Vertiefungsarbeit zum Projekt Rhesi
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- Vincent Heinrich
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1 Vertiefungsarbeit zum Projekt Rhesi Name: Anna Zogg Sarah Dutler Wohnort: 9472 Grabs 9475 Sevelen Klasse: SR4a SR4a Abschlussjahr: Firma: Ferdi Frick Schreinerei, Schaan Spitz Schreinerei, Sevelen
2 Inhaltsverzeichnis 1.Vorwort: Das Projekt Heutige Problematik/Ausgangslage Vorstellung des Projektes Rhesi Problematik: Basisvarianten des Bauprojekts: Beteiligte Länder: Organisation: Staatsverträge und Gesetze Chancen und Gefahren: Grundwasser: Landwirtschaft: Lebensräume: Überschwemmung: Gegner des Projektes: Fragebogen zum Thema Rhesi (Chancen und Gefahren) an Mathias Speckle: Flora und Fauna: Lebensräume: Fische im Alpenrhein: Vergleich mit der Linth: Gemeinsamkeiten Unterschiede: Augenschein von unserer Seite Interview mit Willi Haag Reflexion zum Thema: Produkt: Schlussfolgerung Glossar: Quellenverzeichnis: Internetadressen Interviewpersonen Bilderverzeichnis Fremdanteil Deklaration: Sarah Dutler, Anna Zogg Abschlussjahr:
3 1.Vorwort: Das schöne Rheintal, unsere Heimat. Als Baby wurden wir im Kinderwagen dem Rhein entlang geschoben, mit 5 Jahren machten wir unsere ersten Versuche auf Rollschuhen auf der schön geteerten Strasse auf dem Damm. Mit 7 Jahren übten wir fleissig das Schieffern von einer Sandbank aus. Im Teenager Alter haben wir grilliert und sind bei heissem Wetter am und im Rhein herum geplantscht. Heute führt uns der Arbeitsweg täglich über den Rhein. Der Wasserspiegel des Rheins steigt und fällt ständig: an manchen Tagen reichen die grossen Sandbänke bis in die Hälfte des Flusses hinein, an anderen Tagen sind sie gar nicht zu sehen. An manchen Tagen erleben wir den Rhein als gewaltigen, zerstörerischen Strom und dann sogleich wieder als ruhiger, zahmer Fluss, der durch unsere Heimat fliesst. Eingebettet in diese Erinnerungen gehört der Rhein zu unserem täglichen Leben. Ein Projekt namens Rhesi läuft aktuell und es wird die Zukunft des Rheintals prägen. Worum handelt es sich bei diesem Projekt? Weshalb wurde es gestartet? Welche Parteien stehen dahinter? Welche Chancen und Risiken birgt es? Wie wird es sich auf die Umwelt, Menschen, Tiere und Pflanzen, auswirken? Auch wollen wir den Mitmenschen das Thema näherbringen. Schön wäre es, wenn sich danach mehr Menschen, speziell junge Leute, für das Geschehen und die Natur in der Region interessieren würden. Sarah Dutler, Anna Zogg Abschlussjahr:
4 2. Das Projekt Zitat: Hildegard Fässler, Nationalrätin aus Grabs "Beim Joggen am Rheinufer auf der Höhe meiner Heimat Werdenberg wird mir die Geschichte dieses Flusses bewusst. Vor gut 120 Jahren wurde er gebändigt, um die Bevölkerung vor Überschwemmungen zu schützen. Das war damals wohl richtig. Heute gibt es dafür ökologische Möglichkeiten, die den Rhein und sein Ufer zudem zu einem spannenden Naherholungsgebiet mit einer grossen Vielfalt an Pflanzen und Tieren machen. Daher unterstütze ich das Projekt Lebendiger Alpenrhein mit Überzeugung und freue mich jetzt schon auf ein abwechslungsreicheres Joggen in intakter Natur am Alpenrhein." Abbildung 1 - Oberriet 2.1. Heutige Problematik/Ausgangslage Der Alpenrhein war einst wild und breit, doch durch im Jahre 1860 begonnene Eindämmung aus Angst vor Überschwemmung wurde er zu einem engen Kanal. Die dadurch entstandenen Einschränkungen der Natur verursachten viele Probleme, wie unter anderem die stellenweise Vertiefung der Sohle von rund 5 Metern. Durch diese Absenkung der Sohle wurden wichtige Zuflüsse abgeschnitten und sind somit nicht mehr nutzbar als Wege für Wanderfische. Der Alpenrhein im Bündnerland hat sich selbst ein Flussbett geschaffen, welches heute genügend tief ist um nicht über die Ufer zu treten. In dem Abschnitt, wo der Rhein am Liechtenstein vorbeifliesst, hat sich in den letzten 100 Jahren die Flusssohle massiv gesenkt. Auch wurde über diese Strecke immer wieder Kies aus dem Wasser genommen. Kiesentnahmen stören den natürlichen Geschiebehaushalt was sich wiederum schlecht auf die Lebewesen auswirkt. Das zeigt sich z.b. im noch vorhandenen Fischbestand. Doch auch der Grundwasserspiegel senkte sich im Verlauf der Jahre und somit kann dieser wichtige Rohstoff nicht mehr so uneingeschränkt verwendet werden. Da die Ebene im unteren Rheintal reich an Grundwasser ist, darf sich das Flussbett nicht weiter senken. Um dies zu verhindern und trotzdem Überschwemmungen zu vermeiden erarbeitet die IRR (Internationale Rheinregulierung) einen Plan zum Umbau. Die Regierung hat erkannt, dass es so nicht weiter gehen kann. Denn lässt man alles beim Alten, werden noch mehr Fische sterben, aber auch Pflanzen werden sich weiter zurückbilden. Durch das Projekt Rhesi entstehen zahlreiche Möglichkeiten und vieles würde verbessert werden. Das schwierige jedoch ist, den Leuten klar zu machen, dass es so, wie es jetzt ist, keine Zukunft hat. Sarah Dutler, Anna Zogg Abschlussjahr:
5 Die Internationale Rheinregulierung hat ihren Hauptsitz in St. Margrethen und ist als solches eine unabhängige Organisation. Sie ist zuständig für den Rhein, im Abschnitt von der Illmündung bis zum Bodensee. Ihre Hauptaufgabe ist der Hochwasserschutz. Die IRR arbeitet mit verschiedenen Organisationen zusammen, wie zum Beispiel mit der Internationalen Regierungskommission Alpenrhein (IRKA). Im Fokus der Internationalen Rheinregulierung steht momentan das Projekt Rhesi. Entwicklung des Alpenrheins: Jahr: Vor 14`000 Jahren Wasserbreite: das Rheintal war ein grosser See breiteste Stelle: 800 Meter rund 70 Meter Skizze; der vom Projekt betroffenen Strecke des Rheins Sarah Dutler, Anna Zogg Abschlussjahr:
