Dr. Iris Kühnl, Eichstätt AD(H)S

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1 Dr. Iris Kühnl, Eichstätt AD(H)S

2 AD(H)S Was ist das? ICD 10: F90-98: früher Beginn (erste 5 Lebensjahre) Unaufmerksamkeit Mangel an Ausdauer bei kognitiven Beschäftigungen Wenig moduliertes Verhalten Ggf. überaktives, desorganisiertes Verhalten

3 AD(H)S Was ist das? Kombiniertes Auftreten mit Impulsivität Regelverletzungen Dissoziales Verhalten Niederer Selbstwert Schulische Probleme (Lesen, Schreiben) AD(H)S ist eine reine Symptomdiagnose.

4 AD(H)S als Symptomdiagnose Es sind mehr Jungen als Mädchen betroffen Es gibt eine erhebliche Überschneidung mit anderen Störungsgruppen! Übermüdung und Reizüberflutung Über-/Unterforderung Nebenwirkung von Medikamenten Autismus Entwicklungsverzögerung Intelligenzminderung Depression Körperliche Erkrankungen Hochbegabung

5 Diagnose Erfolgt durch einen (spezialisierten) Psychiater Teilbereiche der Diagnostik Eigen-, Familien-, Fremdanamnese körperliche und neurologische Diagnostik Motorischer Entwicklungsstatus Bei Bedarf und bestimmten Hinweisen: Audiologie, Visuelle Überprüfung EEG und Laborwerte Neuropsychologische Testverfahren Leistungstests, Konzentrationstests Testung auf Teilleistungsschwächen.

6 Professionelle Hilfen

7 Verhaltenstherapie Therapien Familientherapie mit verhaltensorientierter Ausbildung Kunst-, Musik-, Reittherapie Entspannungstraining, Konzentrationstraining Medikamente Diät-Therapie Ergotherapie Neurofeedback Körpertherapien Homöopathie & Kinesiologie

8 Verhaltenstherapie Kognitive Therapie zum Erlernen von Selbststeuerung Lernen durch Konditionierung: Belohnung passenden Verhaltens Nichtverstärken von unpassenden Verhalten Eigene Ziele setzen und überprüfen Lernstrategien lernen und umsetzen

9 Kunst-, Musik-, Reittherapien Emotionale Therapien: Erlernen eines positiven eigenen Ausdrucks Spüren des eigenen Körpers Selbstwertsteigerung Entspannung Lernen auf andere (Menschen oder Tiere) angemessen zu reagieren, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen

10 Entspannungs- und Konzentrationstrainings Entspannungstraining: Kombination von Kognition und Emotion Konzentrationstraining: An Lernstrategien orientiert, vermittelt vor allem eine bestimmte Arbeitshaltung Erlernen innerer Zustände, wie Entspannung oder Konzentration Dauerhafte Übungseinheiten nötig Erhöhung der Selbstkontrolle

11 Medikamente Methylphenidat Ritalin, Medikinet, Equasym, Concerta Atomoxetin Strattera

12 Metylphenidat/Ritalin - Name Ritalin geht auf die Ehefrau des Erfinders Leandro Panizzon (1944) zurück. - Dopamin-Wiederaufnahme-Hemmer - Ist als Medikament dem Betäubungsmittelgesetzt unterstellt. - Dosis wird einschleichend begonnen und schrittweise erhöht. - Wirkdauer 1 12 Stunden, danach können Nebenwirkungen einsetzen.

13 - Wird bei ADHS und Narkolepsie eingesetzt. - Ab 6 Jahren, nachdem andere Therapien nicht wirken. Ausschließliche medikamentöse Behandlung gilt als unsachgemäß. - Die Anwendung von Metylphenidat wurde 2006 nach einem europäischen Risikobewertungsverfahren europaweit eingeschränkt. - Früher wurde Metylphenidat nur an Schultagen empfohlen.

14 Nebenwirkungen Körperlich: - Wachstumsverzögerung - Bauchschmerzen, Erbrechen - Spannungskopfschmerz, Schwindel - Muskelzuckungen Psychisch: - Hyperaktivität und Nervosität - Schlafstörungen - Depressionen, Stimmungsschwankungen - Suizidalität

15 Dosierung: Langfristig Strattera Wirkung stellt sich nach bis zu 6 Wochen ein Insgesamt wirken Antidepressiva aber nur in ca. 70% aller Fälle. Wird v.a. verordnet, wenn Metylphenidat nicht wirkt. Nebenwirkungen: - Leberschädigungen, erhöhter Bilirubinwert - Erhöhtes Risiko von Aggressivität und Suizidalität

16 Medikamente Helfen, dass Alltag wieder möglich wird. Sollten nur eingenommen werden, in extremen Fällen. mit dauerhafter therapeutischer Begleitung. zeitlich begrenzt. Medikamente sind keine Wunderpillen, es sind Psychopharmaka, die vor allem langfristig sehr problematisch wirken.

