Resultate der Ersterhebung
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- Dorothea Kohler
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1 Biodiversitätsmonitoring Thurgau - Resultate der Ersterhebung Frauenfeld im Dezember 2010; Matthias Plattner Titelfoto: Untersuchungsfläche des BDM TG nordwestlich von Frauenfeld; Quelle BDM Schweiz
2 Das Biodiversitätsmonitoring Thurgau 2010 Ausgangslage Nach sorgfältigen Vorabklärungen starteten 2009 die Felderhebungen zum Biodiversitätsmonitoring Thurgau (BDM TG). Der Thurgau ist der erste Kanton, der die schweizweiten Erhebungen des Biodiversitätsmonitorings Schweiz (BDM CH) 1 zur «Artenvielfalt in Landschaften» mit kantonalen Erhebungen ergänzt. Diese bisher einmalige Untersuchung zur Entwicklung der Artenvielfalt auf kantonaler Ebene wurde möglich, weil Landwirtschaftsamt, Forstamt sowie der Wasserbau unter Federführung des Amtes für Raumplanung zusammenspannten und die Aufnahmen gemeinsam finanzieren. Resultate Die Kartierung der Pflanzen, Vögel und Tagfalter begann im April 2009 mit der regulären Bearbeitung des ersten Fünftels der Untersuchungsflächen. Als Beitrag zum Jahr der Biodiversität wurden im 2010 ausnahmsweise zwei Jahrestranchen auf einmal erhoben. Die folgenden Resultate beruhen deshalb bereits auf drei Fünfteln der Gesamtstichprobe, das heisst auf 41 der total 72 Thurgauer Untersuchungsflächen. Mit diesen Zahlen sind somit erstmals recht präzise Aussagen zum Zustand der Biodiversität im Thurgau und ein gültiger Vergleich mit den Daten des gesamten Schweizer Mittellandes möglich. Die angegebenen Artenzahlen beziehen sich jeweils auf die Mittelwerte der untersuchten Kilometerquadrate. Abbildung 1: Ziel des BDM TG ist es, die Veränderung der Artenvielfalt in der «Normallandschaft» des Kantons Thurgau zu dokumentieren (Foto: Manfred Hertzog; Untersuchungsfläche bei Altnau). 1 Informationen zum Schweizer BDM finden sich auf dem Internet unter: Hintermann & Weber AG! 788 Bericht BDM TG 2010V1! Autor: Pl! Freigabe: Pl, / 10
3 Artenvielfalt pro Quadratkilometer Im Vergleich zu den Werten des schweizerischen Mittellandes aus dem BDM Schweiz weist der Thurgau bei den Pflanzen überdurchschnittlich hohe Artenzahlen ab (siehe Tabelle 1). Diese erfreuliche Tatsache, die sich schon im letzten Jahr abgezeichnet hatte, hat sich weiter akzentuiert. Der Unterschied beträgt aktuell über 20 Arten, also rund 10% der gefundenen Artenzahl! Keine signifikanten Unterschiede zwischen dem Kanton Thurgau und dem restlichen Mittelland scheint es bei den Vögeln und vermutlich auch bei den Tagfaltern zu geben. Bei den Tagfaltern haben sich die Thurgauer Werte dem Schweizer Mittel deutlich genähert, nachdem sie noch 2009 durch das aussergewöhnlich gute Tagfalterjahr verhältnismässig hoch waren. Tabelle 1: Vergleich der Artenzahlen im Thurgau ( ) mit den Werten des schweizerischen Mittellandes ( ). «n» gibt die Anzahl der bearbeiteten Untersuchungsflächen an, «min» die kleinste festgestellte Artenzahl und «max» die grösste festgestellte Artenzahl. Artengruppe Untersuchungsraum n* Mittlere Artenzahl Pflanzen Kanton TG ( ) Mittelland ( ) min* max* Brutvögel Kanton TG ( ) Mittelland ( ) Tagfalter Kanton TG ( ) Mittelland ( ) Artenvielfalt nach Lebensräumen Die getrennte Erhebung der Artenlisten nach Lebensräumen erlaubt es, die Artenzahlen nach einzelnen Lebensräumen zu berechnen (siehe Tab. 2). Tabelle 2: Artenzahlen 2010 im Thurgau, aufgeschlüsselt nach Lebensraum- und Nutzungstypen. *Landwirtschaft mvf/ ovf: Landwirtschaft mit, bzw. ohne Vernetzungsfunktion. «n» gibt die Anzahl der 2009/10 bearbeiteten Untersuchungsflächen an, «min» die kleinste in einer Untersuchungsfläche festgestellte Artenzahl und «max» die grösste festgestellte Artenzahl. Artenvielfalt im Thurgau Lebensraum-, Nutzungstypen n* Mittlere Artenzahl min* max* Pflanzen ganzer Kanton Wald Landwirtschaft mvf* Landwirtschaft ovf* Bauzone Brutvögel ganzer Kanton Wald Landwirtschaft mvf* Landwirtschaft ovf* Bauzone Tagfalter ganzer Kanton Wald Landwirtschaft mvf* Landwirtschaft ovf* Bauzone Hintermann & Weber AG! 788 Bericht BDM TG 2010V1! Autor: Pl! Freigabe: Pl, / 10
4 Besonders interessant ist diese Unterscheidung für die Landwirtschaftsgebiete mit Vernetzungsfunktion (mvf) und ohne Vernetzungsfunktion (ovf). Die Zahlen in Tabelle 2 lassen vermuten, dass die Gebiete mit Vernetzungsfunktion zumindest bei den Tagfaltern und Vögeln höhere Artenzahlen aufweisen, während bei den Pflanzen die Unterschiede relativ gering sind. Definitiven Aufschluss zu dieser Frage wird dann die statistische Analyse der Daten ergeben, welche im 2011 durchgeführt werden soll. Nachgewiesene Arten Das BDM TG untersucht neben naturnahen Landschaften auch Siedlungen und intensiv genutzte Landwirtschaftsgebiete. Die Liste der gefundenen Arten spiegelt deshalb den «Lebensraum Thurgau» objektiv wieder. Berücksichtigt man, dass das Programm nicht darauf ausgelegt ist, die seltensten Arten nachzuweisen, ist die Zahl der in den beiden ersten Erhebungsjahren insgesamt gefunden Arten beeindruckend: Pflanzen: 707 Arten Brutvögel: 94 Arten Tagfalter: 48 Arten Besonders erfreulich ist aber auch, dass die Feldmitarbeitenden in dieser Saison wiederum einige besonders seltene Arten nachweisen konnten. Jeweils drei besondere Funde pro Artengruppe sind in Tabelle 3 aufgelistet. Tabelle 3: Auswahl besonderer Funde für den Kanton im BDM TG Besondere Funde 2010 Pflanzen Brutvögel Tagfalter Wunder-Veilchen (Viola mirabilis) Erdbeer-Klee (Trifolium fragiferum) Feld-Steinquendel (Acinos arvensis) Flussregenpfeiffer (Charadrius dubius) Feldschwirl (Locustella naevia) Schafstelze (Motacilla flava) Kurzschwänziger Bläuling (Cupido argiades) Mädesüss-Perlmuttfalter (Brenthis ino) Grosser Schillerfalter (Apatura iris) Abbildung 2: Der Nachweis des Kurzschwänzigen Bläulings südlich der Nussbaumer Seen ist der erste Fund dieser Art im Thurgau seit mehreren Jahrzehnten (Belegfoto: Mike Hermann) Hintermann & Weber AG! 788 Bericht BDM TG 2010V1! Autor: Pl! Freigabe: Pl, / 10
5 Anhang 1: Ziele und Methoden des BDM TG Ziele Hauptziel des BDM TG ist es, die aktuelle Artenvielfalt in verschiedenen Landschaftstypen zu dokumentieren und Veränderungen zu erkennen. Die gewonnenen Informationen bilden einerseits die Grundlage, um die Wirksamkeit der kantonalen Massnahmen zur Förderung der Biodiversität zu überprüfen. Nur wenn bekannt ist, wie die Tier- und Pflanzenarten reagieren, können zukünftig die verfügbaren Gelder effektiv eingesetzt werden. Andererseits werden die Zahlen des BDM TG auch benötigt, um den Erfolg der kantonalen Programme gegenüber dem Bund nachzuweisen. So sind Bundessubventionen für die Vernetzungsplanungen im ökologischen Ausgleich oder bei der Biodiversitätsförderung im Wald direkt von entsprechenden Nachweisen durch die Kantone abhängig. Methoden Die Erhebungsmethoden des BDM TG lehnen sich eng an jene des Indikators «Artenvielfalt in Landschaften» des Biodiversitätsmonitorings Schweiz (BDM CH) 2 an. In der Schweiz werden mit diesem Indikator bereits seit 2001 Daten zum Zustand der Biodiversität erhoben. So war es möglich, beim Aufbau des Thurgauer Programms auf langjährige Erfahrungen zurückzugreifen. Untersuchungen in 72 Kilometerquadraten Bei den Feldarbeiten werden die vorkommenden Pflanzen, Tagfalter und Brutvögel nach genau definierten Vorgaben erfasst. Alle Untersuchungsflächen