Vorlesung Soziologische Theorie SoSe 2013 Mo Uhr, AudiMax. 17. Juni 2013
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1 Vorlesung Soziologische Theorie SoSe 2013 Mo Uhr, AudiMax 17. Juni 2013 Jürgen Habermas Gesellschaft als System und Lebenswelt/ Soziologie als Aufklärungsprojekt Prof. Dr. Armin Nassehi Seite 1
2 Armin Nassehi: Soziologie. Zehn einführende Vorlesungen 2. Aufl. Wiesbaden: VS-Verlag Hans Joas/Wolfgang Knöbl: Sozialtheorie. Zwanzig einführende Vorlesungen Aktualisierte Auflage Frankfurt/M./Berlin: Suhrkamp Prof. Dr. Armin Nassehi Seite 2
3 Das Kursbuch ist wieder da, hg. von Armin Nassehi Einzelheft 19,00 Vorzugsabo für Studierende: Drei Ausgaben/Jahr 48,- (statt 60,-) Zu beziehen über Prof. Dr. Armin Nassehi Seite 3
4 Programm Die Vorgeschichte: Rousseau, Hobbes, Hegel und Marx Die Erfindung der bürgerlichen Gesellschaft und ihre Kritik Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Grundlinien der Philosophie des Rechts, Werke, Band 7, Frankfurt/M. 1970, , S ; Karl Marx: Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung, in: Marx-Engels-Werke, Band 1, Berlin (DDR) 1969, S Emile Durkheim: Gesellschaft als integrierte Einheit/Soziologie als Moralwissenschaft Emile Durkheim: Über die Teilung der sozialen Arbeit, Frankfurt/M. 1977, S und Emile Durkheim: Regeln der soziologischen Methode, Neuwied 1961, S Prof. Dr. Armin Nassehi Seite 4
5 Max Weber: Soziologie ohne Gesellschaft Max Weber: Über einige Kategorien der verstehenden Soziologie, in: ders.: Schriften , ausgew. v. Dirk Käsler, Stuttgart 2002, S George Herbert Mead: Gesellschaft als universe of discourse/soziologie als Verhaltenswissenschaft George Herbert Mead: Geist, Identität und Gesellschaft. Hrsg. von Charles W. Morris. Frankfurt/M. 1992, S und Pfingstmontag Talcott Parsons: Gesellschaft als politische Einheit/Soziologie als Theorie sozialer Systeme Talcott Parsons: Das System moderner Gesellschaften, München 1972, S Prof. Dr. Armin Nassehi Seite 5
6 Alfred Schütz/Peter Berger/Thomas Luckmann: Gesellschaft als Lebenswelt/Soziologie als Phänomenologie und Anthropologie Alfred Schütz/Thomas Luckmann: Die Lebenswelt des Alltags und die natürliche Einstellung, in: dies.: Strukturen der Lebenswelt. Band 1, Frankfurt/M. 2003, S Gary S. Becker/James Coleman Gesellschaft als Situation/Soziologie als Theorie rationaler Wahl Gary S. Becker: The Economic Way of Looking at Life, Nobel Lecture, Oslo Jürgen Habermas: Gesellschaft als System und Lebenswelt/Soziologie als Aufklärungsprojekt Jürgen Habermas: Der normative Gehalt der Moderne, in: ders.: Der philosophische Diskurs der Moderne. Zwölf Vorlesungen, Frankfurt/M. 1985, S Prof. Dr. Armin Nassehi Seite 6
7 Niklas Luhmann: Gesellschaft ohne Zentrum und Spitze/Soziologie als Aufklärung Niklas Luhmann: Das Moderne der modernen Gesellschaft, in: ders.: Beobachtungen der Moderne, Opladen 1992, S Pierre Bourdieu: Gesellschaft als Distinktionsraum/Soziologie als (Selbst-)Aufklärung Pierre Bourdieu: Leçon sur la leçon, in: ders.: Sozialer Raum und Klassen. Leçon sur la leçon. Zwei Vorlesungen, Frankfurt/M. 1985, S Bruno Latour: Gesellschaft posthumaner Kollektive/Soziologie als Theorie hybrider Akteure Bruno Latour: Kleine Soziologie alltäglicher Gegenstände, in: ders.: Der Berliner Schlüssel. Erkundungen eines Liebhabers der Wissenschaften, Berlin, S Klausur Prof. Dr. Armin Nassehi Seite 7
