MARGARETEN EINST UND JETZT

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1 MARGARETEN EINST UND JETZT

2 Die Entstehung des Bezirks: Durch die Eingemeindung der 34 Vorstädte entstand 1850 der große volkreiche, schwer verwaltbare 4. Gemeindebezirk Wieden. Am stimmte die Mehrheit der Gemeinderäte einer Bezirksteilung zu. Unter Rücksichtnahme auf historisch gewachsene, soziale, wirtschaftliche und bauliche Unterschiede sowie auf die bestehenden Polizeibezirke Wieden und Margareten erfolgte eine Querteilung in einen stadtnäheren bürgerlichen 4. Gemeindebezirk Wieden, gebildet aus den Vorstädten Wieden, Schaumburgergrund und Hungelbrunn und in einen stadtferneren, von Taglöhnern bewohnten ländlichen 5. Gemeindebezirk Margareten, gebildet aus den Vorstädten Margareten, Hundsturm, Laurenzergrund, Matzleinsdorf, Nikolsdorf und Reinprechtsdorf. Am war die Angelobung des 1. Bezirksvorstehers Eduard Brandmayer und der Bezirksausschüsse.

3 Sechs Vorstädte - Ein Bezirk Nikolsdorf Hl. Nikolaus Matzleinsdorf Hl. Florian Hundsturm fantastischer Schlossturm mit Einhorn Reiprechtsdorf Reichsapfel aus dem kleinen Siegel des Bürgerspitals Laurenzergrund Röstrost, das Attribut des heiligen Laurenz Margareten Hl. Margareta von Antiochia

4 Auf dem Weg zum Großstadtbezirk: Nach der Schaffung des 5. Gemeindebezirks änderten sich dessen Grenzen, als 1874 die außerhalb des Linienwalls gelegenen Teile Matzleinsdorfs zum neu gegründeten 10. Bezirk Favoriten kamen und als 1907 das jenseits des Gürtels gelegene Neumargareten dem 12. Bezirk Meidling zugeschlagen wurde. Anfang des 19. Jahrhunderts war der stadtfernere Teil des heutigen 5. Bezirks ein weitgehend ländlicher Raum mit Wiesen, Grünanlagen, Äckern, Weingärten, Gärten und Gemüsefeldern. Die Vorstädte Wieden, Nikolsdorf, Margareten, Hundsturm und Reinprechtsdorf waren annähernd zusammengewachsen. Im stadtnäheren Bezirksteil hatten sich kleine Handwerker und Gewerbetreibende, unter anderem Bernstein- und Meerschaumdrechsler sowie Pfeifenschneider niedergelassen. Die Verbauungen der freien Flächen mit mehrstöckigen Zinshäusern im Zuge derindustrialisierung schritt durch Bodenspekulation zwecks Mieteinnahmen rasch voran. Aus dem Kleinbürgerbezirk wurde ein Arbeiterbezirk, gekennzeichnet von extremer Wohnungsnot, Bettgehertum und Obdachlosigkeit. Letztlich entwickelte sich Margareten zu einem dicht verbautem, gründerzeitlichen Großstadtbezirk.

5 Bevölkerungsentwicklung: Im Jahre 1869 lebten im Bezirksgebiet Menschen. In den darauf folgenden 30 bis 40 Jahren verdoppelte sich die Einwohnerzahl auf fast Obwohl nach dem Ersten Weltkrieg die großen Gemeindebauten entlang des Gürtels gebaut wurden, sank die Einwohnerzahl bis zur Volkszählung 2001 aufgrund der gesteigerten Wohnbedürfnisse kontinuierlich. Seitdem wird wieder eine leichte Zunahme der Wohnbevölkerung verzeichnet.margareten ist mit über Einwohnern/km² der am dichtesten besiedelte Bezirk in Wien. Daten lt. Statistik Austria Volkszählungen Dem steigenden Bevölkrungszuwachs um die Jahrhundertwende musste auch in verkehrstechnischer Hinsicht entsprochen werden. Bereits 1877 wurde die Konzession zur Errichtung einer Pferdeeisenbahnlinie von der Ringstraße zur Hundsturmerlinie erteilt, wobei man die Trasse für die Hinund Rückfahrt in verschiedene Straßenzüge legte, obwohl der Verkehr damals sicherlich noch gering war wurde die Einwölbung des Wienflusses vorgenommen.

6 Kommunaler Wohnbau in Margareten: Nach dem ersten Weltkrieg entstanden in diesem Bezirk die ersten bedeutenden kommunalen Wohnbauanlagen im Rahmen der Wohnbauprogramme der sozial-demokratischen Stadtverwaltung. Durch den Ankauf des sog. Drasche-Gürtels, der sich von Meidling bis Kaiser Ebersdorf mit einer Gesamtfläche von m2 erstreckte, auch Margaretner Gebiet umschloss, war es möglich, in geschlossener Bauweise fast den gesamten inneren Gürtel, teilweise weit in das Bezirksinnere hinein, mit großen Wohnblöcken zu verbauen. Wegen der Bauweise in großen Blöcken und weil im Gegensatz zur Vorkriegszeit die Häuser höher gebaut bzw. aufgestockt wurden, stieg die Anzahl der Häuser in dem Bezirk Anfang des 20. Jahrhunderts kaum. Wohnhausanlagen wie der Metzleinstaler-Hof als erster Wohnhausbau der Gemeinde überhaupt (1923/24), fanden über die Bezirksgrenzen hinaus Anerkennung, kamen hier doch völlig neue Gesichtspunkte hinsichtlich Wohnungsgrundriss, Bauplanung, Belichtung und Ausstattung der Wohnungen, Verbauungsgrad, Grünflächen usw. in den bisher nach rein privatkapitalistisch ausgerichteten Wohnungsbau mit seinen Zinskasernen zur Anwendung.

7 Nach dem zweiten Weltkrieg setzte sich im durch Bombenangriffe stark beschädigten Margareten die kommunale Bautätigkeit der Zwischenkriegszeit fort; vor allem die Verbauung des ehemaligen Heu- und Strohmarktes zeigte mit ihrem weithin sichtbaren 20-geschossigen Hochhaus den neuen Baustil, der sich von der früher üblichen Wohnblockbauweise mit Innenhöfen loslöste und in einer aufgelockerten Bauweise mit Einzelhäusern günstigere Belichtungsmöglichkeiten bietet. Die durch die alte Bauordnung bis zu 85% zugelassene Verbauung des Grundstücks erreicht bei den Gemeindebauten nur in Ausnahmefällen einen Wert über 50%. Die größeren Grundflächen wurden durch dazwischenliegende Grünflächen und Höfe aufgelockert. Wegen des akuten Wohnungsmangels wurden vor allem Klein- und Kleinstwohnungen zwischen 21 m2 und 50 m2 errichtet; diese Wohnungen hatten jedoch direkt belichtete Haupträume und waren mit einem eigenen Wasseranschluss und sanitären Anlagen ausgestattet. Häufig wurden die Wohnungen mit einer Loggia, einem Balkon oder Erker versehen, um den Bau architektonisch aufzulockern. Zentrale Waschküchen mit modernster Ausstattung sowie Bäder und soziale Folgeeinrichtungen wie Kindergärten und Büchereien waren ein wichtigerbestandteil der größeren Wohnblocks.