6 2.2. Vorstellung des Projektes Rhesi Basierend auf einem persönlichen Interview mit Markus Mähr in St. Margrethen. Er hat uns viele wichtige Informationen zum Thema gegeben, uns Bilder gezeigt und Statistiken erklärt. Zur Person von Markus Mähr Markus Mähr ist in Österreich geboren und aufgewachsen. Er wohnt mit seiner Familie in Röthis, Vorarlberg. In seiner Freizeit treibt er sehr gerne Sport. Sein Karriereweg führte von der Ausbildung als Bauingenieur über Kraftwerks-, Tunnel- und Wasserbau bis hin zum Projektleiter der IRR. Er leitet das Projekt Rhesi für die Schweiz und Österreich. Was bedeutet der Begriff Rhesi Rhesi steht für Rhein, Erholung und Sicherheit, wobei im Zentrum die Sicherheit steht. Im Detail hat es sich die IRR zur Aufgabe gemacht, für die Sicherheit des Tales mit dem Schutz vor Hochwasser zu sorgen, aber auch eine ökologische Verbesserung zu erreichen. Ein wichtiger Punkt ist auch der Schutz und die Erhaltung der Trinkwasserversorgung. Im selben Vorgang will man einen natürlichen Lebensraum schaffen, in dem Tiere und Pflanzen sich entwickeln und die Menschen sich erholen und verweilen können. Zweck des Projektes Rhesi Am Alpenrhein von Chur bis Rüthi (Illmündung) besteht ein sehr guter Hochwasserschutz, welcher einem 300-jährigen Hochwasser, dies entspricht einer Wassermenge von rund 4`300 m3/s, gut standhalten könnte. Weiter unten im Rheintal jedoch, von der Illmündung bis zum Bodensee ist der Rhein schlechter gegen Hochwasser ausgebaut. Auf diesem Streckenabschnitt reicht der Hochwasserschutz nur noch für ein 100-jähriges Hochwasser. Ein 300-jähriges Hochwasser würde das gesamte untere Tal, von Diepoldsau bis zum Bodensee, überschwemmen. In dieser Region besteht ein sehr hohes Schadenpotenzial: die Region ist sehr gut entwickelt, mit einer dichten Industrie. Von einem solchen Hochwasser wären bis zu 300`000 Menschen betroffen und die Schadenkosten würden sich auf Schweizer Seite auf etwa CHF 2.5 Mia. und auf Österreicher Seite auf 2.66 Mia. Euro (etwa CHF 3.2 Mia.) belaufen. Dies muss verhindert werden. Ziel des Projektes und Vorteile für die Menschen im Rheintal Die Erhöhung des Hochwasserschutzes und die Haltung und Verbesserung des Trinkwassers. Genauso soll das Flussbett auch aus ökologischer Sicht verbessert werden. Wichtig ist jedoch, dass die Landwirtschaft im Rheintal trotzdem vorhanden bleibt. Einerseits kann mit dem Projekt der Hochwasserschutz erhöht und das Trinkwasser verbessert werden andererseits soll es den Menschen zur Erholung vom Alltagsstress helfen. Familien können mit Kindern dem Fluss näher sein. Kurz gesagt: Der Rhein wird wieder erlebbar. Sarah Dutler, Anna Zogg Abschlussjahr:
7 Streckenteil des Projektes Das Projekt wird den Abschnitt von der Illmündung bis zum Beginn des Bodensees umfassen, das sind 26 Kilometer. Auswirkungen auf die Natur Es werden grössere, natürliche Lebensräume geschaffen, in welchen sich Tiere und Pflanzen ausbreiten können. Bereiche für den Aufenthalt von Fischen werden errichtet. So wird gehofft, dass diese wieder vom Bodensee in den oberen Alpenrhein gelangen, dort ihre Laiche absetzen können und somit eine grössere Artenvielfalt aufkommt. Für Pflanzen wünscht man sich natürliche Räume für eine gute Entwicklung. Schön wäre, wenn es Abschnitte gäbe auf denen Auenwälder wachsen könnten. Dazu müsste der Rhein eine Breite von rund 300 Metern haben. Gefahren Von der Hochwassergefahr her wird der Rhein nach Fertigstellung des Projektes mindestens so sicher sein wie davor. Viele Leute haben die Vorstellung, dass ein Fluss viel sicherer ist, wenn er durch Dämme gezähmt wird. Das stimmt jedoch überhaupt nicht. Genau das Gegenteil ist der Fall. Es wurde von Experten geprüft und festgestellt, dass wenn einem Fluss der nötige Freiraum gegeben wird, das Umfeld gegen Hochwasser bedeutend sicherer wird. Die einzige Gefahr besteht darin, dass man nach 20 oder 30 Jahren feststellen muss, dass manche Dinge noch nicht so funktionieren wie erhofft und man dies dann nachbessern muss. Der Rhein wird jedoch nach Fertigstellung des Projekt Rhesi nicht einfach dem Zufall überlassen. Die IRR wird regelmässig Nachmessungen machen und Kontrollen durchführen. Selbstverständlich kann keine Garantie abgeben werden, dass nicht aus irgendeinem unvorhersehbarem Grund plötzlich eine Riesenflut mit noch mehr Wasser kommt und die Gegend trotz allem überschwemmt würde. Auswirkungen auf das Landschaftsbild / Landwirtschaft Die Aussendämme werden im Grossen und Ganzen so bleiben wie sie sind. Der Rhein soll jedoch wieder naturnäher fliessen können. Um dies zu erreichen, möchte man zwischen den Aussendämmen aufweiten. Somit würde man den Landwirten auch keinen Nutzboden überfluten, da das Land zwischen den beiden Aussendämmen im Besitz der beiden Staaten Schweiz und Österreich ist. Im Fluss selber werden wieder Sandbänke zu sehen sein, im Gegensatz zu heute, wo der Rhein auf diesem Abschnitt nur als strickter Kanal fliesst. Sarah Dutler, Anna Zogg Abschlussjahr:
8 Dauer bis zur Fertigstellung Es werden noch mindestens fünf Jahre für die Planung gerechnet, davon zwei Jahre um eine definitive Variante zu erarbeiten. Ein Jahr zur Ausarbeitung des Detail- bzw. Einreichprojektes. Dann werden ein bis drei Jahre gerechnet für die Durchführung der Umweltverträglichkeitsverfahren in der Schweiz sowie in Österreich. Zum Schluss noch ein Jahr zur Ausschreibung des ersten Bau Loses mit anschliessendem Baubeginn. Anschliessend sind 20 Jahre für die Umsetzung geplant. Eine grosse Rolle dabei spielt jedoch die Finanzierung: wenn das Geld nicht vorhanden ist kommt es zu Verzögerungen. Projektkosten und Finanzierung Berechnungen zufolge, welche 2007 durchgeführt wurden, wird das Projekt etwa 600 Mio. Franken umfassen. Das Geld kommt von den Staaten. 50% wird von Österreich und die andere Hälfte von der Schweiz bezahlt. Involvierte Behörden und Organisationen Die Internationale Rheinregulierung ist als Organisation unabhängig. Es gibt jedoch viele andere, die bei dem Projekt mitbestimmen. So zum Beispiel das Bundesamt für Umwelt (BAFU) oder der WWF. Auch dabei sind sämtliche Personen aus dem Projektbeirat: Willi Haag (Regierungsrat St. Gallen), Erich Schwärzler (Landesrat, A), Kurt Fischer (Bürgermeister Lustenau), Rolf Huber (Gemeindepräsident Oberriet), Christa Köppel (Gemeindepräsidentin Widnau), Fritz Maierhofer (Bürgermeister Koblach). Daneben werden auch verschiedene Organisationen laufend informiert, darunter sind Landwirte wie auch Umweltorganisationen Problematik: Das Projekt Rhesi ist schon lange in Verhandlung und wird es wohl auch noch ein paar Jahre bleiben, dies bemerkte Markus Mähr, aber auch Willi Haag teilte uns dasselbe mit. Die IRR stellt von Zeit zu Zeit eine neue Variante vor, wie man den Rhein ausbauen könnte. Sie treten jedoch immer wieder auf heftigen Widerstand. Es sind im Grossen und Ganzen zwei Seiten, welche man glücklich machen will. Einerseits die Landwirte, welche nicht ihr Nutzland verlieren wollen und auf der anderen Seite stehen die Umweltverbände, welche für einen möglichst naturnah fliessenden Fluss kämpfen. Herr Haag betonte: Wenn ein Projekt über eine solche Zeitspanne in Erarbeitung liegt, wechseln ständig die verantwortlichen Leute. Dies macht das Ganze nicht einfacher. Jeder hat wieder eine andere, bessere Idee. Sarah Dutler, Anna Zogg Abschlussjahr:
9 2.4. Basisvarianten des Bauprojekts: In den folgenden Seiten haben wir die Basisvarianten, die Bausteine des Bauprojektes, aufgezeichnet und beschrieben. Variante 0:.. IST Zustand So sieht der Rhein im heutigen Zeitpunkt von der Illmündung bis zum Bodensee grob gezeichnet aus. Die folgenden Bilder sind Varianten, welche beschreiben, wie man den Rhein mit einem besseren Hochwasserschutz und einer schöneren und ökologisch wertvolleren Umgebung gestalten könnte. Sarah Dutler, Anna Zogg Abschlussjahr:
10 Variante B1... IST - Zustand Baumassnahme Die Variante B1 stützt sich vor allem auf den Hochwasserschutz und daher würden nur die beiden Aussendämme erhöht werden. Sarah Dutler, Anna Zogg Abschlussjahr:
11 Variante B2:.. IST- Zustand Baumassnahme Die Variante B2 ist eine Erweiterung von B1. Hier würden auch beide Aussendämme erhöht werden. Zusätzlich würde jedoch das Land zwischen den Aussen- und Innendämmen gesenkt werden. Die Innendämme, zum besseren Hochwasserschutz, würden wieder erhöht werden. Sarah Dutler, Anna Zogg Abschlussjahr:
12 Variante B3:.. IST - Zustand Baumassnahme Das Mittelgerinne würde hier auf einer Seite verbreitert und die Mittelwuhre (Innendämme) dementsprechend nach aussen verlegt werden. Dies ist die erste Variante, welche tatsächlich in Erwägung gezogen wird. Sarah Dutler, Anna Zogg Abschlussjahr:
13 Variante B4:.. IST - Zustand Baumassnahme Das Mittelgerinne würde bei dieser Variante B4 um einiges breiter werden. Die Mittelwuhren würden abgetragen werden und auf einer Seite würde man bis zum Aussendamm auf die Tiefe des Flusses ausheben und vertiefen. Auch diese Variante wird zu den Favoriten gezählt. Sarah Dutler, Anna Zogg Abschlussjahr:
14 Variante B5:.. IST - Zustand Baumassnahme Bei der Möglichkeit B5 welche die Dritt-wahrscheinlichste Variante ist, würden die Mittelwuhre beidseitig abgetragen und das Mittelgerinne auf beiden Seiten bis zu den Aussendämmen verarbeitet werden. Sarah Dutler, Anna Zogg Abschlussjahr:
15 Variante B6:.. IST - Zustand Baumassnahme Diese Variante wäre nicht mehr ganz so optimal und grosszügig, wie die drei Vorherigen ( B3, B4 und B5 ), sie steht jedoch als vierte mögliche Variante durchaus auch zur Diskussion. Sarah Dutler, Anna Zogg Abschlussjahr:
16 3. Beteiligte Länder: Das Projekt Rhesi ist international, was bedeutet, dass mehrere Länder beteiligt sind: Österreich (Vorarlberg), die Schweiz (St.Gallen / Graubünden). Aber auch Deutschland sowie das Fürstentum Liechtenstein dürfen nicht vergessen werden. Der Alpen-Rhein ist 93 km lang, das Projekt umfasst aber nur 23km (Illmündung bis zum Bodensee). Abbildung 2 - Illmündung Wenn man ein solches Projekt durchführen will, darf man nicht nur einen Abschnitt beachten, man muss vom Ursprung (Kanton Graubünden) bis zum Ende (Bodensee SG) das Ganze in Betracht ziehen. Da der Alpen-Rhein nicht nur durch einen Kanton fliesst, muss man sich auch mit den anderen Kantonen auseinander setzten, wie unter anderem mit dem Kanton Graubünden. Da das Wasser dynamisch ist, nimmt es kleinste Veränderungen mit sich. Wasser besitzt zwar eine enorme Gewalt bringt aber auch Segen. Jeder Kanton beziehungsweise jedes Land, muss sich aber auch an seine Vorschriften halten. Das bedeutet, es wird eine gewisse Zeit dauern, bis alle Sitzungen und Besprechungen durchgeführt werden können. Vertreter des Kantons Graubünden wehren sich zum Teil gegen die Realisierung des Projektes, hauptsächlich wegen der Kostenfolge für den Kanton Graubünden Organisation: In der folgenden Abbildung ist die Internationale Regierungskommission Alpenrhein abgebildet. Abbildung 3 Sarah Dutler, Anna Zogg Abschlussjahr:
17 Die Schweiz und Österreich sind bei der Regulierung des Rheins zu gleichen Teilen an den Kosten wie auch an den Bauarbeiten beteiligt. So kann möglichen Unstimmigkeiten aus dem Weg gegangen werden. Für dieses Projekt werden unter anderem Bauleiter benötigt. In der Schweiz ist das Herr Daniel Dietsche mit Sitz in St.Gallen. In Österreich ist das Herr Martin Weiss mit Sitz in Lustenau Staatsverträge und Gesetze Staatsverträge: Sind mehrere Länder für eine Sache zuständig, müssen Absprachen gemacht werden. So entstehen unter anderem auch Interessenskonflikte (soll man den Rhein für die Schiffahrt nutzen etc.) wie auch Meinungsverschiedenheiten unter den Fachleuten. Zwischen der Schweiz und Österreich sind in der Vergangenheit drei Staatsverträge zur Regulierung des Rheins von der Illmündung bis zum Bodensee abgeschlossen worden: 1. Staatsvertrag von 1892: Dieser Staatsvertrag wurde wegen den Überschwemmungen von 1888 und 1890 abgeschlossen. 2. Staatsvertrag von 1924: Dieser wurde abgeschlossen, um eine weitere Verlandung der Fussacher, Harder und Bregenzer Bucht vorzubeugen sowie um eine rückschreitende Sohlenanhebung zu verhindern. 3. Staatsvertag von 1954: Fortschreitende Geschiebeablagerungen reduzierten die Kapazität und liessen erkennen, dass die Breite des Mittelgerinnes zu gross gewählt worden war. Im Diepoldsauer Durchstich bildeten sich alternierende Kiesbänke, wie sie heute oberhalb der Ill vorkommen. Gesetze und Vorschriften: Im vorliegenden Fall müssen sich die Experten mit einem sehr komplexen Thema auseinandersetzen. Da in jedem der beteiligten Länder viele und vor allem unterschiedliche Vorschriften und Standards gelten, muss einiges abgeklärt werden. In der Schweiz gilt ein Gewässerschutz (SR ) sobald ein Fliessgewässer verbaut oder auch korrigiert werden will. Das Fliessgewässer darf erst behandelt werden, wenn es gemäss Art.37 Abs.1 lit a zum Schutz von Menschen und Sachwerten erforderlich ist. Art.37.Abs.1 lit c besagt zudem, dass ein bereits verbautes Gewässer zu verbessern ist. Der natürliche Verlauf des Gewässers ist wenn möglich beizubehalten oder wiederherzustellen. Der Schutz der Pflanzen- und Tierwelt wird in Art.37.Abs 2ff festgehalten. Die Gewässer sollen so gestaltet werden, dass: a) eine vielfältige Anzahl an Tieren und Pflanzen den Lebensraum nutzen können. b) Wechselwirkungen zwischen Gewässern ober- wie auch unterirdisch weiter genutzt werden können. c) eine Standortgerechte Ufervegetation gedeihen kann. Sarah Dutler, Anna Zogg Abschlussjahr:
18 Doch für ein Projekt wie dieses braucht es zudem eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Zu dieser kommt es aber erst, wenn laut Wasserbaugesetz folgende 3 Punkte der Reihe nach erfüllt sind: 1. Es darf zu keinen Verstopfungen führen, das heisst, das Wasser muss in jeder Situation ablaufen können. 2. Raumplanerische Massnahmen müssen durchgeführt werden, da das Gewässer nach den Baumassnahmen mehr Platz einnimmt. 3. Harte bauliche Massnahmen. Sollte es zu keiner Umweltverträglichkeitsprüfung kommen, gibt es keine Projektgenehmigung und ohne diese keine Beiträge. Im Österreich wurden die Wasserrahmenrichtlinien der europäischen Union Wasserrahmenrichtlinie (EU WRRL 2000/60/EG) vom übernommen. Für die EU-Mitgliedstaaten gilt das allgemeine Ziel, einen guten ökologischen wie auch chemischen Zustand erreichen zu können. Laut WRRL Art.4 Abs.3 hat der Alpenrhein ein mässig-schlechtes ökologisches Potential. Im EU WRRL (2000/60/EG, ) und Österreichischem Wasserrechtsgesetz (WRG 1959 idf BGBI. I Nr. 14/ ) sind die Gewässer so zu schützen, dass sich der jetzige Zustand nicht verschlechtert und der Zielzustand bis zum Jahre 2015 erreicht werden kann. In einem erheblich veränderten Gewässer wird der Zielzustand mit dem guten ökologischen Potential definiert. Das gute ökologische Potential liegt qualitätsmässig unter dem Schweizer Standard. Zu diesen erheblichen Differenzen haben wir nun Markus Mähr (Bauleiter der Internationalen Rheinregulierung, IRR) die Frage gestellt: Wie handhaben die beiden hauptbeteiligten Länder die unterschiedliche Gesetzgebung? Die Staaten gehen bei diesem Projekt und bei der Rheinregulierung auf der Internationalen Strecke (von Rüthi abwärts bis zur Mündung) gemeinsam vor. Dies ist nicht selbstverständlich aber durchaus zielführend. Die Kosten werden je hälftig aufgeteilt, damit keine unnötigen Unstimmigkeiten auftreten. Bezüglich der vielen Regelungen und Gesetze in den beiden Ländern hat man sich darauf geeinigt, dass immer das strengere Gesetz gilt. Dadurch kann es nicht passieren, dass ein Teil des Projektes oder eine bestimmte Massnahme in einem der beiden Staaten nicht umgesetzt werden kann. (Zitat: Markus Mähr, /Interview.) Sarah Dutler, Anna Zogg Abschlussjahr:
19 4. Chancen und Gefahren: Leider gibt es nicht nur positive Seiten bei diesem Projekt, es ist auch mit vielen neuen Gefahren verbunden. Die möglichen Chancen und Gefahren sind in den folgenden Abschnitten dargestellt Grundwasser: Die Grundwasservorkommen, welche im Alpenrhein vorhanden sind, sind enorm wichtig für die Trinkwasserversorgung. Grundwasser entsteht durch Niederschlag und durch Absinken des Wassers von den Flüssen. Die tieferen Bodenschichten bestehen aus Sand und Schotter. Durch das hindurchfliessen des Wassers aus dem Fluss durch diese Bodenschichten, wird das Wasser gereinigt und sammelt sich über der undurchdringbaren Felsschicht an. Der meiste Anteil an den Abbildung 4 Linthwerk Grundwasservorkommen des Rheintals stammt vom Alpenrhein. Durch Nutzung des Grundwassers, entsteht für den Menschen die Möglichkeit auf Trinkund Brauchwasser, wobei 65% des Grundwassers im Rheintal als Trinkwasser genutzt werden. Hier ein paar Vergleiche von 4 verschiedenen Gebieten. - St.Gallen: m3 pro Tag, 47 % der Bevölkerung im Rheintal wären damit versorgt. - Graubünden: m3 pro Tag, 68 % der Bevölkerung im Rheintal wären damit versorgt. - Liechtenstein: m3 pro Tag, 43 % der Bevölkerung im Rheintal wären damit versorgt. - Vorarlberg: m3 pro Tag, 75% der Bevölkerung im Rheintal wären damit versorgt. Weil Grundwasser so essentiell und unverzichtbar für die Bevölkerung ist, muss es unbedingt geschützt und ein weiterer Rückgang verhindert werden. Die grosse Frage ist nun: Wie wirkt sich das Projekt Rhesi auf den Grundwasserbestand aus? Es gibt zwei verschiedene Gründe dafür. Zum einen ist die Erosion von grosser Bedeutung, aber auch die Breite des Flussbettes spielt eine wesentliche Rolle. Die Erosion Durch das Absinken der Flusssohle wurde dem Grundwasser viel Volumen gestohlen. Das hatte zur Folge, dass sich das Grundwasser zurückgebildet hat.durch das Stoppen der Kiesentnahmen aus dem Alpenrhein wird ein weiteres künstliches Absinken der Flusssohle vermieden. Die Breite des Flussbettes Die Einengung des Rheins sorgte dafür, dass weniger Wasser durch den durchlässigen Untergrund absickern konnte. Rhesi wird dafür sorgen, dass der Fluss wieder seine natürliche Form erhalten wird. Dadurch entsteht wieder eine grössere Fläche zum Absinken des Wassers, was den Grundwasserbestand wieder auffüllen kann. Sarah Dutler, Anna Zogg Abschlussjahr:
20 Um den Grundwasserschutz zu realisieren gibt es unter anderem zwei mögliche Varianten: K1 und K2. K1 ist geeignet für ein grösseres Flussbett. Nur bei dieser Variante ist eine Trinkwassergewinnung aus Grundwasser möglich. K2 ist geeignet für ein schmales Flussbett, also keine Möglichkeit zur Inselbildung. Die Grundwasserbrunnen werden bei dieser Variante alle geschont, was eine Ausweitung des Flussbettes beinahe unmöglich macht Landwirtschaft: Bevor der Rhein eingedämmt wurde, war das Gebiet am Rheinufer ein Sumpfgebiet. Mit der Kanalisierung wurde dieses dann trockengelegt, was zu einer Landgewinnung für die umliegenden Landwirte führte. Den Bauern wurde das Land also geschenkt; sie mussten weiter nichts als Zeit und Arbeit investieren. Durch die Renaturierung wird der Rhein wieder Teile seines ehemaligen Bodens beanspruchen, was bedeutet, dass die Landwirte ihr damals gewonnenes Land wieder hergeben müssen. Der Verein St.Galler Rheintal sucht mit Vertretern der Landwirtschaft nach einer gemeinsamen Lösung, wie die Zukunft der Landwirtschaft gesichert werden kann. Für eine finanzielle Unterstützung wird sich Rhesi einsetzen Lebensräume: Wird eine Renaturierung durchgeführt, so entstehen neue Chancen auf Wiederansiedlung jener Tiere, welche durch die Eindämmung verschwunden sind. Wenn diese nicht durchgeführt wird, geht immer mehr verloren, was zur Folge hätte, dass weiterhin Tiere und Pflanzen aussterben. Von diesem Projekt profitieren ausserdem rund Bewohner des Rheintals. Bei der Wiederbeschaffung der Lebensräume spielen folgende Aspekte eine wesentliche Rolle: Das Geschiebe des Flusses Kies und andere Gesteine stellen einen natürlichen Lebensraum für viele kleine Organismen dar. Durch übermässige Kiesentnahmen wird das natürliche Geschiebe auf massive Art und Weise beeinflusst. Der Kies wird aus wirtschaftlichen Zwecken oder aus hochwasserschutztechnischen Gründen entnommen. Fehlt die Schutzschicht der Flusssohle, so wird der Lebensraum der Wasserorganismen stark beeinträchtigt, da sich der Fluss immer weiter in den Boden eingräbt. Seit dem Jahr 2000 gibt es noch vier verbleibende Standorte für die Kiesentnahme. Abbildung 5 - Linthwerk Vorder-und Hinterrhein (GR): Plessur (GR): Landquart (GR): Rheinmündung: m3 Kies pro Jahr m3 Kies pro Jahr m3 Kies pro Jahr m3 Kies pro Jahr Sarah Dutler, Anna Zogg Abschlussjahr:
21 Das Anstauen des Flusses Nicht nur Kiesentnahmen stören das natürliche Fliessen des Flusses, sondern auch die Staudämme. Wegen des Stauens sinken die mittransportierten Gesteine im Stauraum ab. Dadurch entstehen Ablagerungen, welche denjenigen Lebewesen schaden, die auf fliessendes Wasser angewiesen sind. Aus diesem Grund wurde das Projekt, den Rhein zwischen Sargans und Rüthi in fünf Staustufen zu unterteilen, verworfen. Die Staustufen sind kontraproduktiv in Hinsicht auf einen renaturierungsbedürftigen Rhein. Abbildung 6 - Linth Drei wichtige Lebenselemente tragen dazu bei, den Lebensraum möglichst so wieder herzustellen, dass er für Mensch und Tier stimmt. Diese drei Lebenselemente sind: Boden, Wasser und Luft. Alle drei sind voneinander abhängig. Ist der Boden verseucht, wirkt sich das auf die Qualität des Wassers aus. Die Aufgaben der Projektleiter sind nun zu prüfen, was und welchen Einfluss Rhesi auf die Umwelt und die drei Lebenselemente hat. Wird eines vernachlässigt, stellt dieses einen grossen Risikofaktor für die anderen dar Überschwemmung: Tritt der Alpenrhein über die Ufer, so würde als erstes das ganze Vorland überschwemmt werden. Dies würde bedeuten, dass Freizeitraum wie auch viel landwirtschaftlicher Boden verloren geht. Zudem wären im ganzen Rheintal rund 300'000 Menschen betroffen. Abbildung 7 Überschwemmung Diepoldsau 2005 Um feststellen zu können, in welchem Zustand die Dämme sind, werden von der Illmündung bis zum Bodensee stets Bodenproben entnommen. Die Dämme sollten einer Wassermenge von rund 3 100m3/s standhalten können. Die Ergebnisse der Bodenproben dienen der Grundlage des weiteren Verlaufs des Projektes. Der revitalisierte Rhein sollte laut Projektleitern eine Abflussmöglichkeit von bis zu m3/s bieten können. Mit der Variante K1 würde sogar eine Wassermenge bis zu m3/s abfliessen können. Eine Überschwemmung ist auch von den Temperaturschwankungen abhängig, vor allem dann, wenn sie sich um die Nullgradgrenze herum bewegen. Mit dem Frühwarnsystem, welches von den Behörden entwickelt wurde, sollte vorhergesagt werden können, wie viel Hochwasser der Rhein mit sich bringt. So können beispielsweise die Bauern früh genug gewarnt werden, damit sie noch ein letztes Mal mähen können, bis das sandhaltige Wasser des Rheins alles bedeckt. Sarah Dutler, Anna Zogg Abschlussjahr:
22 4.5. Gegner des Projektes: Weil wir in einer Demokratie leben, muss alles öffentlich besprochen und aufgelegt werden. Es bestehen unterschiedliche Meinungen und Standpunkte. Die Gegner wehren sich, indem sie Komitees gründen, Petitionen lancieren, politische Vorstösse planen oder Rechtsmittelverfahren in die Wege leiten. Da dies nicht einfach ignoriert werden kann, sondern bearbeitet und ernst genommen werden muss, geht nicht nur viel Zeit sondern auch Geld verloren. (Interview mit Willi Haag, Regierungsrat St. Gallen) 4.6. Fragebogen zum Thema Rhesi (Chancen und Gefahren) an Mathias Speckle: 1. Können Sie uns zunächst etwa drei Stichworte zu Ihrer Person nennen? Mathias Speckle: ich lebe in Feldkirch, arbeite als Kulturtechniker (BOKU, Wien) und war früher als Planer im Hochwasserschutz tätig 2. Was ist Ihre Aufgabe beim Projekt Rhesi? Mathias Speckle: ich bin Projektingenieur: ich bin für die technische Betreuung sowie die Detailprojekte zuständig 3. Wird die Ausführung des Projektes Rhesi vielen Leuten Arbeit bieten? Ja, wobei derzeit nicht genau gesagt werden kann, für wie viele. Die Arbeitsplätze werden in den Bereichen Planung, Bau und Kontrolle der Bauarbeiten geschaffen werden und ein wesentlicher Betrag der geschätzten 600 Mio. Fr. Baukosten werden auf die Löhne entfallen. 4. Wie werden die Arbeiten auf schweizer- und österreichischer Seite aufgeteilt? Die Arbeiten werden öffentlich ausgeschrieben und an die Bestbieter vergeben. 5. Was für Leute werden bei der Ausführung des Projektes gebraucht? (Berufe) Techn. Planer (Tiefbau, Erd- und Grundbau,), Gewässer-Ökologen, Vermesser, Bauleiter, Poliere, Maschinisten (Baggerfahrer, LKW-Fahrer), Landschaftsgärtner. 6. Wie wird ein Tagesablauf eines Bauarbeiters aussehen? Morgenbesprechung wird um 7:00 sein, Wettercheck, Bedienung von Maschinen (Dumper, Grader, Schubraupen, Bagger, Mobilkran, Spezialmaschinen Tiefbau, Walzen, Verdichtungsgeräte), Arbeitsende ist dann nun um 17:00Uhr. 7. Was für Arbeiten werden vollzogen? Hauptsächlich müssen maschinenintensive Erd- und Tiefbauarbeiten vollzogen werden. 8. Sind diese für die Arbeiter gefährlich? Dank dem modernen Arbeitsschutz und der modernen Arbeitsgeräte, sind die Arbeiten heute nicht mehr so gefährlich wie früher. Trotzdem muss man stehst aufmerksam sein. Sarah Dutler, Anna Zogg Abschlussjahr:
23 9. Was für Maschinen kommen zum Einsatz? (Haben Sie allenfalls Bilder?) Es werden viele Dumper, Grader, Schubraupen, Bagger und Mobilkrane zum Einsatz kommen. Wie auch Spezialmaschinen für den Tiefbau, Walzen, und Verdichtungsgeräte. Caterpillar Liebherr-Bagger Bauer-Gruppe Abbildung 10 Abbildung 8 Abbildung Ist die Arbeit an einem Gewässer anspruchsvoller als auf trockenem Gebiet? Ja es ist durchaus anspruchsvoller an einem Gewässer zu arbeiten. 11. Wenn ja, worin liegen die Unterschiede/ Schwierigkeiten? Es muss sichergestellt werden, dass keine Gewässerverschmutzungen entstehen (z.b. keine Betankung im Gewässerbereich, Oelbindemittel auf Baustelle bereitstellen, Verwendung biologisch abbaubarer Schmierstoffe und Hydraulik-Oele. Beim Bauablauf muss auf das Wetter (Hochwassergefahr) und auch auf die Laichzeit von Fischen geachtet werden. 12. Gibt es spezielle Gefahren beziehungsweise Chancen in Bezug auf Trink- oder Grundwasser? Ja. Es muss vor allem beim Bauen innerhalb von Schutzzonen besonders vorsichtig vorgegangen werden. Bei groben Eingriffen werden Brunnen temporär ausgeschaltet. Daher müssen Ersatz-Wasservorkommen erschlossen werden, beziehungsweise muss die Versorgung über benachbarte Brunnenstandorte erfolgen. Diese Massnahmen bleiben nach Rhesi bestehen und erhöhen langfristig die Versorgungssicherheit. 13. Wie geht man vor bei der Verbreiterung eines Flusses? (Vom Wasser gegen das Land? Oder arbeitet man sich vom Land zum Wasser?) Um im Trockenen bauen zu können, werden zuerst die Vorländer abgesenkt und die Dämme neu errichtet. Das Mittelwuhr bleibt so lange wie möglich stehen und wird erst am Schluss rückgebaut. Die Arbeiten finden aufgrund der Hochwassergefahr im Winterhalbjahr statt. Sarah Dutler, Anna Zogg Abschlussjahr:
24 14. Aus welchem Material werden Dämme gemacht, um die notwendige Stabilität zu erreichen? Aus Wasserbausteinen wie Kies, Schotter und Sand sowie Schluff und Ton. Geotextilien (Filterschicht) und Gittersysteme (Schutz gegen Nagetiere) ergeben auch den notwendigen Halt. Die Erdbaustoffe werden soweit wie möglich vor Ort gewonnen (Dammabtrag, Vorland- Absenkung). Weiter wird der Damm mit einer Kerndichtung ausgestattet (z.b. aus Zementsuspension, oder Waschschlamm). 15. Gibt es Tiere, welche vom Bau profitieren oder solche die Schaden daraus ziehen? Langfristig werden die Fische davon profitieren, aber auch Vögel und Insekten werden keinen Schaden daraus ziehen. 16. Wie sieht es mit dem CO2 Ausstoss der Maschinen aus, in Bezug auf die Umwelt? Die Maschinen werden meist mit fossilen Treibstoffen betrieben. Der CO2-Ausstoss kann durch eine Optimierung der Transportlogistik (Reduzierung Materialtransport, Einsatz von Eisenbahntransporten) am wirkungsvollsten reduziert werden. Sarah Dutler, Anna Zogg Abschlussjahr:
25 5. Flora und Fauna: Abbildung 11 - Im Afrika, Buchs Der Alpenrhein in der heutigen Fassung ist kein guter Lebensraum mehr für Tiere und Pflanzen. Die Ursache dafür ist ganz klar die Einengung des Flusses, vom natürlichen Wasserverlauf zur Kanalisierung. So gibt es keinen Lebensraum mehr für Tiere und Pflanzen in und am Wasser. Man hat festgestellt, dass im Wasser der Artenschwund bis zu sechs Mal schneller verläuft als an Land. Höchste Zeit, dass der Rhein wieder freier fließen kann. Das wäre nicht nur aus ökologischer Sicht, sondern ganz besonders auch aus Sicht des Hochwasserschutzes ein Muss. Ganz klar ist die Pflicht zur Renaturierung beim Umbau eines Flusses im schweizerischen Gesetz festgehalten. Was kann man machen, um das Beste für Flora und Fauna zu tun? Das erste Stichwort, welches zu einem naturnahen Fluss gehört, ist die Flussbreite. Der Rhein hat heute eine Durchschnittsbreite von rund 60 Metern. Diese Breite ist viel zu klein, als dass ein Fluss mit einer mittleren Wassermenge von 242 Kubikmeter Wasser pro Sekunde naturnah fliessen kann. Es müsste also eine Breite von mindestens 300 Metern erreicht werden, um dem Fluss und seiner Umwelt die Entstehung einer Auenvegetation und vielfältiger Gewässerlebensräume zu ermöglichen. Die IRR hat verschiedene Varianten (siehe Kapitel 2.4) entworfen, die für den Umbau zur Auswahl stehen. Darunter hat es Varianten mit einer Durchschnittsbreite von 170 Metern oder gar noch weniger. Bei diesen Breiten können die aus ökologischer Sicht angestrebten Ziele nicht erreicht werden. Wichtig in dieser Hinsicht ist auch, dass in Bereichen von Zuflüssen anderer Flüsse gut ausgebaut wird. Genau an diesen Orten kann man dem Gewässer auch die Chance geben sich selber zu revitalisieren und auch zu renaturieren. Ganz besondere Beachtung ist auch dem Mündungsbereich des Rheins in den Bodensee zu schenken. Dieser Bereich gilt als ökologisch sehr sensibel, weil er den Ausbreitungserfolg von Arten beeinflusst. Für Fische die vom Bodensee in die alpinen Gewässer aufsteigen, mit dem Ziel dort ihren Laich abzulegen oder sich dauerhaft anzusiedeln, ist dies das erste, zu überwindende Hindernis. Laut Umweltorganisationen könnte sich der Mündungsbereich zum biologisch wertvollsten Bereich entwickeln. Sie plädieren dafür, dass die Flussbettbreite in Hard auf mindestens 300 Meter verbreitert wird, damit sich an den mündungsnahen Stellen bereits ein Maximum an geomorphologischer und biologischer Vielfalt einstellen kann. Sogleich kämpfen sie auch für eine Anbindung der Flüsse Ehbach und Frutz an den Alpenrhein, weil dies die ersten Laichgewässer seien, die vom Bodensee aufsteige Wanderfische vorfinden würden. Nebst der Flussbreite spielen jedoch auch Flusstiefe, die Grösse der Steine im Wasser und die Geologie eine wesentliche Rolle. Sarah Dutler, Anna Zogg Abschlussjahr:
26 Eine Renaturierung hat die Wirkung, dass Pflanzen wieder wachsen können, dies wiederum hilft der Entwicklung von Tieren, welchen Gebüsch, Bäume und Sträucher als Schutz dienen Lebensräume: An solch naturnahen Orten kann es viel zu sehen geben. Es gibt Inseln, Kolke, Schwemmholz, Tümpel und verschiedenes mehr. Auch Auenwälder, welche momentan eher rar sind, sollen in Zukunft vermehrt wieder wachsen. Inseln: Wie entstehen Inseln? Einerseits kann man Inseln künstlich erstellen, in dem man genügend Schutt und Dreck an einem Ort aufstapelt. Auf natürliche Weise entstehen sie jedoch durch Schwemmholzablagerungen. In den verhangenen und liegen gebliebenen Baumstämmen und Ästen reichert sich Sand und Gestein an. Für die Bepflanzung der Insel ist der Wind zuständig. Er trägt Pappel- oder Weidensamen auf die Sandbank, welche sich dort ausgezeichnet entwickeln. Abbildung 12 Rhein Buchs Für Tierarten wie den Pappelbock oder den Laubfrosch sind diese höher gelegenen Inseln bei einem höheren Wasserspiegel überlebenswichtig. So sind Schotterbänke für den Flussregenpfeifer ein Brutplatz. Dieser Vogel brütet seine Eier zwischen den Steinen, weil sie dort farblich sehr gut getarnt sind. Auch für Zugvögel dienen diese Inseln als Rast- und Futterplätze. Kolk: Kolke sind Vertiefungen in den Flussgrund oder am Uferrand und entstehen nach demselben Prinzip wie Gletschermühlen. In einer zuerst ganz kleinen Eintiefung reiben sich durch die Strömung Steinchen und Sand. So entsteht ein immer tieferes Loch. Vor allem im Winter sind sie für im Wasser lebende Tiere besonders wichtig. Auf Grund ihrer grösseren Wassertiefe gefrieren sie nur selten zu. Auch entsteht in diesen hohlen Räumen unter Wasser nur eine geringe Strömung. Sie dienen also perfekt als Rückzugsorte oder Laichplätze für Wanderfische. Im Alpenrhein sind dies vor allem Felchen und Bachforellen. Schwemmholz: Wie dient Schwemmholz Flora und Fauna am Wasser? Schwemmholz bietet vielen Tierarten Schutz. Einerseits vor Austrocknung, andererseits vor Feinden. Sehr beliebt ist Schwemmholz bei Amphibien. Auch finden Insekten Nahrung in dem Holz. Im Wasser dient es den Fischen als Schutz vor der starken Strömung. Ein Fluss mit viel Schwemmholz hat eine bessere Wasserqualität als einer ohne: Dieses feuchte Holz dient nicht nur den Tieren. An ihm können Pilze, Algen und Bakterien wachsen und gedeihen. Diese wiederum ernähren sich von Nährstoffen im Wasser. Diese Tätigkeit wird als biologische Selbstreinigung bezeichnet. Das Wasser hat somit eine bessere Qualität. Sarah Dutler, Anna Zogg Abschlussjahr:
27 Tümpel: In Tümpel fühlen sich überdurchschnittlich viele Tiere geborgen. Sie sind sehr selten, beherbergen jedoch bis zu 72 Prozent der Arten von Gewässerinsekten. Auch Amphibienarten wie Grasfrosch, Laubfrosch, Gelbbauchunke sowie Erdkröten und Kreuzotter lieben Tümpel. Diese Tümpel haben keine Strömung und da sie an gewissen Stellen teilweise überschwemmt werden, locken sie auch keine Raubtiere an. Ein optimaler Platz also zur Entwicklung von Tieren. An solchen Tümpeln kommen, laut Ökologen, 98 Prozent der Erdkröten zur Welt. Auwälder: Das grosse Ziel der Internationalen Rheinregulierung zum Thema Flora, wäre es, dass an manchen Stellen wieder Auwälder wachsen würden. Flussauen sind für sehr viele Tiere ein guter Lebensraum, sie sind jedoch sehr selten vorzufinden. Diese schönen Stellen sind durchaus vergleichbar mit Regenwäldern, so schreibt es ein Zusammenschluss der Umweltverbände am Alpenrhein (lebendigeralpenrhein.org). In Flussauen würden bis zu 80 Prozent der Tierarten und 33 Prozent an verschiedenen Pflanzen vorkommen. Der Grund für die gute Lebensqualität ist das Variieren der Wassertiefen, die milde Strömungsgeschwindigkeit und die angenehme Temperatur. Gerade bei uns im Rheintal, würde eine Au, mit einer möglichst niedrigen Wassertiefe, auch dem Wild wesentliche Vorteile bringen. So wäre der Wechsel über den Rhein von der Schweiz ins Liechtenstein oder auch ins Vorarlberg nicht mehr unmöglich. Was macht einen Wald zum Auwald? Ein Wald wird als Auwald bezeichnet, wenn er periodisch überschwemmt wird. Man unterscheidet zwischen Hartholzauen und Weichholzauen. In einem Hartholz Au finden wir hauptsächlich Eichen, Eschen und Ulmen vor. In einer Weichholz Au wachsen meist Erlen und verschiedene Weiden. Solche Landschaften ziehen jedoch nicht nur Vögel, Frösche und Fische magisch an, sondern auch wir Menschen lieben diese Gebiete. Sie dienen zur Erholung vor dem Alltagstress und sind ein toller Spielplatz für Kinder. 5.2 Fische im Alpenrhein: Von ursprünglich etwa 30 Fischarten kommen heute noch 6 häufiger im Alpenrhein vor, 11 Arten sind in ihren Beständen ausgedünnt und ca. 14 ausgestorben. Besondere Beachtung verdienen heute die Bodensee-Seeforellen und die im Alpenrhein einzigartigen Felchen sowie die vereinzelten Nachweise von Nasen. Dies hat uns Herr Lukas Indermaur (Projektverantwortlicher von Lebendiger Alpenrhein) per Mail mitgeteilt. Jedoch auch die Fischer schlagen Alarm und warnen vor dem minimalen Fischbestand im Alpenrhein. Damit die Fische wieder in die Alpenbäche aufsteigen können, muss jedoch etwas geändert werden. Manche Flusseinmündungen in den Rhein sind so gestaltet, dass Fische gar keine Möglichkeit haben den Bach zu erreichen. Ein erst kürzlich umgestaltetes Beispiel für eine fischfreundliche Mündung gibt es bei Landquart zu sehen, dort wo die Landquart in den Rhein fliesst. Dort hat man den abstürzenden Bach in eine fliessende, abfallende Passage umgebaut. Sarah Dutler, Anna Zogg Abschlussjahr:
28 Abbildung 13 Fischtreppe, Trübbach Eine andere Lösung sind Fischtreppen, wie man sie bei der Linth eingebaut hat. Aber auch unterhalb von Trübbach, wo die Saar in den Rhein mündet sind bereits solche Treppentritte zu sehen. Sie haben eine Stufenhöhe von nicht mehr als 20 Zentimeter. Dies ist so geregelt, weil Jungfische nicht höhere Stufen überwinden können. Bei beiden Varianten kann man schon Fortschritte erkennen. Die Zahl der Fischarten nimmt bereits wieder zu. Schuld an dem niedrigen Fischbestand sind nebst dem unnatürlichen Verlauf des Rheins und den unpassierbaren Mündungen auch die Wasserkraftwerke, welche grosse Schwallund Sunkunterschiede verursachen. Das Wasser kommt mit hoher Geschwindigkeit aus den Stauseen, dies verursacht im Bach künstliche Schwallwellen. Kleinere Gewässerlebewesen werden von diesen Wellen weggeschwemmt. Im Alpenrhein steigt und sinkt der Wasserspiegel an manchen Tagen mehrmals um einen Meter. Werden die Stollen bei den Stauseen dann wieder geschlossen, fliesst in den Gewässern unterhalb der Turbinen nur noch sehr wenig Wasser. Fische oder andere Tiere, welche bis in diese Gewässer vorgedrungen sind, werden stranden und sterben. Es liegt also nicht nur an dem Projekt Rhesi, dass die Ökologie im und am Rhein verbessert werden kann. Genauso wichtig ist die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der Kraftwerke und des oberen Rheintals. Ein ganz anderes Problem, welches im Rhein und auch im Bodensee besteht, ist das saubere Wasser. Was für uns Menschen noch so toll klingt, ist für die Fische genau das Gegenteil. Seit es im Rheintal überall Kläranlagen gibt und tote Tiere in der Abfallverbrennung verbrannt werden ist der Rhein zu sauber. Das Wasser enthält zu wenig organische Substanzen. Diese wären das Nahrungsmittel für Krill, einem im Wasser lebenden Kleinstlebewesen. Krill wiederum ist das Hauptnahrungsmittel von Fischen. Es gibt also noch ein paar Probleme zu lösen, bis alle erwünschten Ziele zum Thema Flora und Fauna erreicht sind. Sarah Dutler, Anna Zogg Abschlussjahr:
29 6. Vergleich mit der Linth: Der Hochwasserschutz hat eine grosse Priorität bei beiden Projekten. Jedoch will dieser Schutz nicht mehr mit grossen Mauern erreicht werden. Die Raumplanung, Abbildung 14 - Linth das Bauen sowie der Unterhalt gewähren einen vollständigen und ökologischen Hochwasserschutz. Die Verfahren, Methoden und Zusammenhänge werden bei Rhesi alle genau dieselben sein wie beim Linthwerk Gemeinsamkeiten Beim Rhesi wie beim Linthwerk liegen viele gleiche Aspekte vor. Man will die Menschen rund um das Gewässer vor Hochwasser schützen. Es wird bei beiden Projekten darauf geachtet, dass Tiere und Pflanzen schadlos gehalten und Lebensräume geschaffen werden können. Fischtreppen hat man beim Linthwerk bereits erstellt. Diese werden sicherlich auch beim Projekt Rhesi von Bedeutung sein. Die Gewässer wie auch die Dämme müssen gezähmt werden. Es sind die gleichen Streitpunkte. Die Anliegen so wie die Bedürfnisse der Menschen wirken sich bei beiden Projekten gleich aus. Abbildung 15 - Linth 6.2. Unterschiede: Als Hauptunterschied wird die Dimension gesehen. Rhesi ist international und das Linthwerk national. Beim Linthwerk führte der Weg bis zum Bundesgericht, was hoffentlich beim Projekt Rhesi nicht der Fall sein wird. Fehler, welche beim Linthwerk aufgetreten sind, sollen sich beim Projekt Rhesi nicht wiederholen. Ein breiteres Denken steht im Vordergrund, was ein grosszügiges Betrachten und Schützen von Wirtschafts- und Wohnraum wie auch des Lebensraumes bedeutet. Dies wird unter anderem natürlich auch für die nächste Generation von Vorteil sein. Ein wesentlicher Unterschied auf das Ganze betrachtet ist auch, dass man heute sehr lange plant und in kurzer Zeit baut. Früher war dies ganz anders, man plante innert kurzer Zeit, doch die Umsetzung dauerte dann ca. 60 Jahre. Heute hat man andere technische Möglichkeiten im Gegensatz zu früher. Dafür waren jedoch die Verfahren schwieriger. Das als grosser Unterschied der Werke. (Zitat Regierungsrat Willi Haag) Abbildung 16 - Linth Sarah Dutler, Anna Zogg Abschlussjahr:
30 6.3. Augenschein von unserer Seite In den Herbstferien haben wir das neuerschaffene Linthwerk besichtigt, ein paar Fotos geschossen und uns unsere eigenen Gedanken darüber gemacht. Wir waren an einer Stelle bei Grinau, wo verschiedene Kanäle in die Linth fliessen. Diese Verzweigungen sind sehr interessant. Sehr idyllisch fliesst der Fluss, ganz ruhig und langsam ineinander. Die niedrige Wassertiefe und die vielen kleinen Rundbogen- Brücken machen die Stimmung fast kitschig. Auf jeden Fall fühlen sich Schwäne und Enten auf dem gemächlich fliessenden Wasser sichtlich wohl. Abbildung 17 - Linth Auch haben wir die renaturierte Stelle im Gebiet Hänggelgiessen bei Schänis besucht. Dieser Fleck sieht noch etwas kahl aus. Es liegen Baumstrunke auf dem Boden und das frisch angesäte Gras hat noch kaum zu wachsen begonnen. Es dürfte jedoch nicht schwierig sein, sich diese Stelle mit dichtem, saftig grünem Gras vorzustellen. Auch werden Bäume wachsen, welche im Sommer beim Grillieren und Plantschen am sich schlängelnden Fluss Schatten spenden. Verschiedene kleine Inseln lassen den Fluss langsamer fliessen. Dieser Ort, so denken wir, wird vor allem Menschen zur Erholung dienen. 6.4 Interview mit Willi Haag Können Sie uns zunächst etwa drei Stichworte zu Ihrer Person nennen? Mein Name ist Willi Haag. Als Regierungsrat stehe ich seit dem Jahr 2000 dem Baudepartement vor. Ich bin zuständig für den Hoch-, Tief- und Wasserbau, sowie für die Raumplanung, den Umweltschutz und die Energie. Haben sie beim Projekt Rhesi die gleichen Beweggründe und Ziele wie beim Linthwerk? Ja, ganz klar. Unser Ziel ist die Wiederherstellung des Hochwasserschutzes und wir wollen den Alpenrhein wieder naturnah fliessen lassen. Worin liegen die Unterschiede, zwischen Rhesi und dem Linthwerk? Der Unterschied ist einfach. Rhesi ist international und das Linthwerk national. Für das Linthwerk mit einer Länge von 23 km haben wir 125 Millionen Franken investiert. Nach 15 Jahren war das Werk vollendet. 10 Jahre davon hat man geplant und gestritten (lacht), 5 Jahre dauerte der Bau. Über 1 Million m/3 Erde wurde verschoben. Das Projekt Rhesi wird eine Summe von etwa 700 Millionen Franken kosten. Die betroffene Strecke wird 26km umfassen. Es muss jedoch der gesamte Alpenrhein mit einer Gesamtlänge von 93 km berücksichtigt werden. Dieses Projekt wird in rund 40 Jahren komplett fertig sein. Sarah Dutler, Anna Zogg Abschlussjahr:
31 Welches dieser Projekte beansprucht den grösseren baulichen aufwand? Das Projekt Rhesi wird den grösseren baulichen Aufwand beanspruchen. Es ist durchaus komplizierter als beim Linthwerk. Ist es schwieriger ein solches Projekt durchzuführen, wenn mehrere Länder daran beteiligt sind? Ja, das ist sehr wohl so. Man muss mit allen beteiligten Absprachen machen. Sehr viele Sitzungen müssen durchgeführt werden. Es sind von jedem Land andere Gesetze, Verfahren und Rechte zu beachten. Eine wesentliche Rolle spielt auch die Politikkultur. Welchen finanziellen Aufwand beanspruchte das Linthwerk bis jetzt? Das Linthwerk ist fertig und hat einen finanziellen Aufwand von rund 125 Millionen beansprucht. Ist der Linthkanal soweit fertig oder müssen noch Feinarbeiten vorgenommen werden? Wenn ja, war dies in den vorgesehenen Kosten einberechnet? Meister die Arbeit ist fertig, wir fahren weiter. Das ist nicht so, es müssen dauernd noch Sachen durchgeführt werden, denn es ist ja lebendig. Einige Garantiearbeiten müssen noch erledigt werden. Ich bin zurzeit sehr energisch mit der Schlussdokumentation beschäftigt. Wie sieht es mit der Vor- und Nachkalkulation aus? Sind die Differenzen gross? Die Differenzen halten sich noch in Grenzen. Es sind ca. 4-5 Millionen Franken. Im Wasserbau ist es immer schwieriger zum Kalkulieren als anderswo. Es kann durchaus sein, dass man etwas machen muss, womit man überhaupt nicht gerechnet hat. Wurden die erwünschten Ziele beim Linthwerk erreicht? Ja, mehr als das. Die Wirkung nach einem Jahr ist hocherfreulich. Der Bund wird noch weitere Berichte erstellen. Was wollen sie beim Projekt Rhesi anders machen? Diejenigen Fehler welche bei dem Linthwerk aufgetreten sind, wollen wir hier beim Projekt Rhesi nicht mehr machen. Jedoch kann es durchaus sein, dass andere Fehler bzw. Sachen auftreten können, mit denen wir nicht gerechnet haben. Gibt es keinen Ansporn, jetzt wo sich das Linthwerk bewährt hat? Doch eigentlich schon. Alle sind begeistert, haben sich von einer Führung durch das Gebiet des Linthwerkes faszinieren lassen. Nun kommen Sie jedoch mit den Argumenten, bei uns im Rheintal wird das ganz anders sein. Sie haben auch schon zu mir gesagt, dass ich mal aufhören soll, von dem Linthwerk zu reden, schliesslich kann man den Alpenrhein nicht vergleichen. Die grundlegenden Sachen sind alle genau dieselben. Sarah Dutler, Anna Zogg Abschlussjahr:
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