8 Weitere Informationen: Die Texte werden in den Hauptfachtutorien bearbeitet und sollen von allen sonstigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Vorlesung mitgelesen werden. Die Anmeldeformalitäten für die Klausur bzw. für die Anmeldung zu den Theorie II-Veranstaltungen werden im Laufe der Vorlesung erläutert. Sonntags ab spätestens Uhr (meist früher) lassen sich die Folien des darauf folgenden Montags von der Homepage des Lehrstuhls herunterladen ( Prof. Dr. Armin Nassehi Seite 8
9 Jürgen Habermas (*1929) Ästhetik und Kommunikation Interview (1981) S. 152: Wenn man sich... an Wahrheitsfragen orientiert und sich dabei nicht selber mißversteht, dann darf man nicht, wie es Heidegger und Adorno gemeinsam versuchen, Wahrheiten an den Wissenschaften vorbeiproduzieren wollen und auch auf irgendeine höhere Einsicht setzen, auf ein Andenken des Seins oder auf ein Eingedenken der gequälten Natur. Meine tiefe Überzeugung ist, daß man, wenn man sich aufs Denken einläßt, das nicht darf. Prof. Dr. Armin Nassehi Seite 9
10 S. 151: Ich habe ein Grundmotiv und eine grundlegende Intuition. Diese geht übrigens auf religiöse Traditionen, etwa der protestantischen oder der jüdischen Mystiker zurück, auch auf Schelling. Der motivbildende Gedanke ist die Versöhnung der mit sich selber zerfallenden Moderne, die Vorstellung also, dass man ohne Preisgabe der Differenzierungen, die die Moderne sowohl im kulturellen wie im sozialen und ökonomischen Bereich möglich gemacht haben, Formen des Zusammenlebens findet, in der wirkliche Autonomie und Abhängigkeit in ein befriedetes Verhältnis treten. Prof. Dr. Armin Nassehi Seite 10
11 Theorie des kommunikativen Handelns (TKH), FfM Bd. 1, S. 524f.: Die Strukturen einer Vernunft, auf die Adorno nur anspielt, werden der Analyse erst zugänglich, wenn die Ideen der Versöhnung und der Freiheit als Chiffren für eine wie auch immer utopische Form der Intersubjektivität entziffert werden, die eine zwanglose Verständigung der Individuen im Umgang miteinander ebenso ermöglicht wie die Identität eines sich zwanglos mit sich selbst verständigenden Individuums - Vergesellschaftung ohne Repression. Das bedeutet einen Paradigmenwechsel in der Handlungstheorie: vom zielgerichteten zum kommunikativen Handeln.... Nicht mehr Erkenntnis und Verfügbarmachung einer objektivierten Natur sind, für sich genommen, das explikationsbedürftige Phäno- Prof. Dr. Armin Nassehi Seite 11
12 men, sondern die Intersubjektivität möglicher Verständigung.... Der Fokus der Untersuchung verschiebt sich damit von der kognitiv-instrumentellen zur kommunikativen Rationalität. Für diese ist nicht die Beziehung des einsamen Subjekts zu etwas in der objektiven Welt, das vorgestellt und manipuliert werden kann, paradigmatisch, sondern die intersubjektive Beziehung, die sprach- und handlungsfähige Subjekte aufnehmen, wenn sie sich miteinander über etwas verständigen. Prof. Dr. Armin Nassehi Seite 12
13 Technik und Wissenschaft als Ideologie, FfM 1968 S. 163: Das Interesse an Mündigkeit schwebt nicht bloß vor, es kann a priori eingesehen werden. Das, was uns aus Natur heraushebt, ist nämlich der einzige Sachverhalt, den wir seiner Natur nach kennen können: die Sprache. Mit ihrer Struktur ist Mündigkeit für uns gesetzt. Mit dem ersten Satz ist die Intention eines allgemeinen und ungezwungenen Konsensus unmissverständlich ausgesprochen. Prof. Dr. Armin Nassehi Seite 13