17 Diäten Die Ernährung hat langfristig einen massiven und meist unterschätzten Einfluss auf Verhalten und Konzentrationsfähigkeit. Speziell für AD(H)S wurden verschiedene Diäten entwickelt: Feingold-Diät (70iger - keine Zusatzstoffe) Hafer-Diät (80iger kein Phosphat) Oligo-antigene Diät (Egger, 90iger keine Farb- und Konservierungsstoffe, keine Allergene) Fettsäuren-Zufuhr

18 Fördernde Ernährung Positiv: OMEGA 3 Fettsäuren Vitamin B Komplex Mineralstoffe Wasser Negativ: Keine Transfette, möglichst wenig Omega-6-Fette Zucker und Kohlenhydrate Konservierungsmittel (incl. Pökelsalz) Geschmacksverstärker

19 Bei Kindern mit Konzentrationsproblemen und größerer motorischer Unruhe gilt: - Allergien und Unverträglichkeiten testen (Milch, Fruchtzucker, Gluten, ) - Mineralstoffhaushalt testen - Zucker insgesamt deutlich bis ganz reduzieren. - Omega-3 Fette zuführen (Nüsse, Olivenöl, Leinsamen) Die Wirkung tritt langsam (nach ca. 6 Monaten) und schleichend ein.

20 Weitere Therapien Ergotherapie und andere Körpertherapien, wie Cranio Sacral, Mikrokinesi-Therapie, Neuro-feedback (Operante Konditionierung auf Basis eigener Gehirnwellen) Homöopathie als Konstitutionsbehandlung Kinesiologie als Brain Gym und als Therapie zum Lösen emotionaler Traumata

21 Der Therapiedschungel Bleiben Sie offen für andere Deutungen. Es sind immer mehrere therapeutische Säulen nötig: 1. Alltag verändern: Reize eindämmen, Bewegung, Ernährung 2. Mind. eine Therapie für Selbstwert und den Umgang mit der Situation und den eigenen Gefühlen 3. Überprüfen der Erziehungsroutinen

22 Tipps zum Umgang mit AD(H)S Verantwortung für die eigenen Gefühle übernehmen. Das eigene Auftreten. Konkrete Maßnahmen Selbstschutz

23 Verantwortung für die eigenen Gefühle übernehmen 1. Es gibt keine Schuld! 2. Bleiben Sie der Große / die Große!

24 Der Große sein Sie sind der/die Große/r - Verantwortung für sich und eine Teilverantwortung für Kind - Gestaltung des Familienoder Schulsystems - Fürsorge - Überblick - Respekt vor der Individualität des Kindes - Recht zu bestimmen Das Kind ist der/die Kleine - Entfaltet seine Fähigkeiten - Darf an seinen Gefühlen wachsen - Bestimmt nicht über das Familien- oder Schulsystem - Trägt die letztliche - Verantwortung für sich selbst

25 Das eigene Auftreten 1. Klarheit: Missstände klar ansprechen. Ausreden nicht gelten lassen. 2. Liebevoll loben und sachlich kritisieren 3. Möglichst wenig Regeln und erreichbare Ziele 4. Offenheit bzw. Verständnis für die Situation und Einschätzung weiterer Erziehender Wie geht es Ihnen damit?

26 Konkretes Tun 1. Reizreduzierung 2. Entspannung / zur Ruhe führen 3. Gefühle thematisieren 4. Erziehen durch natürliche Konsequenzen 5. Vertrauen signalisieren 6. Zuschreibungen vermeiden 7. Schwierige Situationen dosiert einfließen lassen. 8. (Zukunfts-)drohungen vermeiden

27 Reizreduzierung - Vermeidung ständiger Hintergrundgeräusche - Vermeidung großer Lautstärke - Begrenzung von Fernseh- und PC-Spielzeiten - Vermeidung jeglicher aufputschender Lebensmittel, wie Cola!

28 Ruhe fördern - Eigene Gesprächslautstärke beachten - Lesen oder Vorlesen - CD hören - Spazieren gehen - Kuscheln - Ruhige Spiele spielen - Massieren mit Massageball etc.

29 Gefühle thematisieren Deuten eigener und fremder Gefühle Positive Momente benennen Empathie üben Gefühle aushalten lernen als Begleiter und Betroffener

30 Erziehen durch Konsequenzen Grundidee: Menschen lernen aus Erfahrung. Liebevoll begleiten und Folgen tragen lassen: Finanzielle Folgen Lebenspraktische Folgen Emotionale Folgen Nicht Entschuldigen ist wichtig, das Anerkennen der Folgen sollte im Mittelpunkt stehen.

31 Selbstschutz 1. Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen 2. Sich selbst regelmäßig stärken 3. Sich positiv abgrenzen

32 Für Freude und Erfolg beim Lernen! Learn & Relax bietet sanfte und effektive Hilfe bei allen Lernproblemen: AD(H)S, Legasthenie, Dyskalkulie, Schul- oder Prüfungsangst u.v.m. Darüber hinaus bietet Learn & Relax auch Lernkurse an Schulen sowie Seminare zu unterschiedlichen pädagogischen Themen an. Informieren Sie sich auf der Homepage: