orientierung und Ausrichtung der Therapie, müssen mit den der Rehabilitation vorangehenden bzw. folgenden therapeutischen Leistungen sinnvoll vernetzt sein und das Lebensund Arbeitsumfeld der Rehabilitanden einbeziehen, sind Teil einer Prozesskette, an deren Anfang die Bedürfnisse des chronisch kranken Menschen stehen und an deren Ende die erfolgreiche Eingliederung in Beruf, Arbeit und Gesellschaft steht. Vernetzung aller am Prozess beteiligter Akteure ist wichtig 10
11 Welche Leistungen unterstützen die Nachhaltigkeit der Rehabilitation? Gesundheitstraining Intensivierte Reha-Nachsorge ( IRENA ) Rehabilitationssport und Funktionstraining verstärkte beruflichen Orientierung der Rehabilitation, z. B. durch die Kooperation mit Betrieben und Unternehmen Einbindung der Selbsthilfe neue Ansätze der Nachsorge (bedarfsgerechte Angebotsentwicklung) 11
12 Gesundheitstraining: ein zentraler Baustein Patientenschulungen sind ein zentraler und patientenorientierter Behandlungsbaustein in der medizinischen Rehabilitation Patientenschulungen unterstützen die aktive Mitarbeit, die Selbstmanagementkompetenz sowie die informierte Entscheidungsfähigkeit der Rehabilitanden je informierter der Rehabilitand über seine Erkrankung ist und je mehr er den Sinn der Behandlungen versteht, umso besser wird er das Therapiekonzept umsetzen können Hilfe zur Selbsthilfe DRV Bund unterstützt die Optimierung des Gesundheitstrainings in der medizinischen Rehabilitation durch die Entwicklung und Implementierung von manualisierten lernzielorientierten Curricula für standardisierte Patientenschulungen 12
13 Nachsorge IRENA findet im Anschluss an erfolgreiche Leistungen zur medizinischen Rehabilitation statt dient der Festigung und Sicherung des Rehaerfolges unterstützt die Förderung der Eigenaktivitäten im Alltag Durchführung in vom Rentenversicherungsträger zugelassenen Reha-Einrichtungen möglich 13
14 Nachsorge IRENA Zielgruppe: - Versicherte der DRV Bund im Anschluss an eine stationäre oder ambulante medizinische Rehabilitation Rehabilitanden mit den Indikationen Herz-Kreislauf, Orthopädie, Stoffwechsel, Psychische Störungen oder Neurologie zeitlicher Rahmen: bis maximal 1 Jahr nach Ende der Rehaleistung Dauer: Termine 14
15 IRENA - Evaluation Evaluationsbedarf bestand vor dem Hintergrund einer stark dynamischen Entwicklung der Inanspruchnahme von IRENA Evaluationsziel: Erkenntnisse über Inanspruchnahme, Einschätzung des Verfahrens, Akzeptanz der Prozesse des Nachsorgeprogramms IRENA sowie über Ein-Jahres-Verläufe der TeilnehmerInnen nach Leistungsabschluss gewinnen, um daraus Anregungen und Vorschläge zur internen und externen Verfahrensoptimierung abzuleiten Evaluationsprojekt wurde von der Medizinischen Fakultät der Martin- Luther-Universität Halle-Wittenberg vom bis durchgeführt 15
16 Ergebnisse der IRENA - Evaluation seitens der Rehabilitationseinrichtungen wird dem IRENA- Nachsorgekonzept eine breite Wertschätzung entgegen gebracht regional stark heterogene Inanspruchnahme entscheidender Faktor für das IRENA-Empfehlungsverhalten der Kliniken ist die Erreichbarkeit einer entsprechenden Einrichtung konzeptioneller multimodaler Ansatz wurde in der Praxis nur unvollständig umgesetzt: Hauptfokus der therapeutischen Leistungen lag bei der Bewegungsorientierung, die Therapiebereiche B (Klinische Sozialarbeit, Sozialtherapie und klinische Psychologie) und C (Information, Motivation und Schulung) wurden erheblich seltener erbracht und erschöpften sich im Wesentlichen in Entspannungstraining und ärztlicher Beratung gesundheitsförderliche Verhaltensweisen wurden von den TeilnehmerInnen nach Abschluss der IRENA häufiger umgesetzt als vor der Rehabilitation Ein-Jahres-Verlauf: sehr hoher Anteil von Erwerbstätigen und selten Arbeitsunfähigkeit festgestellt 16
