Lamatrekking Creux du Van, 23./24. Juni 2012, ein Erlebnisbericht

Transkript

1 Lamatrekking Creux du Van, 23./24. Juni 2012, ein Erlebnisbericht Am Samstagmorgen um 9.30 Uhr ist André mit seinen sechs Lamas in Noiraigue eingetroffen. Wir haben von der Restaurantterrasse aus bei Kaffee und Gipfeli zugeschaut, wie er sie am Rand einer Pferdewiese angebunden hat. Nach der Begrüssung und dem ersten gegenseitigen Beschnuppern halfen wir mit, die Bastsättel anzuschnallen und die Gepäckstücke in die Anhängetaschen zu füllen. André pflegt einen sehr ruhigen, einfühlsamen Umgang mit den Tieren, und jedes wurde nach seinen Kräften mit Gewicht beladen. Nach ungefähr einer Stunde machten sich fünf Kinder im Alter zwischen 8 und 13 Jahren, sechs Erwachsene und sechs Lamas in Reih und Glied auf den Weg Richtung Creux du Van. André teilte voll Vertrauen gleich zu Beginn jedem Kind ein Lama zu, das es während beider Tage leitete und begleitete. Die Kinder hatten schnell Zutrauen zu ihrem Tier und führten es stolz und zuversichtlich an. Keiko war das Leittier, Tintin machte das Schlusslicht, dazwischen liefen Piccio, James, Charly und Kaïrn. Der Aufstieg bis zur Ferme Les Oeuillons verlief ohne Zwischenfälle. Dort wurden die Lamas von ihrer Last befreit und angebunden, so dass sie ein bisschen Gras fressen und sich ausruhen konnten.

2 Wir assen unser Zmittag-Picknick aus dem Rucksack oder bestellten etwas zum Knabbern und Trinken im Restaurant. Eine Katze der Ferme gesellte sich zwischen die Kinder an den Tisch. Ein paar Leute interessierten sich für die Lamas, und André gab gerne Auskunft.

3 Dann folgte der Aufstieg mit den 14 Kurven. Öfters mussten wir anhalten, nicht wegen der Kinder, nein, wegen den Lamas, die ihr Geschäft machen mussten. Und Tintin, im Gegensatz zu den Kindern, die kein einziges Mal die Wanderlust verloren, wurde der Aufstieg zu mühsam, und er legte sich nach jeder zweiten Kurve zum Ausruhen mitten auf den schmalen Weg. André musste ihm gut zureden und ein bisschen nachhelfen, damit er seinen Hintern wieder hob. Oben angekommen bot sich uns der erste Blick auf den imposanten Creux du Van.

4 Die Lamas und Kinder warteten ungeduldig beim Stacheldrahtzaun, den André erst mit einer Zange öffnen musste, damit wir den kurzen Weg zur Ferme Le Soliat zurücklegen konnten. Unser Tagesziel war erreicht. Die Lamas bekamen ein wenig Kraftfutter und zu trinken und konnten sich dann auf einer grossen, eingezäunten Wiese bis zum nächsten Morgen vertun. Wir bezogen unser Nachtquartier im Massenlager, danach offerierte André uns einen Willkommenstrunk. Bis zum Abendessen um 19 Uhr war freie Zeit, die alle nutzten, um den Creux du Van aus der Nähe zu besichtigen, die grossartige Aussicht zu geniessen, Steinböcke zu beobachten, Fotos zu machen und im Gras liegend die Wärme der Sonne zu spüren und dem Vogelgezwitscher und Kuhglockengebimmel zu lauschen.

5 Zum Znacht versammelten wir uns wieder im Le Soliat, wo wir Salat, Kartoffelgratin, Schinken oder Tomme serviert bekamen. Über dem Jura verabschiedete sich gegen Uhr die Sonne mit einem romantischen Untergang. Im 60-Betten-Massenlager benahmen sich nicht alle Leute sehr rücksichtsvoll, doch am nächsten Morgen um 8 Uhr erschienen wir Teilnehmer und Teilnehmerinnen fit und munter zum Frühstück. André liessen wir eine halbe Stunde länger schnarchen. Die Landschaft zeigte sich zum Sonnenaufgang von der besten Seite. Wer sich vor dem Frühstück zum Creux du Van wagte, konnte einen Blick auf den in Gold leuchtenden Bielersee werfen, auf das La Sagne-Tal, auf dem ein Rest Nebel lag und auf ein grossartiges Bergpanorama. Auch die Vögel konzertierten schon, zwei junge Steinböcke spazierten vorbei und ein Eichhörnchen rettete sich auf einen Baum.

6 Am zweiten Tag war uns schon alles vertrauter, das Bepacken der Lamas und das Einreihen verliefen reibungslos. Doch die Viehherde, deren Matte wir auf dem Weg zum Creux du Van durchqueren mussten, wirkte erstaunt, einerseits rannten die Kühe aufgebracht auf uns zu, andererseits sprangen sie mit hocherhobenen Schwänzen davon. Auf dem Abstieg musste André öfters Stacheldrahtzäune mit seiner Zange öffnen, damit wir unsern Weg fortsetzen konnten. Beim Restaurant La Grand Vy tranken wir Tee und Kaffee aus wunderschönem, selbstgetöpferten Geschirr der Chefin. Unsern letzten Halt machten wir bei der Ferme Robert, wo wir nochmal Picknick assen, und die Lamas von vielen Touristen bewundert wurden.

7 Gegen 16 Uhr trafen wir wieder in Noiraigue ein, verzaubert und voll von guten Erlebnissen. Müde und auch ein bisschen traurig nahmen wir Abschied von den Lamas, die zu guten Freunden geworden sind. André hat uns mit seiner ruhigen, wohlwollenden Art auf eine unvergessliche Reise mitgenommen. Der Ausflug war für alle eine wunderbar positive Erfahrung. Noch im Bahnhof Neuenburg wurden zwei von uns angesprochen Vous êtes les demoiselles des lamas?, und auch dies nahmen wir positiv auf.

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