14 Was heißt Universalpragmatik?, in: Karl-Otto Apel (Hg.): Sprachpragmatik und Philosophie, FfM S. 180: Ich möchte die These vertreten, dass nicht nur Sprache, sondern auch Rede, also die Verwendung von Sätzen in Äußerungen, einer logischen Analyse zugänglich ist. Wie die elementaren Einheiten der Sprache (Sätze), so lassen sich auch die elementaren Einheiten der Rede (Äußerungen) in der methodischen Einstellung einer rekonstruktiven Wissenschaft analysieren. Prof. Dr. Armin Nassehi Seite 14
15 Vorbereitende Bemerkungen zu einer Theorie der kommunikativen Kompetenz, in: ders. und Niklas Luhmann: Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie?, FfM S. 137: [Nur in der idealen Sprechsituation] herrscht ausschließlich der eigentümlich zwanglose Zwang des besseren Argumentes, der die methodische Überprüfung von Behauptungen sachverständig zum Zuge kommen läßt und die Entscheidung praktischer Fragen rational motivieren kann. Prof. Dr. Armin Nassehi Seite 15
16 Sprechaktklassen und Geltungsansprüche 1. Kommunikativa Geltungsanspruch: Verständlichkeit 2. Konstativa (obj. Welt) Geltungsanspruch: Wahrheit Es regnet. 3. Expressiva (subj. Welt) Geltungsanspruch: Wahrhaftigkeit O Gott, es regnet! 4. Regulativa (soz. Welt) Geltungsanspruch: Richtigkeit Wenn es regnet, sollten wir das Fest absagen. Prof. Dr. Armin Nassehi Seite 16
17 Wahrheitstheorien, in: H. Fahrenbach (Hg.): Wirklichkeit und Reflexion, Pfullingen S. 258: Die ideale Sprechsituation ist weder ein empirisches Phänomen noch bloßes Konstrukt, sondern eine in Diskursen unvermeidliche reziprok vorgenommene Unterstellung. Diese Unterstellung kann, sie muss nicht kontrafaktisch sein; aber auch wenn sie kontrafaktisch gemacht wird, ist sie eine im Kommunikationsvorgang operativ wirksame Fiktion. Prof. Dr. Armin Nassehi Seite 17
18 Zur Rekonstruktion des Historischen Materialismus, FfM S. 161f.: Wir können also die Produktivkraftentfaltung als problemerzeugenden Mechanismus verstehen, der die Umwälzung der Produktionsverhältnisse und eine evolutionäre Erneuerung der Produktionsverhältnisse zwar auslöst, aber nicht herbeiführt.... Die Antwort, die ich vorschlagen möchte, heißt: die Gattung lernt nicht nur in der für die Produktivkraftentfaltung entscheidenden Dimension des technisch verwertbaren Wissens, sondern auch in der für die Interaktionsstrukturen ausschlaggebenden Dimension des moralisch-praktischen Bewusstseins. Die Regeln kommunikativen Prof. Dr. Armin Nassehi Seite 18
19 Handelns entwickeln sich wohl in Reaktion auf Veränderungen im Bereich des instrumentellen und strategischen Handelns, aber sie folgen dabei einer eigenen Logik. Prof. Dr. Armin Nassehi Seite 19
20 Prof. Dr. Armin Nassehi, LMU
21 Prof. Dr. Armin Nassehi, LMU
22 S. 117: Die neue Identität einer erst im Entstehen begriffenen Weltgesellschaft kann sich nicht in Weltbildern artikulieren.... Eine solche Identität braucht keine fixen Inhalte mehr, um stabil zu sein; aber sie braucht jeweils Inhalte. Identitätsverbürgende Deutungssysteme, die heute die Stellung des Menschen in der Welt verständlich machen, unterscheiden sich von traditionellen Weltbildern nicht so sehr in ihrer geringeren Reichweite, als vielmehr in ihrem revisionsfähigen Status. Prof. Dr. Armin Nassehi Seite 22
23 TKH Bd. 2, S. 192: Die Strukturen der Lebenswelt legen die Formen der Intersubjektivität möglicher Verständigung fest. Ihnen verdanken die Kommunikationsteilnehmer, die extramundane Stellung gegenüber dem Innerweltlichen, über das sie sich verständigen können. Die Lebenswelt ist gleichsam der transzendentale Ort, an dem sich Sprecher und Hörer begegnen; wo sie reziprok den Anspruch erheben können, dass ihre Äußerungen mit der Welt (der objektiven, der sozialen oder der subjektiven Welt) zusammenpassen; und wo sie diese Geltungsansprüche kritisieren und bestätigen, ihren Dissens austragen und Einverständnis erzielen können. Prof. Dr. Armin Nassehi Seite 23
24 Bd. 2, S. 208f.: Unter dem funktionalen Aspekt der Verständigung dient kommunikatives Handeln der Tradition und der erneuerung kulturellen Wissens; unter dem Aspekt der Handlungskoordinierung dient es der sozialen Integration und der Herstellung von Solidarität; unter dem Aspekt der Sozialisation schließlich dient kommunikatives Handeln der Ausbildung von personalen Identitäten. Die symbolischen Strukturen der Lebenswelt reproduzieren sich auf dem Wege der Kontinuierung von gültigem Wissen, der Stabilisierung von Gruooensolidarität und der Heranbildung zurechnungsfähiger Aktoren. Prof. Dr. Armin Nassehi Seite 24
25 Bd. 2, S. 228: Die Formel, dass Gesellschaften systemisch stabilisierte Handlungszusammenhänge sozial integrierter Gruppen darstellen, [bedeutet] (...), die Gesellschaft als eine Entität zu betrachten, die sich im Verlaufe der Evolution sowohl als System wie als Lebenswelt ausdifferenziert. Die Systemevolution bemisst sich an der Steigerung der Steuerungskapazität einer Gesellschaft, während das Auseinandertreten von Kultur, Gesellschaft und Persönlichkeit den Entwicklungsstand einer symbolisch strukturierten Lebenswelt anzeigt. Prof. Dr. Armin Nassehi Seite 25
26 Prof. Dr. Armin Nassehi, LMU
27 Bd. 2, S. 273: Die Umstellung der Handlungskoordinierung von Sprache auf Steuerungsmedien bedeutet eine Abkoppelung der Interaktion von lebensweltlichen Kontexten. Medien wie Geld und Macht setzen an den empirisch motivierten Bindungen an; sie codieren einen zweckrationalen Umgang mit kalkulierbaren Wertmengen und ermöglichen eine generalisierte strategische Einflussnahme auf die Entscheidungen anderer Interaktionsteilnehmer unter Umgehung sprachlicher Konsensbildungsprozesse. Indem sie die sprachliche Kommunikation nicht nur vereinfachen, sondern durch eine symbolische Generalisierung von Schädigungen und Entschädigungen ersetzen, wird der lebensweltliche Kontext, in den Verständigungsprozesse stets eingebettet sind, für mediengesteuerte Interaktionen entwertet: die Lebenswelt wird für die Koordinierung von Handlungen nicht länger benötigt. Prof. Dr. Armin Nassehi Seite 27
28 Bd. 2, S. 488: Die Deformationen, für die sich Marx, Durkheim und Weber je auf ihre Weise interessiert haben, sollen weder auf Rationalisierung der Lebenswelt überhaupt, noch auf wachsende Systemkomplexität als solche zurückgeführt werden. Weder die Säkularisierung der Weltbilder noch die strukturelle Differenzierung der Gesellschaft haben per se unvermeidliche pathologische Nebenwirkungen. Nicht die Ausdifferenzierung und eigensinnige Entfaltung der kulturellen Wertsphären führen zur kulturellen Verarmung der kommunikativen Alltagspraxis, sondern die elitäre Abspaltung von Expertenkulturen von den Zusammenhängen kommunikativen Alltagshandelns. Nicht die Entkoppelung der mediengesteuerten Subsysteme, und ihrer Organisationsformen, von der Lebenswelt führt zu einseitiger Rationalisierung oder Verdinglichung der kommuni- Prof. Dr. Armin Nassehi Seite 28
29 kativen Alltagspraxis, sondern erst das Eindringen von Formen ökonomischer und administrativer Rationalität in Handlungsbereiche, die sich der Umstellung auf die Medien Geld und Macht widersetzen, weil sie auf kulturelle Überlieferung, soziale Integration und Erziehung spezialisiert sind und auf Verständigung als Mechanismus der Handlungskoordinierung angewiesen bleiben. Bd. 2, S. 522: An die Stelle des falschen tritt heute das fragmentierte Bewusstsein, das der Aufklärung über den Mechanismus der Verdinglichung vorbeugt. Erst damit sind die Bedingungen einer Kolonialisierung der Lebenswelt erfüllt: die Imperative der verselbständigten Subsysteme dringen, sobald sie ihres ideologischen Schleiers entkleidet sind, von außen in die Lebenswelt wie Kolonialherren in eine Stammesgesellschaft ein und erzwingen die Assimilation. Prof. Dr. Armin Nassehi Seite 29
30 Der philosophische Diskurs der Moderne, FfM 1986 S. 422f.: Autonom nenne ich Öffentlichkeiten, die nicht vom politischen System zu Zwecken der Legitimationsbeschaffung erzeugt und ausgehalten werden. Die aus den Mikrobereichen der Alltagspraxis naturwüchsig entstehenden Zentren verdichteter Kommunikation können sich nur in dem Maße zu autonomen Öffentlichkeiten entfalten und als selbsttragende, höherstufige Intersubjektivitäten festigen, wie das lebensweltliche Potential zur Selbstorganisation und zum selbstorganisierten Gebrauch von Kommunikationsmitteln genutzt wird.... Autonome Öffentlichkeiten können ihre Stärke allein aus den Ressourcen weitgehend rationalisierter Lebenswelten beziehen. Das gilt vor allem für die Kultur. Prof. Dr. Armin Nassehi Seite 30
31 Die Einheit der Vernunft in der Vielheit ihrer Stimmen, in: ders.: Nachmetaphysisches Denken, FfM S. 184f.: Noch der Begriff der kommunikativen Vernunft wird vom Schatten eines transzendentalen Scheins begleitet. Weil die idealisierenden Voraussetzungen kommunikativen Handelns nicht zum Ideal eines künftigen Zustandes definitiven Verständigtseins hypostasiert werden dürfen, muß das Konzept hinreichend skeptisch angelegt werden. Eine Theorie, die uns die Erreichbarkeit eines Vernunftideals vorgaukelt, würde hinter das von Kant erreichte Argumentationsniveau zurückfallen; sie würde auch das materialistische Erbe der Metaphysikkritik verraten. Das Moment Unbedingtheit, das in den Diskursbegriffen der fehlbaren Wahrheit und Moralität Prof. Dr. Armin Nassehi Seite 31
32 aufbewahrt ist, ist kein Absolutes, allenfalls ein zum kritischen Verfahren verflüssigtes Absolutes. Nur mit diesem Rest von Metaphysik kommen wir gegen die Verklärung der Welt durch metaphysische Wahrheiten an letzte Spur eines Nihil contra Deum nisi Deus ipse. Die kommunikative Vernunft ist gewiß eine schwankende Schale aber sie ertrinkt nicht im Meer der Kontingenzen, auch wenn das Erzittern auf hoher See der einzige Modus ist, in der sie Kontingenzen bewältigt. Prof. Dr. Armin Nassehi Seite 32
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