17 IRENA - Weiterentwicklungspotenziale Weiterentwicklungspotenziale für die zukünftige Praxis auf der Grundlage der Evaluationsergebnisse: aufgrund der positiven Resonanz sind die bedarfsgerechte Gestaltung und Inanspruchnahme des Therapieprogramms weiter zu stärken stärkere Vernetzung der stationären Reha-Einrichtungen mit IRENA-Leistungserbringern fördern stärkere Differenzierung der Konzeption nach individuellen Bedarfslagen flächendeckender Ausbau des Netzes von IRENA- Leistungserbringern auch durch ausgewählte Erweiterung des Kreises der Leistungserbringer 17
18 Rehabilitationssport und Funktionstraining finden in Gruppen wohnortnah unter fachkundiger Leitung statt unterstützen einen langfristigen Erfolg der Rehabilitation: - stärken die Selbsthilfe und die Eigenverantwortung der Betroffenen für ihre Gesundheit - Rehabilitanden werden motiviert, nach Ablauf der Leistung weitere Übungen in Eigenverantwortung durchzuführen Reha-Sport: - dient der Stärkung der Leistungsfähigkeit und des Selbstbewusstseins - wirkt mit den Mitteln des Sports und sportlich ausgerichteter Spiele ganzheitlich auf die behinderten und von Behinderung bedrohten Menschen ein Funktionstraining: bewegungstherapeutische Übungen in Trocken- und Wassergymnastik, die gezielt auf Muskeln und Gelenke wirken 18
19 Rehabilitationssport und Funktionstraining Grundlagen für Umsetzung: BAR-Rahmenvereinbarung über den Reha-Sport und das Funktionstraining vom Vereinbarungspartner: Rehabilitationsträger, Kassenärztliche Bundesvereinigung und Leistungserbringer-Dachverbände (z.b. Deutscher Behindertensportverband, Deutscher Olympischer Sportbund, Bundesselbsthilfeverband Osteoporose, Deutsche Gesellschaft zur Prävention/Rehabilitation von Herz-Kreislauf- Erkrankungen, Deutsche Rheuma-Liga) und individuelle Durchführungs- und Vergütungsvereinbarungen der einzelnen Träger mit den Leistungserbringer- Dachverbänden - zur Anerkennung von Sportgruppen/-vereinen - ggf. zu regionalen Angeboten, Besonderheiten - zu Modalitäten der Leistungsabrechnung 19
20 Einbindung der Selbsthilfe wichtiger Baustein der Rehabilitation große Bedeutung bei der Nachsorge Selbsthilfegruppen können Betroffenen nach der eigentlichen Rehabilitationsleistung Unterstützung und Hilfestellung zum selbstverantwortlichen und eigenständigen Leben mit ihrer Erkrankung oder Behinderung bieten Umgang und die Bewältigung von chronischen Erkrankungen fallen mit Hilfe ebenfalls Betroffener einfacher gegenseitiger Austausch von Erfahrungen und die Beratung durch Betroffene kann unterstützend in schwierigen Lebenssituationen wirken Treffen in einer Selbsthilfegruppe unterstützen ferner die Orientierung im hoch spezialisierten Gesundheitssystem 20