sind genau einen Quadratkilometer gross. Im Thurgau liegen nur neun der insgesamt 500 Untersuchungsflächen des BDM CH - viel zu wenige, um genaue Angaben zur Artenvielfalt zu machen. Deshalb entschlossen sich die kantonalen Ämter, das Schweizer Stichprobennetz soweit zu ergänzen, dass Aussagen über den ganzen Thurgau und sogar über Lebensräume und Nutzungen wie Wald, Siedlungen oder Landwirtschaftsflächen möglich werden. Hierfür wurden 63 zusätzliche Flächen definiert, die alle im Rhythmus von 5 Jahren untersucht werden (s. Abb. 3). Die neun Flächen des BDM CH werden auch zukünftig durch das BDM CH bearbeitet. 2 Informationen zum Schweizer BDM finden sich auf dem Internet unter: Hintermann & Weber AG! 788 Bericht BDM TG 2010V1! Autor: Pl! Freigabe: Pl, / 10
6 Abbildung 3: Die Datenerhebungen des BDM TG umfassen 72 Untersuchungsflächen von je einem Quadratkilometer Grösse. Die Flächen sind in einem regelmässigen Netz über den ganzen Kanton verteilt. Feldmethode Die bestehenden Erhebungsmethoden des Schweizer Programms wurden vom Thurgau fast identisch übernommen: So suchen die Experten für die einzelnen Artengruppen die Fläche mehrmals in der Saison bei günstigen Wetterbedingungen auf und notieren alle angetroffenen Arten. Während bei der Vogelkartierung der gesamte Quadratkilometer flächendeckend kartiert wird, folgen die Tagfalter- und Pflanzenkenner einer 2,5 km langen, vordefinierten Strecke. Entlang dieser Strecke müssen alle angetroffen Tagfalter-, bzw. Pflanzenarten erkannt und notiert werden. Der Vorteil ist, dass die Ergebnisse aus dem Thurgau 1:1 mit jenen aus anderen Regionen der Schweiz verglichen werden. Als Novum erhebt das BDM TG aber als Ergänzung zum Schweizer Programm erstmals alle Artenlisten getrennt nach Lebensräumen (s. Abb. 4). Ein Vorgehen, das differenzierte Aussagen erlaubt und in Zukunft vielleicht auch gesamtschweizerisch als Vorbild dienen kann. Hintermann & Weber AG! 788 Bericht BDM TG 2010V1! Autor: Pl! Freigabe: Pl, / 10
7 Abbildung 4: Darstellung einer Untersuchungsfläche des BDM TG. Verschiedene Farben stehen für unterschiedliche Lebensräume. Die rote Linie zeigt die 2.5km lange Strecke, die für die Pflanzen- und Tagfaltererhebungen bearbeitet wird. Hintermann & Weber AG! 788 Bericht BDM TG 2010V1! Autor: Pl! Freigabe: Pl, / 10
8 Amt für Raumplanung Anhang 2: Impressionen 2010 Abbildung 5: Die magere Böschung entlang des Kanals ist ein wertvolles Lebensraumelement. Für die Tagfalter wachsen dort Raupenfutterpflanzen wie der Hornklee (Foto: Manfred Hertzog; Ausschnitt der Untersuchungsfläche bei Altnau). Abbildung 6: Der Tagfaltermitarbeiter Dominik Hagist bei seiner Arbeit auf der Transektstrecke. Hintermann & Weber AG! 788 Bericht BDM TG 2010V1! Autor: Pl! Freigabe: Pl, / 10
9 Abbildung 7: Der Himmelblaue Bläuling ist ein optisches Highlight unter den heimischen Tagfaltern. Da seine Raupe auf dem Hufeisenklee frisst, ist sein Vorkommen auf magere Wiesen und Böschungen beschränkt (Foto: Manfred Hertzog). Abbildung 8: Der Kleine Eisvogel ist ein relativ seltener Waldschmetterling, der sich gerne vom Nektar des Zwergholunders ernährt (Foto: Wilfried Löderbusch). Hintermann & Weber AG! 788 Bericht BDM TG 2010V1! Autor: Pl! Freigabe: Pl, / 10
10 Abbildung 9: Als Besonderheit konnte in der Untersuchungsfläche bei Bürglen sogar der Flussregenpfeiffer nachgewiesen werden (Foto: Nicolas Martinez). Abbildung 10: Die Goldammer als charakteristisches Element unserer Kulturlandschaft gehört im Kanton Thurgau zu den zwanzig häufigsten Vogelarten (Foto: Nicolas Martinez). Hintermann & Weber AG! 788 Bericht BDM TG 2010V1! Autor: Pl! Freigabe: Pl, / 10
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