21 Beispiel: Selbsthilfe im Bereich der Rehabilitation bei Abhängigkeitserkrankungen Kontaktaufnahme zu Selbsthilfegruppen kann die Nachhaltigkeit gerade in der Suchtrehabilitation fördern, da diese einen Beitrag zur Stabilisierung der erreichten Rehabilitationsziele durch dauerhafte Abstinenz leisten. Klienten, die neben der ambulanten Suchthilfe an Selbsthilfegruppen teilnehmen, sind sowohl zu Beginn als auch zu Ende der Betreuungsepisode häufiger abstinent (Fuchs/Kuhn/Martens/Vertheim, Merkmale von Alkoholklienten der ambulanten Suchthilfe in Selbsthilfegruppen, SUCHT, 58(4), 2012, S ) DRV Bund fördert sowohl die regionale Suchtselbsthilfe als auch die Arbeit der Nachsorgereferenten von Suchtverbänden im Jahre 2012 wurden rd EUR zur Verfügung gestellt 21
22 Neue Ansätze in der Nachsorge moderne Informationstechnologien eröffnen vielseitige neue Möglichkeiten (z.b. Kontaktaufnahme, Bereithalten von Informationen), die für eine Vernetzung der Rehabilitation genutzt werden können Indikationserweiterungen für Nachsorge werden geprüft Einbindung neuer Optionen (neue Medien, z.b. Internet) unter Berücksichtigung der Entwicklungen im Bereich der Telemedizin in Nachsorgekonzepte DRV Bund hat 2009 den Forschungsschwerpunkt "Nachhaltigkeit der medizinischen Rehabilitation durch Vernetzung" ins Leben gerufen 22
23 Forschungsprojekt MoVo-LISA motivational-volitionales Interventionsprogramm zum Aufbau von Lebensstil-Integrierter Sportlicher Aktivität (MoVo-LISA) von der DRV Bund gefördertes Forschungsprojekt der Universität Freiburg, welches im Reha-Zentrum Schömberg durchgeführt wurde Gegenstand des Forschungsprojektes: konzeptionelle Entwicklung, praktische Erprobung und Evaluation einer standardisierten Intervention zum Aufbau einer körperlich-aktiven Lebensstils im Anschluss an eine orthopädische Rehabilitation Interventionsprogramm besteht aus strukturierten Gruppen- und Einzelgesprächen während der Rehabilitation sowie einer postalische und telefonischer Intervention im Anschluss an die Rehaleistung (Reminder-Funktion). 23
24 Forschungsprojekt MoVo-LISA Ergebnisse der Effektivitätsuntersuchung sportliches Aktivitätsverhalten wird positiv beeinflusst: Die Teilnehmer an MoVo-LISA waren 6 Monate nach der Klinik um 40 Minuten pro Woche aktiver als die Rehabilitanden der Kontrollgruppe. auch noch nach 12 Monaten waren erhebliche Verbesserungen im sportlichen Aktivitätsverhalten festzustellen MoVo-LISA verändert auch die dem Verhalten zugrunde liegenden Kognitionen (insbesondere Selbstwirksamkeit, Planungstiefe, Konsequenzerwartungen, Selbstkonkordanz) positiv wichtige Voraussetzung für die Nachhaltigkeit der beobachteten Verhaltenseffekte als Folge des vermehrten Sporttreibens waren nach einem Jahr in der Interventionsgruppe die körperlichen Beschwerden signifikant niedriger als in der Kontrollgruppe 24
25 Beispiele für Vernetzung Einbindung der Hausärzte in den Rehaprozess Beteiligung der Betriebs- und Werksärzte betriebsnahe und schnelle Unterstützung gerade kleinerer und mittlerer Betriebe und Unternehmen bei der (Wieder-) Eingliederung durch den Arbeitgeberservice der DRV Bund weitere Begleitung der Rehabilitanden durch die Klinik im Rahmen der Nachsorge Verknüpfung der medizinischen und beruflichen Rehabilitation (z.b. MBOR-Kooperation) Selbsthilfe 25
26 Impressum Nachhaltigkeitsstrategien aus Sicht der Rentenversicherung Brigitte Gross Abteilungsdirektorin der Abteilung Rehabilitation Deutsche Rentenversicherung Bund 26
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